Ausstellungen: Kunst und Sexwork

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Prostitution of Signs

Installation von Ciervo Costantino




Costantino Ciervo (*1961 in Neapel, lebt und arbeitet seit 1984 in Berlin).

Er ist einer von vier zeitgenössischen Künstlern, die in einer Dauerausstellung des privaten Kunstmuseums an der Schiffbauergasse in Potsdam bei Berlin präsentiert werden. Jetzt werden neue Arbeiten in einer Sonderausstellung im atrium des museum FLUXUS+ zu sehen sein.


Bild

Kunstwerk "Perversion of Signs"

Monumentale Videoinstallation, Medienpyramide mit 84 Monitoren.


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Vicious Circle, 2008


Kunstwerk "Prostitution of Signs"

Seine neue Videoinstallation besteht aus 21 Monitoren und ebenso vielen alten Stühlen. Die Videoclips auf den 21 Monitoren nehmen Bezug auf das Thema "Perversion der Zeichen".
Man sieht in den Videos Männer und Frauen unterschiedlichen Alters und verschiedener sozialer Herkunft, die dabei sind, unterschiedliche Piktogramme, Logogramme, Ideogramme und Symbole aus farbiger Zuckerschrift abzulecken und zu verschlucken.
Die grafischen Zeichen beschwören Begriffe herauf, die verbunden sind mit der allgemeinen Existenz, wie zum Beispiel: Frieden, Gewalt, Religion. Und Zeichen, die das Leben in der heutigen Gesellschaft heraufbeschwört, wie etwa Sicherheit, Information, Kommunikation, Geld, Wirtschaft, Terrorismus, Demokratie, Markt.





Sinngehalt der Kunstwerke
versucht in Worte zu fassen:

Hinterfragen was Macht bedeutet, wie Macht funktioniert



Der Politikwissenschaftler Darrow Schecter beschreibt im neuesten Katalog die Intentionen Ciervos folgendermaßen:
  • Es sei "ein Irrglaube, Macht als ungleich aufgeteilte homogene Einheiten eines metaphorischen Machtzentrums zu verstehen,
    das eine kleine Anzahl mächtiger Leute vor einer viel größeren Menge relativ Machtloser schützt.
    Und genauso problematisch ist es,
    sich Macht als unsichtbaren Kern hinter dem sichtbaren Äußeren eines metaphorischen Machtgebäudes vorzustellen.
    Ciervos Installationen lassen erkennen, dass die Oberfläche, im gerade angeführten Sinne,
    nicht die undifferenzierte äußere Erscheinung jenes Gebäudes ist.
    Er stellt das unmittelbar sichtbare Erscheinungsbild in Frage, indem er zeigt, dass wenn jemand etwas Köstliches oder Attraktives ableckt,
    das Sichtbare (Lächeln, Lachen) nur scheinbar mit der sprachlich vermittelten Idee (Lust, Freude, Erfolg) verschmolzen ist.
    Um genauer zu sein, Macht erzeugt ein beeindruckendes Bild von Harmonie und Deckungsgleichheit zwischen Sehen und Denken, doch Ciervos Installationen zwingen den Betrachter, die Bedingungen und die Wirklichkeit dieser sichtbaren Harmonie zu hinterfragen."

Der Kunsthistoriker Heinz Stahlhut spricht im gleichen Zusammenhang in Bezug auf Ciervos Installationen von einer
  • "subversiv-anarchische(n) Kraft
    einer bei der Domestizierung des Körpers
    verdrängten Wahrnehmungstätigkeit",
    die der Künstler einsetzt
    gegen die "schleichende Vereinnahmung des Sehens
    zugunsten der Profitmaximierung."
Ob der Künstler auch die Macht hinterfragt,
die Prostitution definiert und vielerorts kriminalisiert?





Vernissage am 4. September
Die Ausstellung "PROSTITUTION OF SIGNS", in der Projektzeichnungen käuflich erworben werden können, läuft bis Ende Januar 2010. Ab Herbst 2009 wird ein Dokumentationsvideo der Eröffnungsperformance im Museum zu sehen sein.



Quelle:
http://www.art-in-berlin.de/ausstellung ... hp?id=1173





Ausstellungsort:
www.bsm-excursion.de

Künstlerhomepage:
www.ciervo.org





Fachbuch
Subjektivität = sexuelle Arbeit:
viewtopic.php?p=66929#66929





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Liebes-Möbel

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sexy Sexworker Kunst


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=iZWZAN8AYBM[/youtube]

by Midori, San Francisco
www.fhp-inc.com


Die Sexarbeiterin, die das Buch über Japan-Bondage geschrieben hat:
http://www.stockroom.com/The-Seductive- ... ef=7000453





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Sex 'n' Crime

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ausstellung im Museum in Docklands, Ost-London:

Jack the Ripper Revisited
JACK THE RIPPER AND THE EAST END



15 May to 2 November 2008:
http://www.museumindocklands.org.uk/Eng ... /Past/JTR/

mit video:
http://www.time.com/time/world/article/ ... 23,00.html





Kriminologische Analyse zur Sicherheit für Sexworker:
viewtopic.php?p=29533#29533





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"Du sollst dir kein Bild machen"

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Serie Faheshe

von Khosrow Hassan Zadeh
2002



Bild

Faheshe / Sexworker

Silk-screen painting on paper,
120 x 160cm
© Khosrow Hassan Zadeh
Iranischer Künstler von Andy Warhol inspiriert



Ausstellung
23. September bis 14. November 2009
Invalidenstraße 50-51
Berlin
www.arndt-partner.de

http://www.artdaily.org/index.asp?int_s ... _new=32689
http://www.kultura-extra.de/kalender.php?pid=6253
http://www.homepagedaily.com/Pages/arti ... anian.aspx





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Achtsame antropologische Fotoserie

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Inside Sexwork:

Beatriz of Barcelona


  • "... I have lived on the dark side of the world, but the dark truth for many years. And that gives advantages to living in the "normal" world. Surviving in these conditions is a great triumph. If you do not kill yourself, it makes you unbeatable. I am very proud of my life experience. And I am my best example ... "

    Interview of anthropologist Beatriz Isabel Holgado
    2005

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=QzCQQyg70nA[/youtube]



Photographic and audiovisual work by Núria Lopez Torres www.terradeningu.com
www.nurialopeztorres.com





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Wollen wir als Getötete zu Kunstwerken werden?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Kunst, Kunst-Markt, Sex-Markt, Sexarbeit und Gedenken an daß unfaßbare Leid und die Opfer: die getöteten Sexworker

Künstlerin Pamela Masik verarbeitet die Opferbilder der Sexworker-Serienmorde


Welche Form braucht ein würdevolles Gedenken?



Bild
Künslerin Pamela Masik
enthüllt ihr Portrait von Mona Wilson,
abgemalt nach den Tatortfotos der Polizei,
nachdem Mona und weitere 65 !!! Frauen,
zumeist indigene Sexworker
aus dem Stadtviertel Vancouver-Lower Eastside
zwischen 1997 und 2001
vom Serienmörder Robert Pickton
auf seiner Schweinemastfarm getötet worden waren.


Video:
http://videos.torontosun.com/archive/so ... 7457095001

http://vancouver.24hrs.ca/News/local/20 ... 06481.html



Leserbrief eines Sexworkers



Letter to the editor,

Re:Victims front and centre during 2010
VANCOUVER 24 HOURS
Thursday, September 24, 2009


Just what I would have wanted, had I come to such a horrific end, following a difficult life on the streets... Just what I would have wanted my parents and family, my chosen family and my friends to have to endure...
A "towering portrait" painted from a police mugshot -- by a complete stranger -- to hang in such a public place as a SkyTrain Station, on the "eve of the Olympics."

The artist, Pamea Masik hopes that her series of paintings, "The Forgotten" will "illustrate the gravity of the tragedy." "I have to ask, "Forgotten" by whom? Certainly there is no one in Vancouver who does not understand just how grave a tragedy it was to discover a serial killer murdering sex workers in the lower mainland for as long as a decade or more.

Pure and simple, this is nothing more than yet another example of a privileged, academic artist exploiting the tragic events that some sex workers suffer. I wonder how much her paintings will sell for. Shame.

A.S.
Ex sex worker and sex work activist
Vancouver, Canada

Sex Workers Alliance of Vancouver
www.walnet.org/csis/groups/swav





Mehr zu diesen Massenmorden in Kanada:
viewtopic.php?p=54304#54304
viewtopic.php?p=30182#30182
viewtopic.php?p=29989#29989
viewtopic.php?p=28739#28739

Andere fragwürdige Kunstwerke in diesem Thema:
viewtopic.php?p=17965#17965 Dokumenta Kassel
viewtopic.php?p=32677#32677 Sidney
viewtopic.php?p=62972#62972 Teheran





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Gastgeschenk

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bild

UNE JEUNE COURTISANE
SIGALON Xavier ; Uzès, 1787 ; Rome, 1837
Louvre, Paris


www.europeana.eu





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Kunst für den Diskurs

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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KUNST IM SCHAUFENSTER

FATA MORGANA:
Love+Sex+Dreams : Emotionen = Kunst

von
Walter Gramming, Gerhard Haug, Rolf Hemmerich und Anita Staud

Die Diskussion um ein mögliches „Laufhaus“ im Hause einer Filiale des LSD in Berlin,
(Potsdamer Straße) hat das Rotlichtmilieu im Kiez wieder in die Schlagzeilen gebracht.

Historisch gesehen gehört die Straßenprostitution zu diesem Viertel, einem urbanen und
vitalen Quartier mit einer buntgemischten Bewohnerschaft aus Alteingesessenen und
Zugewanderten. Immer wieder haben sich die Menschen, die hier leben und arbeiten, mit
den Problemen, die Prostitution mit sich bringt, auseinandersetzen und arrangieren müssen.

Jetzt äußern sich vier ortsansässige Künstler mit einem Projekt in diesem Brennpunkt:
„Kunst im Schaufenster“: Walter Gramming, Gerhard Haug, Rolf Hemmerich und Anita Staud. Sie antworten am umstrittenen Stand-Ort „LSD“, einem „Erotik-Kaufhaus“, mit ihren
Kunst-Installationen auf Konfliktthemen: Liebe, Sex und Triebe. Das Verhältnis von Mann und Frau.
Mythologie und Religion. Ethik und Moral.

1. November, 12:00 Uhr:
Vernissage zur Kunstausstellung „Fata Morgana“ in den Schaufenstern des LSD, Potsdamer Straße/Ecke Kurfürstenstraße.
Die Ausstellung ist bis zum 22. November zu besichtigen.

Ausstellung:
Fata Morgana in den Schaufenstern des LSD,
1. Nov..– 22. Nov. 2009,
24 hours open
Potsdamer Straße 124
Ecke Kurfürstenstraße
10783 Berlin

U-Bahn: U1| Kurfürstenstraße
Bus: 106 | M48 | M85 | N1 | N2


www.kunstimquartier.info




Mehr über LSD - Love Sex Dreams unter Städteberichte Berlin:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.ph ... 6&start=20

Demonstation der Sexworker gegen Trans-Putophobe Gewalt:
viewtopic.php?p=64760#64760

Baurecht in Hüsten, Kreis Arnsberg NRW, wird wegen Sexdiscounter angepaßt:
viewtopic.php?p=68225#68225





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 28.10.2009, 13:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Künstler Günter Mauch, Vaihingen

Beitrag von Marc of Frankfurt »


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Found by Colectivo Hetairas, Madrid:

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bild


Prostituta peinándose (1996),
del pintor cubano Alfredo Sosabravo.

Museo Nacional de Bellas Artes de La Habana (Cuba)





cf. Duquesa de Alba peinandose
by Francisco de Goya 1796
Biblioteca Nacional de Madrid:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... andose.jpg





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Fotodokus

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sexworker in Rio


Photoprojekt von Daniel Seiffert jg80 Berlin

Einwegcameras für Sexworkerportraits


Quelle:
www.halbstark-online.de
Magazin
Fachschaftsrat Journalistik, Uni Hamburg

bw7.com/forum/showthread.php?t=32750


Mehr über Sexworker und Mode aus Rio:
viewtopic.php?t=788
Dateianhänge
Sexworker Rio.pdf
1 Seite
(681.67 KiB) 561-mal heruntergeladen

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Queer Kunst zu pornographisch?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Gender Kunst wird ungewollt politisch

Lehrer entlassen wg.
gender variant visual artist: del lagrace Volcano




Künstler Homepage
www.dellagracevolcano.com

http://en.wikipedia.org/wiki/Del_LaGrace_Volcano





Ein Lehrer wurde von einer englischen Schule entlassen, weil er seine Schüle mit dieser Kunst konfrontierte:

http://agqueerstudies.de/del-lagrace-vu ... um-protest





Bild

SEX WORKS
Book cover

Del LaGrace Volcano 1978-2005
(essay by Beatriz Preciado)
Konkursbuchverlag, 2005

Sex Works shows the history of sex in the queer scene in thrilling pictures.





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Kunstwerk: Strich nachgebaut

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sexwork in Holland jetzt im Britischen Nationalmuseum

Dutch prostitution comes to the National Gallery



Nancy Kienholz is the surviving half of the artists who created Hoerengracht, an art installation which captures Amsterdam's red light district in the 1980s.
(Pictures: National Gallery)


Video:
http://www.guardian.co.uk/artanddesign/ ... y-kienholz


Jetzt wo weite Bereiche der Sexbetriebe in Amsterdam geschlossen werden sollen,
besteht so wenigstens eine museale Erinnerung ;-(
-> Länderberichte Niederlande
-> Städteberichte Amsterdam





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Thema Menschenhandel

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wanderausstellung OGUG


Die im Grundtenor prostitutionsfeindliche Wanderausstellung von Terre de Femme: "Ohne Glanz und Glamour", die in mehreren Exemplaren durch die Provinz tourt, ist derzeit in Augsburg:
http://www.augsburger-allgemeine.de/Hom ... ,4503.html



Hier ein mehrseitiges PDF zur Ausstellung:
http://www.frauenrechte.de/tdf/pdf/frau ... tafeln.pdf



Wanderausstellung auch im kommentierbaren Blog der Jusos angekommen:
http://blog.jusos.de/2009/12/sklaverei-der-moderne/





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Prüderie und heiliges Tabu

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Freigelegter Arsch der Eva


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Die Restauratoren staunten: Als sie Lucas Cranachs Magdalenenaltar für die Landesausstellung 2007 in Aschaffenburg untersuchten, stellten sie fest, dass sich hinter dem weit nach links gewachsenen Zweig eines Busches das nackte Hinterteil der Urmutter Eva verbarg.

Der Zweig musste nach der Entstehung des Altars im Jahr 1525 gemalt worden sein. Offenbar hatte sich jemand an Evas Nacktheit gestört . . .

Ein Einzelfall sei eine derartige Zensur nicht, sagt Stefan Kummer. Mit der Darstellung von Nacktheit habe man immer wieder Probleme gehabt, so der Professor für Kunstgeschichte an der Würzburger Universität. Dann wurden Feigenblätter angebracht, Lendenschurze umgehängt, Skulpturen quasi entmannt – weil spätere Generationen anstößig fanden, was Künstler früherer Jahrhunderte unverkrampft sahen.

„Vor allem das 19. Jahrhundert war ziemlich prüde.“

Um Erotik war es Lukas Cranach bei der Gestaltung des Magdalenenaltars sicherlich nicht gegangen. „Es ging darum, die Wirklichkeit zu zeigen“, sagt Stefan Kummer. Der Maler hatte sich lediglich an die Schilderung des Alten Testaments gehalten. Da sind Adam und Eva vor dem Sündenfall eben nackt.

Die beiden ersten Menschen unbekleidet darzustellen war zur Entstehungszeit des Magdalenenaltars nichts Neues. Allerdings hatte sich die Art der Darstellung verändert.

Kummer zeigt eine Paradies-Darstellung aus der Karolinger-Zeit, über ein halbes Jahrtausend vor Cranach: Hier sind Adam und Eva zwar nackt, aber ohne Geschlechtsmerkmale. „Aufgrund der Anatomie lässt sich nicht entscheiden, wer der Mann ist und wer die Frau“, so Kummer. „Damals gab's nicht die Technik, um anatomische Details darzustellen – man war daran auch nicht interessiert.“

Das änderte sich. In Italien tauchen Akt-Figuren mit Details im 13. Jahrhundert auf. An der Adamspforte des Bamberger Doms wird Eva 1230 mit Brüsten dargestellt.

Und mit Beginn der Renaissance – in Italien ab etwa 1400 – erwacht endgültig das Interesse von Bildhauern und Malern an der menschlichen Anatomie. „Nach dem Vorbild antiker Statuen wollte man das Ideal eines Körpers zeigen – durchaus im Sinne Platons als Abglanz des überirdisch Schönen“, erklärt Professor Kummer.

Auch Tilman Riemenschneiders Adam und Eva – Anfang der 1490er Jahre für die Würzburger Marienkapelle in Stein gemeißelt – zeigen die Freude an der Darstellung menschlicher Körper und auch, dass der Bildhauer der Formensprache der Gotik entwachsen war. Um Adam als jungen Mann darstellen zu dürfen, damals durchaus revolutionär, holte Riemenschneider sogar die Erlaubnis des Würzburger Rates ein.

Mit der immer perfekteren Darstellung schöner Körper schlichen sich erotische Untertöne in die Kunst. „Man spürt da manchmal die Lust an der Sinnlichkeit“, sagt Stefan Kummer. Das führte dann auch mal zu der Anweisung, keine Darstellungen des heiligen Sebastian bei einem Frauenkonvent zu zeigen. Der üblicherweise leicht bekleidete Jüngling hätte womöglich die Nonnen verwirrt. [Eine beliebte BDSM-Darstellung. Anm.]

Männliche Nacktheit fand zunächst öfter Eingang in Malerei und Bildhauerei. „Da konnte man als Modell einfach einen Lehrling aus der Werkstatt nehmen“, weiß Kummer.

Weibliche Akte kamen erst im frühen 16. Jahrhundert stärker auf. Zunächst in Venedig. „Das war seinerzeit die Hauptstadt der Prostitution, da fand sich leicht ein Modell“, so Kummer. In Venedig wurde um diese Zeit auch die Pornografie erfunden. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

„Es gibt Tabus in der christlichen Ikonografie“, erklärt Stefan Kummer. Dazu gehöre, dass Jesus nicht nackt dargestellt werde. Das Tabu scheint noch heute zu gelten. Aber...

Michael Triegel brach das Tabu. Er malte einen nackten Auferstanden. Das sorgte vor Jahren in Würzburg für Aufregung. Der Maler hatte, wie er beteuerte, nicht provozieren, sondern ganz im Sinne des christlichen Glaubensbekenntnisses zeigen wollen, „dass Jesus als Mensch, als Mann, im Fleische auferstanden ist“. Vergebens. Das Ölbild wurde aus dem öffentlich zugänglichen Bereich des Würzburger Museums am Dom entfernt.

Eine der Piet?s von Peter Vogt, die das kirchliche Museum kürzlich in einer Wechselausstellung zeigte, brach gleich doppelt mit dem Tabu: Sowohl Muttergottes als auch Jesus sind nackt.

Das Tabu gebrochen hatte – 500 Jahre vor Triegel und Vogt – schon Michelangelo. Der Renaissance-Maler trieb die Kunst der idealen Körper auf die Spitze. Seine Christusstatue für die römische Kirche Santa Maria sopra Minerva war nackt – perfekt und überirdisch schön wie nur ein Gott sein kann.

Bild

Aber auch der große Michelangelo eckte an. Flugs wurde der Marmor-Statue ein metallener Lendenschurz über die anatomisch detailliert ausgeformte Körpermitte verpasst.





Beim Magdalenenaltar gingen die Restauratoren den umgekehrten Weg: Sie entfernten das moralische Zweiglein, an das jetzt nur noch eine erklärende Tafel an der Wand des Aschaffenburger Stiftsmuseums erinnert. Dort werden die Cranach-Bilder in ihrer ganzen Schönheit präsentiert. Und Eva ist wieder nackt.

Original:
http://www.mainpost.de/nachrichten/kult ... 09,5398270





Siehe auch oben zur großen Lucas Cranach Retrospektive in Frankfurt:
viewtopic.php?p=27364#27364


Heutige Zensurmaßnahmen:
viewtopic.php?p=50864#50864 Karneval Mainz
viewtopic.php?p=71063#71063 Oberbürgermeisterin Dresden





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Athen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Eros, Gott der Liebe

Prachtvolle Ausstellung in Griechenland


Bild


http://eros.fabulous.gr


Pressetexte
http://hpd.de/node/8439 Deutsch
http://www.guardian.co.uk/culture/2009/ ... ums-greece English





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Mittelalter

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sex- und Fruchtbarkeitssymbol:

Sheela na gig



Bild

Sexworker Idol


http://de.wikipedia.org/wiki/Sheela_na_Gig
http://en.wikipedia.org/wiki/Sheela_na_Gig





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Whorshipping Sexwork

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Kunst der Grisélidis Réal

Sex Worker Art



Bild


Grisélidis Réal:
viewtopic.php?p=42123#42123





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Autorin von "Cop to Call Girl" 1993

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sex Work is Work

Sex Work is Art



Norma Jean Almodovar zum Sexwork Kunstbegriff


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Kx_DRVyI6ks[/youtube]


International Sex Worker Foundation for Art,
Culture and Education

www.iswface.org





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Politische Kunst

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bericht über den

Maler der Sexworker:

Iqbal Hussain, Lahore, Pakistan




http://www.spiegel.de/artikel/a-677395.html

viewtopic.php?p=49385#49385