annainga hat geschrieben:wer diesen mangel beheben will
Den Mangel beheben wollen bestimmt sehr viele Sexworker. Frage ist wie er realistischer weise behoben werden kann?
Wenn bei den derzeitigen asymmetrischen Machtverhältnissen zuungunsten der Sexworker, es der einzelnen privaten Entscheidungen 'etwas ändern zu wollen' zugeschoben wird, ob mit Engagement von Betroffenen etwas geändert werden kann, dann ist der
Deliberations-Prozess schon ab der Ausschreibungsphase eine Farce.
Wenn jedoch Sexarbeit weiter entstigmatisiert und als Berufstätigkeit mit grundgesetzlichem Schutz anerkannt werden soll gemäß der 'Ausstrahlwirkung' des ProstG, dann sind den Sexworkern
grundsätzlich Zuständigkeiten der Selbstregulation in wesentlichen Belangen ihrer Berufsangelegenheiten von vorneherein in Aussicht zu stellen und zu gewähren.
Zur politischen Mitarbeit müssen Sexworker darüberhinaus auch noch organisatorisch in fachlich-wirtschaftlich die Lage versetzt werden.
Dazu muß es in Bordellen, Rotlichtbezirken, Städten und Landkreisen, Regierungsbezirken, in Land und Bund
auf allen diesen Ebenen institutionalisierte Vertretungen der Sexworker geben.
Diesen Gremien müssen Aufgaben, Rechte UND Mittel übertragen werden (z.B. Begrüßung und Einarbeit von Neuen, Alterscheck, Einstiegsberatung, Kondomdistribution, Sicherheitsfortbildung, Gesundheitsinformation, Berufsbegleitende Fortbildungen, Ausstiegshilfe, Niederlassungs- und Sperrgebietsregelungen, Ausländerquoten, Forschungsprojekte, Ausführungsbestimmungen, Konflikt-Mediation, Gesetzesänderungen und -initiativen...).
Welche SexarbeiterIn will und kann es sich derzeit leisten hier mitzuarbeiten:- Sexworker definieren sich eher als Privatperson, Freundin, Frau und Mutter, denn als Berufs-Prostituierte
- gehen meist lebenszeitlich befristet dem Einkommenserwerb in der Sexarbeit nach
- wollen eher nicht als isolierte EinzelkämpferIn auftreten und geoutet werden
- für teilw. ungeklärte Interessen einer sehr heterogenen Gruppe
- die weitgehend unorganisiert sondern marginalisiert ist
- die nicht hinter ihren Interessenvertretern steht
- sondern eher im archaischen Konkurrenzkampf gegeneinander ausgespielt wird
- stigmatisiert und kriminalisisert ist
- und das alles aushalten bzw. ausfechten vor einem nur diffus definiertem Gremium
- wo die Entscheidungskompetenzen nicht geklärt festgelegt sind
- wo den Sexarbeitn neben der gesellschaftlich-medialen Stigmatisierung
- zudem eine Phalanx aus bestens abgesicherten Lebenszeitbeamten der Exekutive (Behörden und Polizei) gegenübersitzen
- und exzellent bezahlte Vertretern der demokratisch legitimierten Politik
- der staatlich fest eingebundenen kirchlichen Hilfsvereine
- der ökonomisch vielfach besser und langfristiger dastehenden Arbeitgeber
- aber meist ohne Konsumentenvertreter (Freier).
- Wie können Interessen von undokumentierten oder illegalen SW inkludiert werden?
- ...
Wegen dieser strukturellen Überforderung müssen zunächst besondere Formen erarbeitet und präsentiert werden, wie eine
Diskussion auf Augenhöhe überhaupt ermöglicht werden soll.
Deswegen sehe ich es zunächst als
Bringschuld seitens der Politik an, eine genaue und faire Ausschreibung über die anstehenden Themen und Arbeit des Runden Tisch Prostitution NRW zu präsentieren:
- die zu treffenden Entscheidungen,
- Kompetenzen der Arbeitskreise,
- Besetzung der Arbeitskreise,
- Zahl der Plätze für Sexworkerinteressen-Selbstvertretung
- Zahl der Plätze für Mitarbeiter von Prostituierten-Sozialberatungsstellen,
- Zeitpläne,
- Aufwandsentschädigung,
- Zuständigkeiten,
- Ressourcen für Büroarbeit und Recherche...
- ...
Die bisherige zarte Infrastruktur für, mit oder von Sexworker umfasst:
Lokale Sozialberatungsstellen für Prostituierte
STD-Stellen der Gesundheitsämter
(Sittenpolizeidienststellen)
Landesarbeitsgemeinschaft Prostitution NRW
Bundesarbeitsgemeinschaft Prostitution
Sexworker Beirat in
www.bufas.net
Sexworker Forum
www.sexworker.at
Mailingliste
sexworker@yahoogroups.de
Mailingliste
www.sexworkEurope.org
www.nswp.org
Nothing about us, without us
We Sexworkers are the Experts
.