Wie soll die Berufsbezeichnung lauten

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen

Wie soll die Berufsbezeichnung lauten?

SexarbeiterIn
62
51%
SexdienstleisterIn
33
27%
Hure
14
11%
Prostituierte
13
11%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 122

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Mavis
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Beitrag von Mavis »

@Ghost-Rider:
Ich finde im Politischen den Begriff Sexarbeiterin auch sehr nützlich. Und er kann sicher helfen (und hat schon geholfen), klarzumachen, dass Sexarbeit eben eine Arbeit oder dienstleistung ist, und dass nicht die Frau oder ihr Körper zum Verkauf steht - wie ja doch gerne noch angenommen wird.

Melanie
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Beitrag von Melanie »

Die Erotik, das Aufregende dieses Berufes spiegelt sich in diesem Begriff nicht wieder.
Sory, aber ich sehe das Aufregende dieses Berufes nicht.
Das war am Anfang, als ich einstieg ( aber das war mehr Unsicherheit, als alles andere ) - jetzt ist es für mich ein Job der Arbeit wiederspiegelt.

LG Melly
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Ghost-Rider
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Beitrag von Ghost-Rider »

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Melanie hat geschrieben:
Die Erotik, das Aufregende dieses Berufes spiegelt sich in diesem Begriff nicht wieder.
Sory, aber ich sehe das Aufregende dieses Berufes nicht.
Das war am Anfang, als ich einstieg ( aber das war mehr Unsicherheit, als alles andere ) - jetzt ist es für mich ein Job der Arbeit wiederspiegelt.

LG Melly
@Melanie
Ich mache meinen Job nun seit 27 Jahre. Aufregend ist es nicht mehr so wie am Anfang. Aber Spass habe ich nach wie vor. Wenn ich mir vorstellen würde täglich nur eine Pflichtübung auszuführen, dann würde ich mir überlegen etwas anderes zu machen.
Fehlende Begeisterung und Lustlosigkeit kann man nicht gänzlich verbergen und wirken sich im Umfeld negativ und kontraproduktiv aus.

LG Ghost-Rider
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Beitrag von Melanie »

@ Ghost-Rider

Wenn ich auch das Aufregende in dem Job nicht mehr sehe - heißt das noch lange nicht, dass ich eine fehlende Begeisterung und Lustlosigkeit empfinde !
Als SW kommt es immer zur Erotik, das stelle ich gar nicht in Frage !
Aber wenn ich jedes Mal vor Aufregung platze - tut es mir nicht gut. Und wenn ich unsicher bin, ob der Kunde wirklich zu meinem Service paßt - nehme ich einen Fahrer mit oder ich lasse die Finger davon.

Gerade gestern mußte ich auch eine Anfrage absagen, weil ich mich einfach zu kaput - zu ausgebrannt fühlte.
- Du wirst in so einem Zustand auch nicht fliegen ! -

Du hast es mit Deinem Job schon richtig verglichen :

Aufregend ist es nicht mehr so wie am Anfang. Aber Spass habe ich nach wie vor. Wenn ich mir vorstellen würde täglich nur eine Pflichtübung auszuführen, dann würde ich mir überlegen etwas anderes zu machen.
- genauso ist es auch bei mir -

Sei lieb gegrüßt Melly
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RE: Wie soll die Berufsbezeichnung lauten

Beitrag von leckermäulchen »

Im Begriff Kurtisane steckt ja der Begriff Gesundheit "...sane" drin. Das find ich sehr gut.

Für mich als Clubber ist das Ganze immer mit Wellness verbunden. Der Besuch des FKK-Clubs ist das ganzheitlichste Wellnesserlebnis schlechthin für mich. Vor allem wenn ich ein schönes Erlebnis auf dem Zimmer hatte.

Das Ganze tut mir wirklich gut!

Warum also nicht Gut-Tuerin?

Holpert ziemlich, ich weiss. Vielleicht kann man irgendwie das Lateinische oder das Griechische bemühen, um das zu verfeinern.

Leckermäulchen

ehemaliger_User
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Re: RE: Wie soll die Berufsbezeichnung lauten

Beitrag von ehemaliger_User »

leckermäulchen hat geschrieben:Im Begriff Kurtisane steckt ja der Begriff Gesundheit "...sane" drin.
Steckt ja auch der "Kurti" drin... und hat mit Gesundheit nichts am Hut, stammt aus der weiblichen, italienischen Form des "Höfling"

Gutuerin = Benefacerin?
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Arum
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Beitrag von Arum »

Meines Erachtens ist 'SexarbeiterIn', wenn man genauer hinschaut, eigentlich nur tauglich als umfassender Begriff, gilt nämlich sowohl für Prostituierte als auch für Porno-DarstellerInnen und Telefonsex-AnbieterInnen.

Ich biege mich hier im Forum gerne vor dem Usus des 'SW', aber ich kann nicht sagen, dass ich diesen Begriff darüberhinaus leicht verwende. Da bevorzuge ich, Kunde, letztendlich doch eher, mit bester Absicht, das alte Wort 'Hure', dem ich auch gerne viel Zärtlichkeit, Respekt und Hochachtung beilege.

Mehr im allgemeinen würde ich sagen, der Wortgebrauch 'Sex worker' usw.scheint mir doch sehr amerikanisch geprägt. Er entstammt einer Situation, wo Prostituierte weitestgehend tun sollen als wären sie alles andere als das. Auch wenn der Begriff aufklärerisch daherkommt, ist er gerade Ausdruck einer zutiefst repressiven Kultur, solange er wenigstens als deckungsgleich mit 'Prostituierte' oder 'Hure' verstanden wird.

In diesem Zusammenhang kommt mir der niederländische Begriff 'geuzen' und auch 'geuzennaam' in den Sinn.
'Geuzen', was ursprunglich soviel bedeutete wie 'Abschaum', so wurden im 16./17. Jahrhundert die niederlandischen Aufständigen von der spanischen Machthabern hierzulande genannt, was von den geuzen selber dann in eine stolze Kampfparole umfunktioniert wurde. Daher auch der Begriff 'geuzennaam': damit wird ein jegliches Wort gemeint, das im ursprüngichen Sprachgebrauch eine negative Bedeutung oder Konnotation hat, positiv aber von denen umgedeutet worden ist, auf die der Begriff sich bezieht. Beispiel: 'Impressionismus.'
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Re: RE: Wie soll die Berufsbezeichnung lauten

Beitrag von Arum »

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ehemaliger_User hat geschrieben:
Gutuerin = Benefacerin?
Ist eine Nonne im Prinzip ja auch....
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von Aoife »

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Arum hat geschrieben:Meines Erachtens ist 'SexarbeiterIn', wenn man genauer hinschaut, eigentlich nur tauglich als umfassender Begriff, gilt nämlich sowohl für Prostituierte als auch für Porno-DarstellerInnen und Telefonsex-AnbieterInnen.

...

Mehr im allgemeinen würde ich sagen, der Wortgebrauch 'Sex worker' usw.scheint mir doch sehr amerikanisch geprägt. Er entstammt einer Situation, wo Prostituierte weitestgehend tun sollen als wären sie alles andere als das. Auch wenn der Begriff aufklärerisch daherkommt, ist er gerade Ausdruck einer zutiefst repressiven Kultur, solange er wenigstens als deckungsgleich mit 'Prostituierte' oder 'Hure' verstanden wird.
Genau so, wie oben erwähnt hast, inclusive PronodarstellerInnen und TelefonsexanbietreInnen ist der amerikanische Begriff sex worker ja auch gemeint. Dient der Solidarisierung aller im Sexgewerbe Tätigen. Und somit wäre nicht der Begriff schlecht, sondern allenfalls sein zweckentfremdeter Gebrauch als Euphemismus für Prostituierte.

Wobei diesen Gebrauch haben wir in Europa nun einmal, und da es nach meinem Verständnis in diesem thread hier um die Suche nach einer genehmen offiziellen Berufsbezeichnung geht kann ich "Sexarbeiterin" durchaus vertreten - das heißt nicht, dass ich das für die optimale Selbstbezeichnung oder den besten Sprachgebrauch im zwischenmenschlichen Gebrauch halten würde. Aber mich einer Behörde gegenüber als Sexarbeiterin zu bezeichnen - warum nicht? Da stört es mich keineswegs, dass auch PornodarstellerInnen mit gutem Recht sich so nennen können.

Liebe Grüße, Aoife
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Arum
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Beitrag von Arum »

@ Aoife,

an sich kann ich Deine Stellungnahme gut nachvollziehen, nur gibt es da ein wichtiges definitorisches Problem. Denn, ein Arbeiter ist im geläufigen soziologischen, politico-filosofischen Sinne jemand der nicht für eigene Rechnung arbeitet, der Wert schöpft für die Eigentümer der Produktionsmittel.

Das trifft nun mal nicht zu bei Prostituierten. Und somit wird unterschwellig die Prostitution von vorne herein um ihre Unabhängigkeit gebracht.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von Aoife »

Danke für den Hinweis, Arum!

Da müssen wir wohl wirklich bedenken, dass gerade Behörden mit solch kreativem Wortgebrauch überfordert sein könnten. Tatsächlich werden ja solche aus dem Produktionsbereich übertragenen Wortbedeutungen durchaus auch im freiberuflichen Bereich gebraucht, beispielsweise wenn Anwälte oder Ärzte ein interaktives Kleinseminar "workshop" (=Werkstatt) bezeichnen. Aber das Risiko eines gewollten Mißverständnisses ist gerade in unserem Fall bedenkenswert.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von ehemaliger_User »

ist ja auch im Deutschen ein geläufiger Begriff:

Kreativ-Werkstatt, Literatur-Werkstatt, Theater-Werkstatt, Kultur-Werkstatt (Stätte, an der gewirkt wird)

und oft werden Anglizismen auch einfach ohne nachzudenken eingedeutscht: Beispiel "Handy" (das im englischen Sprachraum unbekannt ist).

International kann ja die Bezeichnung "Sexworker" gebraucht werden, ich habe keinerlei Ahnung, wie "worker" in den U.S.A. zu verstehen ist.

Im deutschen Sprachraum würde ich "Kurtisane" ganz klar vorziehen. (Für den männlichen Part ist mir dazu nichts eingefallen). Besser als "Sexworker" gefällt mir auch die Schweizer Bezeichnung "working girl".

Zwangskurtisane - diese Wortschöpfung wäre wohl von vornherein der Lächerlichkeit preisgegeben.

"Sexworker" wird von sehr vielen Freiern abgelehnt, die reden von SDL (SexdienstleisterIn). Passt auch besser, es müssen nicht immer englische Berufsbezeichnungen im deutschsprachigen Raum verwendet werden. Der "Master of Engineering" wird auch wieder zum Diplom-Ingenieur.

Wenn die Akademie mal etabliert ist: Bachelor oder Master of sexual arts?

Und der Service Provider ist uns ja zwischenzeitlich auch geläufig - wenn auch nur im Zusammenhang mit dem Internet. Sex Service Provider (SSP)...

Mir dem "Worker" wollten wohl die Initiatoren einen Bezug zur Arbeit herstellen - und zur Gewerkschaftsbewegung.

Ich konnte den Begriff "Sexarbeitergewerkschaft" nie nachvollziehen, denn die Verhandlungspartner von Gewerkschaften sind Arbeitgeber und nicht Selbständige.
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Beitrag von Aoife »

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ehemaliger_User hat geschrieben:Mir dem "Worker" wollten wohl die Initiatoren einen Bezug zur Arbeit herstellen - und zur Gewerkschaftsbewegung.
Zumindest offiziell nicht. Carol Leigh, die den Begriff 1980 geprägt hat, hat als Begründung gegeben, sie wolle damit die sprachliche, und somit auch im gesellschaftlichen Verständnis vorhandene, Trennung zwischen Prostituierten, Pornodarstellern, TelefonsexanbieterInnen, TantramasseurInnen usw. überbrücken. "Worker" wurde gewählt, um den Gebrauch auf tatsächlich in der Sexindustrie Schaffende zu beschränken, beispielsweise Aktionäre eines Pornovertriebs oder webmaster einer erotischen Werbeplattform sind ja auch im sexbiz, aber keinesfalls sex worker. Somit schließt "worker" hier anders als in der gewerkschaftsnahen deutschen Übersetzung "Arbeiter" durchaus auch Freiberufler und Selbständige ein, die keinem Arbeitgeber gegenüber vertreten werden müssen, vorausgesetzt, sie erbringen ihre Leistung innerhalb des Sex-Teils der Branche.

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Beitrag von ehemaliger_User »

Danke, Aoife
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Arum
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Beitrag von Arum »

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ehemaliger_User hat geschrieben:
"Sexworker" wird von sehr vielen Freiern abgelehnt, die reden von SDL (SexdienstleisterIn).

In niederländischen Foren trifft man öfters auf 'DVP', das heisst, 'dame van plezier', also 'Freudendame'. Bezieht sich ,wie es sich versteht, aber nur auf weibliche Prostituierte. So gefällt mir selber das Wort 'Dame' an sich schon sehr, aber das ist ein rein persönlicher Vorzug, und bezieht sich andermal nur auf Prostituierte.

'SexdienstleisterIn' wäre als allgemeine Berufsbezeichnis, also mitsamt Porno-Darstellerinnen, Gogo-Girls usw., schon etwas angebrachter, auch wenn ich es für ein wenig umständlichen Begriff halte, rein vom Sprachlichen her. 'SexanbieterIn', was ich mir auch vorstellen könnte, hätte vielleicht den Nachteil, dass da der berufliche Aspekt aussen vor gelassen wird. Aber andererseits, Telefonanbieter gibt es ja auch, und diesen Begriff verwendet man eben nicht für einen Bekannten, der einem mal kurz das Telefon verabreicht. :002

Nur, da käme man vielleicht auch wieder ins Gedränge mit der Leigh'schen Abgrenzung zu blossen Aktionären, webmasters usw.

Trotzdem, bezuglich diesen threads: hier wird offensichtlich nicht gefragt nach der allgemeinen Berufsbezeichnung, sondern nur der gruppenspezifischen. Sonst wären 'Hure' und 'Prostituierte' ja nicht bei den Auswahlsoptionen vertreten gewesen, denke ich mal.

Ich frage mich, wie tiefgreifend im deutschen Sprachraum die negativen Konnotationen am Wort 'Hure' nun eigentlich sind. Als Niederländer habe ich schon den Eindruck, dass schon vom Wortlaut her unseres 'hoer' (also: 'Hur'), auch wenn auch dieses relativ negativ beladen ist, auch einen gewissen Stolz beinhaltet, mehr als im deutschen 'Hure', wegen diesem -e am Wortende, das irgendwie abgleitet. Das lässt sich von mir nicht so ganz einwandfrei beurteilen.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von Arum »

Eine Neubildung wie 'Erotikanten' würde mir übrigens auch gefallen..
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von Aoife »

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Arum hat geschrieben:Trotzdem, bezuglich diesen threads: hier wird offensichtlich nicht gefragt nach der allgemeinen Berufsbezeichnung, sondern nur der gruppenspezifischen. Sonst wären 'Hure' und 'Prostituierte' ja nicht bei den Auswahlsoptionen vertreten gewesen, denke ich mal.
Da ich die Umfrage nicht erstellt habe, kann ich auch nur mutmaßen. Allerdings sehe ich keinen zwingenden Grund, warum nicht neben der eigentlichen Formulierung auch gleichzeitig für den Grad wie umfassend die Bezeichnung sein soll gestimmt werden kann.

So habe ich persönlich kein Problem mit der "Prostituierten" als meine offizielle Bezeichnung, habe aber trotzdem für SexarbeiterIn gestimmt, weil ich denke, dass die Randbereiche, die sich erfahrungsgemäß vom Prostitutionsstigma abgrenzen wollen, wie beispielsweise Tantriker oder Escorts, damit besser zurechtkommen. Ganz im Sinn der ursprünglich intendierten amerikanischen Wortbedeutung.

Kann aber sein, dass ich damit das deutsche Sprachgefühl nicht wirklich treffe. Wenn aber "SexarbeiterIn" nur eine pc-Tünche ist und jeder sich automatisch eine Prostituierte darunter vorstellt, so wäre ein agressives zum Prostituierte-sein Stehen sicher nützlicher, als neue Worte zu finden, die dann doch gleich wieder negativ besetzt werden.

Wobei ich jetzt bewußt "Prostituierte" gewählt habe, für Deutschland hast du schon Recht, Arum, dass "Hure" auch mit einem gewissen Stolz benutzt werden kann (vor allem als Selbstbezeichnung), aber in Österreich ist das wohl ein schlimmeres Schimpfwort als "Nutte" - kommt also für den gesamten deutschsprachigen Raum eher nicht in Frage.

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Beitrag von Arum »

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Aoife hat geschrieben:         
Wobei ich jetzt bewußt "Prostituierte" gewählt habe, für Deutschland hast du schon Recht, Arum, dass "Hure" auch mit einem gewissen Stolz benutzt werden kann (vor allem als Selbstbezeichnung), aber in Österreich ist das wohl ein schlimmeres Schimpfwort als "Nutte" - kommt also für den gesamten deutschsprachigen Raum eher nicht in Frage.
Das hätte ich nie gewusst; danke dafür! Und so hat sich die Frage für mich wenigstens in diesem Bereich erledigt.

LG,

Lucas
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von Ariane »

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Arum hat geschrieben:@ Aoife,

an sich kann ich Deine Stellungnahme gut nachvollziehen, nur gibt es da ein wichtiges definitorisches Problem. Denn, ein Arbeiter ist im geläufigen soziologischen, politico-filosofischen Sinne jemand der nicht für eigene Rechnung arbeitet, der Wert schöpft für die Eigentümer der Produktionsmittel.

Das trifft nun mal nicht zu bei Prostituierten. Und somit wird unterschwellig die Prostitution von vorne herein um ihre Unabhängigkeit gebracht.
Ich finde keine Worte, für das was wir sind. Alle Zuschreibungen und Selbstzuschreibungen sind unzureichend.

Eine SW ist ArbeiterIn, Entrepreneur/se und WertschöpferIn in einer Person und direkt/indirekt an der Wertschöpfungskraft beteiligt, entweder, um die Kunden fit zu halten, die selbst Wertschöpfer sind, oder um das erwirtschaftete Geld auszugeben. Die Wertvernichtung dient der Wertschöpfung. Hier wäre noch zu klären, was der genaue Wert der Wertschöpfung ist. Der geldwerte Gewinn, der kreative Wert, der nicht in Zahlen aussprechbare Wert von Intimität, der den Wert des Lebendigen ausmacht. In bezug darauf, dass wir selbst unser eigenes Produkt sind, heisst es, uns zu hegen und zu pflegen, also werterhaltend für uns selbst, als auch nachhaltig in die wertschöpferische Kraft anderer hineinzuwirken.
Mir wäre allerdings auch lieb, wenn alle KollegInnen, ob freischaffend oder nicht, sich als bewußte Klein-UnternehmerInnen denken und leben könnten, dabei folgende Worte von Sarah Sloane beherzigen könnten:

"And after sharing – nay, preaching – about the importance of personal boundaries when it comes to sex work of all kinds…imagine my shame and shock when I realized that I’d been screwing myself over for two. bloody. years. I let things that hurt push me back into the cavern of my sexual isolation – the loss of relationships and lovers, the stress of travel, the fear of being vulnerable, the ease with which I avoided possible entanglements involving lube or toys. And what I ended up with was feeling distanced not only from my lovers and from people who I really do like and really do want to play with…but also, feeling distanced from myself. Lesson acknowledged, Universe. Don’t become so focused on what I am that I forget about who I am. Gotcha."sarah sloane - bed death

Hauptsache, wir sind kein Tamagochi.

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RE: Wie soll die Berufsbezeichnung lauten

Beitrag von Adultus-IT »

Sicher ist eines..der Begriff "Hure" ist in der Gesellschaft neagtiv besetzt und auch die "Prostituierte" ist nicht gerade gesellschaftsfähig. Früher gab es mal die "Dirne" aber auch das war eher ein Ausdruck den man in einigen Kreisen als abwertend verstand...obwohl der Begriff eigentlich... zumeist regional... eine ganz normale Bedeutung für ein Mädchen war (Dirn).
Eigentlich ist es egal wie Frau sich nennt ob nun Lustweib, Freudendame, Sexworkerin oder Nutte. Solange es in unserer Gesellschaft eine Doppelmoral gibt... wird man nur von wenigen mit Achtung beschenkt...jedenfalls offiziell.

Gruss Adultus - IT Micha