Zwangsuntersuchung Schnirchgasse wird immer schlimmer

[Optimist]

Hi!

@ MoonDog - Ich verteidige nicht das bestehende System, mir würde zusätzlich die Möglichkeit einen Wahlarztes auch gefallen der dann aber auch der betreffenden Sw/in Kosten verrechnen würde und für die die sich das nicht leisten wollen/können sollte es sehr wohl die Gratisuntersuchung mit Verbesserungen geben!

@ Christian - Du enttäuscht mich aber sehr, denn ich habe nicht die Mundhygiene der Forumsteilnehmer kritisiert - ich habe lediglich darauf hingewiesen daß es beim Wegfall von Pflichten nicht zu einer Verbesserung der Gesamtsituation kommen wird.

Dieses ständige Geschrei, daß es sich hiebei um eine Zwangsmaßnahme handelt nervt echt, und ist auch meiner wiederum bescheidenen Meinung nach total kontraproduktiv.
Das Leben innerhalb unserer Gesellschaft besteht in vielen Bereichen aus Rechten und Pflichten - aber immer nur auf seine Rechte zu pochen und seine Pflichten ständig zu kritisieren macht nicht sehr glaubwürdig.

Meine Devise ist - Selbst besser machen als immer nur andere schlecht machen! - aber das kann jeder so halten wie er möchte!

Um übrigens einmal die Breite der Forumsteilnehmer zu erfassen -

Wieviele der hier mitschreibenden arbeiten in einer Bar??????? in Wien??????( in Wien gibt es mehr als 200 legale Betriebe mit durchschnittlich 5-10 Sw/innen!!!!!!! - damit man einmal sieht wer hier nicht mitschreibt/liest... und jetzt bitte nicht ,ich habe einmal eine Woche in einer Bar gearbeitet ich weiß wie das ist!!!

Bei diesen Pauschalverurteilungen (Zwangsuntersuchung, entwürdigend, frauenverachtend, 3-Stundenwartezeiten etc.) handelt es sich bestenfalls um Einzelmeinungen.

Für manche Betreiber gewisser Sparten in unserer Branche wäre es nicht mehr ganz so einfach, wenn die Kontrollkarte für alle usus wäre, dann könnten sie nicht mehr in einer Grauzone arbeiten und wären mit denselben Problemen, die Barbetreiber schon lange haben, konfrontiert.

lg. Michael

[Zwerg]

          

Dieses ständige Geschrei, daß es sich hiebei um eine Zwangsmaßnahme handelt nervt echt,......- aber immer nur auf seine Rechte zu pochen und seine Pflichten ständig zu kritisieren macht nicht sehr glaubwürdig.

Es mag zwar für Dich als Betreiber nervend sein, doch für mich ist die Meinung der SexarbeiterInnen relevant - selbst wenn ich dann für Dich enttäuschend bin.

Die Annahme das nur Du der einzige hier mitlesende Betreiber (in Wien) wärst, ist ein Irrtum. Und ich kann absolut nicht nachvollziehen, dass nur die BarbetreiberInnen das von Dir geschilderte Problem haben... - Vergisst Du nicht ein klein wenig die Clubs? Und auch die sonstigen Etablissementes an welchen sexuelle Dienstleistungen angeboten werden? Auch die Straßensexarbeit? Das Du als Betreiber ein Problem hast und Dir wünscht (und das kann man hier im Thread mehrfach nachlesen) dass die Anderen auch das gleiche Problem haben sollen ist (freundlich gesagt) unüberlegt.

Ja, und dann noch was:

.... aber immer nur auf seine Rechte zu pochen und seine Pflichten ständig zu kritisieren macht nicht sehr glaubwürdig.

Von welchen Rechten sprichst Du? Ich spreche von Frauen und Männer die weder arbeitsrechtlich noch strafrechtlich und schon gar nicht verwaltungsrechtlich abgesichert sind. Und Dir als Betreiber muss ich steuerrechtlich (KIAB - siehe Beispiel was grad in D abgeht) auch keinen Vortrag halten.

Wir werden nicht aufhören für die Frauen und Männer in der Sexarbeit Rechte einzufordern - auch wenn es Manche als störend empfinden (vor Allem, wenn die Jenigen die es stört selbst nicht davon betroffen sind)

Ich habe Dir weiter oben vor einiger Zeit eine Frage gestellt: Wir haben eine gemeinsame Bekannte - ich habe sie bei Dir im Lokal kennen gelernt - Bist Du wirklich der Meinung, dass diese Frau nicht selbst weiß, wann sie zum Arzt gehen soll? Bist Du der Meinung, dass es der Drohung ihr die Existenzgrundlage zu entziehen, bedarf, dass sie zu einer Untersuchung geht? Ich habe diese Meinung nicht, da mir bewusst ist, dass Frauen (und auch Männer) sehr wohl selbstständig und selbstverantworlich handeln und denken können!

Christian

[Optimist]

Hi!

@ Christian - und genau diese Frau findet die wöchentliche Untersuchung nicht als entwürdigend etc. und das hat sie Dir auch gesagt ebenso die anderen Sw/innen die bei uns arbeiten.
Meine Frage war, wieviele Sw/innen die in Bars in Wien arbeiten schreiben/lesen hier mit?? Es müsste mindestens 1000 geben!!

Entwürdigend und frauenverachtend wäre für mich, einer Sw/ für eine Stunde geleisteter Arbeit 60.-Euro auszubezahlen oder ungeschütztes arbeiten zu rechtfertigen oder vielleicht auch noch zu erwarten!!

Die wirkliche Diskriminierung findet in den Köpfen der mit Halb-oder Unwahrheiten, erzeugt durch mediale Sensationslust, gespeisten Normalbürger statt, die von unserer Branche keine Ahnung haben.
Genährt wird sie von der Doppelmoral (und auch durch alte Klischees, die aber heute keine Gültigkeit mehr haben!!)
- und bis sich dahingehend etwas verändert, ist es ein langer und steiniger Weg!

Glaubt nur irgendwer, daß bei Wegfall der verpflichtenden jährlichen Kfz-Überprüfung, sich der technische Zustand der Fahrzeuge verbessern würde.
(Ich möchte hier natürlich nicht !!!!unsereSW/innen mit Kraftfahrzeugen vergleichen, es geht mir um den Vergleich verpflichtend oder freiwillig!!!)

Viele Verbesserungsmöglichkeiten Ja- Ja -Ja !! aber rund um die verpflichtende wöchentl./14Tägige Kontrolluntersuchung!

lg. Michael

[Zwerg]

          

@ Christian - und genau diese Frau findet die wöchentliche Untersuchung nicht als entwürdigend etc. und das hat sie Dir auch gesagt ebenso die anderen Sw/innen die bei uns arbeiten.

...und sie hat auch, bei einem Gespräch vor der Untersuchungsstelle Wien, auf meine Frage:"Wenn es keinen Zwang mehr gäbe, würdest Du trotzdem zum Arzt gehen", geantwortet, "selbstverständlich..." - Ich bin nicht der Meinung, dass man Jemand auf den Gyn-Stuhl zwingen muss - auch die Experten zum Thema sind dieser Meinung - Du nicht - zur Kenntnis genommen.

Wie viele SexarbeiterInnen aus Wien mitlesen kann ich natürlich nicht sagen: Auf der Portalseite rechts unten findest Du unsere Statistik -> Gestern hatten wir mehr als 57 Tausend Besucher auf der Webseite - da wird wohl die eine oder andere Wiener SexworkerIn dabei gewesen sein...

Christian

[Optimist]

Hi-

Als gesundheitsbewußte Frau wirst Du automatisch auf den Gynostuhl gezwungen!

Jeder Job hat angenehme und unangenehme Seiten, und da alle und das hoffe ich doch, freiwillig diesem Gewerbe nachgehen, wird niemand auf den Gynostuhl gezwungen!!!

Bitte nicht die grossen Zahlen
- wenn es wirklich so schlimm wäre, und dieses Forum eine repräsentative Mehrheit darstellt, müssten von den ca. 1700 Sw/innen mit Kontrollkarte in Wien, doch einige hundert!!! - ihren Unmut artikulieren!!

lg. Michael

[Lycisca]

wenn es wirklich so schlimm wäre [...] müssten von den ca. 1700 Sw/innen mit Kontrollkarte in Wien, doch einige hundert!!! - ihren Unmut artikulieren!!

Da die SW mit Kontrollkarte laut Schätzungen der Behörden eine Minderheit unter den SW sind, hast du bereits die Antwort (im Sinn eines "voting by feet"): Die Kontrolluntersuchungen sind so schlimm, dass die Mehrzahl der SW lieber Strafen wegen illegaler Prostitution riskiert, als sich den entwürdigenden Kontrolluntersuchungen auszusetzen.

[Optimist]

Hallo!

Das ist für mich eine sehr phantasievolle Interpretation, die manche für ihre Zwecke benutzen, aber durch nichts zu belegen ist.
Und die Mehrzahl(da gebe ich Dir Recht, es werden vermutlich doppelt soviele sein ) verstecken sich in Nischen oder Locations wo eine Kontrolle nicht oder nur sehr schwer möglich ist!

Gruß Michael

[Zwerg]

Und gerade deshalb wäre eine niederschwellige kostenlose und anonyme Untersuchung wünschenswert - ohne Ansehen vom rechtlichen Aufenthaltsstatus!

Christian

[Britta]

Hallo alle zusammen, nun wurde ich doch einige Male zitiert, es ist an der Zeit mich einzuschalten:

Ich gehe nun seit mehr als einem Jahr zur Kontrolluntersuchung in der Schnirchgasse. Wartezeiten habe ich von 10 Minuten bis 1,5 Stunden erlebt, wobei ich an zwei Händen abzählen kann wann es länger als 1 Stunde inkl. Untersuchung gedauert hat (Meist bin ich um 8:15 da)
Entwürdigend habe ich die Untersuchung noch NIE!!! empfunden. Alle handelnden Personen denen ich bis jetzt in der Kontrollstelle begegnet bin waren freundlich, zuvorkommend und haben mich als Frau und SWin wertschätzend behandelt. Manchmal war der Ton bestimmt - das würde ich sagen ist aber ein Phänomen der östrreichischen Seele und im Hinblick auf ein volles Wartezimmer in kaum einer anderen Arztpraxis anders.

Persönlich und beruflich, auch wenn SW "nur" mein Zweitjob ist, bin ich absolut für eine verpflichtende Untersuchung und zwar für alle SW!!! Eine regelmäßige Kontrolle und ein verantwortungsvoller Umgang mit der eigenen Gesundheit als SW ist die einzige Möglichkeit Krankheiten (nicht nur reine Geschlechtskrankheiten) hinten an zu halten.

[Optimist]

Hallöchen!

Kontrolluntersuchung und Aufenthaltsstatus sind zwei verschiedene Dinge die man nicht miteinander vermengen sollte.

Kostenlos - Ja!
Anonym - Nein, weil zahnlos!
Was würde im Krankheitsfall passieren?

- Sie, Frau Anonym dürfen jetzt 2 Wochen nicht arbeiten, bleiben Sie brav zuhause und ernähren sie sich vom erspartem!

Diese Blauäugigkeit kann ich mir nicht leisten !!

lg. Michael

[Aoife]

Hallo Britta,

rein theoretisch mag Zwang ja was bewirken, die Erfahrung der deutschen Gesundheitsämter ist aber anders.
Ob sich da Östereich so sehr unterscheidet?

Und so stellt sich schon die Frage, ob Zwang das richtige Mittel ist, die von uns
allen gewünschte Wirkung, nämliche optimale Gesundheitsvorsorge, zu erreichen

Liebe grüße, Eva

[Optimist]

Hi!

Man sollte die Worte wie Zwang und Pflicht nicht verwechseln! - dabei ergeben sich sehr schnell ganz grosse Auffassungsunterschiede!

lg. Michael

[Britta]

Hello, eine österreichische Statistik ganz nüchtern betrachtet: nachzulesen auf der Homepage des Gesundheitsministeriums www.bmgfj.gv.at
Gonorrhoe (Tripper) und Lues (Syphilis) müssen in Österreich anonym gemeldet werden. Deshalb sind über diese beiden geschlechtlich übertragbaren Krankheiten Zahlen vorhanden.

Jahr 2000
Gonorrhoe: 414 Fälle in Österreich davon 293 (71%) in Wien
Lues: 237 Fälle in Österreich davon 177 (75%) in Wien

Jahr 2007
Gonorrhoe: 636 Fälle österreichweit davon 511 (80%) in Wien
Lues: 455 Fälle in Österreich davon 302 (66%) in Wien

Jahr 2008
Gonorhoe: 821 Fälle in Österreich davon 707 (86%) in Wien
Lues: 551 Fälle in Österreich davon 386 (70%) in Wien

ganz nüchtern betrachtet finde ich den Anstieg in den letzten Jahren erschreckend!! Nachdem es ja zusätzlich immer noch Dunkelziffern gibt, bin ich wirklich ausdrücklich für eine verpflichtende (hat für mich nichts mit Zwang zu tun) Untersuchung für ALLE SWinnen!!!!

[Aoife]

Kann der wirklich erschreckende Anstieg nicht auch dmit zusammenhängen,
dass die Pflichtuntersuchung falsche Sicherheit vortäuscht?

Hat denn jemand Zahlen für eine vergleichbare deutsche Stadt in diesem Zeitraum?
Dort müßte der Anstieg ja noch extremer sein, wollte man Pflichtuntersuchungen wenigstens
eine teilweise Wirksamkeit zusprechen.
Wenn der Anstieg für Deutschland gleich ist, wären sie wirkungslos,
wenn er geringer ist, dann wären sie sogar schädlich in Bezug ihres vorgeblichen Ziels,
der Gesundheitsvorsorge.

Erst wenn das geklärt ist, kann eine sinnvolle Schlußfolgerung hinsichtlich einer verpflichtenden Untersuchung gezogen werden.
Ohne diese zugegebenermaßen langweilige Vorarbeit kann zu leicht in bester Absicht das genau Falsche gefordert werden.

Liebe Grüße, Eva

[Optimist]

Sorry,

ich denke das ist der falsche Denkansatz!

Erst durch die verpflichtende Kontrolle können Krankheiten festgestellt werden.
Bis vor einigen Jahren war es in Wien nicht möglich mit einer Kontrollkarte in einer Bar zu arbeiten, erst innerhalb der letzten 2-3 Jahre wird das immer rigoroser verlangt,
dadurch werden Krankheitsfälle erst erkannt, wenn dieses Mädchen das bisher immer ohne gearbeitet hat plötzlich kontrolliert wird.

Auch ein Aufgreifen von Mädchen die ohne Kontrollkarte bei der Ausübung von illegaler Prostitution erwischt werden, die danach bei der Kontrollstelle vorgeführt werden, lassen die statistisch erfassten Zahlen in die Höhe schnellen.

Für mich ist die verpflichtende Untersuchung aller SW/innen das Regulativ.
Ich kann doch nicht der Untersuchung die Schuld am ansteigen der statistischen Werte geben, erst durch diese wird ein feststellen des Status quo ermöglicht!!!

lg. Michael

[Lycisca]

Erst durch die verpflichtende Kontrolle können Krankheiten festgestellt werden.

Das ist inzwischen längst widerlegt.

1.) In Deutschland ist diese Diskussion vor der Abschaffung der Zwangskontrollen geführt worden. Wenn verpflichtende Kontrollen irgendeine positive Wirkung gehabt hätten, die sich wissenschaftlich nachweisen lässt, dann wären sie beibehalten worden.

2.) Die deutschen Gesundheitsämter erinnern nun insbesondere daran, dass es die Verantwortung beider Partner beim Sex ist, auf den Schutz ihrer eigenen Gesundheit zu achten. Eine asymmetrische Untersuchung nur der Frauen ist auch deshalb unsinnig, weil HIV primär von Männern übertragen wird (Faktor 10 zu 1 gegenüber Frauen), weswegen nach der Logik der Gesundheitskontrolle die Freier zwangsuntersucht werden müssten.

3.) Gerade HIV hat dazu geführt, dass auch weltweit von der WHO gefordert wird, Zwangsmaßnahmen gegen Prostituierte zu beenden. Gesundheitspolitik im Rotlichtsektor kann nur auf Freiwilligkeit basieren, dem Empowerment der Sexworker.


Die entsprechenden Dokumente sind in unterschiedlichen Threads dieses Forums bereits verlinkt - bitte die Suchfunktion verwenden.

[Optimist]

Hallo!
Auf Freiwilligkeit kann man allerdings nur hoffen - jedoch nicht bauen!


lg. Michael

[Lycisca]

[/url]

Auf Freiwilligkeit kann man allerdings nur hoffen - jedoch nicht bauen!

Zwang (oder gesetzliche Pflicht, wenn dir das lieber ist) ist aber nachweisbar ineffektiv, weil es die SW in den Untergrund treibt, wo sie erst recht nicht für Empowerment zugänglich sind. SW haben schon wegen der langen Geschichte der Unterdrückung (vgl. Staaten mit Todesstrafe auf Prostitution) ausgeklügelte Strategien entwickelt, um von der Staatsmacht unentdeckt zu bleiben (bzw. die Kosten für Law Enforcement in eine solche Höhe zu treiben, dass sich die Frage stellt, ob sich der Ermittlungs-Aufwand für den Staat lohnt).

[Moon Dog]

          

Jahr 2008
Gonorhoe: 821 Fälle in Österreich davon 707 (86%) in Wien
Lues: 551 Fälle in Österreich davon 386 (70%) in Wien

ich ergänze:
Jahr 2009 (die Zahlen liegen bis Mai vor, HOCHRECHNUNG)
Gonorrhoe: 499 Fälle in Österreich davon 430 (86%) in Wien
Lues: 538 Fälle in Österreich davon 389 (72%) in Wien

Die Zahl der gemeldeten Gonorrhoe-Erkrankungen hat also stark abgenommen, die Lues-Fälle sind gleichgeblieben - keine Zunahme also in letzter Zukunft.

Wieviele dieser Fälle genau sind denn bei der Zwangsuntersuchung festgestellt worden? (Ich habe gehört, nur ein kleiner Prozentsatz)

Die SW, die neuerdings an etlichen Orten ohne Aufpreis ohne Kondom arbeiten, gehen nicht zur Zwangsuntersuchung. Hier wäre ein niederschwelliger Zugang zu einer freiwilligen ärztlichen Kontrolle in Hinblick auf die Gesundheit aller doch sehr wichtig.

[Optimist]

Hi!

Das Zusammenleben von Lebewesen funktioniert aber nun mal nur mit Rechten und Pflichten!

Deiner Verpflichtung, Deine Miete zu bezahlen kommst Du doch auch diskussionslos nach, nehme ich mal an?

lg. Michael