Sexarbeit in der Krankenpflege
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Sexarbeit in der Krankenpflege
Sexarbeit fängt nicht erst beim praktizierten Verkehr an, das dürfte klar sein und wurde hier ja auch schon ausreichend diskutiert.
Aber wo fängt Sexarbeit dann eigentlich an? Dazu eine kleine Geschichte aus meiner Praxis als Krankenpfleger:
Ich war auf einer Krebsstation beschäftigt. Die PatientInnen hatten durch unterschiedliche Chemotherapien kein funktionierendes Abwehrsystem mehr und mussten isoliert werden. Das heißt, sie durften nur noch minimalen Kontakt zu Angehörigen haben, waren den ganzen Tag in ihrem Krankenzimmer eingesperrt. Alle Besucher und das Pflegepersonal waren bis zur Unkenntlichkeit vermummt (Mundschutz, OP-Haube, weißer Kittel) und so verbrachten sie oft Wochen unter körperlichen Schwerzen und der Ungewissheit des weiteren Verlaufs unter diesen erbärmlichen Bedingungen.
Von der Stationsschwester erlernte ich eine Therapietechnik, die sie als "Atemstimulierende Einreibung" vorstellte. Ziel war es, die Lunge des Patienten vollständig zu belüften, um die Gefahr einer Lungenentzündung durch eingeschränkte Mobilität zu vermindern. Dabei wurde eine Hautpflegelotion mit ätherischen Ölen kreisend in die Haut des Rückens eingerieben. Das entscheidende bei dieser Einreibung waren die langsamen und auf den Atemrhythmus des Patienten angepassten Bewegungen der Hände auf dem Rücken.
Ich hab das gerne gemacht, weil es fast etwas Meditatives hatte und auch für mich als Durchführer etwas Entspannung und Ruhe bedeutete.
In einem Nachtdienst mit der Stationsschwester kamen wir ins Gespräch und sie erzählte, dass sie diese Technik maßgeblich mit entwickelt hatte. Und plötzlich vertraute sie mir an, dass es dabei gar nicht um die medizinische Therapie oder Prophylaxe ging. Vielmehr war das Grundproblem, dass die Patienten durch die lange Isolation und fehlenden Körperkontakt depressiv wurden und sich das sehr schlecht auf die Krankheitsentwicklung auswirkte. Das Bedürfnis nach Nähe und körperlicher Berührung war also dringend zu befriedigen, aber wie? Ein Pfleger, der in ein Krankenzimmer kommt und ankündigt, dass sich die Patientin jetzt mal frei machen soll, um gestreichelt und liebkost zu werden, war so unvorstellbar, dass dies absolut tabu war. Und selbst die Thematisierung von zärtlichen Berührungen war und ist in der Krankenpflege auch noch immer ein Tabu.
Also wurde die zärtliche Berührung einfach in eine medizinische Therapieform verpackt, um sowohl den Patienten, als auch den Ausführenden die Scheu zu nehmen.
Und was soll ich sagen... Nachdem ich das Geheimnis wusste, habe ich die ganze Sache mit anderen Augen gesehen. Ich hab plötzlich gemerkt, wie sehr die Patientinnen sich nach dieser Therapieform gesehnt haben und wie sie sie sogar eingefordert haben, ohne dabei ihr Gesicht zu verlieren. Niemand musste mit verschämtem Gesichtsausdruck über professionalisierte Zärtlichkeiten reden, sondern konnte erhobenen Hauptes von medizinisch notwendiger Prophylaxe reden.
Ist dieser Ansatz vielleicht zielführend in der Etablierung von Sexualdienstleistungen? Könnte man Angebot und Nachfrage steigern, wenn man einfach die "Verpackung" ändert?
Oder würde das die Verlogenheit und Verschlossenheit unserer Gesellschaft nur noch weiter unterstützen und den Kampf um Beseitigung von Tabus nur noch weiter behindern?
Aber wo fängt Sexarbeit dann eigentlich an? Dazu eine kleine Geschichte aus meiner Praxis als Krankenpfleger:
Ich war auf einer Krebsstation beschäftigt. Die PatientInnen hatten durch unterschiedliche Chemotherapien kein funktionierendes Abwehrsystem mehr und mussten isoliert werden. Das heißt, sie durften nur noch minimalen Kontakt zu Angehörigen haben, waren den ganzen Tag in ihrem Krankenzimmer eingesperrt. Alle Besucher und das Pflegepersonal waren bis zur Unkenntlichkeit vermummt (Mundschutz, OP-Haube, weißer Kittel) und so verbrachten sie oft Wochen unter körperlichen Schwerzen und der Ungewissheit des weiteren Verlaufs unter diesen erbärmlichen Bedingungen.
Von der Stationsschwester erlernte ich eine Therapietechnik, die sie als "Atemstimulierende Einreibung" vorstellte. Ziel war es, die Lunge des Patienten vollständig zu belüften, um die Gefahr einer Lungenentzündung durch eingeschränkte Mobilität zu vermindern. Dabei wurde eine Hautpflegelotion mit ätherischen Ölen kreisend in die Haut des Rückens eingerieben. Das entscheidende bei dieser Einreibung waren die langsamen und auf den Atemrhythmus des Patienten angepassten Bewegungen der Hände auf dem Rücken.
Ich hab das gerne gemacht, weil es fast etwas Meditatives hatte und auch für mich als Durchführer etwas Entspannung und Ruhe bedeutete.
In einem Nachtdienst mit der Stationsschwester kamen wir ins Gespräch und sie erzählte, dass sie diese Technik maßgeblich mit entwickelt hatte. Und plötzlich vertraute sie mir an, dass es dabei gar nicht um die medizinische Therapie oder Prophylaxe ging. Vielmehr war das Grundproblem, dass die Patienten durch die lange Isolation und fehlenden Körperkontakt depressiv wurden und sich das sehr schlecht auf die Krankheitsentwicklung auswirkte. Das Bedürfnis nach Nähe und körperlicher Berührung war also dringend zu befriedigen, aber wie? Ein Pfleger, der in ein Krankenzimmer kommt und ankündigt, dass sich die Patientin jetzt mal frei machen soll, um gestreichelt und liebkost zu werden, war so unvorstellbar, dass dies absolut tabu war. Und selbst die Thematisierung von zärtlichen Berührungen war und ist in der Krankenpflege auch noch immer ein Tabu.
Also wurde die zärtliche Berührung einfach in eine medizinische Therapieform verpackt, um sowohl den Patienten, als auch den Ausführenden die Scheu zu nehmen.
Und was soll ich sagen... Nachdem ich das Geheimnis wusste, habe ich die ganze Sache mit anderen Augen gesehen. Ich hab plötzlich gemerkt, wie sehr die Patientinnen sich nach dieser Therapieform gesehnt haben und wie sie sie sogar eingefordert haben, ohne dabei ihr Gesicht zu verlieren. Niemand musste mit verschämtem Gesichtsausdruck über professionalisierte Zärtlichkeiten reden, sondern konnte erhobenen Hauptes von medizinisch notwendiger Prophylaxe reden.
Ist dieser Ansatz vielleicht zielführend in der Etablierung von Sexualdienstleistungen? Könnte man Angebot und Nachfrage steigern, wenn man einfach die "Verpackung" ändert?
Oder würde das die Verlogenheit und Verschlossenheit unserer Gesellschaft nur noch weiter unterstützen und den Kampf um Beseitigung von Tabus nur noch weiter behindern?
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Danke für diesen Bericht
Eine wunderbare Geschichte/Fall. Eine engagierte Lösung, die da eine Fachkraft in bewußter Ausnutzung ihrer Freiräume gefunden und durchgesetzt hat.
Solches Handeln wünscht man sich von viel mehr Menschen in noch mehr Lebensbereichen.
Genau aus den von dir beschriebenen Gründen gibt es so viele Massagesalons.
Die funktionieren an vielen Orten der Welt unkompliziert und unbehelligt, bis es irgendwo jemandem zu viel wird und die Gegner oder Moralapostel das Feigenblatt aufdecken und der Prostitution bezichtigen und verbieten lassen.
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Solches Handeln wünscht man sich von viel mehr Menschen in noch mehr Lebensbereichen.
Genau aus den von dir beschriebenen Gründen gibt es so viele Massagesalons.
Die funktionieren an vielen Orten der Welt unkompliziert und unbehelligt, bis es irgendwo jemandem zu viel wird und die Gegner oder Moralapostel das Feigenblatt aufdecken und der Prostitution bezichtigen und verbieten lassen.
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@ Jakob
Ich sehe das als Pneumonieprophylaxe die immer Anwendung findet, wenn der Patient bettlägerich ist !
Wird schon im 1 Studiumjahr von 3 Jahren an die Schüler vermittelt und wird sogar von nicht bettlägrigen Patienten erwüscht, weil sie den Körperkontakt geniesen !
Siehe auch http://www.pflegewiki.de/wiki/Pneumonieprophylaxe
dort wird noch mehr vermittelt, was man tun kann .......
LG Melanie
Ich sehe das als Pneumonieprophylaxe die immer Anwendung findet, wenn der Patient bettlägerich ist !
Wird schon im 1 Studiumjahr von 3 Jahren an die Schüler vermittelt und wird sogar von nicht bettlägrigen Patienten erwüscht, weil sie den Körperkontakt geniesen !
Siehe auch http://www.pflegewiki.de/wiki/Pneumonieprophylaxe
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LG Melanie
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe
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Danke für den Link
schönes wiki
Da können wir uns echt ein Beispiel nehmen / sehen was tolles möglich ist in Sachen Darstellung der Berufskompetenzen.
http://wiki.sexworker.at
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Auch Phantasie-Reisen werden bei sehr unruhigen, ängstlichen Patienten gerne eingesetzt.
Sie bauen Streß und Verspannungen ab und sind in der Krankenpflege sehr gut geeignet, um Schlafanstoßend zuwirken - anstatt gleich Medikamente zugeben !
http://www.phantasiereisen.com/
Ist eine schöne Seite mit Beispielen zu Phantasiereisen !
LG Melly
Sie bauen Streß und Verspannungen ab und sind in der Krankenpflege sehr gut geeignet, um Schlafanstoßend zuwirken - anstatt gleich Medikamente zugeben !
http://www.phantasiereisen.com/
Ist eine schöne Seite mit Beispielen zu Phantasiereisen !
LG Melly
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe
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@Melanie
Mein Aufruf "Wikispezialist" war auf Marcs Posting bezogen
viewtopic.php?p=55833#55833
Ein Wiki ist eine Software wie zum Beispiel Wikipedia hat. Das Problem in unserem Forum ist sicherlich, dass unheimlich viel Informationen chronologisch irgendwie geordnet ist (weil ja die Beiträge nicht alle auf einmal kommen, sondern immer wieder aufgefrischt werden) - man findet manche Dinge nicht - aber das Forum selbst "lebt" dadurch
In einem Wiki sind die Informationen durch Links direkt aufrufbar. Es macht Sinn Beides zu führen. Also ein wiki und ein forum - Aber die Geschichte nimmt halt Zeit in Anspruch und man braucht eine gewisse Zeit um sich in einem Wiki zurecht zu finden... Deshalb bräuchten wir Jemand, der mit diesem Medium vertraut ist.
Liebe Grüße
christian
Mein Aufruf "Wikispezialist" war auf Marcs Posting bezogen
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Ein Wiki ist eine Software wie zum Beispiel Wikipedia hat. Das Problem in unserem Forum ist sicherlich, dass unheimlich viel Informationen chronologisch irgendwie geordnet ist (weil ja die Beiträge nicht alle auf einmal kommen, sondern immer wieder aufgefrischt werden) - man findet manche Dinge nicht - aber das Forum selbst "lebt" dadurch
In einem Wiki sind die Informationen durch Links direkt aufrufbar. Es macht Sinn Beides zu führen. Also ein wiki und ein forum - Aber die Geschichte nimmt halt Zeit in Anspruch und man braucht eine gewisse Zeit um sich in einem Wiki zurecht zu finden... Deshalb bräuchten wir Jemand, der mit diesem Medium vertraut ist.
Liebe Grüße
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