Länderberichte ZENTRAL ASIATISCHE LÄNDER:

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Marc of Frankfurt
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Länderberichte ZENTRAL ASIATISCHE LÄNDER:

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Tajikistan/Tadschikistan: Ist Prostitution eine Profession?

Is prostitution a profession or way to survive?



30.01.2008 09:48 msk
Olga Senchuk (Dushanbe)


Economic hardships faced off by Tajikistan in the recent years have laid a fertile ground for most of the women entering the sex industry. Official estimates show that an average salary in Tajikistan reaches $36[/u]. One-night stand girls earn about $100 per night depending on the client' wellbeing and marketability of the girl. Thus, many poverty-stricken women enter the industry for pragmatic reasons and with a general sense of awareness of the choice they are making.

With no doubt a patriarchal society affected by economic crisis is a hotbed for prostitution and sexual slavery. However, prostitution has shown some vague signs of slowing down. 367 women involved in prostitution were recorded in 2007, the same index for 2006 made up 410," the head of the Department on Moral Crimes under the Interior Minister Gairatsho Izatov said.

"Besides economic and social forces driving women to the sex industry there are other forces such as illiteracy, irresponsibility and ill-breading. Moreover, the present sex industry engulfs women of diverse ethnics and age. Prostitutes tend to be procured from rural areas or small towns for the cities or, as young, first-time job seekers new to urban areas, are vulnerable to being drawn into the sex sector. As a rule, these women are uneducated and lured by higher and easier earnings in spite of the stigma and danger attached to the work," Gairatsho Izatov added.

Gairatsho Izatov claims that schools and universities as well as families shall pay more attention to the moral education of young ladies; lecture on sexual interrelations, moral values to eliminate sexual and legal illiteracy.

Izatov added that trafficking in woman is a profitable business. Young ladies are trafficked to the United Arab Emirates under the pretext of a higher paid jobs of nannies, waitresses. Actually young women are caught into the sex industry toils and forced to become sexual slaves.

The Interior Ministry solved 15 cases of trafficking in women in 2007. 40 criminal proceedings were initiated in trafficking cases in 2006.

In the meanwhile the Interior Ministry has done a good stitch of work. It is quite impossible to counterfeit visas and IDs of women heading abroad. The Ministry officers extensively trace trafficking routes.

Each woman detained undergoes medical examination in the dermatovenerologic dispensary. Deliberate dissemination of venereal diseases by a sex-worker is criminally punished.

The Interior Minister believes that the tightening of punishments for involvement in the sex industry could have lessened the number of prostitutes. An administrative penalty imposed on prostitutes makes up $7 (minimum monthly wage) as a preventive measure. In case of the re-arrest on the same basis the prostitute will be forced to pay $14.

[Also ca. 1/5 bis 1/4 eines durchschnittlichen Monatslohnes]

However, the government is constrained not only because of the sensitivity and complexity of the issues involved but also because the circumstances of the sex workers can range widely from freely chosen and remunerative employment to debt bondage and virtual slavery.

Original
enews.ferghana.ru/article.php?id=2320

Landesinfos
http://de.wikipedia.org/wiki/Tadschikistan




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SW-Demo in Kirgisistan zum int. Gedenktag gegen Gewalt gegen SW am 17. Dezember erregt die Sicherheits-Behörden

viewtopic.php?p=30835#30835





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Zwerg
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Politischer Frauenclub Kirgistans Legalisierung von Prost.

Beitrag von Zwerg »

Politischer Frauenclub Kirgistans für Legalisierung von Prostitution in der Republik

ISCHKEK, 09. April (RIA Novosti). Der politische Frauenclub der zentralasiatischen Republik Kirgistan hat sich für die Legalisierung der Prostitution in der Republik ausgesprochen.

"Wir wollen die Parlamentsabgeordneten auf dieses Problem aufmerksam machen", sagte die Clubvorsitzende, Kalitscha Umuralijewa, am Mittwoch in der Hauptstadt Bischkek. "Bei Treffen mit den Chefs der Parlamentsfraktionen waren wir übereingekommen, dass das Problem besteht und gelöst werden muss."

Umuralijewa verwies darauf, dass die kirgisische Gesetzgebung die Prostitution, die Einbeziehung von Minderjährigen in die Prostitution sowie Organisation und Betrieb von Bordellen hart bestrafe. Mehrere Teilnehmerinnen der Sitzung äußerten die Ansicht, dass die Legalisierung der Sexindustrie zur Dekriminalisierung in der "Branche" führen und dem Haushalt zusätzliche Einnahmen sichern würde.

Unter Berufung auf Erfahrungen einiger Länder wurde mitgeteilt, dass die Einnahmen aus der Prostitution mancherorts bis zu zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen. Die Legalisierung der Sexindustrie werde zur Eröffnung legaler Bordelle, zur Schaffung einer Gewerkschaft der Beschäftigten und zur ständigen Kontrolle über die Gesundheit der Prostituierten führen, hieß es in der Sitzung.

Zugleich gaben die Teilnehmerinnen zu, dass die Legalisierung der Prostitution die öffentliche Moral und die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigen könnte. "Sollten aber konkrete Vorschläge im Parlament eingebracht werden, werden sie geprüft", versicherte die Abgeordnete Galina Kulikowa. "Es wird nie gelingen, die Prostitution auszumerzen. Aber es wäre durchaus möglich, ihr Ausmaß durch gesetzgebende Schritte zu reduzieren", sagte Kulikowa.

http://de.rian.ru/society/20080409/104223762.html

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Marc of Frankfurt
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Legalisierungswunsch

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Von: David Lochner

Kirgisiens Frauenbund kämpfen um Legalisierung

Aufstand der Prostituierten


Erneut hat sich der kirgisische Frauenbund für die Legalisierung der Prostitution ausgesprochen. Mit zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts ist das horizontale Gewerbe einer der stärksten Wirtschaftszweige Zentralasiens.


Bischkek bei Nacht
Nachts ist die kirgisische Hauptstadt belebt. (Foto: David Lochner)


Tausende Menschen sind auf die eine oder andere Art mit dem Sektor verbunden. Kurmanbek hat Geburtstag. Er wohnt in Bishkek, der Hauptstadt Kirgisiens, und wird heute 15 Jahre alt. Als Geschenk gibt es Geld. Soviel, um mit seinen Freunden in den Puff zu gehen. In Kirgsien sei das normal, in den Puff zu gehen. In Deutschland ist das nicht so.

Sauna als Ort der Hingebung

Mit dem Taxi fuhren sie durch die Straßen der Großstadt und schauten durch die Fensterscheibe nach der passenden Prostituierten für die Geburtstagsfeier. Nach kurzen Verhandlungen mit dem Besitzer, stiegen zwei Damen in das Taxi ein. Die Jungs wählten sich, wie alle Männer der Stadt, eine Sauna aus, um das Fest der Lust zu begehen.

Die Polizei durfte nichts bemerken. Darum sind sie vorsichtig. Um den Nutten zu imponieren, tischten die Feiernden reihenweise Essen und Trinken auf. Nach kurzen Gesprächen entführte eine der Prostituierten Kurmanbek in ein Zimmer. Er fühlte sich wie ein richtiger Mann.

Heirat nach alter Tradition

Kurmanbek hätte in seinem Leben nie eine Frau anfassen dürfen, außer die, die er heiratet. Für einen Jungen mit 15 Jahren eine harte Herausforderung, unter dem Eindruck, dass er es im Fernsehen ständig mit westlichen Sexidealen alla "American Pie" oder "Sex and the City" zu tun hat. Neben Kurmanbek sehen ein Großteil der Männer in Kirgisien den Puff mittlerweile als normale Unterhaltung. Wie auch sonst sollten sie ihren Gelüsten nachgehen, wenn es die Religion des Islam verbietet, frei in der Frauenwelt herum zu experimentieren? Keine scharfen Blicke in der Disco, kein Händchenhalten und rumknutschen. So, wie es in westlichen Ländern üblich ist.

Auf diese Art entstand ein Dualismus zwischen alter Tradition und neuen westlichen Idealen. Die Kirgisen nennen es "Traditionsglaube" und fühlen sich ihm verpflichtet. Die junge Bevölkerung kann sich nur schwer entscheiden. Im Islam heiraten noch immer viele Menschen nach alter Tradition, um sie dann letztlich doch zu hintergehen, indem der Mann die eigene Frau betrügt. Kurmanbek ist schon längst verheiratet. Zumindest in den Augen seiner Eltern. Die Grundsätze der Religion werden frei ausgelegt und passend gemacht.

Puff-Aufenthalt gleicht einem Fest

Ein ganzer Markt hat sich bereits darauf spezialisiert, verheiratete Männer zu belüstigen. Das typische Bild der abgewrackten Hure scheint es in Kirgisien weniger zu geben. Der Status der Nutten innerhalb der Bevölkerung ist respekt- und würdevoller als in Deutschland. Dennoch gibt es noch keine Gesetzgebung, die den Beruf legalisiert. Der ganze Aufenthalt in einem Freudenhaus gleicht einem Fest. Kirgisien bleibt in diesem Bereich aber leider, im Vergleich mit Ländern wie Thailand oder Kambodscha, ein Exot. Dort sind die Sitten für die Dirnen deutlich rauher.

Viel mehr als in Deutschland, wo die Frauen in der Regel die freie Entscheidung haben, den Beruf der Prostitution zu ergreifen, sind es in einigen Ländern Asiens Zwänge. Wie bei Antalia, einer Prostituierten aus dem 4. Stadtbezirk Bishkeks in der Hauptstadt Kirgisiens. Sie sah als einzigen Beweggrund, in die Branche einzusteigen, die Verpflichtung die Familie zu ernähren. "Unser Land bietet uns nur unterbezahlte Jobs. In der Prostitution verdienst du einfach mehr", erklärt Antalia.

Staat fördert käuflichen Sex unsichtbar

Ein oft verdecktes Element sind dabei die Regierungen der einzelnen Länder des asiatischen Kontinents. Sie fördern auf unsichtbarem Weg die Prostitution. Besonders in Situationen, wo die sozialen Sicherungssysteme fehlen. Was sollten die Menschen denn auch tun, wenn sie ihre Arbeit verlieren? Wenn die Mindestlöhne zu niedrig sind? In europäischen Ländern greifen in diesen Fällen größtenteils Sozialsysteme ein. Doch was, wenn es um Leben und Tod geht?

Moralische Probleme werden angesprochen, Menschenrechte, Arbeitslosigkeit, sexuelle Ausbeutung, Kriminalität und Krankheiten spielen eine wichtige Rolle. Die Legalisierung der Prostitution könnte die Branche dekriminalisieren und damit auch die medizinischen Umstände verbessern. Somit wäre Kirgisien das erste muslimische Land, in dem Prostitution offiziell legal ist.

http://www.medien-mittweida.de/aktuelle ... /2013.html





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Marc of Frankfurt
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Afghanistan

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Prostitution floriert in Afghanistan trotz Tabus


Vor allem viele Kinder betroffen - Problem von den Behörden ignoriert

Von Alisa Tang

© AP
(PR-inside.com 19.06.2008 11:56:24)

Kabul (AP) Die kleine Afghanin war gerade elf Jahre alt, als ein beinamputierter Mann sie sexuell belästigte. Er gab ihr hinterher fünf Dollar, woraufhin sie sich zu weiteren sexuellen Handlungen bereiterklärte. Mit 13 Jahren war sie bereits die Haupternährerin ihrer Familie. Als sie sich Sozialarbeitern anvertraute, schickten ihre Eltern den zehnjährigen Bruder zum Zuhälter des Mädchens.

Bittere Armut im Zuge der Wirren langjähriger Kriege zwingt viele
Mädchen und Frauen in Afghanistan in die Prostitution.

Schätzungen zufolge gehen allein in Kabul rund 900 Frauen diesem Gewerbe nach. Etwa 40 Prozent werden von Familienmitgliedern an ihre Kunden vermittelt, wie die deutsche Hilfsorganisation Ora International herausgefunden hat. In 17 Prozent der Fälle war die Mutter die treibende Kraft, zu 15 Prozent waren es die Ehemänner.

Dass chinesische Prostituierte in den Bordellen von Kabul ihre Dienste anbieten, ist hinreichend bekannt. Ihre Kunden sind in der Regel westliche Geschäftsleute, Sicherheitsbeamte oder auch Mitglieder von internationalen Hilfsorganisationen. Viele Chinesinnen wurden nach eigenen Angaben mit falschen Versprechen nach Afghanistan gelockt. Ihnen sei Arbeit in Restaurants oder in Privathaushalten in der Golfregion zugesagt worden, doch stattdessen seien sie in schäbige Etablissements in Kabul verfrachtet worden. Zwtl: «Die sind alle freiwillig hergekommen Die afghanische Polizei geht mit aller Härte gegen die illegale Prostitution vor.

Rund 180 Frauen wurden im vergangenen Jahr in Kabul verhaftet, darunter nach amtlichen Angaben 154 Ausländerinnen zumeist aus China. Sie vor allem sowie ihre westlichen Kunden werden für einen Verfall der Sitten angefeindet, was zu öffentlichen Übergriffen auf Frauen asiatischer Herkunft geführt hat.

«Die sind alle freiwillig hergekommen, um ein gutes Geschäft zu machen», erklärt der Chef der Kabuler Ermittlungsbehörde, General Ali Schah Paktiawal. Diese Einstellung ist bezeichnend. Prostitution ist ein Tabu im streng islamisch geprägten Afghanistan. Ist dies schon für Ausländerinnen ein großes Problem, so ist es für Einheimische gänzlich unmöglich, sich irgendjemandem anzuvertrauen.

Nach afghanischem Strafrecht wird Prostitution häufig mit Ehebruch gleichgesetzt, der mit 15 Jahren Haft geahndet werden kann. Nach dem Recht der Scharia könnten verheiratete Prostituierte sogar zu Tode gesteinigt werden. Angesichts der weitverbreiteten Armut wird dieses Risiko in Kauf genommen.

Um sich dennoch ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, was für die Ehre unverheirateter afghanischer Frauen unabdingbar ist, praktizieren viele junge Prostituierte nur Analverkehr. Von Kondomen haben die meisten laut einer Umfrage noch nie etwas gehört. Auch die Gefahr von Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten ist ihnen unbekannt.

Zwtl: Angst vor der Familie und den Behörden «Unsere Gesellschaft ignoriert die Probleme völlig», kritisiert die afghanische Frauenrechtlerin Orsala Aschraf. «Die Tradition besteht auf ihrem Ehrbegriff, also brechen wir mit der Tradition, wenn wir ein Tabu ansprechen.» Hinzu komme, dass viele Mädchen schlicht Angst hätten, ergänzt Dschamila Ghairat von der Hilfsorganisation Frauen für afghanische Frauen - Angst vor der eigenen Familie, die sie umbringen könnte, Angst vor der Polizei, die sie einsperren könnte. Aus diesem Teufelskreis kämen sie kaum noch heraus.

Das Mädchen, von dem eingangs die Rede war, wurde irgendwann aufgegriffen und inhaftiert. Die 13-Jährige kam jedoch wieder frei, weil sie mit den Behörden zusammenarbeitete und nützliche Informationen über einen Ring für Kinderprostitution preisgab. Sie fand Aufnahme bei einer Frauenhilfsgruppe, arbeitete dort in der Küche und erhielt therapeutische Beratung. Doch eines Tages sah eine Sozialarbeiterin sie mit ihrem alten Zuhälter in der Stadt. Seitdem ist sie verschwunden.

http://www.pr-inside.com/de/prostitutio ... 652539.htm



Bild

Lakierte Nägel und zwei Handies. Sexwork in Kabul.


http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,560694,00.html





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Marc of Frankfurt
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Wo man für Aufklärung ins Gefängnis kommt

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Usbekistan:

HIV/AIDS-Aktivist Maksim Popov, Leiter einer NGO für Sexworker und Drogengebraucher
zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt,
weil er HIV-Aufklärung machte



http://www.talkingdrugs.org/uzbek-hiv-a ... prisonment

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nina777
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Beitrag von nina777 »

18.12.2010

Nepals Probleme mit der Kinderprostitution

In Nepal liegt die Wirtschaft am Boden, nur das Sexgewerbe boomt, und so landen immer mehr Minderjährige in der Prostitution. Lokale Organisationen, die sich um die Mädchen kümmern, erhalten wichtige Unterstützung aus der Schweiz.


Seema schaut zum Fenster hinaus, hinunter auf die Strasse in Thamel, Kathmandus Touristenviertel, wo der Verkehr stockt und die Fussgänger sich einen Weg vorbei an den Rikschas und den Autos bahnen müssen. Seit zehn Uhr schon sitzt Seema in dem schäbigen Zimmer am Fenster und hält nach Männern Ausschau. Sie schaut auf die Uhr, bald ist Mittag, dann zieht das Geschäft wieder an. «Ayurvedic Herbal Massage» steht unter dem Fenster im dritten Stock. 15 bis 20 Männer, Touristen und Einheimische, kommen täglich bei Seema vorbei, ihr Service kostet 500 Rupien (7 Franken), weniger als die Hälfte davon darf sie behalten, der Rest geht an den Hausbesitzer, der ihr und weiteren Mädchen Zimmer zur Verfügung stellt.

Seit drei Jahren ist die junge Frau, die aussieht wie 15, aber behauptet, 19 zu sein, im Geschäft. Die Schule hat sie nach der sechsten Klasse abgebrochen und ihre Familie in den Bergen verlassen, nachdem ihr eine Stelle in einem Restaurant in Kathmandu versprochen worden war. Seemas Geschichte gleicht jener von Bimbala, Shanti und Asmita, den anderen Mädchen, die im Aufenthaltsraum auftauchen, weil Bima Joshi zu Besuch gekommen ist, die Strassenarbeiterin der Organisation Change Nepal. Bima kennt die Mädchen, bringt Cola und Chips und fragt, wie es geht.

Beim Vertuschen helfen

Shanti erzählt ein wenig wehmütig von Tihar, wie das Lichterfest, für Hindus das wichtigste Fest überhaupt, in Nepal heisst. Sie hat es mit ihrer Familie im Heimatdorf gefeiert. «Ihre Eltern glauben, dass sie in einem Hotel in Kathmandu arbeitet und gut verdient, schliesslich hat sie für die ganze Familie ein Haus gekauft», sagt Bima Joshi. Die Mitarbeiter von Change Nepal würden manchmal beim Vertuschen mithelfen, damit die Familien nicht erführen, dass die Mädchen als Prostituierte arbeiteten. «Finden sie es heraus, werden die Mädchen in den meisten Fällen verstossen», sagt Bima Joshi.

Kaum ist es Mittag, steht ein junger Mann mit Motorradhelm unter dem Arm in der Tür und zeigt auf Seema. Die beiden verschwinden in einem der beiden Sperrholzverschläge neben dem Aufenthaltsraum. Das einzige Möbelstück ist ein Bett mit fleckiger Matratze. Nach zehn Minuten sitzt Seema wieder neben den anderen Mädchen, nimmt die Wasserkaraffe vom Tisch und netzt sich kurz die Hände.

Nepals Wirtschaft liegt am Boden, doch das Sexgewerbe boomt. Nicht nur, weil Frauenhandel und Prostitution in der globalisierten Welt zu den einträglichsten Geschäften gehören. Ein Grund ist auch, dass in Nepal, das zu den sechs ärmsten Ländern der Welt gehört, Ende der Neunzigerjahre zahlreiche Teppichmanufakturen geschlossen wurden, die Kinder beschäftigten. Neue Arbeitsstellen gab es kaum, und viele der Mädchen, von deren Lohn nicht selten ganze Familie lebten, landeten in der Prostitution.

13'000 jugendliche Prostituierte

«Mädchen sind weniger wert als ein Fernseher oder ein Wasserbüffel», sagt Joseph Aguettant, Leiter der Zweigstelle Nepal von Terre des Hommes. Das Schweizer Hilfswerk arbeitet eng mit Change Nepal und anderen lokalen Organisationen zusammen. «Die Situation ist dramatisch, die Mädchen werden immer jünger, und der Frauenhandel hat massiv zugenommen», sagt Aguettant. Die Zahl der jungen Mädchen und Frauen, die allein im Kathmandu-Tal als Prostituierte arbeiten, schätzt Terre des Hommes auf 13'000.

Ähnlich hoch ist die Zahl jener, die in den Dörfern gekidnappt oder mit falschen Versprechungen geködert und nach Indien, Korea oder in den arabischen Raum verschleppt und an Bordelle verkauft werden. Etwa 90 von ihnen kehren jährlich nach Nepal zurück. «Manchmal gelingt einem Mädchen die Flucht, manchmal erbarmt sich auch ein Freier und bringt es zu einer Hilfsorganisation, häufig aber werden die Frauen einfach auf die Strasse gestellt, weil sie nach ein paar Jahren verbraucht und für den Bordellbesitzer wertlos geworden sind», sagt Aguettant.

Terre des Hommes bemüht sich darum, der nepalesischen Regierung das Problem bewusst zu machen und sie für einen Schutz der Betroffenen zu gewinnen. «Es ist ganz wichtig, dass die Mädchen als Opfer anerkannt werden; dann haben sie auch Anrecht auf eine Entschädigung», sagt Aguettant.

Niederschwellige Angebote


Sogar neun- und zehnjährige Prostituierte haben die Strassenarbeiterinnen von Change Nepal bereits aufgegriffen. «Je früher man sie findet, desto leichter sind sie aus dem Milieu wegzubringen», sagt Bima Joshi. Häufig zieht ein Mädchen seine jüngere Schwester nach oder lockt selber Mädchen aus seinem Dorf unter falschen Versprechungen nach Kathmandu. Warum nur? Die Erklärung ist einfach: Manche Mädchen werden von ihren Zuhältern wie Sklavinnen gehalten, ein Ausstieg ist nur möglich, wenn sie Nachschub liefern. Die einen werden in Massagesalons eingesetzt, andere als Animierdamen in sogenannten Cabin-Restaurants und wieder andere von ihren Zuhältern auf die Strasse geschickt.

Change Nepal hat den Sitz mitten in Thamel, wo die meisten Massagesalons sind. Die Organisation führt seit einigen Jahren spezielle Programme durch, um den Prostituierten den Ausstieg aus dem Milieu zu erleichtern. «Unsere Angebote werden möglichst niederschwellig gehalten», sagt Pramesh Pradhan, der Leiter von Change Nepal, der zwei Jahre in Berlin studiert hat. Näh- und Computerkurse werden unter anderem angeboten sowie Trainingsprogramme für Hausmädchen, Verkäuferinnen und Serviceangestellte.

Lesen, schreiben – oder Tee trinken

30 bis 40 Sexarbeiterinnen kommen täglich bei Change Nepal vorbei, manche besuchen die Unterrichtsstunden, holen ihre versäumte Schulausbildung nach, lernen endlich lesen und schreiben. Andere tauchen nur kurz auf, um mit den Sozialarbeiterinnen eine Tasse Tee zu trinken.

Die jungen Frauen werden in Gesundheitsfragen beraten, und bei Problemen werden ihnen Vertrauensärzte vermittelt. Das ist immer häufiger nötig, wie Pradhan sagt: «Die Zahl der Mädchen mit Aids steigt drastisch.» Denn der nepalesische Staat, der sich am Rande des Zusammenbruchs befindet und ohnedies überfordert ist, versagt bei der Aidsprävention und der Behandlung Infizierter ganz. Und wer sich angesteckt hat, verheimlicht dies aus Angst vor einer Stigmatisierung meist.

«Wir setzen viel daran, die jungen Frauen zum Ausstieg zu motivieren, doch wir haben einsehen müssen, dass es nur wenige schaffen», sagt Bima Joshi. «Diese Mädchen begleiten wir in ihrem Alltag.» Pragmatisch und unkompliziert ist diese Hilfe: So wird den Frauen unter anderem gezeigt, wie man ein Bankkonto eröffnet. «Wir animieren sie zum Sparen. Wenn die Mädchen schon all die Strapazen des Sexgewerbes erdulden müssen, dann sollen sie wenigstens so viel Geld auf die Seite bringen, dass sie damit später eine Existenz aufbauen können.» Zwischen 25 und 50 Prozent erhalten die Mädchen üblicherweise vom Geld des Freiers, den Rest streichen die Hausbesitzer oder Zuhälter ein.

Programme für Freier geplant

«Die Versuchung ist für die Mädchen gross, alles sofort auszugeben, für Drogen, Essen und Kleider, um sich den Alltag ein wenig angenehmer zu gestalten», sagt Bima Joshi. Die jungen Frauen seien schwer traumatisiert. Litten an mangelndem Selbstbewusstsein. Und daran scheitere der Ausstieg oft. «So sehr ihnen ihre Arbeit zuwider ist – die Angst, in einem neuen Job zu versagen, ist noch grösser.» Zweimal habe die 18-jährige Bimbala schon einen Anlauf genommen und sei davongelaufen – und zweimal sei sie von sich aus zurückgekehrt zu den anderen Mädchen in der schmuddligen Wohnung.

Change Nepal plant weitere Projekte, noch fehlen aber die Sponsoren. «Wir wollen auf die Freier zugehen und sie für die verheerenden Folgen sensibilisieren, die der wachsende Missbrauch von immer jüngeren Mädchen nach sich zieht», sagt Pradhan. Er hat beobachtet, dass immer mehr junge Männer, Arbeiter wie Studenten, in den Massagesalons auftauchen: «Häufig kommen sie in Gruppen, so wie sie zusammen auch zum Essen oder Flippern ausgehen.»

Verhütung? Fehlanzeige

Verhütet wird kaum. «Die meisten Freier bestehen auf Verkehr ohne Präservativ», so Pradhan. Viele der Sexarbeiterinnen hätten bereits Abtreibungen hinter sich. Wer sich für das Kind entscheide, sei häufig gezwungen, es zur Arbeit mitzunehmen. Eine Kinderkrippe sei darum dringend nötig.

Für all diese Projekte ist Change Nepal auf Partnerorganisationen angewiesen. Vom nepalesischen Staat sei keine Hilfe zu erwarten, sagt Pradhan. «Unser Staat hat so viele Probleme – der Schutz junger Frauen gehört in den Augen der Politiker nicht zu den dringendsten. «Die sind froh, wenn sich die Nichtregierungsorganisationen darum kümmern.»

«Nächstes Jahr vielleicht»

Shanti hat mit Sparen begonnen, später will sie einmal in ihrem Dorf einen Laden eröffnen und ihre kleine Tochter zu sich nehmen, die jetzt bei Verwandten lebt. Wann sie aussteigen will? «Nächstes Jahr vielleicht», sagt sie und schaut aus dem Fenster.

http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asi ... y/27792073
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.