Diven, Diebe,Diktatoren

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fraences
Admina
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Diven, Diebe,Diktatoren

Beitrag von fraences »

1926-1933Gerichtsfotograf Leo Rosenthal
Diven, Diebe, Diktatoren


LANDESARCHIV BERLIN / COURTESY SCHIRMER/MOSEL

Der Zeuge Adolf Hitler: Im so genannten Edenpalast-Prozess erreichte Rechtsanwalt Litten als Vertreter der Nebenklage im Mai 1931 eine Vorladung Adolf Hitlers und des SA-Führers Walter Stennes, um zu beweisen, dass Rollkommandoüberfälle eine planmäßige Taktik der NSDAP zur Destabilisierung der Weimarer Republik darstellten. Die Vernehmung hatte zur Folge, dass gegen Hitler wegen Meineides ermittelt wurde.

Leo Rosenthal notierte zu dem Foto: "Ich sass auf der Zeugenbank in der zweiten Reihe; versteckte die Camera hinter dem Rücken der Person, die vor mir sass und machte die Aufnahme seitwärts. Links von Hitler sitzt Stennes. Es ist interessant Stennes aufrechte Haltung mit Hitlers Sitzungsweise zu vergleichen".

Zeuge der Anklagen: Von 1926 bis 1933 fotografierte Leo Rosenthal in den Gerichtssälen Berlins. Seine Bilder zeigen große und kleine Verbrecher, Anwälte, Richter und Zuschauer. Seine faszinierenden Bilder dokumentieren das Leben einer entfesselten Stadt.


Wände und Bänke sind aus dunklem Holz. Unter dem Regenmantel ein hellblaues Hemd. Es steht offen. Gutgeschnittener Kopf, weiße Haare und dunkle Augenbrauen, hellgraue Bartstoppeln, die Arme über der Brust verschränkt. Dominique Strauss-Kahn wartet auf seinen Richter. Das Foto ist alles: Anklage, Schuldgeständnis, Verurteilung. Er wird wohl nie wieder ein hohes öffentliches Amt bekleiden können. Die Kamera ist der moderne Pranger: Sie lichtet ab, und sie richtet.

Manche Bilder aus Strafverfahren bleiben für immer im Gedächtnis. Die Männer des Widerstands vor dem Volksgerichtshof: Moltke - souverän; Witzleben muss seine Hose festhalten, weil ihm der Gürtel weggenommen wurde. 1945 die Hauptkriegsverbrecher im Nürnberger Prozess: Göring, immer noch überheblich, lümmelt sich halb auf die Brüstung, Heß scheint schon damals wirr. Hinter den Angeklagten die weißen Helme der Soldaten. 1968 Baader und Ensslin im Brandstifterprozess: Die Terroristen wirken wie in einem Godard-Film, Kultfiguren, die später zu Mördern werden. Gerichtsfotos haben etwas Magisches, wir betrachten sie genauer als andere Bilder, vielleicht weil wir die Schuld auf ihnen erkennen wollen.

Aber es gibt nur wenige Fotos, die in Deutschland während einer Hauptverhandlung gemacht wurden. Natürlich sind Prozesse heute öffentlich. Die Zeiten der Geheimjustiz waren so schrecklich, dass das Bürgertum im vorletzten Jahrhundert selbstbewusst forderte, die Gerichte sollen durch die Öffentlichkeit kontrolliert werden. Niemand wollte mehr eine Staatsmacht, die hinter verschlossenen Türen über das Volk urteilt. Im Gerichtsverfassungsgesetz steht es: "Die Verhandlung vor dem erkennenden Gericht einschließlich der Verkündung der Urteile und Beschlüsse ist öffentlich." Aber eine Öffentlichkeit wie in Amerika wollte man nie. Nur die Menschen, die gerade vor der Tür standen, waren im Gerichtssaal willkommen. Die Juristen erfanden sogar ein Wort dafür: "Saalöffentlichkeit". Einzig der Richter kann das Fotografieren während der Verhandlung erlauben. Ich habe es als Anwalt noch nie erlebt.

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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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