Wie soll die Berufsbezeichnung lauten
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RE: Wie soll die Berufsbezeichnung lauten
Guten Tag!
Ich war gerade etwas irritiert zu lesen, dass in einem Zeitungskommentar Sexarbeiterinnen beiläufig als Nutten bezeichnet werden.
"Doch wie schon bei Peter Hartz, dem VW-Manager, der Betriebsräte mit Nutten kaufte ..."
derStandard.at: Höchststrafe ohne Haft
(Ich hoffe, das ist eine passende Ergänzung zu dem Thema. Ich habe nicht so einen guten Überblick über dieses umfangreiche Forum.)
Ich war gerade etwas irritiert zu lesen, dass in einem Zeitungskommentar Sexarbeiterinnen beiläufig als Nutten bezeichnet werden.
"Doch wie schon bei Peter Hartz, dem VW-Manager, der Betriebsräte mit Nutten kaufte ..."
derStandard.at: Höchststrafe ohne Haft
(Ich hoffe, das ist eine passende Ergänzung zu dem Thema. Ich habe nicht so einen guten Überblick über dieses umfangreiche Forum.)
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SexdienstleisterIn (SDL)
Je mehr ich mich mit den Begriffen auseinandersetze um so weniger efällt mir die Bezeichn ung "SexarbeiterIn".
Wesentlich angenehmer empfinde ich den Begriff "SexdiesntleisterIn" (SDL). Dieser Begriff wird auch von sehr vielen Kunden gewählt.
Wesentlich angenehmer empfinde ich den Begriff "SexdiesntleisterIn" (SDL). Dieser Begriff wird auch von sehr vielen Kunden gewählt.
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Lieber ehemaliger_User
Darf ich fragen, warum dir SexarbeiterIn nicht gefällt?
Und warum dir SexdienstleisterIn besser gefallen würde?
Lg Jasmin
Darf ich fragen, warum dir SexarbeiterIn nicht gefällt?
Und warum dir SexdienstleisterIn besser gefallen würde?
Lg Jasmin
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>
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Hallo Jasmin,
natürlich darfst Du fragen, ich kann Dir das doch nicht verbieten. Und Du bekommst sogar Antwort:
In meinen Ohren klingt SexarbeiterIn hart, schmutzig und kalt, SexdienstleisterIn empfinde ich als wärmer, freundlicher. Und der Begriff wird von Freiern sehr oft verwendet.
Hat nichts mit dem Inhalt der Dienstleistung zu tun.
Gruss
Wolfgang
natürlich darfst Du fragen, ich kann Dir das doch nicht verbieten. Und Du bekommst sogar Antwort:
In meinen Ohren klingt SexarbeiterIn hart, schmutzig und kalt, SexdienstleisterIn empfinde ich als wärmer, freundlicher. Und der Begriff wird von Freiern sehr oft verwendet.
Hat nichts mit dem Inhalt der Dienstleistung zu tun.
Gruss
Wolfgang
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Da stimme ich ehemaliger_User zu.
Warscheinlich assoziiert man mit dem Wort "Arbeit" eine Art von Anstrengung und Belastung.
Das ist eben unserer permanenter Widerspruch sowohl als auch sein zu müssen.
Manchmal ist es eine Sexarbeit und manchmal eine Sexdienstleistung.
Meiner Auffassung nach ist hierfür der Freier oder Gast sehr viel mehr verantwortlich, wie ihm persönlich bewußt ist.
LG
Marlena
Warscheinlich assoziiert man mit dem Wort "Arbeit" eine Art von Anstrengung und Belastung.
Das ist eben unserer permanenter Widerspruch sowohl als auch sein zu müssen.
Manchmal ist es eine Sexarbeit und manchmal eine Sexdienstleistung.
Meiner Auffassung nach ist hierfür der Freier oder Gast sehr viel mehr verantwortlich, wie ihm persönlich bewußt ist.
LG
Marlena
--- Allüren sind was für Unfertige ---
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na ja, ich seh es einfach so, dass der Begriff Sexarbeit die Leute zum Umdenken anregen soll, dass es Zeit wird, es als ARBEIT anzuerkennen - dass es eine Dienstleistung ist, ist ja sowieso beinhaltet in dem Wort meiner Meinung nach
Aber danke für eure Erläuterung - bezüglich der Meinung von ehemaliger_User kann ich es verstehen, dass man als Kunde eine gewissse Illusion dadurch verlieren könnte - dennoch ist auch eine Dienstleistung mit Arbeit verbunden, oder täusch ich mich da?
Aber danke für eure Erläuterung - bezüglich der Meinung von ehemaliger_User kann ich es verstehen, dass man als Kunde eine gewissse Illusion dadurch verlieren könnte - dennoch ist auch eine Dienstleistung mit Arbeit verbunden, oder täusch ich mich da?
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>
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Natürlich ist eine Dienstleistung mit Arbeit verbunden.
Ein Arbeiter (z.B. in einer Fabrik, auf dem Bau) ist nie selbstständig in der Durchführung seiner Arbeit, Vorgesetzte schaffen ihm an, wann er was zu tun hat, bestimmen über seinen Urlaub, genehmigen seine Gleitzeit, überwachen ihn. "ArbeiterIn" ist bei vielen abwertend. Und der Arbeiter schafft etwas Gegenständliches, der Dienstleister etwas Abstraktes.
Nicht so, wenn es um Dienstleistung geht. Der Auftraggeber ordert das Ergebnis, wie der Dienstleister dorthin kommt ist seine Sache. Wir entwickeln uns zu einer Dienstleistungsgesellschaft.
Und "Sexarbeit" lässt sich im Deutschen nicht abkürzen, höchsten als 6A. Oder als Angliszismus: SW. Aber muss im Deutschen alles amerikanisiert werden?
Illusionverlust? Glaube ich nicht. Die meisten Freier haben noch nicht mal mitbekommen, dass es ein ProstG gibt. Und die mit den Sternen in den Augen, die kannst Du einfach nicht auf den Boden de Realität holen.
Ein Arbeiter (z.B. in einer Fabrik, auf dem Bau) ist nie selbstständig in der Durchführung seiner Arbeit, Vorgesetzte schaffen ihm an, wann er was zu tun hat, bestimmen über seinen Urlaub, genehmigen seine Gleitzeit, überwachen ihn. "ArbeiterIn" ist bei vielen abwertend. Und der Arbeiter schafft etwas Gegenständliches, der Dienstleister etwas Abstraktes.
Nicht so, wenn es um Dienstleistung geht. Der Auftraggeber ordert das Ergebnis, wie der Dienstleister dorthin kommt ist seine Sache. Wir entwickeln uns zu einer Dienstleistungsgesellschaft.
Und "Sexarbeit" lässt sich im Deutschen nicht abkürzen, höchsten als 6A. Oder als Angliszismus: SW. Aber muss im Deutschen alles amerikanisiert werden?
Illusionverlust? Glaube ich nicht. Die meisten Freier haben noch nicht mal mitbekommen, dass es ein ProstG gibt. Und die mit den Sternen in den Augen, die kannst Du einfach nicht auf den Boden de Realität holen.
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ich habe mich inzwischen sehr an "sexarbeiterin" gewöhnt. christian stimme ich zu, wenn er die ähnlichkeit zu der berufsbezeichnung der sozialarbeiterin gut findet. mir gefällt das auch.
klar kann ich @ehemaliger_User verstehen, dass sexdienstleisterin noch besser wäre, aber mir schlichtweg zu lang.
oft bezeichne ich mich auch als prostituierte, der einfachheit halber. gerade in ämtern können sie mit "sexarbeiterin" nichts anfangen. zudem hat mich @hanna (in einer diskussion um das wort "neger") auf wikipedia verwiesen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Korrektheit
http://de.wikipedia.org/wiki/Euphemismus
ich fands interessant zu lesen .....
liebe grüße, annainga
klar kann ich @ehemaliger_User verstehen, dass sexdienstleisterin noch besser wäre, aber mir schlichtweg zu lang.
oft bezeichne ich mich auch als prostituierte, der einfachheit halber. gerade in ämtern können sie mit "sexarbeiterin" nichts anfangen. zudem hat mich @hanna (in einer diskussion um das wort "neger") auf wikipedia verwiesen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Korrektheit
http://de.wikipedia.org/wiki/Euphemismus
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Wir können uns nennen wie wir wollen - zuerst muss dem Kunden klar sein, welche Bezeichnung möglich ist und welche er akzeptiert.
Die meisten Kunden ( ca. 90 % ) wissen gar nicht, dass wir hier über Berufsbezeichnungen diskutieren.
Wenn ich mich als Sexarbeiterin benenne - versteht mein Kunde gar nichts.
Deshalb benutze ich in der Realität = Prostituierte.
- Verweise aber auf dieses Forum und oft ergibt sich im Escort ein Gespräch über die Berufswahl und viele Dinge die dahinter stehen -auch die Berufsbezeichnung.
Trotzdem erlebe ich immer wieder, dass SW beim Kunden zwar akzeptiert wird - aber im Ausdruck nicht verwendet wird !
LG Melly
Die meisten Kunden ( ca. 90 % ) wissen gar nicht, dass wir hier über Berufsbezeichnungen diskutieren.
Wenn ich mich als Sexarbeiterin benenne - versteht mein Kunde gar nichts.
Deshalb benutze ich in der Realität = Prostituierte.
- Verweise aber auf dieses Forum und oft ergibt sich im Escort ein Gespräch über die Berufswahl und viele Dinge die dahinter stehen -auch die Berufsbezeichnung.
Trotzdem erlebe ich immer wieder, dass SW beim Kunden zwar akzeptiert wird - aber im Ausdruck nicht verwendet wird !
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„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe
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Ist doch nur eine Frage der Kommunikation in allen Medien, in Gesprächen etc.Melanie hat geschrieben:Wir können uns nennen wie wir wollen - zuerst muss dem Kunden klar sein, welche Bezeichnung möglich ist und welche er akzeptiert.
Meine feste Überzeugung: Wenn sich die SW auf eine überzeugende Bezeichnung festgelegt haben und grundsätzlich nur diese kommuniziert wird, dann wird sie sich auch durchsetzen (aus Raider wurde auch Twix oder aus dem Elektromechaniker der Mechatroniker)
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Da hat sie sicher Recht. Ich denke allerdings auch, das ein nicht unerheblicher Prozentsatz der SW selbst mit dieser Bezeichnung nichts anfangen kann, geschweige denn im Alltag verwendet. Ich kam auch schon auf das Thema und dieses Forum bei passender Gelegenheit zu sprechen, doch wurde ich meißt mit großen Augen ziemlich unverständlich angeschaut und hatte oft den Eindruck, das ich mehr Mißtrauen wecke als abbaue. Der Grundtenor war: "Ich mache mein eigenes Ding, was andere machen ist mir egal."Melanie hat geschrieben:Die meisten Kunden ( ca. 90 % ) wissen gar nicht, dass wir hier über Berufsbezeichnungen diskutieren.
Trotzdem finde ich es gut wenn sich darüber Gedanken gemacht werden, und nach "außen" mit einer Stimme gesprochen wird. Vielleicht lässt sich so manche(r) noch zum Nachdenken animieren.
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <
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Ich habe das Wort Sexarbeiterin oft zum Thema gemacht, ob bei Freunden, Kunden oder anderen SW.
Die vorherschende Meinung bezieht sich immer zurück auf Prostituierte oder die Dame- selbst bei aktiven SW`s.
Wer jedoch dieses Forum kennt - reagiert anders und ist froh mal auf einen gemeinsamen Nenner zukommen.
Wenigstens höre ich keine Worte, wie Hure oder Nutte !
Und ich denke damit ist man auch schon 3 Schritt weiter.
Auch die Kunden selbst bezeichnen sich selbst - selten als Kunde. In ihren Augen herscht das Wort Freier oder Geliebter an erster Stelle.
Jedoch übernehmen sie in zunehmenden Masse meinen Sprachgebrauch = der Kunde.
Ich merke, dass es manchen schwer fällt das Wort Kunde zu akzeptieren, denn viele Männer wollen mehr als " nur " der Kunde sein. Jeder möchte für die SW etwas besonderes darstellen.
Dagegen wird Gast in Bordellen, Massagestudios, Terminwohnungen ohne Probleme angenommen.
Natürlich kann man während einer Buchung das Wort SW zum Thema machen.
Doch weil es vom englischen abgeleitet ist - wehren sich auch einige dagegen.
Wir haben so vieles vom englischen in die deutsche Sprache übernommen, das es viele Menschen einfach saat haben !
- ist leider so -
LG Melly
Die vorherschende Meinung bezieht sich immer zurück auf Prostituierte oder die Dame- selbst bei aktiven SW`s.
Wer jedoch dieses Forum kennt - reagiert anders und ist froh mal auf einen gemeinsamen Nenner zukommen.
Wenigstens höre ich keine Worte, wie Hure oder Nutte !
Und ich denke damit ist man auch schon 3 Schritt weiter.
Auch die Kunden selbst bezeichnen sich selbst - selten als Kunde. In ihren Augen herscht das Wort Freier oder Geliebter an erster Stelle.
Jedoch übernehmen sie in zunehmenden Masse meinen Sprachgebrauch = der Kunde.
Ich merke, dass es manchen schwer fällt das Wort Kunde zu akzeptieren, denn viele Männer wollen mehr als " nur " der Kunde sein. Jeder möchte für die SW etwas besonderes darstellen.
Dagegen wird Gast in Bordellen, Massagestudios, Terminwohnungen ohne Probleme angenommen.
Natürlich kann man während einer Buchung das Wort SW zum Thema machen.
Doch weil es vom englischen abgeleitet ist - wehren sich auch einige dagegen.
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Ich verwende für mich eigentlich alle Begriffe: Oft sage ich Sexarbeiterin, oft aber auch Prostituierte, das wird von Außenstehenden schneller verstanden. Ich finde aber auch Hure für mich prima.
Ich kenne einige SW, die den Begriff Sexarbeiterin/Sexworker gar nicht mögen, weil sie ihn zu steril und technisch finden. Ihnen fehlt das Aufregende, Verruchte daran, weshalb sie eher Prostituierte oder Hure verwenden.
Der Begriff SexarbeiterIn wurde ja als politisch korrekte Bezeichnung eingeführt, um zu betonen, dass hier Arbeit verrichtet wird und keine Körper verkauft werden. Das war natürlich ein sehr wichtiges Anliegen.
Ich finde aber, dass wir eigentlich nicht zulassen sollten, dass der Begriff "Prostitution" diese negative Bedeutung behält, oder dass wir diese sogar verstärken, indem wir es ablehnen, ihn auf uns anzuwenden.
Zwar kann sich jedeR so bezeichnen wie sie/er es für gut hält, ich finde aber das Bestreben, sich von der "gemeinen Prostituierten/Hure" abzusetzen, zum Teil problematisch, weil damit eben unter der Hand das gesellschaftliche Vorurteil bestätigt wird, hier handele es sich um etwas Anrüchiges, Fragwürdiges, Niedriges, etc. und man selbst sei etwas Besseres - eben keine Prostituierte.
Deswegen finde ich es im Sinne der Solidarität und der Betonung der Gemeinsamkeit aller SW eigentlich wichtig, auch die negativ konnotierten Begriffe für sich zu reklamieren und keine Abgrenzungen zu ziehen.
So wie es ja auch die Schwulenbewegung gemacht hat oder wie es zum Teil in feministischen Kreisen mit dem Begriff Schlampe versucht wurde.
Denn dass diese Begriffe (Hure, Prostituierte, Nutte) eine negative Bedeutung haben, liegt ja gerade daran, dass die Tätigkeit (wie ehemaliger_User schon schrieb) eben als unwürdig betrachtet wird. Wenn wir also der Überzeugung sind, dass an der Tätigkeit nichts Verachtenswertes ist, dann sollte für uns auch an einem Begriff wie Hure nichts Verachtenswertes dran sein.
Der Begriff Prostitution zum Beispiel wird ja umgangssprachlich oft in einer weiteren Bedeutung, und zwar abwertend verwendet, so dass er alle Fälle bezeichnet, wo jemand seine Ideale/Überzeugungen für Geld verrät oder sich ausbeuten lässt ("man prostituiert sich"). Ich denke, dass diese abwertende Verwendung des Begriffs nur dadurch entstehen konnte, dass die Tätigkeit, die er bezeichnet, eben als Ausbeutung, Ausverkauf des Körpers etc. betrachtet wurde. Die Abwertung liegt also nicht im Wort selbst, sondern in der Überzeugung über die Sache.
In der politischen Debatte ist der Begriff SexarbeiterIn selbstverständlich sehr nützlich und er beschreibt ja auch sachlich und richtig, worum es geht. Außerdem hat er den Vorteil (oder Nachteil, je nachdem, worum es geht), eine weitere Bedeutung zu haben (wie Aoife ja schon schrieb): eine Domina oder eine Webcam-Stripperin würde man wohl eher nicht als Prostituierte bezeichnen, aber als Sexworkerin schon.
Liebe Grüße, Mavis
Ich kenne einige SW, die den Begriff Sexarbeiterin/Sexworker gar nicht mögen, weil sie ihn zu steril und technisch finden. Ihnen fehlt das Aufregende, Verruchte daran, weshalb sie eher Prostituierte oder Hure verwenden.
Der Begriff SexarbeiterIn wurde ja als politisch korrekte Bezeichnung eingeführt, um zu betonen, dass hier Arbeit verrichtet wird und keine Körper verkauft werden. Das war natürlich ein sehr wichtiges Anliegen.
Ich finde aber, dass wir eigentlich nicht zulassen sollten, dass der Begriff "Prostitution" diese negative Bedeutung behält, oder dass wir diese sogar verstärken, indem wir es ablehnen, ihn auf uns anzuwenden.
Zwar kann sich jedeR so bezeichnen wie sie/er es für gut hält, ich finde aber das Bestreben, sich von der "gemeinen Prostituierten/Hure" abzusetzen, zum Teil problematisch, weil damit eben unter der Hand das gesellschaftliche Vorurteil bestätigt wird, hier handele es sich um etwas Anrüchiges, Fragwürdiges, Niedriges, etc. und man selbst sei etwas Besseres - eben keine Prostituierte.
Deswegen finde ich es im Sinne der Solidarität und der Betonung der Gemeinsamkeit aller SW eigentlich wichtig, auch die negativ konnotierten Begriffe für sich zu reklamieren und keine Abgrenzungen zu ziehen.
So wie es ja auch die Schwulenbewegung gemacht hat oder wie es zum Teil in feministischen Kreisen mit dem Begriff Schlampe versucht wurde.
Denn dass diese Begriffe (Hure, Prostituierte, Nutte) eine negative Bedeutung haben, liegt ja gerade daran, dass die Tätigkeit (wie ehemaliger_User schon schrieb) eben als unwürdig betrachtet wird. Wenn wir also der Überzeugung sind, dass an der Tätigkeit nichts Verachtenswertes ist, dann sollte für uns auch an einem Begriff wie Hure nichts Verachtenswertes dran sein.
Der Begriff Prostitution zum Beispiel wird ja umgangssprachlich oft in einer weiteren Bedeutung, und zwar abwertend verwendet, so dass er alle Fälle bezeichnet, wo jemand seine Ideale/Überzeugungen für Geld verrät oder sich ausbeuten lässt ("man prostituiert sich"). Ich denke, dass diese abwertende Verwendung des Begriffs nur dadurch entstehen konnte, dass die Tätigkeit, die er bezeichnet, eben als Ausbeutung, Ausverkauf des Körpers etc. betrachtet wurde. Die Abwertung liegt also nicht im Wort selbst, sondern in der Überzeugung über die Sache.
In der politischen Debatte ist der Begriff SexarbeiterIn selbstverständlich sehr nützlich und er beschreibt ja auch sachlich und richtig, worum es geht. Außerdem hat er den Vorteil (oder Nachteil, je nachdem, worum es geht), eine weitere Bedeutung zu haben (wie Aoife ja schon schrieb): eine Domina oder eine Webcam-Stripperin würde man wohl eher nicht als Prostituierte bezeichnen, aber als Sexworkerin schon.
Liebe Grüße, Mavis
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Poltik der Aneignung
Nochmal um Missverständnisse zu vermeiden:
Natürlich ist es völlig ok, für sich eine eigene Bezeichnung zu wählen, die einem passend erscheint.
Nur, wenn wir jetzt politisch denken, dann finde ich es falsch, sich von diesen vermeintlich abwertenden Begriffen zu distanzieren. Sondern ich würde eher eine Poltik der Aneignung dieser Begriffe für sinnvoll halten.
Natürlich ist es völlig ok, für sich eine eigene Bezeichnung zu wählen, die einem passend erscheint.
Nur, wenn wir jetzt politisch denken, dann finde ich es falsch, sich von diesen vermeintlich abwertenden Begriffen zu distanzieren. Sondern ich würde eher eine Poltik der Aneignung dieser Begriffe für sinnvoll halten.
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Re: Poltik der Aneignung

Hallo Mavis,Mavis hat geschrieben:Nochmal um Missverständnisse zu vermeiden:
Natürlich ist es völlig ok, für sich eine eigene Bezeichnung zu wählen, die einem passend erscheint.
Nur, wenn wir jetzt politisch denken, dann finde ich es falsch, sich von diesen vermeintlich abwertenden Begriffen zu distanzieren. Sondern ich würde eher eine Poltik der Aneignung dieser Begriffe für sinnvoll halten.
das halte ich auch für den richtigeren Weg, nur um diese abwertenden Begriffe, also nicht nur die Begriffe sondern der Beruf selbst, Gesamtgesellschaftlich ins richtige Licht zu rücken, ist eine Aufklärung auf breiter Front nötig, das heisst das Problem muss an der Wurzel angepackt werden.
LG Ghost-Rider
Träume nicht deinen Leben sondern Lebe deinen Traum!
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Egal - im welchen Bereich ich beim Kunden aktiv bin = ich bezeichne mich als Prostituierte - auch im Gespräch mit dem Kunden. Aber ich möchte versuchen, das Wort SW an den Kunden zubringen.
Schon diese dummen Fragen : " Wieviel kostest Du ? " konnte ich völlig abbauen.
Denn die Zeit mit mir kostet etwas, aber ich bleibe an Ort und Stelle und bin nicht kaufbar.
Die Reagionen der Kunden sind alle positiv gewesen. Ein Lachen , eine Entschuldigung und die richtige Wahl der Frage.
Jedoch wird Sexarbeit von den Kunden abgelehnt = der Kunde sieht im Sex keine Arbeit, sondern ein Vergnügen !
Dieses Wort an den Kunden zubringen - ist fast unmöglich.
Wir selbst wissen als SW, wie anstrengend ein Tag sein kann - die Vorbereitungen, die Fahrt, die Ungewissheit - welcher Mensch steht mir am Ende gegenüber.
Auch der Sex selbst, wenn man einen schlechten Tag hat oder gar keine Lust auf Sex.
Man kann nicht jeden Tag Lust auf Sex haben, das ist Quatsch.
Aber gerade wenn wir unsere " Rolle " dann noch gut " spielen " glaubt uns kein Mensch - dass das Arbeit war / ist.
Ich muss ehrlich sagen - bei uns in OVP gibt es keine Unterschiede in der Beschreibung der Prostitution !
Wenn hier eine Frau ihre erotischen Dienste anbietet - nennt sie sich auch Prostituierte.
Aber keine SW nennt sich Nutte oder Hure, das wird von den Frauen abwertend aufgefaßt.
Das Aufregende, besonders das angeblich Verruchte ist doch Quatsch und wieder einen Stigmatisierung!
@ Mavis
Was genau verstehst Du darunter ?
Diese Worte kommen bei uns zum Glück nicht vor - kein Kunde hat uns jemals so angesprochen, auch nicht die anderen SW`s aus der Umgebung.
- nur ein Bordellbesitzer benutze 1 mal das Wort " Edelnutte " und die Frauen um die er geworben hatte - waren sofort weg ! -
Mit Recht !
LG Melly
Schon diese dummen Fragen : " Wieviel kostest Du ? " konnte ich völlig abbauen.
Denn die Zeit mit mir kostet etwas, aber ich bleibe an Ort und Stelle und bin nicht kaufbar.
Die Reagionen der Kunden sind alle positiv gewesen. Ein Lachen , eine Entschuldigung und die richtige Wahl der Frage.
Jedoch wird Sexarbeit von den Kunden abgelehnt = der Kunde sieht im Sex keine Arbeit, sondern ein Vergnügen !
Dieses Wort an den Kunden zubringen - ist fast unmöglich.
Wir selbst wissen als SW, wie anstrengend ein Tag sein kann - die Vorbereitungen, die Fahrt, die Ungewissheit - welcher Mensch steht mir am Ende gegenüber.
Auch der Sex selbst, wenn man einen schlechten Tag hat oder gar keine Lust auf Sex.
Man kann nicht jeden Tag Lust auf Sex haben, das ist Quatsch.
Aber gerade wenn wir unsere " Rolle " dann noch gut " spielen " glaubt uns kein Mensch - dass das Arbeit war / ist.
Ich muss ehrlich sagen - bei uns in OVP gibt es keine Unterschiede in der Beschreibung der Prostitution !
Wenn hier eine Frau ihre erotischen Dienste anbietet - nennt sie sich auch Prostituierte.
Aber keine SW nennt sich Nutte oder Hure, das wird von den Frauen abwertend aufgefaßt.
Das Aufregende, besonders das angeblich Verruchte ist doch Quatsch und wieder einen Stigmatisierung!
@ Mavis
Was genau verstehst Du darunter ?
Diese Worte kommen bei uns zum Glück nicht vor - kein Kunde hat uns jemals so angesprochen, auch nicht die anderen SW`s aus der Umgebung.
- nur ein Bordellbesitzer benutze 1 mal das Wort " Edelnutte " und die Frauen um die er geworben hatte - waren sofort weg ! -
Mit Recht !
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Johann Wolfgang von Goethe
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@Melanie: Ich selbst gehöre nicht zu den Frauen, denen das "Verrruchte" an der Berufsbezeichnung besonders wichtig ist. Aber ich kenne einige Kolleginnen, denen das so geht. Und ich kann zumindest nachvollziehen, dass der Begriff "Sexarbeiterin" als technisch oder steril empfunden wird. Die Erotik, das Aufregende dieses Berufes spiegelt sich in diesem Begriff nicht wieder. Ob das beim Begriff Prostituierte anders ist, darüber kann man sich natürlich streiten...
Und ob man überhaupt wert darauf legt, dass das in der Berufsbezeichnung vorkommt, oder ob man es nicht gerade gut findet, dass das "Verruchte", das ja auch mit der gesellschaftlichen Ächtung einhergeht, aus der Bezeichnung verschwindet, ist noch eine andere, sehr berechtigte Frage.
Ich finde das am Begriff Sexarbeiterin eigentlich ganz gut.
Ich denke es ist generell ein Unterschied, ob man den Begriff in der politischen / öffentlichen Debatte verwendet oder als Selbstbezeichnung z.B. gegenüber Gästen - da kann das etwas sterile u.U. unpassend erscheinen.
Was die Begriffe Hure und Nutte angeht: Wenn mich jemand drittes, vor allem falls es ein Freier oder Betreiber wäre, so bezeichnen würde, dann fände ich das auch unangemessen: weil ich weiß, dass das normalerweise abwertend gemeint ist.
Aber ich habe kein Problem damit, mich selbst als Hure/Nutte zu bezeichnen, und ich würde diese Begriffe auch selbst nie als Schimpfworte benutzen, weil es für mich nichts Unwertes hat, eine Hure zu sein.
Ich finde einfach, dass diese Worte keine Schimpfworte sein sollten, weil die einzigen schlechten Assoziationen, die diese Worte hervorrufen, die Tätigkeit selber betreffen. Genauso wie der Begriff "Schlampe" deswegen als Schimpfwort gilt, weil eine Frau, die Sex mit vielen verschienenen Männern hat, eben als verachtenswert gilt. Wenn ich das aber nicht so sehe, dann gibt es an dem Begirff Schlampe nichts mehr, das eine abwertende Verwendung rechtfertigt.
Im Unterschied dazu gibt es bei anderen Berufen z.B. Schimpfworte, die dann verwendet werden, wenn jemand seinen Beruf schlecht macht ("Pfuscher" z.B. bei Ärzten, die ihre Arbeit schlecht machen). Das ist aber bei "Hure" nicht so, da gilt die Tätigkeit selbst als Verachtenswert, nicht eine bestimmte Ausübung. Und deswegen bin ich dagegen, diese Worte als Schimpfworte zu verwenden und verfechte eine Aneignungspolitik, statt einer Abgrenzungspolitik.
So, das war jetzt ausführlich
Und ob man überhaupt wert darauf legt, dass das in der Berufsbezeichnung vorkommt, oder ob man es nicht gerade gut findet, dass das "Verruchte", das ja auch mit der gesellschaftlichen Ächtung einhergeht, aus der Bezeichnung verschwindet, ist noch eine andere, sehr berechtigte Frage.
Ich finde das am Begriff Sexarbeiterin eigentlich ganz gut.
Ich denke es ist generell ein Unterschied, ob man den Begriff in der politischen / öffentlichen Debatte verwendet oder als Selbstbezeichnung z.B. gegenüber Gästen - da kann das etwas sterile u.U. unpassend erscheinen.
Was die Begriffe Hure und Nutte angeht: Wenn mich jemand drittes, vor allem falls es ein Freier oder Betreiber wäre, so bezeichnen würde, dann fände ich das auch unangemessen: weil ich weiß, dass das normalerweise abwertend gemeint ist.
Aber ich habe kein Problem damit, mich selbst als Hure/Nutte zu bezeichnen, und ich würde diese Begriffe auch selbst nie als Schimpfworte benutzen, weil es für mich nichts Unwertes hat, eine Hure zu sein.
Ich finde einfach, dass diese Worte keine Schimpfworte sein sollten, weil die einzigen schlechten Assoziationen, die diese Worte hervorrufen, die Tätigkeit selber betreffen. Genauso wie der Begriff "Schlampe" deswegen als Schimpfwort gilt, weil eine Frau, die Sex mit vielen verschienenen Männern hat, eben als verachtenswert gilt. Wenn ich das aber nicht so sehe, dann gibt es an dem Begirff Schlampe nichts mehr, das eine abwertende Verwendung rechtfertigt.
Im Unterschied dazu gibt es bei anderen Berufen z.B. Schimpfworte, die dann verwendet werden, wenn jemand seinen Beruf schlecht macht ("Pfuscher" z.B. bei Ärzten, die ihre Arbeit schlecht machen). Das ist aber bei "Hure" nicht so, da gilt die Tätigkeit selbst als Verachtenswert, nicht eine bestimmte Ausübung. Und deswegen bin ich dagegen, diese Worte als Schimpfworte zu verwenden und verfechte eine Aneignungspolitik, statt einer Abgrenzungspolitik.
So, das war jetzt ausführlich
