Abschied von der Männlichkeit

Buchtips für Sexworker oder von Sexworkern
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Blanca
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Abschied von der Männlichkeit

Beitrag von Blanca »

Liebe User!

Nach langer Zeit ist mir wieder ein Buch von dem mir persönlich bekannten und sehr geschätzten JÖRN PFENNIG in die Hände gefallen.
ABSCHIED VON DER MÄNNLICHKEIT.

Ich empfehle dieses Buch vor allem dem männlichen Teil unserer Gesellschaft. Aber auch Frauen, vorallem SW eröffnet er viele Türen des Verständnisses und der Wertschätzung.

Einen interessanten Gedanken möchte ich vorab zitieren:

"Warum sollte eine Frau eigentlich nicht mit einem Mann schlafen, der ihr dafür eindeutig Vorteile zu bieten bereit ist? Sie sollte das doch ruhig nützen, und zwar ohne schlechtes Gewissen, denn der Mann wird in dem Moment, wo er sie 'besitzen' will, diesen Besitz höher einschätzen als den irgendwelcher materiellen Dinge; wie es nachher aussieht, ist sein Problem. Nicht die Frauen sind käuflich - die Männer sind es! Und um diesen Umstand zu vertuschen, haben sie die Prostitution erfunden.
Ein Mann, den der Trieb gepackt hat, ist zu allem bereit, wenn er dafür die ersehnte Belohnung bekommt: den Leib der Frau, die 'Liebe', ein Stückchen Sex oder ein Verhältnis. Wie oft haben Männer sich verleugnet, sich ruiniert, sich gedemütigt, gelogen, verraten, getötet, bloß um an eine Frau heranzukommen, auf die sie scharf waren! Als personifizierte Käuflichkeit kroch schon so mancher geiler Bock auf den Knien vor einem prallen Weib, dessen Verweigerung ihm den letzten Nerv raubte und das, was von seinem Charakter noch übriggeblieben war.
Was war da logischer, als die Bezahlung einzuführen?
Der korrumpierte Mann korrumpierte nun seinerseits die Frau, die für 'Liebe' Geld nahm - er machte sie zur Hure."

Interessante Sichtweise - was sagt ihr dazu?

Liebe Grüße,

Blanca

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Sami
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Beitrag von Sami »

Ist das nicht vielleicht auch etwas, was es in der Steinzeit bereits gab?
Gib mir Deinen Körper und ich gebe Dir den Schutz meines Herdfeuers, oder so ähnlich?
Weiterhin ist es doch so, daß Männer etwas für sich fordern egal ob des Preises - aus ursprünglichem Jagdtrieb und Besitzdenkens heraus.
Von daher finde ich die These von Jörn Pfenning sehr interessant.
Wenn Du einen Buckel hast, streue einfach etwas Glitter drauf und gehe tanzen!
(James St. James)

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Blanca
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Beitrag von Blanca »

Interessant finde ich die These, weil ich es als SW ebenso erlebe, daß sich die Männer (manche zähneknirschend, die anderen offenherzig) bewußt sind, welch positive Macht und Kompetenz die Frauen umgibt bzw. umgeben kann. Sie wollen die Frau haben, mit allen Mitteln.
Das macht diesen Job und das Wesen, Frau zu sein, zu etwas Besonderem für mich.

Blanca

ehemaliger_User
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Beitrag von ehemaliger_User »

Ich denke, Männer und Frauen unterscheiden sich nicht wirklich, wenn es darum geht, durch Sex irgendwelche Vorteile zu erlangen.

"Der korrumpierte Mann...machte sie zur Hure": Soll heissen: Mann merkt, dass er mit Körper bestochen wurde und wehrt dies durch Geldzahlung ab?

Ist dann ein Frau, die über die berühmte Besetzungscouch "ging" nicht auch eine Hure?

Was ist dann mit den Männern, die eine Frau gar nicht "besitzen" wollen? Denen es einfach um den Genuss geht? Da vereinfacht Geld einiges - und die Protagonisten können sich auf des Wesentliche beschränken - ohne viel Energie in das "Drumherum" stecken zu müssen.
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Aoife
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Re: Abschied von der Männlichkeit

Beitrag von Aoife »

Blanca hat geschrieben:Der korrumpierte Mann korrumpierte nun seinerseits die Frau, die für 'Liebe' Geld nahm - er machte sie zur Hure.
Hmmm - ich weiß nicht so recht, ob wir diese Interaktion überhaupt unter dem Gesichtspunkt einer Korruption sehen sollten :017
Natürlich folgt der Mann hier seinem Trieb - aber ist es im Grund nicht viel weniger korrupt, wenn er sich mit seinem Geld die Befriedigung
seiner natürlichen Bedürfnisses erkauft, als wenn er sein Geld für Dinge ausgibt, deren Notwendigkeit ihm ausschließlich durch die Werbung
suggeriert wurde, um das kapitalistische Wirtschaftssystem losgelöst von menschlichen Bedürfnissen in Gang zu halten?

Liebe Grüße, Aoife
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Sami
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Beitrag von Sami »

Wahrscheinlich ist die Frage: "Wer hat angefangen?" so müßig wie die Frage, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei.
Wenn Du einen Buckel hast, streue einfach etwas Glitter drauf und gehe tanzen!
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Marc of Frankfurt
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Re: Abschied von der Männlichkeit

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Blanca&JÖRN PFENNIG hat geschrieben:Nicht die Frauen sind käuflich - die Männer sind es! Und um diesen Umstand zu vertuschen, haben sie die Prostitution erfunden.

Das sind die Pretas (Daseinsbereich der Hungergeister), die süchtigen Kreaturen nach buddhistischer Nomenklatur:
viewtopic.php?p=68807#68807


Sami,
ich denke es gibt den Unterschied derjenigen, die fair auf Augenhöhe tauschen und Partnerschaften eingehen (so wie ehemaliger_User schreibt) und derjenigen, die abhängig/unvollständig sind/sich defizitär erleben... .


Darüberhinaus ist es ist ein Problem unseres Jobs, mit defizitären Männern teilw. sehr intensiv zu tun zu haben (weil Geld prinzipiell dafür da ist, Defizit ausgleichen, aber andererseits dies wiederum auch nur begrenzt kann, und wir uns dieser komplexen Verhältnisse unbedingt bewusst sein müssen... [Sexworker-Akademie]).


Manche Sexworker drücken es unverstanden und enttäuscht rückschauend dann so aus: "ich habe den Respekt vor den Männern verloren". :-((


ehemaliger_User,
hier sind die 237 Gründe für Sex aufgezählt ("Why women have sex", Buch von Cindy M. Meston, David M. Buss)
viewtopic.php?p=66558#66558
und die gelten m.E. für Männer und Jünglinge teilweise anal-og. ;-)