LokalNachrichten: FREIBURG & BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die neuen Behörden-Anforderungen im einzelnen:

Im SW-only:
viewtopic.php?p=79346#79346





Bild

Die Zürich-Studie, die 4 unterschiedlich erfolgreiche Sexworker-Teilpoppulationen ausfindig machen konnte:
viewtopic.php?p=74913#74913

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Marc of Frankfurt
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Der distanzierte Blick aus dem Auto

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Frau aus dem Establishment kann die Qualitäten und Situation der Sexworker überhaupt nicht verstehen:

Nationalrätin will Strassenstrich verbieten



Aktualisiert am 31.05.2010

«Unhaltbare Zustände»: Prostituierte am Zürcher Sihlquai.
Bild: Keystone

«Ich war schockiert», sagt die Aargauer Nationalrätin Sylvia Flückiger. Damit meint die SVP-Politikerin die Zustände am Zürcher Sihlquai. Vor etwa drei Wochen sei sie eines Abends mit dem Auto an der Prostituiertenmeile vorbeigefahren, erzählt die Nationalrätin in einem Interview mit der «Aargauer Zeitung». Als sie die fast nackten Prostituierten gesehen habe, habe sie realisiert, welche Auswüchse der Strassenstrich am Sihlquai inzwischen angenommen habe. «Ich war erschüttert, weil ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie die Frauen als Konsumartikel - nein, vielmehr als Wegwerfartikel - behandelt werden.» Sie äussert die Befürchtung, dass sich dieses Phänomen in der ganzen Schweiz ausbreiten werde. «Wir müssen handeln, ehe es zu spät ist.»

Solche Zustände wie am Zürcher Sihlquai, «die unseres Landes unwürdig sind», will die SVP-Nationalrätin mit einem Verbot beseitigen. Dieses soll landesweit gelten. Ein entsprechendes Postulat wird sie demnächst im Parlament einreichen. Wie sie im Zeitungsinterview erklärt, befürchtet sie nicht, dass die Prostitution noch stärker in die Illegalität gedrängt wird - «wenn der Gesetzgeber gleichzeitig dafür sorgt, dass Prostitution nur noch in dafür vorgesehenen Etablissements erlaubt ist.» Dann könne man die Prostitution besser kontrollieren.


Fachleute widersprechen

Nach Ansicht von Fachleuten würde ein Verbot der Strassenprostitution keinen Sinn machen, wäre sogar kontraproduktiv. Der Strassenstrich müsse vielmehr eingedämmt und dadurch kontrollierbar gemacht werden, sagt Rolf Vieli gemäss dem Zeitungsbericht. Vieli ist beim Stadtzürcher Polizeidepartement zuständig für das Projekt «Langstrasse Plus» und den Bereich Rotlicht. Erst bei einem kontrollierbaren Strassenstrich könnten die Prostituierten geschützt und der Menschenhandel unterbunden werden, so Vieli.

(vin)
http://bazonline.ch/zuerich/stadt/Natio ... y/22605376





Eine etablierte und in sozialen Konventionen sicher sehr einflußreiche, reife Frau des Establishments darf(?) und kann(?) die positiven Qualitäten im Sexgeschäft gar nicht verstehen. Sieht man von Mißbrauchsumständen aufgrund gesellschaftlicher Isolation ab, haben gutaussehende, begehrte und quasi nackte Sexworker z.B. in FKK-Clubs aber auch in sonstigen informellen Sextreffpunkten wie dem Straßenstrich gegenüber den suchenden, zahlenden Kunden eine enorme Macht, Ansehen und Anzeihungskraft. Sie können innerhalb von nur wenigen Stunden ein Wochen- oder Monatsgehalt einer sonst unqualifizierten Arbeitskraft verdienen. Sie können wie am Fliesband durch wenige Handgriffe quasi Geld einsammeln wie von einem Geldautomaten (je nach Sexappeal und der wird wesentlich durch Kleidung inszeniert).

Zu dieser wirtschaftlichen Tatsache kommt hinzu die hormonelle Ausstattung und Befindlichkeit. Das jugendliche Allmachtsgefühl i.V.m. der sexuelle Potenz der Sexworker ist fundamental das Gegenteil der Befindlichkeit und Wahrnehmung einer reifen Frau oder eines Seniors, die oft darunter leiden auf der Straße nicht mehr als Person und Mensch wahrgenommen zu werden. Die Gesetze der sexuellen Attraktivität haben quasi zur Folge, dass ältere Menschen regelrecht übersehen werden von ihren gleichalten oder jüngeren Mitbürgern (sexuelle Selektion). Dagegen gibt es dann kulturelle Ausgleichsmechanismen wie Mode, Statussymbole und gesellschaftlichen Rang (Politik ist die Bühne der Häßlichen). Alles das was Sexworker nicht haben und auch zum unmittelbaren geschäftserfolg auch erstmal gar nicht brauchen.

Also zwei komplementäre Lebenswelten, die hier aufeinandertreffen und sich völlig unverstanden bleiben. Dieser Bericht zeigt mal wieder, daß eine Konfrontation durch das gesicherte Autofenster nicht funktionieren kann.




Urteilt nicht über Sexwork, sondern sprecht mit Sexworkern!

Sexwork ist nicht das Problem, sondern Sexworker sind Teil der Lösung!




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Marc of Frankfurt
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Sexworker-Statistiken

Beitrag von Marc of Frankfurt »


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Beitrag von nina777 »

7.6.2010

Luzern

Mit dem Notizblock gegen die Freier

Der Strassenstrich beim Kreuzstutz ist ein Ärgernis. Der Quartierverein überlegt sich jetzt, die Autonummern der Freier zu notieren.

Seit zwei Jahren ärgern sich die Anwohner über den Strassenstrich beim Kreuzstutz in der Stadt Luzern. Der Quartierverein überlegt sich jetzt, die Autonummern der Freier zu notieren, um dem Strich ein Ende zu machen. Vermehrt bieten hier auch drogenabhängige Prostituierte auf offener Strasse ihre Dienste an. Das ist zwar nicht illegal, doch gegen die Freier, die auf der Suche nach Frauen die ganze Nacht in ihren Autos herumkurven, könne man durchaus etwas tun, heisst es im Quartier.

Die Polizeipräsenz in diesem Bereich sei jetzt schon hoch, sagt die Polizei, welche regelmässig Kontrollen macht und Autofahrer herauswinkt. Denn unnötiges Herumfahren mit dem Auto sei nicht erlaubt.

http://www.zisch.ch/navigation/top_main ... OID=336764
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Prostitution ab 18

Der Bundesrat hat heute die Europaratskonvention genehmigt, welche die Prostitution von Minderjährigen verbietet. Die Jugendlichen sollen so vor den Gefahren geschützt werden, die die Sexarbeit mit sich bringt.

Video:
Schweizer Fernsehen, 10vor10
http://videoportal.sf.tv/video?id=1703a ... b68f6f43c8





Kosten für Sexworker um in der Schweiz zu arbeiten:
viewtopic.php?t=2438

Gesteigerte Sexworker-Business-Plan Anforderungen in manchen Kantonen:
viewtopic.php?p=79346#79346 (SW-only)

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

11. Juni 2010, Neue Zürcher Zeitung


«Sehr viel erreicht in Sachen Menschenhandel»

Die Fachstelle FIZ wird schweizweit als Kompetenzzentrum beansprucht



Doro Winkler arbeitet seit zwölf Jahren bei der Zürcher Fachstelle FIZ. (Bild: Karin Hofer / NZZ)


Diese Woche ist es in Zürich zu einer Razzia gegen Frauenhändler und Zuhälter gekommen.

Doro Winkler von der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration FIZ begrüsst den Einsatz und lobt die gute Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz.

Interview: Brigitte Hürlimann


? Doro Winkler, am Dienstag hat die Stadtpolizei auf dem Zürcher Strassenstrich 14 Personen festgenommen, die des Menschenhandels und der Zuhälterei verdächtigt werden. 22 mutmassliche Opfer wurden zur Befragung auf den Posten gebracht. Sind das aus Sicht der Fachstelle FIZ erfreuliche Vorgänge?

Wir sind tatsächlich froh darüber, wenn Täter zur Verantwortung gezogen werden und die Opfer Unterstützung bekommen. Seit einigen Jahren arbeiten im Kanton Zürich die Polizei, die Justiz, die Migrationsbehörde und Fachstellen wie die FIZ eng und gut miteinander; wenn auch mit unterschiedlichen Aufträgen und Schwerpunkten. Gemeinsam ist das Bestreben, die Täter zu verfolgen und die Opfer zu schützen.


? Was geschieht mit den Frauen, die auf dem Strassenstrich oder sonst irgendwo im Sexgewerbe arbeiten und die von der Polizei als mögliche Opfer von Menschenhandel identifiziert werden?

Mutmassliche Opfer von Menschenhandel, die sich illegal in der Schweiz aufhalten, werden neu nicht mehr sofort ausgeschafft, sondern bekommen einen Monat lang eine Bedenkfrist mit Aufenthaltsrecht. In dieser Zeit können sie sich klar darüber werden, ob sie sich am Strafverfahren beteiligen wollen oder nicht. Sind sie bereit, auszusagen, erhalten sie eine Kurzaufenthaltsbewilligung, damit sie der Justiz zur Verfügung stehen. Die Strafverfolgungsbehörde ist meist darauf angewiesen, dass die Opfer kooperieren und aussagen. Das sind zwar wichtige Beweismittel, aber zum Glück nicht die einzigen. Die Polizei ermittelt inzwischen auch andere Fakten.


? Und was geschieht mit den Frauen, die nicht aussagen wollen? Oder die zwar Opfer wurden, aber nicht in Zusammenhang mit Menschenhandel?

Es gibt leider zwei Kategorien von Opfern, und das kritisieren wir in aller Deutlichkeit, obwohl wir froh sind um die Verbesserungen in Zusammenhang mit dem Menschenhandel: Da haben wir sehr viel erreicht. Die FIZ setzt sich dafür ein, dass Migrantinnen, die Gewalt erlebt haben, sei es im Sexgewerbe, in der Ehe oder am Arbeitsplatz, ein Aufenthaltsrecht bekommen. Das Gleiche gilt für jene Frauen, die es nicht wagen, im Strafverfahren auszusagen.


? Raten Sie den Opfern, sich als Zeuginnen zur Verfügung zu stellen?

Nein, wir überlassen diesen Entscheid den Frauen, wir führen der Strafverfolgungsbehörde keine Zeuginnen zu. Unsere Aufgabe als Beratungsstelle für Opfer ist es, die Frauen zu begleiten und zu unterstützen, egal, wie sie sich entscheiden. Wenn eine Frau zur Aussage bereit ist, lässt sie sich darauf ein, das Erlebte nochmals durchzumachen, muss detailliert und mehrfach über Intimstes erzählen. Das stellt oft eine zweite Traumatisierung dar. In dieser schwierigen Zeit sind wir für die Frauen da, zusammen mit anderen Fachleuten. Auch hier ist die Vernetzung wichtig.


? Die jüngste Razzia fand auf dem Zürcher Strassenstrich statt. Die Zustände dort werden von breiten Kreisen harsch kritisiert. Was ist Ihre Meinung dazu?

Für Prostituierte, die freiwillig arbeiten, braucht es dringend eine bessere Infrastruktur wie Toiletten, Duschen oder einen Raum, in dem sie sich treffen, austauschen und erholen können. Zum Glück ist der Flora-Dora-Bus mit seinem Hilfs- und Informationsangebot vor Ort präsent. Den Strassenstrich einfach zu verbieten, hilft niemandem. Prostitution ist ein legales Gewerbe. Es muss den Frauen möglich sein, auf der Strasse nach Kundschaft Ausschau zu halten. Würde man ihnen nicht so viele Steine in den Weg legen, könnten sie allerdings eher auf Schaufenster- oder Salon-Prostitution ausweichen. Das sind weniger störende Formen von Prostitution – und gleichzeitig Arbeitsorte mit mehr Sicherheit.


? Die Kontroverse rund um den Strassenstrich war eine wesentliche Motivation dafür, dass auf städtischer Ebene ein neues Prostitutionsgesetz erarbeitet wird.

Die FIZ ist an diesem Gesetzgebungsprozess beteiligt. Wir vertreten aber die Meinung, dass es gar nicht unbedingt neue Gesetze braucht, sondern viel eher eine sinnvolle, gangbare Praxis. Damit haben wir schon sehr gute Erfahrungen gemacht, auch in Zusammenhang mit dem Kampf gegen den Menschenhandel. Wichtiger, als ständig neue Gesetzeserlasse zu kreieren, die kaum oder nur mit grossem Aufwand durchgesetzt werden können, ist es, die bereits bestehenden Handlungsspielräume besser und gezielter auszuloten.


? Dient ein neues Prostitutionsgesetz nicht in erster Linie dem Schutz der Frauen?

Im Gesetz sollen sehr viele Anliegen geregelt werden, die sich zum Teil widersprechen. Es geht um die Anwohner, um Lärm, um polizeiliche Interessen und, unter anderem, um die Bedürfnisse der Frauen. Zentral ist, dass zwischen Opfern und freiwillig arbeitenden Prostituierten unterschieden wird. Die Opfer brauchen Schutz, die anderen Frauen gute, sichere Arbeitsbedingungen.


? Am Donnerstag wurde publik, dass das Bundesgericht die Waadtländer Justiz zurechtweisen musste, die einen Vergewaltiger milde bestraft hatte, weil er «nur» Prostituierte misshandelt hatte.

Es ist unglaublich, dass in der Schweiz heute noch solche Auffassungen vorhanden sind. Die FIZ arbeitet nun schon seit einem Vierteljahrhundert gegen die Stigmatisierung von Frauen, die im Sexgewerbe tätig sind. Der Waadtländer Fall zeigt uns deutlich, dass es einen langen Schnauf braucht, um eine veränderte Denkweise zu erreichen. In Zusammenhang mit Menschenhandel ist uns eine Sensibilisierung gelungen, die zu konkreten Massnahmen und Verbesserungen geführt hat. Was aber die freiwillige, selbstbestimmte Prostitution betrifft, haben wir noch keine markanten Fortschritte machen können.


? Woran liegt das?

Offenbar fällt es auch einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft schwer, vorurteilslos über Prostitution zu reden; obwohl es sich um ein uraltes Phänomen von grosser Bedeutung handelt. Auffallend ist, dass bis heute nur die Prostituierten stigmatisiert werden, die viel zahlreicheren Freier hingegen sind nirgends ein Thema. Einer ausländischen Prostituierten, die heiraten will, wird automatisch eine Scheinehe unterstellt. Heiratet ein Freier, werden dessen Ehe-Absichten nicht hinterfragt.


http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/s ... 35096.html





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Zwerg
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RE: Länderberichte SCHWEIZ:

Beitrag von Zwerg »

Viele Prostituierte arbeiten unter den neuen Bedingungen schwarz

Verschärfungen im Sexgewerbe drängen Frauen von der Halbwelt in die Unterwelt, sagt Martha Wigger, Leiterin der Beratungsstelle Xenia.

Auf dem Zürcher Strassenstrich gibt es Menschenhandel, Gewalt und viele Neueinsteigerinnen. Ist die Situation in Bern vergleichbar?

Die Situation in Zürich ist viel happiger, der Strassenstrich dort ist viel grösser als in Bern, und es gibt Häufungen von bestimmten Nationalitäten. Aber in Bern ist der Strassenstrich eine Randerscheinung, er macht weniger als fünf Prozent des ganzen Gewerbes aus.

Gibt es im Berner Sexgewerbe viele Neueinsteigerinnen?

Nein. Aber es gibt tatsächlich eine Zunahme von Tschechinnen, Slowakinnen oder Ungarinnen. Diese Frauen haben aber mehrheitlich bereits als Prostituierte gearbeitet, sehr oft in Österreich. Sie haben erfahren, dass sie in der Schweiz legal arbeiten und relativ gut verdienen können.

Darunter dürften viele Roma-Frauen sein, die auch in Zürich für Aufregung sorgen.

Man muss mit dem Begriff Roma-Frauen aufpassen, damit man nicht jemanden diskriminiert. Sie haben einen ungarischen, tschechischen oder rumänischen Pass und sind vielleicht auch noch Roma. Uns geht es um die Arbeitsbedingungen und die Sicherheit, ob eine Frau Romni ist oder nicht, spielt keine grosse Rolle.

Man spricht trotzdem oft von Roma-Frauen, weil es in deren Umfeld Menschenhandel und Gewalt gibt.

Menschenhandel ist in der ganzen Schweiz ein Thema, und in Zürich sind davon nicht nur Roma-Frauen betroffen. Auch in Bern gibt es Menschenhandel, das ist unbestritten. Diesen gilt es zu bekämpfen. Betroffene sollen eine unbefristete Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz bekommen, egal ob sie eine Anzeige machen wollen oder nicht. Frauenhandel wird zwar heute mehr beachtet, gibt es aber bereits seit langem.

Zum Schutz vor Ausbeutung forderte etwa eine städtische Motion kürzlich einen Wohnwagenpark für Prostituierte.

Es braucht sichere Arbeitsplätze, das kann auch in einem Wohnwagen sein. Gefahr der Motion war aber, dass man die Prostituierten aus den bewohnten Gebieten wegnehmen will. Orte, an denen es noch andere Leute hat, bedeuten Sicherheit.

Ins gleiche Kapitel gehen die Schliessungen von Sexsalons, weil sie in Wohnzonen sind.

Das ist so. Wir sehen auch, dass es in einer reinen Wohnzone Schwierigkeiten geben kann. Aber in der Stadt Bern dürfen die Salons nur in Dienstleistungszonen sein, und die gibt es kaum. Deshalb sollten Prostituierte aus Gründen der Sicherheit in den gemischten Zonen arbeiten können.

Wurden die beiden Sexsalons im Lorrainequartier geschlossen?

Der kleinere ist zu. Der grössere, bei dem es um hundert Frauen geht, ist noch nicht geschlossen, weil Einsprachen hängig sind. Das Problem ist, dass es kein anderes Angebot gibt für die Frauen. Wenn ein Salon geschlossen wird, können sie nicht Arbeitslosengelder beziehen, weil sie als selbstständig gelten. Sie arbeiten unter schwierigen Bedingungen weiter, zu dritt in kleinsten Räumen. Es gibt aber auch sehr viele, vor allem ältere Sexarbeiterinnen, die Sozialhilfe beziehen müssen.

Und es gibt Verlagerungen in die Agglomeration.

Diese Entwicklung ist nicht neu. Das Gewerbe verlagert sich aufs Land möglichst nahe an die Autobahn. Problematischer ist aber eine massive Verlagerung in Privatwohnungen. Für uns ist es schwieriger, diese Frauen zu erreichen. Denn sie arbeiten im Versteckten, und wir können ihnen auch kein Informationsmaterial vor die Türe legen.

Haben Frauen je nach Arbeitsort – im Salon, im Hotel, privat, beim Escortservice, auf dem Strassen- oder Autostrich – andere Bedürfnisse?

Nein. Finanzen zum Beispiel sind oft ein Thema, wenn eine Frau Schulden hat oder nicht weiss, wie sie eine Steuererklärung ausfüllen soll. Solche Bedürfnisse sind unabhängig vom Arbeitsort, genauso wie etwa psychische Probleme.

Gefordert sind Frauen auch mit der Anmeldung beim Kanton als Selbstständigerwerbende, bei der sie einen Businessplan einreichen müssen. Warum bezeichnen Sie die Verschärfung als kontraproduktiv?

Aus den Erfahrungen, die wir seit den Verschärfungen im letzten Oktober gemacht haben, haben wir gemerkt, dass mehr Frauen schwarzarbeiten. Schwarzarbeit bedeutet weniger Schutz für die Frauen, weil sie Angst haben, Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen, und sie haben weniger Rechte, sich zu wehren. Ein typisches Beispiel: Eine Frau hat schon zweimal während 90 Tagen hier gearbeitet. Nach den Verschärfungen wurde ihr drittes Gesuch abgelehnt. Natürlich hat sie trotzdem weitergearbeitet und wurde Opfer von Gewalt. Weil sie schwarzarbeitete, getraute sie sich aber nicht, Anzeige zu erstatten.

Und Sie befürchten eine finanzielle Abhängigkeit der Frauen. Können Sie dies erklären?

Ja, eine weitere Gefahr ist die Verschuldung. Eine Frau kommt in die Schweiz und muss hier erst den ganzen Papierkram erledigen, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Wenn der Entscheid negativ ist, fallen nicht nur die Reisekosten an, sondern auch der Erwerbsausfall während der Wartezeit. Oft können sie nicht mit leeren Händen und schon gar nicht mit Schulden nach Hause gehen und arbeiten trotzdem.

Muss man annehmen, dass im Kanton Bern mittlerweile die Hälfte der Sexarbeiterinnen schwarzarbeitet? Die Anmeldungen gingen beinahe um die Hälfte zurück.

Prozente kann ich keine nennen. Aber viele Frauen, die früher legal gearbeitet haben, arbeiten unter den neuen Bedingungen schwarz. Nicht zu vergessen sind die Vermieter. Wenn sie zehn Frauen brauchen, damit der Laden läuft, und sie bekommen nur drei mit einer Arbeitsbewilligung, stellen sie zusätzlich Schwarzarbeiterinnen ein. Die Betreiber dürfen den Frauen nicht beim Erstellen des Businessplans helfen, sonst gelten sie nicht mehr als selbstständig. Deshalb passiert, was in vielen grossen Saunaklubs der Fall ist: Die Betreiber ziehen sich aus der Verantwortung, dort gelten die Frauen als Saunagäste. Die Betreiber sollten aber in die Pflicht genommen werden, indem sie für Etablissements eine Betriebsbewilligung benötigen. Man spricht immer nur von den Frauen, obwohl sich im Rotlichtmilieu viel mehr Männer bewegen, vom Vermieter über den Webmaster bis zum Freier. All diese Männer werden aber nie zur Verantwortung gezogen.

Haben Sie Hoffnung, dass man auf die Regelung zurückkommt?

Ja, meine Hoffnung ist, dass man die Diskussion nicht nur auf der Sanktions- und Auflagenebene führt. Es braucht Angebote und Infrastruktur für das Gewerbe und die Gleichbehandlung mit anderen legalen Gewerben. Das heisst auch, dass man sich Gedanken über eine Kontingentierung machen kann, wie es bei anderen Selbstständigerwerbenden auch gemacht wird. Denn es gibt ein Überangebot an Sexarbeiterinnen.

Was ist die Alternative zum Selbstständigenstatus?

Das Gegenteil vom selbstständigen Arbeiten sind Arbeitsverträge. Doch da sind wir in der Geschichte stecken geblieben. Bereits zu Zeiten von Regierungsrätin Elisabeth Zölch hiess es, Prostitution ist nicht sittenwidrig und ein Arbeitsvertrag ist machbar. Bis heute ist dies im Gegensatz zu einigen anderen Kantonen in Bern nicht möglich.

http://www.derbund.ch/bern/Viele-Prosti ... y/21351149

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Beitrag von nina777 »

22.06.2010

Eine Kontaktbar im «Chutzen»

Prostitution in der Dorfmitte – dies geht einigen Meinisberger Bürgern zu weit. Die Behörde übt sich in Toleranz, wenn auch zähneknirschend.


Der «Chutzen» bildet in Meinisberg so etwas wie die Dorfmitte. Im Gebäudekomplex mit Pizzeria, Solarium, Poststelle, vier Wohnungen und einer Bar im Untergeschoss «ist der Betrieb einer Kontaktbar mit sieben Zimmern geplant», sagt Meinisbergs Gemeindepräsident Rudolf Steiner. Es ist klar, dass es sich dabei um einen Betrieb mit Prostitution handelt. Etwas, worüber Steiner zwar nicht erfreut ist, aber das er akzeptieren muss, wenn alles dabei im gesetzlichen Rahmen verläuft, wie er sagt. Einem Meinisberger Ehepaar geht «ein Bordell im Zentrum gegenüber der Schule» besonders gegen den Strich. Es hat seiner Empörung mittels eines Flugblatts an die Bevölkerung Luft gemacht. Andere Meinisberger nehmens gelassen, obwohl alle ihre Meinung nur anonym äussern wollten. «Ach, das hats in diesem Gebäude schon mehrmals gegeben», sagt etwa eine Frau.

Eine andere meint, «stilles Gewerbe» mache ja keinen Lärm, und die Leute, die damit zu tun hätten, wollten sowieso nicht auffallen. Eine Mutter findet: «Klar, ist es nicht das, was man sich im Dorf wünscht.» Aber um ihre Kinder mache sie sich deswegen keine Sorgen. Eine weitere Meinisbergerin sagt: «Mir tun die Frauen leid, aber machen kann man nicht viel dagegen.»

Noch kein Gesuch vorhanden

Etwa Mitte Mai habe sich ein Interessent an die Gemeinde gewandt und die Pläne erläutert, so Gemeindepräsident Steiner. «Seither warten wir auf ein entsprechendes Gesuch.» Laut Beobachtungen von Anwohnern und Nachbarn wird zwar im Gebäude schon fleissig gesägt und gehämmert. Doch von einem Eröffnungstermin ist noch nichts bekannt. Während die Gemeinde für bewilligungspflichtige bauliche Veränderungen zuständig ist, erteilt Regierungsstatthalter Werner Könitzer die Bewilligung für den Betrieb der Kontaktbar. Auch für ihn ist Sexgewerbe im «Chutzen» nichts Neues, wie er sagt. Was als «Kontaktbar» umschrieben werde, so Könitzer, «braucht eine Bewilligung für ein Hotel mit Gastgewerbe». Mit dem Unterschied, dass in den Betten nicht Hotelgäste schlafen, sondern Frauen ihre Arbeit verrichten würden.

http://www.bielertagblatt.ch/news/Region/177726
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Das stinkt zum Himmel

Beitrag von ehemaliger_User »

Auch das gibt es noch:

Blick 23-06-10

Chemie-Alarm in Basler Puff
BASEL - Heute kurz nach dem Mittag rückt ein Grossaufgebot der Basler Sicherheitskräfte aus. Ziel: Der Sauna-Club «FKK Basel». Grund: Ein bestialischer Gestank erfüllte das Bordell.


Chemie-Alarm im Puff: Heute um 12.45 Uhr fing es im Basler Sauna-Club «FKK Basel» an der Amerbachstrasse fürchterlich an zu stinken. Grosseinsatz für die Sicherheitskräfte!

Feuerwehr, der Messtrupp von Johnson Controls, die Kontrollstelle für Chemie- und Biosicherheit, die Sanität sowie die Polizei rückten aus. Ein Teil der Amerbachstrasse wurde vier Stunden lang gesperrt.

Am Abend die Entwarnung: Ein unbekannter Täter, der sich als Gast des Clubs ausgegeben hatte, schüttete organische Carbolsäure (vermutlich Buttersäure) aus. Sieben «jüngere Frauen verschiedener Nationalitäten, ein Gast sowie zwei weitere Personen» mussten wegen des Gestanks vorübergehend den Arbeitsplatz verlassen, so die Basler Polizei. Personen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Die Polizei sucht Zeugen. (byg/gca)
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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Marc of Frankfurt
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Säurebekämpfung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Nothilfe bei Buttersäureattentat


Bild


Dann muß es wohl Carbonsäure (n statt l) heißen.

Aus Wikipedia: Der Geruch von Buttersäure kann vom Menschen und manchen Tieren in kleinen Spuren wahrgenommen werden. Der Mensch bewertet den Geruch negativ, die Stubenfliege positiv. Da die Entstehung von Buttersäure ein Zeichen von Fäulnis darstellt, kann die Geruchswahrnehmung als Warngeruch verstanden werden.


Der Geruch von Buttersäure kann mit Basen (nicht Säure wie Cola), wie Natronlauge (Abfluß-Reinigungsmittel, Abbeizmittel..), Lösungen von Carbonaten (in Wasser gelöstes Backpulver..) usw. vermindert werden. Dabei bilden sich die entsprechenden Butyrate, die nicht mehr riechen.


- Schutzhandschuhe
- Augenschutz
- Papier-Saugtücher
- Neutralisierungsflüssigkeit
- Schüsseln
- Fenster öffnen


"1. Hilfe-Set / Feuerlöscher" gegen Buttersäure:
http://www.shop-gratis.de/cgi-bin/shop/ ... =8&subid=3
http://www.presseecho.de/wirtschaft/PE1 ... 073118.htm





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 26.02.2011, 00:13, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag von nina777 »

24.6.2010 Basel

Grossrätin will keine Puff-Plakate mehr

Bordell-Plakate sollen vom öffentlichen Grund verschwinden: Dies fordert SP-Frau Ursula Metzger in einem Anzug


Neue Runde im Kampf der Basler SP-Frauen gegen BordellPlakate: Nachdem sie im März bereits erreichten, dass diese züchtiger werden, sollen sie nun auf öffentlichem Grund ganz verboten werden.

Gestern reichte SP-Grossrätin Ursula Metzger einen entsprechenden Anzug ein, der von rund 20 Grossratsmitgliedern aller politischer Couleur unterzeichnet wurde. «Der Kanton soll der Prostitu tion keine Plattform bieten», findet sie. Sie hofft, dass ihr Anliegen bis im Oktober im Grossen Rat behandelt wird.

Der Vorstoss gefällt der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG) gar nicht. Es gehe zwar nicht um viel Geld, aber man wolle alle Kunden gleich behandeln, erklärt der Leiter der APG Nordwestschweiz Chris tian Senn. «Kommt das Verbot, werden wir uns aber daran halten», sagt Senn.

Letztlich würde ein Verbot aber nur die öffentlichen und keine privaten Plakatwände betreffen. «Wir können das Problem nicht ganz lösen», ist sich Metzger im Klaren. Ein komplettes Verbot, wie es etwa für Alkohol gilt, sei nicht sehr realistisch. «Überlegungen sind aber im Gang», sagt sie.

Studiobetreiber Maurizio, der mit Werbung für sein ­Etablissement Holly-Jones die aktuelle Kontroverse ausgelöst hat, lässt das kalt. «Dann werbe ich eben in anderen Kantonen», meint er trocken.

http://www.20min.ch/news/basel/story/22933799
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Beitrag von nina777 »

25.6.2010

Sexarbeiterinnen aus Osteuropa nun in der ganzen Schweiz

Die Zahl der Sexarbeiterinnen aus Osteuropa steigt in der Schweiz weiter an. Sie sind in vielen Fällen Opfer des Menschenhandels, für den die Schweiz ein attraktives Ziel- und Transitland ist. Andere Bereiche der Organisierten Kriminalität sind weniger sichtbar, wie aus dem Jahresbericht des Bundesamts für Polizei (fedopl) hervorgeht.

Die Zahl der Sexarbeiterinnen aus Osteuropa steigt in der Schweiz kontinuierlich an, wie das fedpol. Waren diese Frauen anfänglich vor allem auf dem Zürcher Strassenstrich anzutreffen, sind sie inzwischen fast auf die ganze Schweiz verteilt.

«Mittlerweile ist davon auszugehen, dass eine Vielzahl der Kantone von der Ausbreitung des Menschenhandels aus Osteuropa stark betroffen ist.»

Jahresbericht des Bundesamtes für Polizei (fedpol)
http://www.fedpol.admin.ch/fedpol/de/ho ... 06-25.html

Stark angestiegen ist letztes Jahr der Handel mit Frauen aus Ungarn. Diese Entwicklung wird offenbar anhalten. Zunehmen wird wahrscheinlich auch der Menschenhandel aus Rumänien und Bulgarien, wie es schon im benachbarten Ausland beobachtet wird.

Menschenhandel auch zur Ausbeutung der Arbeitskraft
Menschenhandel und –schmuggel hatte bisher vor allem die sexuelle Ausbeutung der Opfer zum Zweck. Hier könnte es eine Verlagerung geben. Menschenhandel mit dem Ziel der Ausbeutung der Arbeitskraft werde zunehmend wichtiger, stellt fedpol fest.

........

http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten ... en-Schweiz
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sexarbeit verkauft sich nur durch Sichtbarkeit.
Mein Körper ist mein Schaufenster.
Frauen haben ihre Auslagen so wie junge Männer ihr Paket...





Fedpol: "Ungarisch-stämmige Tätergruppen, welche primär der Ethnie Roma angehörig sind, versuchen sich gesamtschweizerisch in der Strassenstrichszene sowie in Kontaktbars zu etablieren."

könnte man auch so formulieren: "Schweizer Männer sind zunehmend daran interessiert für kleines Geld Sex zu haben mit südländisch-attraktiven Frauen die z.B. Roma sind". That's Globalisierung live.





Dass die Schweiz im intl. Menschenhandels-Ranking der U.S.A. herabgestuft wurden wegen der bisherigen Prostitutionserlaubnis Minderjähriger erwähnt die Polizei nicht.
viewtopic.php?p=82858#82858

Dass die intl. Migration in die Sexarbeit wirtschaftlich sehr erfolgreich sein kann erwähnt die Polizei auch nicht.
viewtopic.php?p=82858#82858

Kommentar zum deutschen Menschenhandelsbericht des BKA:
viewtopic.php?p=81150#81150





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 01.05.2011, 14:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Dichtung und Wahrheit

Beitrag von ehemaliger_User »

«Mich regt dä Sexbschiss uf» Die Klage des jungen Mannes, Konsument des lokalen Sexgewerbes, ist nicht ganz unberechtigt. Wie jede Berufsbranche unterliegt auch das Sexgewerbe der Verpflichtung, in seinen Eigenanpreisungen in Bild und Text der Wahrheit zu folgen. Doch nicht immer ist das so.

An den Beginn das Wort des «Freiers und Kunden» in Personalunion: Markus H. gibt seiner Empörung Ausdruck – und steht damit innerhalb des «inner circle» der Sexdienstleistung als Konsument wohl nicht alleine da – dass manche Sexanbieterinnen es in ihrer Eigenanpreisung mit den Tatsachen nicht so genau nehmen. Da herrscht oftmals zwischen Faktum und Realität eine gar gewaltige Lücke. Indem eigene äusserliche Vorzüge so schön geredet werden, wie man selber «schön» sein möchte – es aber leider nicht immer ist. Es wird da also ziemlich unverfroren geschummelt, was manchen Kunden sauer wie Tafelessig aufstösst. Die Branche selbst scheint dies kaum gross zu kümmern – Kunststück: die Nachfrage boomt trotzdem.

Markus H., Freier und SexFreiluftfanatiker: «Die Milieudamen sollen in ihren Anpreisungen die Wahrheit sagen...!»

Dichtung und Wahrheit
WIL/BÜTSCHWIL/MÜNCHWILEN Im eigenen Anpreisungstext schummeln die «Damen» des Milieus öfters. Gemäss Vorgaben der «Eidg. Wettbewerbskommission» sind Anbieter egal welcher Branche in der Offerte zur Wahrheit verpflichtet. Unabhängig von Form oder Beschaffenheit des «Produkts». Sexanbieterinnen rund um Wil halten sich nur sehr beschränkt daran.

Patrik Ducrey, Medienchef der «Eidg. Wettbewerbskommission» auf unsere unorthodoxe Anfrage mit Humor: «Nein, in dem Sinne und Kontext sind die schweiz. Wettbewerbsregeln nicht auszulegen», lacht er dröhnend. «Unsere Institution erachtet es a priori nicht als Aufgabe, darauf Einfluss zu nehmen, dass (Ostschweizer) Sexanbieterinnen optisch dem entsprechen, was sie versprechen!»

Humorvoller Preisüberwacher
Ebenso locker Stefan Meierhans, Helvetiens Preisüberwacher auf die Frage, ob es rechtens sei, wenn ein Freier den ausgehandelten Liebeslohn kürze, so die Äusserlichkeit der «Dame» nicht mit ihrem Anpreisungstext konvergiere. «Wir schreiten ein», so Preisüberwacher Meierhans mit hörbarem Schmunzeln auf den Stimmbändern, «wo das Marktgefüge sich auf Basis von Preisüberschreitung etc. in Schieflage befindet. Wenn Damen des Milieus sich im Inserat schöner zeichnen, als sie sind, sehen wir Null Handlungsbedarf!»

Worum geht es? Auslöser für die Lokalrecherche in Agglomeration von Wil, Bütschwil, Münchwilen, Matzingen und Flawil war die geharnischte Beschwerde eines gewissen Markus H. Der junge Mann ist bekennender Freier und Freiluft-Sexausüber. Ebenso gesteht er nicht ohne Stolz, sich bei Bedarf schon mal als Gigolo zur Verfügung zu stellen. «Nein, nicht hauptberuflich», grinst er, «aber spontane Aufträge seitens weiblicher Kundschaft führe ich aus. Was mich kolossal ärgert, sind Sexarbeiterinnen, die sich im Werbetext als «Schönheiten» vorstellen, aber als Männerschreck auftreten!»

Wir gingen der «Klage» nach und sahen erstaunt: die Beschwerde des vielseitigen Markus H. war berechtigt. Folgend einige authentische Beispiele, den Medien im OText entnommen.

Ächts Schwiizer Maitli
OriginalText Sexanbieterin: «Neu in Wil: Serena, 18, höllenscharf! Tel. 078...» Als wir beim Privathaus in Rossrüti klingeln, öffnet eine bedauernswert verhärmt aussehende Mittvierzigerin im abgewetzten Bademantel, Zigarette im Mund. Wo die 18Jährige sei? «Die hat frei» so die mürrische Antwort. Als wir auf die Differenz zwischen Angebot und Realität resp. Dichtung und Wahrheit hinweisen, folgt blitzschnell: «Chasch verreise, Ars..och!»

Nächste Wiler Destination: «Geile Liebesdomina mit Prostatamass.» Dass wir nicht wissen, was das ist, weckt die Neugier. Peinlich nur, dass auch die blutjunge Frau keinen Schimmer hat. Sie spricht kein Wort Deutsch, sondern symbolisiert mit Kopulationsbewegungen unterm Türrahmen ihre Bereitschaft zur Dienstleistung, auf die «Mann» gerne verzichtet Prostatamass hin oder her.

Total unwahr das nächste Angebot in Bütschwil: «Ächts Schwiizer Maitli naturgeil besorgts dir megageil! Tel. 079 /...» Es öffnet uns aber, oh Überraschung, ein Mann, ca. 30jährig. «S’Schwiizer Maitli chunnt grad, wötsch en Drink? Kostet separat!» Er sei «Partner und Manager» der Dame, die auch nach 15 Minuten noch nicht aufgetaucht ist. Wir verzichten auf Drink und Schwiizer Maitli und erleben beim nächsten Fall die absolute Krönung, ein wahrer Rechercheglückstreffer.

«Bist du ein Zocker, ja?», fragt die hochgewachsene Deutsche nahe Aadorf, die sich als «Super Traumfrau» angeboten hatte. Sie legt eine angezündete Zigarette auf den Aschenbecher. «Wenn du fertig bist, bevor die Asche runter fällt, zahlst du halben Preis – sonst das Doppelte!» Wir fragen sie, ob so was legal sei? Eindrückliche Reaktion: wir fliegen innert 10 Sekunden raus.

Gibt es ehrliche Anbieter? Ja!
«Sehen Sie, bei uns ist solcher Beschiss nicht möglich» sagt Arnold K. Chef der «Kontakt Bar Big Apple» bei Matzingen, «unser Kunde sieht das Girl und entscheidet sich pro oder contra – kein Schwindel und keinerlei Abzocke!»
Ebenso dezidiert die Pächterin des «Enigma» direkt an der Kantonsgrenze in Münchwilen, Frau Draga Wyss: «Wir spielen hier mit offenen Karten. Nichts Unüberprüfbares wird behauptet. Dafür ist der Konkurrenzkampf schlicht zu hart!» Nun ja, gelobt sei, was hart macht!

Geschäftsführer Arnold K. 32, von der «Kontaktbar Big Apple» nahe Matzingen: «Bei uns sind falsche Anpreisungen über das Aussehen der Girls unmöglich der Kunde wählt nur aufgrund seiner optischen Präferenz das Objekt seiner Begierde aus.»
20 Min Online 01.07.2010
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nina777
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Bewilligungspflicht für Leuchtreklamen

Beitrag von nina777 »

8.7.2010

Winterthur dreht dem Sexgewerbe das Licht aus

Wer in Winterthur ein Bordell eröffnen will, muss sich mit roten Lichtern zurückhalten. Die Stadtregierung beabsichtigt, offensichtliche Werbung im Erotik-Milieu aus dem Stadtbild zu verdrängen.


Bei Sex-Etablissements werden aufdringliche Anlagen wie Lichterketten von der Stadt nicht mehr bewilligt. Und selbst wer nur rote Lämpchen an der Fassade anbringen will, muss dafür ein spezielles Gesuch einreichen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird dieses aber abgelehnt, denn der Winterthurer Stadtrat will dem heimischen Sexgewerbe das Leben schwer machen.

Dies berichtet heute der «Landbote» und zitiert den zuständigen Polizeistadtrat, Michael Künzle: «Rote Lichterketten sind schlecht für den Ruf der Stadt.» Künzle reagiere mit dieser Massnahme auf den Druck mehrerer Bewohner des Quartiers Töss. Diese reichten im Frühling eine Petition ein, um die Ausbreitung des Sexgewerbes im Quartier zu verhindern. Entsprechend bezeichnete Künzle die Bewilligungspflicht für Leuchtreklamen als ein «geeignetes, rechtliches Mittel, um das Erotikgewerbe einzuschränken».

Nur neue Einrichtungen betroffen

Bestehende Etablissements, die bereits mit roten Lichtern und Leuchttafeln werben, müssen diese aber nicht entfernen. Oder besser gesagt: noch nicht. Denn Künzle will, dass dereinst «für alle dasselbe gilt». Wie man aber rechtlich dagegen vorgehen kann, muss die Stadt abklären.

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/win ... y/22868813
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Zwerg
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RE: Länderberichte SCHWEIZ:

Beitrag von Zwerg »

Pragmatismus bei Prostitution

Lösungen suchen – nicht verteufeln

brh. ⋅ Damit es gleich an allererster Stelle und in aller Deutlichkeit gesagt ist: Es wäre schön, wenn es eine Gesellschaft gäbe, in der Frauen und Männer nicht gegen Entgelt eine sexuelle Dienstleistung anbieten müssten – und niemand ein solches Angebot wahrnehmen würde. Darüber zu diskutieren und zu philosophieren, ist wichtig. Gleichzeitig aber ist zu akzeptieren, dass es seit Menschengedenken noch nie gelungen ist, ein prostitutionsfreies Gesellschaftsmodell zu verwirklichen. Wir müssen realistischerweise davon ausgehen, weiterhin mit entgeltlichem, gewerbsmässig praktiziertem Sex konfrontiert zu werden. Im Zentrum der Bemühungen und Überlegungen sollte deshalb der pragmatische Umgang mit Prostitution stehen und nicht der Ruf nach möglichst vielen Verboten.

Zur Erinnerung: Prostitution ist in der Schweiz seit 1942 ein legales Gewerbe und wird seit 1973 von der in der Bundesverfassung verankerten Wirtschaftsfreiheit geschützt. Einschränkungen jeglicher Art haben diese Rechte zu berücksichtigen. So ist es beispielsweise einem Gemeinwesen im Lichte der Wirtschaftsfreiheit nicht erlaubt, eine Berufsausübung auf der Strasse zu verbieten – womit der Kernpunkt der derzeitigen Prostitutions-Debatte im Kanton Zürich angesprochen wäre. Der Strassenstrich am Sihlquai stört. Doch anstatt die Energien fast ausschliesslich dafür zu verwenden, sich neue Verbote auszudenken, stünde es einer kleinen Weltstadt wie Zürich gut an, alternative Lösungen vorzuschlagen. Wo und in welcher Form würde ein Strassenstrich die Bevölkerung weniger stören? Den Prostituierten mehr Sicherheit bieten? Die Belange der Gesundheitsvorsorge (Aids, Geschlechtskrankheiten) wieder in den Vordergrund rücken, auch zugunsten der Freier und von deren Familien?

Den Strassenstrich oder die Prostitution im Allgemeinen zu verteufeln, bringt gar nichts, für niemanden. Dann findet das Gewerbe halt vermehrt im Untergrund, in der Illegalität statt, mit allen Nachteilen. Wer den Strassenstrich möglichst klein und uninteressant halten will, der täte im Übrigen gut daran, sich dafür einzusetzen, dass Prostitution vermehrt in Häusern und Wohnungen stattfinden darf. Diese Form der Berufsausübung ist diskreter, ruhiger und sicherer. Doch wenn jedes Bordellprojekt torpediert oder mit schikanösen Auflagen belegt wird, bleibt dem Gewerbe halt nur noch die Strasse.

http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/p ... 13698.html

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Der einfache Weg zur Prostitution


Von Claudia Imfeld. Aktualisiert am 09.07.2010

Im Zürich müssen Prostituierte 25 Franken bezahlen – und dürfen drei Monate pro Jahr anschaffen. Der Kanton hält an seiner Vorgehensweise fest. Die Dunkelziffer sei dadurch tiefer.

Hotspot des Zürcher Sexgewerbes: Eine Prostituierte am Sihlquai.
Bild: Keystone

Anwohner nerven sich über Geschlechtsverkehr vor ihren Fenstern, Medien berichten über Menschenhandel und Gewalt auf dem Strich am Sihlquai, Ungarinnen und Rumäninnen drängen nach Zürich und unterbieten die Preise. Seit Monaten sorgt das Thema Prostitution für rote Köpfe.

Der Kanton Zürich erlaubt es Prostituierten – entgegen den Vorgaben des Bundes –, sich als «selbständige Dienstleistungserbringerinnen» anzumelden. So können sie pro Jahr 90 Tage im Kanton arbeiten. Dazu brauchen sie sich nur mit einem gültigen Ausweis auf dem Amt für Wirtschaft und Arbeit anzumelden.

Bei der Registrierung müssen sie angeben, wo sie arbeiten werden:
- Schaffen sie in einem Club an, benötigen sie eine gegengezeichnete Vereinbarung, die Auskunft gibt über finanzielle Abmachungen, Benutzungsmöglichkeiten im Club und die Infrastruktur.
- Wollen sie auf den Strassenstrich, reicht der Ausweis. Schon tags darauf können die Prostituierten die Meldebestätigung abholen.
Kostenpunkt: 25 Franken.
Nach drei Monaten müssen sie ausreisen und
dürfen im darauffolgenden Jahr wieder kommen.


Im Januar 2010 meldeten sich so knapp 500 Frauen neu an.


Vorgaben des Bunds «unpraktikabel»

Bruno Sauter, Chef des Amts für Wirtschaft und Arbeit, glaubt, dass diese Handhabung «zwar nicht das Gelbe vom Ei», aber doch richtig ist. Wie er heute Freitag vor den Medien ausführte, könne die Behörde durch die persönliche Anmeldung, die Überprüfung der Personalien und die Angabe des Arbeitsorts «einen gewissen Schutz bieten».

Der Kanton kontrolliert die derzeit 193 gemeldeten Sex-Etablissements zweimal jährlich. Laut Sauter arbeiten die meisten Frauen wirklich an jenen Orten, die sie bei der Registrierung angeben. Beim Strassenstrich ist eine Kontrolle allerdings nicht möglich. Hier sieht das Amt für Wirtschaft und Arbeit «keine Handlungsmöglichkeiten», wie Sauter sagt.

Mit diesem Vorgehen verstösst der Kanton gegen Vorgaben des Bundes: Rechtlich gesehen brauchen die Frauen für ihren Erwerb eine Arbeitsbewilligung, weil sie als unselbständig erwerbend zu taxieren sind. Laut Sauter ist dies aber «nicht praktikabel»: etwa weil es keine sinnvollen Kriterien für die Vergabe der dann nötigen Kontingente gebe. Der Bund wisse um die Problematik. Genf und Bern würden gleich wie Zürich verfahren.


«Druck nicht allzu gross»

Den in letzter Zeit häufig thematisierten Druck auf die Prostituierten hält Sauter für «teilweise medial aufgebauscht». Aufgrund der Erfahrungen seines Amts hält er in Zürich Menschenhandel und Zwangsprostitution «nicht für die vordringlichen Probleme», wie er am Freitag vor den Medien ausführte. Auch Studien würden dies zeigen.

«Die Frauen scheinen in erster Linie nach Zürich zu kommen, weil sie mit Prostitution Geld verdienen wollen – mehr als in ihrer Heimat.»

Die Frauen wirkten bei der Anmeldung auf dem Amt oft gutgelaunt, lachten und präsentierten sich gerne. «Das kann zumindest den Eindruck entstehen lassen, dass der äussere Druck auf die Prostituierten nicht allzu gross ist.»

Auch machten die Behörden an der Meldestelle die Erfahrung, dass die Frauen über ihre Rechte und Pflichten gut informiert seien.

Sauter ist überzeugt: «Weil wir das Verfahren einfach halten, melden sich viele bei uns.» Deshalb glaubt er auch nicht an eine hohe Dunkelziffer. «Wir tragen dazu bei, dass nicht mehr Frauen in die Illegalität abdriften.» Durch ein Verbot würden diese Bemühungen unterlaufen, ist er überzeugt. Allerdings ist auch Sauter bewusst, dass es für den Strassenstrich eine Lösung braucht: «Aber die lässt sich nicht mit einem Fingerschnippen finden.»

(Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/reg ... y/26644188

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Kaum Probleme mit Bordell-Prostitution

Lagebeurteilung des Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA) – Nichtanwendung einer Weisung aus Bundesbern



Prostitution ist ein legales Gewerbe; wird es von Ausländerinnen ausgeübt, hat das Amt für Wirtschaft und Arbeit mitzureden. Dieses stellt nun fest: Bei einer Berufsausübung im Bordell gibt es deutlich weniger Probleme als auf dem Strassenstrich.


Brigitte Hürlimann

Die skandalträchtigen Schlagzeilen jagen sich: Missstände und Auswüchse auf dem schweizweit berühmt-berüchtigten Zürcher Strassenstrich, Menschenhandel, Zwangsprostitution, tiefe Preise, wenig Hygiene und Gesundheitsvorsorge, ausbeuterische Zuhälter und Freier. Die Quartierbevölkerung spricht von einer zunehmenden Belastung, von mehr Autos, die auf den Strassen zirkulieren, von Unrat auf den Trottoirs und Plätzen. Und nun kommt am Freitag das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) und sagt ganz pragmatisch: Prostitution ist ein Beruf und legal. Wird er in Bordellen oder Klubs ausgeübt, gibt es kaum Probleme. Und: Nicht alle Prostituierten sind Opfer.

Grund für AWA-Chef Bruno Sauter, mit dem Thema Prostitution vor die Medien zu treten (und die Medienvertreter kamen in hellen Scharen), waren einerseits solche Schlagzeilen und andererseits die neusten politischen Vorstösse, die meist unweigerlich auf die Schlagzeilen folgen.

So verlangt beispielsweise Kantonsrat und CVP-Fraktionspräsident Philipp Kutter (Wädenswil) in einer Motion, es seien die Bordellbetreiber vermehrt an die Kandare zu nehmen, um gegen die «schwierige Situation» der Frauen etwas Griffiges unternehmen zu können. Und Fraktionskollege Lorenz Schmid (Männedorf) will per Postulat erreichen, dass sich der Kanton in die Stadtzürcher Strassenstrich-Frage einmischt.

AWA-Chef Sauter wagte es, sich mit unspektakulären Fakten und Zahlen in die Diskussion einzumischen. Es gebe [Zürich] kantonsweit derzeit 193 bordellartige Betriebe, die würden durchschnittlich zweimal pro Jahr kontrolliert, und man stelle kaum Auswüchse, illegales Tun oder andere Probleme fest.

Im Gegenteil: Prostitution im Salon habe gegenüber dem Strassenstrich markante Vorteile. Stichworte dazu sind etwa die Hygiene oder die Sicherheit, aber auch der soziale Kontakt unter den Frauen. Gerade weil die Bordell-Prostitution für die Sexarbeiterinnen wie auch für die Bevölkerung mit weniger Nachteilen verbunden ist, hat Bruno Sauter wenig Verständnis für eine Weisung aus Bundesbern, die man im Kanton Zürich (wie auch in den Kantonen Genf und Bern) schlichtweg ignoriert. Das Bundesamt für Migration vertritt kurioserweise die Auffassung, jede Frau, die in einem Salon arbeite, sei stets als unselbständig erwerbend zu betrachten; unabhängig davon, wie die Abmachung mit dem Bordellbetreiber aussieht. Daran hält sich das AWA nicht, und der Amtschef erläuterte gestern den Grund für den Zürcher Ungehorsam.

Bei Ausländerinnen aus jenen EU-Ländern, für die noch nicht die volle Freizügigkeit gilt, spielen arbeitsmarktrechtliche Beschränkungen. Wer im Kanton Zürich selbständig erwerbend Dienstleistungen erbringen will, meldet sich beim AWA an und bekommt eine Bestätigung für neunzig Tage pro Kalenderjahr. Die Prostituierten haben persönlich vorbeizukommen, sich auszuweisen und anzugeben, wo sie tätig sein werden: in einem Betrieb, einer Privatwohnung oder auf der Strasse. Arbeiten sie im Bordell, so müssen sie eine vom Betreiber unterzeichnete Vereinbarung vorlegen, die über die Organisation des Arbeitseinsatzes, die Infrastruktur und die Art der Entlöhnung Auskunft gibt. Die Meldebestätigung kostet 25 Franken, wird in der Regel am folgenden Arbeitstag ausgehändigt – und dem Amt für Quellensteuer zugestellt.

«Werden die Frauen jedoch als unselbständig erwerbend eingestuft», so Sauter, «brauchen sie eine Arbeitsbewilligung und belasten die Kontingente. Zudem gilt der Inländervorrang.» All diese Auflagen würden wohl dazu führen, dass zahlreiche Gesuche abgelehnt werden müssten.


Einfaches Meldeverfahren

Das heutige Meldeverfahren für einen neunzigtägigen Arbeitsaufenthalt sei nicht das Gelbe vom Ei, aber eine unkomplizierte, praktikable Lösung. Sauter weist warnend darauf hin, dass neue Auflagen und Einschränkungen die Prostituierten in die Illegalität treiben könnten.

Ganz klar hält er die Situation am Strassenstrich aber für unbefriedigend. Darüber sei man in der Verwaltung departementsübergreifend im Gespräch. Den Vorschlag von Rechtsanwalt und Milieukenner Valentin Landmann, ein ehemaliges städtisches Fabrik- oder Industrieareal in eine Strichzone mit Infrastruktur umzuwandeln, findet Sauter prüfenswert.


«Nicht alle sind Opfer»

Bei den Neuanmeldungen machen die Ungarinnen immer noch den grössten Teil aus (44 Prozent). Das AWA bestätigt, dass die Ungarinnen hauptsächlich am Strassenstrich tätig sind, im Gegensatz etwa zu den Rumäninnen (27 Prozent), die meist in Etablissements arbeiten.

Im Januar 2010 registrierte das AWA 416 Prostituierte, die sich neu anmeldeten, um in Bordellen zu arbeiten, 64 meldeten sich für den Strich an, und 14 gaben an, in einer Privatwohnung sexuelle Dienstleistungen anzubieten.

Bruno Sauter berichtete, die Frauen kämen zum Teil grüppchenweise, fröhlich lachend und schwatzend beim AWA vorbei; er nehme deshalb an, dass nicht alle Prostituierten Opfer seien oder unfreiwillig und unter Druck arbeiten müssten – was illegal ist und geahndet wird. «Unser Meldeverfahren ist derart einfach ausgestaltet, dass wir nicht von einer hohen Dunkelziffer ausgehen», so AWA-Chef Bruno Sauter.

http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/k ... 13697.html

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annainga
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RE: Länderberichte SCHWEIZ:

Beitrag von annainga »

Fröhliche Prostituierte?


von Joel Bedetti - Der Chef des Zürcher Arbeitsamts berichtet von guten Arbeitsbedingungen für Sexarbeiterinnen aus Osteuropa. Die Frauenberatung widerspricht.

Dass das Thema Prostitution dieser Tage Öffentlichkeit und Medien bewegt, war heute Morgen deutlich zu sehen: Das Mediengespräch des Amts für Arbeit und Wirtschaft (AWA) des Kantons Zürich über Zuwanderung und Sexarbeiterinnen musste in einen nahen Konferenzsaal verlegt werden, weil sich so viele Medienschaffende einfanden.

Bruno Sauter, Chef des AWA, gab sich derweil Mühe, Entwarnung zu geben: «Es ist nicht alles so schlimm wie am Sihlquai», lautete der Tenor seiner Rede. Sauter bestätigte zwar, dass Zürich in den vergangenen Jahren zur Sex-Metropole der Deutschschweiz geworden sei. Aufgrund der Kontrollen, welche die Beamten des AWA in jedem der 193 Zürcher Studios zweimal jährlich durchführen, stellte Sauter dem Sexgewerbe aber ein gutes Zeugnis aus: «Nach unseren Informationen sind die Prostituierten in den Etablissements keine Opfer von Menschenhandel», sagte Sauter. Die allermeisten Bordelle würden den Sexarbeiterinnen gute hygienische Verhältnisse und Räumlichkeiten bieten, um sich zurückzuziehen.

Nur wenige gehen auf den Strich

Wie Bruno Sauter erklärte, kommen 44 Prozent der osteuropäischen Prostituierten, die sich in diesem Jahr mit einem dreimonatigen Arbeitsvisum neu angemeldet haben, aus Ungarn. 27 Prozent kommen aus Rumänien, der Rest aus Polen, Bulgarien, Tschechien, Slowenien und dem Baltikum. Sauter rief auf, in der Diskussion um den Strassenstrich am Sihlquai die Relationen zu wahren. «Lediglich ein Drittel der Ungarinnen geht auf den Strich. Alle anderen haben sich fast ausnahmslos in Etablissements angemeldet.» In absoluten Zahlen: Von den 495 Prostituierten, die im Januar ankamen und im März wieder gingen, hätten nur 65 auf der Strasse gearbeitet.

Gemäss dem AWA-Chef, der sich eigenen Angaben zufolge auch in einem langen Gespräch mit Milieu-Anwalt Valentin Landmann kundig gemacht hat, zahlt sich die liberale Praxis der Zürcher Behörden aus. Die neu ankommenden Prostituierten müssen sich beim Amt persönlich anmelden. Wenn sie in einem Etablissement arbeiten, müssen sie eine gegengezeichnete Vereinbarung vorlegen. «So haben wir eine gewisse Kontrolle», sagte er. Bei den Kontrollen stelle man fest, dass sich die Prostituierten auch da aufhalten würden, wo sie angemeldet seien. «Und bisher hat noch jede nach Ablauf des Visums das Land verlassen.»

Bundesweisung ignoriert

Die Praxis des AWA bezüglich Sexarbeit ist dermassen pragmatisch, dass sie in einem Punkt sogar offen eine Weisung des Bundes ignoriert: «Eigentlich müsste man für die Arbeit in Sex-Studios Arbeitsbewilligungen verlangen», gab der Chefbeamte zu bedenken. Man sehe aber davon ab, weil man so die Kontingente gegenüber den dringend benötigten Fachkräften belasten würde und weil man die Arbeitsbedingungen nur sehr schwer überprüfen könne. «Das sieht wohl auch der Bund so: Er rückt uns deswegen nicht auf die Pelle.»

Bruno Sauter hat aus seiner Erfahrung offenbar ein anderes Bild der Prostitution in Zürich, als es die Berichterstattung vom Sihlquai vermittelt: «Die Damen, die sich in Gruppen und fröhlich schnatternd bei unserem Amt anmelden, machen nicht den Eindruck, als seien sie Opfer von Menschenhandel.» Seiner Erfahrung nach seien Prostituierte im Kanton in erster Linie freie Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden und damit auch mehr Geld verdienen würden als in ihrer Heimat.

Menschenhandel auch in Studios

Nicht so begeistert über Sauters Aussagen ist Doro Winkler, Sprecherin des Zürcher Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration: «Ich bin überrascht, dass das Amt für Wirtschaft genau Bescheid weiss über die Arbeitsbedingungen.» Wenn man zweimal jährlich die Personen kontrolliere und sich die hygienischen Zustände anschaue, wisse man nicht wirklich, wie die Arbeitsbedingungen aussehen - «ob die Prostituierten freiwillig und selbstbestimmt arbeiten oder das Geld abgeben müssen, ob sie Freier ablehnen dürfen, welche Praktiken sie durchführen müssen.» Gemäss Winkler gibt es nicht wenige Schwarze Schafe unter den Etablissements. «Wir betreuen einige Frauen, die auch in Studios Opfer von Menschenhandel wurden.»

http://www.20min.ch/news/zuerich/story/ ... --24915948

Emily21
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Beitrag von Emily21 »

was ich an dem ganzen halt oft lächerlich finde ist, dass ich mit 16 bei einem Porno mitspielen darf und mich prostituieren kann...anschaun darf ich mir den porno aber nicht....und zu einer Prostituierten gehen auch nicht....