Prostitution; Berührerinnen; Sexualbegleitung; Surrogatpartn

Hier könnt Ihr Eure Erlebnisse und Eure Gedanken zum Thema "Sexarbeit mit behinderten Kunden" aber auch "behinderte SexarbeiterInnen" posten, oder Anregungen holen, wie man mit dem sicherlich sensiblen Themen umgehen kann bzw. soll.
JennyHN
- jetzt: Ruhepol_OF -
Beiträge: 774
Registriert: 27.12.2006, 10:27
Wohnort: Offenbach/Main
Ich bin: Keine Angabe

Prostitution; Berührerinnen; Sexualbegleitung; Surrogatpartn

Beitrag von JennyHN »

Ich hab hier eben in meinen Lesezeichen diesen Artikel zu Nina de Vries gefunden:

http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Die- ... 05,2470885

Zwar ist bereits der Artikel interessant - aber die Kommentare dazu veranlassen mich, ein Thema zur Diskussion zu stellen, über das ich schon oft nachgedacht habe.

Einerseits beschäftigt mich hier die Meinung der "Allgemeinheit" - aber auch die eigene Einstellung von jedem einzelnen aller SW ist hierzu sicherlich interessant.

Oftmals ist mir aufgefallen - und ich selbst tue es sicherlich auch - wie SW versuchen, sich in eine bestimmte Kathegorie einzuordnen.
Letztlich geht es irgendewie um Moral; um Akzeptanz und Toleranz.

Sexwork ist vielschichtig.
Sexwork hat viele Formen und Gesichter
Und Sexwork hat viele Namen und Definitionen.

Da sind die Mädels auf dem Straßen- und Drogenstrich; oftmals Minderjährige
Frauen in Laufhäusern
Die Frauen in Pauschalclubs – oft getarnt als "Swingerclubs"
Frauen in FKK-Clubs
Frauen Zuhause - sog. Hobbyhuren
Frauen in größeren Terminwohnungen
Frauen, die allein und autonom in App. arbeiten
Frauen in Escort-Agenturen - oder autonom
Und Frauen, die Tantra-Rituale mit ausgesuchten Gästen anbieten
Frauen, die therapie-ähnliche Sexbearbeitung anbieten
Massagestudios
Reine Sexualbegleiterinnen für Menschen mit Behinderung
...
...

Innerhalb der Gesellschaft bekommen Frauen unterschiedlicher Arbeitsweise teilweise ein sehr unterschiedliches Maß an Respekt, Anerkennung und Achtung.

Letztlich tun jedoch alle das selbe: Sie bieten Sex gegen Geld. Mal mit mehr menschlicher Wärme; mal mit weniger....

Ich muß zugeben, daß ich mir - seit ich mit Menschen mit Behinderung arbeite - einige Gedanken gemacht habe, wo man wohl Frauen finden könnte, die man einem oft nicht-wehrfähigen, unerfahrenen Menschen mit Behinderung "zumuten" kann und darf.

Es ist sicherlich nicht einfach, zum Einen die erotischen Wünsche/Phantasien eines Heimbewohners; dessen körperliche Vorlieben UND andererseits auch das Verantwortungsbewußtsein; die Wärme; die Fairness, die die SW sicherlich haben sollte, vereint zu finden.
Auch lassen einen Klischeedenken und Vor-Urteile evtl. falsche Schlüsse ziehen.

Ich ertappe mich oft dabei, selbst in Kathegorien zu denken und ich glaube auch oft, daß viele SW mit Wunsch nach tieferen Begegnungen gerade deshalb eher in therapeutische, bzw. tantrische Begrifflichkeiten ausweichen, um sich des typischen Schmuddel-Klischees der Prostitution zu entheben.

Ich würde gern hier erfahren, wie andere denken.
Wollt Ihr euch mit Eurer Darstellung auch von der Masse abheben? Ist dies ein Bedürfnis außerhalb des rein finanziellen Aspekts?
Ist Individualität wichtig? Auch in der konkreten Berufsbezeichnung?

Und - welche SW-Gruppe scheint geeigneter als eine andere, Termine mit behinderten Menschen zu machen?
Woran könnte ein Wohnheim z.Bsp. erkennen, daß eine SW geeignet ist für einen Bewohner?

Und ja, ich versuche mich sicherlich abzuheben.
Ich versuche, meinen eigenen Weg zu finden und Sexwork auf eine Weise zu leben, die mir körperlich und seelisch gut tut.
Auch wenn ich auf viele Interessenten verzichte, weil mein Bauchgefühl warnt, so kann ich auf die verbleibenden Gäste herzlicher und verständnisvoller eingehen - als würde ich mein Inneres überstrapazieren für Gäste, die mich frösteln lassen.


Bin gespannt auf Eure Antworten
Jenny
Polygamie ist nicht unmoralisch.
Aber das Vertrauen und die Gesundheit liebender Partner zu mißbrauchen, schon....

Benutzeravatar
valerie
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 1204
Registriert: 06.05.2009, 21:29
Wohnort: wien
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von valerie »

Hallo Jenny!
Mich beschäftigt das Thema schon seit langem, ich habe nur nicht die Gabe darüber zu schreiben.
Sex vor allem käuflicher sollte für jeden zugänglich sein.
Oftmals werden Menschen mit Behinderungen ausgeschlossen, mir unverständlich.
Jeder hat das Recht auf Nähe, auch der körperlichen.
Ich glaube zu wissen wovon ich spreche, da ich einen Bruder habe den ich über alles liebe und er ist körperlich benachteiligt.
Wenn es nach mir gehen würde hätte jeder der es verdient hat das Recht auf "Liebe". Liebe definiere ich etwas anders:
Liebe heißt für mich Respekt, Achtung und Ehre, dem Gegenüber
Limits exist only in your mind!

JennyHN
- jetzt: Ruhepol_OF -
Beiträge: 774
Registriert: 27.12.2006, 10:27
Wohnort: Offenbach/Main
Ich bin: Keine Angabe

RE: Prostitution; Berührerinnen; Sexualbegleitung; Surrogatp

Beitrag von JennyHN »

Was mir eben noch einfällt:

Daß ich hier alles in weiblicher Form geschrieben habe, liegt daran, daß ich mich mit der männlichen Art von SW nicht auskenne.
Nichtsdestotrotz interessiert mich sicherlich auch die männliche Sichtweise.

Gerne kann hier auch ein männlicher SW die verschiedenen Arten von "männlicher Sexarbeit" definieren.
Jenny
Polygamie ist nicht unmoralisch.
Aber das Vertrauen und die Gesundheit liebender Partner zu mißbrauchen, schon....

Melanie
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 1924
Registriert: 31.07.2008, 23:06
Wohnort: OVP
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Melanie »

Ist Individualität wichtig? Auch in der konkreten Berufsbezeichnung?
Ja, mir selbst ist Individualität wichtig, aber das hat sich erst mit der Zeit heraus kristallisiert und so habe ich einen ganz eigenen Stil gefunden - der nicht kopiert werden kann !

In der konkreten Berufsbezeichnung = Nein !
Sexwork ist vielschichtig.
Sexwork hat viele Formen und Gesichter
Stimmt - und ich bin / war neugierig und habe einiges ausprobiert, jedoch muss ich mich als SW wohl fühlen.
Auch dort hat sich ein Wechsel zwischen Escort und selten Terminwohnungen aufgebaut.
- alles andere kam für mich nicht in Frage.
Vielleicht lag das aber an den Betreibern von Bordellen, Massagestudios usw. , dass sie einfach unmenschlich mit den Frauen umgingen - ihnen jedes Recht auf Selbstbestimmung genommen haben ? !!!

Jedoch wenn man viel ausprobiert hat - kann man auch mehr anbieten.
Ich denke speziel an die Massagen, als Vorspiel oder auch den Dominabereich - der immer wieder starke Nachfragen hat.
Ich hatte auch mehrfach Kontakt mit behinderten Menschen - hier ist Einfühlungsvermögen gefragt. Die Bereitschaft mehr zugeben - ohne auf die Uhr zuschauen. Es ist ein besonders tiefes Verhältiss, aber ich traue den meisten SW trotz anfänglicher Unsicherheit diese Aufgabe zu.
- Sind wir für die Kunden nicht meistens gleichzeitig " Seelendoktor " ?

Aber ich kann keine SW in bestimmte Kathegorie einordnen !
Egal, wo Jemand arbeitet - es kommt eben auf Selbstbestimmung und die Herzenswärme an.
Genau das spiegelt sich oft in den Kunden wieder, die eine Sw hat - oder eben keine Kunden !

Ich halt meine Meinung.

LG Melly
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Re: Prostitution; Berührerinnen; Sexualbegleitung; Surrogatp

Beitrag von Aoife »

Tja, da habe ich mir mit der Antwort jetzt richtig viel Zeit gelassen :017
Weil ich innerlich schon wußte, was ich dazu meine, es aber nicht in Worte fassen konnte.
Der thread von dilectio:
viewtopic.php?p=61512
hat mich jetzt darauf gebracht.

Zumindest scheint mir *hier* der Knackpunkt zu sein:
JennyHN hat geschrieben:Und ja, ich versuche mich sicherlich abzuheben.
Ich versuche, meinen eigenen Weg zu finden und Sexwork auf eine Weise zu leben, die mir körperlich und seelisch gut tut.
Diese Begründung für das Sich-Abheben-Wollen ist einfach perfekt.
Damit es einem selbst gut geht mit der Sexarbeit. Super.

Und das darf überhaupt nicht verwechselt werden, mit dem Sich-Abheben-Wollen
um *etwas besseres sein* zu scheinen, weil das immer beinhaltet, die Anderen schlecht machen zu wollen.
Auch wenn es vordergründig so aussieht, als ginge es nur darum, selbst dem "Hurenstigma" zu entkommen,
die Aussage "sowas mach' ich doch nicht" geht immer auf Kosten derer, die im Verdacht stehen, "sowas" zu machen.

Die Aussage, bei Sexualassistenz beispielsweise stehe der Sex nicht so sehr im Vordergrund,
läßt diejenigen, bei denen der Sex angeblich mehr im Vordergrund steht, schlecht aussehen.
Und deshalb gefällt mir diese Art der Selbstdarstellung überhaupt nicht.

Und so ist auch mein Selbstverständnis, wenn ich hier in meinem Profil als Berufsangabe "hands-on sex therapist" geschrieben habe.
Eine differenzierte Darstellung unter uns, das ist nun einmal eine besondere Qualifikation von mir,
und es macht mir auch wirklich Freude, wenn jemand Nutzen davon hat.
Was mich aber keineswegs daran hindert, in Situationen mit mehr "Außenwirkung" mich schlicht als Sexarbeiterin oder als Prostituierte zu bezeichnen,
denn wenn es nicht auf Feinheiten ankommt, will ich keine künstlichen Unterscheidungen einführen,
die letztendlich unserer Solidarität und somit uns allen schaden.

Liebe Grüße, Eva
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ich habe nur die Leserkommentare zum Zeitungsartikel gerade gelesen und die Kontroverse zwischen den Beiden ist m.E. eine Scheinkontroverse um Worte und Kategorien (typisch für Zeit und Platzmangel z.B. bei Medien und Texten):



Natürlich gibt es Unterschiede in der Herzlichkeit und sexuellen Freizügigkeit der jeweiligen Dienstleistungen und Kontakte. Und auch unterschiedliche Menschen, die unterschiedliche Tage haben und Stimmungen wenn sie auf unterschiedliche Kunden = Menschen treffen. Und selbstverständlich gibt es auch unterschiedliches Abgrenzungsbedürfnis von Berufstätigen was echte Gefühle betrifft ...

Aber diese Lebensvielfalt mit der Polarität Prostituierte/Berührerin (i.S.v. Nichtprostituierte) festmachen zu wollen bzw. diesen Welten zuordnen zu wollen, das macht das Simplifizierende und damit Diskriminierende d.h. Spaltende aus.

In Herzensdingen und Intimangelegenheiten kann man einfach nicht generalisieren. Nicht bei der uralten Profession Prostitution und auch nicht beim modernen Ausbildungsfeld Berührerin ...

(Das Generalisierenwollen ist jedoch bereits im Schimpfwortgebrauch Prostitution, den von der Berufsbezeichnung Prostitution zu unterscheiden viele übersehen, angelegt.)

Der Konflikt liegt also bereits im Kategorisierenwollen um Klarheit und Einfachheit zu bekommen und dabei Spaltung und Ungerechtigkeit zu erzeugen bzw. in Kauf nehmen zu müssen.
(Die reale Welt macht uns zu Sündern [vgl. Gleichnis vom Baum der Erkenntnis].)

Das Stigma bzw. die Ausgrenzung wird man also nur überwinden können, wenn man sich die Mühe macht genau und fallweise hinzuschauen und auszuprobieren und die fremden Menschen kennenzulernen. Das erfordert Kraft und Mut sich auf Neues und Überraschendes einzulassen...

Geschickte Werbung kann uns helfen hier Brücken zu bauen.





"Und ja, ich versuche mich sicherlich abzuheben.
Ich versuche, meinen eigenen Weg zu finden und Sexwork auf eine Weise zu leben, die mir körperlich und seelisch gut tut. "

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Melanie
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 1924
Registriert: 31.07.2008, 23:06
Wohnort: OVP
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Melanie »

Ich finde jede / er SW hebt sich von den anderen ab, denn jeder Mensch - jede / er SW hat doch seine ganz individuelle Art und Weise mit anderen Menschen um zugehen !

Sei es durch das Aussehen, Stimme, Bewegung usw.
Und sicher ist auch die ausgelebte Sexualität bei jedem unterschiedlich.

Man wird nie 2 SW finden - die genauso arbeiten und in ihrer Art und Weise gleich sind.

Egal ob SW - es kann aber muss nicht immer zum Sex kommen.
Manche Kunden wollen wirklich nur das Gespräch, die Streicheleinheiten .

Nur deshalb mal in den Bereichen :Prostitution; Berührerinnen; Sexualbegleitung; Surrogatp usw. zuwerben ist überflüssig, weil die Grenzen genauso fliesend sind.

LG Melly
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Aoife »

@ Melli:

Ich hatte nicht den Eindruck, dass Jenny's Fragestellung hier sich auf den Sinn von fachfremder Werbung bezog :017
Und auch nicht um theoretische Betrachtungen geht, ob zwei SWs genau gleich sein können.

Sondern auf unseren ganz persönlichen Umgang mit dem Spannungsfeld zwischen Individualität und Abgrenzung.

Oder hab' ich da was nicht richtig verstanden?

Liebe Grüße, Eva
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Melanie
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 1924
Registriert: 31.07.2008, 23:06
Wohnort: OVP
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Melanie »

@ Eva
Da hast Du mich falsch verstanden !
Sondern auf unseren ganz persönlichen Umgang mit dem Spannungsfeld zwischen Individualität und Abgrenzung.
Genau und der wird und ist immer unterschiedlich, weil jeder von uns völlig anders reagiert.

Sei lieb gegrüßt Melly
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Aoife »

Hallo Melly,

tut mir leid, wenn ich dich falsch verstanden habe.
Aber wie gehst du persönlich jetzt damit um?
Ist es dir wichtig, dich von der "Masse der Prostituierten" abzuheben.
Wie bezeichnest du dich gegenüber Außenstehenden?

Legst du Wert darauf, auch von Menschen, die nicht als potentielle
Kunden einzustufen sind, mit deinen Besonderheiten wahrgenommen zu werden?
Oder werden deine besonderen Fähigkeiten erst dann bedeutungsvoll, wenn
es um ein "Verkaufsgespräch" im weitesten Sinn geht?

Liebe Grüße, Eva
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Melanie
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 1924
Registriert: 31.07.2008, 23:06
Wohnort: OVP
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Melanie »

@ Eva

Ich bezeichne mich ganz einfach als Prostituierte.

Nein - ich wollte mich nie von der Masse der SW`s abheben.

Das haben die Kunden selbst getan, vielleicht weil ich mich nicht verstelle.
Ich sage, was ich denke - was ich fühle.
Sicher bin ich zu einfühlsam.
Wenn ich spüre, da sind Probleme - taste ich mich vorsichtig vor, bis der Kunde sich seinen Kummer von der Seele spricht.
Sicher habe ich zu viel vom Helfersyndrom, sonst würde ich keine Anbauwände einräumen, helfen die Wohnung sauber zumachen, für Verwandte des Kunden Geschenke aus zusuchen oder Amtsgänge zu erklären oder gar mit zugehen.
- wichtig ist für mich keine negativen, traurigen Gefühle mit nach Hause zu nehmen !

Ich möchte den Menschen kennen lernen der mich bucht.
Deshalb sind mir Gespräche sehr wichtig und die sind niemals oberflächlich - ich bin ein ruhiger, aber ernster Typ, was lachen nicht ausschließt !

Gerade beim Sex - binde ich zuerst immer die erotische und übergehend die Tantramassage mit ein.
Laut Kunden macht das keine andere SW !
Na ok - das mußte ich selbst im Massagestudio lernen und habe meinen eigenen Stil entwickelt - aus Experimentierfreude.

Es ist eine Art Vorspiel, das aber so selten zu sein scheint - das ich Anrufe erhalte, wo der Kunde bittet - ob er bitte auch eine solche Massage haben darf.
Die meisten Kunden kommen nach solcher Massage nicht mehr bis zum GV.
Natürlich frage ich woher er davon weiß : Mundprovaganda .

Aber ich werbe nicht damit - es ergibt sich im Gespräch mit dem Kunden, was er möchte und was ich mir vorstelle.
Nichtpotentielle Kunden werden nie erfahren , was ich mache - wozu ? !!!

Der ganz persönlichen Umgang mit dem Spannungsfeld zwischen Individualität und Abgrenzung.
@ Manche Kunden machen es mir unglaublich schwer .
Ich habe lange gebraucht, um mich abgrenzen zukönnen und es gelingt mir auch jetzt nicht immer.
Es gibt aber Tage die nur meinen Kindern gehören und mit / bei ihnen bin ich " nur " Frau und Mutter und schalte völlig ab - tanke Kraft und Freunde.
Natürlich gibt es auch Tage, wo ich gar keine Lust habe.
Aber ich weiß, das ändert sich - wenn ich mich für den Hausbesuch fertig mache. Dann bin ich Prostituierte und lasse meine kleine Familie hinter mir.

In meinen Augen ist es eine Kopfsache - das der Kopf immer weiß, welche Rolle ich gerade einnehme.

Ich habe auch Freundschaften mit Kunden geschlossen, aber sind wir privat zusammen - sind wir Freunde und trinken Kaffee, reden usw.
Möchte dieser Freund Sex von mir - geht das nicht !
Aber das haben die wenigen Kunden mit dennen ich Freundschaft geschlossen habe - selbst erkannt und fragen nicht.

Es kann passieren, dass Freunde mich buchen - aber dann bin ich im Kopf : Prostituierte und er mein Kunde / nicht der Freund.

Das halte ich ohne Probleme auseinander.

Schlimmer ist es an die " falschen Menschen " zu geraten, so das ich Drohungen bekomme / unter Druck stehe und sich Angst breit macht.
Die kann ich nicht abstreifen, weil sie ständig neben mir steht.
Darüber kann ich " hier " mit keinem Menschen reden, dazu verlassen sich zu viele auf mich und ich möchte keine andere SW damit belasten - denn ich weiß, wie es mir geht .

Die Hilfe ( wenn ich nicht mehr weiter weiß ) suche ich bei Christian und er hat immer Wege gefunden !

An dieser Stelle : Danke Christian für alles !!!

LG Melanie
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Aoife »

Danke, Melly!

Wenn du denkst, deine individuelle Besonderheit ist auf eine Art Helfersyndrom zurückzuführen, dann ist es wahrscheinlich wirklich besser, nicht damit zu werben. Das könnte dann ja noch leichter ausgenutzt werden.

Grundsätzlich halte ich es jedoch für völlig legitim, auf sein USP hinzuweisen, und das nicht nur, um geschäftliche Vorteile davon zu haben.
Sondern auch in dem Sinn, wie Jenny es im Eingangsposting schreibt:
"Ich versuche, meinen eigenen Weg zu finden und Sexwork auf eine Weise zu leben, die mir körperlich und seelisch gut tut."
Einfach um die dazupassenden Gäste zu finden/anzuziehen, ist es ja schon notwendig, meine Position auch darzustellen.

Schwierig finde ich es hingegen, die Selbstdarstellung dazu zu verwenden, dem erwähnten "Schmuddelimage" zu entkommen.
Zwar ist es aufgrund der gesellschaftlichen Stigmatisierung für mich absolut verständlich, wenn aus diesem Grund darauf hingewiesen wird, dass frau ja "was ganz Anderes" macht, also beispielsweise ihre Tätigkeit als Sexualbegleiterin von der "normalen Prostitution" getrennt wissen will.
Aber ich befürchte, dass das "am falschen Punkt angesetzt" ist. Mittelfristig würde das uns allen nur schaden, wenn wir auf diese Weise für den augenblicklichen persönlichen Vorteil die gesellschaftlichen Vorurteile gegen das Gewerbe als ganzes bedienen.

Deshalb bin ich für mich persönlich zu dem Schluß gekommen, meine Besonderheiten nur dann zu erwähnen/hervorzuheben, wenn das der "Werbung" im weitesten Sinn dient, also eben dazu, die Gäste zu finden, die zu meiner Eigenart passen.

Liebe Grüße, Eva
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Melanie
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 1924
Registriert: 31.07.2008, 23:06
Wohnort: OVP
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Melanie »

@ Eva

Diese Art Helfersyndrom ergibt sich erst bei Kunden, die ich sehr lange kenne.

Aber es ist mir auch in einer Terminwohnung passiert,wo ich einen Alkoholiker kennen lernte.
Natürlich war in seinem Zustand an Sex nicht zudenken. Er fing an zu weinen und wollte erst gar nicht reden.
Ich habe ihn in den Vorraum mitgenommen und ihm Mut gemacht sich seine Probleme von der Seele zureden.
Ich muss ehrlich sagen - er war schon so tief drin, dass ich den Notarzt hätte verständigen müssen.
Weil es erst vor kurzem passiert ist - ist es natürlich noch nicht aus meinem Kopf.
Der Mann ist Einzelgänger, lebt allein, hat noch Urlaub und wird von sich aus keine Hilfe suchen.
Dabei hatte er schon unter dem Alk.-Spiegel Entzugserscheinungen bei 2 Flaschen Korn am Tag.

Eva - Du kannst Dir selbst vorstellen, was mit ihm passieren wird !
OK - ich habe seine Adresse und habe versucht Hilfe zu organisieren, aber ich weiß nicht - ob es gelingt.
Einfach um die dazupassenden Gäste zu finden/anzuziehen, ist es ja schon notwendig, meine Position auch darzustellen.
Das ist in der Regel einfach für mich.
Ob im Gespräch am Telefon oder direkt im Gespräch unter 4 Augen.
- sehr negative Erfahrungen hatte ich nur 2 Mal, aber die setzten mir psyisch doch sehr zu.
Einmal Ko-Tropfen und das 2 mal ein Kunde er ausschließlich Zärtlichkeit suchte und sich als Dom heraus stellte.
Da ich selbst Domina bin - paßte das gar nicht und vor allem kam ich nicht weg !

Ich hätte beide Kunden im Vorgespräch nicht als gefährlich für mich einstufen können, dazu waren sie zu anpassungsfähig - zu liebevoll !

Eva - ich halte es nicht für eine Besonderheit von mir, die erotische Massage und die Tantramassage im Vorspiel ein zusetzen.
Es sind die Kunden selbst - die das hervor heben und weiter sagen. Einfach daraus hat sich ein großer Kundenkreis ergeben.

Ich höre oft von anderen SW`s : " Ja ist ja klar, dass Du so viele Kunden hast. Du bietest ja so viel an. Ich kann eben diese Massagen nicht und Domina machst Du auch noch - das kann ich auch nicht. Das ist ungerecht ich habe kaum einen Kunden am Tag. "

Das ist Quatsch, denn oft genug wollte ich dieses Wissen weiter geben. Ob im Dreier - wo erst ich die Massagen zeige und die andere SW es nach macht. Aber im Enddeffekt wurde das gar nicht angenommen und umgesetzt.
Und Domina setzt etwas dominantes im Wesen voraus, wenn das nicht da ist oder nur Agressionen der SW am Kunden abgebaut werden - geht nichts.
Gerade diese Kunden im SM-Bereich sind sehr sensibel !

Egal - im welchen Bereich ich beim Kunden aktiv bin = ich bezeichne mich als Prostituierte - auch im Gespräch mit dem Kunden. Aber ich möchte versuchen, das Wort SW an den Kunden zubringen.

Schon diese dummen Fragen : " Wieviel kostest Du ? " konnte ich völlig abbauen.
Denn die Zeit mit mir kostet etwas, aber ich bleibe an Ort und Stelle und bin nicht kaufbar.
Die Reagionen der Kunden sind alle positiv gewesen. Ein Lachen , eine Entschuldigung und die richtige Wahl der Frage.

Jedoch wird Sexarbeit von den Kunden abgelehnt = der Kunde sieht im Sex keine Arbeit, sondern ein Vergnügen !
Dieses Wort an den Kunden zubringen - ist fast unmöglich.

Wir selbst wissen, wie anstrengend ein Tag sein kann - die Vorbereitungen, die Fahrt, die Ungewissheit - welcher Mensch steht mir am Ende gegenüber.
Auch der Sex selbst, wenn man einen schlechten Tag hat oder gar keine Lust auf Sex.
Man kann nicht jeden Tag Lust auf Sex haben, das ist Quatsch.
Aber gerade wenn wir unsere " Rolle " dann noch gut " spielen " glaubt uns kein Mensch - dass das Arbeit war / ist.

Ich muss ehrlich sagen - bei uns in OVP gibt es solche Unterschiede in der Beschreibung der Prostitution nicht !

Wenn hier eine Frau ihre erotischen Dienste anbietet - nennt sie sich auch Prostituierte.
Aber keine SW nennt sich Nutte oder Hure. Diese Worte kommen bei uns zum Glück nicht vor - kein Kunde hat uns jemals so angesprochen, auch nicht die anderen SW`s aus der Umgebung.
- nur ein Bordellbesitzer benutze 1 mal das Wort " Edelnutte " und die Frauen um die er geworben hatte - waren sofort weg ! -

Naja - wieder viel Text, nur um Dir zu sagen : Ich sehe es genauso, wie Du !!!

Sei lieb gegrüßt Melly
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »