Verbrechen katholischer Priester
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Off Topic:
Urteil
Geschworene in Portland im US-Bundesstaat Oregon haben entschieden, dass die Boy Scouts of America (BSA) dem Mißbauchsopfer 18,5 Millionen Dollar zahlen muß.
Der heute 38 Jahre alte Kerry Lewis war in den 80er Jahren nach eigenen Angaben fünf Mal von einem Betreuer missbraucht; beim ersten Mal war er elf Jahre alt.
Die Erfahrung habe ihn in die Drogenabhängigkeit getrieben und und ihn quasi beziehungsunfähig gemacht. Lewis, der laut seinen Anwälten bis heute traumatisiert ist, soll eines der zahlreichen Opfer des bereits dreimal wegen Kindesmissbrauchs verurteilten, heute 53-jährigen Timur D. sein.
Geschworene in Portland im US-Bundesstaat Oregon haben entschieden, dass die Boy Scouts of America (BSA) dem Mißbauchsopfer 18,5 Millionen Dollar zahlen muß.
Der heute 38 Jahre alte Kerry Lewis war in den 80er Jahren nach eigenen Angaben fünf Mal von einem Betreuer missbraucht; beim ersten Mal war er elf Jahre alt.
Die Erfahrung habe ihn in die Drogenabhängigkeit getrieben und und ihn quasi beziehungsunfähig gemacht. Lewis, der laut seinen Anwälten bis heute traumatisiert ist, soll eines der zahlreichen Opfer des bereits dreimal wegen Kindesmissbrauchs verurteilten, heute 53-jährigen Timur D. sein.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 25.04.2010, 23:57, insgesamt 3-mal geändert.
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Was haben Verbrechen katholischer Priester gegen Kinder mit Paysex zu tun?
Wollen wir hier der Kirche ihre Feindseligkeit gegenb Lust und Paysex "heimzahlen", also mit den selben unchristlichen Mitteln arbeiten?
Irgendwie habe ich das Gefühl, wir listen hier genüsslich alle Schandtaten von Kirchenfunktionären auf, so wie Lea Ackermann alle Schandtaten von (vermeintlichen) Zuhältern und Freier etc. auflistet.
Das einzioge was ich ableiten kann: die Kirchenorganisationen (wie SOLWODI) sollten sich auch den Opfern der Kirche annehmen und dagegen vorgehen, so wie sie gegen die Prostritution aktiv sind.
Wollen wir hier der Kirche ihre Feindseligkeit gegenb Lust und Paysex "heimzahlen", also mit den selben unchristlichen Mitteln arbeiten?
Irgendwie habe ich das Gefühl, wir listen hier genüsslich alle Schandtaten von Kirchenfunktionären auf, so wie Lea Ackermann alle Schandtaten von (vermeintlichen) Zuhältern und Freier etc. auflistet.
Das einzioge was ich ableiten kann: die Kirchenorganisationen (wie SOLWODI) sollten sich auch den Opfern der Kirche annehmen und dagegen vorgehen, so wie sie gegen die Prostritution aktiv sind.
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Sofern das die moralische Autorität der Kirche in Frage stellt, wäre es schon sinnvoll in unserem Interesse.ehemaliger_User hat geschrieben:Wollen wir hier der Kirche ihre Feindseligkeit gegen Lust und Paysex "heimzahlen", also mit den selben unchristlichen Mitteln arbeiten?
Ob unchristlich oder nicht kann für mich da kein Maßstab sein, ich fühle mich dieser Ideologie nicht verpflichtet.
Mein persönlicher Wunsch bei diesem Thema wäre aber eher, dass deutlich wird, wie eine überzogene Moral sich ins Gegenteil verkehrt.
Dass die Kinder darunter leiden ist keineswegs unabhängig von der Sexfeindlichkeit der Kirche, sondern deren psycho-logische Folge.
Liebe Grüße, Aoife
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Spätrömische Dekadenz
Die Lustfeindlichkeit der katholischen Kirche hat für mich nachvollziehbare historische Gründe. Rom ging nicht unter, wie es sich Guido Westerwelle vorstellt, durch die Dekadenz der "kleinen Leute", sondern als sich die leitenden Herren ganz dem frivolen Müßiggang verschrieben. Kaiser Hadrian verliebte sich in den schönen Antinous, vergöttlichte ihn nach seinem Tod und verbreitete überall sein Bildnis. Caligula mochte ausgefallene Roben und Frauenkleider. Er ließ seine Frau in einer Rüstung die Truppen abschreiten. Er erschien in Perücke und Kostüm als Sänger, Tänzer, jungfräuliche Jägerin, Ehefrau. Er stellte sich als weibliche Gottheit dar. Als Jupiter verkleidet verführte er viele Frauen, darunter auch seine Schwester. Nero verkleidete sich als tragischer Schauspieler um dem Brand Roms zuzuschauen. Auf der Bühne spielte er u.a. Heldinnen und Göttinnen, er stellte Sklaven dar, eine Schwangere und eine gebärende Frau. Nach dem Tod seiner Frau trug er ihre Maske. Nach Berichten war sie gestorben, weil er sie während der Schwanergschaft in den Bauch getreten hatte. Nero ließ spezielle Bordelle bauen um sich dort von Damen der guten Gesellchaft Avancen machen zu lassen. Er ließ junge Männer und Frauen an Pfähle binden und unternahm in Tierfelle gekleidet Angriffe aus dem Hinterhalt auf ihre Genitialen. Er kastrierte einen Knaben, der Ähnlichkeit mit seiner verstorbenen Frau hatte, steckte ihn in Frauenkleider, schloss die Ehe mit ihm und behandelte ihn als Ehefrau und Kaiserin. In einer weiteren Ehe mit einem männlichen Jugendlichen wechselte er die Rolle. Der Kaiser war nun die Braut und ahmte in der Hochzeitsnacht das Stöhnen eines Mädchens nach, das entjungfert wird.
Commodus gab einer Geliebten den Namen seiner Mutter. Heliogabal brachte das Heer mit Seidenkleidern, Schmuck und seinem Tanzen auf. Er verkleidete sich als Zuhälter und soll dieser Tätigkeit in seinem Haus nachgegangen sein. Mit einer Perücke war er in richtigen römischen Bordellen als Prostituierte tätig. Er richtete sich im Palast einen Raum ein, um dort dieser Tätigkeit nachzugehen. Er stellte sich nackt in die Tür und lockte Kunden von der Straße an. Ständig wurden von Helfern Männer gesucht, die Gefallen daran fanden, den Kaiser als Kunde aufzusuchen, der sich stolz mit seinen Einnahmen brüstete. Und so weiter und so fort.
Unsere modernen Vorstellungen von sexueller Freiheit beruhen auf vielen Irrtümern. Die absoulte Macht der römsichen Kaiser erlaubte ihnen, diese Freiheit ohne Einschränkung auszuleben.
Das Christentum beendet diese Verbindung von Sexualität und Grausamkeit. Das Auspeitschen und Kastrationen wurden in der Kaiserzeit zur sexuellen Perversion. Horden von Kastraten zogen durch die Städe und über Land, grell geschminkt, mit Perücken und in weibliche Kleider gehüllt. Eunuchen genossen hohes Ansehen. Die Strenge, mit der das Christentum auf klar abgegrenzte Geschlechterrollen besteht, beruht auf diesen Extremen. Mit Augustinus verschwindet die Verehrung der Natur für mehr als Tausend Jahre aus unserer Kultur und kommt erst in der Romantik mit den Ideen Rousseaus und dann 68 wieder zurück.
Ich halte die Warnungen und das Misstrauen der katholischen Kirche gegenüber sexueller Freiheit nicht für gefährlich und, ein Stück weit, auch nicht für falsch. Fatal und ein großer Fehler ist das hohe Ross, auf das sich die Kirche in Bezug auf die Sexualität setzt, die vor niemandem, auch nicht vor der Kirche und ihrem Personal halt macht. Zu glauben, dass durch den Zölibat die eigene Auseinandersetzung mit der Sexualität nicht erforderlich ist (um dann im Verborgenen in einer Schattenwelt Sexualität zu leben) und gleichzeitig auf eine strikte Einhaltung des Verbots jeglicher sexuellen Lust zu pochen, hat die Kirche seit langer Zeit in allen Fragen der Sexualität unblaubwürdig werden lassen - von Fragen der Homosexualität bis zur traditonellen Ehe und Partnerschaft zwischen Mann und Frau. Die Kirche ist in allen Fragen der Sexualität inkompetent und will uns erzählen, was richtig und falsch ist. Welcher Frau, welchem Mann, ob heterosexuell, bisexuell oder homosexuell, könnte dieser Papst etwas sagen? Das gilt übrigens für alle Fragen der Partnerschaft, nicht nur in Bezug auf die Sexualität.
Commodus gab einer Geliebten den Namen seiner Mutter. Heliogabal brachte das Heer mit Seidenkleidern, Schmuck und seinem Tanzen auf. Er verkleidete sich als Zuhälter und soll dieser Tätigkeit in seinem Haus nachgegangen sein. Mit einer Perücke war er in richtigen römischen Bordellen als Prostituierte tätig. Er richtete sich im Palast einen Raum ein, um dort dieser Tätigkeit nachzugehen. Er stellte sich nackt in die Tür und lockte Kunden von der Straße an. Ständig wurden von Helfern Männer gesucht, die Gefallen daran fanden, den Kaiser als Kunde aufzusuchen, der sich stolz mit seinen Einnahmen brüstete. Und so weiter und so fort.
Unsere modernen Vorstellungen von sexueller Freiheit beruhen auf vielen Irrtümern. Die absoulte Macht der römsichen Kaiser erlaubte ihnen, diese Freiheit ohne Einschränkung auszuleben.
Das Christentum beendet diese Verbindung von Sexualität und Grausamkeit. Das Auspeitschen und Kastrationen wurden in der Kaiserzeit zur sexuellen Perversion. Horden von Kastraten zogen durch die Städe und über Land, grell geschminkt, mit Perücken und in weibliche Kleider gehüllt. Eunuchen genossen hohes Ansehen. Die Strenge, mit der das Christentum auf klar abgegrenzte Geschlechterrollen besteht, beruht auf diesen Extremen. Mit Augustinus verschwindet die Verehrung der Natur für mehr als Tausend Jahre aus unserer Kultur und kommt erst in der Romantik mit den Ideen Rousseaus und dann 68 wieder zurück.
Ich halte die Warnungen und das Misstrauen der katholischen Kirche gegenüber sexueller Freiheit nicht für gefährlich und, ein Stück weit, auch nicht für falsch. Fatal und ein großer Fehler ist das hohe Ross, auf das sich die Kirche in Bezug auf die Sexualität setzt, die vor niemandem, auch nicht vor der Kirche und ihrem Personal halt macht. Zu glauben, dass durch den Zölibat die eigene Auseinandersetzung mit der Sexualität nicht erforderlich ist (um dann im Verborgenen in einer Schattenwelt Sexualität zu leben) und gleichzeitig auf eine strikte Einhaltung des Verbots jeglicher sexuellen Lust zu pochen, hat die Kirche seit langer Zeit in allen Fragen der Sexualität unblaubwürdig werden lassen - von Fragen der Homosexualität bis zur traditonellen Ehe und Partnerschaft zwischen Mann und Frau. Die Kirche ist in allen Fragen der Sexualität inkompetent und will uns erzählen, was richtig und falsch ist. Welcher Frau, welchem Mann, ob heterosexuell, bisexuell oder homosexuell, könnte dieser Papst etwas sagen? Das gilt übrigens für alle Fragen der Partnerschaft, nicht nur in Bezug auf die Sexualität.
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@Kajus:
Ich kann jetzt nicht nachvollziehen, ob das wirklich historisch so war, oder ob bei dieser Beschreibung der Zustände im alten Rom
auf die Literatur des politischen Gegners oder gar auf "Sieger-Geschichtsschreibung" zurückgegriffen wurde.
Wie auch immer - aber wirklich untergegangen ist das römische Weltreich doch erst *nach* der Machtergreifung der Kirche?
Die beschriebenen dekadenten Zustände könnten da doch allenfalls indirekt angeschuldigt werden, indem man postuliert,
dass bei Weiterbestehen der militärischen Geisteshaltung aus Zeiten der Republik die Kirche keine Gelegenheit zur
Machtübernahme gehabt hätte.
Aber selbst dieser Gedankengang scheint mir höchst hypothetisch, immerhin haben sich ja auch andere Weltreiche schon
ruiniert, ohne dass zuvor "Dekadenz" in diesem Maße aufgetreten wäre ...
Im Gegenteil, der Niedergang des Empire's ereignete sich in den Jahrzehnten *nachdem* dort Homosexualität und Drogen
kriminalisiert wurden.
Liebe Grüße, Aoife
Ich kann jetzt nicht nachvollziehen, ob das wirklich historisch so war, oder ob bei dieser Beschreibung der Zustände im alten Rom
auf die Literatur des politischen Gegners oder gar auf "Sieger-Geschichtsschreibung" zurückgegriffen wurde.
Wie auch immer - aber wirklich untergegangen ist das römische Weltreich doch erst *nach* der Machtergreifung der Kirche?
Die beschriebenen dekadenten Zustände könnten da doch allenfalls indirekt angeschuldigt werden, indem man postuliert,
dass bei Weiterbestehen der militärischen Geisteshaltung aus Zeiten der Republik die Kirche keine Gelegenheit zur
Machtübernahme gehabt hätte.
Aber selbst dieser Gedankengang scheint mir höchst hypothetisch, immerhin haben sich ja auch andere Weltreiche schon
ruiniert, ohne dass zuvor "Dekadenz" in diesem Maße aufgetreten wäre ...
Im Gegenteil, der Niedergang des Empire's ereignete sich in den Jahrzehnten *nachdem* dort Homosexualität und Drogen
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@ Aoife: Die von mir hier gemachten Beispiele sind in der wissenschaftlichen Standardliteratur zu finden und nicht von mir an den Haaren herbeigezogen oder gar vom „Gegner“ abgeschrieben. Es geht zumindest mir nicht um Sieger und Besiegte, sondern um das Nachdenken über Sexualität und Kirche. Ich schreibe zwar ab, da ich nicht alles aus mir schöpfe, allerdings auf möglichst richtige Art und Weise und ausschließlich um die von mir gemachten Überlegungen zu stützen. Diese Überlegungen und Überzeugungen halte ich nicht für unerschütterliche Wahrheiten, sondern für diskussionswürdig.
Warum habe ich diese Beispiele für Dekadenz in der Spätphase des Römischen Reichs in diesem Thread gegeben?
1. Weil diese Epoche der Ausgangspunkt für den Aufstieg der katholischen Kirche zur Weltreligion ist und, so meine Hypothese, die von Augustinus theologisch begründete Haltung zur Natur, das strikte Verbot sexueller Lust und das absolute Beharren auf klare Festlegung der geschlechtlichen Identität beförderten, wenn nicht sogar verursachten. Das ist wichtig, um die Sturheit der Kirche in diesen Fragen zu verstehen – ohne damit etwas relativieren oder schönreden zu wollen! Seit Augustinus gilt: Jede Form von Sexualität ist Sünde, wenn sie aus Lust und nicht ausschließlich mit dem Wunsch und der Bereitschaft verbunden ist, Kinder in einer vor Gott und der Gesellschaft geschlossenen Ehe zu zeugen.
In Anbetracht all des Leids, des Kummers, des Elends und der Gewalt, die durch Sexualität verursacht werden - die Verbrechen katholischer Priester, von denen wir hier lesen, sind ein Mückenschiss dagegen -, ein für mich nachvollziehbarer Standpunkt, der jedoch jeder realistischen menschlichen (weltlichen) Grundlage entbehrt. Sexualität lässt sich nicht verbieten und nicht unterdrücken, wir können nur einen Umgang damit finden und versuchen, sie in zivilisatorische Grenzen zu bannen. Ein Unterfangen, das nie aufhören kann und das viele Restriktionen, Verbote, Regeln und Tabus erfordert. Dabei müsste eine Kirche, die keinen Aberglauben verbreitet, den Menschen aktiv und in einer realistischen Weise unterstützten anstatt ihn in unlösbare Konflikte zu stürzen, weil sie nur endgültige ewige Wahrheiten verkünden will. Ich halte die Sexualität nicht für eine einfache Sache, die keine Probleme bereitet, wenn man sie nur ausleben darf. Meiner Meinung nach ist die Sexualität der Ausgangspunkt der Probleme.
In der Romantik ist der moderne Mensch entstanden, dessen Identität fest mit der Sexualität und der sexuellen Orientierung verbunden ist. Das bedeutet eine zusätzliche Schwierigkeit. Davor war das so nicht der Fall. So gab es z. B. zwar homosexuelle Handlungen Einzelner, aber nicht das, was wir heute als "schwul" bezeichnen, eine homosexuelle, im gesellschaftlichen Kontext definierte und verankerte Identität. Da die Sexualität zuvor nicht mit der Persönlichkeit verbunden war, konnte man diese einzelnen Akte einfach verbieten, als Sünde bezeichnen, ohne in die Persönlichkeit, in die Identität einzugreifen. Für den modernen Menschen der westlichen Welt ist das so nicht mehr möglich. Diese Veränderung ist der Kirche zwar bewusst, sie bleibt über 200 Jahre danach ohne jede Kompromissbereitschaft bei ihrer strikten theoretischen (theologischen) Linie.
3. Weil die römischen Kaiser in ihrer Machtfülle die Möglichkeit hatten, ihre Sexualität in aller Freiheit auszuleben und somit ein realistisches Beispiel für sexuelle Freiheit geben. Wer das gesamte Repertoire der menschlichen Sexualität kennen lernen will, sollte die Werke de Sades studieren. Hier wird die menschliche Sexualität (in Rahmen der Kunst in aller Freiheit) durchdekliniert. Ist es wirklich das, was wir wollen, wenn wir von sexueller Freiheit reden?
2. Weil ich den Begriff der „sexuellen Freiheit“ für einen Irrtum halte. Nichts macht uns unfreier als die Sexualität. Sie bestimmt unser Leben vom ersten Moment der Zeugung bis zum Schluss. Sich ihr hemmungslos auszuliefern bedeutet den gesellschaftlichen (oder zivilisatorischen) Zusammenbruch und totale Abhängigkeit des Einzelnen. Es kann meiner Meinung nur darum gehen, zu lernen, mit unserer Sexualität zu leben und einen für die Gesellschaft tragbaren Freiheitsbegriff zu finden und immer wieder neu zu definieren. Jeder Mensch muss das Recht haben, diese Entscheidungen für sich selbst zu treffen. An dieser Stelle beginnen dann aber erst die Fragen und dort stehen keine vorgegebenen Antworten à la Augustinus, Benedikt oder „wir wollen Sexulle Freiheit und sonst nichts“. Wir liefern die Sexualität dem Gegnern aus, wenn wir dem Gegner ermöglichen, die Macht und Gefährlichkeit der Sexualität, die stets mit Gewalt verbunden ist, allein für seine Zwecke und in seinem, auf Lügen, Falschbehauptungen und Irrtümern beruhenden Gedankengebäude zu thematisieren.
Warum habe ich diese Beispiele für Dekadenz in der Spätphase des Römischen Reichs in diesem Thread gegeben?
1. Weil diese Epoche der Ausgangspunkt für den Aufstieg der katholischen Kirche zur Weltreligion ist und, so meine Hypothese, die von Augustinus theologisch begründete Haltung zur Natur, das strikte Verbot sexueller Lust und das absolute Beharren auf klare Festlegung der geschlechtlichen Identität beförderten, wenn nicht sogar verursachten. Das ist wichtig, um die Sturheit der Kirche in diesen Fragen zu verstehen – ohne damit etwas relativieren oder schönreden zu wollen! Seit Augustinus gilt: Jede Form von Sexualität ist Sünde, wenn sie aus Lust und nicht ausschließlich mit dem Wunsch und der Bereitschaft verbunden ist, Kinder in einer vor Gott und der Gesellschaft geschlossenen Ehe zu zeugen.
In Anbetracht all des Leids, des Kummers, des Elends und der Gewalt, die durch Sexualität verursacht werden - die Verbrechen katholischer Priester, von denen wir hier lesen, sind ein Mückenschiss dagegen -, ein für mich nachvollziehbarer Standpunkt, der jedoch jeder realistischen menschlichen (weltlichen) Grundlage entbehrt. Sexualität lässt sich nicht verbieten und nicht unterdrücken, wir können nur einen Umgang damit finden und versuchen, sie in zivilisatorische Grenzen zu bannen. Ein Unterfangen, das nie aufhören kann und das viele Restriktionen, Verbote, Regeln und Tabus erfordert. Dabei müsste eine Kirche, die keinen Aberglauben verbreitet, den Menschen aktiv und in einer realistischen Weise unterstützten anstatt ihn in unlösbare Konflikte zu stürzen, weil sie nur endgültige ewige Wahrheiten verkünden will. Ich halte die Sexualität nicht für eine einfache Sache, die keine Probleme bereitet, wenn man sie nur ausleben darf. Meiner Meinung nach ist die Sexualität der Ausgangspunkt der Probleme.
In der Romantik ist der moderne Mensch entstanden, dessen Identität fest mit der Sexualität und der sexuellen Orientierung verbunden ist. Das bedeutet eine zusätzliche Schwierigkeit. Davor war das so nicht der Fall. So gab es z. B. zwar homosexuelle Handlungen Einzelner, aber nicht das, was wir heute als "schwul" bezeichnen, eine homosexuelle, im gesellschaftlichen Kontext definierte und verankerte Identität. Da die Sexualität zuvor nicht mit der Persönlichkeit verbunden war, konnte man diese einzelnen Akte einfach verbieten, als Sünde bezeichnen, ohne in die Persönlichkeit, in die Identität einzugreifen. Für den modernen Menschen der westlichen Welt ist das so nicht mehr möglich. Diese Veränderung ist der Kirche zwar bewusst, sie bleibt über 200 Jahre danach ohne jede Kompromissbereitschaft bei ihrer strikten theoretischen (theologischen) Linie.
3. Weil die römischen Kaiser in ihrer Machtfülle die Möglichkeit hatten, ihre Sexualität in aller Freiheit auszuleben und somit ein realistisches Beispiel für sexuelle Freiheit geben. Wer das gesamte Repertoire der menschlichen Sexualität kennen lernen will, sollte die Werke de Sades studieren. Hier wird die menschliche Sexualität (in Rahmen der Kunst in aller Freiheit) durchdekliniert. Ist es wirklich das, was wir wollen, wenn wir von sexueller Freiheit reden?
2. Weil ich den Begriff der „sexuellen Freiheit“ für einen Irrtum halte. Nichts macht uns unfreier als die Sexualität. Sie bestimmt unser Leben vom ersten Moment der Zeugung bis zum Schluss. Sich ihr hemmungslos auszuliefern bedeutet den gesellschaftlichen (oder zivilisatorischen) Zusammenbruch und totale Abhängigkeit des Einzelnen. Es kann meiner Meinung nur darum gehen, zu lernen, mit unserer Sexualität zu leben und einen für die Gesellschaft tragbaren Freiheitsbegriff zu finden und immer wieder neu zu definieren. Jeder Mensch muss das Recht haben, diese Entscheidungen für sich selbst zu treffen. An dieser Stelle beginnen dann aber erst die Fragen und dort stehen keine vorgegebenen Antworten à la Augustinus, Benedikt oder „wir wollen Sexulle Freiheit und sonst nichts“. Wir liefern die Sexualität dem Gegnern aus, wenn wir dem Gegner ermöglichen, die Macht und Gefährlichkeit der Sexualität, die stets mit Gewalt verbunden ist, allein für seine Zwecke und in seinem, auf Lügen, Falschbehauptungen und Irrtümern beruhenden Gedankengebäude zu thematisieren.
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Nein!ehemaliger_User hat geschrieben:Du meinst, Homosexualität ist eine Begleiterscheinung von Dekadenz?

Sondern der Versuch, das so zu sehen und aus eben diesen Gründen zu unterbinden, war völlig ungeeignet, das Empire zu retten.
Und das schon zu einem Zeitpunkt, als das Empire noch überhauptnicht gerettet werden mußte, rein prophylaktisch sozusagen.
Parallel dazu kann ich auch keinen Zusammenhang zwischen sexueller Freiheit und dem Niedergang des Römischen Reichs erkennen.
Insbesondere da dieses ja erst dann zerfallen ist, nachdem die Kirche die Macht übernommen hatte.
Bestünde ein Zusammenhang zwischen sog. Dekadenz (=sexueller Freiheit) und Zusammenbruch der Gesellschaft,
so hätte Rom durch die Kirche gerettet und GB durch den Victorianismus davor bewahrt werden müssen.
Liebe Grüße, Aoife
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Ich halte grenzenlose sexuelle Freiheit (in Kombination mit Gewalt) der Verantwortlichen an den Schalthebeln der Macht wie oben beschrieben, ob homosexuell oder heterosexuell ausgelebt, für ein Zeichen von Dekadenz. Ich denke nicht, dass sich der Untergang eines Reichs oder einer Weltmacht durch sexuelle Restriktionen aufhalten lässt, das habe ich auch nicht geschrieben. Den Untergang des römischen Reichs hätte man vermutlich durch keine Maßnahmen verhindern können, die katholische Kirche ist das Ergebnis dieses Untergangs und ist, wie ich finde, von diesen Zuständen stark beeinflusst.
Diese extremen Formen sexueller Perversion sind tatsächlich eine Besonderheit des römischen Untergangs. Das Empire hatte niemals solche Probleme. Auch Ägypten, die erste Weltmacht, ist nicht in sexuellen Perversionen untergegangen. Diese massenhaft öffentlich zelebrierten sexuellen Perversionen bis in die höchsten Ebenen der Macht kamen erst in der Endphase auf und waren eine Begleiterscheinung des Untergangs, nicht der Grund dafür. Auch die Griechen hatten nicht diese Probleme.
Ich halte Homosexualität nicht für dekadent (weder Wowereit, noch Westerwelle, von Beust oder den Bürgermeister von Paris) und auch nicht für ein Zeichen irgendwelcher Zivilisationsuntergänge oder Zeichen von Endphasen, auch wenn sie in der Kunst der Moderne so dargestellt wurden. Überall wo Dekadenz aufkam, wehte die Hosexualität in die Kunst der Moderne hinein. Diese Wahrnehmung von Homsexualität im kunsthistorischen Kontext ist meiner Meinung nach eine Folge der Zustände im untergehenden Römischen Reich. Davor gab es diese Verbindung, Homsexualität und Dekadenz, nicht.
Wenn die Bundeskanzlerin ihre gesamte Energie und die Arbeitskraft des Apparates darauf verwendete, in einem Laufhaus als Prostituierte tätig zu sein, wäre das zwar heterosexuell, aber auch ein Zeichen von Dekadenz - für meine Begriffe. Meine Beispiele bezogen sich ausnahmslos auf römische Kaiser, die ihre Sexualität mit Hilfe ihrer Macht auslebten oder besser gesagt, ausleben konnten.
Ich halte meine Hypothese für eine durchaus realistische Erklärung für das unbeirrbare Festhalten seit fast 2000 Jahren an dieser strikten Sexualmoral. Damit liegt die Kirche niemals falsch - Enthaltsamkeit bewahrt immer vor allen Folgen des Genusses. Damit muss man sich dann nicht mehr mit den Problemen dieser Welt auseinandersetzen.
Nicht Oscar Wilde war dekadent, sondern die von ihm mit beißendem Spott und großer Intelligenz beschriebene englische Oberschicht.
Diese extremen Formen sexueller Perversion sind tatsächlich eine Besonderheit des römischen Untergangs. Das Empire hatte niemals solche Probleme. Auch Ägypten, die erste Weltmacht, ist nicht in sexuellen Perversionen untergegangen. Diese massenhaft öffentlich zelebrierten sexuellen Perversionen bis in die höchsten Ebenen der Macht kamen erst in der Endphase auf und waren eine Begleiterscheinung des Untergangs, nicht der Grund dafür. Auch die Griechen hatten nicht diese Probleme.
Ich halte Homosexualität nicht für dekadent (weder Wowereit, noch Westerwelle, von Beust oder den Bürgermeister von Paris) und auch nicht für ein Zeichen irgendwelcher Zivilisationsuntergänge oder Zeichen von Endphasen, auch wenn sie in der Kunst der Moderne so dargestellt wurden. Überall wo Dekadenz aufkam, wehte die Hosexualität in die Kunst der Moderne hinein. Diese Wahrnehmung von Homsexualität im kunsthistorischen Kontext ist meiner Meinung nach eine Folge der Zustände im untergehenden Römischen Reich. Davor gab es diese Verbindung, Homsexualität und Dekadenz, nicht.
Wenn die Bundeskanzlerin ihre gesamte Energie und die Arbeitskraft des Apparates darauf verwendete, in einem Laufhaus als Prostituierte tätig zu sein, wäre das zwar heterosexuell, aber auch ein Zeichen von Dekadenz - für meine Begriffe. Meine Beispiele bezogen sich ausnahmslos auf römische Kaiser, die ihre Sexualität mit Hilfe ihrer Macht auslebten oder besser gesagt, ausleben konnten.
Ich halte meine Hypothese für eine durchaus realistische Erklärung für das unbeirrbare Festhalten seit fast 2000 Jahren an dieser strikten Sexualmoral. Damit liegt die Kirche niemals falsch - Enthaltsamkeit bewahrt immer vor allen Folgen des Genusses. Damit muss man sich dann nicht mehr mit den Problemen dieser Welt auseinandersetzen.
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"Wirklich" unter gegangen ist das römische Reich eigentlich erst 1453 mit der Eroberung von Byzanz durch die Osmanen. Sexuelle Dekadenz war daran eher nicht schuld, sondern langsamer wirtschaftlicher, politischer, militärischer Verfall.aber wirklich untergegangen ist das römische Weltreich doch erst *nach* der Machtergreifung der Kirche?
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Macht und Sexualitätskontrolle
Die Sexualität ist eine Urkraft.
Aber warum wird sie -auch von dir- so oft negativ beurteilt und dann folgerichtig von vielen anderen zwanghaft kontrolliert. Möglicherweise wird sie erst dadurch gefährlich. (nichtlineare Kausalität; Sexualitätskontrolle im Kontext von Herrschaft, Prilinearität etc.)
Würde sie mehr als Geschenk aufgefasst und ein spielerischer Umgang eingeübt, würde sich viel Energiestau und Konfliktpotenzial erübrigen.
Die Existenz von Machtsystemen hat möglicherweise mehr mit Knappheit zu tun (unbeherrschte Natur, Ressourcenübernutzung, Technologiesprung, Klimawandel, Bevölkerungsexplosion, Verteilungsungerechtigkeit, Wirtschaftskrise, Systemcrash, Krieg...) als mit dem Lustaspekt von Sexualität. (Die Ausgrenzung von Prostitution beginnt letztlich bereits bei der Abspaltung des Sexuellen.)
Es scheint mir aus ideologischen Gründen (inkl. Religion, Politik, Wirtschaft, Sexualität) bisher keine abgewogenen allgemein akzeptierten Antworten auf die Untergangsgründe der Weltreiche und Weltkriege zu geben. Bisher unverstandene Wachstumskonflikte der Volkswirtschaften dann zu sexualisieren (biologistisch) scheint mir geradezu symptomatisch und Beleg meiner Macht/Verdränungshypothese.
Aber warum wird sie -auch von dir- so oft negativ beurteilt und dann folgerichtig von vielen anderen zwanghaft kontrolliert. Möglicherweise wird sie erst dadurch gefährlich. (nichtlineare Kausalität; Sexualitätskontrolle im Kontext von Herrschaft, Prilinearität etc.)
Würde sie mehr als Geschenk aufgefasst und ein spielerischer Umgang eingeübt, würde sich viel Energiestau und Konfliktpotenzial erübrigen.
Die Existenz von Machtsystemen hat möglicherweise mehr mit Knappheit zu tun (unbeherrschte Natur, Ressourcenübernutzung, Technologiesprung, Klimawandel, Bevölkerungsexplosion, Verteilungsungerechtigkeit, Wirtschaftskrise, Systemcrash, Krieg...) als mit dem Lustaspekt von Sexualität. (Die Ausgrenzung von Prostitution beginnt letztlich bereits bei der Abspaltung des Sexuellen.)
Es scheint mir aus ideologischen Gründen (inkl. Religion, Politik, Wirtschaft, Sexualität) bisher keine abgewogenen allgemein akzeptierten Antworten auf die Untergangsgründe der Weltreiche und Weltkriege zu geben. Bisher unverstandene Wachstumskonflikte der Volkswirtschaften dann zu sexualisieren (biologistisch) scheint mir geradezu symptomatisch und Beleg meiner Macht/Verdränungshypothese.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 27.04.2010, 17:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Nochmals, denn ich möchte nicht falsch vestanden werden und auch nicht in eine falsche Ecke gestellt werden:
Die Gründe für den Untergang des römischen Weltreichs habe ich hier definitiv nicht thematisiert. Ich habe auf das Phänomen extremer sexueller Ausschweifungen römischer Kaiser hingewiesen. Das schien mir angebracht um darauf hinzuweisen, dass es aus meiner Sicht wichtig ist, sexueller Freizügigkeit Grenzen zu setzen (ohne diese Grenzen zu definieren). Die römischen Kaiser erschienen mir als gutes Beispiel für das Ausleben der Sexualität ohne Einschränkungen, denn sie hatten die Macht dazu. In diesem Zusammenhang habe ich auch auf die Werke de Sades hingewiesen, der das Potenzial der Sexualität (als Fiktion) Punkt für Punkt durchdeklinierte. Es geht mir dabei nicht um Untergangstheorien im Allgemeinen oder Besonderen, sondern auch darum, darauf hinzuweisen, dass die katholische Kirche in der Zeit ihrer theologischen Fundierung mit allgemein um sich greifenden sexuellen Extremen konfrontiert war und dass darauf die strikte und kompromisslose Sexualmoral der frühen Kirchenväter beruht, die bis heute gilt.
Ich hielt die Theorie, dass die Kirche in ihrer Entstehung wesentlich vom Römischen Reich und der Auseinandersetzung mit der herrschenden Moral geprägt ist, für banal. Wer daran Zweifel hat, sollte das Neue Testament lesen.
@Marc: Woraus schließt Du, das ich Sexualität zwanghaft kontrollieren will? Ich versichere Dir, das ist und war auch noch nie meine Absicht. Ich bin fest davon überzeugt, Sexualität lässt sich nicht unterdrücken. Ein gutes Beispiel ist die Auflistung der Verbrechen katholischer Priester in diesem Thread. Sexualität lässt sich aber auch nicht auf Triebstau und -abfuhr reduzieren. Ich denke, es gibt da noch ein paar andere Gründe, warum das mit den katholischen Priestern aus dem Ruder läuft. Ich sehe Sexualität als Geschenk, aber als ein Geschenk mit zwei Seiten an. Sexualität birgt große Gefahren, unter anderem Abhängigkeit und Unfreiheit - nicht nur durch Unterdrückung.
Die Gründe für den Untergang des römischen Weltreichs habe ich hier definitiv nicht thematisiert. Ich habe auf das Phänomen extremer sexueller Ausschweifungen römischer Kaiser hingewiesen. Das schien mir angebracht um darauf hinzuweisen, dass es aus meiner Sicht wichtig ist, sexueller Freizügigkeit Grenzen zu setzen (ohne diese Grenzen zu definieren). Die römischen Kaiser erschienen mir als gutes Beispiel für das Ausleben der Sexualität ohne Einschränkungen, denn sie hatten die Macht dazu. In diesem Zusammenhang habe ich auch auf die Werke de Sades hingewiesen, der das Potenzial der Sexualität (als Fiktion) Punkt für Punkt durchdeklinierte. Es geht mir dabei nicht um Untergangstheorien im Allgemeinen oder Besonderen, sondern auch darum, darauf hinzuweisen, dass die katholische Kirche in der Zeit ihrer theologischen Fundierung mit allgemein um sich greifenden sexuellen Extremen konfrontiert war und dass darauf die strikte und kompromisslose Sexualmoral der frühen Kirchenväter beruht, die bis heute gilt.
Ich hielt die Theorie, dass die Kirche in ihrer Entstehung wesentlich vom Römischen Reich und der Auseinandersetzung mit der herrschenden Moral geprägt ist, für banal. Wer daran Zweifel hat, sollte das Neue Testament lesen.
@Marc: Woraus schließt Du, das ich Sexualität zwanghaft kontrollieren will? Ich versichere Dir, das ist und war auch noch nie meine Absicht. Ich bin fest davon überzeugt, Sexualität lässt sich nicht unterdrücken. Ein gutes Beispiel ist die Auflistung der Verbrechen katholischer Priester in diesem Thread. Sexualität lässt sich aber auch nicht auf Triebstau und -abfuhr reduzieren. Ich denke, es gibt da noch ein paar andere Gründe, warum das mit den katholischen Priestern aus dem Ruder läuft. Ich sehe Sexualität als Geschenk, aber als ein Geschenk mit zwei Seiten an. Sexualität birgt große Gefahren, unter anderem Abhängigkeit und Unfreiheit - nicht nur durch Unterdrückung.
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Problem Sexualität - Lösung Sexualität
Nein Zwanghaftes kann und will ich dir nicht unterstellen, auch wenn es als zweites in meinem Satz unglücklicherweise auftauchte, wo es um den Umgang der Allgemeinheit mit Sexualität geht. Bei dir habe ich nur eine Negativbewertung von Sexualität herausgelesen im Hinweis auf Gefahr für Abhängigkeit und Unfreiheit.
Denn ich bin auch vom Atmen und (Wasser-)Trinken abhängig ebenso wie vom Gelderwerb, Zukunftssicherung, Familiengründung... Welcher Zwang ist größer und läßt die Menschen häufiger sich (nichtsexuell) prostituieren?
Diese Scheinpolarität im Sinne von Wertigkeit zwischen animalisch-rational, Natur-Kultur... Sex-Geld, sollten wir erkennen, verstehen aber gleichzeitig versuchen sprachlich zu überwinden, zu dekonstruieren...
Die Ventilsitte Prostitution und die diversen empathischen Fähigkeiten der Sexworker, sich des Triebes und der vielen Verhaltensweisen von in möglicherweise seelisch-sexueller Unfreiheit steckenden Kunden diese als Menschen annehmen und auch halten zu können, leisten einen unermeßlich wertvollen Beitrag für die Gesellschaft.
Denn ich bin auch vom Atmen und (Wasser-)Trinken abhängig ebenso wie vom Gelderwerb, Zukunftssicherung, Familiengründung... Welcher Zwang ist größer und läßt die Menschen häufiger sich (nichtsexuell) prostituieren?
Diese Scheinpolarität im Sinne von Wertigkeit zwischen animalisch-rational, Natur-Kultur... Sex-Geld, sollten wir erkennen, verstehen aber gleichzeitig versuchen sprachlich zu überwinden, zu dekonstruieren...
Die Ventilsitte Prostitution und die diversen empathischen Fähigkeiten der Sexworker, sich des Triebes und der vielen Verhaltensweisen von in möglicherweise seelisch-sexueller Unfreiheit steckenden Kunden diese als Menschen annehmen und auch halten zu können, leisten einen unermeßlich wertvollen Beitrag für die Gesellschaft.
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Jetzt zusätzlich Verdacht auf sexuellen Mißbrauch
Bischof Mixa soll eine Jungen sexuell mißbraucht haben in seiner Zeit als Bischof in Eichstätt zwische 1996 bis 2005.
Bistum Augsburg gibt Fall an die Staatsanwaltschaft Ingolstadt weiter.
http://www.augsburger-allgemeine.de/Hom ... ,4289.html
Bistum Augsburg gibt Fall an die Staatsanwaltschaft Ingolstadt weiter.
http://www.augsburger-allgemeine.de/Hom ... ,4289.html
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Es gibt einen direkten Zusammenhang: So verbietet z.B. § 4 Abs 2 Z 1 des Wiener Prostitutionsgesetzes Paysex im Abstand von 150 m von Kirchen ... ähnlich in anderen Orten. Jene, die solchen die gesetzlichen Schutz vor öffentlich sichtbarem Sex (bzw. schon dessen Anbahnung) für sich fordern, müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie dieses Schutzes würdig sind. Wenn die Kirche für ihre Priester sogar vor dem möglichen Anblick unmoralischen Treibens Schutz will, müssen die Priester selbst hohen moralischen Ansprüchen genügen. (Vergleichbar - zumindest ab dem Rang eines Bischofs - wäre im römischen Religionsrecht der Schutz des Flamen Dialis, der als irdischer Vertreter Jupiters vor allen schädlichen Einflüssen abzuschirmen war - daher extrem eingeschränkt in seiner Lebensweise war; vgl. Pötscher, Mnemosyne 4/1965, S 215 ff.)ehemaliger_User hat geschrieben:Was haben Verbrechen katholischer Priester gegen Kinder mit Paysex zu tun?
Wenn nun innerhalb dieses "Schutzbereichs" ärgster sexueller Missbrauch an Kindern betrieben wird, zwar heimlich, aber gleichwohl durch Priester, so sind diese Ansprüche auf Schutz vor vermeintlicher Unmoral nicht mehr gegeben. Es wäre daher fair von der Kirche, nicht mehr auf dem Schutzbereich von 150 m um Kirchen zu beharren. (Eine solche liberalere Einstellung den SW gegenüber bedeutet ja nicht, dass die Kirchen zu Bordellen und die Beichtstühle zu Verrichtungsboxen umfunktioniert werden sollen.) Solange die Kirche den SW gegenüber nicht in dieser Weise fair ist, ist es berechtigt, dass SW auf die Unmoral derjenigen hinweisen, die Unmoral nicht sehen wollen, sondern sie "nur" heimlich praktizieren.
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Jetzt kommt der Hardliner, Bischof Mixa, in arge Bedrängnis:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/440/510559/text/
Vorermittlungen gegen Augsburger Bischof
Walter Mixa - Verdacht auf sexuellen Missbrauch
Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Vorermittlungen gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa eingeleitet. Es geht nicht um die bekannten Prügel-Vorwürfe - es geht um den Verdacht auf sexuellen Missbrauch eines Minderjährigen. Der Bischof selbst soll in einer Schweizer Klinik sein.
Seit Monaten ist sein Name in den Schlagzeilen. Mal wetterte er gegen "Gebärmaschinen" und die Mitschuld der sexuellen Revolution an Missbrauchsfällen, dann wieder wurde er der exzessiven Prügelei beschuldigt. Als Stadtpfarrer von Schrobenhausen soll der jetzige Bischof von Augsburg Heimkinder systematisch malträtiert haben.
Walter Mixa ist zum Stammgast auf Seite eins der Zeitungen geworden. Nun hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Vorermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch eingeleitet.
Der Ingolstädter Oberstaatsanwalt Helmut Walter sagte: "Bei der Staatsanwaltschaft Ingolstadt werden Vorermittlungen in Richtung Dr. Mixa geführt." Aus ermittlungstaktischen Gründen könnten derzeit keine weiteren Auskünfte erteilt werden.
Die Ermittlungen beziehen sich auf einen Fall aus Mixas Zeit als Bischof von Eichstätt zwischen 1996 bis 2005. Zum ersten Mal richten sich damit Missbrauchsvorwürfe gegen einen amtierenden deutschen Bischof.
Bei dem Opfer handelt es sich offenbar um einen Jungen unter 18 Jahren. Das Umfeld des Jungen soll zunächst das Bistum Augsburg über den Vorfall informiert haben. Daraufhin habe das Bistum die Staatsanwaltschaft Ingolstadt informiert.
Bischof ist in einer Schweizer Klinik
Der Augsburger Generalvikar teilt dazu mit: "Hinweise, die jetzt gegeben wurden, hat das Bistum Augsburg in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz den zuständigen Stellen zur Kenntnis gebracht und angezeigt."
Ein Sprecher des Bistums Eichstätt sagte, sein Bischof Gregor Maria Hanke habe am vergangenen Montag davon erfahren, dass ein solcher Vorwurf beim Bistum Augsburg eingegangen und zur Überprüfung der Staatsanwaltschaft übergeben worden sei.
Mixa selbst befindet sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung derzeit in einer Klinik in der Schweiz, die sich auf Alkoholkrankheiten spezialisiert hat.
Im Bistum Augsburg herrscht Entsetzen: Der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrats, Helmut Mangold, sprach von einem "Super-GAU".
Der 69-Jährige hatte jahrelang mit zugespitzten Äußerungen Debatten ausgelöst. Auch vielen in der katholischen Kirche gilt er als Spalter, nicht als Versöhner. In seinem Bistum hat sich die Zahl der Kirchenaustritte drastisch erhöht.
Und doch schienen selbst die vielen Vorwürfe der Schrobenhausener Prügel-Opfer an ihm abzuprallen. Lange dementierte er die von der Süddeutschen Zeitung offengelegte Geschichte.
Mit der Bitte um Rücktritt
Am 21. April reichte Mixa dann doch bei Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt ein. Zu brisant waren die eidesstattlichen Versicherungen der einstigen Heimkinder, sie seien zwischen 1975 und 1996 brutal geschlagen worden. Der Bischof hatte die Prügel-Vorwürfe zunächst geleugnet und "reinen Herzens" versichert, niemals Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt zu haben. Später hatte er dann doch "die eine oder andere Watschn" eingeräumt und für alle Fehlleistungen um Verzeihung gebeten. Allerdings war bei den Vorwürfen stets nur von Prügel die Rede und nicht von sexuellem Missbrauch.
Zusätzlich wird Mixa vorgeworfen, jahrelang namhafte Beträge von Stiftungsgeldern zweckentfremdet zu haben. Auf Kosten einer Waisenhausstiftung soll er Wein, Geschenke an Priester, Kirchenteppiche und einen goldenen Bischofsring gekauft haben.
Aufgrund bundesweiter Rufe nach einem Rücktritt Mixas hatte der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, den Würdenträger aus Augsburg öffentlich zu einem vorübergehenden Amtsverzicht aufgefordert - ein bisher einmaliger Fall in der jüngeren Geschichte des Katholizismus in Deutschland. Noch am selben Tag hatte Mixa dann dem Vatikan sein Rücktrittsgesuch zugestellt. Damit wolle er Schaden von der Kirche abwenden und einen Neuanfang ermöglichen, hieß es in dem Schreiben.
Der Vatikan hat sich zu Mixas Rücktrittsgesuch bislang nicht geäußert. Ende April war Zollitsch mit dem Vorsitzenden der bayerischen Bischofskonferenz, Münchens Erzbischof Reinhard Marx, zu einer Papstaudienz nach Rom gefahren, um mit dem Papst Einzelheiten über den Fall Mixa zu beraten. Dessen Rücktrittsgesuch sollte dem Vernehmen nach gründlich geprüft werden. Die letzte Entscheidung liegt bei Benedikt XVI. Ein Bischof ist erst dann autorisiert, sein Amt niederzulegen, wenn der Papst entsprechend entschieden hat.
Die Deutsche Bischofskonferenz äußerte sich am Freitag nicht zu
den Vorermittlungen. Der Sprecher der Bischofskonferenz in Bonn,
Matthias Kopp, erklärt: "Es gibt von uns keine Stellungnahme."
Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth fordert eine "schnelle und lückenlose Aufklärung" des Missbrauchsverdachts gegen den Augsburger Bischof. Das sei "gerade auch im Sinne der Opfer und ihrer Entschädigung" nötig, sagte Roth.
Es sei zu begrüßen, dass die Staatsanwaltschaft ermittle und diesem Verdacht konsequent nachgehe. Die Grünen-Chefin betonte: "Wenn sich die jetzt erhobenen Vorwürfe gegen Bischof Mixa bestätigen, dann zeugt das von einer nicht für möglich gehaltenen moralischen Verkommenheit und bodenlosen Scheinheiligkeit."
Mixa habe im engen Bündnis mit dem "erzreaktionären Augsburger Medienunternehmer Dirk-Hermann Voß" jahrelang seine "menschenverachtende Keule gegen Andersdenkende geschwungen", kritisierte Roth. "Scheinheilig" sei er als Beschützer von Kindern und scheinbar christlichen Familienwerten aufgetreten und habe dabei "Frauen moralisch eingeschüchtert und beleidigt".
http://www.sueddeutsche.de/bayern/440/510559/text/
Vorermittlungen gegen Augsburger Bischof
Walter Mixa - Verdacht auf sexuellen Missbrauch
Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Vorermittlungen gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa eingeleitet. Es geht nicht um die bekannten Prügel-Vorwürfe - es geht um den Verdacht auf sexuellen Missbrauch eines Minderjährigen. Der Bischof selbst soll in einer Schweizer Klinik sein.
Seit Monaten ist sein Name in den Schlagzeilen. Mal wetterte er gegen "Gebärmaschinen" und die Mitschuld der sexuellen Revolution an Missbrauchsfällen, dann wieder wurde er der exzessiven Prügelei beschuldigt. Als Stadtpfarrer von Schrobenhausen soll der jetzige Bischof von Augsburg Heimkinder systematisch malträtiert haben.
Walter Mixa ist zum Stammgast auf Seite eins der Zeitungen geworden. Nun hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Vorermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch eingeleitet.
Der Ingolstädter Oberstaatsanwalt Helmut Walter sagte: "Bei der Staatsanwaltschaft Ingolstadt werden Vorermittlungen in Richtung Dr. Mixa geführt." Aus ermittlungstaktischen Gründen könnten derzeit keine weiteren Auskünfte erteilt werden.
Die Ermittlungen beziehen sich auf einen Fall aus Mixas Zeit als Bischof von Eichstätt zwischen 1996 bis 2005. Zum ersten Mal richten sich damit Missbrauchsvorwürfe gegen einen amtierenden deutschen Bischof.
Bei dem Opfer handelt es sich offenbar um einen Jungen unter 18 Jahren. Das Umfeld des Jungen soll zunächst das Bistum Augsburg über den Vorfall informiert haben. Daraufhin habe das Bistum die Staatsanwaltschaft Ingolstadt informiert.
Bischof ist in einer Schweizer Klinik
Der Augsburger Generalvikar teilt dazu mit: "Hinweise, die jetzt gegeben wurden, hat das Bistum Augsburg in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz den zuständigen Stellen zur Kenntnis gebracht und angezeigt."
Ein Sprecher des Bistums Eichstätt sagte, sein Bischof Gregor Maria Hanke habe am vergangenen Montag davon erfahren, dass ein solcher Vorwurf beim Bistum Augsburg eingegangen und zur Überprüfung der Staatsanwaltschaft übergeben worden sei.
Mixa selbst befindet sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung derzeit in einer Klinik in der Schweiz, die sich auf Alkoholkrankheiten spezialisiert hat.
Im Bistum Augsburg herrscht Entsetzen: Der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrats, Helmut Mangold, sprach von einem "Super-GAU".
Der 69-Jährige hatte jahrelang mit zugespitzten Äußerungen Debatten ausgelöst. Auch vielen in der katholischen Kirche gilt er als Spalter, nicht als Versöhner. In seinem Bistum hat sich die Zahl der Kirchenaustritte drastisch erhöht.
Und doch schienen selbst die vielen Vorwürfe der Schrobenhausener Prügel-Opfer an ihm abzuprallen. Lange dementierte er die von der Süddeutschen Zeitung offengelegte Geschichte.
Mit der Bitte um Rücktritt
Am 21. April reichte Mixa dann doch bei Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt ein. Zu brisant waren die eidesstattlichen Versicherungen der einstigen Heimkinder, sie seien zwischen 1975 und 1996 brutal geschlagen worden. Der Bischof hatte die Prügel-Vorwürfe zunächst geleugnet und "reinen Herzens" versichert, niemals Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt zu haben. Später hatte er dann doch "die eine oder andere Watschn" eingeräumt und für alle Fehlleistungen um Verzeihung gebeten. Allerdings war bei den Vorwürfen stets nur von Prügel die Rede und nicht von sexuellem Missbrauch.
Zusätzlich wird Mixa vorgeworfen, jahrelang namhafte Beträge von Stiftungsgeldern zweckentfremdet zu haben. Auf Kosten einer Waisenhausstiftung soll er Wein, Geschenke an Priester, Kirchenteppiche und einen goldenen Bischofsring gekauft haben.
Aufgrund bundesweiter Rufe nach einem Rücktritt Mixas hatte der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, den Würdenträger aus Augsburg öffentlich zu einem vorübergehenden Amtsverzicht aufgefordert - ein bisher einmaliger Fall in der jüngeren Geschichte des Katholizismus in Deutschland. Noch am selben Tag hatte Mixa dann dem Vatikan sein Rücktrittsgesuch zugestellt. Damit wolle er Schaden von der Kirche abwenden und einen Neuanfang ermöglichen, hieß es in dem Schreiben.
Der Vatikan hat sich zu Mixas Rücktrittsgesuch bislang nicht geäußert. Ende April war Zollitsch mit dem Vorsitzenden der bayerischen Bischofskonferenz, Münchens Erzbischof Reinhard Marx, zu einer Papstaudienz nach Rom gefahren, um mit dem Papst Einzelheiten über den Fall Mixa zu beraten. Dessen Rücktrittsgesuch sollte dem Vernehmen nach gründlich geprüft werden. Die letzte Entscheidung liegt bei Benedikt XVI. Ein Bischof ist erst dann autorisiert, sein Amt niederzulegen, wenn der Papst entsprechend entschieden hat.
Die Deutsche Bischofskonferenz äußerte sich am Freitag nicht zu
den Vorermittlungen. Der Sprecher der Bischofskonferenz in Bonn,
Matthias Kopp, erklärt: "Es gibt von uns keine Stellungnahme."
Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth fordert eine "schnelle und lückenlose Aufklärung" des Missbrauchsverdachts gegen den Augsburger Bischof. Das sei "gerade auch im Sinne der Opfer und ihrer Entschädigung" nötig, sagte Roth.
Es sei zu begrüßen, dass die Staatsanwaltschaft ermittle und diesem Verdacht konsequent nachgehe. Die Grünen-Chefin betonte: "Wenn sich die jetzt erhobenen Vorwürfe gegen Bischof Mixa bestätigen, dann zeugt das von einer nicht für möglich gehaltenen moralischen Verkommenheit und bodenlosen Scheinheiligkeit."
Mixa habe im engen Bündnis mit dem "erzreaktionären Augsburger Medienunternehmer Dirk-Hermann Voß" jahrelang seine "menschenverachtende Keule gegen Andersdenkende geschwungen", kritisierte Roth. "Scheinheilig" sei er als Beschützer von Kindern und scheinbar christlichen Familienwerten aufgetreten und habe dabei "Frauen moralisch eingeschüchtert und beleidigt".
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RE: Verbrechen katholischer Priester
Vatikan erlaubt Sex mit Kindern ab zwölf Jahren
Der Vatikanstaat hat in Europa das niedrigste Schutzalter für Kinder. Es liegt bei 12 Jahren, in Deutschland dagegen bei 14 und in der Schweiz bei 16. Das Schutzalter legt fest, wie alt ein Kind mindestens sein muss, damit Erwachsene und Jugendliche sexuelle Beziehungen mit ihm haben dürfen.
Unter dem Druck des Missbrauchsskandals bekennt sich die katholische Kirche neuerdings lautstark dazu, dass der Staat für die Aufklärung von Straftaten zuständig ist. Um dem Verdacht entgegenzutreten, Übergriffe könnten innerkirchlich vertuscht werden, stellt der Vatikan immer wieder klar: Bei der Aufarbeitung des Skandals soll weltliches Recht strikt beachtet, sollen Staatsanwaltschaften eingeschaltet werden.
Doch für Kinder, die im Vatikan selbst leben, ist das eigentlich keine beruhigende Nachricht. Der Vatikanstaat hat nämlich das niedrigste Schutzalter für Kinder in ganz Europa. Es liegt bei zwölf Jahren, in Deutschland dagegen bei 14 Jahren, in der Schweiz sogar bei 16 Jahren.
Als Schutzalter bezeichnet man die Altersgrenze für Kinder, ab der Erwachsene und Jugendliche unter Umständen sexuelle Beziehungen mit ihnen haben dürfen. Sprich: In Deutschland macht sich jeder strafbar, der an einem zwölf- oder dreizehnjährigen Kind sexuelle Handlungen vornimmt – ganz egal, ob es einwilligt oder nicht.
Im Vatikanstaat wäre das unter Umständen straffrei, etwa wenn kein Abhängigskeitsverhältnis zwischen den Partnern besteht. Grund ist ein juristisches Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert. Damals lag im italienischen Strafrecht die Altersgrenze für Sex bei zwölf Jahren.
Als der Vatikan sich 1929 in seiner heutigen Form gründete, übernahm er das italienische Strafgesetzbuch mit dieser Regelung. Es ist bis heute das weltliche Recht für vatikanische Staatsangehörige, gilt also parallel zum Kanonischen Recht für Kirchenangehörige.
Mittlerweile wurden zwar unterschiedliche Dinge geändert, zum Beispiel wurde die Todesstrafe abgeschafft. Aber das Schutzalter blieb bestehen – anders als in Italien, wo das Mindestalter schon vor Jahrzehnten auf 14 angehoben wurde.
Einige Rechtsgelehrte vertreten die Ansicht, dass es sich nur um eine Kuriosität ohne Bedeutung für die Praxis handelt: Es gibt zwar Kinder im Vatikan, denn dort leben nicht nur Geistliche, sondern auch Familien von Vatikanangestellten oder Offizieren der Schweizergarde.
Aber es dürften sehr wenige sein, der kleinste Staat der Welt hat insgesamt nur knapp 1000 Einwohner. Es ist nicht bekannt, ob die einschlägigen Strafartikel 331 und 333 des Codice Penale überhaupt schon einmal in einem vatikanischen Fall angewendet wurden.
Doch Kritiker bezweifeln, dass die Sonderregelung wirklich nur aus Unachtsamkeit oder Gleichgültigkeit beibehalten wird. Juristen wie der Wiener Professor Manfred Nowak gehen davon aus, dass die katholische Kirche das Schutzalter bewusst niedrig gewählt hat.
Nowak verweist auf Malta und Spanien. Malta hat als einziges europäisches Land ein ebenso niedriges Schutzalter wie der Vatikan. Spanien hatte noch bis vor sieben Jahren die gleiche Regelung, mittlerweile wurde die Altersgrenze auf 13 Jahre erhöht. Kein Land in Europa ist so stark katholisch geprägt wie Malta und Spanien – und der Vatikan.
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... ahren.html
Der Vatikanstaat hat in Europa das niedrigste Schutzalter für Kinder. Es liegt bei 12 Jahren, in Deutschland dagegen bei 14 und in der Schweiz bei 16. Das Schutzalter legt fest, wie alt ein Kind mindestens sein muss, damit Erwachsene und Jugendliche sexuelle Beziehungen mit ihm haben dürfen.
Unter dem Druck des Missbrauchsskandals bekennt sich die katholische Kirche neuerdings lautstark dazu, dass der Staat für die Aufklärung von Straftaten zuständig ist. Um dem Verdacht entgegenzutreten, Übergriffe könnten innerkirchlich vertuscht werden, stellt der Vatikan immer wieder klar: Bei der Aufarbeitung des Skandals soll weltliches Recht strikt beachtet, sollen Staatsanwaltschaften eingeschaltet werden.
Doch für Kinder, die im Vatikan selbst leben, ist das eigentlich keine beruhigende Nachricht. Der Vatikanstaat hat nämlich das niedrigste Schutzalter für Kinder in ganz Europa. Es liegt bei zwölf Jahren, in Deutschland dagegen bei 14 Jahren, in der Schweiz sogar bei 16 Jahren.
Als Schutzalter bezeichnet man die Altersgrenze für Kinder, ab der Erwachsene und Jugendliche unter Umständen sexuelle Beziehungen mit ihnen haben dürfen. Sprich: In Deutschland macht sich jeder strafbar, der an einem zwölf- oder dreizehnjährigen Kind sexuelle Handlungen vornimmt – ganz egal, ob es einwilligt oder nicht.
Im Vatikanstaat wäre das unter Umständen straffrei, etwa wenn kein Abhängigskeitsverhältnis zwischen den Partnern besteht. Grund ist ein juristisches Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert. Damals lag im italienischen Strafrecht die Altersgrenze für Sex bei zwölf Jahren.
Als der Vatikan sich 1929 in seiner heutigen Form gründete, übernahm er das italienische Strafgesetzbuch mit dieser Regelung. Es ist bis heute das weltliche Recht für vatikanische Staatsangehörige, gilt also parallel zum Kanonischen Recht für Kirchenangehörige.
Mittlerweile wurden zwar unterschiedliche Dinge geändert, zum Beispiel wurde die Todesstrafe abgeschafft. Aber das Schutzalter blieb bestehen – anders als in Italien, wo das Mindestalter schon vor Jahrzehnten auf 14 angehoben wurde.
Einige Rechtsgelehrte vertreten die Ansicht, dass es sich nur um eine Kuriosität ohne Bedeutung für die Praxis handelt: Es gibt zwar Kinder im Vatikan, denn dort leben nicht nur Geistliche, sondern auch Familien von Vatikanangestellten oder Offizieren der Schweizergarde.
Aber es dürften sehr wenige sein, der kleinste Staat der Welt hat insgesamt nur knapp 1000 Einwohner. Es ist nicht bekannt, ob die einschlägigen Strafartikel 331 und 333 des Codice Penale überhaupt schon einmal in einem vatikanischen Fall angewendet wurden.
Doch Kritiker bezweifeln, dass die Sonderregelung wirklich nur aus Unachtsamkeit oder Gleichgültigkeit beibehalten wird. Juristen wie der Wiener Professor Manfred Nowak gehen davon aus, dass die katholische Kirche das Schutzalter bewusst niedrig gewählt hat.
Nowak verweist auf Malta und Spanien. Malta hat als einziges europäisches Land ein ebenso niedriges Schutzalter wie der Vatikan. Spanien hatte noch bis vor sieben Jahren die gleiche Regelung, mittlerweile wurde die Altersgrenze auf 13 Jahre erhöht. Kein Land in Europa ist so stark katholisch geprägt wie Malta und Spanien – und der Vatikan.
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... ahren.html
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Bischof Mixa angeblich homosexuell:
http://www.heise.de/tp/blogs/6/147582
Schwulenfeindlichkeit wie im Fall des US-Baptisten Rekers?:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=80421#80421 und direkt dadrunter
Homophobie und Sublimation
Homophobia is apparently associated with homosexual arousal that the homophobic individual is either unaware of or denies:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=80450#80450
http://www.heise.de/tp/blogs/6/147582
Schwulenfeindlichkeit wie im Fall des US-Baptisten Rekers?:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=80421#80421 und direkt dadrunter
Homophobie und Sublimation
Homophobia is apparently associated with homosexual arousal that the homophobic individual is either unaware of or denies:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=80450#80450
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Das extreme Bedürfnis, *normal* zu sein ist ebenso ein infantiler PersönlickkeitszugMarc of Frankfurt hat geschrieben:Homophobie und Sublimation
Homophobia is apparently associated with homosexual arousal that the homophobic individual is either unaware of or denies
wie die Bereitschaft, zum Erreichen seiner Ziele notfalls auch "über Leichen zu gehen" ...
Was ja die Kirche einerseits aktiv fördert ("Vater" im Himmel), andererseits aber auch schon
a priori aufgrund der notwendigen (Aber-)Gläubigkeit jeder Religiosität immanent ist,
kindliches "magisches Denken" und Egozentrik anstelle von reiferem Egoismus.
Deshalb halte ich Versuche das Zölibat anzuschuldigen für falsch, es dient allenfalls als kirchlicher
Attraktor für solche Pesönlichkeiten. Und vielleicht ist es ja auch einfach nur Zufall, dass derzeit
gerade die katholische Kirche diese unvorteilhafte Medienpräsenz zeigt, wer weiß, welche
Enthüllungen beispielsweise den evangelischen Kirchen ganz ohne Zölibat noch bevorstehen?
Das Problen sind also IMHO weniger die Kirchen, als vielmehr der hohe Bevölkerungsanteil an
unreifen Persönlichkeiten, der ja aus machtpolitischen Gründen durchaus gefördert wird, denn
selbständig denkende und eigenverantwortlich handelnde Menschen sind bei Weitem nicht nur in
den Religionsgemeinschaften eher ungern gesehen.
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard
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Das sehe ich genau so. Dahinter steckt die ebenso falsche wie naive Behauptung, dass durch simple biologische Prozesse eine Art Triebstau entsteht, der sich dann zwangsläufig entladen müsse. Diese, von der Wissenschaft längst widerlegte These, ist der Grundtenor der gesamten öffentichen Diskussion. Sexueller Missbrauch mit Kindern findet mit Abstand am häufigsten in der Familie statt. Diese Problematik wird in der aktuellen Diskussion fast nicht erwähnt.Aoife hat geschrieben:
Deshalb halte ich Versuche das Zölibat anzuschuldigen für falsch, es dient allenfalls als kirchlicher
Attraktor für solche Pesönlichkeiten. Und vielleicht ist es ja auch einfach nur Zufall, dass derzeit
gerade die katholische Kirche diese unvorteilhafte Medienpräsenz zeigt, wer weiß, welche
Enthüllungen beispielsweise den evangelischen Kirchen ganz ohne Zölibat noch bevorstehen?
Das Problen sind also IMHO weniger die Kirchen, als vielmehr der hohe Bevölkerungsanteil an
unreifen Persönlichkeiten, der ja aus machtpolitischen Gründen durchaus gefördert wird, denn
selbständig denkende und eigenverantwortlich handelnde Menschen sind bei Weitem nicht nur in
den Religionsgemeinschaften eher ungern gesehen. ...
Ebenso nicht der Anspruch von Kindern auf eine eigene Sexualität und die sexuellen Bedürfnisse von Kindern. Das ist, neben der erotischen Beziehung zwischen Eltern und Kind, eines der letzten bestehenden sexuellen Tabus.
Der Sozialwissenschaftler Günter Amendt hat dieses Thema in seiner umstrittenen Buchveröffentlichung "Sexfront" von 1970 in einen gesellschaftspolitischen Kontext gestellt.
Die Freiheit von Kindern auf eine eigene Sexualität bedeutet nicht die Freiheit von Erwachsenen, sich dieser Kinder zu bedienen. Da Sexualität immer in unseren gesellschaftlichen Gewaltverhältnissen und Hierarchien statffindet, ist es ein heikles Thema, das Panik auslöst. Deshalb meiner Meinung nach dieses Beharren und das Sich-Versteifen auf exotische Bereiche wie die katholische Kirche und in erster Linie homosexuelle und so gut wie keine heterosexuellen Verirrungen - fern ab vom Horror der sexuellen Gewaltverhältnisse der gesellschaftlichen und familiären (heterosexuellen) Normalität, in denen Sexualität, also nicht nur die von Mixa, stattfindet. Das Ganze wirkt gleichzeit wie eine schwulenfeindliche Kampagne, bei der Homosexualität, Unreife und Päderastie in einen Topf geworfen werden. Die katholischen Priester stehen hier, davon bin ich fest überzeugt, stellvertretend für die weitaus zahlreicheren übergriffigen heterosexuellen Familienväter und Onkels. Vom sexuellen Missbrauch von Kindern durch Frauen ganz zu schweigen.
Sexueller Misbrauch, Sexualität ganz allgemein lässt sich nicht diskutieren, ohne den Zusammenhang von Gewalt und Sexualität (auch im gesellschaftlichen Kontext) zu beleuchten.
Wichtige Theorien und Gedanken zum Thema sind bei Sigmund Freud, Wilhelm Reich und natürlich Herbert Marcuse ("Triebstruktur und Gesellschaft") zu finden. Ohne theoretische Grundlagen lässt sich das Thema Sexualität und sexueller Missbrauch von Kindern nicht diskutieren.