Länderberichte SCHWEDEN:

Hier findet Ihr "europaweite" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Ländern aufgeteilt.
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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

In Österreich braucht es für kein Verbrechen einen Beweis (ich weiß das dies provokant formuliert ist, aber ich bin mir hier sicher. Ich kenne unzählige verbriefte Fälle, wo mehr oder weniger Willkür ein Urteil ermöglicht haben - wobei dies jetzt nicht heißen soll, dass ich Anarchie predige, bzw. die Gesetzgebung ablehne - nur, für sehr stark renovierungsbedürftig halte ich sie schon) - es genügt, wenn "ein Gericht zur Ansicht kommt"

Zurück zu Schweden: Wie hier genau der Gesetzgeber definiert, was bewiesen sein muss um als bewiesen zu gelten habe ich natürlich keine Ahnung - da wird unser JayR wesentlich mehr darüber wissen. Aber alleine die Tatsache, dass die Möglichkeit besteht erschüttert mich.

Christian

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JayR
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Beitrag von JayR »

Was da genau bewiesen werden muss, weiss ich auch nicht genau. Es sind meines Wissens auch nur relativ wenige Kunden verurteilt worden. Die meisten begnügen sich mit einem administrativ verhängten Bussgeld.

Das ist auch nicht der springende Punkt.
Das Gesetz hat eine psychologische Wirkung.
Der Kunde bekommt einen Bussgeldbescheid gegen den er natürlich klagen kann. Was tut er also? In aller Stille bezahlen oder in aller Öffentlichkeit vors Gericht?

Ausserdem werden ihm seit einiger Zeit die Bussgeldbescheide nach Hause geschickt. Was wird die Ehefrau wohl denken?

Und dann ist da natürlich eine massive Propaganda in der Presse, die jeden kleinen Vorfall zum Skandal hochspielt. Nicht unbedingt das, was mann sich wünscht.

Hier ist ein recht guter Artikel auf deutsch, der die Situation in Schweden beschreibt.
http://www.fair-paysex.de/schweden.htm

Weiss irgendwer etwas über die Initiative Fair Paysex?
Das ist das erste Mal, dass ich auf die stosse.

sixela
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Beitrag von sixela »

Zwerg hat geschrieben:In Österreich braucht es für kein Verbrechen einen Beweis (ich weiß das dies provokant formuliert ist, aber ich bin mir hier sicher. Ich kenne unzählige verbriefte Fälle, wo mehr oder weniger Willkür ein Urteil ermöglicht haben - wobei dies jetzt nicht heißen soll, dass ich Anarchie predige, bzw. die Gesetzgebung ablehne - nur, für sehr stark renovierungsbedürftig halte ich sie schon) - es genügt, wenn "ein Gericht zur Ansicht kommt"

Christian
Lieber Christian, ich weiß nicht welche Erfahrungen du oder Bekannte von dir mit Gerichten gemacht hast/haben, aber anders als dadurch, dass ein Gericht "zur Ansicht kommt", können in einem Rechtsstaat natürlich keine Urteile zustande kommen. Wer anders als ein Gericht soll die Letztentscheidung über einen Fall treffen? Und dabei ist eben die "freie Beweiswürdigung" des Richters eines der wesentlichsten Instrumente (ein schönes Beispiel dafür ist der Fall Sinowatz - Matysek vor 20 Jahren in der Waldheim-Affäre).

Aber ebenfalls zurück zu Schweden: Also ich kann mir schon vorstellen, dass eine Terminvereinbarung mit einer Escortagentur, die über ihren eigentlichen Zweck keinen Zweifel lässt, als "Beweis" gelten könnte. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass die Polizei Augenzeuge des Geschlechtsakts und der vorhergehenden oder anschließenden Geldübergabe sein muss, um Prostitution nachzuweisen.

Wobei es nach meinen Informationen stimmt, was JayR sagt - es gab offenbar erst einen einzigen Fall strafrechtlicher Verurteilung eines schwedischen "Freiers", das Gesetz dient hauptsächlich zur Abschreckung. Wobei ich fürchte, dass genau dieser von der Paysex-Initiative (kenne ich auch nicht, sieht aber nach einer Gruppe "Berliner Huren" aus?) beschriebene "Circulus vitiosus" - Independents werden in die Nachbarländer verdrängt, die echte Zwangsprostitution bleibt übrig - den fehlgeleiteten Feministinnen sehr zupass kommt. "Na seht ihr, so läuft das in Wirklichkeit bei uns", werden sie sagen.

Danke, @JayR für den Link, der lässt sich bei künftigen Argumentationen sehr gut verwerten.
Die Welt ist umso freier, je weniger Religion und je mehr Sex praktiziert wird

Ellena
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Beitrag von Ellena »

Lieber @ JayR ich möchte mich für diesen Link auch herzlich bedanken...eine übersichtliche Information
.. bringt Licht in diese Sache ..

Sehr aufschlussreich, wie Gesetze umgesetzt werden, und wie die Situation für Sexworker und Kunden nicht wünschenswert ist.
Liebe Grüße nach Denmark
Ellena
* Freu mich dich jetzt öfter bei uns zu lesen**
Nimm deine Mitmenschen wie sie sind,-
denn es gibt keine Anderen.... ; )

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Beitrag von JayR »

Das gehört eigentlich nicht in die schwedische Ecke, aber ich habe Fair-Pay-Sex mal über die Angaben im Impressum gegooglet und habe Folgendes gefunden:
Liebesschule http://www.liebesschule-berlin.de/index.htm
Wellnessmassagen http://www.citywellness-berlin.de/

Hier ist ein ganzheitliches Konzept, wo Sexarbeit viel breiter verstanden wird als üblich.
Müsste eigentlich in einem neuen Thread aufgegriffen werden

liebe Ellena, danke für die Grüsse. Ist doch ganz schön im Exil *GG*

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Beitrag von Zwerg »

JayR hat geschrieben: Hier ist ein recht guter Artikel auf deutsch, der die Situation in Schweden beschreibt.
http://www.fair-paysex.de/schweden.htm

Weiss irgendwer etwas über die Initiative Fair Paysex?
Das ist das erste Mal, dass ich auf die stosse.
Hi JayR

Ich wurde Gestern bei meinem Besuch bei Madonna e.V. in Bochum auf fair-paysex.de aufmerksam gemacht - habe einmal eine Mail gesandt und um Kontaktaufnahme gebeten....

Den von Dir genannten Link habe ich auch auf der Sexworker Zeitung veröffentlicht.

Ist absolut lesens- und empfehlenswert - Danke!

Christian

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Beitrag von JayR »

In der Süddeutschen Zeitung erschien heute ein Bericht, der die Lage in Schweden auch gut beschreibt.

"Frauen sollen wissen, was ihre Männer tun"

In Schweden ist käuflicher Sex seit 1999 gesetzlich verboten, doch der Erfolg des Modells bleibt umstritten. Jetzt drohen Freiern auch in Norwegen strenge Strafen.

Post von der Polizei beendete die Beziehung. Als Lisa Strand (Name geändert) den Brief öffnete und dadurch erfuhr, dass ihr Mann bei einer Prostituierten war, warf sie ihn aus der gemeinsamen Wohnung in Stockholm. Die Polizei sah das gelassen.

"Die Frauen sollen wissen, was ihre Männer tun‘‘, sagte Ewa Carlenfors von der Sonderkommission Prostitution. "Im Gegensatz zu früher schicken wir den Freiern die Vorladung zum Verhör jetzt immer nach Hause.‘‘ Sexkäufer, meinte sie, bräuchten wohl "kein extra Entgegenkommen".

Süddeutsche Zeitung
http://www.sueddeutsche.de/,tt9m3/panor ... 59/127951/

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Tack och adjö

Beitrag von JayR »

Dieser Thread fing mit dem Titel an: „Ein Blog wird gesperrt - Zensur im wirklichen Leben“

Jetzt hat Isabella ihren Blog selbst geschlossen und wird sich zukünftig völlig aus der Prostitutionsdebatte heraushalten.

Isabella war sehr aktiv und hat sich nicht gescheut die Befürworter des schwedischen Models beim Namen zu nennen und ihre absurden Argumente und Lügen aufzuzeigen.
Lies about sexwork in Sweden

In einem Kommentar droht die Journalistin Johanna P. Altenstedt Isabellas Identität zu veröffentlichen.


Um die ihre zwei Kinder zu schützen und sie nicht in die Geschichte hineinzuziehen, hat Isabella sich entschlossen, sich aus der Debatte zurückzuziehen.

Tack och adjö

Damit wurde eine der wichtigsten SexarbeiterInnen-Stimmen in Schweden mit unfairen Mitteln, gegen die Isabella sich nicht verteidigen kann, zum Schweigen gebracht.

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Re: Tack och adjö

Beitrag von Zwerg »

JayR hat geschrieben:In einem Kommentar droht die Journalistin Johanna P. Altenstedt Isabellas Identität zu veröffentlichen.
Manche Postings stimmen mich sehr traurig - aber auch zornig... - hast Du selbst noch Kontakt zu Isabella? Falls "ja" übermittle ihr bitte unseren Respekt und unser Bedauern über das, was ihr widerfahren ist, aus.

Ich frage mich manchmal, in welchem Jahrhundert wir leben

Christian

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Tack och adjö

Beitrag von JayR »

Ich habe Kontakt zu Isabella und habe die Grüsse weitergeleitet.

Die Sache ist natürlich auch von anderen bemerkt und kommentiert worden.
http://www.xingfu.se/blogge/posts/07/09 ... -en-blogg/
http://www.louisep.com/node/1656
http://opassande.se/index.php/2007/09/2 ... yttra-sig/
http://luder.smartlog.dk/svensk-journal ... post113287

LG JayR

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Beitrag von Zwerg »

Könntest Du als Kenner der Geschichte ein paar Zeilen für unsere Zeitung verfassen? - Ich denke, dass auch deutschsprachige SexarbeiterInnen darauf aufmerksam gemacht werden sollen, was da im hohen Norden abgeht...

Christian

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JayR
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Beitrag von JayR »

Könnte ich... morgen
JayR

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Beitrag von Zwerg »

Danke - wann immer Du Zeit findest..

christian

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Marc of Frankfurt
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Drohmittel Zwangsouting

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Das ist echt der Hammer, wie Sexworker zum Schweigen gebracht werden.

Da wollen Radikalfeministinnen dann nicht mehr für den Schutz einer Frau und deren Kinder eintreten? Wenn das nicht hinter die Maske ihrer ideologischen Rethorik blicken läßt.





Abermals wird das Stigma bewußt instrumentalisiert.

In einem solchen Konflikt erhellt sich, wie das Stigma gezielt von einflußreichen Kreisen im Bedarfsfalle eingesetzt wird.
Eingesetzt um die Ohnmacht von SW herzustellen, die auf Anonymität zum Privatschutz nunmal in besonderer weise angewiesenen sind.
Aber es soll ihr Vordringen in die bürgeliche Sozialordnung oder den politischen Diskurs verhindert werden, wo allerdings in weiten Bereichen Doppelmoral vorherrscht.
Denn SW wird regelmäßig konsumiert aber nicht akzeptiert.

SW werden in einer ständigen Bedrohungssituation eines möglichen Zwangsouting und der Verfolgung durch den Mob gehalten, wenn sie nicht kuschen.

Das ist eine bisher nicht angeprangerte Variante von Zwangsprostitution.

Das ist die sogenannte "Falle Prostitution" ('Einmal Hure immer Hure' und nur Hure bitteschön und nicht aufmucken).





Wann kommt der Aufstand ihrer Sponsoren?
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=23994#23994





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 25.09.2007, 13:12, insgesamt 2-mal geändert.

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Tack och adjö

Beitrag von JayR »

Zunächst soll ich von Isabella grüssen. Sie bedankt sich für die Unterstützung.

Dann kommt ein kurzer Bericht darüber, was passiert ist. Das ist natürlich nur ein ganz kleiner Teil einer langen Auseinandersetzung, von der ich auch nur Bruchstücke mitgekriegt habe und die man sicher aus vielen verschiedenen Winkeln betrachten kann.

Vielleicht kommt ja eine offizielle Erklärung im ICRSE-Netwerk, die Marc dann hier bringen kann.

*******

Tack och adjö

Isabella Lund, die schwedische Sexarbeiterin und unermüdliche Vorkämpferin für die Rechte der Sexarbeiter in Schweden ist verstummt.

Seit einem Jahr hat sie in ihrem Blog ‚Att arbeta som Escort’ das schwedische Modell, das die Freier bestraft, angeprangert und über die negativen Folgen für die Sexarbeiter berichtet.

Sie hat sich weiter vorgewagt in der Debatte als andere Sexarbeiter in Schweden, hat Artikel in der Presse veröffentlicht und ist im Radio und TV aufgetreten.

Alles war möglich unter dem Pseudonym Isabella Lund um sich selbst und ihre Kinder vor Angriffen zu schützen.

Einen Vorgeschmack darauf was passiert, wenn ihre Identität bekannt wird, hat sie aber doch in Form von hasserfüllten Mails und ebenso hasserfüllten Angriffen in ihrem Blog und anderen Blogs bekommen.

Hier haben sich besonders die EU-Parlamentarikerin Maria Carlshamre (Feministiskt Initiativ) und ihre ehemalige Mitarbeiterin die Journalistin Johanna Parikka Altenstedt durch Unredlichkeit, Intoleranz und Personangriffe hervorgetan. Besonders Altenstedt scheint die Anonymität von Isabella Lund ein Dorn im Auge zu sein, wie man es in mehreren Beiträgen in ihrem Blog lesen kann.

Letzte Woche brachte das schwedische Radio eine Diskussion mit Isabella Lund und Maria Carlshamre, in der Isabella Lund sehr gut abgeschnitten haben soll.
In dem Blog-Beitrag darüber, in dem Isabella auch über ihre Erfahrungen mit Johanna Parikka Altenstedt berichtet, kommt es dann zu einem Kommentar von Altenstedt.
Sie beschwert sich darüber, in die Debatte hineingezogen zu werden und droht damit Isabellas Identität zu veröffentlichen, wie sie es zuvor schon mit anderen getan hat.

Gegen solch eine Drohung kann Isabella sich nicht verteidigen. Sie ist auf ihre Anonymität angewiesen, in einem gesellschaftlichen Klima, in dem Sexarbeiter bedroht, verfolgt und angegriffen werden.

Sie hat daher die Konsequenz gezogen, sich aus der öffentlichen Debatte zurückzuziehen.
Es geht ihr hauptsächlich darum, ihre zwei Kinder zu schützen.

Das ironische daran ist, dass Altenstedt sich in ihrem eigenen Blog für die Rechte von Kindern einsetzt.

Eine der wichtigsten Stimmen für die Rechte der Sexarbeiter in Schweden ist damit mit unfairen Mitteln zum Schweigen gebracht worden.

Mittel, die wohl nur dann nötig sind, wenn man einer sachlichen Auseinandersetzung nicht gewachsen ist, weil die ‚feministisch’ ideologischen Argumente nicht mit der Wirklichkeit der Sexarbeiter übereinstimmen.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

@JayR

Vielen Dank für Deine Zeilen! Der Artikel wurde auf http://zeitung.sexworker.at/?p=154 veröffentlicht.

Solltest du etwas in Erfahrung bringen, wie wir Frau Lund helfen bzw. unterstützen können, so teile es uns bitte mit.

Christian

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JayR
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Beitrag von JayR »

Ganz offensichtlich hinke ich ein ‚wenig’ den Ereignissen hinterher.
Aber zu meiner grossen Freude habe ich gerade entdeckt, dass Isabella wieder seit einer Woche dabei ist.

Isabella hat einige Telefonate mit Johanna Parikka Altenstedt geführt.
Sie ist nicht daran interessiert, Isabella’s Identität zu veröffentlichen.
Ausserdem haben die beiden sich darauf geeinigt, sich in Zukunft gegenseitig in Ruhe zu lassen.

:blob1 JayR

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Beitrag von annainga »

das liest sich wunderbar @jay

ich freu mich mit dir / mit isabella!

irgendwie sehe ich es auch als kleinen stein in die richtung, dass ..... sich manche probleme doch lösen lassen.

liebe grüße, annainga

sixela
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Beitrag von sixela »

http://www.thelocal.se/article.php?ID=3 ... 164f5ba868

Hier ist ein Artikel über diese famose "Feministin" Maria Carlshamre.

Sie wurde 2005 wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten strafrechtlich verurteilt, und ist daraufhin von den Liberalen zu diesen obskuren Feministen geflüchtet. Dass es die Libealen mit ihr nicht mehr ausgehalten haben, ehrt diese Gruppe jedenfalls.

Vielleicht ist ihr wütender Kampf gegen die Sexarbeit ja eine Art Ersatzhandlung für ihr bisheriges politisches und wirtschaftliches Versagen.

Edit: in der Parlamentsfraktion der Europäischen Allianz der Liberalen und Demokraten für Europaist sie immer noch vertreten. Schande über die ALDE
Die Welt ist umso freier, je weniger Religion und je mehr Sex praktiziert wird

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PROSTITUTIONSVERBOT IN SCHWEDEN

Beitrag von annainga »

PROSTITUTIONSVERBOT IN SCHWEDEN
"Glückliche Huren gibt es nicht"
Von André Anwar, Stockholm

Das Prostitutionsverbot in Schweden zeigt Wirkung: Die Zahl der Huren und der Menschenhandel haben deutlich abgenommen. Den Frauen wird beim Ausstieg aus der Szene geholfen, die Ächtung des Kaufs sexueller Dienstleistungen bereits im Grundschulunterricht vermittelt.

Stockholm - Es ist 21 Uhr auf Stockholms Straßenstrich. Hier an der Malmskillnadsgatan standen früher viele Frauen. An diesem Abend sind es nur drei. Es passiert lange nichts. Dann kommt ein älterer Mann mit Schnapsfahne die Rolltreppe aus der U-Bahnstation Högtorget hoch. Er bleibt bei einer der Frauen stehen. Nur kurz. Dann geht die Hure los und lotst den Freier in gehörigem Abstand an einen abgelegenen Ort.

Prostituierte in der Malmskillnadsgatan: Stockholm hat heute nur noch knapp über 100 aktive Frauen
Die Vorsicht ist angebracht. Bis zu sechs Monate Haft drohen dem Freier, falls die beiden von der Polizei erwischt werden.

Denn in Schweden gilt ein weltweit einmaliges Gesetz: Kauf und Vermittlung von sexuellen Diensten sind verboten, während der Verkauf von Sex legal bleibt. Zuhälter müssen mit bis zu sechs und Frauenhändler mit bis zu zehn Jahren Gefängnis rechnen. "Es geht darum, die Nachfrageseite, die Freier, zu kriminalisieren und nicht darum, seelisch und körperlich ausgenutzte Frauen hinter Gitter zu bringen", sagt der Stockholmer Kriminalinspektor Jonas Trolle.

Umstritten ist dieses Gesetz in Schweden heute kaum noch. 80 Prozent der Bevölkerung teilen die Ansicht des Polizeibeamten Trolle. Als das Sex-Kaufverbot 1999 durch eine Mehrheit aus Sozialdemokraten, Grünen und Linken im schwedischen Reichstag verabschiedet wurde, widersprachen vor allem konservative Parlamentarier. Sie gaben zu bedenken, dass ein solches Verbot die Prostitution in den Untergrund verdrängen und den Frauen das Leben erschweren würde.

Weniger Prostituierte

Doch die Bilanz kann sich sehen lassen. "Wir haben heute deutlich weniger Prostitution als unsere Nachbarländer, auch wenn wir berücksichtigen, dass ein Teil im Verborgenen geschieht", sagt Trolle. "In Stockholm sind nur noch zwischen 105 und 130 Frauen aktiv - Internet und Straßenstrich zusammengenommen. In Oslo sind es 5000."

Kaum ein EU-Land hat heute weniger Probleme mit Menschenhandel. Laut Polizei werden heute 400 bis 600 Ausländerinnen im Jahr zur Prostitution nach Schweden gebracht. Im nur halb so großen Finnland sollen es zwischen 10.000 und 15.000 Frauen sein. Erleichtert wird hier der Menschenhandel durch die Nähe zu Russland und den baltischen Ländern. Jetzt wird dort über ein Gesetz nach schwedischem Muster nachgedacht. Ebenso in Norwegen: Die regierende Arbeiterpartei will auf diese Weise den Handel vor allem mit Frauen aus Nigeria bekämpfen.

Trotz des Prostitutionsgesetzes werden in Schweden überraschend wenig Strafen ausgesprochen. Zwar gibt es jedes Jahr für ein paar Zuhälter mehrjährige Gefängnisstrafen. Freier kamen aber bislang mit Geldbußen und einem Eintrag im Führungsregister davon. "Es ist schwer, den Sexkauf zu beweisen. Freier müssen auf frischer Tat ertappt werden", sagt Trolle. Zudem habe es auch im Polizeikorps eine Weile gedauert, bis das Gesetz akzeptiert war. "Aber inzwischen haben die meisten Beamten eingesehen, dass Prostitution kein normales Geschäft ist." Die Zahl der verurteilten Freier stieg von elf im Jahr 1999 auf 108 im Jahr 2006.

Das Sex-Kaufverbot soll auch ein gesellschaftliches Umdenken bewirken: In jeder Grundschule lernen die Kinder, dass es unrecht ist, Frauen für Sex zu kaufen. "Die kommende Generation in Schweden wird so etwas für noch viel seltsamer halten als wir es heute tun", glaubt Kriminalinspektor Trolle.

Der Alltag ist für die Huren gefährlicher geworden

Die meisten Prostituierten lehnen die Kriminalisierung ihrer Freier ab. Sie fühlen sich in Opferrollen gepresst und sich ihrer Lebensgrundlage beraubt. Zum Beispiel Johanna*: Die 35-Jährige ist drogenabhängig und eine der Frauen, die ihre Dienste auf der Malmskillnadsgatan anbieten. Meist am Ende des Monats. Denn Heroin ist teuer. Für Sex im Auto nimmt sie umgerechnet 55 Euro. Dass die Kunden wegbleiben, mindert ihre Wahlmöglichkeiten: "Wenn wie heute Abend Flaute ist, gehe ich auch mit jemandem mit, der harte Sachen verlangt und kein Kondom benutzen will. Ich brauche das Geld", sagt sie.

Ähnlich geht es Lisa*, einer Frau im südschwedischen Malmö: "Das Geschäft ist gefährlicher und härter geworden. Mehr Konkurrenz und mehr Gewalt", sagt die 38-Jährige, die seit zwölf Jahren auf der Straße arbeitet und manchmal im Malmöer Entzugsheim "Minnesota" wohnt. Sie kennt die Zeit vor und nach dem Sex-Kaufverbot. "Die netten Kunden haben Angst, ertappt zu werden. Übrig geblieben sind die Gestörten, mit denen man richtig weit raus fahren muss, damit die sich sicher vor der Polizei fühlen. Dort ist man ihnen dann ausgeliefert."

Mehr Hilfe für Frauen

Pflegekräfte sehen das Sex-Kaufverbot mit gemischten Gefühlen: "Fälle von Misshandlung und Vergewaltigung haben deutlich zugenommen. Auch Geschlechtskrankheiten treten wieder häufiger auf bei den Strichmädchen, weil sie wegen der wenigen Freier zu Verkehr ohne Kondom gezwungen werden", sagt etwa Helena Cewers. Die Krankenschwester arbeitet seit über fünfzehn Jahren in einer Aufnahmestation für drogenabhängige Frauen in Malmö und kennt nahezu alle Stricherinnen der Stadt.

Noch vor ein paar Jahren war Cewers radikal gegen die Kriminalisierung der Freier. Denn die Maßnahme sei am Anfang einseitig auf die Kunden gerichtet gewesen, ohne den Strich-Frauen dabei zu helfen, mit der massiv veränderten Situation klarzukommen. "Da wurde nur über Verbote und Strafen geredet und nicht über deren Auswirkungen für die Mädchen", sagt die Krankenschwester. "Inzwischen wird aber endlich mehr für die Mädchen getan. Es gibt mehr Sozialdienste, die Prostituierten aktiv helfen, aus ihrem Dilemma herauszukommen." Auch Entzugsprogramme mit Methadon und Ähnlichem seien nun schneller für Prostituierte zu bekommen.

Jetzt ist auch die Krankenschwester im Prinzip für das Sex-Kaufverbot. Für sie gehört Prostitution abgeschafft. "Es stimmt: Glückliche Huren gibt es nicht. Die meisten, die ich im Laufe der Jahre hier kennengelernt habe, wurden schon in ihrer Jugend durch Verwandte sexuell missbraucht und haben große psychische Probleme", sagt sie. "Da ist wenig Freiwilligkeit." Wer länger dabei ist, nehme Drogen oder Beruhigungsmittel. "Das ist kein normaler Beruf. Ich wünsche allen, dass sie da wieder rauskommen."

*Name geändert



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