Beruf bringt oft psychische Störungen mit sich: Zürich Study
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Mein bisher unveröffentl. Blogkommentar
http://www.psychotherapiepraxis.at/pt-b ... ressionen/
Sexarbeit ist ebenso vielschichtig und ausdifferenziert wie etwa Gastronomie.
Die tatsächlichen Verhältnisse reichen von krimineller Ausbeutung bis angehimmelter Kunst. Richtig ist das drogengebrauchende Menschen, illegalisierte Migranten oder versklavte Geschöpfe unter erbärmlichen Bedingungen arbeiten bzw. überleben müssen.
Richtig ist auch, daß Tabuisierung, Stigmatisierung, Marginalisierung bis hin zur Kriminalisierung einer Lebensart und uralten Dienstleistungskunst, die Sexualität und Liebe entgegen gesellschaftlicher Normierung getrennt behandelt, einen erheblichen Einfluß auf diese präkarisierenden Rahmenbedingunen haben.
Hier fehlt es an einer engagierten für die Betroffenen Partei ergreifenden Ursachenforschung. Anderfalls besteht Gefahr, wissentlich inkauf zu nehmen, daß mit zu knapp zitierten Untersuchungen tradierte Vorurteile zementiert werden. Das hilft dann nicht den Sexworkern sondern allenfalls selbsternannten Rettern.
Weitere kontroverse Studienergebnisse und Selbstbekundungen im intl. Sexworker-Forum.
Sexarbeit ist ebenso vielschichtig und ausdifferenziert wie etwa Gastronomie.
Die tatsächlichen Verhältnisse reichen von krimineller Ausbeutung bis angehimmelter Kunst. Richtig ist das drogengebrauchende Menschen, illegalisierte Migranten oder versklavte Geschöpfe unter erbärmlichen Bedingungen arbeiten bzw. überleben müssen.
Richtig ist auch, daß Tabuisierung, Stigmatisierung, Marginalisierung bis hin zur Kriminalisierung einer Lebensart und uralten Dienstleistungskunst, die Sexualität und Liebe entgegen gesellschaftlicher Normierung getrennt behandelt, einen erheblichen Einfluß auf diese präkarisierenden Rahmenbedingunen haben.
Hier fehlt es an einer engagierten für die Betroffenen Partei ergreifenden Ursachenforschung. Anderfalls besteht Gefahr, wissentlich inkauf zu nehmen, daß mit zu knapp zitierten Untersuchungen tradierte Vorurteile zementiert werden. Das hilft dann nicht den Sexworkern sondern allenfalls selbsternannten Rettern.
Weitere kontroverse Studienergebnisse und Selbstbekundungen im intl. Sexworker-Forum.
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Ja Marc, da hast du vollkommen Recht. Weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, ein zu einem differenziertem Bild zu kommen.Anderfalls besteht Gefahr, wissentlich inkauf zu nehmen, daß mit zu knapp zitierten Untersuchungen tradierte Vorurteile zementiert werden. Das hilft dann nicht den Sexworkern sondern allenfalls selbsternannten Rettern.
Sich "wissenschaftlich" mit dem Thema auseinander zu setzen ist gar nicht so einfach. Nicht 'Problembeladenes' miteinbeziehen zu wollen, kann eine schwere Aufgabe sein - wenn die meisten sich mit negativen Erscheinungen der SW beschäftigen...
Ja und gerade mit der von dir angesprochenen Vielschichtigkeit der SW ist es umso schwerer sie differenziert zu begreifen.
LG
Elisabeth
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Ein grunsätzliches Problem ist hier die Gleichsetzung von "wissenschaftlich" mit "statistisch".lissi456 hat geschrieben:Sich "wissenschaftlich" mit dem Thema auseinander zu setzen ist gar nicht so einfach. Nicht 'Problembeladenes' miteinbeziehen zu wollen, kann eine schwere Aufgabe sein - wenn die meisten sich mit negativen Erscheinungen der SW beschäftigen...
Was keineswegs die absolute, "mathematische" Richtigkeit der Statistik in Zweifel ziehen soll,
aber oft verbergen die exakten Zahlen, dass auf viel grundlegenderer Ebene, beispielsweise
bei der Auswahl der Vergleichsgruppen, etwas nicht stimmt.
Das Problem, dass "die meisten sich mit negativen Erscheinungen der SW beschäftigen" hat IMHO seinen Grund darin,
dass dieses Studiendesign eine viel einfachere Datenerhebung und statistische Auswertung erlaubt, als der einzig vernünftige
Ansatz, den Fokus auf die betroffenen Menschen zu legen.
Die rechnerisch sicherlich korrekte Aussage, dass Züricher Prostituierte sich bezüglich der Prävalenz von mood &
anxiety disorders von einer willkürlich gewählten Vergleichsgruppe
unterscheiden, hat praktisch gesehen keinerlei Bedeutung.
Weil sie impliziert, dass sich bei den beiden Gruppen nur Lebensweise und Erkrankunshäufigkeit unterscheiden,
während alle anderen möglichen Einflüsse gleich seien.
Eine Longitudinalstudie, die die psychische Lage von Frauen vor, während und nach ihrer Tätigkeit als SW untersucht,
wäre hier sehr viel aussagekräftiger. Aber wohl kaum durchführbar, da bei dem geringen Anteil von Frauen, die
irgendwann in iherem Leben tatsächlich einmal als SW tätig werden, so klein ist, dass eine prospektive Studie unzumutbar aufwändig wäre.
So bleibt unter praktischen Gesichtpunkten nur das design einer Fallstudie, dass also in einer Anzahl von Fällen untersucht wird,
wie die Tätigkeit als SW sich auf den psychischen Status der betroffenen Frauen auswirkt. Bei allen theoretischen Einwänden
gegen Fallstudien wäre das noch die beste Art mit dem Phänomen umzugehen.
Und dass die Tätigkeit als SW für eine gegebene Person die beste Lösung von (auch Psycho-)Problemen sein kann, ist ja zumindest uns hier bekannt.
Liebe Grüße, Aoife
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Hallo,
Über Statistik lässt sich streiten. Davon unabhängig meinte ich aber etwas anderes - nämlich wenn die Zusammenschau verschiedner Ergebnisse ein insgesamt äußerst tübes Bild zu Tage bringt. Dem zu entrinnen, ist nicht einfach (da muss ich auch selbstkritisch sein ;-) aber kann's ja in Zukunft besser machen ;-)
LG Elisabeth
Ja da gebe ich dir Recht. Es ist teuflich wenn pauschale Aussagen getroffen werden, wo eigentlich eine viel kleinere Personengruppe gemeint ist.Ein grunsätzliches Problem ist hier die Gleichsetzung von "wissenschaftlich" mit "statistisch".
Was keineswegs die absolute, "mathematische" Richtigkeit der Statistik in Zweifel ziehen soll,
aber oft verbergen die exakten Zahlen, dass auf viel grundlegenderer Ebene, beispielsweise
bei der Auswahl der Vergleichsgruppen, etwas nicht stimmt.
Über Statistik lässt sich streiten. Davon unabhängig meinte ich aber etwas anderes - nämlich wenn die Zusammenschau verschiedner Ergebnisse ein insgesamt äußerst tübes Bild zu Tage bringt. Dem zu entrinnen, ist nicht einfach (da muss ich auch selbstkritisch sein ;-) aber kann's ja in Zukunft besser machen ;-)
LG Elisabeth
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Ein Problem bei der Anwendung von Statistik ist auch, dass oft das Studiendesign und die Datenerhebung OK sind, dann aber Schlüsse gezogen werden, die wegen des Designs rein theoretisch nicht zulässig sind.
Als Beispiel folgendes gängiges Design für eine Case-Control Studie für die Abhängigkeit von Rauchen und Krebs: Im Spital werden 100 Krebspatienten ausgewählt, dazu 100 gesunde Testpersonen und gefragt wird jeweils, wer Raucher war ... selbstverständlich darf man aus den Daten dieser Studie nicht schließen, dass 50 Prozent der Bevölkerung Krebs haben!
Man kann auch zunächst nur darüber Aussagen treffen, wie viele Raucher unter Krebskranken/der Normalbevölkerung sind ... interessiert sich aber für die Anteile der Krebskranken unter den Rauchern/Nichtrauchern! In diesem Beispiel kann man das errechnen, weil bekannt ist, wie viele Prozent der Bevölkerung an Krebs erkrankt sind und weil angenommen werden kann, dass keine logischen Zusammenhänge der Form existieren, dass z.B. Krebskranke zu Rauchern werden.
Bei der Frage Sexworker und psychische Krankheit ist das Problem, dass sowohl der Anteil der Sexworker gering ist, als auch der Anteil psychisch kranker/auffälliger Personen. Man wird sich schon im Design der Studie auf diese Gruppen konzentrieren ... wodurch schon vom Design her ein Vergleich Sexworker zu Normalbevölkerung nur eingeschränkt möglich ist. Bei SW Studien über psychische Auffälligkeiten wäre schon nicht einmal bekannt, wie viel Prozent der Frauen (registrierte oder nicht-registrierte) SW sind!
Als Beispiel folgendes gängiges Design für eine Case-Control Studie für die Abhängigkeit von Rauchen und Krebs: Im Spital werden 100 Krebspatienten ausgewählt, dazu 100 gesunde Testpersonen und gefragt wird jeweils, wer Raucher war ... selbstverständlich darf man aus den Daten dieser Studie nicht schließen, dass 50 Prozent der Bevölkerung Krebs haben!
Man kann auch zunächst nur darüber Aussagen treffen, wie viele Raucher unter Krebskranken/der Normalbevölkerung sind ... interessiert sich aber für die Anteile der Krebskranken unter den Rauchern/Nichtrauchern! In diesem Beispiel kann man das errechnen, weil bekannt ist, wie viele Prozent der Bevölkerung an Krebs erkrankt sind und weil angenommen werden kann, dass keine logischen Zusammenhänge der Form existieren, dass z.B. Krebskranke zu Rauchern werden.
Bei der Frage Sexworker und psychische Krankheit ist das Problem, dass sowohl der Anteil der Sexworker gering ist, als auch der Anteil psychisch kranker/auffälliger Personen. Man wird sich schon im Design der Studie auf diese Gruppen konzentrieren ... wodurch schon vom Design her ein Vergleich Sexworker zu Normalbevölkerung nur eingeschränkt möglich ist. Bei SW Studien über psychische Auffälligkeiten wäre schon nicht einmal bekannt, wie viel Prozent der Frauen (registrierte oder nicht-registrierte) SW sind!
Zuletzt geändert von Lycisca am 21.02.2010, 20:57, insgesamt 2-mal geändert.
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Ja - und mein Anliegen hier ist, verständlich zu machen, dass das "äußerst trübe Bild" relativ ist - und deshalb Lösungen prinzipielllissi456 hat geschrieben:Davon unabhängig meinte ich aber etwas anderes - nämlich wenn die Zusammenschau verschiedener Ergebnisse ein insgesamt äußerst tübes Bild zu Tage bringt.
nicht durch einen statistischen Vergleich mit völlig anderen Menschen gefunden werden können.
Um das vielleicht einmal mit einem Gedankenexperiment konkreter zu machen:
WENN ich als SW signifikant mehr mood & anxiety disorders habe als andere Frauen in einer anderen Arbeitssituation,
dann bedeutet das nicht mehr und nicht weniger, als dass es mir höchstwahrscheinlich besser ginge, wenn ich eine andere Frau
in einer anderen Situation wäre - eine Aussage, die ebenso richtig wie nutzlos ist.
Hieraus irgendwelche Hilfsstrategien ableiten zu wollen, birgt die Gefahr, noch zusätzlichen Schaden anzurichten.
Denn nur die Situation ist ja veränderbar, ich selbst bin nun einmal ich und kann nicht einfach eine andere sein.
Und DASS ich in SW tätig bin, zeigt ja dass es mir damit relativ gut geht - in der anderen Situation, in der es anderen Frauen
statistisch gesehen besser geht, hätte ICH mich vielleicht schon längst suizidiert ...
Deshalb plädiere ich für eine personenbezogene Sichtweise. Natürlich können und sollen Daten auch statistisch ausgewertet werden.
Aber Schlüsse aus dem Vergleich mit einer "Normalbevölkerung" setzen voraus, dass ich "normal" sein könnte (und sollte!) - und
provozieren so massive (und notwendige, weil das *ich* schützende) Widerstände.
Liebe Grüße, Aoife (die weder mood or anxiety disorder hat, noch suizidgefährdet ist - war nur zum verständlichmachen

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RE: Beruf bringt oft psychische Störungen mit sich
In einem P6-Forum wurde kürzlich über die erwähnte Studie ebenfalls heftig debattiert. Ich neige gelegentlich dazu, in manch P6-Forum reinzugrätschen, eben weil dort eher mit gesellschaftlichen Vorurteilen etc. um sich geworfen wird, denn in einem aufgeklärten SW-Forum.
Da mir das Thema doch wichtig erscheint, wie Studien, Statistiken interessengeleitet genutzt werden und das Labelling verstärken, hab ich mir erlaubt, einige meiner Kommentare leicht abgewandelt hier noch einmal einzustellen.
Interessant an den Untersuchungsfragen ist die interessierte Sichtweise, die dermassen deterministisch ist, durch die eingrenzenden Antwortmöglichkeiten, und das "Opfer" quasi "machen".
Im übrigen ist es wohl so, dass jede zweite Frau im Laufe ihres Lebens Gewalterfahrung macht, soweit mir statistisch bekannt ist. Insofern hält sich die Wahrscheinlichkeit als Callgirl (=Frau) Opfer von gewalttätigen Übergriffen zu werden, wahrscheinlich proportional zum gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt.
Selbst wenn Kriterien abgefragt werden, die eine eindeutige Diagnose zulassen: der Gesamtanteil an der deutschen Bevölkerung, die psychisch krank ist, soll bei einem Drittel liegen. Hat der Chef Redakteur Hans-Ulrich Jörges kürzlich im Presseclub, ARD auch erwähnt. Ein weiteres Drittel kauft die in den Bestsellerlisten hochgelobten Glücksversprechen.
Ernsthaft, wenn dem so ist, und der prozentuale Anteil an Sexworkerinnen aller Couleur wird vom Familienministerium auf 400.000 geschätzt, bislang unbewiesen (es dürften wohl mehr sein), müßte doch die statistische Grösse bei den Mitarbeiterinnen des Adult Entertainments sogar niedriger angesetzt werden im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Aber man kann die Herren und Damen im übrigen schlecht aus dem Statistikkuchen herausschneiden, da sie ja eh in der Statistik der Gesamtbevölkerung als Bürger schon mitgezählt sind. Wie will man Bürger und Bürgerinnen, die Paysex anbieten oder nicht, alternativ sog. Hobby- und Hausfrauensex, Geliebte/Ehefrauen, die ihre sexuellen Dienste gegen Geschenke verrichten, sauber aus der Gesamtstatistik heraustrennen können?
Nach meinem Dafürhalten unterscheidet sich die weibliche Erfahrung als Escort kaum von Frauen, die kein Escort oder andere Varianten anbieten. So wie ein geistig und körperlich gesunder Mann, ob Bucher/Kunde oder nicht, auf ein weibliches, nicht-verkorkstes Pendant treffen möchte, so möchten Escorts, Callgirls etc. nicht auf Dumpfbacken, aggressive und unangenehme Zeitgenossen treffen. Sollte dies trotzdem geschehen, was trotz aller Vorsichtsmassnahmen und guter Intuition von Zeit zu Zeit geschieht, ist je nach Schwere des Erlebten eine Pause, in jedem Fall eine gewisse reflektierte Erholungszeit angebracht, damit man wieder mit guten Gefühl durchstarten kann und kein "Knacks" zurückbleibt. Ich habe auf dieser bunten Wiese des P6 schon einiges erlebt, ich würde sagen 95% positive Erfahrungen, aber 5% Patienten, das muss man erst verarbeiten, sonst verändert es das offene Wesen, das die meisten Damen ja durchgängig auszeichnet, die sehr viel zu geben bereit sind.
Es ist nur leider so, daß die gesellschaftlich interessierte Sichtweise gerne aus allen im P6 Beteiligten zwanghaft Opfer oder Täter machen will; das geht auch im Gedankengerüst so mancher Bucher nicht vorbei, schlechtes Gewissen bei ausserehelichem P6-Beischlaf bzw. des Selbststigmas vieler Frauen. Wenn das Stigma und die Täter-/Opfer-Zuweisungen entfallen würden - das ist natürlich utopische Denke -, könnten alle Beteiligten etwas relaxter unserem Job nachgehen. Aber soweit ist diese Gesellschaft noch nicht.
Grundsätzlich glaube ich, daß die Frage der Entgrenzung die Schlüsselfrage ist, wie ich auch schon mehrfach an anderen Stellen erwähnte; sei es die Zeit vor oder während P6 bzw. danach, falls dies ein Grund zum Ausstieg wird; wobei man - falls entsprechend disponiert - von einer habitualisierten Entgrenzung sprechen könnte, die fortlaufend un/bewusst weitergeführt wird, hier begibt man sich allerdings von einer riskanten Situation in die nächste, da bestimmte interessierte Kreise ein "Opfer" mit gewissen Dispositionen auf Meilen riechen können (Bsp. Beiträge in P6 Diskussionen). Gibt ihnen ja auch den Kick. Ich glaube, daß selbst öffentliche Diskussionen wie diese, einige kranke Gemüter vor ihrem Rechner zum Wichsen bringt. Daher würde ich bestimmte Diskussionen im offenen Bereich nur mit allergrösster Vorsicht führen.
Da mir das Thema doch wichtig erscheint, wie Studien, Statistiken interessengeleitet genutzt werden und das Labelling verstärken, hab ich mir erlaubt, einige meiner Kommentare leicht abgewandelt hier noch einmal einzustellen.
Interessant an den Untersuchungsfragen ist die interessierte Sichtweise, die dermassen deterministisch ist, durch die eingrenzenden Antwortmöglichkeiten, und das "Opfer" quasi "machen".
Im übrigen ist es wohl so, dass jede zweite Frau im Laufe ihres Lebens Gewalterfahrung macht, soweit mir statistisch bekannt ist. Insofern hält sich die Wahrscheinlichkeit als Callgirl (=Frau) Opfer von gewalttätigen Übergriffen zu werden, wahrscheinlich proportional zum gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt.
Selbst wenn Kriterien abgefragt werden, die eine eindeutige Diagnose zulassen: der Gesamtanteil an der deutschen Bevölkerung, die psychisch krank ist, soll bei einem Drittel liegen. Hat der Chef Redakteur Hans-Ulrich Jörges kürzlich im Presseclub, ARD auch erwähnt. Ein weiteres Drittel kauft die in den Bestsellerlisten hochgelobten Glücksversprechen.
Ernsthaft, wenn dem so ist, und der prozentuale Anteil an Sexworkerinnen aller Couleur wird vom Familienministerium auf 400.000 geschätzt, bislang unbewiesen (es dürften wohl mehr sein), müßte doch die statistische Grösse bei den Mitarbeiterinnen des Adult Entertainments sogar niedriger angesetzt werden im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Aber man kann die Herren und Damen im übrigen schlecht aus dem Statistikkuchen herausschneiden, da sie ja eh in der Statistik der Gesamtbevölkerung als Bürger schon mitgezählt sind. Wie will man Bürger und Bürgerinnen, die Paysex anbieten oder nicht, alternativ sog. Hobby- und Hausfrauensex, Geliebte/Ehefrauen, die ihre sexuellen Dienste gegen Geschenke verrichten, sauber aus der Gesamtstatistik heraustrennen können?
Nach meinem Dafürhalten unterscheidet sich die weibliche Erfahrung als Escort kaum von Frauen, die kein Escort oder andere Varianten anbieten. So wie ein geistig und körperlich gesunder Mann, ob Bucher/Kunde oder nicht, auf ein weibliches, nicht-verkorkstes Pendant treffen möchte, so möchten Escorts, Callgirls etc. nicht auf Dumpfbacken, aggressive und unangenehme Zeitgenossen treffen. Sollte dies trotzdem geschehen, was trotz aller Vorsichtsmassnahmen und guter Intuition von Zeit zu Zeit geschieht, ist je nach Schwere des Erlebten eine Pause, in jedem Fall eine gewisse reflektierte Erholungszeit angebracht, damit man wieder mit guten Gefühl durchstarten kann und kein "Knacks" zurückbleibt. Ich habe auf dieser bunten Wiese des P6 schon einiges erlebt, ich würde sagen 95% positive Erfahrungen, aber 5% Patienten, das muss man erst verarbeiten, sonst verändert es das offene Wesen, das die meisten Damen ja durchgängig auszeichnet, die sehr viel zu geben bereit sind.
Es ist nur leider so, daß die gesellschaftlich interessierte Sichtweise gerne aus allen im P6 Beteiligten zwanghaft Opfer oder Täter machen will; das geht auch im Gedankengerüst so mancher Bucher nicht vorbei, schlechtes Gewissen bei ausserehelichem P6-Beischlaf bzw. des Selbststigmas vieler Frauen. Wenn das Stigma und die Täter-/Opfer-Zuweisungen entfallen würden - das ist natürlich utopische Denke -, könnten alle Beteiligten etwas relaxter unserem Job nachgehen. Aber soweit ist diese Gesellschaft noch nicht.
Grundsätzlich glaube ich, daß die Frage der Entgrenzung die Schlüsselfrage ist, wie ich auch schon mehrfach an anderen Stellen erwähnte; sei es die Zeit vor oder während P6 bzw. danach, falls dies ein Grund zum Ausstieg wird; wobei man - falls entsprechend disponiert - von einer habitualisierten Entgrenzung sprechen könnte, die fortlaufend un/bewusst weitergeführt wird, hier begibt man sich allerdings von einer riskanten Situation in die nächste, da bestimmte interessierte Kreise ein "Opfer" mit gewissen Dispositionen auf Meilen riechen können (Bsp. Beiträge in P6 Diskussionen). Gibt ihnen ja auch den Kick. Ich glaube, daß selbst öffentliche Diskussionen wie diese, einige kranke Gemüter vor ihrem Rechner zum Wichsen bringt. Daher würde ich bestimmte Diskussionen im offenen Bereich nur mit allergrösster Vorsicht führen.
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The Spirit Level - Die Wasserwaage
Umfangreiche Studien zu Wohlstandsverteilungsungerechtigkeit und sozialen Problemstellungen:
Prof. Richard Wilkinson: Ungleichheit ist der Feind zwischen den Menschen
Die Nationalstaaten sortiert nach mentaler Gesundheit:

Quellen
viewtopic.php?p=76189#76189
.
Prof. Richard Wilkinson: Ungleichheit ist der Feind zwischen den Menschen
Die Nationalstaaten sortiert nach mentaler Gesundheit:

Quellen
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 24.02.2010, 20:37, insgesamt 1-mal geändert.
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@Marc:
Ich bin mir über die Seriosität dieser Arbeit nicht so ganz im Klaren.
Auch die Hintergrundiformation der Quelle gibt da nicht wirklich Aufschluß - außer dass die Zahlen für Nicht-USA
wohl von der WHO kommen, und somit nur das Bild der kassenärztlichen Diagnosen wiedergeben.
Zumindest für Deutschland ergeben Feldstudien mehr als 3x so hohe Inzidenzen.
Liebe Grüße, Aoife
Ich bin mir über die Seriosität dieser Arbeit nicht so ganz im Klaren.
Auch die Hintergrundiformation der Quelle gibt da nicht wirklich Aufschluß - außer dass die Zahlen für Nicht-USA
wohl von der WHO kommen, und somit nur das Bild der kassenärztlichen Diagnosen wiedergeben.
Zumindest für Deutschland ergeben Feldstudien mehr als 3x so hohe Inzidenzen.
Liebe Grüße, Aoife
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Re: Beruf bringt oft psychische Störungen mit sich: Zürich S

Ein Nachtrag noch zum Eingangsposting (Züricher Studie) ... die gleichen Schlüsse ziehen Psychiater auch bei anderen Berufsgruppen. Auch Polizisten, die als Scheinfreier Sexworker bei Verwaltungsübertretungen betreten wollen, sind demnach besonders gefährdet. Eine Studie unter verdeckten Ermittlern hat eine "major psychiatric/psychological casualty rate of 16%" festgestellt (also 16% schwerste Störungen, die eine psychiatrische Intervention erfordern) ... da kommen die Züricher Sexworker ja noch vergleichsweise gut weg.Zwerg, Zitat aus Studie hat geschrieben:Psychische Störungen sind bei Prostituierten viel häufiger als bei anderen Frauen. Wie eine Studie der Universität Zürich zeigt, sind die Gewalterfahrung, die Arbeitsbedingungen und die Nationalität erhebliche Risikofaktoren. Vor allem Prostituierte aus aussereuropäischen Ländern, die in Studios oder Bars anschaffen und im Milieu Gewalt ausgesetzt sind, leiden fast ausnahmslos an psychischen Störungen
Quelle: Macleod, Undercover Policing, a Psychiatrists's Perspective. International Journal of Law and Psychiatry, vol 18/1995, S 239 ff
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"major psychiatric/psychological casualty rate of 16%"
16% schwerste Störungen, die eine psychiatrische Intervention erfordern
Interessanter Berufskunde-Vergleich: Sexworker-Agent:
Undercover policing: A psychological and operational guide
Abstract
Undercover policing carries a tremendous responsibility for interdicting crime and political violence by preventive infiltration of criminal organizations to disrupt their operations and bring their perpetrators to justice. As much of this process involves the skillful manipulation of human relationships, psychology has a vital role to play in all major phases of undercover work.
This article will describe the role of psychological services in team formation, selection and training of undercover officers (UCOs), preparation for undercover operations, deployment and monitoring, termination and reintegration, and managing deployment stress and post-operation psychological syndromes.
Laurence Miller
Independent Practice, Boca Raton, Florida
http://www.springerlink.com/content/66288lj3177u21t8/
__
Romeo-Agenten im Kalten Krieg:
viewtopic.php?p=72335#72335
16% schwerste Störungen, die eine psychiatrische Intervention erfordern
Interessanter Berufskunde-Vergleich: Sexworker-Agent:
Undercover policing: A psychological and operational guide
Abstract
Undercover policing carries a tremendous responsibility for interdicting crime and political violence by preventive infiltration of criminal organizations to disrupt their operations and bring their perpetrators to justice. As much of this process involves the skillful manipulation of human relationships, psychology has a vital role to play in all major phases of undercover work.
This article will describe the role of psychological services in team formation, selection and training of undercover officers (UCOs), preparation for undercover operations, deployment and monitoring, termination and reintegration, and managing deployment stress and post-operation psychological syndromes.
Laurence Miller
Independent Practice, Boca Raton, Florida
http://www.springerlink.com/content/66288lj3177u21t8/
__
Romeo-Agenten im Kalten Krieg:
viewtopic.php?p=72335#72335
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Re: Beruf bringt oft psychische Störungen mit sich: Zürich S

SchonLycisca hat geschrieben: ... da kommen die Züricher Sexworker ja noch vergleichsweise gut weg.

Trotzdem - ich denke dass für undercover Agenten ebenso wie für SW ein statistischer Vergleich mit anderen Gruppen, also auch
dieser beiden Gruppen miteinander, nicht zulässig ist. Ein solcher Vergleich setzt voraus, dass die die jeweilige Tätigkeit ausübenden Menschen austauschbar sind, so dass die Tätigkeit als kontrollierte
Variable gesehen und mit dem outcome (psychische Erkrankung) korreliert werden kann.
Und genau hier bin ich grundsätzlich anderer Meinung. IMHO sind weder SW noch UCO eine Zufallsstichprobe aus der Bevölkerung,
die rein zufällig zu diesen Berufen gekommen ist. Sondern beide Tätigkeiten erfordern bestimmte Stärken/Begabungen, die wiederum
an bestimmte Persönlichkeitsstrukturen, und somit auch Anfälligkeiten für manche Psychodiagnosen gekoppelt sind. Deshalb halte ich es für
wissenschaftlich unzulässig, gefundene Diagnosehäufigkeiten bei diesen Berufsgruppen so zu interpretieren, als dürfe man vorraussetzen,
dass die Angehörigen dieser Berufe ein dem Bevölkerungsdurchschnitt entsprechend verteiltes Spektrum an psychischen Auffälligkeiten
aufweisen würden, wenn sie "normalen" Berufen nachgehen würden.
Liebe Grüße, Aoife
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Machtkampf der Psychiatrie
DSM ist nur eine Checkliste aber kein wissenschaftlich fundierter Krankheitenkatalog
http://www.youtube.com/watch?v=yU5cjFyvM6Q
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM)
http://de.wikipedia.org/wiki/Diagnostic ... ers#Kritik
DSM Version 5:
http://www.dsm5.org/Pages/Default.aspx
Sexsucht:
viewtopic.php?p=80148#80148
http://www.youtube.com/watch?v=yU5cjFyvM6Q
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM)
http://de.wikipedia.org/wiki/Diagnostic ... ers#Kritik
DSM Version 5:
http://www.dsm5.org/Pages/Default.aspx
Sexsucht:
viewtopic.php?p=80148#80148
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RE: Beruf bringt oft psychische Störungen mit sich: Zürich S
hier ist unser diskussions-thema passender als in anna´s vorstellungsbereich.
die bemerkung "ich glaube nicht dass es möglich ist diese tätigkeit rein des geldes wegen zu machen, dafür ist sie einfach zu intim. zu aller erst muss es dir gefallen. wenn die hormone dazu nicht tanzen ist jede berührung eine kleine vergewaltigung. und wenn doch nur wegen geld, dann macht es dich schnell kaputt. deshalb mache NUR das was DIR gefällt! " wurde unterschiedlich kommentiert.
als guter ausdruck, um sich abzugrenzen, als völlig falsch, weil eine vergewaltigung kontrollverlust bedeutet und ein "keinspaßandersexarbeit" haben, zumindest die kontrolle behalten lässt und man trotzdem ganz aktiv und selbstbestimmt sagen kann "ok, ich biete sexarbeit an, auch wenns mir keinen spaß macht" oder etwas üabersichergehenlassen kann auch als fähigkeit gesehen werden.
und selbst, wenn man sagt/fühlt "ich finde sexarbeit unangenehm, die meisten kunden finde ich unsympathisch und mache es nur, weil ich damit geld verdiene" finde ich völlig ok. immerhin ist es reflektiert und ehrlich. ich glaube, menschen können sehr viel aushalten ohne krank zu werden, solange man sich selbst gegenüber ehrlich ist.
lieben gruß, annainga
die bemerkung "ich glaube nicht dass es möglich ist diese tätigkeit rein des geldes wegen zu machen, dafür ist sie einfach zu intim. zu aller erst muss es dir gefallen. wenn die hormone dazu nicht tanzen ist jede berührung eine kleine vergewaltigung. und wenn doch nur wegen geld, dann macht es dich schnell kaputt. deshalb mache NUR das was DIR gefällt! " wurde unterschiedlich kommentiert.
als guter ausdruck, um sich abzugrenzen, als völlig falsch, weil eine vergewaltigung kontrollverlust bedeutet und ein "keinspaßandersexarbeit" haben, zumindest die kontrolle behalten lässt und man trotzdem ganz aktiv und selbstbestimmt sagen kann "ok, ich biete sexarbeit an, auch wenns mir keinen spaß macht" oder etwas üabersichergehenlassen kann auch als fähigkeit gesehen werden.
und selbst, wenn man sagt/fühlt "ich finde sexarbeit unangenehm, die meisten kunden finde ich unsympathisch und mache es nur, weil ich damit geld verdiene" finde ich völlig ok. immerhin ist es reflektiert und ehrlich. ich glaube, menschen können sehr viel aushalten ohne krank zu werden, solange man sich selbst gegenüber ehrlich ist.
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RE: Beruf bringt oft psychische Störungen mit sich: Zürich S
Hallo, ich denke es spielen zwei Faktoren eine Rolle.
1). Frauen die mit dem Job anfangen sind häufig emotional instabil. Damit möchte ich nicht sagen daß JEDE Frau instabil ist die den Job macht, allerdings kommen viele aus schwierigen Verhältnissen oder haben Drogenprobleme.
2). Ich denke auch daß die Gefahr besteht daß ohnehin schon instabile Personen durch den Job erst recht Probleme mit der Psyche bekommen können. Damit will ich sagen daß bereits vorhandene psych. Probleme durch den Job verstärkt werden können.
Was das Thema Missbrauch betrifft. Natürlich hat ein normaler Auftrag bei einem Kunden wenig bis nichts mit sexuellem Missbrauch zu tun. Aber es besteht die Gefahr an jemanden zu geraten der vor einer Straftat nicht halt macht und gegen den Willen der SW handeln kann.
Gruss
1). Frauen die mit dem Job anfangen sind häufig emotional instabil. Damit möchte ich nicht sagen daß JEDE Frau instabil ist die den Job macht, allerdings kommen viele aus schwierigen Verhältnissen oder haben Drogenprobleme.
2). Ich denke auch daß die Gefahr besteht daß ohnehin schon instabile Personen durch den Job erst recht Probleme mit der Psyche bekommen können. Damit will ich sagen daß bereits vorhandene psych. Probleme durch den Job verstärkt werden können.
Was das Thema Missbrauch betrifft. Natürlich hat ein normaler Auftrag bei einem Kunden wenig bis nichts mit sexuellem Missbrauch zu tun. Aber es besteht die Gefahr an jemanden zu geraten der vor einer Straftat nicht halt macht und gegen den Willen der SW handeln kann.
Gruss
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Ich hab da mal ein paar Fragen, weil man liest ähnliches ja an vielen Stellen. Woher nimmst du bitte deine Einsichten, wenn ich fragen darf? Interessiert mich einfach. Aus "persönlicher" Erfahrung, aus interessegeleiteter Sichtweise, ist deine Quelle die Medienberichterstattung oder bestimmte Medien, beziehst du dich auf wissenschaftlichen Auftrags-Studien und falls ja in welchem Auftrag? Studien, die sich auf eine Kerngruppe von Sexworkern beziehen oder ...? Entstammt deine Sichtweise der hier im Thread vermittelten Studie?
Und was hältst du von dem Ansatz, daß es Sexarbeiter gibt, die in ihrem Job einen Beruf, ja sogar Berufung gefunden haben, was bedeutet das für ihre emotionale Stabilität? Kann professionelle Sexarbeit vormals instabile Strukturen im Berufs- oder Privatleben auflösen oder dazu beitragen? Was bedeutet instabil bzw. stabil, vor dem Hintergrund, dass fast jeder Mensch im Lauf seines Lebens, zumindest in den sog. Industriestaaten eine depressive Phase durchläuft? Auch im Zusammenhang mit Unzufriedenheit in der Erwerbstätigkeit, dem Scheitern von Beziehungen und deren Verarbeitung. Was passiert, wenn ein/e SexworkerIn nur auf respektvolle, achtsame Kunden trifft? Rein hypothetisch gesprochen.
Was bedeutet es für einen zufriedene/n und emotional stabilen SexworkerIn plötzlich Opfer einer Gewalttat mit einem Kunden zu werden und gibt es hier möglicherweise Parallelen bspw. von Frauen oder Angehörigen, meist als sog. Minderheiten bezeichnet, die Opfer einer Gewalttat werden? Bedeutet es, als Opfer von Missbrauch und/oder anderer Gewalttat automatisch und zwangsläufig bis ans Lebensende so erschüttert zu sein, sein zu müssen, dass man/frau labil auf ewig durchs Leben torkelt, sich unweigerlich, ja quasi zwangsläufig in riskante Situationen begibt, einem ewigen Automatismus folgend?
Was unterscheidet emotionale "Labilität" von emotionaler "Hinwendung" und charakterlicher Grosszügigkeit, Gutmütigkeit, ja von einem Helfersyndrom? Gibt es hier möglicherweise Zusammenhänge?
Und was hältst du von dem Ansatz, daß es Sexarbeiter gibt, die in ihrem Job einen Beruf, ja sogar Berufung gefunden haben, was bedeutet das für ihre emotionale Stabilität? Kann professionelle Sexarbeit vormals instabile Strukturen im Berufs- oder Privatleben auflösen oder dazu beitragen? Was bedeutet instabil bzw. stabil, vor dem Hintergrund, dass fast jeder Mensch im Lauf seines Lebens, zumindest in den sog. Industriestaaten eine depressive Phase durchläuft? Auch im Zusammenhang mit Unzufriedenheit in der Erwerbstätigkeit, dem Scheitern von Beziehungen und deren Verarbeitung. Was passiert, wenn ein/e SexworkerIn nur auf respektvolle, achtsame Kunden trifft? Rein hypothetisch gesprochen.
Was bedeutet es für einen zufriedene/n und emotional stabilen SexworkerIn plötzlich Opfer einer Gewalttat mit einem Kunden zu werden und gibt es hier möglicherweise Parallelen bspw. von Frauen oder Angehörigen, meist als sog. Minderheiten bezeichnet, die Opfer einer Gewalttat werden? Bedeutet es, als Opfer von Missbrauch und/oder anderer Gewalttat automatisch und zwangsläufig bis ans Lebensende so erschüttert zu sein, sein zu müssen, dass man/frau labil auf ewig durchs Leben torkelt, sich unweigerlich, ja quasi zwangsläufig in riskante Situationen begibt, einem ewigen Automatismus folgend?
Was unterscheidet emotionale "Labilität" von emotionaler "Hinwendung" und charakterlicher Grosszügigkeit, Gutmütigkeit, ja von einem Helfersyndrom? Gibt es hier möglicherweise Zusammenhänge?
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Re: RE: Beruf bringt oft psychische Störungen mit sich: Züri
Danke, Ariane, für deine Rückfragen, deren Antwort mich auch interessieren würde!
Darüber hinaus stellt sich mir folgende Frage:

Die Studie zeigt ja, dass Züricher Prostituierte sich in der Häufigkeit von mood & anxiety disorders nicht signifikant von anderen Züricher Frauen unterscheiden.
viewtopic.php?p=74957#74957
Ein signifikanter Unterschied besteht ja nur zwischen dem (untersuchten) Risiko psychischer Erkrankungen für Züricher Frauen an sich und dem (geschätzten?) Risiko einer "Allgemeinbevölkerung".
Wenn also emotionale Instabilität die Jobwahl als Sexarbeiterin positiv beeinflussen sollte (was ich nicht ausschließen kann) und der Job die psychischen Probleme verstärken würde (was ich für wenig glaubhaft halte, insbesondere im Vergleich dazu, welche psychischen Probleme ein anderer Job bei dieser Konstellation verursachen kann), wie kommt es dann, dass Züricher Sexarbeiterinnen laut dieser Studie psychisch genauso gesund sind wie andere Züricher Frauen?
Liebe Grüße, Aoife
Darüber hinaus stellt sich mir folgende Frage:

Wofür spielen diese 2 Faktoren eine Rolle?Coco Cobain hat geschrieben:Hallo, ich denke es spielen zwei Faktoren eine Rolle.
Die Studie zeigt ja, dass Züricher Prostituierte sich in der Häufigkeit von mood & anxiety disorders nicht signifikant von anderen Züricher Frauen unterscheiden.
viewtopic.php?p=74957#74957
Ein signifikanter Unterschied besteht ja nur zwischen dem (untersuchten) Risiko psychischer Erkrankungen für Züricher Frauen an sich und dem (geschätzten?) Risiko einer "Allgemeinbevölkerung".
Wenn also emotionale Instabilität die Jobwahl als Sexarbeiterin positiv beeinflussen sollte (was ich nicht ausschließen kann) und der Job die psychischen Probleme verstärken würde (was ich für wenig glaubhaft halte, insbesondere im Vergleich dazu, welche psychischen Probleme ein anderer Job bei dieser Konstellation verursachen kann), wie kommt es dann, dass Züricher Sexarbeiterinnen laut dieser Studie psychisch genauso gesund sind wie andere Züricher Frauen?
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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Solche Studien sind sowieso "toll". Es wird ein Fehler bei jedem Wert angegeben, der nur dem mathematischen Fehler entspricht. Bei Forsaumfragen ist schon mal aufgefallen, dass der reale Fehler ca bei 10 % liegt, weil die Studie nicht repräsantiv ist - eben weil man nicht mehr zufällig auswählen kann. Die Mehrheit macht bei "normalen" Studien ohne Aufwandsentschädigung nicht mit und die Minderheit unter 30 steht nicht mehr im Telefonbuch.
Wie lissi gemeint hat ist ein "differenziertes Bild" nur sehr schwer zu bekommen: nicht jeder antwortet auf die Frage ob er denn glaubt einen an der Waffel zu haben ehrlich, nur weil man ihm verspricht, dass es anonym sei, was es nie ist. Auch 10 oder 20 eur machen es nicht besser. Ohne Vergleichwert und Erklärung ist das Ganze auch witzlos.
Wem nutzt denn das Wissen, dass ca 20 % (um mal beliebig zu sein) der zürcher SW eine schwere psychische Krankheit haben, wenn man ihn zB nicht mit Winterthur vergleichen kann, oder dem Wert der "normalen" Männer? Bei einem theoretischen Fehler von 3 % sind auch Änderungen von 1-6 % nicht verifizierbar.
PS: Ich glaube die Arbeit mit Automaten, dh, Maschinen ausgeliefert zu sein schadet den Menschen eher.
Oder @ Ariane.. zu deinen Beispielen: Es gibt noch die Gruppe der Asexuellen, die sind nur für sich unglücklich, wenn sie denn unglücklich werden - die scheinen niemanden zu interessieren. Ohne Hilfe zeugen die zwar keine Kinder bzw sind Zeitbomben, andererseits scheint ein selbstgewähltes Zölibat der weiseste Weg zu sein: Hiv, Partnerschaften, Kinder, Eifersucht.. alles kein Problem.
@ Coco... häufig, viele, wenig bis gar nichts... triff doch mal eine Aussage.. selbst, wenn sie "falsch" ist wirft sie doch nur den Blick in eine andere Richtung. Richtig ist, dass Drogen Mißbrauch, Gewalt, Zuhälterei ernsthafte Probleme sind, die in dieser Szene traditionell verankert sind, psychische Probleme schaffen und verstärken - und die bis jetzt kaum eine Zivilisation lösen konnte.
Wie lissi gemeint hat ist ein "differenziertes Bild" nur sehr schwer zu bekommen: nicht jeder antwortet auf die Frage ob er denn glaubt einen an der Waffel zu haben ehrlich, nur weil man ihm verspricht, dass es anonym sei, was es nie ist. Auch 10 oder 20 eur machen es nicht besser. Ohne Vergleichwert und Erklärung ist das Ganze auch witzlos.
Wem nutzt denn das Wissen, dass ca 20 % (um mal beliebig zu sein) der zürcher SW eine schwere psychische Krankheit haben, wenn man ihn zB nicht mit Winterthur vergleichen kann, oder dem Wert der "normalen" Männer? Bei einem theoretischen Fehler von 3 % sind auch Änderungen von 1-6 % nicht verifizierbar.
PS: Ich glaube die Arbeit mit Automaten, dh, Maschinen ausgeliefert zu sein schadet den Menschen eher.
Oder @ Ariane.. zu deinen Beispielen: Es gibt noch die Gruppe der Asexuellen, die sind nur für sich unglücklich, wenn sie denn unglücklich werden - die scheinen niemanden zu interessieren. Ohne Hilfe zeugen die zwar keine Kinder bzw sind Zeitbomben, andererseits scheint ein selbstgewähltes Zölibat der weiseste Weg zu sein: Hiv, Partnerschaften, Kinder, Eifersucht.. alles kein Problem.
@ Coco... häufig, viele, wenig bis gar nichts... triff doch mal eine Aussage.. selbst, wenn sie "falsch" ist wirft sie doch nur den Blick in eine andere Richtung. Richtig ist, dass Drogen Mißbrauch, Gewalt, Zuhälterei ernsthafte Probleme sind, die in dieser Szene traditionell verankert sind, psychische Probleme schaffen und verstärken - und die bis jetzt kaum eine Zivilisation lösen konnte.
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Leu,
deiner Argumentation nach bräuchte man gar keine Studien machen. Auch wenn man die Ergebnisse kritisch betrachten kann und soll, wäre es meiner Meinung nach gefährlich keine Studien zu machen. Denn erst die Ergebnisse rechtfertigen finanzielle Investitionen - hypothetisch, wenn herauskommen würde, dass es in einem Land keine psy. Störungen gibt, warum sollen dann Behandlungsangebote finanziert werden?
Deine Angst, dass es keine anonyme Forschung gibt verstehe ich übriges nicht. Die gibt es sehrwohl!
Und psychisch krank darf nicht mal umgangssprachlich "einen an der Waffel haben" heißen! Oder möchtest du vielleicht so tituliert werden? Sehr wertschätzend...
Elisabeth
deiner Argumentation nach bräuchte man gar keine Studien machen. Auch wenn man die Ergebnisse kritisch betrachten kann und soll, wäre es meiner Meinung nach gefährlich keine Studien zu machen. Denn erst die Ergebnisse rechtfertigen finanzielle Investitionen - hypothetisch, wenn herauskommen würde, dass es in einem Land keine psy. Störungen gibt, warum sollen dann Behandlungsangebote finanziert werden?
Deine Angst, dass es keine anonyme Forschung gibt verstehe ich übriges nicht. Die gibt es sehrwohl!
Und psychisch krank darf nicht mal umgangssprachlich "einen an der Waffel haben" heißen! Oder möchtest du vielleicht so tituliert werden? Sehr wertschätzend...
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Und nicht nur das:lissi456 hat geschrieben:Denn erst die Ergebnisse rechtfertigen finanzielle Investitionen - hypothetisch, wenn herauskommen würde, dass es in einem Land keine psy. Störungen gibt, warum sollen dann Behandlungsangebote finanziert werden?
Auch unsere Argumentation gegen eine Politik, die Sexarbeit wegen ihrer vorgeblichen Schädlichkeit behindern will, beruht ja darauf, dass selbst Studien, die diese Schädlichkeit nachweisen wollen das nicht können. Und somit eine Politik gegen Sexarbeit nicht evidence based ist, sondern den Versuch darstellt aus ideologischen Gründen eine Minderheit ihrer Rechte zu berauben.
Liebe Grüße, Aoife
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