Internationaler Hurentag 2009, 2010...
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Internationaler Hurentag 2009, 2010...
Zum Internationalen Hurentag 2009 veranstalten wir wie im letzten Jahr wieder einen Hurengottesdienst.
Wir freuen uns über alle, die an diesem Tag Bochum besuchen möchten.
Die Einladung findet ihr hier:
Einladung zum Hurengottesdienst
Wir freuen uns über alle, die an diesem Tag Bochum besuchen möchten.
Die Einladung findet ihr hier:
Einladung zum Hurengottesdienst
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RE: Internationaler Hurentag 2009
danke für die einladung, ich werde gern kommen.
(hoffe, das wirkt nicht als abschreckung ;-)
letztes jahr war sehr schön, ein interessanter gottesdienst mit einer interessanten pfarrerin und beeindruckender predigt.
bis dahin, lieben gruß, annainga
(hoffe, das wirkt nicht als abschreckung ;-)
letztes jahr war sehr schön, ein interessanter gottesdienst mit einer interessanten pfarrerin und beeindruckender predigt.
bis dahin, lieben gruß, annainga
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Tolle Idee ;-)
Bochum ist aber leider ein bissl weit für mich...und haben ja auch was in Wien zu tun.
Wäre aber mal eine Idee für die Wiener?
Lg Oberelfe
Bochum ist aber leider ein bissl weit für mich...und haben ja auch was in Wien zu tun.
Wäre aber mal eine Idee für die Wiener?
Lg Oberelfe
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>
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RE: Internationaler Hurentag 2009
*** Das Wort zum Internationalen Hurentag ***
Heute ist der 2. Juni und damit der von den wenigsten Beobachtern zur Kenntnis genommene "Internationale Hurentag"; warum ich das erwähne? Weil die Gesellschaft nicht nur zweigeteilt ist, was Pro & Contra Prostitution betrifft und die Diskussion darum entsprechend von rigider Gegnerschaft, Herabwürdigung oder Viktimisierung alternativ: von einer völlig fehlgeleiteten Idealisierung und Romantisierung geprägt ist. Das unrealistische Bild, daß die Medien im Regelfall zeichnen, schwankt zwischen Pretty-Woman-Märchenwelten einerseits, was einer Einstiegshilfe für unbedarfte Nymphchen gleichkommt bzw. Skandalisierung und öffentliche Empörung andererseits. Allen voran ein "Gottes" Vertreter auf Erden (!), dem nicht alle als prinzipiell unmündig bezeichneten "Schäfchen" folgen wollen. Um es mit Peter Sloterdijk zu befragen: "liegen hier nicht tiefere Wirklichkeiten vor, die sich der Zurückführung auf hysterische Kollektivierungen und telekommunikativen Stress-Plastiken widersetzen?" Nur durch permanente multimediale Agitation Tag für Tag lassen sich diese Bilder gesellschaftlich integrieren; der sich fortwährend reproduzierende Status-Quo erzwingt dabei Vorstellungen, daß nur unter der Qual von Gewissensbissen Leidenschaften gelebt werden dürfen und beschwört gleichfalls das Gegenteil: eine hedonistische Kultur, die im Hier und Jetzt ein glückseligmachendes Versprechen behauptet und jegliche Verantwortungen und Loyalitäten abstreift, Identität nach aussen gewendet und aufgeführt auf alterslosen Körpern: scheinbare "Individualität" wird in die Körper hineingestanzt, ob Piercings, Arschgeweih, ob die polierte silikonisierte Oberfläche der doch immer gleichen "Typen" und Bilderwelten von Frau und Mann: Heidi Klum ist allmächtig geworden.
In solch einem Verständnis ist der Mensch "natürlich" Ware, allerdings steigerungsfähig; er wird selbst zum reinen Accessoire, für sich selbst als auch für andere.
Warum schreibe ich das? Weil wir im 21. Jahrhundert leben und eine Hure das Maul auf machen darf, außer zum Blasen und Schlucken. Und das verdanke ich vielen mutigen Männern und Frauen in der politischen Geschichte, nicht nur der kleinen, aber feinen Bewegung der "International Sexwork Rights Movement", eine soziale Bewegung, die sich erst spät und global herausgebildet hat.
Umgekehrt, und ich bin wahrlich kein Engel, komme ich mir fast wie eine Exorzistin vor, wenn ich an diesem Tag daran erinnern möchte, daß Doppel-Moral und Heuchelei immer noch den Umgang mit Sexwork bestimmen; egal ob Escort, Puffbesuch oder Strassenstrich. Der "Selbst-Ekel", den viele Männer als Kunden, aber auch viele Frauen als Sexworker empfinden, teilweise durch Kompensationskäufe ausgleichen, resultiert ja nur daraus, weil sie selbstverständlich die normierten Messlatten anlegen, sich aufhalsen, was gesellschaftlich erwünschtes und unerwünschtes Verhalten betrifft.
Tabubruch und Selbstbestrafung resultieren doch hauptsächlich aus der tradierten christlichen Kultur und es ist Zeit, doch ohne schlechten Gewissens einfach die Zeit zu geniessen zu "dürfen", mit einer attraktiven, geilen Lady unkomplizierten Sex zu haben und seine Phantasien zu leben.
Auch wenn ich Sex nach wie vor als die natürlichste Sache der Welt begreife, trifft dies auf Prostitution nicht zu, auch wenn ich auf diesem Parkett aktiv bin. Ich kann weder behaupten, "stolz" darauf zu sein, wie manche behaupten, noch verachte ich mich dafür, warum auch?! Ich betrachte es nicht als Hobby, sonst würde ich dafür kein Geld annehmen, sondern als eine Form der Erwerbstätigkeit, i.d.R. Männern, manchmal Paaren, selten Frauen, Entertainment, intime Lust und Vergnügen zu bereiten, das ist mein Zuständigkeitsbereich, der sich m.E. in jeder Hinsicht von allen anderen "Berufen" abhebt. Ich treffe zumeist sympathische, nette, oftmals gute Männer, Menschen, die ich in gewisser Weise als Verbündete betrachte und die ich noch nicht einmal auf den "Status" Kunde, Gast, Freier reduzieren kann, weil es m.E. einer intimen Begegnung nicht gerecht wird, schlicht: weil sie mich ernähren, was ich trotz akademischer Ausbildung auf höchstem Niveau durch meine sonstigen Tätigkeiten (noch) nicht ausreichend tun kann, so ist das eben heutzutage.... Auch ermöglichen mir gelegentliche Dates dadurch einen gewissen Spielraum an Freiheit und macht mich in gewissem Sinne "reich", natürlich sind nicht irgendwelche Güter gemeint, die ich persönlich nicht anstrebe, sondern meine geistige Unabhängigkeit. Dafür bin ich dankbar! Mit dieser Einstellung, die mich von Anbeginn in diesem Job begleitet, bin ich sehr gut gefahren und die Herren danken es mir umgekehrt: also eine gute bis sehr gute Performance bin ich ihnen schliesslich schuldig, egal wie kurz oder lange ein Date vereinbart ist. Dabei wirke ich noch nicht einmal "professionell", höchstens erfahren, sensibel, einfühlsam; ich habe gelernt, meine Grenzen zu ziehen und die anderer zu respektieren. Nichts anderes erwarte ich von meinen Gästen und generell von Menschen, die mich umgeben.
Wenn man sich aufgrund lehrreicher Erfahrungen konsequent negatives vom Hals hält und umsichtig agiert, Sicherheitsstandards einhält (eine gewisse Angst und Unsicherheit im Hinterkopf ist für eine Dame in diesem Gewerbe sogar sehr gesund, weil es einen vorsichtig werden läßt, mit wem man sich trifft), kann man sich auch auf jede neue Begegnung freuen, insbesondere, wenn man sich am Telefon für sympathisch befunden hat, soweit dies möglich ist.
Prostitution/Paysex war und ist nun einmal in der Welt - es gibt keine globale Swingerparty, leider, also keine "befreite" Sexualität - und es geht darum, sie zu gestalten, im Hinblick auf Respekt und Menschenwürde, Rechtssicherheit etc. Dabei bringt es nichts, weinerlich zu werden und zu akklamieren, daß wir doch "auch nur" Menschen sind, wie ich es oft beobachte. Jeder Sexworker in zunächst einmal ein Mensch und seine Identität läßt sich nicht auf eine Funktion reduzieren, unter uns gesprochen, sozusagen von "Nutte" zu "Mensch" *lach*; umgekehrt ist Sexwork natürlich Teil der Identität, je besser man diese Praxis in sein Leben integrieren kann, umso gesünder für die Seele. Gilt auch für die Herren der Schöpfung; was nützt der beste Sex, die schönste Form der Kommunikation mit einer attraktiven Frau, wenn man hinterher von Gewissensbissen geplagt ist, anstatt entspannt und zufrieden nach Hause zu fahren.
Da die allgemeine Sichtweise immer noch von der Vorstellung getragen wird, eine Hure ist erst einmal eine Hure und kein MENSCH, habe ich vor längerer Zeit beschlossen, Sexwork Aktivistin zu werden, auch wenn die Selbstermächtigung und das erforderliche Selbstbewußtsein sehr viele potentielle Gäste abschreckt, zumindest unter aktiven Lesern in diversen Foren. Zum Thema während eines Dates wird es im Regelfall nicht, außer jemand möchte es ganz genau wissen *lach*. Und es gibt partnerschaftlich denkende Männer, die mein Wirken als Gewinn begreifen und darüber freue ich mich natürlich sehr.
Zum diesjährigen internationalen Hurentag möchte ich einfach daran erinnern, daß ein Mensch mehr als "Loch" oder "Ware" ist und werde nicht müde daran zu erinnern. Wer so denkt, vor dem ekel "ich" mich und möchte ich auch niemaaaaals kennenlernen. Dies widerspricht sich auch nicht mit dem Durchspielen von Porno- und sonstiger Phantasien, schliesslich sind wir triebhafte Tiere. Es geht als Aktivistin (Hilfe!! wie das klingt, zumindest in deutschen Ohren) "nicht" um eine wie auch immer geartete Prominenz, sondern um diskrete politische Lobbyarbeit, alternativ: künstlerische Arbeit, wie ich es mittlerweile vorziehe, um Schubladen-Gedenke aufzubrechen, zumindest um Irritationen zu verursachen! Geistige Selbstbeschränkungen sind nicht gesund; sich dies selbstkritisch bewußt zu machen, darin liegt ein ungeheurer Reichtum! Sich gegenseitig mit Anstand & Respekt zu begegnen, was im Prinzip eine Selbstverständlichkeit sein sollte, damit lebt es sich (auch beim Paysex) besser und vor allen Dingen zufriedener, wie die ZEN-Meister wissen.
Frauen/Männer in diesem Gewerbe müssen sich also überhaupt nicht "dafür" schämen, dazu gibt es weder Grund noch Notwendigkeit, auch wenn die gesellschaftlichen Zuschreibungen mehrheitlich verächtlich und stigmatisierend wirken (Labelling Effect!) und sind zumeist aus eigenen Ängsten und Unfreiheit gezeugt. Schämen können sich all jene, die mit dem Finger auf andere zeigen und die gefährliche Moral-Keule schwingen, auch jene, die - Mann oder Frau - dem Gewerbe abgeschworen haben und sich wie fundamentalistische Nichtraucher verhalten.
Ich wünsche allen einen sonnigen Tag und ein Lachen im Herzen!
Ariane
Heute ist der 2. Juni und damit der von den wenigsten Beobachtern zur Kenntnis genommene "Internationale Hurentag"; warum ich das erwähne? Weil die Gesellschaft nicht nur zweigeteilt ist, was Pro & Contra Prostitution betrifft und die Diskussion darum entsprechend von rigider Gegnerschaft, Herabwürdigung oder Viktimisierung alternativ: von einer völlig fehlgeleiteten Idealisierung und Romantisierung geprägt ist. Das unrealistische Bild, daß die Medien im Regelfall zeichnen, schwankt zwischen Pretty-Woman-Märchenwelten einerseits, was einer Einstiegshilfe für unbedarfte Nymphchen gleichkommt bzw. Skandalisierung und öffentliche Empörung andererseits. Allen voran ein "Gottes" Vertreter auf Erden (!), dem nicht alle als prinzipiell unmündig bezeichneten "Schäfchen" folgen wollen. Um es mit Peter Sloterdijk zu befragen: "liegen hier nicht tiefere Wirklichkeiten vor, die sich der Zurückführung auf hysterische Kollektivierungen und telekommunikativen Stress-Plastiken widersetzen?" Nur durch permanente multimediale Agitation Tag für Tag lassen sich diese Bilder gesellschaftlich integrieren; der sich fortwährend reproduzierende Status-Quo erzwingt dabei Vorstellungen, daß nur unter der Qual von Gewissensbissen Leidenschaften gelebt werden dürfen und beschwört gleichfalls das Gegenteil: eine hedonistische Kultur, die im Hier und Jetzt ein glückseligmachendes Versprechen behauptet und jegliche Verantwortungen und Loyalitäten abstreift, Identität nach aussen gewendet und aufgeführt auf alterslosen Körpern: scheinbare "Individualität" wird in die Körper hineingestanzt, ob Piercings, Arschgeweih, ob die polierte silikonisierte Oberfläche der doch immer gleichen "Typen" und Bilderwelten von Frau und Mann: Heidi Klum ist allmächtig geworden.
In solch einem Verständnis ist der Mensch "natürlich" Ware, allerdings steigerungsfähig; er wird selbst zum reinen Accessoire, für sich selbst als auch für andere.
Warum schreibe ich das? Weil wir im 21. Jahrhundert leben und eine Hure das Maul auf machen darf, außer zum Blasen und Schlucken. Und das verdanke ich vielen mutigen Männern und Frauen in der politischen Geschichte, nicht nur der kleinen, aber feinen Bewegung der "International Sexwork Rights Movement", eine soziale Bewegung, die sich erst spät und global herausgebildet hat.
Umgekehrt, und ich bin wahrlich kein Engel, komme ich mir fast wie eine Exorzistin vor, wenn ich an diesem Tag daran erinnern möchte, daß Doppel-Moral und Heuchelei immer noch den Umgang mit Sexwork bestimmen; egal ob Escort, Puffbesuch oder Strassenstrich. Der "Selbst-Ekel", den viele Männer als Kunden, aber auch viele Frauen als Sexworker empfinden, teilweise durch Kompensationskäufe ausgleichen, resultiert ja nur daraus, weil sie selbstverständlich die normierten Messlatten anlegen, sich aufhalsen, was gesellschaftlich erwünschtes und unerwünschtes Verhalten betrifft.
Tabubruch und Selbstbestrafung resultieren doch hauptsächlich aus der tradierten christlichen Kultur und es ist Zeit, doch ohne schlechten Gewissens einfach die Zeit zu geniessen zu "dürfen", mit einer attraktiven, geilen Lady unkomplizierten Sex zu haben und seine Phantasien zu leben.
Auch wenn ich Sex nach wie vor als die natürlichste Sache der Welt begreife, trifft dies auf Prostitution nicht zu, auch wenn ich auf diesem Parkett aktiv bin. Ich kann weder behaupten, "stolz" darauf zu sein, wie manche behaupten, noch verachte ich mich dafür, warum auch?! Ich betrachte es nicht als Hobby, sonst würde ich dafür kein Geld annehmen, sondern als eine Form der Erwerbstätigkeit, i.d.R. Männern, manchmal Paaren, selten Frauen, Entertainment, intime Lust und Vergnügen zu bereiten, das ist mein Zuständigkeitsbereich, der sich m.E. in jeder Hinsicht von allen anderen "Berufen" abhebt. Ich treffe zumeist sympathische, nette, oftmals gute Männer, Menschen, die ich in gewisser Weise als Verbündete betrachte und die ich noch nicht einmal auf den "Status" Kunde, Gast, Freier reduzieren kann, weil es m.E. einer intimen Begegnung nicht gerecht wird, schlicht: weil sie mich ernähren, was ich trotz akademischer Ausbildung auf höchstem Niveau durch meine sonstigen Tätigkeiten (noch) nicht ausreichend tun kann, so ist das eben heutzutage.... Auch ermöglichen mir gelegentliche Dates dadurch einen gewissen Spielraum an Freiheit und macht mich in gewissem Sinne "reich", natürlich sind nicht irgendwelche Güter gemeint, die ich persönlich nicht anstrebe, sondern meine geistige Unabhängigkeit. Dafür bin ich dankbar! Mit dieser Einstellung, die mich von Anbeginn in diesem Job begleitet, bin ich sehr gut gefahren und die Herren danken es mir umgekehrt: also eine gute bis sehr gute Performance bin ich ihnen schliesslich schuldig, egal wie kurz oder lange ein Date vereinbart ist. Dabei wirke ich noch nicht einmal "professionell", höchstens erfahren, sensibel, einfühlsam; ich habe gelernt, meine Grenzen zu ziehen und die anderer zu respektieren. Nichts anderes erwarte ich von meinen Gästen und generell von Menschen, die mich umgeben.
Wenn man sich aufgrund lehrreicher Erfahrungen konsequent negatives vom Hals hält und umsichtig agiert, Sicherheitsstandards einhält (eine gewisse Angst und Unsicherheit im Hinterkopf ist für eine Dame in diesem Gewerbe sogar sehr gesund, weil es einen vorsichtig werden läßt, mit wem man sich trifft), kann man sich auch auf jede neue Begegnung freuen, insbesondere, wenn man sich am Telefon für sympathisch befunden hat, soweit dies möglich ist.
Prostitution/Paysex war und ist nun einmal in der Welt - es gibt keine globale Swingerparty, leider, also keine "befreite" Sexualität - und es geht darum, sie zu gestalten, im Hinblick auf Respekt und Menschenwürde, Rechtssicherheit etc. Dabei bringt es nichts, weinerlich zu werden und zu akklamieren, daß wir doch "auch nur" Menschen sind, wie ich es oft beobachte. Jeder Sexworker in zunächst einmal ein Mensch und seine Identität läßt sich nicht auf eine Funktion reduzieren, unter uns gesprochen, sozusagen von "Nutte" zu "Mensch" *lach*; umgekehrt ist Sexwork natürlich Teil der Identität, je besser man diese Praxis in sein Leben integrieren kann, umso gesünder für die Seele. Gilt auch für die Herren der Schöpfung; was nützt der beste Sex, die schönste Form der Kommunikation mit einer attraktiven Frau, wenn man hinterher von Gewissensbissen geplagt ist, anstatt entspannt und zufrieden nach Hause zu fahren.
Da die allgemeine Sichtweise immer noch von der Vorstellung getragen wird, eine Hure ist erst einmal eine Hure und kein MENSCH, habe ich vor längerer Zeit beschlossen, Sexwork Aktivistin zu werden, auch wenn die Selbstermächtigung und das erforderliche Selbstbewußtsein sehr viele potentielle Gäste abschreckt, zumindest unter aktiven Lesern in diversen Foren. Zum Thema während eines Dates wird es im Regelfall nicht, außer jemand möchte es ganz genau wissen *lach*. Und es gibt partnerschaftlich denkende Männer, die mein Wirken als Gewinn begreifen und darüber freue ich mich natürlich sehr.
Zum diesjährigen internationalen Hurentag möchte ich einfach daran erinnern, daß ein Mensch mehr als "Loch" oder "Ware" ist und werde nicht müde daran zu erinnern. Wer so denkt, vor dem ekel "ich" mich und möchte ich auch niemaaaaals kennenlernen. Dies widerspricht sich auch nicht mit dem Durchspielen von Porno- und sonstiger Phantasien, schliesslich sind wir triebhafte Tiere. Es geht als Aktivistin (Hilfe!! wie das klingt, zumindest in deutschen Ohren) "nicht" um eine wie auch immer geartete Prominenz, sondern um diskrete politische Lobbyarbeit, alternativ: künstlerische Arbeit, wie ich es mittlerweile vorziehe, um Schubladen-Gedenke aufzubrechen, zumindest um Irritationen zu verursachen! Geistige Selbstbeschränkungen sind nicht gesund; sich dies selbstkritisch bewußt zu machen, darin liegt ein ungeheurer Reichtum! Sich gegenseitig mit Anstand & Respekt zu begegnen, was im Prinzip eine Selbstverständlichkeit sein sollte, damit lebt es sich (auch beim Paysex) besser und vor allen Dingen zufriedener, wie die ZEN-Meister wissen.
Frauen/Männer in diesem Gewerbe müssen sich also überhaupt nicht "dafür" schämen, dazu gibt es weder Grund noch Notwendigkeit, auch wenn die gesellschaftlichen Zuschreibungen mehrheitlich verächtlich und stigmatisierend wirken (Labelling Effect!) und sind zumeist aus eigenen Ängsten und Unfreiheit gezeugt. Schämen können sich all jene, die mit dem Finger auf andere zeigen und die gefährliche Moral-Keule schwingen, auch jene, die - Mann oder Frau - dem Gewerbe abgeschworen haben und sich wie fundamentalistische Nichtraucher verhalten.
Ich wünsche allen einen sonnigen Tag und ein Lachen im Herzen!
Ariane
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RE: Internationaler Hurentag 2009
Guten Morgen!
@ Ariane - Da kann ich nur eines dazu sagen TOP!
morgendliche Grüsse - Michael
@ Ariane - Da kann ich nur eines dazu sagen TOP!

morgendliche Grüsse - Michael
Ich sehe jede Menge Leute, aber nur wenige Menschen!!
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RE: Internationaler Hurentag 2009
vielen Dank für euer Feedback
; in anderen Foren komme ich mir vor wie die einsame Ruferin in der Wüste (ok, Lucy, du bist eine Ausnahme
)
Nachschlag 2. Juni:
http://www.sueddeutsche.de/leben/54/470 ... r/?img=2.0
Schon gehört?
Jacqui Smith, die Innenministerin von Grossbritannien, wird wahrscheinlich zurücktreten. Das ist die Dame, die in England die Policy & Crime Bill auf den Weg gebracht hat, gemeinsam mit rechten feministischen Kreisen forderte sie fanatisch ein allgemeines Prostitutionsverbot und die Kriminalisierung von Kunden entsprechender Dienstleistungen. Es ist die Dame, die offenbar ihrem Gatten zu selten einen geblasen hat, weshalb er sich im Hotel gerne Pornos in einschlägigen Channels anschaute und sich anderweitig verlustierte; doof nur, daß dies über die Spesenabrechnung der Gattin lief und die Sache aufflog. Da sieht man mal wieder, auch bei Politikern, wo die Wurzel allen Übels zu suchen ist und wie persönliche Antriebe politisches Handeln bestimmen bzw. woraus die fanatische Ablehnung gegenüber nackten Tatsachen resultiert. Hätte sie ein entspanntes Sexualleben mit ihrem Gatten, bräuchte er nicht dauernd alleine Pornos schauen etc. pp. und die Policy & Crime Bill wäre nicht auf den Weg gebracht worden.
http://www.sueddeutsche.de/politik/113/470658/text/rlink/rlink.php?url=http://www.sueddeut ... r/?img=2.0


Nachschlag 2. Juni:
http://www.sueddeutsche.de/leben/54/470 ... r/?img=2.0
Schon gehört?
Jacqui Smith, die Innenministerin von Grossbritannien, wird wahrscheinlich zurücktreten. Das ist die Dame, die in England die Policy & Crime Bill auf den Weg gebracht hat, gemeinsam mit rechten feministischen Kreisen forderte sie fanatisch ein allgemeines Prostitutionsverbot und die Kriminalisierung von Kunden entsprechender Dienstleistungen. Es ist die Dame, die offenbar ihrem Gatten zu selten einen geblasen hat, weshalb er sich im Hotel gerne Pornos in einschlägigen Channels anschaute und sich anderweitig verlustierte; doof nur, daß dies über die Spesenabrechnung der Gattin lief und die Sache aufflog. Da sieht man mal wieder, auch bei Politikern, wo die Wurzel allen Übels zu suchen ist und wie persönliche Antriebe politisches Handeln bestimmen bzw. woraus die fanatische Ablehnung gegenüber nackten Tatsachen resultiert. Hätte sie ein entspanntes Sexualleben mit ihrem Gatten, bräuchte er nicht dauernd alleine Pornos schauen etc. pp. und die Policy & Crime Bill wäre nicht auf den Weg gebracht worden.
http://www.sueddeutsche.de/politik/113/470658/text/rlink/rlink.php?url=http://www.sueddeut ... r/?img=2.0
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RE: Internationaler Hurentag 2009
Ja du sagst es Christian, war ja im Fall "Spitzer" in U.S. genauso ...
weil es gerade passt und für jene, die es noch nicht kennen:
in Memoriam Deborah Jeane Palfrey, eine amerikanische Agenturchefin, die sich angeblich selbst umgebracht hat, was bis heute nicht erwiesen ist; ihr wurden Indiskretionen nachgesagt, sie hätte prominente Kunden, Politiker wie z.B. Spitzer geoutet, dabei ging sie erst an die Öffentlichkeit, als man sie wegen ihres "illegalen Treibens" an den Pranger stellte und ins Gefängnis warf, eben von jenen Moralaposteln forciert, die gleichfalls ihre Kunden waren; offenbar hat sie sich genau das nicht gefallen lassen wollen und dann die Informationen publik gemacht:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=9-yaucnD ... r_embedded[/youtube]
weil es gerade passt und für jene, die es noch nicht kennen:
in Memoriam Deborah Jeane Palfrey, eine amerikanische Agenturchefin, die sich angeblich selbst umgebracht hat, was bis heute nicht erwiesen ist; ihr wurden Indiskretionen nachgesagt, sie hätte prominente Kunden, Politiker wie z.B. Spitzer geoutet, dabei ging sie erst an die Öffentlichkeit, als man sie wegen ihres "illegalen Treibens" an den Pranger stellte und ins Gefängnis warf, eben von jenen Moralaposteln forciert, die gleichfalls ihre Kunden waren; offenbar hat sie sich genau das nicht gefallen lassen wollen und dann die Informationen publik gemacht:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=9-yaucnD ... r_embedded[/youtube]
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Warum braucht man(n) einen internationalen Hurentag?
Es gibt eine Vielzahl von weltweiten Gedenk- und Erinnerungstagen. Am heutigen Dienstag steht der Internationale Hurentag auf dem Programm. Prompt meldete sich Kersten Artus, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft, zu Motiven und Zielen zu Wort: "Seit 35 Jahren setzen sich Huren für ihre Rechte ein. Das neue Prostitutionsgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch es muss mehr Geld für Sozialberatung und Streetworkerinnen bereitgestellt werden. Die Sperrgebietsverordnung gehört auf den Prüfstand. Und die Runden Tische in St. Georg sollten ausgebaut werden." DW
http://www.welt.de/die-welt/article3843 ... entag.html
Es gibt eine Vielzahl von weltweiten Gedenk- und Erinnerungstagen. Am heutigen Dienstag steht der Internationale Hurentag auf dem Programm. Prompt meldete sich Kersten Artus, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft, zu Motiven und Zielen zu Wort: "Seit 35 Jahren setzen sich Huren für ihre Rechte ein. Das neue Prostitutionsgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch es muss mehr Geld für Sozialberatung und Streetworkerinnen bereitgestellt werden. Die Sperrgebietsverordnung gehört auf den Prüfstand. Und die Runden Tische in St. Georg sollten ausgebaut werden." DW
http://www.welt.de/die-welt/article3843 ... entag.html
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe
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Links
Kann bitte jemand den Video Clip sichern
ARD Nachtmagazin
http://www.tagesschau.de/multimedia/vid ... 07062.html
mit Emilia von ver.di
sie war auch Teilnehmerin im Sexworker Summit in Dortmund :-)
Sexworker Day in Frankfurt:
viewtopic.php?p=58700#58700 (Medienkompetenz Sexwork)
.
ARD Nachtmagazin
http://www.tagesschau.de/multimedia/vid ... 07062.html
mit Emilia von ver.di
sie war auch Teilnehmerin im Sexworker Summit in Dortmund :-)
Sexworker Day in Frankfurt:
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Hallo Marc von Frankfurt!
Da stelle ich mir schon die nächsten Fragen,
wo fängt Prostitution an und wo hört sie auf?
Würde man bei A anfangen ist jeder dazu gezwungen, sich zu prostituieren.
Sei es die Verkäuferin, der Metzger oder wer auch immer.
Lächeln, nur so kannst du deine Ware verkaufen.
Warum wird also die Arbeit der Sw nicht anerkannt.
Ich sehe mich in gewissem Sinne auch als Vekäuferin, ich habe und werde wieder Illusionen verkaufen.
Aber gerade das Verkaufen von Illusionen ist wichtig, in Zeiten wie diesen.
Sie versüssen einem den bitteren Alltag.
Valerie
Da stelle ich mir schon die nächsten Fragen,
wo fängt Prostitution an und wo hört sie auf?
Würde man bei A anfangen ist jeder dazu gezwungen, sich zu prostituieren.
Sei es die Verkäuferin, der Metzger oder wer auch immer.
Lächeln, nur so kannst du deine Ware verkaufen.
Warum wird also die Arbeit der Sw nicht anerkannt.
Ich sehe mich in gewissem Sinne auch als Vekäuferin, ich habe und werde wieder Illusionen verkaufen.
Aber gerade das Verkaufen von Illusionen ist wichtig, in Zeiten wie diesen.
Sie versüssen einem den bitteren Alltag.
Valerie
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RE: Internationaler Hurentag 2009
valerie, dein Wort in meinen Ohren
es grüßt das zirkuspferd

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7.6.2009
Internationaler Hurentag
Kirche soll Prostituierte nicht ausgrenzen
Das Frauenreferat im Kirchenkreis Bochum kritisiert anlässlich des internationalen Hurentages die Ausgrenzung von Prostituierten aus der Gesellschaft. Die Gesellschaft akzeptiere Prostitution, nicht aber die Prostituierten. Justizministerin Brigitte Zypries will den Zeugenschutz für Zwangsprostituierte verbessern.
Die Kirche muss nach Auffassung der Wuppertaler Pfarrerin Ulrike Hollander auch Prostituierte in ihre Mitte nehmen. Prostitution gelte in der Kirche immer noch als Tabuthema, sagte die Theologin am Sonntag in ihrer Predigt in der Bochumer Pauluskirche. Das Frauenreferat im Kirchenkreis Bochum und die Bochumer Prostituiertenselbsthilfe Madonna e.V. machten mit dem Gottesdienst am internationalen Hurentag auf die aktuelle Situation von Prostituierten aufmerksam.
Die Gesellschaft tue, als gehören Prostituierte nicht in die Gemeinschaft, als habe man das Recht, sie auszuschließen, so Hollander weiter. „Diese Frauen haben unglaubliche Fähigkeiten auf Menschen einzugehen“, betonte die Pfarrerin. Es gehe nicht immer nur um den tollen Sex, sondern auch Zuhören und einfache Berührungen seien wichtig. Die Theologin gehört dem Wuppertaler Arbeitskreis Café Mitternacht an und ist Vorstandsmitglied des Vereins Madonna.
Der internationale Hurentag richtet sich gegen Diskriminierung, ausbeuterische Verhältnisse und die Doppelmoral einer Gesellschaft, die Prostitution, aber nicht die Prostituierten akzeptiere. Das Datum erinnert an einen Protest französischer Prostituierter im Jahr 1975. Nach polizeilichen Repressalien besetzten am 2. Juni mehr als 100 Prostituierte die Kirche Saint-Nizier in Lyon, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Acht Tage darauf wurde die Kirche durch die Polizei geräumt.
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) kündigte an, sie wolle den Zeugenschutz für Zwangsprostituierte und für die Opfer von Gewalt aus dem Milieu verbessern. Frauen aus Nicht-EU-Ländern mit ungeschütztem Aufenthaltsstatus sollten bei Gerichtsverfahren nicht gleich von Abschiebung bedroht sein, sagte Zypries bei dem Besuch einer Berliner Beratungsstelle für Straßenprostituierte.
Die Justizministerin zeigte sich zuversichtlich, dass sich mit dem CDU/CSU-Koalitionspartner in den verbleibenden zwei Bundestagswochen noch eine Einigung finden lasse. Prostituierte, die von Gewalt bedroht seien oder denen unmittelbar die Abschiebung ins Heimatland drohe, ließen sich kaum als Zeugen gegen Menschenhändler oder Zuhälterringe gewinnen, sagte Zypries.
Der 2. Juni gilt seit 1975 als Internationaler Hurentag. Damals hatten gut hundert Prostituierte eine Kirche in Frankreich besetzt, um auf ihre sozial und rechtlich ungesicherte Situation hinzuweisen. In Deutschland gilt Prostitution seit 2002 nicht mehr als sittenwidrig. Die Huren können gegenüber dem Freier ihren Lohn einklagen und als Selbstständige ihren Beruf bei Behörden und Versicherungen anmelden. Schätzungen zu Folge zahlen in Deutschland täglich 1,2 Millionen Männer für sexuelle Dienstleistungen – bei rund 400.000 Prostituierten.
http://www.welt.de/politik/article38787 ... enzen.html
Internationaler Hurentag
Kirche soll Prostituierte nicht ausgrenzen
Das Frauenreferat im Kirchenkreis Bochum kritisiert anlässlich des internationalen Hurentages die Ausgrenzung von Prostituierten aus der Gesellschaft. Die Gesellschaft akzeptiere Prostitution, nicht aber die Prostituierten. Justizministerin Brigitte Zypries will den Zeugenschutz für Zwangsprostituierte verbessern.
Die Kirche muss nach Auffassung der Wuppertaler Pfarrerin Ulrike Hollander auch Prostituierte in ihre Mitte nehmen. Prostitution gelte in der Kirche immer noch als Tabuthema, sagte die Theologin am Sonntag in ihrer Predigt in der Bochumer Pauluskirche. Das Frauenreferat im Kirchenkreis Bochum und die Bochumer Prostituiertenselbsthilfe Madonna e.V. machten mit dem Gottesdienst am internationalen Hurentag auf die aktuelle Situation von Prostituierten aufmerksam.
Die Gesellschaft tue, als gehören Prostituierte nicht in die Gemeinschaft, als habe man das Recht, sie auszuschließen, so Hollander weiter. „Diese Frauen haben unglaubliche Fähigkeiten auf Menschen einzugehen“, betonte die Pfarrerin. Es gehe nicht immer nur um den tollen Sex, sondern auch Zuhören und einfache Berührungen seien wichtig. Die Theologin gehört dem Wuppertaler Arbeitskreis Café Mitternacht an und ist Vorstandsmitglied des Vereins Madonna.
Der internationale Hurentag richtet sich gegen Diskriminierung, ausbeuterische Verhältnisse und die Doppelmoral einer Gesellschaft, die Prostitution, aber nicht die Prostituierten akzeptiere. Das Datum erinnert an einen Protest französischer Prostituierter im Jahr 1975. Nach polizeilichen Repressalien besetzten am 2. Juni mehr als 100 Prostituierte die Kirche Saint-Nizier in Lyon, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Acht Tage darauf wurde die Kirche durch die Polizei geräumt.
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) kündigte an, sie wolle den Zeugenschutz für Zwangsprostituierte und für die Opfer von Gewalt aus dem Milieu verbessern. Frauen aus Nicht-EU-Ländern mit ungeschütztem Aufenthaltsstatus sollten bei Gerichtsverfahren nicht gleich von Abschiebung bedroht sein, sagte Zypries bei dem Besuch einer Berliner Beratungsstelle für Straßenprostituierte.
Die Justizministerin zeigte sich zuversichtlich, dass sich mit dem CDU/CSU-Koalitionspartner in den verbleibenden zwei Bundestagswochen noch eine Einigung finden lasse. Prostituierte, die von Gewalt bedroht seien oder denen unmittelbar die Abschiebung ins Heimatland drohe, ließen sich kaum als Zeugen gegen Menschenhändler oder Zuhälterringe gewinnen, sagte Zypries.
Der 2. Juni gilt seit 1975 als Internationaler Hurentag. Damals hatten gut hundert Prostituierte eine Kirche in Frankreich besetzt, um auf ihre sozial und rechtlich ungesicherte Situation hinzuweisen. In Deutschland gilt Prostitution seit 2002 nicht mehr als sittenwidrig. Die Huren können gegenüber dem Freier ihren Lohn einklagen und als Selbstständige ihren Beruf bei Behörden und Versicherungen anmelden. Schätzungen zu Folge zahlen in Deutschland täglich 1,2 Millionen Männer für sexuelle Dienstleistungen – bei rund 400.000 Prostituierten.
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I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.