Dringend: 20-30 Sexworkerinnen für Theaterstück gesucht!
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RE: Dringend: 20-30 Sexworkerinnen für Theaterstück gesucht!
Ich kann mich da den Anderen nur anschließen
Respekt. Für das Stück . . . Euren Mut, Deine Zielstrebigkeit . . . .
LG Dennis
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Tolle Arbeit. Hut ab.
Wieder mal ein Beweiss , wenn man nicht aufgibt , am ende erntet man doch die Lorbeeren.
Super.
Lg Fraences
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RE: Dringend: 20-30 Sexworkerinnen für Theaterstück gesucht!
liebe @ariane, dein interview find ich wunderbar. da stecken so viele tolle sätze drin, so intelligente aussagen, ich bin berührt davon. sehr schön. besonders gefiel mir
Und es gibt da draussen sehr viele verantwortungsbewusste, liebevolle Kerle, die uns Profis sehr schätzen, die wissen, dass Sexwork mit Kommunikation, mit Nähe und Zärtlichkeit einhergeht, dass wir ihre Träume und Wünsche realisieren können und das gerne
lieben gruß, annainga
Und es gibt da draussen sehr viele verantwortungsbewusste, liebevolle Kerle, die uns Profis sehr schätzen, die wissen, dass Sexwork mit Kommunikation, mit Nähe und Zärtlichkeit einhergeht, dass wir ihre Träume und Wünsche realisieren können und das gerne
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Hey ihr Lieben, danke!!! Freut mich, dass das Interview euch gefällt. Wenn man längere Zeit ohne jegliches Feedback, ausser negatives qua Journallie oder sog. "Kolleginnen" aus der Branche, auch abwesende Stimmen, auskommen muss, freut man sich umso mehr.
liebe grüsse und einen schönen Tag wünsche ich euch
Ariane
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Ariane
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RE: Dringend: 20-30 Sexworkerinnen für Theaterstück gesucht!
Hallo Ariane,
wir haben uns gestern den Trailer vom "Lulu" angeschaut und sind sehr begeistert davon.
Nun haben wir uns entschlossen, das wir gerne das gesamte Theaterstück ansehen möchten.
Leider ist es uns nicht möglich in Februar, könntest du uns mitteilen, wann im März oder danach Aufführungen statt finden und den Eintrittspreis?
Liebe Grüße aus dem Hotzenwald
Farences und Günni
wir haben uns gestern den Trailer vom "Lulu" angeschaut und sind sehr begeistert davon.
Nun haben wir uns entschlossen, das wir gerne das gesamte Theaterstück ansehen möchten.
Leider ist es uns nicht möglich in Februar, könntest du uns mitteilen, wann im März oder danach Aufführungen statt finden und den Eintrittspreis?
Liebe Grüße aus dem Hotzenwald
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Liebe Fraences und Günni
Im März finden aus o.g. Gründen keine Vorstellungen statt (bitte hochscrollen bzgl. Theaterfestival), dafür Anfang April. Die Termine werden auf der offiziellen LULU Seite der Schaubühne ausgewiesen, üblicherweise sechs Wochen im voraus.
Würde mir wirklich freuen, wenn ihr kommt. Für SW-AktivistInnen gibt es selbstverständlich Rabatt bzw. stehen mir für jede Vorstellung ermässigte Karten zur Verfügung. Lasst mich beizeiten wissen, wann ihr kommen wollt, um alles zu organisieren evtl. auch günstige Übernachtungsmöglichkeiten.
liebe grüsse
Ariane
Im März finden aus o.g. Gründen keine Vorstellungen statt (bitte hochscrollen bzgl. Theaterfestival), dafür Anfang April. Die Termine werden auf der offiziellen LULU Seite der Schaubühne ausgewiesen, üblicherweise sechs Wochen im voraus.
Würde mir wirklich freuen, wenn ihr kommt. Für SW-AktivistInnen gibt es selbstverständlich Rabatt bzw. stehen mir für jede Vorstellung ermässigte Karten zur Verfügung. Lasst mich beizeiten wissen, wann ihr kommen wollt, um alles zu organisieren evtl. auch günstige Übernachtungsmöglichkeiten.
liebe grüsse
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Hallo Ariane,
danke für deine Antwort, also April passt uns sehr gut. Werde Dir jedenfalls vorher rechtzeitig Bescheid geben.
Mit Übernachtung habe ich Daydreams Hotelkarte, das ist kostenlose Übernachtungen in Vertragshotel, muss nur die Mindestverpflegung zahlen.
Danke. Wir freuen uns jetzt schon riesig, auch Dich kennen zu lernen.
Liebe Grüsse
Fraences
danke für deine Antwort, also April passt uns sehr gut. Werde Dir jedenfalls vorher rechtzeitig Bescheid geben.
Mit Übernachtung habe ich Daydreams Hotelkarte, das ist kostenlose Übernachtungen in Vertragshotel, muss nur die Mindestverpflegung zahlen.
Danke. Wir freuen uns jetzt schon riesig, auch Dich kennen zu lernen.
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RE: Dringend: 20-30 Sexworkerinnen für Theaterstück gesucht!
LULU-die Nuttenrepublik
Vorankündigung: wir spielen wieder Theater am 6. und 7. April um 20h an der Schaubühne. Die Termine werden ca. sechs Wochen vorher offiziell auf der Website der Schaubühne angekündigt, wo es auch einen Link zum Ticketing gibt. Verifizierte SW und Aktivisten-Freunde können über mich ein rabattiertes Ticket bestellen, wobei mir nur ein begrenzten Karten-Kontingent zur Verfügung steht. Bitte Info über das Nachrichtensystem.
Hoffe, wir sehen uns bald!!
liebe grüsse
Ariane
Vorankündigung: wir spielen wieder Theater am 6. und 7. April um 20h an der Schaubühne. Die Termine werden ca. sechs Wochen vorher offiziell auf der Website der Schaubühne angekündigt, wo es auch einen Link zum Ticketing gibt. Verifizierte SW und Aktivisten-Freunde können über mich ein rabattiertes Ticket bestellen, wobei mir nur ein begrenzten Karten-Kontingent zur Verfügung steht. Bitte Info über das Nachrichtensystem.
Hoffe, wir sehen uns bald!!
liebe grüsse
Ariane

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Theaterstück abgesetzt!
Blamabel. Für alle Seiten. Und Konsequenzen für unser Theaterstück.
Zur Aktion vor der Schaubühne am 27. März: folgenden Text und mehr habe ich bereits als Ariane, nicht in meiner Rolle als Moderatorin, im Sexworker Forum gepostet, im informellen, wie auch öffentlichen Bereich, wird gleich auch auf meinem Blog erscheinen und wird der Schaubühne und den Beteiligten zugemailt:
Um was geht es?
Diskussionsveranstaltung
www.schaubuehne.de/de_DE/program/detail/8881166
Originaltext
»Streitraum«
Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution
Lydia Cacho und Heribert Prantl (angefragt) im Gespräch mit Carolin Emcke.
Mit Sklaverei wird mehr Geld verdient als mit Drogen- oder Waffenhandel. In einer abenteuerlichen Recherche von Asien über Europa bis Nord- und Südamerika hat die mexikanische Menschenrechtlerin Lydia Cacho die Wege der Menschenhändler verfolgt. In ihrem neuen Buch (sic! mit dem reisserischen Aufmacher, Anm. v. mir) »Sklaverei. Im Inneren des Milliardengeschäfts Menschenhandel«erzählt sie von dem System an Versprechen und Verbrechen an Kindern und Mädchen, von dem Mythos der Freiwilligkeit der Prostitution, und sie diskutiert die liberalen Gesetze, die die moderne Ausbeutung und Sklaverei zulassen. Für ihre investigativen Arbeiten wurde Lydia Cacho mehrfach ausgezeichnet: 2007 mit dem Amnesty International Ginetta Sagan Award for Women and Children’s Rights sowie dem IWMF (International Women’s Media Foundation) Courage in Journalism Award, 2008 mit dem UNESCO/Guillermo Cano World Press Freedom Prize und zuletzt 2009 mit dem PEN Canada One Humanity Award.
Der Streitraum ist eine Veranstaltung der Schaubühne am Lehniner Platz und der Bundeszentrale für politische Bildung.
Termine
27.03.2011, 12.00 Uhr"
Darauf folgte ein sog. Offener Brief an die Schaubühne sowie Presseerklärung im Anhang, den ich nicht initiiert, aber unterschrieben habe.
"Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind eine Gruppe von SexarbeiterInnen und unsere GenossInnen. Ein paar von uns machen bei »Lulu - Die Nuttenrepublik« nach Frank Wedekind mit, ein aktuelles Stück an der Schaubühne, das noch einige Monate laufen soll. Wedekinds Klassiker wird ergänzt durch zeitgenössische biografische Berichte von Frauen über , Beruf und Prostitution. Mit großer Verärgerung haben wir erfahren, dass Ihr Haus an diesem kommenden Sonntag zu »Streitraum - Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution- Lydia Cacho im Gespräch mit Carolin Emcke« einlädt – eine Veranstaltung über Menschenhandel im Kontext von Sexarbeit.
Im Dezember hatte das Stück »Lulu - Die Nuttenrepublik« unter Regie von Volker Lösch Premiere. Durch die direkte Zusammenarbeit mit sowohl echten Sexarbeiterinnen als auch Schauspielerinnen im Chor geht es in seinem Stück unter anderem darum, die Erfahrungen von Prostituierten, ob aktiv oder ehemalig, zum Thema zu machen und ihnen selbst eine Stimme zu geben, ihnen endlich einmal zuzugestehen, für sich selbst zu sprechen, aus ihrem eigenen Alltag heraus zu ihren eigenen Perspektiven auf ihre Arbeit.
Diese Entscheidung war Teil des Versuchs, die minorisierte Position und das Stigma zu korrigieren, denen SexarbeiterInnen heute in unsrer Gesellschaft ausgesetzt sind, Teil des Versuchs, jenseits der gängigen Mythen und Vorurteile Diskurse zu öffnen.
Die Chorsequenzen in »Lulu - Die Nuttenrepublik« ermuntern das Publikum, Prostituierte als Akteurinnen ihres Lebens zu sehen, ihre Arbeit und Entscheidungen zu respektieren, und sie nicht zu diskriminieren oder als Opfer zu sehen, die nicht für sich selber sprechen können.
Das Thema Menschenhandel lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die zeitgenössische weltweite Industrie der Ausbeutung von Menschen, und es geht uns nicht darum, die Wichtigkeit dieses Themas zu unterhöhlen.
Der Diskurs über Menschenhandel jedoch ist eine komplexe Angelegenheit und wurde in den letzten 15 Jahren vor allem als Sprungbrett für Anti-Prostitutions-Meinungsmache rund um die Welt benutzt. Viele derjenigen, die Sexarbeit aus einer Unmenge von Gründen, einschließlich moralischen, ablehnen, verstecken sich heute hinter der “Anti-Menschenhandel-Maske” als Strategie, um ihre Anti-Prostitutions-Haltung voranzubringen.
Dieser Anti-Menschenhandel-Diskurs ist in Europa konsequent dafür genutzt worden, die Eigenständigkeit von Prostituierten zu untergraben und ihnen die Rolle von Opfern zuzuweisen, für die gehandelt werden muss und die “gerettet” werden müssen- damit zieht man ihnen den Boden unter den Füßen weg. Derselbe Diskurs wird überall in Europa dazu genutzt, Gesetzgebungen durchzubringen, die SexarbeiterInnen noch mehr marginalisieren und ihnen die Möglichkeit nehmen, über ihre Arbeit selbst zu bestimmen, so zum Beispiel Gesetze, die Kunden von Prostituierten kriminalisieren.
Beim Großteil der Fälle von Menschenhandel in Deutschland geht es um andere Arbeitsfelder als die Sexindustrie. Dennoch ist der Fokus bei Menschenhandelsdiskussion immer Prostitution, er funktioniert so als Strategie, Sexarbeit als sozial unrechtmäßig darzustellen.
Die Veranstaltung »Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution. Lydia Cacho im Gespräch mit Carolin Emcke« ist keine Ausnahme: Die Autorin des Buches, die am Sonntag ihr Werk vorstellen will, verhandelt Prostitution und Menschenhandel so, als seien sie ein und dasselbe, und es handelt sich um eine Werbeveranstaltung für eine klare Anti-Sexarbeits-Haltung.
Die Schaubühne hat sich dafür entschieden, ein Stück über und mit Sexarbeiterinnen zu bringen und bekennt sich damit zu sozialen Themen und minorisierten Gruppen. Durch die direkte Zusammenarbeit mit Prostituierten hat die Schaubühne auch die Früchte der Präsenz der Sexarbeiterinnen geerntet, eine Präsenz, deren Authentizität das Renommeé des Schauspielhauses vergrößert. Deshalb ist es für uns ein Schock und ein Ärgernis, dass die Schaubühne bereit ist, eine öffentliche Diskussion in ihrem Haus zuzulassen, die dazu gedacht ist, die Legitimität unserer Arbeit und unserer zu untergraben.
Es ist beschämender Standard geworden, dass SexarbeiterInnen – diejenigen, die vom Diskurs und den Gesetzgebungen direkt betroffen sind- nicht zu Veranstaltungen eingeladen werden und ihre Stimme verschwiegen wird, statt dessen wird Raum gemacht für selbsterklärte Experten und Strateginnen.
Es ist extrem respektlos, dass eine Theaterleitung und künstlerische Leitung, die aktuell von einem ganzen Stab von Sexarbeiterinnen profitiert, uns nicht nur nicht einladen, sondern uns nicht einmal informieren, dass ein Event stattfindet, das uns dämonisiert und das für Sichtweisen eintritt, die unsere Leben und zukünftigen Arbeitspotentiale direkt beeinflussen.
Wir rufen die Schaubühne auf
-Die Veranstaltung »Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution. Lydia Cacho im Gespräch mit Carolin Emcke« umgehend abzusagen
-Solidarisch mit ihren Darstellerinnen zu sein und sie mit Events zu unterstützen statt ihnen zu schaden! Ganz besonders, wenn es um Mitarbeiterinnen aus marginalisierten Gruppen geht! Das bedeutet konkret, keine Veranstaltungen ohne unsere offizielle Teilnahme zuzulassen, die Antiprostitutions-Diskurse fördern.
Falls die Veranstaltung »Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution. Lydia Cacho im Gespräch mit Carolin Emcke« stattfindet, dann ohne unsere Zustimmung und unter Missachtung unseres Wohlergehens und Kampfes für Respekt und würdige Existenzgrundlagen.
Mit verärgerten Grüßen
Liad Kantorowicz
Anna Peak
Ariane/Goldschwanz
Theodora Becker
Lolette
Carmen Amicitiae
Nada Niente
Aoife Nic Seáin O'Neill
Nina Sonnenschein
Support Forum sexworker.at
Hydra e.V.
Hydra e.V.
Köpenicker Straße 187/188
D-10997 Berlin (Kreuzberg)
Fon: 030 - 611 00 23
Fax: 030 - 611 00 21
E - Mail: hydraberlin@googlemail.com"
Mit Antwort von Herrn Barner vom 25.3.2011, 10:45, Direktor der Schaubühne wie folgt:
Sehr geehrte Unterzeichnete des unten aufgeführten „Offenen Briefes“,
zu dem wir kurz folgendes mitteilen möchten:
Zwar mußten wir den STREITRAUM am kommenden Sonntag wegen der Erkrankung von
Frau Cacho jetzt leider absagen. *Das hat aber nichts mit Ihrem Brief zu tun*: sowohl inhaltlich wie auch in der Form ist Ihr Anliegen für uns nicht
nachvollziehbar.
Wie sich aus dem Titel und aus unseren sonstigen die Veranstaltung betreffenden Veröffentlichungen (Leporello, website) ergibt, sollte sich der STREITRAUM „Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution“ am 27. März mit dem Problem des *Sklavenhandels *beschäftigen, der *eine* Grundlage des Geschäfts mit der Prostitution ist. Nicht die Diskriminierung von „Sex-Arbeit“ war das Thema, sondern es sollte darum gehen, die verbrecherischen Mechanismen zu beleuchten, die Menschen auf das Grausamste entrechten, um Profite zu generieren.
Das Thema „Sklavenhandel“ könnte man natürlich ebenso am Beispiel der Kinderarbeit oder anderen Ausbeutungssachverhalten diskutieren, wir haben
uns aber dazu entschlossen, dies im Zusammenhang mit der Prostitution zu tun. Auch wenn Sie dies für falsch halten, gehen wir davon aus, daß Sie uns erlauben, dazu eine andere Meinung zu haben und zu artikulieren. An dieser Stelle gestatten Sie noch folgende Anmerkung: Lydia Cacho, die Autorin des
Buches, das im Mittelpunkt des STREITRAUMS am Sonntag stehen sollte, ist imVerlauf der Recherche zu ihrem letzten Buch verschleppt und gefoltert worden; sie hat eine Niere verloren. Schon daran zeigt sich, wie aktuell dasThema ist.
Unverständlich erscheint uns der Zusammenhang, den Sie zur Produktion LULU herstellen: was hat der offene Ansatz, mit dem in dieser Inszenierung mit dem Thema „Sexarbeit“ umgegangen wird, mit den unerträglichen, unmenschlichen Zuständen zu tun, die es in Verbindung zur Prostitution *auch* gibt? Wieso fühlen *Sie* sich stigmatisiert, wenn in der Schaubühne über *
Sklaverei* diskutiert werden soll? Es sollte doch wohl auch in Ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse sein, Ihren Beruf ohne Gewalt und Zwang von außen ausüben zu können?! Wenn Sie ihre Anliegen ernst nehmen, müßten Sie sich doch geradezu an der Diskussion unter dem Motto *„Freie Sexarbeit: ja,
Zwangs-Sexarbeit: nein“* beteiligen!
Nicht weiter eingehen möchten wir auf die Frage, woher Sie eigentlich die Legitimation nehmen, die Schaubühne „zur Absage einer Veranstaltung“ aufzufordern bzw. „eine offizielle Teilnahme für Hydra e.V.“ zu reklamieren.
Mit freundlichen Grüßen
Friedrich Barner.
schaubühne am lehniner platz
Dr. Friedrich Barner - Direktor
Kurfürstendamm 153, 10709 Berlin
Tel.: 030/89002-112, Fax: 030/89002-190
Daraufhin folgte folgende Presseerklärung der Initiatoren des Protests:
Pressemitteilung Freitag 25.3.2011
Streit zwischen Huren und Schaubühne eskaliert!!!
Nachdem Prostituierte die Schaubühne aufgefordert hatten, eine öffentliche Diskussionsveranstaltung, die für diesen Sonntag geplant war, abzusagen, die die Autonomie und Selbstbestimmung in der Sexarbeit als "Mythos" darstellt und zu der keine Prostituierten eingeladen waren, reagierte das Theaterhaus mit Unverständnis und Hochmut und stellte klar, dass das Event wegen Krankheit und keinesfalls wegen des Protestes der Sexarbeiterinnen abgesagt wurde.
Deshalb wird es am Sonntagmorgen um 11.30 Uhr statt der Lesung "Moderner Sklavenhandel - oder das große Geschäft mit der Prostitution" vor der Schaubühne eine öffentliche Übergabe des begehrten Preises "Unsolidarischste Aktion des Jahres" an die Schaubühne in Form einer riesigen gefesselten und geknebelten Gummipuppe geben, die als "Kunst am Bau" das Dach des Theaterhauses schmücken soll.
Sonntagmorgen Hurenprotest
Sonntag 27.03.11, 11 Uhr
Schaubühne am Lehniner Platz
Kurfürstendamm 153
10709 Berlin
Im Dezember 2010 hatte das Stück "Lulu- die Nuttenrepublik" an der Schaubühne Premiere, ein aktuelles Stück, das gemeinsam mit Prostituierten entwickelt wurde und in dem sie auftreten. Mit dieser Entscheidung hat die Schaubühne Sexarbeiterinnen das Recht zugestanden, Arbeit Arbeit zu nennen, und das Recht, für sich selbst zu sprechen.
Deshalb ist es äußerst ärgerlich, dass die Schaubühne an diesem Sonntag - während der Spielzeit von "Lulu- die Nuttenrepublik" - in ihrem Haus die Diskussion "Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution" veranstalten wollte, die sich dem Thema Menschenhandel im Zusammenhang mit Prostitution ist widmen sollte. Mit der Gleichsetzung von Prostitution und Menschenhandel und mit der Rede vom "Mythos freiwillige Prostitution" wird in der Ankündigung zu dieser Veranstaltung einer klaren Anti-Sexarbeits-Position Ausdruck verliehen.
Menschenhandel ist ein Verbrechen, das bekämpft werden muss, es handelt sich jedoch um ein komplexes Thema. In den letzten 15 Jahren wird es benutzt, um SexarbeiterInnen zu unterdrücken, ihr gesellschaftliches Standing zu marginalisieren und repressive Prostitutionsgesetze zu fordern.
Beim Großteil der Fälle von Menschenhandel in Deutschland geht es heute um andere Arbeitsfelder als die Sexindustrie. Dennoch ist der Fokus bei der Diskussion um Menschenhandel immer auf der Prostitution, und sie funktioniert so als Strategie, Sexarbeit als sozial unrechtmäßig darzustellen.
Wir SexarbeiterInnen - hier Aufgewachsene und woanders Aufgewachsene, zur Zeit im Business Tätige und Ehemalige, Beteiligte und Nichtbeteiligte an LULU - sagen:
Keine öffentliche Diskussion über uns ohne die Anwesenheit von Prostituierten!
Legale Immigration für SexarbeiterInnen, um Ausbeutung vorzubeugen, statt Verschärfung von Prostitutionsgesetzen!
Schaubühne - seid solidarisch mit euren Darstellerinnen, die Prostituierte sind oder waren!
mein Kommentar vom 26. März per Mail an die Initiatoren des Protests sowie im internen Bereich des von mir mit-moderierten sexworker-forums:
"Ohne mich. Hab dazu gerade bei Facebook folgendes veröffentlicht:
"Ehrlich gesagt, finde ich es gelinde gesagt peinlich, weiterhin Politik zu machen zu einer Veranstaltung, die längst abgesagt wurde, und das Theaterstück LULU, das ich mit Volker Lösch initiiert habe, wird dazu instrumentalisiert. Von der Schaubühnen-Seite als Sexworkerin nicht zur Diskussionsveranstaltung eingeladen worden zu sein, finde ich genau so peinlich, da es kein realer Streitraum gewesen wäre. Also lasst die LULU mal aussen vor, es ist "eure" Veranstaltung. Was veranstaltet ihr denn das sonstige Jahr über?"
Jetzt sind die Schilder umsonst bemalt und endlich wollte man mal öffentlichen Aktivismus vortäuschen, der in Berlin sonst nicht passiert.
Die Veranstaltung ist geplatzt und weshalb da noch eine Demo ausrichten?
Ob die Autorin nun krank ist oder andere Gründe vorliegen, das Thema ist vorläufig vom Berliner Tisch und wir dürften eigentlich dankbar dafür sein. Ich zumindest. Dieses Nachkarten ist in meinen Augen billiger Aktivismus; ich sehe hier persönlich keinen Sinn."
****
aktuell, da mittlerweile schon darüber nachgedacht wird, hinsichtlich der aktuellen EMMA Ausgabe mit Themenschwerpunkt Prostitution und unsäglichen Beiträgen eine Protestkundgebung vor der Schaubühne auszurufen, habe ich folgenden Kommentar verfasst:
"Das Theaterstück und ihre Darstellerinnen für einen billigen Aktionismus zu instrumentalisieren halte ich persönlich für unanständig. Die letzte Aktion hat dem Theaterstück und uns Choristinnen mehr geschadet, denn genutzt, im übrigen auch der Glaubwürdigkeit von seit Jahren integren Aktivisten, wenn nicht sogar der SW-Community überhaupt.
Wie ich bereits darlegte, habe ich mich für die DEMO, die schlussendlich aus 5-6 Sexworkern zustande kam (keine unserer Theater-Choristinnen, inkl. meiner Person war anwesend) nicht stark gemacht und nur den Brief mitunterschrieben, der auf Initiative von einigen Sexworkern im Verein von Hydra e.V. zustande kam, da ich das vorgebrachte Argument, dass zu einem Streitraum eine Sexworkerin aufs Podium gehört, als schlüssig empfand. Die Veranstaltung wurde seitens der Schaubühne bereits am Donnerstag vor der Demo am Sonntag aus Krankheitsgründen der Autorin Lydia Cacho abgesagt und der Brief seitens der Schaubühne nicht sonderlich gutgeheissen, mit Hinweis auf die Leidensgeschichte der Folter, die Lydia Cacho während ihrer Recherchen zum Buch gemacht hatte. Insofern ist der Zusammenhang zwischen dem Grund der Absage der Veranstaltung konsistent und kein Ergebnis des von einigen Aktiven signierten Briefes.
Trotz der Absage der Veranstaltung wurde die Demo abgehalten, was ich für völlig unsinnig hielt und nach wie vor halte. Wäre die Veranstaltung nicht abgesagt worden, hätte ich mich zumindest in der Diskussion vor Ort zu Wort gemeldet, da es noch die rationalste Form der Auseinandersetzung ist.
Nunmehr ist das Theaterstück, das seine letzten Vorstellungen im Juni hat, abgesetzt worden. Wir haben bislang 10 von 12 Vorstellungen in unserem Vertragszeitraum gespielt, die von der Zahl sehr wenig sind.
Üblicherweise sind 40 Vorstellungen über einen verlängerten Zeitraum (ein Jahr und mehr) üblich, wenn ein Stück halbwegs gut läuft (wie beim Lösch Vorgänger Berlin Alexanderplatz im gleichen Haus), bevor es abgesetzt wird. Permanent ausverkaufte Stücke laufen unendlich.
Das Stück war bislang entweder ausverkauft oder mit 90% Zuschauern belegt, was eine sehr gute Quote ist, insbesondere vor dem Hintergrund, das es in den letzten Monaten und bis Juni nur zweimonatlich gespielt wurde/wird. Ein Stück, das in aller Munde ist, sollte monatlich gespielt werden, dann kann man mit ausverkauftem Haus rechnen, nicht wenn es zweimonatlich gespielt wird.
Die Schaubühne begründet das Absetzen des Stücks mit dem angeblich schlechten Karten-Verkauf, ist jedoch bewiesenermassen falsch, da alle bisherigen Vorstellungen entweder ausverkauft oder mit 90% nahezu ausverkauft waren. Desweiteren ist die Hauptdarstellerin der LULU schwanger geworden, ebenfalls kein Grund ein Stück abzusetzen, da nach Ende des Mutterschaftsurlaubs das Stück wieder angesetzt werden könnte, was offensichtlich nicht im Sinne der Theaterleitung ist.
Hier ist noch zu vermerken, dass man ein Stück kaputt machen kann, wenn es nur zweimonatlich gespielt wird, üblicherweise ist bei entsprechend genanntem Kartenverkauf allmonatlich 3-4 Vorstellungen. Im Februar gab es übrigens auch nur zwei Vorstellungen wie im April. Im Februar musste aus Krankheitsgründen der Hauptdarstellerin eine fast ausverkaufte Vorstellung sehr sehr kurzfristig abgesagt werden, weshalb es auch nur eine einzelne Vorstellung gab. Die letzten beiden Vorstellungen finden nach derzeitiger Planung im Juni statt. Ende Juli wäre unser Vertrag ausgelaufen bzw. verlängert worden, bevor man am Theater in die Sommerpause geht; darüber wird üblicherweise Monate früher entschieden, nämlich in den letzten Wochen. Ich gehe davon aus, daß die Aktivisten-Aktion, die weder Grund für die Absage des Streitraums war, noch aus Choristinnen des Stück inkl. meiner Person bestand und auch nicht befürwortet wurde, ein Grund ist, der die Theaterleitung zu ihrer Entscheidung veranlasst hat. Ich lasse die Theaterleitung ebenfalls von dieser persönlichen Notiz wissen, möglicherweise sind sie im Irrglauben, dass unsere Choristinnen bei dieser sinnlosen Aktion beteiligt waren.
Ich kann die Demo an der Schaubühne nicht als Zeichen von "Mut" bewerten, sondern nur als billigen Aktivismus, sich selbst ins Gespräch zu bringen. Sorry. Ich sehe keinen Sinn darin, zu einer Demo gegen ... aufzurufen, wenn die Veranstaltung Tage vorher abgesagt wurde und dann mit einer Handvoll Personen und Plakaten vor einer leeren Schaubühne zu stehen und sich vor der Presse lächerlich zu machen ("Skuril-Demo" titelte die BZ). Dies schadet nur unserer Glaubwürdigkeit und der SW-Community im allgemeinen, jenen, die sich dazu zählen, aber auch nicht dazu zählen und in diesem Gewerbe beschäftigt sind. Ich bin stinksauer über den ganzen Vorgang.
Das ökonomische Argument des mangelnden Vor- und Abverkaufs der Karten ist das einzige Argument, das dem Regisseur vorgetragen wurde, und wissentlich falsch, da die Verkaufszahlen vorliegen.
Nun ist also der ganze Vorgang zu einem Machtspiel geworden, anders kann ich es mir nicht erklären, lächerlich auch, dass es einen Mitschnitt zum Stück gibt, den wir Choristinnen mit je 13€ käuflich als DVD erwerben dürfen. Vielen Dank für diese freundliche Geste an die mit Millionen subventionierte Schaubühne!!
Ich bin sowohl enttäuscht von all jenen, die sich an der absurden Protestaktion vor der Schaubühne beteiligten und gutheissen als auch von der Theaterleitung, da ihr einzig vorgebrachtes Argument wissentlich falsch ist; dass niemand aus dem Chor in den Streitraum eingeladen wurde, finde ich nach wie vor für höchst unanständig, respektlos, ignorant und sonstwas.
Trotzdem:
Ich bitte jeden, für weitere Protestaktionen alle Sexworker, die am Theaterstück beteiligt sind, sowie die Theaterproduktion selbst, die Lösch und ich initiiert haben, nicht weiter für Aktionen zu instrumentalisieren und in unserem Namen zu sprechen.
Danke!
mfg Ariane
ps: da es wichtig ist; ich habe voller Unverständnis den Kopf geschüttelt, als ich die Erstversion des Briefes erhielt, mit den Absätzen, die sich mit dem Theaterstück beschäftigen. Eine völlige Unkenntnis des Stücks, so kann man es nennen, wurde offenbar, indem z.B. von LULU-der Nuttenrepublik als ein Stück über Prostitution geschrieben wurde, noch mehr Unverständnis als die albernen Theaterkritiken, die ich zu Gesicht bekam.
Eine Gemeinheit auch, dass das Goldschwanz-Manifest überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wurde, aber inhaltlich sehr wichtig ist, objektiv betrachtet, auch wenn ich es geschrieben habe. Das hat nichts mit Eitelkeit zu tun. Einzig und allein die Junge Welt hat dies in einer Rezension gewürdigt, kein anderer Theaterkritiker, kein deutscher SW-Aktivist, der sich vor Ort einfand. Zudem steht der Text im Programm und ist auf meinem Blog zugänglich.
Ich frage mich ernsthaft, ob ein Engagement in dieser Bewegung sinnvoll ist und muss gestehen, dass ich dies mittlerweile nicht sehr optimistisch sehe. Einzig und allein von Sexworkern im Ausland, mit denen ich virtuell vernetzt bin, bekam ich überhaupt ein Feedback. Von einigen deutschen SW wurde gemutmasst, dass ich all die Anstrengungen mache, weil sie meiner Eitelkeit nützen? Neee, wirklich nicht. Ohne diesen aktiven Part hätte ich als aktive Sexworkerin, die sich nicht mit Zweitnicks verschanzt, mehr Vorteile, nicht nur materielle. Von Beginn des Aufrufs zum Theaterstück, wo ich Kolleginnen suchte, war ich Häme, Drohungen, Hacken meines Computers und Telefons und nach den Vorstellungen Leisetreterei und Ignoranz ausgesetzt, sei es von den Reaktionen halbgebildeter sog. Theater-Kritiker als auch von Sexworkern selbst. Darauf kann ich wirklich verzichten. Ich kann meine Energie, auch gewinnbringend, wirklich an anderer Stelle sinnvoller einsetzen."
Soviel zur Transparenz der Vorgänge.
Zur Aktion vor der Schaubühne am 27. März: folgenden Text und mehr habe ich bereits als Ariane, nicht in meiner Rolle als Moderatorin, im Sexworker Forum gepostet, im informellen, wie auch öffentlichen Bereich, wird gleich auch auf meinem Blog erscheinen und wird der Schaubühne und den Beteiligten zugemailt:
Um was geht es?
Diskussionsveranstaltung
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Lydia Cacho und Heribert Prantl (angefragt) im Gespräch mit Carolin Emcke.
Mit Sklaverei wird mehr Geld verdient als mit Drogen- oder Waffenhandel. In einer abenteuerlichen Recherche von Asien über Europa bis Nord- und Südamerika hat die mexikanische Menschenrechtlerin Lydia Cacho die Wege der Menschenhändler verfolgt. In ihrem neuen Buch (sic! mit dem reisserischen Aufmacher, Anm. v. mir) »Sklaverei. Im Inneren des Milliardengeschäfts Menschenhandel«erzählt sie von dem System an Versprechen und Verbrechen an Kindern und Mädchen, von dem Mythos der Freiwilligkeit der Prostitution, und sie diskutiert die liberalen Gesetze, die die moderne Ausbeutung und Sklaverei zulassen. Für ihre investigativen Arbeiten wurde Lydia Cacho mehrfach ausgezeichnet: 2007 mit dem Amnesty International Ginetta Sagan Award for Women and Children’s Rights sowie dem IWMF (International Women’s Media Foundation) Courage in Journalism Award, 2008 mit dem UNESCO/Guillermo Cano World Press Freedom Prize und zuletzt 2009 mit dem PEN Canada One Humanity Award.
Der Streitraum ist eine Veranstaltung der Schaubühne am Lehniner Platz und der Bundeszentrale für politische Bildung.
Termine
27.03.2011, 12.00 Uhr"
Darauf folgte ein sog. Offener Brief an die Schaubühne sowie Presseerklärung im Anhang, den ich nicht initiiert, aber unterschrieben habe.
"Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind eine Gruppe von SexarbeiterInnen und unsere GenossInnen. Ein paar von uns machen bei »Lulu - Die Nuttenrepublik« nach Frank Wedekind mit, ein aktuelles Stück an der Schaubühne, das noch einige Monate laufen soll. Wedekinds Klassiker wird ergänzt durch zeitgenössische biografische Berichte von Frauen über , Beruf und Prostitution. Mit großer Verärgerung haben wir erfahren, dass Ihr Haus an diesem kommenden Sonntag zu »Streitraum - Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution- Lydia Cacho im Gespräch mit Carolin Emcke« einlädt – eine Veranstaltung über Menschenhandel im Kontext von Sexarbeit.
Im Dezember hatte das Stück »Lulu - Die Nuttenrepublik« unter Regie von Volker Lösch Premiere. Durch die direkte Zusammenarbeit mit sowohl echten Sexarbeiterinnen als auch Schauspielerinnen im Chor geht es in seinem Stück unter anderem darum, die Erfahrungen von Prostituierten, ob aktiv oder ehemalig, zum Thema zu machen und ihnen selbst eine Stimme zu geben, ihnen endlich einmal zuzugestehen, für sich selbst zu sprechen, aus ihrem eigenen Alltag heraus zu ihren eigenen Perspektiven auf ihre Arbeit.
Diese Entscheidung war Teil des Versuchs, die minorisierte Position und das Stigma zu korrigieren, denen SexarbeiterInnen heute in unsrer Gesellschaft ausgesetzt sind, Teil des Versuchs, jenseits der gängigen Mythen und Vorurteile Diskurse zu öffnen.
Die Chorsequenzen in »Lulu - Die Nuttenrepublik« ermuntern das Publikum, Prostituierte als Akteurinnen ihres Lebens zu sehen, ihre Arbeit und Entscheidungen zu respektieren, und sie nicht zu diskriminieren oder als Opfer zu sehen, die nicht für sich selber sprechen können.
Das Thema Menschenhandel lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die zeitgenössische weltweite Industrie der Ausbeutung von Menschen, und es geht uns nicht darum, die Wichtigkeit dieses Themas zu unterhöhlen.
Der Diskurs über Menschenhandel jedoch ist eine komplexe Angelegenheit und wurde in den letzten 15 Jahren vor allem als Sprungbrett für Anti-Prostitutions-Meinungsmache rund um die Welt benutzt. Viele derjenigen, die Sexarbeit aus einer Unmenge von Gründen, einschließlich moralischen, ablehnen, verstecken sich heute hinter der “Anti-Menschenhandel-Maske” als Strategie, um ihre Anti-Prostitutions-Haltung voranzubringen.
Dieser Anti-Menschenhandel-Diskurs ist in Europa konsequent dafür genutzt worden, die Eigenständigkeit von Prostituierten zu untergraben und ihnen die Rolle von Opfern zuzuweisen, für die gehandelt werden muss und die “gerettet” werden müssen- damit zieht man ihnen den Boden unter den Füßen weg. Derselbe Diskurs wird überall in Europa dazu genutzt, Gesetzgebungen durchzubringen, die SexarbeiterInnen noch mehr marginalisieren und ihnen die Möglichkeit nehmen, über ihre Arbeit selbst zu bestimmen, so zum Beispiel Gesetze, die Kunden von Prostituierten kriminalisieren.
Beim Großteil der Fälle von Menschenhandel in Deutschland geht es um andere Arbeitsfelder als die Sexindustrie. Dennoch ist der Fokus bei Menschenhandelsdiskussion immer Prostitution, er funktioniert so als Strategie, Sexarbeit als sozial unrechtmäßig darzustellen.
Die Veranstaltung »Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution. Lydia Cacho im Gespräch mit Carolin Emcke« ist keine Ausnahme: Die Autorin des Buches, die am Sonntag ihr Werk vorstellen will, verhandelt Prostitution und Menschenhandel so, als seien sie ein und dasselbe, und es handelt sich um eine Werbeveranstaltung für eine klare Anti-Sexarbeits-Haltung.
Die Schaubühne hat sich dafür entschieden, ein Stück über und mit Sexarbeiterinnen zu bringen und bekennt sich damit zu sozialen Themen und minorisierten Gruppen. Durch die direkte Zusammenarbeit mit Prostituierten hat die Schaubühne auch die Früchte der Präsenz der Sexarbeiterinnen geerntet, eine Präsenz, deren Authentizität das Renommeé des Schauspielhauses vergrößert. Deshalb ist es für uns ein Schock und ein Ärgernis, dass die Schaubühne bereit ist, eine öffentliche Diskussion in ihrem Haus zuzulassen, die dazu gedacht ist, die Legitimität unserer Arbeit und unserer zu untergraben.
Es ist beschämender Standard geworden, dass SexarbeiterInnen – diejenigen, die vom Diskurs und den Gesetzgebungen direkt betroffen sind- nicht zu Veranstaltungen eingeladen werden und ihre Stimme verschwiegen wird, statt dessen wird Raum gemacht für selbsterklärte Experten und Strateginnen.
Es ist extrem respektlos, dass eine Theaterleitung und künstlerische Leitung, die aktuell von einem ganzen Stab von Sexarbeiterinnen profitiert, uns nicht nur nicht einladen, sondern uns nicht einmal informieren, dass ein Event stattfindet, das uns dämonisiert und das für Sichtweisen eintritt, die unsere Leben und zukünftigen Arbeitspotentiale direkt beeinflussen.
Wir rufen die Schaubühne auf
-Die Veranstaltung »Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution. Lydia Cacho im Gespräch mit Carolin Emcke« umgehend abzusagen
-Solidarisch mit ihren Darstellerinnen zu sein und sie mit Events zu unterstützen statt ihnen zu schaden! Ganz besonders, wenn es um Mitarbeiterinnen aus marginalisierten Gruppen geht! Das bedeutet konkret, keine Veranstaltungen ohne unsere offizielle Teilnahme zuzulassen, die Antiprostitutions-Diskurse fördern.
Falls die Veranstaltung »Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution. Lydia Cacho im Gespräch mit Carolin Emcke« stattfindet, dann ohne unsere Zustimmung und unter Missachtung unseres Wohlergehens und Kampfes für Respekt und würdige Existenzgrundlagen.
Mit verärgerten Grüßen
Liad Kantorowicz
Anna Peak
Ariane/Goldschwanz
Theodora Becker
Lolette
Carmen Amicitiae
Nada Niente
Aoife Nic Seáin O'Neill
Nina Sonnenschein
Support Forum sexworker.at
Hydra e.V.
Hydra e.V.
Köpenicker Straße 187/188
D-10997 Berlin (Kreuzberg)
Fon: 030 - 611 00 23
Fax: 030 - 611 00 21
E - Mail: hydraberlin@googlemail.com"
Mit Antwort von Herrn Barner vom 25.3.2011, 10:45, Direktor der Schaubühne wie folgt:
Sehr geehrte Unterzeichnete des unten aufgeführten „Offenen Briefes“,
zu dem wir kurz folgendes mitteilen möchten:
Zwar mußten wir den STREITRAUM am kommenden Sonntag wegen der Erkrankung von
Frau Cacho jetzt leider absagen. *Das hat aber nichts mit Ihrem Brief zu tun*: sowohl inhaltlich wie auch in der Form ist Ihr Anliegen für uns nicht
nachvollziehbar.
Wie sich aus dem Titel und aus unseren sonstigen die Veranstaltung betreffenden Veröffentlichungen (Leporello, website) ergibt, sollte sich der STREITRAUM „Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution“ am 27. März mit dem Problem des *Sklavenhandels *beschäftigen, der *eine* Grundlage des Geschäfts mit der Prostitution ist. Nicht die Diskriminierung von „Sex-Arbeit“ war das Thema, sondern es sollte darum gehen, die verbrecherischen Mechanismen zu beleuchten, die Menschen auf das Grausamste entrechten, um Profite zu generieren.
Das Thema „Sklavenhandel“ könnte man natürlich ebenso am Beispiel der Kinderarbeit oder anderen Ausbeutungssachverhalten diskutieren, wir haben
uns aber dazu entschlossen, dies im Zusammenhang mit der Prostitution zu tun. Auch wenn Sie dies für falsch halten, gehen wir davon aus, daß Sie uns erlauben, dazu eine andere Meinung zu haben und zu artikulieren. An dieser Stelle gestatten Sie noch folgende Anmerkung: Lydia Cacho, die Autorin des
Buches, das im Mittelpunkt des STREITRAUMS am Sonntag stehen sollte, ist imVerlauf der Recherche zu ihrem letzten Buch verschleppt und gefoltert worden; sie hat eine Niere verloren. Schon daran zeigt sich, wie aktuell dasThema ist.
Unverständlich erscheint uns der Zusammenhang, den Sie zur Produktion LULU herstellen: was hat der offene Ansatz, mit dem in dieser Inszenierung mit dem Thema „Sexarbeit“ umgegangen wird, mit den unerträglichen, unmenschlichen Zuständen zu tun, die es in Verbindung zur Prostitution *auch* gibt? Wieso fühlen *Sie* sich stigmatisiert, wenn in der Schaubühne über *
Sklaverei* diskutiert werden soll? Es sollte doch wohl auch in Ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse sein, Ihren Beruf ohne Gewalt und Zwang von außen ausüben zu können?! Wenn Sie ihre Anliegen ernst nehmen, müßten Sie sich doch geradezu an der Diskussion unter dem Motto *„Freie Sexarbeit: ja,
Zwangs-Sexarbeit: nein“* beteiligen!
Nicht weiter eingehen möchten wir auf die Frage, woher Sie eigentlich die Legitimation nehmen, die Schaubühne „zur Absage einer Veranstaltung“ aufzufordern bzw. „eine offizielle Teilnahme für Hydra e.V.“ zu reklamieren.
Mit freundlichen Grüßen
Friedrich Barner.
schaubühne am lehniner platz
Dr. Friedrich Barner - Direktor
Kurfürstendamm 153, 10709 Berlin
Tel.: 030/89002-112, Fax: 030/89002-190
Daraufhin folgte folgende Presseerklärung der Initiatoren des Protests:
Pressemitteilung Freitag 25.3.2011
Streit zwischen Huren und Schaubühne eskaliert!!!
Nachdem Prostituierte die Schaubühne aufgefordert hatten, eine öffentliche Diskussionsveranstaltung, die für diesen Sonntag geplant war, abzusagen, die die Autonomie und Selbstbestimmung in der Sexarbeit als "Mythos" darstellt und zu der keine Prostituierten eingeladen waren, reagierte das Theaterhaus mit Unverständnis und Hochmut und stellte klar, dass das Event wegen Krankheit und keinesfalls wegen des Protestes der Sexarbeiterinnen abgesagt wurde.
Deshalb wird es am Sonntagmorgen um 11.30 Uhr statt der Lesung "Moderner Sklavenhandel - oder das große Geschäft mit der Prostitution" vor der Schaubühne eine öffentliche Übergabe des begehrten Preises "Unsolidarischste Aktion des Jahres" an die Schaubühne in Form einer riesigen gefesselten und geknebelten Gummipuppe geben, die als "Kunst am Bau" das Dach des Theaterhauses schmücken soll.
Sonntagmorgen Hurenprotest
Sonntag 27.03.11, 11 Uhr
Schaubühne am Lehniner Platz
Kurfürstendamm 153
10709 Berlin
Im Dezember 2010 hatte das Stück "Lulu- die Nuttenrepublik" an der Schaubühne Premiere, ein aktuelles Stück, das gemeinsam mit Prostituierten entwickelt wurde und in dem sie auftreten. Mit dieser Entscheidung hat die Schaubühne Sexarbeiterinnen das Recht zugestanden, Arbeit Arbeit zu nennen, und das Recht, für sich selbst zu sprechen.
Deshalb ist es äußerst ärgerlich, dass die Schaubühne an diesem Sonntag - während der Spielzeit von "Lulu- die Nuttenrepublik" - in ihrem Haus die Diskussion "Moderner Sklavenhandel – oder das große Geschäft mit der Prostitution" veranstalten wollte, die sich dem Thema Menschenhandel im Zusammenhang mit Prostitution ist widmen sollte. Mit der Gleichsetzung von Prostitution und Menschenhandel und mit der Rede vom "Mythos freiwillige Prostitution" wird in der Ankündigung zu dieser Veranstaltung einer klaren Anti-Sexarbeits-Position Ausdruck verliehen.
Menschenhandel ist ein Verbrechen, das bekämpft werden muss, es handelt sich jedoch um ein komplexes Thema. In den letzten 15 Jahren wird es benutzt, um SexarbeiterInnen zu unterdrücken, ihr gesellschaftliches Standing zu marginalisieren und repressive Prostitutionsgesetze zu fordern.
Beim Großteil der Fälle von Menschenhandel in Deutschland geht es heute um andere Arbeitsfelder als die Sexindustrie. Dennoch ist der Fokus bei der Diskussion um Menschenhandel immer auf der Prostitution, und sie funktioniert so als Strategie, Sexarbeit als sozial unrechtmäßig darzustellen.
Wir SexarbeiterInnen - hier Aufgewachsene und woanders Aufgewachsene, zur Zeit im Business Tätige und Ehemalige, Beteiligte und Nichtbeteiligte an LULU - sagen:
Keine öffentliche Diskussion über uns ohne die Anwesenheit von Prostituierten!
Legale Immigration für SexarbeiterInnen, um Ausbeutung vorzubeugen, statt Verschärfung von Prostitutionsgesetzen!
Schaubühne - seid solidarisch mit euren Darstellerinnen, die Prostituierte sind oder waren!
mein Kommentar vom 26. März per Mail an die Initiatoren des Protests sowie im internen Bereich des von mir mit-moderierten sexworker-forums:
"Ohne mich. Hab dazu gerade bei Facebook folgendes veröffentlicht:
"Ehrlich gesagt, finde ich es gelinde gesagt peinlich, weiterhin Politik zu machen zu einer Veranstaltung, die längst abgesagt wurde, und das Theaterstück LULU, das ich mit Volker Lösch initiiert habe, wird dazu instrumentalisiert. Von der Schaubühnen-Seite als Sexworkerin nicht zur Diskussionsveranstaltung eingeladen worden zu sein, finde ich genau so peinlich, da es kein realer Streitraum gewesen wäre. Also lasst die LULU mal aussen vor, es ist "eure" Veranstaltung. Was veranstaltet ihr denn das sonstige Jahr über?"
Jetzt sind die Schilder umsonst bemalt und endlich wollte man mal öffentlichen Aktivismus vortäuschen, der in Berlin sonst nicht passiert.
Die Veranstaltung ist geplatzt und weshalb da noch eine Demo ausrichten?
Ob die Autorin nun krank ist oder andere Gründe vorliegen, das Thema ist vorläufig vom Berliner Tisch und wir dürften eigentlich dankbar dafür sein. Ich zumindest. Dieses Nachkarten ist in meinen Augen billiger Aktivismus; ich sehe hier persönlich keinen Sinn."
****
aktuell, da mittlerweile schon darüber nachgedacht wird, hinsichtlich der aktuellen EMMA Ausgabe mit Themenschwerpunkt Prostitution und unsäglichen Beiträgen eine Protestkundgebung vor der Schaubühne auszurufen, habe ich folgenden Kommentar verfasst:
"Das Theaterstück und ihre Darstellerinnen für einen billigen Aktionismus zu instrumentalisieren halte ich persönlich für unanständig. Die letzte Aktion hat dem Theaterstück und uns Choristinnen mehr geschadet, denn genutzt, im übrigen auch der Glaubwürdigkeit von seit Jahren integren Aktivisten, wenn nicht sogar der SW-Community überhaupt.
Wie ich bereits darlegte, habe ich mich für die DEMO, die schlussendlich aus 5-6 Sexworkern zustande kam (keine unserer Theater-Choristinnen, inkl. meiner Person war anwesend) nicht stark gemacht und nur den Brief mitunterschrieben, der auf Initiative von einigen Sexworkern im Verein von Hydra e.V. zustande kam, da ich das vorgebrachte Argument, dass zu einem Streitraum eine Sexworkerin aufs Podium gehört, als schlüssig empfand. Die Veranstaltung wurde seitens der Schaubühne bereits am Donnerstag vor der Demo am Sonntag aus Krankheitsgründen der Autorin Lydia Cacho abgesagt und der Brief seitens der Schaubühne nicht sonderlich gutgeheissen, mit Hinweis auf die Leidensgeschichte der Folter, die Lydia Cacho während ihrer Recherchen zum Buch gemacht hatte. Insofern ist der Zusammenhang zwischen dem Grund der Absage der Veranstaltung konsistent und kein Ergebnis des von einigen Aktiven signierten Briefes.
Trotz der Absage der Veranstaltung wurde die Demo abgehalten, was ich für völlig unsinnig hielt und nach wie vor halte. Wäre die Veranstaltung nicht abgesagt worden, hätte ich mich zumindest in der Diskussion vor Ort zu Wort gemeldet, da es noch die rationalste Form der Auseinandersetzung ist.
Nunmehr ist das Theaterstück, das seine letzten Vorstellungen im Juni hat, abgesetzt worden. Wir haben bislang 10 von 12 Vorstellungen in unserem Vertragszeitraum gespielt, die von der Zahl sehr wenig sind.
Üblicherweise sind 40 Vorstellungen über einen verlängerten Zeitraum (ein Jahr und mehr) üblich, wenn ein Stück halbwegs gut läuft (wie beim Lösch Vorgänger Berlin Alexanderplatz im gleichen Haus), bevor es abgesetzt wird. Permanent ausverkaufte Stücke laufen unendlich.
Das Stück war bislang entweder ausverkauft oder mit 90% Zuschauern belegt, was eine sehr gute Quote ist, insbesondere vor dem Hintergrund, das es in den letzten Monaten und bis Juni nur zweimonatlich gespielt wurde/wird. Ein Stück, das in aller Munde ist, sollte monatlich gespielt werden, dann kann man mit ausverkauftem Haus rechnen, nicht wenn es zweimonatlich gespielt wird.
Die Schaubühne begründet das Absetzen des Stücks mit dem angeblich schlechten Karten-Verkauf, ist jedoch bewiesenermassen falsch, da alle bisherigen Vorstellungen entweder ausverkauft oder mit 90% nahezu ausverkauft waren. Desweiteren ist die Hauptdarstellerin der LULU schwanger geworden, ebenfalls kein Grund ein Stück abzusetzen, da nach Ende des Mutterschaftsurlaubs das Stück wieder angesetzt werden könnte, was offensichtlich nicht im Sinne der Theaterleitung ist.
Hier ist noch zu vermerken, dass man ein Stück kaputt machen kann, wenn es nur zweimonatlich gespielt wird, üblicherweise ist bei entsprechend genanntem Kartenverkauf allmonatlich 3-4 Vorstellungen. Im Februar gab es übrigens auch nur zwei Vorstellungen wie im April. Im Februar musste aus Krankheitsgründen der Hauptdarstellerin eine fast ausverkaufte Vorstellung sehr sehr kurzfristig abgesagt werden, weshalb es auch nur eine einzelne Vorstellung gab. Die letzten beiden Vorstellungen finden nach derzeitiger Planung im Juni statt. Ende Juli wäre unser Vertrag ausgelaufen bzw. verlängert worden, bevor man am Theater in die Sommerpause geht; darüber wird üblicherweise Monate früher entschieden, nämlich in den letzten Wochen. Ich gehe davon aus, daß die Aktivisten-Aktion, die weder Grund für die Absage des Streitraums war, noch aus Choristinnen des Stück inkl. meiner Person bestand und auch nicht befürwortet wurde, ein Grund ist, der die Theaterleitung zu ihrer Entscheidung veranlasst hat. Ich lasse die Theaterleitung ebenfalls von dieser persönlichen Notiz wissen, möglicherweise sind sie im Irrglauben, dass unsere Choristinnen bei dieser sinnlosen Aktion beteiligt waren.
Ich kann die Demo an der Schaubühne nicht als Zeichen von "Mut" bewerten, sondern nur als billigen Aktivismus, sich selbst ins Gespräch zu bringen. Sorry. Ich sehe keinen Sinn darin, zu einer Demo gegen ... aufzurufen, wenn die Veranstaltung Tage vorher abgesagt wurde und dann mit einer Handvoll Personen und Plakaten vor einer leeren Schaubühne zu stehen und sich vor der Presse lächerlich zu machen ("Skuril-Demo" titelte die BZ). Dies schadet nur unserer Glaubwürdigkeit und der SW-Community im allgemeinen, jenen, die sich dazu zählen, aber auch nicht dazu zählen und in diesem Gewerbe beschäftigt sind. Ich bin stinksauer über den ganzen Vorgang.
Das ökonomische Argument des mangelnden Vor- und Abverkaufs der Karten ist das einzige Argument, das dem Regisseur vorgetragen wurde, und wissentlich falsch, da die Verkaufszahlen vorliegen.
Nun ist also der ganze Vorgang zu einem Machtspiel geworden, anders kann ich es mir nicht erklären, lächerlich auch, dass es einen Mitschnitt zum Stück gibt, den wir Choristinnen mit je 13€ käuflich als DVD erwerben dürfen. Vielen Dank für diese freundliche Geste an die mit Millionen subventionierte Schaubühne!!
Ich bin sowohl enttäuscht von all jenen, die sich an der absurden Protestaktion vor der Schaubühne beteiligten und gutheissen als auch von der Theaterleitung, da ihr einzig vorgebrachtes Argument wissentlich falsch ist; dass niemand aus dem Chor in den Streitraum eingeladen wurde, finde ich nach wie vor für höchst unanständig, respektlos, ignorant und sonstwas.
Trotzdem:
Ich bitte jeden, für weitere Protestaktionen alle Sexworker, die am Theaterstück beteiligt sind, sowie die Theaterproduktion selbst, die Lösch und ich initiiert haben, nicht weiter für Aktionen zu instrumentalisieren und in unserem Namen zu sprechen.
Danke!
mfg Ariane
ps: da es wichtig ist; ich habe voller Unverständnis den Kopf geschüttelt, als ich die Erstversion des Briefes erhielt, mit den Absätzen, die sich mit dem Theaterstück beschäftigen. Eine völlige Unkenntnis des Stücks, so kann man es nennen, wurde offenbar, indem z.B. von LULU-der Nuttenrepublik als ein Stück über Prostitution geschrieben wurde, noch mehr Unverständnis als die albernen Theaterkritiken, die ich zu Gesicht bekam.
Eine Gemeinheit auch, dass das Goldschwanz-Manifest überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wurde, aber inhaltlich sehr wichtig ist, objektiv betrachtet, auch wenn ich es geschrieben habe. Das hat nichts mit Eitelkeit zu tun. Einzig und allein die Junge Welt hat dies in einer Rezension gewürdigt, kein anderer Theaterkritiker, kein deutscher SW-Aktivist, der sich vor Ort einfand. Zudem steht der Text im Programm und ist auf meinem Blog zugänglich.
Ich frage mich ernsthaft, ob ein Engagement in dieser Bewegung sinnvoll ist und muss gestehen, dass ich dies mittlerweile nicht sehr optimistisch sehe. Einzig und allein von Sexworkern im Ausland, mit denen ich virtuell vernetzt bin, bekam ich überhaupt ein Feedback. Von einigen deutschen SW wurde gemutmasst, dass ich all die Anstrengungen mache, weil sie meiner Eitelkeit nützen? Neee, wirklich nicht. Ohne diesen aktiven Part hätte ich als aktive Sexworkerin, die sich nicht mit Zweitnicks verschanzt, mehr Vorteile, nicht nur materielle. Von Beginn des Aufrufs zum Theaterstück, wo ich Kolleginnen suchte, war ich Häme, Drohungen, Hacken meines Computers und Telefons und nach den Vorstellungen Leisetreterei und Ignoranz ausgesetzt, sei es von den Reaktionen halbgebildeter sog. Theater-Kritiker als auch von Sexworkern selbst. Darauf kann ich wirklich verzichten. Ich kann meine Energie, auch gewinnbringend, wirklich an anderer Stelle sinnvoller einsetzen."
Soviel zur Transparenz der Vorgänge.
Zuletzt geändert von Ariane am 10.04.2011, 10:32, insgesamt 2-mal geändert.
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Gründung der Muschi Partei
@Marc Anmerkung von mir: In der endgültigen Strichfassung, wie wir im Original auf der Bühne sprechen, fallen die gelb markierten Zeilen weg. Ich habe mir daher erlaubt, dies nachträglich kenntlich zu machen
Das Goldschwanz-Manifest
aus Lulu/Die Nuttenrepublick, Schaubühne Berlin 2010
© Goldschwanz
http://nuttenrepublik.wordpress.com/201 ... ressionen/
Das Goldschwanz-Manifest
aus Lulu/Die Nuttenrepublick, Schaubühne Berlin 2010
- Das Goldschwanz Manifest/Strich-Fassung, im Chor gesprochen
Wir verkünden hiermit
feierlich
die Gründung der United States of Angels
ein exterritoriales-denationales globales Sexwork-Regime
im Namen der Muschi-Partei
und der International Sexwork-Rights-Movement
Die Muschi-Partei wurde bereits 2005 gegründet
und ging 2008 eine Koalition mit der Pussy Labour Party ein
Nach heftigen Konflikten mit rechten Feministinnen vertreten wir
zusammen mit der Angel Guerilla
der Vanilla-Sex-Party
der VGSS – der Vereinigung durch schlechten Sex / Geschädigter
und der VBM
die Vereinigung befreiter Mösen
den globalen Anspruch
unsere Interessen selbstständig und selbstbewußt
zum Ausdruck zu bringen
anstatt dies verständnislosen Gruppierungen
und hochgradig gestörten Prostitutionsgegnern zu überlassen
zu denen auch die UNFAKD unfucked zählt
die Vereinigung Nicht-Fickfreudiger
Asexueller
KirchgängerInnen
desperate housewifes/Hausmänner
die durch das Frauenversteher-Konglomerat gestützt werden
Eine echte Befreiung der Sexualität hat nie stattgefunden
und dies ist Grund allein
warum Sexarbeit auch in der Gegenwart
eine globale Realität ist
Wir plädieren für ein libertär-libertinäres Triebverständnis
wir stehen auf
für einen liberalisierten Umgang mit Sex und Erotik im allgemeinen
und bezahlten Verkehr
Die Risiken sexueller Dienstleistungen tragen üblicherweise
Wir SexarbeiterInnen allein
Trotz des deutschen Prostitutionsgesetzes
ist die Arbeitswelt und das soziale Umfeld
weiterhin von penetranter Diskriminierung
Stigmatisierung und Kriminalisierung durchdrungen
Wir erklären hiermit
erstens
daß die Menschenrechte und Menschenwürde
für jeden bedingungslos gelten
egal ob wir Analverkehr Spermaspiele
oder gummierten Girlfriendsex anbieten
ob Transgirl oder Callboy
ob Escort oder Straßenhure
eine Hure ist ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch
zweitens
das sexuelle Selbstbestimmungsrecht
aller Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen
drittens
die Rede Reise Versammlungs- und Niederlassungsfreiheit
aller Sexarbeiter in einer globalisierten Welt
wir fordern die globale Umsetzung
des Brüsseler Manifests der europäischen Sexworker von 2005
die Entkriminalisierung und Rechtssicherheit
für alle am bezahlten Verkehr Beteiligten
Verbote führen zum Gegenteil
ein Abdriften in den Untergrund
und verstärken die Verwundbarkeit der Sexarbeiterinnen weltweit
Wir weisen nachdrücklich
auf die friedensstiftende Wirkung nachhaltigen Triebabbaus hin
innerhalb von Familien
in und zwischen Staaten
die eine selbstbestimmte
und nicht versklavte Sexarbeit mit sich bringt
Dazu haben wir eine Task Force eingerichtet
eine schnelle Eingreiftruppe
die in jedem Land dieser Erde Quartier beziehen wird
um in einer Übergangsphase
die Abhängigkeitsstrukturen im bezahlten Verkehr zu zerschlagen
so dass eine selbstbestimmte Erwerbstätigkeit
und lustvolle Erotik
erst ausgeübt werden kann
Der Übergang soll schliesslich abgelöst werden
durch das Paradigma der geldfreien Erotik weltweit
das sich daran bemessen lassen soll
daß ein Liebhaber mindestens
die gleichen erotischen Fertigkeiten mitbringen soll
wie seine erwählte Liebhaberin
die guten Liebhaber sollen mit Geschenken belohnt
die schlechten Liebhaber
in einer Sexwork-Akademie geschult werden
Wir stehen für die Kultivierung der Lüste
Schluß mit Doppelmoral
und Verleugnung sexueller Fantasien
Erotik und Sex sind die Grundlage der Menschheit
und Menschlichkeit
Frauen die damit arbeiten
sind Expertinnen auf diesem Gebiet
nicht moralische Feindbilder und kollektive Sündenböcke
Wir sagen „nie wieder“
und kündigen der Nuttenrepublik
die uns seit Generationen stigmatisiert
den Kampf an
Der Nuttenrepublik
die auf die Durchökonomisierung
aller menschlichen Beziehungen abzielt
angstfreies Leben und Lieben verhindert
und jeder Erotik den Garaus macht
Muschis aller Länder vereinigt euch
Wir plädieren für einen partnerschaftlichen
und lustvollen Umgang im geldlosen und geldvermittelten Verkehr
und erinnern an unsere friedlichen Verwandten
die Bonobos
die Konflikte durch Sex lösen
das Schimpansen-Zeitalter ist zu Ende
Steht auf
für ein befriedigtes Deutschland, für ein befriedigtes Europa, für eine befriedigte Welt
© Goldschwanz
http://nuttenrepublik.wordpress.com/201 ... ressionen/
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Hauptdarstellerin Birgit Minichmayr, Regisseur Jan Bosse
Lulu macht auch in Wien Probleme
Premiere abgesagt
www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/ne ... index.html
Premiere abgesagt
www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/ne ... index.html
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 22.04.2011, 10:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Danke Marc für die Info. Bei der aktuellen LULU am BE mit Angela Winkler schläft man nur ein und Robert Wilson, die Spalt-Tablette wird abgefeiert. Angela Winkler war übrigens bei einer unserer Vorstellungen im Januar und im Gespräch mit einer unserer Choristinnen meinte sie verhalten, schüchtern, dass wir zu "laut" gewesen wären. Gehts noch??? Wir sind ein Wutchor, ein Bürgerchor, kein sog. Prostituiertenchor. Soll sich die Winkler doch Ohrenstöpsel reindrücken, wenn die einzige Wahrhaftigkeit ihr zu laut wird. Was ist das denn für ein Vorwurf? Lächerlich.
Werde mich mit der Birgit Minichmayr mal in Verbindung setzen. Die Frau ist mir sehr sympathisch.
Unsere LULU ist die erste und einzige Inszenierung in der Theatergeschichte, die Jack the Ripper überlebt und ein Manifest gegen das Morden und für die Liebe feiert. Ist das nicht grossartig?
Elisabeth Bronfen hätte ihren Spass gehabt, wäre sie denn vor Ort gewesen.

Werde mich mit der Birgit Minichmayr mal in Verbindung setzen. Die Frau ist mir sehr sympathisch.
Unsere LULU ist die erste und einzige Inszenierung in der Theatergeschichte, die Jack the Ripper überlebt und ein Manifest gegen das Morden und für die Liebe feiert. Ist das nicht grossartig?
Elisabeth Bronfen hätte ihren Spass gehabt, wäre sie denn vor Ort gewesen.

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RE: Dringend: 20-30 Sexworkerinnen für Theaterstück gesucht!
Morgen ist die Premiere der zweiten "NUTTENREPUBLIK" Inszenierung in Berlin unter der Regie von Patrick Wengenroth. Mehr dazu auf meinem gleichnamigen Blog.
http://nuttenrepublik.wordpress.com/201 ... chen-gibt/
Ariane
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