welche psychische Probleme drohen SexarbeiterInnen?

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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Zwerg
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welche psychische Probleme drohen SexarbeiterInnen?

Beitrag von Zwerg »

Heute Morgen erhielt ich folgende Mail - meine Antwort darauf poste ich hier im Anschluss daran

------------- Mail an mich durch Kontaktformular ----------
Mit welchen Problemen psychologischer Natur haben Prostituierte (speziell mit Beginn ihres Berufes, aber auch im allgemeinen) zu kämpfen. Meinen Informationen nach ist es für viele nicht leicht diesen Berufsweg zu beschreiten. Diese Frage entstammt meiner Neugier.

MfG, Christoph

P.s.: Ich hätte keine Probleme damit, wenn diese Frage und eine eventuelle Antwort in irgendeiner Form veröffentlicht wird.

Als antwort wäre ich auch mit einem passenden Link zufrieden (falls ich nur zu ungenau bei der Suche war).

P.p.s.: Ich finde diese Seite sehr gut, auch wenn der Inhalt (meiner Meinung nach) recht beschränkt ist. Auch ich bin für freiere Prostitution oder im Allgemeinen für freiere Sexualität, was aber durch unsere Kultur und unsere Moralvorstellungen verhindert wird.

------------ Mailende --------------


Ich habe mir für die Beantwortung dieser Frage Zeit gelassen, da ich

Erstens die Erfahrung gemacht habe, dass diese Frage öfters von Außenstehenden gestellt wird und ich mir die Antwort überlegen wollte

und Zweitens: Meine Emotionen, die ich bei dieser Frage unweigerlich verspüre zuerst dämpfen wollte

Warum Emotionen?

Es wird nicht gefragt, ob man als SexarbeiterIn mit psychischen Problemen zu rechnen hätte, sondern man fragt "mit welchen psychischen Problemen hat.."

Diese Art der Fragestellung beinhaltet, dass der Fragende annimmt, dass SexarbeiterInnen auf jeden Fall psychische Probleme haben müssten und wird auf Grund der damit verbundenen Diskriminierung (SexarbeiterInnen haben generell psychische Probleme) von mir abgelehnt und zurückgewiesen!

Ich will aber dem Fragenden zu Gute halten, dass ihm dieser Umstand vielleicht nicht bewusst war - und ich bin deshalb bereit die Frage - in abgewandelter Form - aus meiner Sicht der Dinge, zu beantworten.

Geänderte Fragestellung: Worauf sollten SexarbeiterInnen (speziell zu Beginn Ihrer Tätigkeit) besonders achten - oder andersrum: Worauf mache ich SexarbeiterInnen aufmerksam, wenn sie mich auf Grund meiner Tätigkeit, um Rat fragen.

Für mich persönlich ist es, auf Grund der derzeitigen Lage und der gesetzlichen Bestimmungen, wichtig darauf hinzuweisen, dass die jenige Person, die Sexarbeit ausüben möchte, sich bewusst sein muss, dass Sexarbeit von Teilen der Gesellschaft abgelehnt wird. Dies führe ich nicht zuletzt darauf zurück, dass (speziell in Österreich) es nicht einmal der Staat (bisher) geschafft hat, sich von Doppelmoral zu befreien - als Beispiel führe ich hier die Steuerpflicht - und gleichzeitig die Tatsache an, dass es für eine SexarbeiterIn unmöglich ist ihren Lohn einzufordern, weil das Gericht Sexarbeit als "unsittlich" einstuft. Diese heuchlerische Doppelmoral ist auch auf anderen Seiten spürbar und dessen sollte man sich bewusst sein.

Weiters: Viele der SexarbeiterInnen sind Frauen - jede Frau wird schon einmal alleine durch die Tatsache dass sie Frau ist Nachteile erfahren haben. Als SexarbeiterIn werden diese Nachteile von Teilen der Gesellschaft zusätzlich potenziert, weil der Begriff "Frau" nunmehr mit "unmoralischer Frau" ersetzt werden kann. Zum Glück findet meines Erachtens schön langsam ein Umdenken statt - aber bis es so weit ist, dass Sexarbeit "wertfrei" betrachtet werden kann, muss Frau sich dessen bewusst sein. Die andere, meines Erachtens um nichts bessere Variante ist, dass "Frau" nicht als "unmoralisch", sondern generell als "Opfer" gesehen wird. Auch hier wird eine, jeglicher Grundlage entbehrende, Diskriminierung ausgesprochen und dies bisweilen ohne, dass es dem Jenigen, der die Diskriminierung begeht, bewusst ist.

Der obige Absatz soll jetzt aber nicht heißen, dass männliche Sexarbeiter keine oder weniger Probleme zu bekämpfen hätten. Hier greift die doppelte Stigmatisierung schon alleine auf Grund der, für Außenstehende, unbegreiflichen Tätigkeit oder auch des "Andersseins" im Falle von gleichgeschlechtlichen sexuellen Dienstleistungen - Hier zeigen meine Erfahrungen, dass männliche Sexarbeiter sehr oft auch im familiären Kreis ihre Tätigkeit verschweigen, was zusätzlichen Druck (ich mache etwas, was vermeintlich Niemand wissen darf) erzeugt.

Weitere Probleme könnte die Tatsache bereiten, dass SexarbeiterInnen nahezu immer irgendwie jonglieren müssen. Sie müssen sich dessen bewusst sein (auch wenn es schmerzlich ist) - Sexarbeit ist nicht verboten, aber die gesetzliche Lage macht es nahezu unmöglich Sexarbeit komplett gesetzestreu auszuüben. Weil die Gesetze nicht genau definiert sind - weil sie Spielräume für Interpretation offen lassen - und somit Willkür Tür und Tor öffnen. Gerade dies Willkür belastet, da man somit keine Rechtssicherheit erfahren kann - und, was vielleicht genauso schlimm wiegt: Es ermöglicht diversen subversiven Elementen unter Umständen die Möglichkeit Grauzonen auszunutzen. Eine SexarbeiterIn kann keinen Anwalt (als Beispiel) fragen "ist das in Ordnung, dass ein Betreiber bei einem 165,- Euro Job den Löwenanteil kassiert und ihr selbst nur mehr 50 Euro verbleiben" In Deutschland ist der Begriff "ausbeuterisch mehr oder wenig definiert" in Österreich hat man sich scheinbar darüber bisher keine Gedanken gemacht. Und selbst dann könnte die betroffene SexarbeiterIn ihre Ansprüche nicht durchsetzen, da Sexarbeit als sittenwidrig gilt...

Als SexarbeiterIn in Österreich muss man auch mit der Bezeichnung "Kontrollprostituierte" leben lernen - man muss sich damit abfinden, dass die Polizei "Aufsichtsbehörde" ist. Das man sich auf der Polizei als "Kontrollprostituierte" registrieren lassen muss. Das man eine Karte mit sich führen muss, auf welcher zu ersehen ist, wann Frau/Mann das letzte Mal bei der Kontrolluntersuchung durch die AmtsärztIn war (die Untersuchung darf in Wien nicht(!) beim Vertrauensarzt durchgeführt werden)! Es ist eine Amtsstelle, bei der man sich zum Zwecke der Untersuchung einzufinden hat - und zwar einmal wöchentlich!

Ich könnte jetzt noch beliebig lang mit meiner Aufzählung fortfahren - meine Erstberatungsgespräche dauern im Schnitt um die 2 Stunden. Natürlich sind dabei auch Kunden, Risiken, Gesundheit und auch Sicherheit ein Thema. Nur diese Dinge sind im Großen und Ganzen in Griff zu bekommen (Cover, Kondom, Sicherheitstipps, professionelle Distanz zum Kunden usw.)

Zusammenfassend möchte ich sagen: Wenn ich gefragt werde, ob es sein kann, dass die Tätigkeit der Sexarbeit psychisch belastend sein könnte, dann muss ich leider noch "ja" sagen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf und setze auch Alles in meiner Macht stehende in Bewegung, dass es (hoffentlich) eines Tages besser wird und deshalb bin ich auch froh, dass ich sexworker.at gefunden habe und ein Teil dieses Teams geworden bin. Weil ich selbst es als nahezu unerträglich ansehe, dass Menschen derart benachteiligt diskriminiert und kriminalisiert werden!

Ich möchte diesem Posting noch hinzufügen: Ich habe es nicht als Admin sexworker.at geschrieben, sondern als Mann, der bedingt durch seine Tätigkeit mit dieser Gemeinde objektive Einblicke gewonnen hat, die mich in meiner jetzigen Einstellung geprägt haben. Einblicke im Guten wie im Bösen! Und gerade deswegen möchte ich Jedem raten: Wer den Frauen und Männern in der Sexarbeit den Respekt bisher verweigert hat, der sollte sich umsehen, umhören, mitlesen und dann ein wenig in sich gehen. Auch ich hatte einmal eine andere Einstellung - auch ich bin einmal sehr oberflächlich mit dem Thema umgegangen. Wer mit diesen Frauen und Männern "spricht" wird sehr schnell bemerken, dass gerade diese Gruppe uneingeschränkt Respekt verdient - sogar dann, wenn Jemand Sexarbeit als Solches ablehnt. Hier kann die Diskriminierung bereits beginnen - und genau hier ist es Zeit, sich dessen bewusst zu werden.

Christian
Zuletzt geändert von Zwerg am 11.06.2008, 16:02, insgesamt 1-mal geändert.
Zwerg

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Hanna
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Beitrag von Hanna »

die Fragestellung hier halte ich für wichtig.
ich wollte sie allerdings, da ich ein Sonderfall bin, nicht als erste beantworten, aber da sich bis jetzt niemand gefunden hat fange ich halt mal an.
Eins vorab, die Fragestellung ist ja von Zwerg schon richtig umformuliert worden und die allgemeinen Erwägungen sind bereits erfolgt, so daß ich jetzt nur noch die Dinge aus meiner Sicht schildern will:
Zu meiner Situation: als TS- Sexarbeiterin fühle ich mich als Frau und in dem Sinn nicht eigentlich doppelt stigmatisiert. Wenn dann behindert das Stigma TS mehr, wer dem aufgeschlossen gegenübersteht, für den ist der Rest nicht mehr so ein Problem. Des weiteren wird mir oft gesagt es nötige meiner Umwelt Respekt ab, daß ich mit dem Thema TS offen umgehe. Ja was auch sonst? Wenn man im männlichen Körper steckt und sich als Frau fühlt und lebt, kann man das ja gar nicht verheimlichen, es sei denn das Passing ist 100%. Zur Sexarbeit kam ich vor gut einem Jahr (habe das aber bereits vorher als TV ausgetestet). Seit ich Hormone nehme, mache ich SW - wußte das auch schon vorher, das das so kommen würde. In mir ist eine gewisse Neigung zur Boheme. ich bestreite ca 50% meiner Einnahmen aus SW (hab noch ne kleine Firma) Meine Mutter und meine besten Freundinnen wissen davon und einige andere habens mehr zufällig mitbekommen, was ich nicht wollte, aber bisher deswegen keine Nachteile.

Ich fühlte mich eigentlich von Anfang an psychisch recht wohl dabei, insbesondere weil es für mich als TS-Frau natürlich besonders aufbauend ist, wenn dich Männer für dein Aussehen bezahlen.
Jetzt nach einem Jahr Sexarbeit muß ich sagen: der Kick ist immer noch da, Sex zu genießen WENN man dafür bezahlt wird, aber etwas schwächer (hängt mit der Hormonellen Umstellung zusammen)
Daß ich mich dabei psychisch wohlzufühlen, führe ich auf folgende Dinge zurück
- kein gestörtes Verhältnis zu Männern
- als Mann sozialisiert, d.h. keine schlechen Erfahrungen mit Männern als Väter/Ehemänner usw.
- heterosexuell veranlagt
- ich arbeite nicht unter Druck und nicht zu viel am Tag. also höchstens 2-3 Std "Action" - Ausnahme Escort, wo natürlich auch viel drumherum ist mit Essen gehen, Theater, Konzert usw. - Deswegen ist SW für mich als Teilzeitarbeit ideal
-es ist hilfreich, wenn man sich gern aufbrezelt und Freude an der Schauspielerei hat (beides kommt den TS entgegen, die ja auch immer schon ein Doppelleben führen mußten)
- es befördert mein psychisches Gleichgewicht, von Männern bezahlt zu werden, weil ich genau weiß, daß mancher mich nicht nur erotisch reizvoll finden, aber zu feige ist, mit mir zusammenzuleben. Dann sollen er halt zahlen
- man sollte nicht zu früh damit beginnen und sich andere Perspektiven offenlassen. ich könnte mir gut vorstellen, daß es psychisch belastend sein kann, wenn man keine Alternativen hat.
- die Gesetzgebungslage in D finde ich befriedigend, bis auf zu engherzige Sperrgebietsverordnung, die Zusammenarbeit mit den Behörden bislang ok.

unzufrieden und psychisch belastend finde ich nur die Zeiten, wenn zu wenig läuft. Schlechte Erfahrungen mit Kunden hatte ich bisher kaum. ich habe keine gesundheitlichen Probleme.
Soweit über meine Person.

ich kenne hier noch zwei Kolleginnen und von denen kurz im Stenogrammstil.
Kollegin A begann erst mit über 50 Jahren richtig mit SW. Fühlt sich wohl dabei, berichtet von gestiegertem Selbstbewußtsein und bessert mit SW ihre (kleine) Rente auf. Ist biographisch aber aus manchen Gründen auch ein Sonderfall
Kollegin B, auch schon etwas reifer, leidet seelisch ziemlich darunter und macht es nur aus "Not". Um den Fall würdigen zu können muß man allerdings die Lebensumstände kennen

beste Grüße
Hanna
Augen gab uns Gott ein Paar / um zu schauen rein und klar / um zu GLAUBEN was wir lesen / wär ein Aug' genug gewesen (aus HH. zur Teleologie)

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Beitrag von Moonlight »

psychische Probleme habe ich nicht, warum auch... habe mir den Job selber ausgesucht...

Klar, in Zeiten wo es schlecht läuft ist man schon mal frustriert, man hat auch von den guten Zeiten kein Geld beiseite gepackt, aber ich kann sagen das ich gelebt habe, ein einigermaßen gutes Leben führe und es nicht bereue...
LG Moonlight

Wenn nicht jetzt - wann dann?

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Lucy
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Beitrag von Lucy »

ich kann dem nur zustimmen. ich habe mir den beruf auch ausgesucht und mache ihn meistens sehr gerne. ich habe ebenfalls keinerlei psychische probleme, es ist aber frustrierend, wenn das geschäft mal nicht läuft. aber ich denke mal, das geht allen selbstständigen so.

lg lucy

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Beitrag von nina777 »

Ja ich kann auch nur zustimmen. Die Arbeit als solches macht mich nicht psychisch krank.Nur wenn die Arbeitsbedingungen oder das Umfeld nicht stimmen das macht Krank!
LG Nina
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Beitrag von ex-oberelfe »

Ich kann meinen VorrednerInnen nur zustimmen.
Psychische Belastung erfolgt meines Erachtens mehr durch die Stigmatisierung und Diskriminierung meines Berufes.
Weniger durch den Beruf selbst, gegenteilig kann ich sogar behaupten, dass ich dadurch noch mehr Selbstbewusstsein erlangt habe, da die meisten Kunden es wissen, eine Dame mit Respekt und Würde zu behandeln, die wenigen, die das nicht so sehen bediene ich einfach nicht.
Im Großen und Ganzen bin ich meiner Arbeit immer mit viel Liebe nachgegangen und habe durch den Beruf sehr viele schöne Erlebnisse gehabt, tolle Menschen kennengelernt und ein gutes Leben gehabt.
Frustierende Zeiten gibt es hier nicht mehr oder weniger als in anderen Berufssparten auch, nicht jeder Tag ist gleich gut verlaufen logischerweise, dennoch konnte ich mir durch meinen Beruf ein Leben ermöglichen, welches doch viel Zeit für mich selbst, meine Freunde zulässt, allein schon durch die freie Zeiteinteilung.
Das schöne an dieser Arbeit ist auch für mich immer gewesen, viele verschiedene Menschen kennenzulernen und das sind Erfahrungen, die ich keines Falls missen möchte, da sie mir eine gute Menschenkenntnis und viele wertvolle Erfahrungen ermöglicht hat.
Andere Jobs haben mich weit mehr psychisch und physisch belastet, wenn ich z.B. an die Zeit in der Gastronomie zurückdenke.
Alles hat doch seine Vor- und Nachteile und ein erwachsener Mensch, der sich dessen bewusst ist, wird die Sexarbeit mit anderen Augen sehen.
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>

Christoph0815
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Beitrag von Christoph0815 »

Verfasser der Anfrage:

Ich möchte mich für die unglückliche Formulierung entschuldigen. Es war tatsächlich gemeint welche Psychologischen Probleme im Zusammenhang mit diesem Beruf auftreten können. Dass es zu solchen Problemen kommen kann weiss ich bereits aus mehreren Quellen. Allerdings weise ich die Aussage zurück, dass ich den Sexworkern diskriminierend gegenüberstehe. Ich sehe es als einen normalen Beruf, den es schliesslich ohne die Nachfrage auch nicht gäbe. Würde man den Beruf bzw. die Ausübenden verurteilen, müsste man das selbe mit der Kundschaft tun. Was ich jedoch nicht verstehe is die negative Interpretation meiner Anfrage.

MfG, Christoph

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Möglicherweise nur, dass wir einfach bisher zu wenig über den Frager und dessen Absichten und Einstellungen wussten und es einen imensen negativen Erfahrungschatz mit Anfragen und Befragungen von Sexworkern gibt ;-(



Link Arbeitsspychologie:
viewtopic.php?t=397

Link Sex Worker Burn Our (SWBO):
viewtopic.php?t=85
viewtopic.php?t=771 (SW-only)


Willkommen im Forum.

Christoph0815
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Beitrag von Christoph0815 »

Ok, das wäre leicht möglich nach meinen 4 Zeilen :-) (und da ich lang nicht auf die Antwortmails reagiert habe).

Danke für die Links

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Christoph0815 hat geschrieben: Allerdings weise ich die Aussage zurück, dass ich den Sexworkern diskriminierend gegenüberstehe.
Hi Christoph!

Zuerst einmal: Vielen Dank für Deine Stellungnahme!

Es ist sicherlich nicht so gemeint gewesen, dass Du den SexarbeiterInnen gegenüber diskriminierend gesinnt bist! Es ist halt nur so, dass wir mittlerweile sehr sensibel auf gewisse Formulierungen reagieren, weil wir sehr viele negative Erfahrungen gemacht haben. Viele Versuche sich der öffentlichen Diskussion zu stellen, sind daran gescheitert, dass man mit gewissen Begriffen argumentiert, die unseres Erachtens nicht richtig (und in den meisten Fällen nicht einmal belegt) sind

Du schreibst in Deinem Beitrag, dass Du aus mehreren Quellen von psychischen Problemen von SexarbeiterInnen gehört hast. Darf ich Dich fragen, welche Quellen dies sind? Gerade daraus lässt sich oft herauslesen, wieso eine durchaus denkbare Häufung derartiger Aussagen kommen könnte.

Als Beispiel: Viele "Studien" werden in Zusammenarbeit mit Beratungsstellen erstellt - und hier liegt es in der Natur der Sache, dass die SexarbeiterInnen die dort Interviews geben eher mit Problemen zu kämpfen haben (sonst sprechen sie ja eher selten in einer Beratungsstelle vor). Es ist wie in einem Krankenhaus - wenn man dort fragt "ich suche Jemand der gesund ist" - ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, Jemand zu finden. Ich bin für jede Beratungsstelle die es gibt dankbar! Die Leute leisten unwahrscheinliche Arbeit (ich wage dies zu behaupten, da wir sehr oft auch mit SOPHIE oder auch LEFÖ zu tun haben)

Natürlich gibt es Probleme - aber größten Teils wegen der Einstellung der Gesellschaft - den Behörden - und den leider nicht klar definierten gesetzlichen Bestimmungen und der dadurch bestehenden Grauzone.

Liebe Grüße

Christian

MilieuKind
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RE: welche psychische Probleme drohen SexarbeiterInnen?

Beitrag von MilieuKind »

Sicherlich kann man dieses Thema nicht verallgemeinern aber nicht zuletzt sind es meist die psychische Probleme welche Dich zur Sexanbieterin "ausbilden". Wie auch bei mir persönlich hat sich bei vielen meiner Kolleginnen im Lauf der Jahre immerwieder herausgestellt das sie ebenfalls in ihrer Kindheit missbraucht wurden , dies wiederum führt in den meisten Fällen zu Beziehungsschwierigkeiten die man sich hinterher gerne bezahlen lässt weil man glaubt so zu seinem Recht zu finden , ist jetzt etwas oberflächlich beschrieben , aber eine Theorie die wie ich finde durchaus realistisch klingt .

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Hallo MilieuKind!

Zuerst einmal: Willkommen auf Sexworker.at!

Und dann: Wie Du richtig schreibst kann man das Thema nicht verallgemeinern! Es gibt diese Fälle, das steht außer Frage! Nur: Gerade diese (von Dir nicht getroffene) Aussage "Alle SexarbeiterInnen wurden in der Kindheit missbraucht" sind mit ein Vorwand, warum die GegnerInnen der Prostitution generell von einem Opferstatus ausgehen und das Verbot der Sexarbeit (auch von "Nichtopfern") fordern.

Ich möchte darauf hinweisen das sich noch Niemand die Mühe gemacht hat hier Vergleiche zu ziehen. Man liest Schauerzahlen (bis zu 90%) von selbsternannten Experten - die aber Eines völlig außer acht lassen: Wie viele Frauen wurden in der Kindheit missbraucht? Ist der Anteil unter den SexarbeiterInnen tatsächlich höher? Oder ist er doch "gleich hoch", wie unter den NichtsexarbeiterInnen? Wie hoch ist der Anteil der Frauen, welche in ihrer Kindheit sexuell missbraucht oder Opfer von Gewalttaten wurden, unter den Ehefrauen? Auch da wird man das eine oder andere Opfer finden - und ist daraus der Ruf nach einem Verbot der Ehe zu konstruieren?

Dies soll jetzt nicht eine Verharmlosung dieser furchtbaren Dinge darstellen! Unsere Gesellschaft fault! Hier werden die Schwächsten bzw. Schwächeren der Gesellschaft (Kinder - und in Folge oft auch die Frauen) unterdrückt und genötigt - dies ist tagtäglich zu beobachten. Nicht nur geschlechterspezifisch tritt dieses Phänomen auf - man denke nur an die latente Diskriminierung sexueller Ausrichtungen. Ganz langsam beginnt "man" zu begreifen. Diskriminierende Gesetze werden aufgehoben - geändert (Gleichstellung Homosexueller Partnerschaften zum Beispiel). Nur bei der Sexarbeit hält man an den alten (diskriminierenden) Methode fest. Man wird zum Opfer stigmatisiert, wie früher (als Beispiel) Homosexualität als Krankheit angesehen, aber als Verbrechen bestraft wurde. In den 70ern war zum Beispiel gleichgeschlechtlicher Geschlechtsverkehr in Österreich als "Verbrechen gegen die Natur" mit einem Strafrahmen bis zu 5 Jahren "schweren Kerkers" zu bestrafen. Damals (ist es wirklich so lange her) wurde auch Vergewaltigung noch "Notzucht" genannt (muss man sich auf der Zunge zergehen lassen).

Was ich sagen will: SexarbeiterInnen sind nicht automatisch Opfer (ihrer Kindheit, ihrer Umgebung, ihrer moralischen Schwäche....)! Es gibt sie - die Frauen und Männer in der Sexarbeit, die im Laufe ihres Lebens zum Opfer wurden. Nur jeglicher (unüberprüfte) Schluss "dies wäre als Merkmal der SexarbeiterInnen zu sehen" ist grundsätzlich nicht zutreffend!

Ich habe im Laufe meiner Tätigkeit schon einige SexarbeiterInnen kennen gelernt - viele persönliche Gespräche geführt. Auch ich habe schon mit Frauen (und Männern) gesprochen, die Missbrauch in der Kindheit als "Auslöser" für ihre Tätigkeit genannt haben (obwohl ich nie danach gefragt habe). Aber weit mehr wurden andere Gründe für einen Einstieg genannt! Finanzielle Gründe - Naivität (auch dies kommt vor) - sexuelles Interesse (ja, auch das kommt vor) - auch gewisse "Rachemotive" sind vorhanden - aber ich hatte höchst selten den Eindruck, wie wenn es in der Sexarbeit eine Ansammlung von "Therapiefällen" gäbe... - eher das Gegenteil war der Fall! Ich habe selten derart selbstbewusste und selbstständige Frauen kennen gelernt, wie unter den SexarbeiterInnen.

Christian
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MilieuKind
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RE: welche psychische Probleme drohen SexarbeiterInnen?

Beitrag von MilieuKind »

Hallo erstmal Zwerg ,:006

Wenn Du die Geschichten von 100 missbrauchten Sexanbieterrinnen anhören würdest , dann würdest Du feststellen das es nur selten Parallelen von einer zur anderen gibt . Jede Geschichte wirkt sich von einer zur anderen ganz anders aus .
Ich kenne Frauen deren Schicksale sehr extreme böse waren und genau das machte Sie zur besten Hure der Welt , andere wiederum kamen über den anerzogenen Ekel nicht hinweg , Sie wurden Hure weil Ihnen die Kindheit keine andere Chance ließ und somit lebten Sie ewiglich gegen Ihre eigendliche Überzeugung und pumpten sich mit Drogen voll um den Ekel ertragen zu können bis Sie endlich Ihre Puffmiete und das was Sie zum Leben brauchten verdienten .
Fakt ist , jede Frau sehnt sich nach der wahren Liebe , doch wie soll Frau diese finden wenn Sie niemals gelernt hat wie sie zu erkennen ist ?

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Beitrag von Aoife »

Hallo Christian,

ich verstehe deinen Standpunkt. Aber - geht er nicht am eigentlichen Problem vorbei?

Die Frage ist doch weniger, ob wir (na gut, manche von uns - ich zähle mich auch dazu) aus solchen Gründen zur Sexarbeit gekommen sind. Die Frage ist doch vielmehr, welches Recht sich irgendwer herausnimmt, uns Überlebende als "Opfer" zu bezeichnen und daraus eine Rechtfertigung ableitet, uns zu entmündigen.

Und gerade da sehe ich die Gefahr im "political correct" Totschweigen solcher Zusammenhänge, auch wenn sie möglicherweise nur eine Minderheit der SW betreffen.

Auch wir haben ein Recht darauf, das Beste zu machen aus dem, was wir nun einmal sind, ohne befürchten zu müssen, dass das alles entwertet wird, wenn jemand erkennt, welche Umstände uns so geformt haben.

Käme ja auch keiner auf die Idee, bei Direktor X oder Politiker Y öffentlich zu diskutieren, ob die überhaupt so sein dürfen, weil sie ja nur durch ihre Erziehung/Lebenserfahrung gelernt haben, in dieser besch... Gesellschaft erfolgreich zu sein :002

Ich bin überzeugt, dass es für uns auf lange Sicht besser ist, aggressiv unser Recht auf unser so-Sein einzufordern, als schamhaft die Vergangenheit zu verschweigen, damit keiner auf die Idee kommt, dass es Gründe für unsere Eigenheiten geben könnte.

Was war, das war. Mag nicht immer sehr schön gewesen sein, aber wichtig ist einzig, was wir JETZT daraus machen. Und deshalb sind für meine Begriffe die wahren Verbrecher nicht diejenigen, die uns früher etwas angetan haben, sondern diejenigen, die jetzt verhindern wollen, dass wir trotzdem damit (eingermaßen gut) leben können.

Liebe Grüße, Eva
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Beitrag von Zwerg »

Vielleicht sehe ich es wirklich zu einseitig - ich kann es nur an den Reaktionen die ich erhalte ermessen und daraus lernen.

Ich erlebe es immer wieder bei (zum Teil öffentlichen) Diskussionen, dass ich mit der Argumentskette "Opfer - Prostitution - Regulierung über das Opfer hinweg - Verbot der Prostitution (auch der Selbstbestimmten)" konfrontiert werde. Deshalb meine Einstellung "Das kann es nicht sein"

Ich möchte nochmals betonen: Es ist mir vollkommen klar, dass es diese Dinge gibt - auch ich habe bei meinen bisherigen Gesprächen (unter Anderem) diese Erklärung erhalten! Ich bezweifle aber und in Folge bestreite ich, dass es die Norm ist. Es ist, meiner Erfahrung nach, einer der möglichen Gründe warum manche Frauen (und Männer) SexarbeiterInnen geworden sind. Und, wie mir gerade auch per PN bestätigt wurde, bisweilen eine sehr gute Entscheidung, da sie Möglichkeiten eröffnet, die man in einem anderen Beruf nicht hätte.

Und auf alle Fälle gilt es zu unterstreichen: Niemand hat das Recht über die Köpfe von SexarbeiterInnen hinweg etwas zu entscheiden! Schon gar nicht die selbsternannte "Retterindustrie", die erst durch das Vorhandensein von Opfern überhaupt ihre Daseinsberechtigung zu glauben scheint.

Christian

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Aoife
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Beitrag von Aoife »

Zwerg hat geschrieben:Ich erlebe es immer wieder bei (zum Teil öffentlichen) Diskussionen, dass ich mit der Argumentskette "Opfer - Prostitution - Regulierung über das Opfer hinweg - Verbot der Prostitution (auch der Selbstbestimmten)" konfrontiert werde.
Ja so dumm kann doch gar keiner sein, dass er glaubt, Menschen, die vor 20/30/40 Jahren geformt wurden, könnte man helfen, indem man ihnen einfach ihre Existenzberechtigung abspricht! Tut mir leid, ich kann in solchen faschismusnahen Einstellungen nur Böswilligkeit sehen.

Aber natürlich hast du Recht, Christian, man kann nicht alles über einen Kamm scheren, SexWork ist genauso vielseitig wie das ganze Leben in allen anderen Bereichen auch.

Und es gibt unter den Schwertraumatisierten auch solche, die damit am besten zurechtkommen, wenn sie das weit von sich schieben. Auch deshalb wäre es völlig kontraproduktiv auf einer traumatischen Entstehungsursache zu bestehen.

Liebe Grüße, Eva
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MilieuKind
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RE: welche psychische Probleme drohen SexarbeiterInnen?

Beitrag von MilieuKind »

Oh Gott , ich finde das "Zitat nicht" , na egal , ich mach's mal so:

Zitat von Zwerg:
Vielleicht sehe ich es wirklich zu einseitig - ich kann es nur an den Reaktionen die ich erhalte ermessen und daraus lernen.

Ich möchte jetzt nicht wirklich feministisch erscheinen , aber gehe jetzt mal von mir selber aus und zwar ,wann immer ich solche Gespräche "mit einem Mann" geführt habe , auch wenn dieser mein Vertrauen schon längst gewonnen hatte so war er doch "ein Mann" , und mein Unterbewusstsein warnt mich und fragt sich .... Warum interessiert ihn das eigendlich , was hat der denn davon , damit möchte ich sagen das ich mich bei einer Frau die noch dazu das gleiche erlebte wie ich , naja , bei der kann ich mich öffnen , da bin ich mir ganz sicher das Sie mich wirklich versteht.Auch wenn es ehrlich rüber kommt so heist das nicht das wir unbedingt die Wahrheit sagen und erst recht nicht wenn wir den Verdrängungsmechanismus eingesetzt haben .

Was Aoife schreibt trifft m.E. zu 100 % den Nagel auf den Kopf ,

Zitat:
Ja so dumm kann doch gar keiner sein, dass er glaubt, Menschen, die vor 20/30/40 Jahren geformt wurden, könnte man helfen, indem man ihnen einfach ihre Existenzberechtigung abspricht! Tut mir leid, ich kann in solchen faschismusnahen Einstellungen nur Böswilligkeit sehen.

Da stimme ich Dir voll und ganz zu , Jahre die Dich geformt haben sind einfach mit nicht's auf der Welt zu beseitigen , man muß nur seinen Weg finden damit zu leben .

Melanie
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Beitrag von Melanie »

Nun ich wurde als Kind auch 3 mal mi0braucht, aber ich möchte mich nicht als Opfer oder Beziehungsunfähig bezeichnen lassen !!!

Jeder Mensch ist anders - einige können DAS verarbeiten / andere leider nicht ( aber solche Frauen kenne ich nicht als SW )

Ich habe keinen Ekel, keine Angst vor Männern - sonst hätte ich mich nicht frei willig für SW entschieden !!

Es gab eine Zeit, wo ich das Trauma verarbeiten mußte und das waren 7 Jahre. Aber man mu0 damit auch mal abschließen können.
Die Dunkelziffer der mißbrauchten Kinder / Frauen ist sehr hoch, Natürlich waren sie Opfer, aber nicht ein Leben lang !!!

Du hast nach den psychologischen Auswirkungen gefragt :
- es ist OK. Ich mache den Job gerne. Lerne viele Menschen aus sehr unterschiedlichen Schichten kennen und viele Frauen und Mädels mit dennen ich zusammen arbeite !
Es macht Spaß per Telefon die ersten Kontakte her zustellen, sich schick an zuziehen uvm.

Wenn das Geschäft mal nicht so gut läuft , weiß man immer es kommt auch schnell wieder anders ! Keine Panik !

Was uns das Leben schwer macht sind die negativen Vorurteile der Gesellschaft. Zuhälter die sich schnell einfinden, wo mehrere Frauen alleine zusammen arbeiten und glauben : sie können an uns Geld verdienen.
Bisher konnten wir uns dem geschickt entziehen, aber schön sind die Hintergründe oft nicht.
Wir helfen uns gegenseitig und sehen uns nicht als Konkurenz unter einander. So sind wir ein festes Team geworden und können uns auf einander verlassen.

Was ich mir wünsche ? das es so bleibt !!!

Melanie
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe

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Beitrag von malin »

was das thema missbrauch angeht hat eva schon einige sehr klare sätze formuliert, vielen dank dafür!
meiner meinung und erfahrung nach kann die bewusst getroffene entscheidung zum professionellen (=unabhängigen und selbstbewussten) sexwork eine geradezu heilsame und therapeutische seite entwickeln, auch wenn das viele aussenstehende nicht glauben mögen.
aber wo waren diese wohlmeinende gutmenschen denn als die kindlichen schäden gelegt wurden? sie konnten damals nicht helfen, also sollen sie sich jetzt auch bedeckt halten wenn es um die verurteilung der höchsteigenen verarbeitungsstrategien geht.

wenn es wirklich ehrlich um die verhinderung psychischer schäden durch prostitution ginge, dann wäre meiner meinung nach einer der wichtigsten punkte: endlich eine form der gesellschaftlichen akzeptanz für uns.

denn diese ständige ausgrenzung, der unsichtbare finger mit dem auf uns gezeigt wird, der rechtliche graubereich in dem wir uns bewegen, für viele auch der zwang zum doppelleben...das ist es was wirklich krank macht.
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)

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Beitrag von Zwerg »

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malin hat geschrieben:denn diese ständige ausgrenzung, der unsichtbare finger mit dem auf uns gezeigt wird, der rechtliche graubereich in dem wir uns bewegen, für viele auch der zwang zum doppelleben...das ist es was wirklich krank macht.
Absolut auf den Punkt gebracht! Nicht die Sexarbeit, sondern die Reaktion der sogenannten Gesellschaft auf die Sexarbeit macht krank!