Das heutige FORMAT (Seite 44-45, ich finde die Geschichte online nicht) hat eine Story, wonach der Chef der Wiener FKK-Sauna Alexander Gerhardinger wegen Verstoßes gegen das Ausländerbeschäftigungsgesetzes in zwei Instanzen zu einer Strafe von knapp 400.000 Euro verurteilt wurde. Er beruft nun vor dem UVS. Falls dieser das Urteil nicht revidiert, möchte Gerhardinger das Goldetime in Konkurs schicken, weil er das Geld nicht habe.
Hintergrund ist, dass das Finanzamt nicht anerkennt, dass die Damen in der FKK-Sauna (und auch in vielen anderen Etablissements, dort sollen aber die Strafen viel niedriger sein) als Selbstständige arbeiten, sondern verkappte Angestellte des Klubs seien. Dass sie einfach nur, wie die Männer, Eintritt bezahlen, und der Klub nur von diesen Eintrittsgeldern lebt, wird offiziell nicht geglaubt.
Der Clou ist natürlich, dass wenn die Puffs ihre ausländischen (Schein?-) Selbstständigen wirklich anstellen wollten, sie wegen Zuhälterei oder Anwerbung ausländischer Prostituierter erst recht gegen das Strafrecht verstoßen würden.
Auf diese Weise hätte der Staat durch seine Finanz die Möglichkeit, die gesamte legale oder halblegale Prostitution durch In-den-Ruin-treiben auszutrocknen.
Andere Promi-Lokale wie das Babylon berichten allerdings, dass sie keine Probleme mit der Finanz hätten.
Dass Ernst Geiger (nun leitender Beamter im Bundeskriminalamt), der einst den früheren Goldentime-Besitzer vor dem Zugriff durch seinen Konkurrenten Horngacher schützen wollte, hinter der Sache stecken soll, wird heftig dementiert (wäre auch nicht ganz logisch).
Wie auch immer, es könnten harte Zeiten anbrechen, denn die Finanzbehörden könnten nicht nur das Geschäftsmodell FKK-Sauna kaputt machen, sondern sicherlich genauso gegen Escortagenturen und besonders Laufhäuser, Studios und andere Bars vorgehen. :-(
Aus Wiener Wochenzeitschrift FORMAT: GOLDENTIME vor dem Aus?
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Re: Aus Wiener Wochenzeitschrift FORMAT: GOLDENTIME vor dem

Mit anderen Worten: Der Staat setzt alles daran, die illegale Prostitution zu fördern.sixela hat geschrieben:Auf diese Weise hätte der Staat durch seine Finanz die Möglichkeit, die gesamte legale oder halblegale Prostitution durch In-den-Ruin-treiben auszutrocknen.
Herauszufinden, warum er das macht, wer die Nutznießer sind, ist IMHO eine Nummer zu groß für uns. Aber vielleicht stößt ja irgendwann ein mit allen Wassern gewaschener Enthüllungsjournalist auf das Thema?
Jedenfalls zeigt sich hier einmal mehr die Sündenbockfunktion des angeblich "kriminellen" Milieu's: Die kriminelle Energie seitens staatlicher Stellen ist erheblich größer, wollte man die Kriminalität ernsthaft reduzieren, so wäre die Prostitution schon seit langem entkriminalisiert.
Liebe Grüße, Aoife
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Ob Gerhardinger sich deshalb jetzt als Buchautor versuchen muß?
viewtopic.php?t=1135
Das Problem der Scheinselbstständigkeit steckt auch hinter den Prozessen um die Deutschen FKK-Clubs in Süddeutschland (Collosseum...) und insbesondere im Urteil gegen Flatrate Pussy Clubs:
viewtopic.php?p=61383#61383
(wie wär es dieses neue thema mit dem thema im ersten link zusammenzuführen)
viewtopic.php?t=1135
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Wenn man die Massstäbe der Scheinselbständigkeit zu Grunde legt sind die meisten FKK-Clubs nach meinen Beobachtungen und nach mein em Rechtsempfinden (auch in Deutschland) eindeutig keine Plattform für selbständige Dienstleisterinnen
Insbesondere:
- Preise werden vorgeschrieben ("haben sich die Frauen auf folgende Preise verständigt")
- Anwesenheitszeiten werden vorgeschrieben und durchgesetzt
- Frauen müssen sich im Clubraum aufhalten,
- Kleiderordnung
- Strafgelder
- "Hausdamen" überwachen die Einhaltung der nicht schriftlich fixierten Hausordnung
- "Standards" wie FO und ZK teilweise Pflicht ("wers nicht anbietet braucht ja bei uns nicht zu arbeiten)" oder SDL muss darauf hinweisen, dass sie diesen Service nicht anbietet.
- Bei Auseinandersetzungen zwischen männlichem Gast und SDL werden meist Regelungen zu Lasten der SDL getroffen. ("Wenn Du noch einen Protest kriegst fliegst Du raus")
Insbesondere:
- Preise werden vorgeschrieben ("haben sich die Frauen auf folgende Preise verständigt")
- Anwesenheitszeiten werden vorgeschrieben und durchgesetzt
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- "Standards" wie FO und ZK teilweise Pflicht ("wers nicht anbietet braucht ja bei uns nicht zu arbeiten)" oder SDL muss darauf hinweisen, dass sie diesen Service nicht anbietet.
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Re: Aus Wiener Wochenzeitschrift FORMAT: GOLDENTIME vor dem

Da wäre es interessant zu wissen, ob es einfach nur nicht geglaubt wird, oder ob Tatsachen, wie sie ehemaliger_User für D schildert, gegen die Annahme einer Selbständigkeit sprechen.sixela hat geschrieben:Dass sie einfach nur, wie die Männer, Eintritt bezahlen, und der Klub nur von diesen Eintrittsgeldern lebt, wird offiziell nicht geglaubt.
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SW haben keine nachhaltige Marktmacht
@ehemaliger_User, Danke für diese aussagekräftige Liste.
@Aoife. Vermutlich gibt es zu wenig Interesse sich evidenzbasiert um die Aufklärung dieser Fragestellung zu bemühen.
Wäre die Clubleitung auf der Seite der Sexworker (wie etwa eine Sexworkerkooperative in Erotik Rotlicht), könnten einmal fixierte Regeln grundsätzlich genausogut als Schutz für Arbeiter/Selbstständige eingesetzt werden.
Ein einmal gefundenes (akzeptiertes) Marktgleichgewicht (z.B. Preise, Leistungskatalog) wird dann quasi stabilisiert, um allen Marktteilnehmern mehr Sicherheit, Gleichheit zu gewähren z.B. durch Schutz vor Preisdumping.
Es ist also eine Frage der Marktmacht, dass sich Clubs auf die Seite der finanzkräftigeren und mit größerem Zeithorizont ausgestatteten Kundschaft schlägt und dann die Sexworker ausgebeutet (verschleist) werden. Selbes Phänomen auch bei den Stripclubs in UK.
Letztlich ist auch dies eine Ausbeutung primär aufgrund der Marktgesetze und weniger des bösen Willens. Selbstständigkeit oder Scheinselbstständigkeit werden dann für moderne Soloselbstständige ohne Organisationsmacht zum Prekariat.

Checkliste
@Aoife. Vermutlich gibt es zu wenig Interesse sich evidenzbasiert um die Aufklärung dieser Fragestellung zu bemühen.
Wäre die Clubleitung auf der Seite der Sexworker (wie etwa eine Sexworkerkooperative in Erotik Rotlicht), könnten einmal fixierte Regeln grundsätzlich genausogut als Schutz für Arbeiter/Selbstständige eingesetzt werden.
Ein einmal gefundenes (akzeptiertes) Marktgleichgewicht (z.B. Preise, Leistungskatalog) wird dann quasi stabilisiert, um allen Marktteilnehmern mehr Sicherheit, Gleichheit zu gewähren z.B. durch Schutz vor Preisdumping.
Es ist also eine Frage der Marktmacht, dass sich Clubs auf die Seite der finanzkräftigeren und mit größerem Zeithorizont ausgestatteten Kundschaft schlägt und dann die Sexworker ausgebeutet (verschleist) werden. Selbes Phänomen auch bei den Stripclubs in UK.
Letztlich ist auch dies eine Ausbeutung primär aufgrund der Marktgesetze und weniger des bösen Willens. Selbstständigkeit oder Scheinselbstständigkeit werden dann für moderne Soloselbstständige ohne Organisationsmacht zum Prekariat.

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