Abenteuer Hure von Felix Ihlefeld

Buchtips für Sexworker oder von Sexworkern
sixela
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Abenteuer Hure von Felix Ihlefeld

Beitrag von sixela »

Taschenbuch von Felix Ihlefeldt, Verlag Schwarzkopf&Schwarzkopf (2005)

Selbstbeschreibung:

Kurzbeschreibung
Frauen erzählen von ihrem heimlichen Hobby: Sie verkaufen Sex für Geld. Nicht als Professionelle in einem Bordell, sondern neben einem normalen bürgerlichen Leben. Sie sind Sekretärin, Verkäuferin, Abteilungsleiterin. Aus allen Schichten und mit vielfältigen Motiven. Und – sie bekennen sich hier dazu.

Was immer Sie bisher über das Thema käuflichen Sex zu wissen glaubten, hier werden Sie ungeschminkt erfahren, wie es Frauen geht, die sich auf dieses Experiment frei und bewußt einlassen. Denn die meisten dieser Frauen stehen dazu – zu ihrer Lust auf fremde Haut oder Sex ohne Verpflichtungen.


Das Buch
Wer sich nicht scheut, im Internet auch Erotikseiten anzusurfen, wird sie schon bemerkt haben: Die sogenannten Hobbyhuren.
Obwohl es „Gelegenheitshuren“, wie man sie früher nannte, schon immer gab, sind sie durch dieses neue Medium noch mal ganz anders ins Blickfeld gerückt.
Was für Frauen stecken hinter diesem Begriff? Sind es verkappte Professionelle oder nur ein Werbegag der Erotikbranche?
Felix Ihlefeldt ging der Sache auf den Grund und fand zum Teil sehr interessante Frauen, die „das Angenehme“ mit „dem Nützlichen“ verbinden. Meist tun sie es heimlich, mit einer zweiten Identität, denn sie haben auch etwas zu verlieren: Den sogenannten „guten Ruf“, oder schlimmer, einen Arbeitsplatz in einem ganz normalen Beruf und Verwandte oder Freunde, die so etwas nie verstehen würden.
Deswegen werden sie auch nicht öffentlich auftreten, keine Interviews für Fernsehsender oder Illustrierte geben. Sie inszenieren sich ihre geschützte Öffentlichkeit selbst und bleiben inkognito. Dem Autor ist es gelungen, das nötige Vertrauen herzustellen, und so entstanden die Gesprächsprotokolle dieses Buches. Dieses Buch ist ein Muß für alle, die mehr wissen wollen. Und ein Buch für alle, für die Sexualität mehr oder auch etwas anderes ist als ein romantischer Ausdruck von Intimität in einer Zweierbeziehung.

Der Inhalt
Manche Frauen haben es satt, sich auf die „Heilige“ reduzieren zu lassen. Sie zeigen ihre andere Seiten – die der Hure. Und zwar nicht nur als erotisches Rollenspiel beim privaten Sex, sondern ganz real, so wie man sich eben eine Hure vorstellt. Sie annoncieren oder nutzen das Internet als Kontaktmedium. Und das neben einem geregelten bürgerlichen Leben, neben einem normalen Beruf oder auch einer Partnerschaft. Gesprächsprotokolle mit diesen Frauen zeigen, wie vielschichtig das Thema Prostitution, Lust und Geld ist. Sie zeigen aber auch mehr: Die Einstellung zu Moral und Doppelmoral, zu Liebe und Freiheit, zu Treue und zu den Männern ist vielfältiger als mancher Meinungsmacher es ahnt.
Elisabeth liebt das Huresein als Abwechslung vom Job. Johanna ist verliebt in Männer schlechthin. Simone haßt die Doppelmoral und lebt einfach ihre Lust. Für Petra steht das Geld im Vordergrund, sie finanziert so ihr Studium. Susi liebt einfach das Rollenspiel als Teil einer SM-Beziehung. Ina hat das ganze entnervt wieder aufgegeben. Für Jaqueline ist es derzeit die angemessene Form, ihren Neigungen nachzugehen und gleichzeitig ihren Unterhalt zu sichern.
Frauen erzählen ungeschminkt über Lust, Moral, Männer und das, was ihnen im Internet und im realen Leben so passiert.
Sie sind klug selbstbewußt und haben eins gemeinsam: Die öffentliche Moral ist ihnen nicht besonders wichtig, wenn es darum geht, den besten Weg für sich zu finden.

Über den Autor
Felix Ihlefeldt, 53, lebt in Berlin. Er ist hauptberuflich helfend und beratend im sozialen Bereich tätig. Von daher findet er schnell Zugang zu Menschen, die ihrer Lebensführung nicht ganz auf der Linie des „Normalen“ liegen. Sein besonderes Interesse gilt seit einigen Jahren dem Thema Sexualität und Partnerschaft. So etwa den Fragen nach dem Zusammenhang zwischen Gewalt und nicht gelebter Lust, nach der Freiheit in der Liebe und nach besonderen Spielformen der Sexualität. Er selbst sagt: „Es geht heute zuerst um das Verstehen und nicht um das Beurteilen. Wer etwas beurteilen will, muß es erst einmal verstanden haben. Wer vorschnell urteilt, schafft Gewalt und erzeugt den Nährboden für Heimlichkeit und Doppelmoral. Und es geht um eine wirkliche Integration des Eros in das Alltagsleben, lustvoll, unspektakulär und jenseits der Klischees mancher Medien, die vorgeben zu wissen, was richtig und was falsch ist. “

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Die Welt ist umso freier, je weniger Religion und je mehr Sex praktiziert wird

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

unschön fanden es manche sexworker wie er das buch produziert hat.

er hat an die huren, die sich aus kontakten noch von seinem lexikon der Prostitution ergaben [Nachtrag 13.7.10: Das sind unterschiedliche Autoren. Da habe ich wohl was verwechselt. Sorry.] fragebögen versendet und dann die antworten zu kapiteln des buches zusammenkopiert.

effizient aber manchmal etwas entstellend, wenn dem leser die überleitung und dahinterstehende frage nicht mitgeteilt wird.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 13.07.2010, 12:02, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von rene-hb »

die seite der geschichte die Marc schildert, macht mich etwas betroffen, da es sich um eines meiner lieblingsbücher handelt.

auch wenn ich schön länger nebenberuflich in dieser branche tätig bin, habe ich erst in den letzten jahren leute aus der branche kennen gelernt, die nicht dem allgemein vertretenem negativen klischee entsprechen.
dieses buch hat meinem selbstbewusstsein sehr gut getan, denn es beschreibt frauen die gesellschaftlich anerkannte jobs haben und freiwillig nebenbei als SW tätig sind, gebildet sind, lustvoll sind, ihre sexualität frei ausleben und zu denen ich eine „seelenverwandschaft“ empfunden habe als ich das buch gelesen habe.
es war für mich eine sehr positive erkenntnis, dass es noch eine ganze menge anderer leute in der branche gibt, die ähnlich wie ich fühlen und denken. habe ich mich früher bewusst aus der scene herausgehalten, da mich kontakte eher abgeturned habe, habe ich zu der zeit als ich das buch gelesen neue kontakte in der branche gesucht und auch gefunden und fühle mich sehr gut damit.
vielleicht verbinde ich mehr mit dem buch als andere leser, da es mich so direkt angesprochen hat. trotzdem denke ich ist es sehr lesenswert, da die geschichten der dargestellten frauen ja nicht schlecht sind, sondern nur die sehr rationelle arbeitsweise des autors etwas nachdenklich macht.

Felix_Ihlefeldt
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RE: Abenteuer Hure von Felix Ihlefeld

Beitrag von Felix_Ihlefeldt »

Zitat:

"unschön fanden es manche sexworker wie er das buch produziert hat.

er hat an die huren, die sich aus kontakten noch von seinem lexikon der Prostitution ergaben fragebögen versendet und dann die antworten zu kapiteln des buches zusammenkopiert."

Das Lexikon der Prostitution stammt nicht von mir, sondern von Marcel Feige. Insofern ist der Vorwurf schlicht unzutreffend.
Das Lexikon war zum Zeitpunkt der Manuskripterstellung (2002) außerdem noch gar nicht erschienen.
Es ist außerdem schlechter Stil, wenn Marc of Frankfurt, seine Kritik verallgemeinernd mit nicht genannten Sexworkern zu belegen versucht. Da haben dann wohl alle nicht genau hingeschaut.

(Heute, Juli 2010 erst entdeckt.)

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Upps.


Hallo Felix Ihlefeld,

Leider hab ich die drei fraglichen Bücher zur Zeit nicht alle zur Hand, weil ein Teil meiner Bibliothek ausgelagert ist, aber evt. habe ich da wirklich etwas verwechselt. Das Lexikon der Prostitution (2003) ist es jedoch nicht was ich kritisiere. An dem habe ich mitgeschrieben und der Herausgeber hat auch alle unseren vertraglichen Nebenabreden korrekt eingehalten.

Evt. geht meine Kritik an das Nachfolgewerk von Marcel Feige: "Die Wa(h)re Lust: Zuhälter, Prostituierte und Freier erzählen" (September 2007) welches gewisse konzeptionelle Ähnlichkeiten zu deinem Buch hat. Oder es war doch dein Buch (Juni 2005), weil es auch per Fragebogenmethode entstand. Der Vorwurf war damals dass die Sexworker zwar einen Fragebogen schriftlich beantworteten, aber im Buch erschien dann nur der Text der Antworten. Und das habe zu Sinnverzerrung oder gar -entstellungen geführt, die die Interviewten in einem schlechten Licht erschienen ließen...

Die Namen dieser Kritiker der am Buch beteiligten Sexworker will ich aus Diskretionsgründen nicht benennen. Ich hoffe dafür gibt es Verständnis, dass im Bereich Sexwork viele Kritik an gesellschaftlichen Zuständen nur indirekt vorgetragen wird/werden kann und man dies den Sexworkern bitte nicht auch noch zum Vorwurf mache.

Sorry wenn ich da etwas grob fahrlässig verwechselt haben sollte und es im Moment nicht genauer aufklären kann.



Willkommen im Sexworker Forum.

LG,
Marc

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Lycisca
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Beitrag von Lycisca »

Auch von mir ein herzliches Willkommen, @Felix_Ihlefeld, wenn auch die Umstände für die Anmeldung vielleicht ärgerliche waren. Was die Kritik an der Fragebogenmethode betrifft, so kann ich nichts zur Aufklärung beitragen. Es liegt aber bei allen Formen der Informationsbeschaffung immer in der Hand des Autors, ob eine verzerrte Darstellung womöglich Aussagen in ihr Gegenteil verkehrt, auch wenn authentisch zitiert wird, oder ob die Aussagen sogar völlig umformuliert werden, dadurch aber vielleicht ihr intendierter Sinn besser zum Vorschein kommt (und die Interviewten mit den neuen Formulierungen auch glücklich sind).

Was das Buch "Abenteuer Hure" betrifft, kann ich mich rene-hb nur anschließen: Die Frauen und ihre Motive sind einleuchtend dargestellt und mit vielen Aussagen kann ich mich identifizieren. Insgesamt ein gelungenes Werk (das meine Anwälte auch in Verfahren vor österreichischen Höchstgerichten zitieren -> Urlaubslektüre für honorige Richter; falls es in Urteilen zitiert wird, berichte ich).