Länderberichte UKRAINE:
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Länderberichte UKRAINE:
Aids in der Ukraine
Denn sie wissen nicht, was sie sich antun
Von Peter-Philipp Schmitt, Kiew
20. Juni 2007
Dimitri Scherembej erhebt sich als Erster. „Mein Name ist Dima, und ich lebe seit elf Jahren mit HIV.“ Dann steht Natascha Kownir auf: „Ich lebe auch schon seit zehn Jahren mit HIV.“ Und Anna Grekowa, die neben ihr sitzt, sagt: „Ich kann nicht genau sagen, seit wann ich mit HIV lebe. Das Virus wurde aber erstmals vor vier Jahren in meinem Körper nachgewiesen.“ Ganz zum Schluss spricht Petro Poljantsew, der Jüngste von ihnen: „Ich weiß von meiner HIV-Infektion, seit ich 19 Jahre alt war. Ich bin schwul und leite hier in Kiew das Programm für Männer, die mit Männern Sex haben.“
Dascha ist zwar noch viel jünger als Petro, doch sie schert sich nicht weiter um das Gerede der Erwachsenen und rennt lieber die Treppe zum Sonnendeck hinauf. Sie hat heute Geburtstag, es ist ihr achter. Dass sie Aids hat, weiß sie, was es für sie bedeutet, weiß sie nicht. Sie schluckt täglich Tabletten – wie ihre Mutter Paulina. Und wie Dima und Natascha und Anna und Petro.
400 kämpfen für 377.000
Sie alle haben Aids und gehören auch offiziell zu den Menschen in der Ukraine, die mit dem HI-Virus leben. Ihre Organisation heißt „All-Ukrainian Network of People Living with HIV“, kurz PLWH. Die PLWH arbeiten überall in der Ukraine, in der Hauptstadt Kiew genauso wie in Charkiw und Dnipropetrowsk, in Donezk, Lemberg (Lwiw) und Odessa. Die Kiewer Gruppe hat an diesem sonnigen Tag zu einer Bootspartie auf dem Dnjepr geladen. Zwei Geburtstage werden gefeiert – mit einer Zuckergusstorte und 33 brennenden Kerzen, die der nunmehr 25 Jahre alte Petro und die kleine Dascha gemeinsam auspusten.
Derweil erzählt der dreißigjährige Dima stolz, dass die PLWH im vergangenen Jahr auf der Weltaidskonferenz in Toronto mit dem „Red Ribbon Award“ für ihren erfolgreichen Kampf gegen Stigma und Diskriminierung von HIV-positiven Menschen ausgezeichnet wurde. Was es heißt, in der Ukraine gegen gesellschaftliche Ausgrenzung zu kämpfen, wissen die PLWH genau. Viel mehr als 400 gibt es nämlich nicht – und das in einem Land mit mindestens 377.000 HIV-Infizierten.
Nur jeder Vierte weiß von seiner Infektion
Drogenabhängige in Kiew: Frische Nadeln und Kondome
Die Ukraine hält mehr als einen europäischen Rekord: So ist die ehemalige Sowjetrepublik das größte Land des Kontinents, wenn man Russland nicht berücksichtigt. Die Ukraine ist fast doppelt so groß wie Deutschland, hat aber nur etwa halb so viele Einwohner. Es gibt nur grobe Schätzungen, wie viele von ihnen HIV-infiziert sind. Die ukrainische Regierung hat sich mit internationalen Organisationen wie der Weltbank auf die Zahl 377.000 geeinigt (nach UN-Aids-Angaben sind es allerdings mittlerweile schon 410.000) – das sind achtmal mehr HIV-Infizierte als Deutschland hat.
Zugleich gehen die Weltbank und die „International HIV/Aids Alliance in Ukraine“ davon aus, dass nur jeder Vierte in dem riesigen Land von seiner Infektion weiß. So könnten schon heute wesentlich mehr Ukrainier HIV-positiv sein, als offiziell angenommen wird.
Die massivste Ausbreitung Europas
In keinem anderen europäischen Land breitet sich HIV schneller und massiver aus als in der Ukraine. Pessimistische Prognosen rechnen damit, dass im Jahr 2014 mindestens 800.000 Menschen in dem Land betroffen sein werden. Gleichzeitig wird die Lebenserwartung um knapp fünf Jahre sinken, 42.000 Kinder werden Voll-, bis zu 170.000 Mädchen und Jungen werden Halbwaisen sein. Noch vor zehn Jahren wurde das HI-Virus vor allem durch Drogenabhängige weitergegeben, die beim Spritzen von Opiaten oder Opioiden immer wieder dieselbe Nadel benutzten.
Weniger als fünf Prozent der Ansteckungen ließen sich damals auf eine Übertragung beim Sex zurückführen. Inzwischen ist das Virus aber derart weit in der Bevölkerung verbreitet, dass HIV mehrheitlich nicht mehr von Drogenabhängigen, sondern vor allem durch heterosexuelle Kontakte (in 35 Prozent aller Fälle) und von Müttern bei der Geburt oder danach auf ihre Kinder übertragen wird (fast 20 Prozent).
20 Freier jede Nacht
Mitternacht ist schon eine Weile vorbei. Ausnahmsweise stehen die Schulfreundinnen Vera und Lina nicht auf der Straße, um auf Kundschaft zu warten, sondern sitzen in ihrem kaum zwölf Quadratmeter großen Apartment am Rande Kiews. Die beiden sind 45 Jahre alt, Veras Tochter ist 24. Zusammen kommen die drei Frauen auf 20 Freier jede Nacht, die sie allesamt und abwechselnd in dem kleinen Zimmer empfangen oder – wenn’s schnell gehen muss – einfach hinter einem Busch an der Straße befriedigen. Vera und Lina sind seit gut 20 Jahren drogenabhängig, schon wieder kocht ein stinkendes Drogengemisch in der Pfanne auf dem Herd vor sich hin.
Ihre Körper sind übersät mit Einstichstellen, Veras Beine mit Narben und Geschwüren von verunreinigten Nadeln. Nicht ohne stolz, aber kaum verständlich, weil sie keine Zähne mehr hat, erzählt sie, dass ihre Tochter bald die Straße verlassen kann: „Ein Kunde will sie heiraten.“ Selbst ihre Freundin Lina scheint die Geschichte nicht zu glauben. Die einzigen Besucher der Frauen in dieser Nacht sind Vertreter der „Anonymous Drug Addicts“ (AA). Sie schauen regelmäßig vorbei und bringen frische Nadeln und Kondome. Was nichts zu heißen hat: „Wenn ein Kunde es ohne machen will“, sagt Lina, „machen wir es ohne.“
Das Geld „erreicht bislang nicht die Menschen“
Prävention findet in der Ukraine bislang so gut wie nicht statt. Das wenige Geld, das der ukrainische Staat derzeit für die Bekämpfung von Aids zur Verfügung stellt – rund 100 Millionen Hriwna, das sind rund 15 Millionen Euro –, fließt zu fast 100 Prozent in die Anschaffung von antiretroviralen Medikamenten, mit denen Aids-Patienten in einigen Krankenhäusern unentgeltlich behandelt werden. Die größten Summen im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit überweisen der „Global Fund To Fight Aids, Tuberculosis and Malaria“ sowie die Weltbank. Der „Global Fund“ hatte 2003 für fünf Jahre 92 Millionen Dollar freigegeben, die Zahlungen wegen Missmanagements 2004 aber wieder ausgesetzt.
Seither ist nicht mehr der Staat, sondern vor allem die „International HIV/Aids Alliance in Ukraine“ Nutznießer des Geldes. „Wir konnten die Zahl der Menschen, die eine Aids-Behandlung bekommen, von 137 auf mehr als 5000 erhöhen“, sagt Andrej Klepikow, der Direktor der Allianz. Zudem ist ein Kredit der Weltbank in Höhe von 60 Millionen Dollar, der ebenfalls hatte eingefroren werden müssen, in Teilen wieder freigegeben, von September 2008 an will der „Global Fund“ darüber hinaus weitere 151 Millionen Dollar überweisen. Ann Shakarishvili von UN-Aids in Kiew sagt, dass im Grunde genügend Geld zur Verfügung stehe. „Aber es erreicht bislang einfach nicht die Menschen.“
45 Betten für Tausende Infizierte
Oleksandr Jurtschenko ist 32 Jahre alt und Chefarzt des sogenannten Aids-Zentrums der Stadt Kiew. In der Ukraine herrscht ein massiver Ärzte- und Krankenschwesternmangel. Und weil es kaum einen Mediziner in seinem Beruf hält, in dem man knapp 200 Dollar im Monat verdienen kann, sucht man selbst in der Infektiologie ältere und erfahrene Ärzte vergeblich. Im Aids-Zentrum sind rund 4600 HIV-Infizierte registriert. „Wir gehen davon aus, dass in Kiew mindestens zehnmal so viele leben“, sagt Jurtschenko.
Für sie alle stehen genau 45 Betten zur Verfügung. Im ersten Quartal 2007 starben 27 Aids-Patienten in der Klinik. Von den 45 Millionen Hriwna (knapp sieben Millionen Euro), die 2007 im städtischen Etat für das Aids-Zentrum vorgesehen sind, hat er bislang nur ein Drittel bekommen. Das sei ganz normal, sagt Jurtschenko. Ob er am Ende des Jahres die gesamten 45 Millionen Hriwna bekommen wird, bleibt abzuwarten.
"Es gab doch kaum Informationen"
Der junge Chefarzt des Aids-Zentrums hat vor 18 Monaten ein Substitutionsprogramm eingerichtet – „fast wie in Deutschland“, wie er sagt. 53 Drogenabhängige nehmen inzwischen daran teil. Wladislaw ist einer von ihnen. Der Siebenundzwanzigjährige war zehn Jahre lang schwerst heroinabhängig. Er solle doch einfach mal probieren, hätten seine Freunde damals gesagt. Vor vier Jahren, nach einem schweren Autounfall, musste er geröntgt werden. Dabei wurde eine Tuberkulose diagnostiziert – untrügliches Zeichen für eine fortgeschrittene HIV-Infektion. „Es gab doch kaum Informationen“, versucht Wladislaw seine Drogensucht und Aids-Erkrankung zu entschuldigen.
Mehr als zwei Drittel aller Jugendlichen experimentierten mit Drogen herum, sagt Dima Scherembej von den PLWH. Neun Jahre lang war er selbst drogenabhängig – zwischen seinem 13. und 22. Lebensjahr. Als seine damaligen Freunde irgendwann positiv getestet wurden, sei ihm klar gewesen, dass er sich auch mit dem HI-Virus angesteckt hatte.
"Unsere Gesellschaft ist schrecklich homophob"
Da die Qualität der Drogen oftmals schlecht sei, bereite sich jeder Abhängige „sein eigenes Süppchen“. Unter anderem wird Heroin gelegentlich auch mit menschlichem Blut versetzt, das einer spendet. Der Mix wird dann innerhalb einer ganzen Gruppe geteilt. Leichter kann sich HIV wohl nicht ausbreiten.
Das Geburtstagskind Petro Poljantsew von den PLWH gehört zu den wenigen Ukrainern, die sich durch homosexuellen Kontakt infiziert haben. Dass er sich mutig zu seinem Schwulsein bekennt, ist sehr ungewöhnlich. „Unsere Gesellschaft ist schrecklich homophob“, sagt der Fünfundzwanzigjährige. Übergriffe auf Homosexuelle seien an der Tagesordnung. Doch selbst in der Familie gebe es keinen Schutz. „Als ein Freund von mir positiv auf HIV getestet wurde, stand seine Mutter weiterhin zu ihm, obwohl die Familie angefeindet wurde. Als sie erfuhr, dass ihr Sohn schwul ist, verstieß sie ihn sofort.“
Text: F.A.Z.
Quelle: Frankfurter Allgemeine FAZ.NET
Denn sie wissen nicht, was sie sich antun
Von Peter-Philipp Schmitt, Kiew
20. Juni 2007
Dimitri Scherembej erhebt sich als Erster. „Mein Name ist Dima, und ich lebe seit elf Jahren mit HIV.“ Dann steht Natascha Kownir auf: „Ich lebe auch schon seit zehn Jahren mit HIV.“ Und Anna Grekowa, die neben ihr sitzt, sagt: „Ich kann nicht genau sagen, seit wann ich mit HIV lebe. Das Virus wurde aber erstmals vor vier Jahren in meinem Körper nachgewiesen.“ Ganz zum Schluss spricht Petro Poljantsew, der Jüngste von ihnen: „Ich weiß von meiner HIV-Infektion, seit ich 19 Jahre alt war. Ich bin schwul und leite hier in Kiew das Programm für Männer, die mit Männern Sex haben.“
Dascha ist zwar noch viel jünger als Petro, doch sie schert sich nicht weiter um das Gerede der Erwachsenen und rennt lieber die Treppe zum Sonnendeck hinauf. Sie hat heute Geburtstag, es ist ihr achter. Dass sie Aids hat, weiß sie, was es für sie bedeutet, weiß sie nicht. Sie schluckt täglich Tabletten – wie ihre Mutter Paulina. Und wie Dima und Natascha und Anna und Petro.
400 kämpfen für 377.000
Sie alle haben Aids und gehören auch offiziell zu den Menschen in der Ukraine, die mit dem HI-Virus leben. Ihre Organisation heißt „All-Ukrainian Network of People Living with HIV“, kurz PLWH. Die PLWH arbeiten überall in der Ukraine, in der Hauptstadt Kiew genauso wie in Charkiw und Dnipropetrowsk, in Donezk, Lemberg (Lwiw) und Odessa. Die Kiewer Gruppe hat an diesem sonnigen Tag zu einer Bootspartie auf dem Dnjepr geladen. Zwei Geburtstage werden gefeiert – mit einer Zuckergusstorte und 33 brennenden Kerzen, die der nunmehr 25 Jahre alte Petro und die kleine Dascha gemeinsam auspusten.
Derweil erzählt der dreißigjährige Dima stolz, dass die PLWH im vergangenen Jahr auf der Weltaidskonferenz in Toronto mit dem „Red Ribbon Award“ für ihren erfolgreichen Kampf gegen Stigma und Diskriminierung von HIV-positiven Menschen ausgezeichnet wurde. Was es heißt, in der Ukraine gegen gesellschaftliche Ausgrenzung zu kämpfen, wissen die PLWH genau. Viel mehr als 400 gibt es nämlich nicht – und das in einem Land mit mindestens 377.000 HIV-Infizierten.
Nur jeder Vierte weiß von seiner Infektion
Drogenabhängige in Kiew: Frische Nadeln und Kondome
Die Ukraine hält mehr als einen europäischen Rekord: So ist die ehemalige Sowjetrepublik das größte Land des Kontinents, wenn man Russland nicht berücksichtigt. Die Ukraine ist fast doppelt so groß wie Deutschland, hat aber nur etwa halb so viele Einwohner. Es gibt nur grobe Schätzungen, wie viele von ihnen HIV-infiziert sind. Die ukrainische Regierung hat sich mit internationalen Organisationen wie der Weltbank auf die Zahl 377.000 geeinigt (nach UN-Aids-Angaben sind es allerdings mittlerweile schon 410.000) – das sind achtmal mehr HIV-Infizierte als Deutschland hat.
Zugleich gehen die Weltbank und die „International HIV/Aids Alliance in Ukraine“ davon aus, dass nur jeder Vierte in dem riesigen Land von seiner Infektion weiß. So könnten schon heute wesentlich mehr Ukrainier HIV-positiv sein, als offiziell angenommen wird.
Die massivste Ausbreitung Europas
In keinem anderen europäischen Land breitet sich HIV schneller und massiver aus als in der Ukraine. Pessimistische Prognosen rechnen damit, dass im Jahr 2014 mindestens 800.000 Menschen in dem Land betroffen sein werden. Gleichzeitig wird die Lebenserwartung um knapp fünf Jahre sinken, 42.000 Kinder werden Voll-, bis zu 170.000 Mädchen und Jungen werden Halbwaisen sein. Noch vor zehn Jahren wurde das HI-Virus vor allem durch Drogenabhängige weitergegeben, die beim Spritzen von Opiaten oder Opioiden immer wieder dieselbe Nadel benutzten.
Weniger als fünf Prozent der Ansteckungen ließen sich damals auf eine Übertragung beim Sex zurückführen. Inzwischen ist das Virus aber derart weit in der Bevölkerung verbreitet, dass HIV mehrheitlich nicht mehr von Drogenabhängigen, sondern vor allem durch heterosexuelle Kontakte (in 35 Prozent aller Fälle) und von Müttern bei der Geburt oder danach auf ihre Kinder übertragen wird (fast 20 Prozent).
20 Freier jede Nacht
Mitternacht ist schon eine Weile vorbei. Ausnahmsweise stehen die Schulfreundinnen Vera und Lina nicht auf der Straße, um auf Kundschaft zu warten, sondern sitzen in ihrem kaum zwölf Quadratmeter großen Apartment am Rande Kiews. Die beiden sind 45 Jahre alt, Veras Tochter ist 24. Zusammen kommen die drei Frauen auf 20 Freier jede Nacht, die sie allesamt und abwechselnd in dem kleinen Zimmer empfangen oder – wenn’s schnell gehen muss – einfach hinter einem Busch an der Straße befriedigen. Vera und Lina sind seit gut 20 Jahren drogenabhängig, schon wieder kocht ein stinkendes Drogengemisch in der Pfanne auf dem Herd vor sich hin.
Ihre Körper sind übersät mit Einstichstellen, Veras Beine mit Narben und Geschwüren von verunreinigten Nadeln. Nicht ohne stolz, aber kaum verständlich, weil sie keine Zähne mehr hat, erzählt sie, dass ihre Tochter bald die Straße verlassen kann: „Ein Kunde will sie heiraten.“ Selbst ihre Freundin Lina scheint die Geschichte nicht zu glauben. Die einzigen Besucher der Frauen in dieser Nacht sind Vertreter der „Anonymous Drug Addicts“ (AA). Sie schauen regelmäßig vorbei und bringen frische Nadeln und Kondome. Was nichts zu heißen hat: „Wenn ein Kunde es ohne machen will“, sagt Lina, „machen wir es ohne.“
Das Geld „erreicht bislang nicht die Menschen“
Prävention findet in der Ukraine bislang so gut wie nicht statt. Das wenige Geld, das der ukrainische Staat derzeit für die Bekämpfung von Aids zur Verfügung stellt – rund 100 Millionen Hriwna, das sind rund 15 Millionen Euro –, fließt zu fast 100 Prozent in die Anschaffung von antiretroviralen Medikamenten, mit denen Aids-Patienten in einigen Krankenhäusern unentgeltlich behandelt werden. Die größten Summen im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit überweisen der „Global Fund To Fight Aids, Tuberculosis and Malaria“ sowie die Weltbank. Der „Global Fund“ hatte 2003 für fünf Jahre 92 Millionen Dollar freigegeben, die Zahlungen wegen Missmanagements 2004 aber wieder ausgesetzt.
Seither ist nicht mehr der Staat, sondern vor allem die „International HIV/Aids Alliance in Ukraine“ Nutznießer des Geldes. „Wir konnten die Zahl der Menschen, die eine Aids-Behandlung bekommen, von 137 auf mehr als 5000 erhöhen“, sagt Andrej Klepikow, der Direktor der Allianz. Zudem ist ein Kredit der Weltbank in Höhe von 60 Millionen Dollar, der ebenfalls hatte eingefroren werden müssen, in Teilen wieder freigegeben, von September 2008 an will der „Global Fund“ darüber hinaus weitere 151 Millionen Dollar überweisen. Ann Shakarishvili von UN-Aids in Kiew sagt, dass im Grunde genügend Geld zur Verfügung stehe. „Aber es erreicht bislang einfach nicht die Menschen.“
45 Betten für Tausende Infizierte
Oleksandr Jurtschenko ist 32 Jahre alt und Chefarzt des sogenannten Aids-Zentrums der Stadt Kiew. In der Ukraine herrscht ein massiver Ärzte- und Krankenschwesternmangel. Und weil es kaum einen Mediziner in seinem Beruf hält, in dem man knapp 200 Dollar im Monat verdienen kann, sucht man selbst in der Infektiologie ältere und erfahrene Ärzte vergeblich. Im Aids-Zentrum sind rund 4600 HIV-Infizierte registriert. „Wir gehen davon aus, dass in Kiew mindestens zehnmal so viele leben“, sagt Jurtschenko.
Für sie alle stehen genau 45 Betten zur Verfügung. Im ersten Quartal 2007 starben 27 Aids-Patienten in der Klinik. Von den 45 Millionen Hriwna (knapp sieben Millionen Euro), die 2007 im städtischen Etat für das Aids-Zentrum vorgesehen sind, hat er bislang nur ein Drittel bekommen. Das sei ganz normal, sagt Jurtschenko. Ob er am Ende des Jahres die gesamten 45 Millionen Hriwna bekommen wird, bleibt abzuwarten.
"Es gab doch kaum Informationen"
Der junge Chefarzt des Aids-Zentrums hat vor 18 Monaten ein Substitutionsprogramm eingerichtet – „fast wie in Deutschland“, wie er sagt. 53 Drogenabhängige nehmen inzwischen daran teil. Wladislaw ist einer von ihnen. Der Siebenundzwanzigjährige war zehn Jahre lang schwerst heroinabhängig. Er solle doch einfach mal probieren, hätten seine Freunde damals gesagt. Vor vier Jahren, nach einem schweren Autounfall, musste er geröntgt werden. Dabei wurde eine Tuberkulose diagnostiziert – untrügliches Zeichen für eine fortgeschrittene HIV-Infektion. „Es gab doch kaum Informationen“, versucht Wladislaw seine Drogensucht und Aids-Erkrankung zu entschuldigen.
Mehr als zwei Drittel aller Jugendlichen experimentierten mit Drogen herum, sagt Dima Scherembej von den PLWH. Neun Jahre lang war er selbst drogenabhängig – zwischen seinem 13. und 22. Lebensjahr. Als seine damaligen Freunde irgendwann positiv getestet wurden, sei ihm klar gewesen, dass er sich auch mit dem HI-Virus angesteckt hatte.
"Unsere Gesellschaft ist schrecklich homophob"
Da die Qualität der Drogen oftmals schlecht sei, bereite sich jeder Abhängige „sein eigenes Süppchen“. Unter anderem wird Heroin gelegentlich auch mit menschlichem Blut versetzt, das einer spendet. Der Mix wird dann innerhalb einer ganzen Gruppe geteilt. Leichter kann sich HIV wohl nicht ausbreiten.
Das Geburtstagskind Petro Poljantsew von den PLWH gehört zu den wenigen Ukrainern, die sich durch homosexuellen Kontakt infiziert haben. Dass er sich mutig zu seinem Schwulsein bekennt, ist sehr ungewöhnlich. „Unsere Gesellschaft ist schrecklich homophob“, sagt der Fünfundzwanzigjährige. Übergriffe auf Homosexuelle seien an der Tagesordnung. Doch selbst in der Familie gebe es keinen Schutz. „Als ein Freund von mir positiv auf HIV getestet wurde, stand seine Mutter weiterhin zu ihm, obwohl die Familie angefeindet wurde. Als sie erfuhr, dass ihr Sohn schwul ist, verstieß sie ihn sofort.“
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Quelle: Frankfurter Allgemeine FAZ.NET
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Klitschko will bei Fußball-EM 2012 Prostitution erlauben
Klitschko will bei Fußball-EM 2012 Prostitution erlauben
Kiew. Der ukrainische Boxer und Politiker Witali Klitschko hat vorgeschlagen zur Fußball-Europameisterschaft 2012 die Prostitution in der Ukraine zu legalisieren, berichtet die Internetzeitung newsru.
Man müsse unorthodoxe Wege gehen, schlug Klitschko vor. Zu diesen Maßnahmen sei einerseits die Legalisierung der Prostitution, andererseits das Verbot von Alkohol in der Öffentlichkeit zu zählen, fügte der Schwergewichtsboxer, dessen jüngerer Bruder Wladimir am Wochenende den Weltmeistertitel verteidigte, an.
Im Jahr 2012 werden Polen und die Ukraine gemeinsam die Fußball-Europameisterschaft austragen. Das Finale soll im Kiewer "Olympia-Stadion" stattfinden. Bei vorangegangenen Großereignissen dieser Art (u.a. Fußball-WM 2006 in Deutschland) war der Umgang mit Prostituierten stets eines der größten Probleme für die Organisatoren, berichtet newsru.
aktuell.ru
Kiew. Der ukrainische Boxer und Politiker Witali Klitschko hat vorgeschlagen zur Fußball-Europameisterschaft 2012 die Prostitution in der Ukraine zu legalisieren, berichtet die Internetzeitung newsru.
Man müsse unorthodoxe Wege gehen, schlug Klitschko vor. Zu diesen Maßnahmen sei einerseits die Legalisierung der Prostitution, andererseits das Verbot von Alkohol in der Öffentlichkeit zu zählen, fügte der Schwergewichtsboxer, dessen jüngerer Bruder Wladimir am Wochenende den Weltmeistertitel verteidigte, an.
Im Jahr 2012 werden Polen und die Ukraine gemeinsam die Fußball-Europameisterschaft austragen. Das Finale soll im Kiewer "Olympia-Stadion" stattfinden. Bei vorangegangenen Großereignissen dieser Art (u.a. Fußball-WM 2006 in Deutschland) war der Umgang mit Prostituierten stets eines der größten Probleme für die Organisatoren, berichtet newsru.
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Demo gegen Sexwork
Die Presse: „Die Ukraine darf kein Bordell werden“
12.08.2008 | 18:07 | Von unserem Korrespondenten KNUT KROHN (Die Presse)
Prostitution ist in der Ukraine verboten. Gleichwohl nimmt die Zahl der Sextouristen drastisch zu. Prostituierte erwirtschaften etwa eine halbe Milliarde Euro pro Jahr. Genaue Zahlen sind schwierig zu eruieren [solange man nicht ein legales Sexbiz erlaubt! Anm.].
Warschau/Kiew. Die Einwohner von Kiew sind an Demonstrationen aller Art gewöhnt, doch so etwas haben sie auf dem Maidan noch nicht gesehen. Etwa 50 Frauen, hergerichtet wie Prostituierte, versammelten sich auf dem zentralen Platz der Hauptstadt und plauderten ausgelassen miteinander. Wie auf ein Kommando zeigten die Damen dann plötzlich ihr wahres Gesicht. Sie winkten den Passanten aufreizend mit Dollarnoten zu und reckten Plakate in den Himmel. „Die Ukraine ist kein Bordell“, stand darauf zu lesen.
„Es ist beschämend für uns Frauen und beschädigt das Image des Landes, dass die Ukraine immer stärker zu einem Ziel für Sextouristen wird“, erklärt Anna Hutsol die spektakuläre Aktion.
„Dieses Problem wird in der Ukraine auch deshalb totgeschwiegen, weil die allermeisten betroffenen Frauen aus Scham nicht darüber reden wollen.“
Anna Hutsol, Vorsitzende der Studentinnenorganisation Femen
Die junge Frau ist Vorsitzende von „Femen“, einer Organisation von Studentinnen, die sich den Kampf gegen die grassierende Prostitution auf ihr Banner geschrieben hat. Ziel der Frauen ist es, dass die Regierung ein Gesetz erlässt, das Sextouristen die Einreise in die Ukraine verbietet.
Diese Männer bereits an der Grenze abzufangen sei unmöglich, hält Andrej Schenin entgegen. Der Tourismusexperte der Regierung erklärt, dass den verantwortlichen Politikern die rapide steigende Zahl dieser Besucher nicht entgangen sei, aber es sei schon schwer genug, auch nur ungefähre Zahlen in diesem Bereich zu bekommen.
Nebenjob für Studentinnen
Nach Schenins Angaben besuchten im vergangenen Jahr rund 22 Millionen Menschen die Ukraine, 22 Prozent mehr als 2006. Gleichzeitig würden sich nach Angaben der Polizei rund 12.000 Prostituierte auf die Suche nach Freiern begeben und auf diese Weise rund 500 Millionen Euro erwirtschaften – obwohl die Prostitution in der Ukraine gesetzlich verboten ist.
Anna Hutsol hält diese offiziellen Zahlen für weit untertrieben. Sie erklärt, dass nicht nur Frauen aus den armen oder sozial schwachen Schichten ihre Körper verkaufen müssten. Immer mehr Studentinnen sähen sich wegen der lächerlich niederen Stipendien und der hohen Lebenshaltungskosten vor allem in Kiew gezwungen, das Geld für ihre Ausbildung als Prostituierte zu verdienen. Hutsol: „Dieses Problem wird in der Ukraine auch deshalb totgeschwiegen, weil die allermeisten betroffenen Frauen aus Scham nicht darüber reden wollen.“
Iryna Konchenkova führt noch ein weiteres Argument für die steigende Zahl von Prostituierten ins Feld: den allgemeinen Verfall der moralischen Werte. Sie leitet die Organisation „Schule der gleichen Möglichkeiten“, die gegen Kinderarbeit und Kinderpornografie kämpft. Viele der jungen Mädchen träumten von einem Leben im Luxus, von schnellen Autos und schicken Kleidern, sagt sie. Dieses materielle Denken verleite die Frauen dazu, ihre Wünsche auf die scheinbar einfachste Weise zu realisieren.
Sorge wegen Fußball-EM 2012
Besorgnis bereitet den Kämpfern gegen die Prostitution die geplante Fußball-Europameisterschaft 2012 in der Ukraine. „Wir arbeiten an einem langfristigen Plan, der gezielt auf dieses Großereignis ausgerichtet ist“, sagt Anna Hutsol. Eine groß angelegte Plakataktion gehört dazu und berühmte Ukrainer sollen in TV-Spots und öffentlichen Auftritten vor den Gefahren der Prostitution warnen. Sie mag es sich heute noch nicht vorstellen, was passiert, wenn hunderttausende Fans die Ukraine überschwemmen. Hutsol: „Wir haben jetzt schon die höchste Aids-Rate in Europa.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2008)
http://diepresse.com/home/panorama/welt/405665/index.do
Selber Artikel:
Ukraine
Keine Lust auf Sextouristen
VON KNUT KROHN
Prostitution
(Foto: ap)
Die Einwohner von Kiew sind an Demonstrationen aller Art gewöhnt, doch so etwas haben sie auf dem Maidan noch nicht gesehen. Etwa 50 Frauen versammeln sich auf dem zentralen Platz der Hauptstadt und plaudern ausgelassen miteinander. Wie auf ein Kommando zeigen die Damen dann plötzlich ein ganz anderes Gesicht. Sie winken den Passanten aufreizend mit Dollarnoten zu und recken Plakate in den Himmel. "Die Ukraine ist kein Bordell" steht darauf zu lesen.
"Es ist beschämend für uns Frauen und beschädigt das Image des Landes, dass die Ukraine immer stärker zu einem Ziel für Sextouristen wird", erklärt Anna Hutsol die spektakuläre Aktion. Die junge Frau ist Vorsitzende der Organisation "Femen", einer Vereinigung von Studentinnen, die sich den Kampf gegen die grassierende Prostitution auf ihr Banner geschrieben hat. Ziel der Frauen ist es, dass die Regierung ein Gesetz erlässt, das Sextouristen die Einreise in die Ukraine verbietet.
Diese Männer bereits an der Grenze abzufangen sei unmöglich, hält Andrej Schenin entgegen. Der Tourismusexperte der Regierung sagt, den verantwortlichen Politikern sei die rapide steigende Zahl dieser speziellen Besucher nicht entgangen, aber es sei schon schwer genug, auch nur ungefähre Zahlen zu bekommen.
Verbotener Wirtschaftszweig
Nach Schenins Angaben besuchten im vergangenen Jahr rund 22 Millionen Menschen die Ukraine, über 20 Prozent mehr als 2006. Nach Angaben der Polizei begeben sich rund 12 000 Prostituierte auf die Suche nach Freiern und erwirtschaften auf diese Weise rund 500 Millionen Euro - obwohl die Prostitution in der Ukraine gesetzlich verboten ist. Anna Hutsol hält diese offiziellen Zahlen noch für weit untertrieben. Sie betont, nicht nur sozial schwache Frauen verkauften aus Armut ihre Körper; immer mehr Studentinnen sähen sich wegen der lächerlich niederen Stipendien und der hohen Lebenshaltungskosten vor allem in Kiew gezwungen, das Geld für ihre Ausbildung als Prostituierte zu verdienen. Hutsol: "Dieses Problem wird in der Ukraine auch deshalb totgeschwiegen, weil die allermeisten betroffenen Frauen aus Scham nicht darüber reden wollen."
Iryna Konchenkova führt noch ein weiteres Argument für die steigende Zahl von Prostituierten ins Feld: den allgemeinen Verfall der moralischen Werte. Sie leitet die Organisation "Schule der gleichen Möglichkeiten", die unter anderem gegen Kinderarbeit und Kinderpornografie kämpft. Viele der jungen Mädchen träumten von einem Leben im Luxus, von schnellen Autos und schicken Kleidern sagt sie. Dieses materielle Denken verleite die Frauen dazu, ihre Wünsche auf die scheinbar einfachste Weise zu realisieren.
Invasion der Fußballfans
Besorgnis bereitet den Kämpfern gegen die Prostitution die geplante Fußball-Europameisterschaft 2012 in der Ukraine. "Wir arbeiten an einem langfristigen Plan, der gezielt auf dieses Großereignis ausgerichtet ist", sagt Anna Hutsol. Eine groß angelegte Plakataktion gehört dazu, und berühmte Ukrainer sollen in TV-Spots und öffentlichen Auftritten vor den Gefahren der Prostitution warnen. Sie mag es sich heute noch gar nicht vorstellen, was passieren kann, wenn hunderttausende Fußballfans in die Ukraine kommen. "Wir haben jetzt schon die höchste Aids-Rate in Europa", sagt die Studentin.
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... em_loc=105
Medien-Hype um Sexarbeit bei Großereignissen wie Fußball WM, Olympia:
viewtopic.php?t=388
.
12.08.2008 | 18:07 | Von unserem Korrespondenten KNUT KROHN (Die Presse)
Prostitution ist in der Ukraine verboten. Gleichwohl nimmt die Zahl der Sextouristen drastisch zu. Prostituierte erwirtschaften etwa eine halbe Milliarde Euro pro Jahr. Genaue Zahlen sind schwierig zu eruieren [solange man nicht ein legales Sexbiz erlaubt! Anm.].
Warschau/Kiew. Die Einwohner von Kiew sind an Demonstrationen aller Art gewöhnt, doch so etwas haben sie auf dem Maidan noch nicht gesehen. Etwa 50 Frauen, hergerichtet wie Prostituierte, versammelten sich auf dem zentralen Platz der Hauptstadt und plauderten ausgelassen miteinander. Wie auf ein Kommando zeigten die Damen dann plötzlich ihr wahres Gesicht. Sie winkten den Passanten aufreizend mit Dollarnoten zu und reckten Plakate in den Himmel. „Die Ukraine ist kein Bordell“, stand darauf zu lesen.
„Es ist beschämend für uns Frauen und beschädigt das Image des Landes, dass die Ukraine immer stärker zu einem Ziel für Sextouristen wird“, erklärt Anna Hutsol die spektakuläre Aktion.
„Dieses Problem wird in der Ukraine auch deshalb totgeschwiegen, weil die allermeisten betroffenen Frauen aus Scham nicht darüber reden wollen.“
Anna Hutsol, Vorsitzende der Studentinnenorganisation Femen
Die junge Frau ist Vorsitzende von „Femen“, einer Organisation von Studentinnen, die sich den Kampf gegen die grassierende Prostitution auf ihr Banner geschrieben hat. Ziel der Frauen ist es, dass die Regierung ein Gesetz erlässt, das Sextouristen die Einreise in die Ukraine verbietet.
Diese Männer bereits an der Grenze abzufangen sei unmöglich, hält Andrej Schenin entgegen. Der Tourismusexperte der Regierung erklärt, dass den verantwortlichen Politikern die rapide steigende Zahl dieser Besucher nicht entgangen sei, aber es sei schon schwer genug, auch nur ungefähre Zahlen in diesem Bereich zu bekommen.
Nebenjob für Studentinnen
Nach Schenins Angaben besuchten im vergangenen Jahr rund 22 Millionen Menschen die Ukraine, 22 Prozent mehr als 2006. Gleichzeitig würden sich nach Angaben der Polizei rund 12.000 Prostituierte auf die Suche nach Freiern begeben und auf diese Weise rund 500 Millionen Euro erwirtschaften – obwohl die Prostitution in der Ukraine gesetzlich verboten ist.
Anna Hutsol hält diese offiziellen Zahlen für weit untertrieben. Sie erklärt, dass nicht nur Frauen aus den armen oder sozial schwachen Schichten ihre Körper verkaufen müssten. Immer mehr Studentinnen sähen sich wegen der lächerlich niederen Stipendien und der hohen Lebenshaltungskosten vor allem in Kiew gezwungen, das Geld für ihre Ausbildung als Prostituierte zu verdienen. Hutsol: „Dieses Problem wird in der Ukraine auch deshalb totgeschwiegen, weil die allermeisten betroffenen Frauen aus Scham nicht darüber reden wollen.“
Iryna Konchenkova führt noch ein weiteres Argument für die steigende Zahl von Prostituierten ins Feld: den allgemeinen Verfall der moralischen Werte. Sie leitet die Organisation „Schule der gleichen Möglichkeiten“, die gegen Kinderarbeit und Kinderpornografie kämpft. Viele der jungen Mädchen träumten von einem Leben im Luxus, von schnellen Autos und schicken Kleidern, sagt sie. Dieses materielle Denken verleite die Frauen dazu, ihre Wünsche auf die scheinbar einfachste Weise zu realisieren.
Sorge wegen Fußball-EM 2012
Besorgnis bereitet den Kämpfern gegen die Prostitution die geplante Fußball-Europameisterschaft 2012 in der Ukraine. „Wir arbeiten an einem langfristigen Plan, der gezielt auf dieses Großereignis ausgerichtet ist“, sagt Anna Hutsol. Eine groß angelegte Plakataktion gehört dazu und berühmte Ukrainer sollen in TV-Spots und öffentlichen Auftritten vor den Gefahren der Prostitution warnen. Sie mag es sich heute noch nicht vorstellen, was passiert, wenn hunderttausende Fans die Ukraine überschwemmen. Hutsol: „Wir haben jetzt schon die höchste Aids-Rate in Europa.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2008)
http://diepresse.com/home/panorama/welt/405665/index.do
Selber Artikel:
Ukraine
Keine Lust auf Sextouristen
VON KNUT KROHN
Prostitution
(Foto: ap)
Die Einwohner von Kiew sind an Demonstrationen aller Art gewöhnt, doch so etwas haben sie auf dem Maidan noch nicht gesehen. Etwa 50 Frauen versammeln sich auf dem zentralen Platz der Hauptstadt und plaudern ausgelassen miteinander. Wie auf ein Kommando zeigen die Damen dann plötzlich ein ganz anderes Gesicht. Sie winken den Passanten aufreizend mit Dollarnoten zu und recken Plakate in den Himmel. "Die Ukraine ist kein Bordell" steht darauf zu lesen.
"Es ist beschämend für uns Frauen und beschädigt das Image des Landes, dass die Ukraine immer stärker zu einem Ziel für Sextouristen wird", erklärt Anna Hutsol die spektakuläre Aktion. Die junge Frau ist Vorsitzende der Organisation "Femen", einer Vereinigung von Studentinnen, die sich den Kampf gegen die grassierende Prostitution auf ihr Banner geschrieben hat. Ziel der Frauen ist es, dass die Regierung ein Gesetz erlässt, das Sextouristen die Einreise in die Ukraine verbietet.
Diese Männer bereits an der Grenze abzufangen sei unmöglich, hält Andrej Schenin entgegen. Der Tourismusexperte der Regierung sagt, den verantwortlichen Politikern sei die rapide steigende Zahl dieser speziellen Besucher nicht entgangen, aber es sei schon schwer genug, auch nur ungefähre Zahlen zu bekommen.
Verbotener Wirtschaftszweig
Nach Schenins Angaben besuchten im vergangenen Jahr rund 22 Millionen Menschen die Ukraine, über 20 Prozent mehr als 2006. Nach Angaben der Polizei begeben sich rund 12 000 Prostituierte auf die Suche nach Freiern und erwirtschaften auf diese Weise rund 500 Millionen Euro - obwohl die Prostitution in der Ukraine gesetzlich verboten ist. Anna Hutsol hält diese offiziellen Zahlen noch für weit untertrieben. Sie betont, nicht nur sozial schwache Frauen verkauften aus Armut ihre Körper; immer mehr Studentinnen sähen sich wegen der lächerlich niederen Stipendien und der hohen Lebenshaltungskosten vor allem in Kiew gezwungen, das Geld für ihre Ausbildung als Prostituierte zu verdienen. Hutsol: "Dieses Problem wird in der Ukraine auch deshalb totgeschwiegen, weil die allermeisten betroffenen Frauen aus Scham nicht darüber reden wollen."
Iryna Konchenkova führt noch ein weiteres Argument für die steigende Zahl von Prostituierten ins Feld: den allgemeinen Verfall der moralischen Werte. Sie leitet die Organisation "Schule der gleichen Möglichkeiten", die unter anderem gegen Kinderarbeit und Kinderpornografie kämpft. Viele der jungen Mädchen träumten von einem Leben im Luxus, von schnellen Autos und schicken Kleidern sagt sie. Dieses materielle Denken verleite die Frauen dazu, ihre Wünsche auf die scheinbar einfachste Weise zu realisieren.
Invasion der Fußballfans
Besorgnis bereitet den Kämpfern gegen die Prostitution die geplante Fußball-Europameisterschaft 2012 in der Ukraine. "Wir arbeiten an einem langfristigen Plan, der gezielt auf dieses Großereignis ausgerichtet ist", sagt Anna Hutsol. Eine groß angelegte Plakataktion gehört dazu, und berühmte Ukrainer sollen in TV-Spots und öffentlichen Auftritten vor den Gefahren der Prostitution warnen. Sie mag es sich heute noch gar nicht vorstellen, was passieren kann, wenn hunderttausende Fußballfans in die Ukraine kommen. "Wir haben jetzt schon die höchste Aids-Rate in Europa", sagt die Studentin.
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... em_loc=105
Medien-Hype um Sexarbeit bei Großereignissen wie Fußball WM, Olympia:
viewtopic.php?t=388
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Ausbeutung
Ukraine-Erlebnisbericht aus der russischen RRAVDA
A Prostitute Quits the First Day of Her Work
The ancient profession is far from being nice and easy
All the information about the job was available on the telephone: the wages would be about $1,000, the first three days would be given as a probation period, so that a girl could see, if it was a good job or not. If a girl was coming from another town, the firm would pay her trip to the capital and back.
"I arrived in Kiev, Ukraine. A man of 30 years old met me at the central railway station. He turned out to be a driver. There was another girl sitting in his car, she came from the city of Kharkov. She was a 25-year-old blond, a pretty one. The man was driving very fast. When I saw his old car, I was disappointed. I did not understand, that it was just a driver, not the boss. We were driving in Kiev, there were a lot of cars around us. Then we finally approached an old apartment building and went up to the third storey. A man with an ugly belly opened the door. As I found out later, he was one of the main pimps. He was looking at us for quite a while, kept the blond for himself and told the driver to take me to another place.
"The driver took me to another apartment, where I was introduced to a tall man, he was younger than the previous one. It was a three-room apartment, there were two other people in there - another young man and a very young girl. The tall man asked me to go to his bedroom. In the evening, they took us to the place of our work, somewhere in the center of the city. We stopped somewhere in a nook, near a kindergarten. They left us in the car with the young girl. I was 30 years old, but I looked 25. Other cars were coming too - girls were stepping out of them and then getting in the UAZ vehicle that was parked nearby. It was stuffy in the car, but we were not allowed to get out.
"A woman of 36 years old wearing a track suit came up to our car soon - she was a "madam." As it turned out later, she was supposed to get girls out of various difficult situations and solve problems with the police. She looked us over and asked us to give our passports to her. I was promised that passports would not be taken away from us, but the madam said that she needed our IDs to solve problems with cops. I did not really believe her. Cars were coming and coming, girls were getting out of them - a lot of them were not pretty at all. Soon they gave us the address where we would live and work. When it got dark, they took everyone to a narrow side street between an administrative building and the kindergarten fence. Clients were driving in the side street one by one. It smelled awful, everybody was smoking. I was very nervous, I wanted to drink something, but it was impossible. I was not supposed to go anywhere.
"Girls were divided into three categories according to their prices: $100, $70 and $50. I found myself in the group of $70-girls. When a client was driving up, the madam screamed out the price that a client was able to pay. Girls were supposed to get in line in front of his car. That process seemed absolutely wild to me, so I started thinking of getting out of the place. I have not had an experience of working with pimps, lining up in front of clients' cars. Nobody told me such details, I thought everything would be happening in a more decent way. I was struck to see that with my own eyes. Other girls told me, emergent situations were rather frequent. I learnt that clients would often keep girls for several hours, although they paid only for one or two. In addition to it, I learnt that girls had to work a certain sum of $400 or $500 to get their passports back. The first money would come only in a week. Stories were rather messy, maybe they did not want to tell me the whole truth. I did not believe that I would be earning a thousand bucks a month.
"I did not know, why I decided to do that. Nobody was keeping me in my hometown – I had no husband, no children, no job there. I wanted easy money, an adventure, taking into consideration the fact that I have never been indifferent to sex. I decided to take a risk, but the reality turned out to be disgusting. I had to be there in the line of girls three times that night, but clients would not pick me up for some reason. I was very tired, I could not stand that tobacco smell any longer. I decided to get out of that place. A guy came up to me and asked me if I was a new girl or not. I told him that I would not be able to work under such conditions. He started asking me to stay, but I was persistent. The guy brought me to the madam. She started yelling at me, called me a fool, and then she wondered, which girl had frightened me with silly chatting. I just said that I was not willing to work there. The madam finally gave me my passport back. I have to give credit to pimps – they took me to the railway station with all my stuff. That was the end of my unsuccessful career in the Ukrainian capital.
"I would like to warn the girls, who dream of easy money. The ancient profession is not easy , it is far from being nice. They treat you like cheap goods that have absolutely no rights. I would advise to think a lot before making such a decision."
Alyona Argo
http://english.pravda.ru/main/18/90/361 ... ution.html
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A Prostitute Quits the First Day of Her Work
The ancient profession is far from being nice and easy
All the information about the job was available on the telephone: the wages would be about $1,000, the first three days would be given as a probation period, so that a girl could see, if it was a good job or not. If a girl was coming from another town, the firm would pay her trip to the capital and back.
"I arrived in Kiev, Ukraine. A man of 30 years old met me at the central railway station. He turned out to be a driver. There was another girl sitting in his car, she came from the city of Kharkov. She was a 25-year-old blond, a pretty one. The man was driving very fast. When I saw his old car, I was disappointed. I did not understand, that it was just a driver, not the boss. We were driving in Kiev, there were a lot of cars around us. Then we finally approached an old apartment building and went up to the third storey. A man with an ugly belly opened the door. As I found out later, he was one of the main pimps. He was looking at us for quite a while, kept the blond for himself and told the driver to take me to another place.
"The driver took me to another apartment, where I was introduced to a tall man, he was younger than the previous one. It was a three-room apartment, there were two other people in there - another young man and a very young girl. The tall man asked me to go to his bedroom. In the evening, they took us to the place of our work, somewhere in the center of the city. We stopped somewhere in a nook, near a kindergarten. They left us in the car with the young girl. I was 30 years old, but I looked 25. Other cars were coming too - girls were stepping out of them and then getting in the UAZ vehicle that was parked nearby. It was stuffy in the car, but we were not allowed to get out.
"A woman of 36 years old wearing a track suit came up to our car soon - she was a "madam." As it turned out later, she was supposed to get girls out of various difficult situations and solve problems with the police. She looked us over and asked us to give our passports to her. I was promised that passports would not be taken away from us, but the madam said that she needed our IDs to solve problems with cops. I did not really believe her. Cars were coming and coming, girls were getting out of them - a lot of them were not pretty at all. Soon they gave us the address where we would live and work. When it got dark, they took everyone to a narrow side street between an administrative building and the kindergarten fence. Clients were driving in the side street one by one. It smelled awful, everybody was smoking. I was very nervous, I wanted to drink something, but it was impossible. I was not supposed to go anywhere.
"Girls were divided into three categories according to their prices: $100, $70 and $50. I found myself in the group of $70-girls. When a client was driving up, the madam screamed out the price that a client was able to pay. Girls were supposed to get in line in front of his car. That process seemed absolutely wild to me, so I started thinking of getting out of the place. I have not had an experience of working with pimps, lining up in front of clients' cars. Nobody told me such details, I thought everything would be happening in a more decent way. I was struck to see that with my own eyes. Other girls told me, emergent situations were rather frequent. I learnt that clients would often keep girls for several hours, although they paid only for one or two. In addition to it, I learnt that girls had to work a certain sum of $400 or $500 to get their passports back. The first money would come only in a week. Stories were rather messy, maybe they did not want to tell me the whole truth. I did not believe that I would be earning a thousand bucks a month.
"I did not know, why I decided to do that. Nobody was keeping me in my hometown – I had no husband, no children, no job there. I wanted easy money, an adventure, taking into consideration the fact that I have never been indifferent to sex. I decided to take a risk, but the reality turned out to be disgusting. I had to be there in the line of girls three times that night, but clients would not pick me up for some reason. I was very tired, I could not stand that tobacco smell any longer. I decided to get out of that place. A guy came up to me and asked me if I was a new girl or not. I told him that I would not be able to work under such conditions. He started asking me to stay, but I was persistent. The guy brought me to the madam. She started yelling at me, called me a fool, and then she wondered, which girl had frightened me with silly chatting. I just said that I was not willing to work there. The madam finally gave me my passport back. I have to give credit to pimps – they took me to the railway station with all my stuff. That was the end of my unsuccessful career in the Ukrainian capital.
"I would like to warn the girls, who dream of easy money. The ancient profession is not easy , it is far from being nice. They treat you like cheap goods that have absolutely no rights. I would advise to think a lot before making such a decision."
Alyona Argo
http://english.pravda.ru/main/18/90/361 ... ution.html
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RE: Länderberichte UKRAINE:
Quelle: http://www.spiegel.de/unispiegel/wunder ... 08,00.html
Mit Krawall gegen Sextourismus
Aus Kiew berichtet Andreas Ehrmann
Wo sie auftauchen, wird's turbulent. Mit rabiaten Mitteln kämpft die Gruppe Femen gegen Sextourismus und Prostitution in Kiew. Die Studentinnen und Schülerinnen ziehen sich aus, warnen Ausländer, werfen mit Schlamm oder Torten. Ihr Schlachtruf: "Die Ukraine ist kein Bordell!"
"Ukrainian girls are not for sale", lautet die Botschaft auf dem Plakat. Eine Gruppe junger Frauen hat sich auf der Kiewer Flaniermeile Kreschtschatik unter die Menschenmenge gemischt. Sie tragen rosa Strumpfhosen, Miniröcke, High-Heels. "Heute gehen wir auf Patrouille", sagt Abiturientin Nastia.
Die Frauen halten Ausschau nach Ausländern. Nastia erblickt einen schick gekleideten Mann, der sich als dänischer Tourist entpuppt. Sie spricht ihn an, drückt ihm einen Flyer in die Hand. "Die Ukraine ist kein Bordell", steht darauf, plus der Hinweis, dass die Ukraine die höchste Aids-Rate Europas hat. Und dass die Mafia unterstützt, wer sich mit Prostituierten einlässt.
"Wir wollen die Sexsucht einiger Ausländer heilen"
"Wir erkennen Ausländer an ihren Gesichtszügen und an ihrer Kleidung", erklärt Nastia. "Meist liegen wir richtig." Die jungen Frauen sprechen drei südländisch aussehende Männer an. Die drei Italiener sagen, sie seien auf Geschäftsreise, beteuern, noch nie Sex mit Prostituierten gehabt zu haben. "Meist reagieren die Leute freundlich auf uns", sagt Nastia. Manchmal hagele es aber auch Pfiffe.
Letztes Jahr haben die Frauen die Organisation Femen gegründet. Die meisten Mitglieder sind Studentinnen, es gibt aber auch Schülerinnen und sogar ein paar Männer. Die Mission: Kampf gegen Sextourismus und Prostitution - und das mit krawalligen Aktionen. Verkleidet als Krankenschwestern und mit Spritzen im Gepäck zogen die Frauen zum Beispiel vor die türkische Botschaft. Anna Hutsol, Gründerin und Leiterin von Femen, sagt: "Das war symbolisch gemeint. Wir wollten die Sexsucht einiger Ausländer heilen." Denn die Ukraine habe sich zum Reiseziel für Sextouristen entwickelt - aus allen westlichen Ländern.
Nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums gibt es etwa 12.000 Prostituierte in der Ukraine. Jede Achte ist einer Umfrage des Kiewer Soziologischen Instituts zufolge Studentin oder Schülerin. In der Hauptstadt sei der Anteil noch höher, so Anna Hutsol: "Wir schätzen, dass 60 Prozent der Prostituierten in Kiew Studentinnen sind." Hohe Arbeitslosigkeit, niedrige Einkommen und Lebenshaltungskosten wie in Westeuropa trieben viele Studentinnen in die Prostitution. Laut offizieller Statistik lag das Durchschnittseinkommen 2008 in Kiew bei 300 Euro monatlich. Wegen der Wirtschaftskrise sind die Gehälter in diesem Jahr gesunken, Tausende haben ihren Job verloren. Dabei sind Lebensmittel oder Kleidung etwa so teuer wie in Deutschland. Die Inflation soll in diesem Jahr auf 20 Prozent galoppieren; gepfefferte Studiengebühren machen Studenten zusätzlich das Leben schwer.
Aus "Expats" werden "Sexpats"
Die schlechte Wirtschaftslage und lockere Einreisebestimmungen seien ein Nährboden für Sextourismus, sagt Femen-Sprecherin Tania Kozak. Zusammen mit dem Kiewer Soziologischen Institut hatte Femen eine Umfrage unter 1200 Studentinnen gestartet. 70 Prozent erklärten, schon einmal Sex-Angebote von Ausländern erhalten zu haben - in Discotheken, Bars oder einfach so auf der Straße.
Was vielen Ausländern nicht klar ist: Prostitution ist in der Ukraine nach Artikel 302 des Strafgesetzbuches verboten. Trotzdem wird Bezahl-Sex verschleiert angeboten - ob auf Web-Seiten, als "Escort-Service" getarnt oder in Nachtclubs. Im vergangenen November wurde ein 21-jähriger Concierge eines Kiewer Luxushotels verhaftet, weil er Prostituierte an ausländische Gäste vermittelt haben soll - gegen eine "Gebühr" von hundert Dollar. Ausländer, die sich mit Prostituierten einlassen, haben in Kiew längst einen Spitznamen: "Sexpats", so die Verballhornung der "Expats", der von ausländischen Firmen entsandten Angestellten.
"Ausländern ist nicht bewusst, dass sie mitunter ihr Leben riskieren", warnt Tanja Kozak. Denn die Ukraine hält einen traurigen Rekord: Nirgendwo in Europa ist die Aids-Rate höher als im Land zwischen den Karpaten und der Krim. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in der Ukraine 1,6 Prozent der Bevölkerung mit dem HI-Virus infiziert. Zum Vergleich: In Deutschland sind es etwa 0,1 Prozent. Allein in Odessa sollen 150.000 Menschen infiziert sein, schätzt die WHO.
Tortenwurf auf einen Macho
Mit einer Kampagne will Femen die Menschen sensibilisieren. So versammelten sich mit dem dem Slogan "Die Ukraine ist kein Bordell" Studentinnen auf dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew, zogen sich aus und steckten sich Dollarscheine in den BH. Gründerin Anna Hutsol: "Würden wir in Schlabberlook rumlaufen, würde uns doch niemand wahrnehmen." Ein anderes Mal hatten sich die Studentinnen auf der Straße mit Schlamm beworfen, um gegen die "politische Schlammschlacht in unserem Land zu protestieren", so Hutsol. Wegen des Dauerzwistes zwischen Präsident Juschtschenko und Premier Timoschenko sei das Land wie gelähmt, viele Menschen seien politikverdrossen - "und wir wollen die Leute wachrütteln".
Femen sei keine feministische Organisation, betont Abiturientin Nastia: "Ich mag es, wenn mir ein Mann die Tür aufhält oder mich zum Essen einlädt." Studentin Alexandra wirft ein: "Trotzdem benehmen sich manche Männer wie Chauvinisten." Alexandra studiert an der Universität in Chmelnitsk Finanzmanagement. Im April hatte sie für landesweite Aufregung gesorgt, als sie dem Schriftsteller Oljes Buzina bei einer Buchvorstellung eine Sahnetorte ins Gesicht schleuderte. Viele Frauen waren zornig über Buzinas zuvor veröffentlichtes Traktat mit dem Titel "Frauen zurück in den Harem". Seine sonderbaren Ansichten: Frauen gehörten an den Herd und hätten sich jederzeit für Sex bereitzuhalten.
"Nach dem Tortenwurf wurde er gewalttätig, benahm sich wie ein Hooligan und sprühte den anwesenden Journalisten Reizgas in die Augen", erzählt Alexandra. Buzina kann die Empörung über sein Buch nicht verstehen. "Es wurde über zehntausend Mal verkauft. Frauen haben mich um Autogramme gebeten", schreibt er in seinem Blog. Für Alexandra hatte die Tortenattacke keine schlimmen Folgen. Auf dem Polizeirevier habe sie eine Strafe von 85 Griwna (ca. 8,50 Euro) zahlen müssen, damit sei die Sache erledigt gewesen. "Sogar die Polizisten hatten Verständnis mit mir."
Performance mit DJ Hell
Sprecherin Tania Kozak beschreibt Femen als politisch unabhängig. In einem Café in der Nähe des Unabhängigkeitsplatzes planen die Frauen Kampagnen, beschriften Plakate, entwerfen Flugblätter. Über soziale Netzwerke im Internet trommeln sie ihre Mitglieder zusammen und bringen das Geld für die Kampagnen aus eigener Tasche auf.
Unterstützung aus Deutschland erhielt Femen vor kurzem von Helmut Geier alias DJ Hell. "Ich bin durch einen Zeitungsartikel auf die Gruppe aufmerksam geworden", erzählt er. Auf eigene Kosten flog der Musiker in die Ukraine und inszenierte mit den Studentinnen eine Performance - mitten in der Innenstadt von Kiew. Modedesign-Studenten hatten aufwendige Kostüme entworfen, an denen symbolische Preisschilder hingen. Während die Musik von DJ Hell über die Straßen fegte, ließen sich die Studentinnen von Männern auf den Boden werfen. "Das sollte demonstrieren, welche Erniedrigung die Frauen durchmachen müssen", so der DJ.
Femen rechnet mit weiter wachsendem Sextourismus in die Ukraine. 2012 soll die Ukraine gemeinsam mit Polen die Fußball-Europameisterschaft ausrichten. Nicht alle Fans werden sich nur für Sport interessieren, ahnt Femen und will für die EM einen besonderen Aktionsplan entwickeln. Für Ausländer haben die Frauen noch einen Tipp parat: "Lassen Sie sich nicht mit Prostituierten ein. Besuchen Sie lieber das Museum unseres Nationaldichters Michail Bulgakov."
Mit Krawall gegen Sextourismus
Aus Kiew berichtet Andreas Ehrmann
Wo sie auftauchen, wird's turbulent. Mit rabiaten Mitteln kämpft die Gruppe Femen gegen Sextourismus und Prostitution in Kiew. Die Studentinnen und Schülerinnen ziehen sich aus, warnen Ausländer, werfen mit Schlamm oder Torten. Ihr Schlachtruf: "Die Ukraine ist kein Bordell!"
"Ukrainian girls are not for sale", lautet die Botschaft auf dem Plakat. Eine Gruppe junger Frauen hat sich auf der Kiewer Flaniermeile Kreschtschatik unter die Menschenmenge gemischt. Sie tragen rosa Strumpfhosen, Miniröcke, High-Heels. "Heute gehen wir auf Patrouille", sagt Abiturientin Nastia.
Die Frauen halten Ausschau nach Ausländern. Nastia erblickt einen schick gekleideten Mann, der sich als dänischer Tourist entpuppt. Sie spricht ihn an, drückt ihm einen Flyer in die Hand. "Die Ukraine ist kein Bordell", steht darauf, plus der Hinweis, dass die Ukraine die höchste Aids-Rate Europas hat. Und dass die Mafia unterstützt, wer sich mit Prostituierten einlässt.
"Wir wollen die Sexsucht einiger Ausländer heilen"
"Wir erkennen Ausländer an ihren Gesichtszügen und an ihrer Kleidung", erklärt Nastia. "Meist liegen wir richtig." Die jungen Frauen sprechen drei südländisch aussehende Männer an. Die drei Italiener sagen, sie seien auf Geschäftsreise, beteuern, noch nie Sex mit Prostituierten gehabt zu haben. "Meist reagieren die Leute freundlich auf uns", sagt Nastia. Manchmal hagele es aber auch Pfiffe.
Letztes Jahr haben die Frauen die Organisation Femen gegründet. Die meisten Mitglieder sind Studentinnen, es gibt aber auch Schülerinnen und sogar ein paar Männer. Die Mission: Kampf gegen Sextourismus und Prostitution - und das mit krawalligen Aktionen. Verkleidet als Krankenschwestern und mit Spritzen im Gepäck zogen die Frauen zum Beispiel vor die türkische Botschaft. Anna Hutsol, Gründerin und Leiterin von Femen, sagt: "Das war symbolisch gemeint. Wir wollten die Sexsucht einiger Ausländer heilen." Denn die Ukraine habe sich zum Reiseziel für Sextouristen entwickelt - aus allen westlichen Ländern.
Nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums gibt es etwa 12.000 Prostituierte in der Ukraine. Jede Achte ist einer Umfrage des Kiewer Soziologischen Instituts zufolge Studentin oder Schülerin. In der Hauptstadt sei der Anteil noch höher, so Anna Hutsol: "Wir schätzen, dass 60 Prozent der Prostituierten in Kiew Studentinnen sind." Hohe Arbeitslosigkeit, niedrige Einkommen und Lebenshaltungskosten wie in Westeuropa trieben viele Studentinnen in die Prostitution. Laut offizieller Statistik lag das Durchschnittseinkommen 2008 in Kiew bei 300 Euro monatlich. Wegen der Wirtschaftskrise sind die Gehälter in diesem Jahr gesunken, Tausende haben ihren Job verloren. Dabei sind Lebensmittel oder Kleidung etwa so teuer wie in Deutschland. Die Inflation soll in diesem Jahr auf 20 Prozent galoppieren; gepfefferte Studiengebühren machen Studenten zusätzlich das Leben schwer.
Aus "Expats" werden "Sexpats"
Die schlechte Wirtschaftslage und lockere Einreisebestimmungen seien ein Nährboden für Sextourismus, sagt Femen-Sprecherin Tania Kozak. Zusammen mit dem Kiewer Soziologischen Institut hatte Femen eine Umfrage unter 1200 Studentinnen gestartet. 70 Prozent erklärten, schon einmal Sex-Angebote von Ausländern erhalten zu haben - in Discotheken, Bars oder einfach so auf der Straße.
Was vielen Ausländern nicht klar ist: Prostitution ist in der Ukraine nach Artikel 302 des Strafgesetzbuches verboten. Trotzdem wird Bezahl-Sex verschleiert angeboten - ob auf Web-Seiten, als "Escort-Service" getarnt oder in Nachtclubs. Im vergangenen November wurde ein 21-jähriger Concierge eines Kiewer Luxushotels verhaftet, weil er Prostituierte an ausländische Gäste vermittelt haben soll - gegen eine "Gebühr" von hundert Dollar. Ausländer, die sich mit Prostituierten einlassen, haben in Kiew längst einen Spitznamen: "Sexpats", so die Verballhornung der "Expats", der von ausländischen Firmen entsandten Angestellten.
"Ausländern ist nicht bewusst, dass sie mitunter ihr Leben riskieren", warnt Tanja Kozak. Denn die Ukraine hält einen traurigen Rekord: Nirgendwo in Europa ist die Aids-Rate höher als im Land zwischen den Karpaten und der Krim. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in der Ukraine 1,6 Prozent der Bevölkerung mit dem HI-Virus infiziert. Zum Vergleich: In Deutschland sind es etwa 0,1 Prozent. Allein in Odessa sollen 150.000 Menschen infiziert sein, schätzt die WHO.
Tortenwurf auf einen Macho
Mit einer Kampagne will Femen die Menschen sensibilisieren. So versammelten sich mit dem dem Slogan "Die Ukraine ist kein Bordell" Studentinnen auf dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew, zogen sich aus und steckten sich Dollarscheine in den BH. Gründerin Anna Hutsol: "Würden wir in Schlabberlook rumlaufen, würde uns doch niemand wahrnehmen." Ein anderes Mal hatten sich die Studentinnen auf der Straße mit Schlamm beworfen, um gegen die "politische Schlammschlacht in unserem Land zu protestieren", so Hutsol. Wegen des Dauerzwistes zwischen Präsident Juschtschenko und Premier Timoschenko sei das Land wie gelähmt, viele Menschen seien politikverdrossen - "und wir wollen die Leute wachrütteln".
Femen sei keine feministische Organisation, betont Abiturientin Nastia: "Ich mag es, wenn mir ein Mann die Tür aufhält oder mich zum Essen einlädt." Studentin Alexandra wirft ein: "Trotzdem benehmen sich manche Männer wie Chauvinisten." Alexandra studiert an der Universität in Chmelnitsk Finanzmanagement. Im April hatte sie für landesweite Aufregung gesorgt, als sie dem Schriftsteller Oljes Buzina bei einer Buchvorstellung eine Sahnetorte ins Gesicht schleuderte. Viele Frauen waren zornig über Buzinas zuvor veröffentlichtes Traktat mit dem Titel "Frauen zurück in den Harem". Seine sonderbaren Ansichten: Frauen gehörten an den Herd und hätten sich jederzeit für Sex bereitzuhalten.
"Nach dem Tortenwurf wurde er gewalttätig, benahm sich wie ein Hooligan und sprühte den anwesenden Journalisten Reizgas in die Augen", erzählt Alexandra. Buzina kann die Empörung über sein Buch nicht verstehen. "Es wurde über zehntausend Mal verkauft. Frauen haben mich um Autogramme gebeten", schreibt er in seinem Blog. Für Alexandra hatte die Tortenattacke keine schlimmen Folgen. Auf dem Polizeirevier habe sie eine Strafe von 85 Griwna (ca. 8,50 Euro) zahlen müssen, damit sei die Sache erledigt gewesen. "Sogar die Polizisten hatten Verständnis mit mir."
Performance mit DJ Hell
Sprecherin Tania Kozak beschreibt Femen als politisch unabhängig. In einem Café in der Nähe des Unabhängigkeitsplatzes planen die Frauen Kampagnen, beschriften Plakate, entwerfen Flugblätter. Über soziale Netzwerke im Internet trommeln sie ihre Mitglieder zusammen und bringen das Geld für die Kampagnen aus eigener Tasche auf.
Unterstützung aus Deutschland erhielt Femen vor kurzem von Helmut Geier alias DJ Hell. "Ich bin durch einen Zeitungsartikel auf die Gruppe aufmerksam geworden", erzählt er. Auf eigene Kosten flog der Musiker in die Ukraine und inszenierte mit den Studentinnen eine Performance - mitten in der Innenstadt von Kiew. Modedesign-Studenten hatten aufwendige Kostüme entworfen, an denen symbolische Preisschilder hingen. Während die Musik von DJ Hell über die Straßen fegte, ließen sich die Studentinnen von Männern auf den Boden werfen. "Das sollte demonstrieren, welche Erniedrigung die Frauen durchmachen müssen", so der DJ.
Femen rechnet mit weiter wachsendem Sextourismus in die Ukraine. 2012 soll die Ukraine gemeinsam mit Polen die Fußball-Europameisterschaft ausrichten. Nicht alle Fans werden sich nur für Sport interessieren, ahnt Femen und will für die EM einen besonderen Aktionsplan entwickeln. Für Ausländer haben die Frauen noch einen Tipp parat: "Lassen Sie sich nicht mit Prostituierten ein. Besuchen Sie lieber das Museum unseres Nationaldichters Michail Bulgakov."
* bleibt gesund und übersteht die Zeit der Einschränkungen *
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Film gegen Prostitution in der Ukraine
und über die schrille Arbeit der Anti-Prostitutions-Gruppe FEMEN.
Mit Kommentarmöglichkeit:
http://www.sbs.com.au/dateline/story/ab ... n-the-City
A badly researched, moralistic, emotive and sensationalist look at
inaccurate and biased opinions about sex work in the Ukraine.
und über die schrille Arbeit der Anti-Prostitutions-Gruppe FEMEN.
Mit Kommentarmöglichkeit:
http://www.sbs.com.au/dateline/story/ab ... n-the-City
A badly researched, moralistic, emotive and sensationalist look at
inaccurate and biased opinions about sex work in the Ukraine.
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Zufällig entdeckt:
Igor holt die Mädchen aus dem Bordell
Von unserer Redakteurin Lili Maffiotte
Bremerhaven. Die Tränen der verzweifelten Mütter treiben Igor Hnat an. Er trägt sie immer mit sich - in Form von Briefen. Alle mit gleichem Inhalt: Die verzweifelte Bitte der Eltern, er möge ihnen ihre verlorenen Kinder zurückbringen. 18 Mädchen sucht der Ukrainer momentan - in europäischen Bordellen.
Wenn er weiß, wo das Mädchen anschaffen muss, sammelt er Geld und fährt mit seinem Auto von der Ukraine aus los. Das Geld reicht nicht für ein Flugticket, meistens auch nicht für ein Hotel. Hnat schläft oft auf dem Fahrersitz. Auf dem Beifahrersitz liegt eine blaue Mappe mit 18 Schicksalen, Fotos von lachenden Mädchen, Geburtsurkunden und allen Informationen, die er bekommen kann.
In vielen Bordellen Europas, sagt er, kennt er sich aus wie kein anderer. "Würde ich auf die böse Seite wechseln, wäre ich ein reicher Mann", sagt er lachend. Aber der Ukrainer zählt zu den guten. Er weiß, wie Freudenhäuser organisiert sind, ob die Zuhälter in Gruppen arbeiten oder allein, welche Landsmänner dahinter stecken. "Das ist wichtig, wenn wir ein Mädchen retten wollen", sagt er. Diese Welt kennt er seit zehn Jahren. Seitdem sucht er verschleppte Mädchen, sucht in Bars, in Saunen, Hotels, sucht in Polen, Italien, Spanien, Berlin und München.
Eltern sind die Auftraggeber
Seit zehn Jahren sucht der Ukrainer Igor Hnat Mädchen in ganz Europa – sie sind Opfer von Prostitution oder Menschenhandel. In seiner Mappe sammelt er alle Informationen zu den Personen.
"Es ist mein Hobby", sagt er. Nein, einen Auftraggeber habe er nicht, außer den Eltern, die sich in ihrer letzten Verzweiflung an sein Büro in Lemberg wenden. Dort arbeitet er in einem Netzwerk, zu dem auch die Bremerhavener Arbeiterwohlfahrt zählt. "Wir bieten den Opfern mit unseren Projekten Saturn und Heimatgarten Hilfe an", sagt Volker Tegeler, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Awo. Igor sei mittlerweile einer der wichtigsten Partner geworden, sagt Tegeler.
Die Heimatbehörden in der Ukraine können im Ausland nichts ausrichten. Oder wollen es nicht. Doch sie kennen Igor Hnat und geben seine Telefonnummer weiter. "Interpol ist ein Briefkasten", sagt Hnat abfällig, "die tun gar nichts."
Also arbeitet Igor Hnat auf eigene Faust. Eine schwere Aufgabe, die mit einer Suche beginnt. Hat er ein Mädchen gefunden, baldowert er das Umfeld aus. Getarnt als Freier verlangt er nur das eine Mädchen, das Marianna heißt, Ludmilla oder Oksana. Ist er mit ihr allein, muss er ihr Vertrauen gewinnen. "Sie sind eingeschüchtert, haben wahnsinnige Angst, fürchten sich davor, weiterverkauft zu werden", weiß Hnat. Die Pässe der Mädchen sind einkassiert, eine funktionierende Drohkulisse wurde aufgebaut: Polizei, Gefängnis, Ausweisung oder Schläge. "Nicht alle sind Zwangsprostituierte, das sind die wenigsten. Viele wollen freiwillig arbeiten", begründet Hnat die soziale Flucht aus dem eigenen Land, in dem Arbeit fehlt und eine Perspektive. Wenn die Prostituierten überhaupt Geld bekommen, dann ist ihr Anteil minimal. Und: Je ärmer das Land, desto billiger die Frauen. Im Klartext: "Eine rumänische Prostituierte kostet viel weniger als eine polnische."
Wie viel? Zwischen 30 und 100 Euro pro Stunde. In einem polnischen Saunaclub sind die Freier beispielsweise mit 40 Euro dabei.
Hnat hat einen Weg gefunden, um das Vertrauen der Mädchen zu gewinnen: "Ich erzähle ihnen, wer mich schickt." Gefunden hat er schon viele, aber nicht alle wollten zurück. Er fragt: "Willst du nach Hause?" – und die meisten antworten: "Nach Hause, zu Mutti."
Flucht aus dem Fenster
Dann geht die schwierige Rettung in die nächste Runde. Im großen Auto und mit Goldketten behangen, ist die Gier der Zuhälter schnell geweckt. "Manchmal sage ich, dass ich mit dem Mädchen in ein Restaurant will." Anstatt Speisekarte folgt die Flucht. "Wenn sie in meinem Auto ist, fahren wir sie nach Hause." Ist das Zimmer im Erdgeschoss, steht einer Flucht aus dem Fenster nichts im Weg. Hört sich leicht an, ist aber gefährlich. "Die verstehen kein Spaß", sagt Hnat, "aber ich lebe noch". Nein, Waffen hat er nicht, wenn er in die Bordelle geht. "Ich arbeite mit dem Kopf", sagt der Mann mit der kräftigen Statur, der sich auch anders verteidigen kann. Sein Bruder hält ihm den Rücken frei.
Beide riskieren jedes Mal Kopf und Kragen. Doch wenn sich die Tränen der Verzweiflung in Freudentränen wandeln, wenn aus Verzweiflung Glück wird, ist Igor Hnat zufrieden. Ihm bleibt dann nur eins: Er nimmt die Unterlagen aus seiner blauen Mappe und heftet sie in eine andere – darin sind 26 zurückgebrachte Leben [in 10 Jahren]. Und Igor Hnat macht weiter.
Nordseezeitung 21.02.2009
Igor holt die Mädchen aus dem Bordell
Von unserer Redakteurin Lili Maffiotte
Bremerhaven. Die Tränen der verzweifelten Mütter treiben Igor Hnat an. Er trägt sie immer mit sich - in Form von Briefen. Alle mit gleichem Inhalt: Die verzweifelte Bitte der Eltern, er möge ihnen ihre verlorenen Kinder zurückbringen. 18 Mädchen sucht der Ukrainer momentan - in europäischen Bordellen.
Wenn er weiß, wo das Mädchen anschaffen muss, sammelt er Geld und fährt mit seinem Auto von der Ukraine aus los. Das Geld reicht nicht für ein Flugticket, meistens auch nicht für ein Hotel. Hnat schläft oft auf dem Fahrersitz. Auf dem Beifahrersitz liegt eine blaue Mappe mit 18 Schicksalen, Fotos von lachenden Mädchen, Geburtsurkunden und allen Informationen, die er bekommen kann.
In vielen Bordellen Europas, sagt er, kennt er sich aus wie kein anderer. "Würde ich auf die böse Seite wechseln, wäre ich ein reicher Mann", sagt er lachend. Aber der Ukrainer zählt zu den guten. Er weiß, wie Freudenhäuser organisiert sind, ob die Zuhälter in Gruppen arbeiten oder allein, welche Landsmänner dahinter stecken. "Das ist wichtig, wenn wir ein Mädchen retten wollen", sagt er. Diese Welt kennt er seit zehn Jahren. Seitdem sucht er verschleppte Mädchen, sucht in Bars, in Saunen, Hotels, sucht in Polen, Italien, Spanien, Berlin und München.
Eltern sind die Auftraggeber
Seit zehn Jahren sucht der Ukrainer Igor Hnat Mädchen in ganz Europa – sie sind Opfer von Prostitution oder Menschenhandel. In seiner Mappe sammelt er alle Informationen zu den Personen.
"Es ist mein Hobby", sagt er. Nein, einen Auftraggeber habe er nicht, außer den Eltern, die sich in ihrer letzten Verzweiflung an sein Büro in Lemberg wenden. Dort arbeitet er in einem Netzwerk, zu dem auch die Bremerhavener Arbeiterwohlfahrt zählt. "Wir bieten den Opfern mit unseren Projekten Saturn und Heimatgarten Hilfe an", sagt Volker Tegeler, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Awo. Igor sei mittlerweile einer der wichtigsten Partner geworden, sagt Tegeler.
Die Heimatbehörden in der Ukraine können im Ausland nichts ausrichten. Oder wollen es nicht. Doch sie kennen Igor Hnat und geben seine Telefonnummer weiter. "Interpol ist ein Briefkasten", sagt Hnat abfällig, "die tun gar nichts."
Also arbeitet Igor Hnat auf eigene Faust. Eine schwere Aufgabe, die mit einer Suche beginnt. Hat er ein Mädchen gefunden, baldowert er das Umfeld aus. Getarnt als Freier verlangt er nur das eine Mädchen, das Marianna heißt, Ludmilla oder Oksana. Ist er mit ihr allein, muss er ihr Vertrauen gewinnen. "Sie sind eingeschüchtert, haben wahnsinnige Angst, fürchten sich davor, weiterverkauft zu werden", weiß Hnat. Die Pässe der Mädchen sind einkassiert, eine funktionierende Drohkulisse wurde aufgebaut: Polizei, Gefängnis, Ausweisung oder Schläge. "Nicht alle sind Zwangsprostituierte, das sind die wenigsten. Viele wollen freiwillig arbeiten", begründet Hnat die soziale Flucht aus dem eigenen Land, in dem Arbeit fehlt und eine Perspektive. Wenn die Prostituierten überhaupt Geld bekommen, dann ist ihr Anteil minimal. Und: Je ärmer das Land, desto billiger die Frauen. Im Klartext: "Eine rumänische Prostituierte kostet viel weniger als eine polnische."
Wie viel? Zwischen 30 und 100 Euro pro Stunde. In einem polnischen Saunaclub sind die Freier beispielsweise mit 40 Euro dabei.
Hnat hat einen Weg gefunden, um das Vertrauen der Mädchen zu gewinnen: "Ich erzähle ihnen, wer mich schickt." Gefunden hat er schon viele, aber nicht alle wollten zurück. Er fragt: "Willst du nach Hause?" – und die meisten antworten: "Nach Hause, zu Mutti."
Flucht aus dem Fenster
Dann geht die schwierige Rettung in die nächste Runde. Im großen Auto und mit Goldketten behangen, ist die Gier der Zuhälter schnell geweckt. "Manchmal sage ich, dass ich mit dem Mädchen in ein Restaurant will." Anstatt Speisekarte folgt die Flucht. "Wenn sie in meinem Auto ist, fahren wir sie nach Hause." Ist das Zimmer im Erdgeschoss, steht einer Flucht aus dem Fenster nichts im Weg. Hört sich leicht an, ist aber gefährlich. "Die verstehen kein Spaß", sagt Hnat, "aber ich lebe noch". Nein, Waffen hat er nicht, wenn er in die Bordelle geht. "Ich arbeite mit dem Kopf", sagt der Mann mit der kräftigen Statur, der sich auch anders verteidigen kann. Sein Bruder hält ihm den Rücken frei.
Beide riskieren jedes Mal Kopf und Kragen. Doch wenn sich die Tränen der Verzweiflung in Freudentränen wandeln, wenn aus Verzweiflung Glück wird, ist Igor Hnat zufrieden. Ihm bleibt dann nur eins: Er nimmt die Unterlagen aus seiner blauen Mappe und heftet sie in eine andere – darin sind 26 zurückgebrachte Leben [in 10 Jahren]. Und Igor Hnat macht weiter.
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Femen-Aktivistin platzt in Paris Hilton-Auftritt
Femen-Aktivistin platzt in Paris Hilton-Auftritt
12. September 2011 16:44
Die Aktivistinnen von Femen sind das Medieninteresse mittlerweile gewohnt und sie wissen es zu nutzen.
Kiew - Die Feministinnengruppe Femen hat den Auftritt von It-Girl Paris Hilton bei einer Veranstaltung in der ukrainischen Hauptstadt für eine Störaktion genutzt. Die Aktivistin Alexandra Schewchenko platzte mit nacktem Oberkörper - dem Markenzeichen von Femen - in die Pressekonferenz zum "Miss Ukraine"- Schönheitswettbewerb, bei dem Hilton in der Jury sitzt, und rief "Ein Model gehört ins Bordell". Sie wurde rasch von Sicherheitskräften abgeführt.
Die Aktivistin machte damit auf das Femen-Programm "Models, bleibt weg von Bordellen" gegen die ukrainische Modebranche aufmerksam, die laut Femen Teil der Sexindustrie des Landes ist. Auch die Miss-Wahl sei nicht mehr als die Präsentation junger Frauen als Sex-Spielzeuge für Oligarchen. Die weibliche Schönheit sei keine Handelsware, so die Aktivistinnen.
Femen kämpft seit Jahren medial wirksam gegen Prostitution, Frauenhandel und sexuelle Ausbeutung in der Ukraine. Das Land gilt wegen der visafreien Einreise für EU- und US-BürgerInnen als ein Ziel von Sextouristen. (red)
diestandard.at
http://medwedew.de/femen-attackiert-und ... kiew-9288/]
http://femen.livejournal.com/
12. September 2011 16:44
Die Aktivistinnen von Femen sind das Medieninteresse mittlerweile gewohnt und sie wissen es zu nutzen.
Kiew - Die Feministinnengruppe Femen hat den Auftritt von It-Girl Paris Hilton bei einer Veranstaltung in der ukrainischen Hauptstadt für eine Störaktion genutzt. Die Aktivistin Alexandra Schewchenko platzte mit nacktem Oberkörper - dem Markenzeichen von Femen - in die Pressekonferenz zum "Miss Ukraine"- Schönheitswettbewerb, bei dem Hilton in der Jury sitzt, und rief "Ein Model gehört ins Bordell". Sie wurde rasch von Sicherheitskräften abgeführt.
Die Aktivistin machte damit auf das Femen-Programm "Models, bleibt weg von Bordellen" gegen die ukrainische Modebranche aufmerksam, die laut Femen Teil der Sexindustrie des Landes ist. Auch die Miss-Wahl sei nicht mehr als die Präsentation junger Frauen als Sex-Spielzeuge für Oligarchen. Die weibliche Schönheit sei keine Handelsware, so die Aktivistinnen.
Femen kämpft seit Jahren medial wirksam gegen Prostitution, Frauenhandel und sexuelle Ausbeutung in der Ukraine. Das Land gilt wegen der visafreien Einreise für EU- und US-BürgerInnen als ein Ziel von Sextouristen. (red)
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Vor der EM wird schon Stimmung gemacht:
Oben ohne gegen Sextourismus
Die Organisation Femen befürchtet einen Anstieg der Prostitution während der EM in der Ukraine. Das Land hat die höchste Aidsrate Europas.
"Sextouristen raus aus der Ukraine", rufen die jungen Frauen. Alexandra, Inna und Xenia haben sich auf dem Kiewer Boulevard Kreschtschatik postiert. Sie tragen rosa Strumpfhosen, Miniröcke und High-Heels. Die 24-jährige Inna hat ihr Gesicht blau und gelb bemalt, die Farben der ukrainischen Nationalflagge. Sie verteilt Flyer an vorbeilaufende Touristen. "Ukrainische Frauen sind nicht zu verkaufen", steht darauf auf Englisch. Einem italienischen Touristen erklärt sie, dass Prostitution in der Ukraine verboten ist und das Land die höchste Aidsrate in Europa aufweist. Die Frauen der Organisation Femen kämpfen seit Jahren gegen Sextourismus und Zwangsprostitution in der Ukraine. Zurzeit haben sie die Euro 2012 im Blick.
Mehr als eine Million Fans erwartet die Ukraine während der EM. Nicht alle werden sich nur für Fußball interessieren, befürchtet Femen. "Die Ukraine ist ein beliebtes Ziel für Sextouristen", sagt Sprecherin Inna Schewtschenko. Viele Frauen brauchen den Nebenverdienst, denn das Durchschnittseinkommen beträgt nur rund 300 Euro im Monat, die Lebenshaltungskosten sind jedoch ähnlich hoch wie in Westeuropa.
Laut dem ukrainischem Innenministerium gibt es etwa 12 000 Prostituierte in der Ukraine. Einer Umfrage des Kiewer Soziologischen Instituts zufolge soll jede Achte noch Studentin oder Schülerin sein. "Gerade junge Frauen sind oft verblendet vom angeblichen Luxus, den sie in der ukrainischen Hauptstadt sehen", sagt Inna Schewtschenko. Sie ließen sich von schicken Nachtclubs und teuren Autos beeindrucken und glaubten, durch Prostitution schnell zu Wohlstand zu kommen. "Dabei wissen sie nicht, dass sie durch Prostitution in die Fänge der Mafia geraten", so Schewtschenko.
Maßnahmen gegen die Ausbeutung von Frauen stehen bei der ukrainischen Regierung nicht auf der Agenda. Ganz im Gegenteil: Staatspräsident Wiktor Janukowitsch spricht vor aller Welt von den "Reizen" ukrainischer Frauen und will damit Werbung für die EM machen. "Wenn es im Sommer heiß wird und die Frauen sich ausziehen, ist eine Reise nach Kiew besonders schön", sagte Janukowitsch im vergangenen Winter auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos.
Deutliche Worte
Für die EM hat sich Femen eine satirische Aktion ausgedacht. Die Frauen nehmen die offiziellen EM-Maskottchen Slavek und Slavko auf die Schippe. Sie entwarfen ihre eigenen Maskottchen und tauften sie auf die Namen Bljadek und Bljadko. "Bljad" ist ein russisches Schimpfwort und bedeutet Hure. "Bljadek und Bljadko saufen Bier, grölen und sind ständig auf der Suche nach billigen Frauen", erklärt Inna Schewtschenko. "Solche Fans wollen wir nicht haben."
http://www.suedkurier.de/news/brennpunk ... 24,5217371
Reportage im ZDF:
ZDFinfo, 10.11.2011 18:30
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ ... xtourismus
von Cornelia Schiemenz
Ukraine: 45 Mio Einwohner, Hauptstadt Kiew 2,7 Mio
Oben ohne gegen Sextourismus
Die Organisation Femen befürchtet einen Anstieg der Prostitution während der EM in der Ukraine. Das Land hat die höchste Aidsrate Europas.
"Sextouristen raus aus der Ukraine", rufen die jungen Frauen. Alexandra, Inna und Xenia haben sich auf dem Kiewer Boulevard Kreschtschatik postiert. Sie tragen rosa Strumpfhosen, Miniröcke und High-Heels. Die 24-jährige Inna hat ihr Gesicht blau und gelb bemalt, die Farben der ukrainischen Nationalflagge. Sie verteilt Flyer an vorbeilaufende Touristen. "Ukrainische Frauen sind nicht zu verkaufen", steht darauf auf Englisch. Einem italienischen Touristen erklärt sie, dass Prostitution in der Ukraine verboten ist und das Land die höchste Aidsrate in Europa aufweist. Die Frauen der Organisation Femen kämpfen seit Jahren gegen Sextourismus und Zwangsprostitution in der Ukraine. Zurzeit haben sie die Euro 2012 im Blick.
Mehr als eine Million Fans erwartet die Ukraine während der EM. Nicht alle werden sich nur für Fußball interessieren, befürchtet Femen. "Die Ukraine ist ein beliebtes Ziel für Sextouristen", sagt Sprecherin Inna Schewtschenko. Viele Frauen brauchen den Nebenverdienst, denn das Durchschnittseinkommen beträgt nur rund 300 Euro im Monat, die Lebenshaltungskosten sind jedoch ähnlich hoch wie in Westeuropa.
Laut dem ukrainischem Innenministerium gibt es etwa 12 000 Prostituierte in der Ukraine. Einer Umfrage des Kiewer Soziologischen Instituts zufolge soll jede Achte noch Studentin oder Schülerin sein. "Gerade junge Frauen sind oft verblendet vom angeblichen Luxus, den sie in der ukrainischen Hauptstadt sehen", sagt Inna Schewtschenko. Sie ließen sich von schicken Nachtclubs und teuren Autos beeindrucken und glaubten, durch Prostitution schnell zu Wohlstand zu kommen. "Dabei wissen sie nicht, dass sie durch Prostitution in die Fänge der Mafia geraten", so Schewtschenko.
Maßnahmen gegen die Ausbeutung von Frauen stehen bei der ukrainischen Regierung nicht auf der Agenda. Ganz im Gegenteil: Staatspräsident Wiktor Janukowitsch spricht vor aller Welt von den "Reizen" ukrainischer Frauen und will damit Werbung für die EM machen. "Wenn es im Sommer heiß wird und die Frauen sich ausziehen, ist eine Reise nach Kiew besonders schön", sagte Janukowitsch im vergangenen Winter auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos.
Deutliche Worte
Für die EM hat sich Femen eine satirische Aktion ausgedacht. Die Frauen nehmen die offiziellen EM-Maskottchen Slavek und Slavko auf die Schippe. Sie entwarfen ihre eigenen Maskottchen und tauften sie auf die Namen Bljadek und Bljadko. "Bljad" ist ein russisches Schimpfwort und bedeutet Hure. "Bljadek und Bljadko saufen Bier, grölen und sind ständig auf der Suche nach billigen Frauen", erklärt Inna Schewtschenko. "Solche Fans wollen wir nicht haben."
http://www.suedkurier.de/news/brennpunk ... 24,5217371
Reportage im ZDF:
ZDFinfo, 10.11.2011 18:30
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von Cornelia Schiemenz
Ukraine: 45 Mio Einwohner, Hauptstadt Kiew 2,7 Mio
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RE: Länderberichte UKRAINE:
RIESEN-RAZZIA!
Porno-Studio in Studenten-Wohnheim aufgeflogen
KIEW –
Bei einer Razzia in einem Studenten-Wohnheim im ukrainischen Saporoschje wurden die Machenschaften eines riesigen Porno-Labels aufgedeckt.
Rund 60 leichte Mädchen produzierten illegal aus dem Wohnheim heraus nonstop Sex-Videos fürs Internet!
Irre: Die Porno-Darstellerinnen hatten eigens ein Schicht-System für ihr sündiges Schaffen ausgearbeitet. So konnten sie rund um die Uhr Pornos für ihre europäischen und amerikanischen Kunden drehen.
Mit den illegalen Sex-Filmchen sollen die Studentinnen jährlich mehr als eine Million US-Dollar (etwa 725.000 Euro) Umsatz gemacht haben
http://www.express.de/panorama/riesen-r ... 46492.html
Porno-Studio in Studenten-Wohnheim aufgeflogen
KIEW –
Bei einer Razzia in einem Studenten-Wohnheim im ukrainischen Saporoschje wurden die Machenschaften eines riesigen Porno-Labels aufgedeckt.
Rund 60 leichte Mädchen produzierten illegal aus dem Wohnheim heraus nonstop Sex-Videos fürs Internet!
Irre: Die Porno-Darstellerinnen hatten eigens ein Schicht-System für ihr sündiges Schaffen ausgearbeitet. So konnten sie rund um die Uhr Pornos für ihre europäischen und amerikanischen Kunden drehen.
Mit den illegalen Sex-Filmchen sollen die Studentinnen jährlich mehr als eine Million US-Dollar (etwa 725.000 Euro) Umsatz gemacht haben
http://www.express.de/panorama/riesen-r ... 46492.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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RE: Länderberichte UKRAINE:
Nackt-Aktivistinnen
Ukraine erkennt feministische Gruppe nicht an
Aktivistinnen der ukrainischen Frauenrechtsgruppe Femen
Die für ihre Nackt-Proteste bekannte ukrainische Frauengruppe Femen wird juristisch nicht als Organisation anerkannt – weil sie nicht auch für die Rechte von Männern eintritt.
Die Ziele der schlagzeilenträchtigen Vereinigung Femen stellten angeblich die Rechte von Frauen über die von Männern. Deshalb könnten sie als Aufruf zur Störung der öffentlichen Ordnung aufgefasst werden. Das teilte das ukrainische Justizministerium in einem am Montag von Femen veröffentlichten Brief mit. Frauen und Männer seien vor der Verfassung gleich, schrieb die Behörde.
Femen-Mitglieder protestieren immer wieder in aufsehenerregenden Aktionen mit blankem Busen gegen Zwangsprostitution, Menschenhandel oder Leihmutterschaft, auch in Russland. Als anerkannte Organisation hätte die Gruppe unter anderem Demonstrationen anmelden dürfen.
http://www.focus.de/politik/ausland/nac ... 03100.html
Ukraine erkennt feministische Gruppe nicht an
Aktivistinnen der ukrainischen Frauenrechtsgruppe Femen
Die für ihre Nackt-Proteste bekannte ukrainische Frauengruppe Femen wird juristisch nicht als Organisation anerkannt – weil sie nicht auch für die Rechte von Männern eintritt.
Die Ziele der schlagzeilenträchtigen Vereinigung Femen stellten angeblich die Rechte von Frauen über die von Männern. Deshalb könnten sie als Aufruf zur Störung der öffentlichen Ordnung aufgefasst werden. Das teilte das ukrainische Justizministerium in einem am Montag von Femen veröffentlichten Brief mit. Frauen und Männer seien vor der Verfassung gleich, schrieb die Behörde.
Femen-Mitglieder protestieren immer wieder in aufsehenerregenden Aktionen mit blankem Busen gegen Zwangsprostitution, Menschenhandel oder Leihmutterschaft, auch in Russland. Als anerkannte Organisation hätte die Gruppe unter anderem Demonstrationen anmelden dürfen.
http://www.focus.de/politik/ausland/nac ... 03100.html
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Im Land der roten Regenschirme
Vor der Fußball-EM wurde ein Ansturm von Sex-Touristen in der Ukraine befürchtet. Aber offenbar war das nur Panikmache - die das Leben der Prostituierten nun noch schwerer machen wird.
Weil Elena Tsukerman nicht nur ein schönes Mädchen war, sondern auch einen scharfen Verstand besaß, gelang es den Milizionären nur zwei Mal, sie zu vergewaltigen. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass sie schnell rennen konnte. Aber es half, dass sie rasch begriff, und eines der ersten Dinge, die sie lernte, wenn sie morgens mit der Metro zur Shuliavs'ka Station im Westen von Kiew fuhr und dann die achtspurige Schnellstraße Richtung Stadtzentrum entlangschlenderte: Trage niemals hohe Schuhe, denn darin kannst du nicht weglaufen. Sie lernte auch, niemals kurze Röcke zu tragen und niemals stehenzubleiben, sondern auszusehen wie ein ganz normales Mädchen, das spazieren ging. Und nicht wie das, was Elena Tsukerman damals war: eine drogensüchtige Prostituierte auf der Suche nach dem nächsten Kunden.
"Ich war ein rechtloses Wesen", sagt Elena Tsukermann. Und es war ihr egal, sie war seit Jahren abhängig von Opiaten. Sie hatte geklaut und gedealt, war verhaftet worden. Die Straße war ihre letzte Möglichkeit, an Geld für die Drogen zu kommen. "Ich hatte keine Zeit, für meine Rechte zu kämpfen", sagt sie. Also nahm sie es hin, als die Männer von der Miliz sie auf der Station vergewaltigten. Wen hätte sie anzeigen sollen? Wo hätte sie hingehen können? Nur ein Zuhälter hätte sie vielleicht beschützen, Geld an die Miliz bezahlen können. So funktioniert das in der Ukraine, sagt Elena Tsukerman, auch jetzt noch, fünf Jahre später.
Narben an den Händen
Elena Tsukerman ist kein schönes Mädchen mehr. Die Haare sind noch lang und blond, aber ihr Gesicht sieht traurig aus, mit hängenden Mundwinkeln und einem stumpfen Blick. Die Hände sind geschwollen und übersät mit Narben, die Nadeln dort hinterlassen haben. Ihr Körper ist schwerfällig geworden. Aber Elena Tsukerman muss auch vor niemandem mehr weglaufen.
Sie sitzt eingezwängt hinter einem Schreibtisch, der im Erdgeschoss eines Hochhauses im Westen von Kiew steht. Es ist das Büro der Hilfsorganisation Legalife, die Elena Tsukerman 2007 gegründet hat. Von hier aus kämpft sie für die Rechte von all jenen Frauen, wie sie drei Jahre lang eine war, deren Arbeit illegal ist, die von korrupten Polizeibeamten erpresst und misshandelt werden. Und über die derzeit so viel gesprochen wird wie nie zuvor.
Denn wenn jetzt, wie von der Uefa erwartet, wegen der Fußball-Europameisterschaft bis zu eine Million Besucher in die Ukraine reisen, dann besuchen sie ein Land, das, seit 2005 die Visapflicht für EU-Bürger aufgehoben wurde, zu einem beliebten Reiseziel für Sextouristen geworden ist. Ukrainische, polnische und internationale Medien bis hin zum amerikanischen Time Magazine berichten deshalb seit Monaten in alarmierendem Tonfall darüber, dass mit der EM die Sextouristen kommen, die die Ukraine zu einem riesigen Bordell machen.
Aber stimmt das alles überhaupt?
Elena Tsukerman hat Kopfschmerzen, seit den frühen Morgenstunden heult aus der Nachbarwohnung eine Bohrmaschine. Das ganze Land ist derzeit eine Baustelle, auch hier, in diesem Viertel, das wohl kaum einer dieser Fußballtouristen zu Gesicht bekommen wird, das Stadion liegt am anderen Ende der Stadt.
Elena Tsukerman winkt ab, verdreht die Augen. "Die Männer interessieren sich jetzt für Fußball, nicht für Mädchen", sagt sie und schnaubt verächtlich. "Bei den Weltmeisterschaften in Deutschland oder Südafrika haben nur die Bordellbesitzer gut verdient, die einen Flachbildschirm aufgehängt haben." Es sei doch eine ganz einfache Rechnung: Die Flüge in die Ukraine sind teuer, viele Hotels haben ihre Preise verdoppelt, die Karten für das Spiel kosten ebenfalls viel Geld. Und auch die Mädchen haben ihre Preise erhöht. "Wo sollen die Männer nach den Stunden im Stadion noch die Kraft hernehmen, sich ein Mädchen zu suchen, dann Zeit mit ihr zu verbringen, wenn sie sie denn bezahlen können?" sagt Elena Tsukerman.
Die internationale Hilfsorganisation Global Alliance Against Traffic in Women warnt schon seit Jahren vor der öffentlichen Panikmache rund um Sportgroßereignisse und Prostitution. Die Nicht-Regierungsorganisation hat die Fußballweltmeisterschaften in Deutschland 2006 und in Südafrika 2010 empirisch ausgewertet. Es gebe keinerlei Hinweise, so lautet das Fazit der Studie, dass in der Ukraine während der EM mit einem signifikanten Anstieg von Sextourismus zu rechnen ist. Diese Befürchtung habe sich bereits bei den Fußball-Großereignissen 2006 und 2010 als unbegründet erwiesen. Nichts deute nun darauf hin, dass die Ukraine in dieser Hinsicht eine Ausnahme bilden werde.
Elena Tsukerman sagt, sie mache sich nun Sorgen um die Frauen, die hoffen, mit der EM komme für sie das große Geld. Prostituierte, sagt sie, sind in der Ukraine Saisonreisende, die im Sommer an die Krim fahren, wenn die Touristen an den Stränden des Schwarzen Meeres liegen, und in die Städte, wenn dort etwas Großes stattfindet. Die EM ist etwas ganz Großes. Deswegen, sagt Elena Tsukerman, kommen sie jetzt alle. Seit Wochen schon hängen in der Innenstadt große Banner über den Straßen, werben für Massagesalons und Stripclubs. In den Foyers der Hotels liegen Flyer der unzähligen Escort-Services der Stadt. "Sie werden schnell feststellen, dass es hier nicht viel zu holen gibt", sagt Elena Tsukerman. Im Gegenteil, auch die Miliz habe ihre Preise erhöht.
"Lena hatte alles"
Global Alliance warnt in ihrer Studie eindringlich vor den Folgen der aufgeregten Diskussion in den Medien für die Frauen auf der Straße. Weil die Regierung nun versuchen könnte, Prostituierte aus den Innenstädten zu vertreiben. Weil noch mehr Prostituierte von der Miliz erpresst werden könnten.
An den Wänden von Elena Tsukermans Büro hängen Poster mit Motiven einer Aidskampagne. Die Ukraine hat die höchste Ansteckungsrate von HIV in Europa. Prostituierte gehören zur Hauptrisikogruppe. Und noch immer, sagt Elena Tsukerman, wissen viele Frauen nicht, dass sie sich schützen müssen. Zwischen den Plakaten hängt ein kleines Bild von Elena Tsukerman, die mit einer Gruppe Frauen auf dem Majdan Nesaleschnosti, dem Unabhängigkeitsplatz, steht.
Sie halten rote Regenschirme in den Händen, das internationale Zeichen für Solidarität unter Prostituierten, wie die Schleife, die HIV-Infizierte oder Brustkrebskranke in Rot oder Rosa tragen, wie die Regenbogen der Schwulenbewegung. Legalife ist längst eingebunden in das internationale Netzwerk von Organisationen, die für die Rechte von Prostituierten kämpfen. „Prostitution muss legalisiert werden in der Ukraine“, sagt Elena Tsukerman. Darum geht es eigentlich. Sie tritt auf den winzigen Balkon des Büros, blickt auf den Innenhof, steckt sich eine Zigarette an.
Kalter Entzug
Kurz nachdem Elena Tsukerman Legalife gegründet hatte, ließ sie die Drogen sein, entzog kalt, in der Wohnung ihrer Mutter. Die hat ihr geholfen, ein neues Leben zu beginnen und hilft jetzt auch bei Legalife mit. Die Mutter sitzt an einem Schreibtisch, der gleich neben dem der Tochter steht. Irina Semenjuk, eine kleine, aufrechte Frau, schaut streng über den Rand ihrer Brille. "Wir sagen Sexarbeiterin, Prostituierte ist bei uns ein Schimpfwort."
Die Mutter hat lange als Dolmetscherin gearbeitet. Sie reiste viel, verdiente gut. "Lena hatte alles", sagt sie. Trotzdem verliebte sie sich in diesen Jungen, der Drogen nahm. "Er hat Lena abhängig gemacht", sagt die Mutter. Das Paar lebte von ihrem Geld. "Was hätte ich tun sollen?" sagt Irina Semenjuk, "ich wollte mein Kind nicht untergehen sehen. Ich war immer für Lena da. Ich habe Zeit", sagt sie. "Und tolerant genug bin ich auch. Ich weiß, dass es nicht das schöne Leben ist, das die Mädchen auf diesen Weg stößt." Achtzig Prozent der Arbeitslosen in der Ukraine sind Frauen. Seit der Finanzkrise sind die Arbeitslosenzahlen hoch.
Elena Tsukerman hat sich wieder neben ihre Mutter gesetzt, klickt auf dem Computerbildschirm herum. Es gibt viel zu organisieren. Sie wollen in den kommenden Wochen im ganzen Land Flugblätter verteilen. Sie werden in das Fan-Zelt am Ufer des Dnepr fahren, dort ihre roten Regenschirme aufspannen und an einen kleinen Stand stehen. Auf den Flugblättern von Legalife ist auf der einen Seite der Spielplan der Europameisterschaft abgedruckt. Auf der anderen stehen die Slogans der Organisation: "Wir sind alle Menschen" ist einer davon.
"Uns geht es schließklich um Menschenrechte", sagt Elena Tsukerman. Die Flugblätter wollen sie an die Fans verteilen. Für die Prostituierten haben sie eine andere Variante gedruckt, auf der eine Telefonnummer steht, die sie wählen können, wenn ihnen Gewalt angetan wurde. Für Legalife arbeitet während der EM ein Jurist, der den Frauen rechtlichen Beistand geben wird, sie am Telefon berät, zu ihnen fährt, wenn es nötig ist.
Denn Elena Tsukerman kämpft längst nicht mehr nur auf der Straße. Dort hat es angefangen, dort hat sie die Frauen angesprochen, hat ihnen davon erzählt, dass es Länder gibt, in denen es legal ist, Geld mit Sex zu verdienen, in denen es keine Miliz gibt, die vergewaltigt und erpresst. "Wir wollten den Frauen ein Gefühl dafür geben, wer sie sind, was sie tun", sagt Elena Tsukerman.
Sie hat neue Mitstreiterinnen gewonnen, die ehrenamtlich arbeiten, in allen Regionen des Landes. Sie fragten die Frauen nach ihren Erfahrungen, sie zeichneten Fälle von Gewalt auf, versuchten den Frauen zu vermitteln, dass sie etwas tun müssen und nicht hinnehmen, wenn ihnen Unrecht geschieht, wie Elena Tsukerman es tat, als sie nach der Vergewaltigung in der Milizstation wieder zurück auf den Straßenstrich fuhr.
Wütende Milizionäre
Als Legalife genug Fälle beisammen hatte, schickte Elena Tsukerman die Protokolle an das Innenministerium. Der Minister verwarnte daraufhin die Milizstationen. Und bei Elena Tsukerman klingelte wenig später das Handy. Wütende Milizionäre beschimpften sie, drohten ihr. Doch auch wenn sie Angst bekam, hat Elena Tsukerman weitergemacht.
Sie ist zwar nicht mehr schön, aber dafür noch klüger geworden. Sie nahm die Anrufe auf, stellte den Text auf ihre Website. Danach ließen die Milizionäre sie in Ruhe. Nur riefen dann die Mädchen an: "Lena, warum hast du das gemacht? Vorher war unser Leben schlecht, aber jetzt ist es noch viel schlimmer." Im ganzen Land hat Legalife zwanzig feste Aktivistinnen. Es sind wenige. Auch weil es nicht einfach ist, den Frauen zu erklären, warum sie etwas tun sollen, wenn das Repressionen und noch mehr Gewalt bedeutet.
Doch vielleicht kann Elena Tsukerman ihnen bald mehr Hoffnung geben. Nach einer Razzia in einem Bordell in Kiew im vergangenen Jahr wurde der Zuhälter laufen gelassen, weil er das übliche Schmiergeld zahlte, sagt Elena Tsukerman. Die Frauen aber wurden angeklagt. Ein Jurist von Legalife vertritt sie nun vor Gericht. Die Frauen sagten aus, ihre Gesichter versteckten sie hinter Masken. "Wir haben eine gute Chancen zu gewinnen", sagt Elena Tsukerman. "Wenn die Mädchen freigesprochen werden, dann ist es das erste Mal in der Geschichte der Ukraine, dass Prostituierte ihre Rechte verteidigen konnten." Mitte Juli soll das Urteil fallen.
Es ist ein mühseliger Weg. Vor einem halben Jahr erst wurde im Parlament erneut verhandelt, Geldstrafen für Prostituierte zu erhöhen, ihre Arbeit gar als Straftat zu ahnden. Eine Mehrheit für den Gesetzesentwurf gab es nicht. Der Alltag der Frauen habe sich trotzdem nicht verändert, sagt Elena Tsukerman. Es sind nicht nur die Gesetze, die das verhindern. "Die Frauen sind in der Gesellschaft stigmatisiert", sagt Elena Tsukerman. Ihr Blick ist jetzt ganz wach, es sprudelt aus ihr heraus. "Es heißt immer, die Frau verkauft ihren Körper, sie verkauft ihre Seele. Was für ein Unsinn." Elena Tsukerman macht eine Pause , dann fährt sie fort: "Sie verkauft eine Leistung und ihre Zeit. Wie bei jeder anderen Arbeit auch."
Es geht ihr um Anerkennung. Und dann erzählt sie von Neuseeland, wo Prostitution nicht nur legal ist, sondern die Frauen auch kranken- und sozialversichert sind und ihre Verdienste steuerpflichtig. Sie hat davon nichts gewusst, als sie selbst am staubigen Straßenrand von Kiew stand. Sie weiß es jetzt. Und sie wird es allen erzählen, die ihr zuhören, auch wenn die EM schon längst vorbei ist.
Quelle: http://www.fr-online.de/politik/prostit ... 64482.html
Weil Elena Tsukerman nicht nur ein schönes Mädchen war, sondern auch einen scharfen Verstand besaß, gelang es den Milizionären nur zwei Mal, sie zu vergewaltigen. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass sie schnell rennen konnte. Aber es half, dass sie rasch begriff, und eines der ersten Dinge, die sie lernte, wenn sie morgens mit der Metro zur Shuliavs'ka Station im Westen von Kiew fuhr und dann die achtspurige Schnellstraße Richtung Stadtzentrum entlangschlenderte: Trage niemals hohe Schuhe, denn darin kannst du nicht weglaufen. Sie lernte auch, niemals kurze Röcke zu tragen und niemals stehenzubleiben, sondern auszusehen wie ein ganz normales Mädchen, das spazieren ging. Und nicht wie das, was Elena Tsukerman damals war: eine drogensüchtige Prostituierte auf der Suche nach dem nächsten Kunden.
"Ich war ein rechtloses Wesen", sagt Elena Tsukermann. Und es war ihr egal, sie war seit Jahren abhängig von Opiaten. Sie hatte geklaut und gedealt, war verhaftet worden. Die Straße war ihre letzte Möglichkeit, an Geld für die Drogen zu kommen. "Ich hatte keine Zeit, für meine Rechte zu kämpfen", sagt sie. Also nahm sie es hin, als die Männer von der Miliz sie auf der Station vergewaltigten. Wen hätte sie anzeigen sollen? Wo hätte sie hingehen können? Nur ein Zuhälter hätte sie vielleicht beschützen, Geld an die Miliz bezahlen können. So funktioniert das in der Ukraine, sagt Elena Tsukerman, auch jetzt noch, fünf Jahre später.
Narben an den Händen
Elena Tsukerman ist kein schönes Mädchen mehr. Die Haare sind noch lang und blond, aber ihr Gesicht sieht traurig aus, mit hängenden Mundwinkeln und einem stumpfen Blick. Die Hände sind geschwollen und übersät mit Narben, die Nadeln dort hinterlassen haben. Ihr Körper ist schwerfällig geworden. Aber Elena Tsukerman muss auch vor niemandem mehr weglaufen.
Sie sitzt eingezwängt hinter einem Schreibtisch, der im Erdgeschoss eines Hochhauses im Westen von Kiew steht. Es ist das Büro der Hilfsorganisation Legalife, die Elena Tsukerman 2007 gegründet hat. Von hier aus kämpft sie für die Rechte von all jenen Frauen, wie sie drei Jahre lang eine war, deren Arbeit illegal ist, die von korrupten Polizeibeamten erpresst und misshandelt werden. Und über die derzeit so viel gesprochen wird wie nie zuvor.
Denn wenn jetzt, wie von der Uefa erwartet, wegen der Fußball-Europameisterschaft bis zu eine Million Besucher in die Ukraine reisen, dann besuchen sie ein Land, das, seit 2005 die Visapflicht für EU-Bürger aufgehoben wurde, zu einem beliebten Reiseziel für Sextouristen geworden ist. Ukrainische, polnische und internationale Medien bis hin zum amerikanischen Time Magazine berichten deshalb seit Monaten in alarmierendem Tonfall darüber, dass mit der EM die Sextouristen kommen, die die Ukraine zu einem riesigen Bordell machen.
Aber stimmt das alles überhaupt?
Elena Tsukerman hat Kopfschmerzen, seit den frühen Morgenstunden heult aus der Nachbarwohnung eine Bohrmaschine. Das ganze Land ist derzeit eine Baustelle, auch hier, in diesem Viertel, das wohl kaum einer dieser Fußballtouristen zu Gesicht bekommen wird, das Stadion liegt am anderen Ende der Stadt.
Elena Tsukerman winkt ab, verdreht die Augen. "Die Männer interessieren sich jetzt für Fußball, nicht für Mädchen", sagt sie und schnaubt verächtlich. "Bei den Weltmeisterschaften in Deutschland oder Südafrika haben nur die Bordellbesitzer gut verdient, die einen Flachbildschirm aufgehängt haben." Es sei doch eine ganz einfache Rechnung: Die Flüge in die Ukraine sind teuer, viele Hotels haben ihre Preise verdoppelt, die Karten für das Spiel kosten ebenfalls viel Geld. Und auch die Mädchen haben ihre Preise erhöht. "Wo sollen die Männer nach den Stunden im Stadion noch die Kraft hernehmen, sich ein Mädchen zu suchen, dann Zeit mit ihr zu verbringen, wenn sie sie denn bezahlen können?" sagt Elena Tsukerman.
Die internationale Hilfsorganisation Global Alliance Against Traffic in Women warnt schon seit Jahren vor der öffentlichen Panikmache rund um Sportgroßereignisse und Prostitution. Die Nicht-Regierungsorganisation hat die Fußballweltmeisterschaften in Deutschland 2006 und in Südafrika 2010 empirisch ausgewertet. Es gebe keinerlei Hinweise, so lautet das Fazit der Studie, dass in der Ukraine während der EM mit einem signifikanten Anstieg von Sextourismus zu rechnen ist. Diese Befürchtung habe sich bereits bei den Fußball-Großereignissen 2006 und 2010 als unbegründet erwiesen. Nichts deute nun darauf hin, dass die Ukraine in dieser Hinsicht eine Ausnahme bilden werde.
Elena Tsukerman sagt, sie mache sich nun Sorgen um die Frauen, die hoffen, mit der EM komme für sie das große Geld. Prostituierte, sagt sie, sind in der Ukraine Saisonreisende, die im Sommer an die Krim fahren, wenn die Touristen an den Stränden des Schwarzen Meeres liegen, und in die Städte, wenn dort etwas Großes stattfindet. Die EM ist etwas ganz Großes. Deswegen, sagt Elena Tsukerman, kommen sie jetzt alle. Seit Wochen schon hängen in der Innenstadt große Banner über den Straßen, werben für Massagesalons und Stripclubs. In den Foyers der Hotels liegen Flyer der unzähligen Escort-Services der Stadt. "Sie werden schnell feststellen, dass es hier nicht viel zu holen gibt", sagt Elena Tsukerman. Im Gegenteil, auch die Miliz habe ihre Preise erhöht.
"Lena hatte alles"
Global Alliance warnt in ihrer Studie eindringlich vor den Folgen der aufgeregten Diskussion in den Medien für die Frauen auf der Straße. Weil die Regierung nun versuchen könnte, Prostituierte aus den Innenstädten zu vertreiben. Weil noch mehr Prostituierte von der Miliz erpresst werden könnten.
An den Wänden von Elena Tsukermans Büro hängen Poster mit Motiven einer Aidskampagne. Die Ukraine hat die höchste Ansteckungsrate von HIV in Europa. Prostituierte gehören zur Hauptrisikogruppe. Und noch immer, sagt Elena Tsukerman, wissen viele Frauen nicht, dass sie sich schützen müssen. Zwischen den Plakaten hängt ein kleines Bild von Elena Tsukerman, die mit einer Gruppe Frauen auf dem Majdan Nesaleschnosti, dem Unabhängigkeitsplatz, steht.
Sie halten rote Regenschirme in den Händen, das internationale Zeichen für Solidarität unter Prostituierten, wie die Schleife, die HIV-Infizierte oder Brustkrebskranke in Rot oder Rosa tragen, wie die Regenbogen der Schwulenbewegung. Legalife ist längst eingebunden in das internationale Netzwerk von Organisationen, die für die Rechte von Prostituierten kämpfen. „Prostitution muss legalisiert werden in der Ukraine“, sagt Elena Tsukerman. Darum geht es eigentlich. Sie tritt auf den winzigen Balkon des Büros, blickt auf den Innenhof, steckt sich eine Zigarette an.
Kalter Entzug
Kurz nachdem Elena Tsukerman Legalife gegründet hatte, ließ sie die Drogen sein, entzog kalt, in der Wohnung ihrer Mutter. Die hat ihr geholfen, ein neues Leben zu beginnen und hilft jetzt auch bei Legalife mit. Die Mutter sitzt an einem Schreibtisch, der gleich neben dem der Tochter steht. Irina Semenjuk, eine kleine, aufrechte Frau, schaut streng über den Rand ihrer Brille. "Wir sagen Sexarbeiterin, Prostituierte ist bei uns ein Schimpfwort."
Die Mutter hat lange als Dolmetscherin gearbeitet. Sie reiste viel, verdiente gut. "Lena hatte alles", sagt sie. Trotzdem verliebte sie sich in diesen Jungen, der Drogen nahm. "Er hat Lena abhängig gemacht", sagt die Mutter. Das Paar lebte von ihrem Geld. "Was hätte ich tun sollen?" sagt Irina Semenjuk, "ich wollte mein Kind nicht untergehen sehen. Ich war immer für Lena da. Ich habe Zeit", sagt sie. "Und tolerant genug bin ich auch. Ich weiß, dass es nicht das schöne Leben ist, das die Mädchen auf diesen Weg stößt." Achtzig Prozent der Arbeitslosen in der Ukraine sind Frauen. Seit der Finanzkrise sind die Arbeitslosenzahlen hoch.
Elena Tsukerman hat sich wieder neben ihre Mutter gesetzt, klickt auf dem Computerbildschirm herum. Es gibt viel zu organisieren. Sie wollen in den kommenden Wochen im ganzen Land Flugblätter verteilen. Sie werden in das Fan-Zelt am Ufer des Dnepr fahren, dort ihre roten Regenschirme aufspannen und an einen kleinen Stand stehen. Auf den Flugblättern von Legalife ist auf der einen Seite der Spielplan der Europameisterschaft abgedruckt. Auf der anderen stehen die Slogans der Organisation: "Wir sind alle Menschen" ist einer davon.
"Uns geht es schließklich um Menschenrechte", sagt Elena Tsukerman. Die Flugblätter wollen sie an die Fans verteilen. Für die Prostituierten haben sie eine andere Variante gedruckt, auf der eine Telefonnummer steht, die sie wählen können, wenn ihnen Gewalt angetan wurde. Für Legalife arbeitet während der EM ein Jurist, der den Frauen rechtlichen Beistand geben wird, sie am Telefon berät, zu ihnen fährt, wenn es nötig ist.
Denn Elena Tsukerman kämpft längst nicht mehr nur auf der Straße. Dort hat es angefangen, dort hat sie die Frauen angesprochen, hat ihnen davon erzählt, dass es Länder gibt, in denen es legal ist, Geld mit Sex zu verdienen, in denen es keine Miliz gibt, die vergewaltigt und erpresst. "Wir wollten den Frauen ein Gefühl dafür geben, wer sie sind, was sie tun", sagt Elena Tsukerman.
Sie hat neue Mitstreiterinnen gewonnen, die ehrenamtlich arbeiten, in allen Regionen des Landes. Sie fragten die Frauen nach ihren Erfahrungen, sie zeichneten Fälle von Gewalt auf, versuchten den Frauen zu vermitteln, dass sie etwas tun müssen und nicht hinnehmen, wenn ihnen Unrecht geschieht, wie Elena Tsukerman es tat, als sie nach der Vergewaltigung in der Milizstation wieder zurück auf den Straßenstrich fuhr.
Wütende Milizionäre
Als Legalife genug Fälle beisammen hatte, schickte Elena Tsukerman die Protokolle an das Innenministerium. Der Minister verwarnte daraufhin die Milizstationen. Und bei Elena Tsukerman klingelte wenig später das Handy. Wütende Milizionäre beschimpften sie, drohten ihr. Doch auch wenn sie Angst bekam, hat Elena Tsukerman weitergemacht.
Sie ist zwar nicht mehr schön, aber dafür noch klüger geworden. Sie nahm die Anrufe auf, stellte den Text auf ihre Website. Danach ließen die Milizionäre sie in Ruhe. Nur riefen dann die Mädchen an: "Lena, warum hast du das gemacht? Vorher war unser Leben schlecht, aber jetzt ist es noch viel schlimmer." Im ganzen Land hat Legalife zwanzig feste Aktivistinnen. Es sind wenige. Auch weil es nicht einfach ist, den Frauen zu erklären, warum sie etwas tun sollen, wenn das Repressionen und noch mehr Gewalt bedeutet.
Doch vielleicht kann Elena Tsukerman ihnen bald mehr Hoffnung geben. Nach einer Razzia in einem Bordell in Kiew im vergangenen Jahr wurde der Zuhälter laufen gelassen, weil er das übliche Schmiergeld zahlte, sagt Elena Tsukerman. Die Frauen aber wurden angeklagt. Ein Jurist von Legalife vertritt sie nun vor Gericht. Die Frauen sagten aus, ihre Gesichter versteckten sie hinter Masken. "Wir haben eine gute Chancen zu gewinnen", sagt Elena Tsukerman. "Wenn die Mädchen freigesprochen werden, dann ist es das erste Mal in der Geschichte der Ukraine, dass Prostituierte ihre Rechte verteidigen konnten." Mitte Juli soll das Urteil fallen.
Es ist ein mühseliger Weg. Vor einem halben Jahr erst wurde im Parlament erneut verhandelt, Geldstrafen für Prostituierte zu erhöhen, ihre Arbeit gar als Straftat zu ahnden. Eine Mehrheit für den Gesetzesentwurf gab es nicht. Der Alltag der Frauen habe sich trotzdem nicht verändert, sagt Elena Tsukerman. Es sind nicht nur die Gesetze, die das verhindern. "Die Frauen sind in der Gesellschaft stigmatisiert", sagt Elena Tsukerman. Ihr Blick ist jetzt ganz wach, es sprudelt aus ihr heraus. "Es heißt immer, die Frau verkauft ihren Körper, sie verkauft ihre Seele. Was für ein Unsinn." Elena Tsukerman macht eine Pause , dann fährt sie fort: "Sie verkauft eine Leistung und ihre Zeit. Wie bei jeder anderen Arbeit auch."
Es geht ihr um Anerkennung. Und dann erzählt sie von Neuseeland, wo Prostitution nicht nur legal ist, sondern die Frauen auch kranken- und sozialversichert sind und ihre Verdienste steuerpflichtig. Sie hat davon nichts gewusst, als sie selbst am staubigen Straßenrand von Kiew stand. Sie weiß es jetzt. Und sie wird es allen erzählen, die ihr zuhören, auch wenn die EM schon längst vorbei ist.
Quelle: http://www.fr-online.de/politik/prostit ... 64482.html
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <
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RE: Länderberichte UKRAINE:
Prostitution in der Ukraine
Käufliche Liebe im Untergrund
In der Ukraine ist Prostitution verboten. Eigentlich. Faktisch gibt es sie trotzdem - in Wohnungen, die zu Bordellen umfunktioniert werden. Nicht nur die Frauen verdienen an dem illegalen Geschäft, sondern auch Zuhälter, Vermieter und Polizisten.
Wenn Kira abends den roten Lippenstift auflegt, in die dunklen Netzstrümpfe schlüpft und sich bereit macht für ihre Nachtschicht in Kiew, verstaut sie zwei Mobiltelefone in ihrer Handtasche. Eines für jedes ihrer beiden Leben. Die eine Telefonnummer kennen ihre Freunde und Verwandten, und wenn das Handy nachts bimmelt und ihre Mutter am anderen Ende der Leitung spricht, sagt Kira: "Ma, mach dir keine Sorgen, ich jobbe als Barkeeper." Von Telefonnummer zwei "weiß Mutter nichts, sonst bekäme sie einen Infarkt", sagt Kira. Telefonnummer zwei wählen ihre Freier.
Kira, die ihren Nachnamen nicht nennen und ihr Foto nicht veröffentlicht wissen will, zog mit 18 von Donezk im Osten der Ukraine nach Kiew. Sie hat eine Friseurlehre absolviert und ein Pädagogikstudium abgeschlossen. Sie hat als Grundschullehrerin gearbeitet und nebenher das magere Gehalt von 1200 Griwna, umgerechnet 120 Euro, aufgebessert. Weil der lukrativste Nebenjob in diesem Jahr weggefallen ist, geht Kira anschaffen.
"Ich habe privat als Kinderbetreuerin in einem Reichenviertel von Kiew gearbeitet. Ich habe die Kinder einer alleinstehenden Parlamentsabgeordneten gehütet, wenn sie auf Reisen war. Sie hat mir 150 Dollar pro Tag gezahlt. Sie hat vor kurzem geheiratet, sie sagt, sie braucht jetzt keine Tagesmutter mehr."
Nach Schätzungen des ukrainischen Hilfsfonds gegen Aids arbeiten 75.000 bis 90.000 Ukrainerinnen als Prostituierte, andere Schätzungen gehen von bis zu 180.000 Frauen aus. 30 Prozent sind drogenabhängig, ein Drittel ist HIV-positiv. In der vergangenen Woche war die Entrüstung im EM-Gastgeberland groß, weil die "Bild"-Zeitung die Ukraine als "Land der Prostitution" bezeichnete. Der "Bild"-Reporter musste sich für die rüde Verallgemeinerung entschuldigen. Die Regierung in Kiew verweist gern darauf, das Imageproblem der Ukraine werde durch die Medien im Westen geschürt. Das lässt freilich die Frage unbeantwortet, was Tausende Frauen dazu treibt, wie die Grundschullehrerin Kira Kapital aus ihrem Körper zu schlagen.
Polizisten schauen weg - wenn sie das nötige Kleingeld bekommen
Prostitution ist kein Randphänomen in der Ukraine, die Bordelle finden sich in bester Nachbarschaft. Der Bessarabische Markt liegt im Herzen von Kiew, zwischen Discotheken und Restaurants. Ein reicher Oligarch unterhält hier die angesehenste Galerie der Ukraine. Wer am Abend durch das Viertel streift und nur laut genug Deutsch oder Englisch spricht, macht bald die Bekanntschaft von Männern wie Dmitrij. Der 20 Jahre alte Ukrainer trägt eine Telnjaschka, das blau-weiß geringelte Hemd russischer Seeleute, und verteilt Visitenkarten an Ausländer. "Waiting for you" steht darauf und eine Mobilfunknummer.
"Reklame-Agenten" heißen die Straßenwerber im Jargon der Huren. Dmitrij kassiert zehn Prozent vom Umsatz, wenn er die Klienten direkt zu einer der unscheinbaren Stahltüren in den Treppenhäusern der Nachbarschaft führt, hinter denen die Untergrundbordelle liegen. Dmitrij kennt hier in fast jedem dritten Wohnhaus einen Puff.
Das Geschäft mit dem Sex hat sich zu einem florierenden Wirtschaftszweig entwickelt, von dem viele profitieren. Eine Stunde mit Kira kostet 800 Griwna, umgerechnet 80 Euro. Knapp die Hälfte des Geldes bleibt ihr, sagt sie. Der Rest geht an die Männer im Hintergrund: an Zuhälter und bestechliche Polizisten etwa, die zwar von den illegalen Bordellen wissen, gegen das nötige Kleingeld aber wegschauen. 3000 Dollar verlangt der Besitzer der Wohnung, die Kira mit zehn anderen Frauen mietet. Einmal in der Woche schaut der Kosmetiker vorbei, alle zwei Wochen der Friseur, selbst der Gynäkologe behandelt die Frauen der Einfachheit halber direkt im Bordell. Sie alle wissen, dass Prostitution offiziell illegal ist in der Ukraine.
Die meisten haben keine Wahl
"Prostitution ist kein Frauenproblem", sagt Wiktor, einer der Organisatoren der Protestguerilla Femen, die gegen Menschenhandel und Sexindustrie protestiert. "Taxifahrer, Polizisten, sie alle machen damit Kasse. Prostitution ist ein Männerproblem." Die Schuld werde dennoch ausschließlich bei den Frauen gesucht, die sich angeblich allzu bereitwillig auf das Geschäft mit dem Sex einlassen. "Dabei haben die meisten keine Wahl", sagt Wiktor. "Von einem Lehrergehalt kann niemand leben, von einem Stipendium auch nicht. Es gibt zu wenig gut bezahlte Jobs, die einzige Verdienstmöglichkeit, die vielen bleibt und die Behörden dulden, ist die Prostitution."
Viele der Frauen, die Kira Kolleginnen nennt und mit denen sie die Bordellwohnung am Bessarabischen Markt teilt, sind alleinerziehende Mütter.
"Viele heiraten hier in der Ukraine mit 17 oder 18. Sie folgen dem Gefühl der ersten intensiven Liebe. Sie verwechseln Verliebtheit mit wahrer Liebe. Wenn sie sich dann scheiden lassen, sitzen sie da, mit Kind, aber oft ohne Job. Ich versuche im Moment, einen großen Bogen um die Liebe zu machen. Warum einem Jungen den Kopf verdrehen, wenn ich nicht ehrlich zu ihm sein kann?"
Man kann nicht sagen, dass jemand Kira mit Gewalt zur Prostitution gezwungen hat, ihr Leben aber hat sie sich anders erträumt. In der Schule hat sie in einer Jazz-Combo gesungen und auf eine Sängerkarriere gehofft. Sie hat mit dem Rauchen angefangen, "damit meine Stimme rauer wird". Es hat nicht geklappt, nicht mit der Stimme und nicht mit der Karriere. In der Handtasche mit den beiden Telefonen trägt sie jetzt nie weniger als acht Kondome, vier bis fünf Klienten bedient sie pro Nacht. Wenn sie sich gegen sieben Uhr morgens endlich schlafen legt, bleiben ihr rund 200 Euro.
"Ich will mich finanziell ein bisschen stabilisieren. Dann will ich wieder als Lehrerin arbeiten. Noch ein paar Monate will ich hier verdienen, und dann will ich weitersehen und an mein Privatleben denken."
Telefon Nummer zwei bimmelt, das Handy für Freier und Zuhälter. Kira greift nach der Handtasche. Sie tritt hinaus in die Nacht und verschwindet in der Hauptstadt, in der das Leben in ein paar Monaten noch genauso teuer sein wird und das Gehalt einer Lehrerin noch genauso mickrig wie jetzt.
http://www.spiegel.de/panorama/prostitu ... 41199.html
Käufliche Liebe im Untergrund
In der Ukraine ist Prostitution verboten. Eigentlich. Faktisch gibt es sie trotzdem - in Wohnungen, die zu Bordellen umfunktioniert werden. Nicht nur die Frauen verdienen an dem illegalen Geschäft, sondern auch Zuhälter, Vermieter und Polizisten.
Wenn Kira abends den roten Lippenstift auflegt, in die dunklen Netzstrümpfe schlüpft und sich bereit macht für ihre Nachtschicht in Kiew, verstaut sie zwei Mobiltelefone in ihrer Handtasche. Eines für jedes ihrer beiden Leben. Die eine Telefonnummer kennen ihre Freunde und Verwandten, und wenn das Handy nachts bimmelt und ihre Mutter am anderen Ende der Leitung spricht, sagt Kira: "Ma, mach dir keine Sorgen, ich jobbe als Barkeeper." Von Telefonnummer zwei "weiß Mutter nichts, sonst bekäme sie einen Infarkt", sagt Kira. Telefonnummer zwei wählen ihre Freier.
Kira, die ihren Nachnamen nicht nennen und ihr Foto nicht veröffentlicht wissen will, zog mit 18 von Donezk im Osten der Ukraine nach Kiew. Sie hat eine Friseurlehre absolviert und ein Pädagogikstudium abgeschlossen. Sie hat als Grundschullehrerin gearbeitet und nebenher das magere Gehalt von 1200 Griwna, umgerechnet 120 Euro, aufgebessert. Weil der lukrativste Nebenjob in diesem Jahr weggefallen ist, geht Kira anschaffen.
"Ich habe privat als Kinderbetreuerin in einem Reichenviertel von Kiew gearbeitet. Ich habe die Kinder einer alleinstehenden Parlamentsabgeordneten gehütet, wenn sie auf Reisen war. Sie hat mir 150 Dollar pro Tag gezahlt. Sie hat vor kurzem geheiratet, sie sagt, sie braucht jetzt keine Tagesmutter mehr."
Nach Schätzungen des ukrainischen Hilfsfonds gegen Aids arbeiten 75.000 bis 90.000 Ukrainerinnen als Prostituierte, andere Schätzungen gehen von bis zu 180.000 Frauen aus. 30 Prozent sind drogenabhängig, ein Drittel ist HIV-positiv. In der vergangenen Woche war die Entrüstung im EM-Gastgeberland groß, weil die "Bild"-Zeitung die Ukraine als "Land der Prostitution" bezeichnete. Der "Bild"-Reporter musste sich für die rüde Verallgemeinerung entschuldigen. Die Regierung in Kiew verweist gern darauf, das Imageproblem der Ukraine werde durch die Medien im Westen geschürt. Das lässt freilich die Frage unbeantwortet, was Tausende Frauen dazu treibt, wie die Grundschullehrerin Kira Kapital aus ihrem Körper zu schlagen.
Polizisten schauen weg - wenn sie das nötige Kleingeld bekommen
Prostitution ist kein Randphänomen in der Ukraine, die Bordelle finden sich in bester Nachbarschaft. Der Bessarabische Markt liegt im Herzen von Kiew, zwischen Discotheken und Restaurants. Ein reicher Oligarch unterhält hier die angesehenste Galerie der Ukraine. Wer am Abend durch das Viertel streift und nur laut genug Deutsch oder Englisch spricht, macht bald die Bekanntschaft von Männern wie Dmitrij. Der 20 Jahre alte Ukrainer trägt eine Telnjaschka, das blau-weiß geringelte Hemd russischer Seeleute, und verteilt Visitenkarten an Ausländer. "Waiting for you" steht darauf und eine Mobilfunknummer.
"Reklame-Agenten" heißen die Straßenwerber im Jargon der Huren. Dmitrij kassiert zehn Prozent vom Umsatz, wenn er die Klienten direkt zu einer der unscheinbaren Stahltüren in den Treppenhäusern der Nachbarschaft führt, hinter denen die Untergrundbordelle liegen. Dmitrij kennt hier in fast jedem dritten Wohnhaus einen Puff.
Das Geschäft mit dem Sex hat sich zu einem florierenden Wirtschaftszweig entwickelt, von dem viele profitieren. Eine Stunde mit Kira kostet 800 Griwna, umgerechnet 80 Euro. Knapp die Hälfte des Geldes bleibt ihr, sagt sie. Der Rest geht an die Männer im Hintergrund: an Zuhälter und bestechliche Polizisten etwa, die zwar von den illegalen Bordellen wissen, gegen das nötige Kleingeld aber wegschauen. 3000 Dollar verlangt der Besitzer der Wohnung, die Kira mit zehn anderen Frauen mietet. Einmal in der Woche schaut der Kosmetiker vorbei, alle zwei Wochen der Friseur, selbst der Gynäkologe behandelt die Frauen der Einfachheit halber direkt im Bordell. Sie alle wissen, dass Prostitution offiziell illegal ist in der Ukraine.
Die meisten haben keine Wahl
"Prostitution ist kein Frauenproblem", sagt Wiktor, einer der Organisatoren der Protestguerilla Femen, die gegen Menschenhandel und Sexindustrie protestiert. "Taxifahrer, Polizisten, sie alle machen damit Kasse. Prostitution ist ein Männerproblem." Die Schuld werde dennoch ausschließlich bei den Frauen gesucht, die sich angeblich allzu bereitwillig auf das Geschäft mit dem Sex einlassen. "Dabei haben die meisten keine Wahl", sagt Wiktor. "Von einem Lehrergehalt kann niemand leben, von einem Stipendium auch nicht. Es gibt zu wenig gut bezahlte Jobs, die einzige Verdienstmöglichkeit, die vielen bleibt und die Behörden dulden, ist die Prostitution."
Viele der Frauen, die Kira Kolleginnen nennt und mit denen sie die Bordellwohnung am Bessarabischen Markt teilt, sind alleinerziehende Mütter.
"Viele heiraten hier in der Ukraine mit 17 oder 18. Sie folgen dem Gefühl der ersten intensiven Liebe. Sie verwechseln Verliebtheit mit wahrer Liebe. Wenn sie sich dann scheiden lassen, sitzen sie da, mit Kind, aber oft ohne Job. Ich versuche im Moment, einen großen Bogen um die Liebe zu machen. Warum einem Jungen den Kopf verdrehen, wenn ich nicht ehrlich zu ihm sein kann?"
Man kann nicht sagen, dass jemand Kira mit Gewalt zur Prostitution gezwungen hat, ihr Leben aber hat sie sich anders erträumt. In der Schule hat sie in einer Jazz-Combo gesungen und auf eine Sängerkarriere gehofft. Sie hat mit dem Rauchen angefangen, "damit meine Stimme rauer wird". Es hat nicht geklappt, nicht mit der Stimme und nicht mit der Karriere. In der Handtasche mit den beiden Telefonen trägt sie jetzt nie weniger als acht Kondome, vier bis fünf Klienten bedient sie pro Nacht. Wenn sie sich gegen sieben Uhr morgens endlich schlafen legt, bleiben ihr rund 200 Euro.
"Ich will mich finanziell ein bisschen stabilisieren. Dann will ich wieder als Lehrerin arbeiten. Noch ein paar Monate will ich hier verdienen, und dann will ich weitersehen und an mein Privatleben denken."
Telefon Nummer zwei bimmelt, das Handy für Freier und Zuhälter. Kira greift nach der Handtasche. Sie tritt hinaus in die Nacht und verschwindet in der Hauptstadt, in der das Leben in ein paar Monaten noch genauso teuer sein wird und das Gehalt einer Lehrerin noch genauso mickrig wie jetzt.
http://www.spiegel.de/panorama/prostitu ... 41199.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Fakten und Infos über Prostitution
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- SW Analyst
- Beiträge: 14095
- Registriert: 01.08.2006, 14:30
- Ich bin: Keine Angabe
Deutsche Förderung für Sexworker
Hilfsorganisation „Liga Legalife“ gegründet von Ex-Sexworkerin und Ex-Drogengebraucherin Olena Tukserman mit Unterstützung ihrer Mutter Irina Tukserman bekommt (anteilige) Unterstützung durch 3,5 Mio Euro in 6 Jahren [580.000/Jahr] der www.giz.de (Bundeswirtschaftsministerium) für den Kampf gegen HIV/AIDS anläßlich der Fußball EM und Europa-Integration
Nebenbei kann so auch der sexworkerfeindliche Mythos von den massenweisen Sexsklaven bei Sportveranstaltungen durch Medienarbeit und Interviews entkräftet werden, wo wir in Deutschland bekanntlich 2006 betroffen waren *LOL*
45.700.000 Einwohner
__.170.000 Sexworker
4 Promille SW je Einwohner
http://blog.tagesschau.de/2012/06/30/da ... tourismus/
mit Kommentarmöglichkeit
"Hochrisikogruppen. Dazu zählen Drogengebrauchende, kommerzielle Sexarbeiterinnen und Männer, die Sex mit Männern haben. Initiativgruppen aus den Reihen der Hochrisikogruppen und Organisationen, die sich um diese Gruppen kümmern, werden finanziell unterstützt und bei ihrer Präventionsarbeit beraten. ... Für die Hochrisikogruppen sind Initiativen Betroffener ins Leben gerufen worden. Ein Austausch mit der Deutschen AIDS-Hilfe sichert die Qualität der entwickelten Präventionsmaßnahmen."
www.giz.de/themen/de/25848.htm
www.fairplay-ua.org
Folgende Pressemappe enthält praktisch vorformuliert diese Information für die Medien/Tagesschau:
GIZ-Projekt: Die Reform des Gesundheitswesens mit Schwerpunkt HIV/AIDS-Prävention
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Laufzeit: 2006 bis 2012
Pressetext: Rea Vaya - Mit dem Bus auf der Überholspur zum Klimaschutz
www.giz.de/de/downloads/giz2012-de-pres ... ne-hiv.pdf
www.giz.de/de/html/pressemappe-ukraine.html
Nebenbei kann so auch der sexworkerfeindliche Mythos von den massenweisen Sexsklaven bei Sportveranstaltungen durch Medienarbeit und Interviews entkräftet werden, wo wir in Deutschland bekanntlich 2006 betroffen waren *LOL*
45.700.000 Einwohner
__.170.000 Sexworker
4 Promille SW je Einwohner
http://blog.tagesschau.de/2012/06/30/da ... tourismus/
mit Kommentarmöglichkeit
"Hochrisikogruppen. Dazu zählen Drogengebrauchende, kommerzielle Sexarbeiterinnen und Männer, die Sex mit Männern haben. Initiativgruppen aus den Reihen der Hochrisikogruppen und Organisationen, die sich um diese Gruppen kümmern, werden finanziell unterstützt und bei ihrer Präventionsarbeit beraten. ... Für die Hochrisikogruppen sind Initiativen Betroffener ins Leben gerufen worden. Ein Austausch mit der Deutschen AIDS-Hilfe sichert die Qualität der entwickelten Präventionsmaßnahmen."
www.giz.de/themen/de/25848.htm
www.fairplay-ua.org
Folgende Pressemappe enthält praktisch vorformuliert diese Information für die Medien/Tagesschau:
GIZ-Projekt: Die Reform des Gesundheitswesens mit Schwerpunkt HIV/AIDS-Prävention
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Laufzeit: 2006 bis 2012
Pressetext: Rea Vaya - Mit dem Bus auf der Überholspur zum Klimaschutz
www.giz.de/de/downloads/giz2012-de-pres ... ne-hiv.pdf
www.giz.de/de/html/pressemappe-ukraine.html
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- PlatinStern
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- Registriert: 20.06.2012, 10:16
- Wohnort: Strasbourg
- Ich bin: SexarbeiterIn
Zu Femen siehe auch hier: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 874#129874
Mitglied der Confédération Nationale du Travail
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- Ich bin: SexarbeiterIn
RE: Länderberichte UKRAINE:
Gnadenlos verfolgt, weil sie Pornos drehte
Die dreifache Mutter Anastasia Hagen aus der Ukraine war eine der bekanntesten Erotik-Darstellerinnen Osteuropas. (...) Jetzt droht ihr eine Haftstrafe.
http://www.welt.de/vermischtes/article1 ... rehte.html
Die dreifache Mutter Anastasia Hagen aus der Ukraine war eine der bekanntesten Erotik-Darstellerinnen Osteuropas. (...) Jetzt droht ihr eine Haftstrafe.
http://www.welt.de/vermischtes/article1 ... rehte.html
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Gestern haben SexarbeiterInnen vor dem Innenministerium für die Entkriminalisierung demonstriert
Leider konnte ich keine Berichte in internationalen Medien dazu finden, aber hier zwei Artikel aus der ukrainischen Presse, mit Fotos:
http://www.pravda.com.ua/news/2016/12/16/7130062/
http://news.liga.net/photo/society/1416 ... a_foto.htm
Leider konnte ich keine Berichte in internationalen Medien dazu finden, aber hier zwei Artikel aus der ukrainischen Presse, mit Fotos:
http://www.pravda.com.ua/news/2016/12/16/7130062/
http://news.liga.net/photo/society/1416 ... a_foto.htm
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RE: Länderberichte UKRAINE:
Danke
Lara wird das mit gtoßem Interesse lesen! Vielleicht folgt eine kurze übersetzende Zusammenfasung, wenn auch erst in einiger Zeit.
Lara wird das mit gtoßem Interesse lesen! Vielleicht folgt eine kurze übersetzende Zusammenfasung, wenn auch erst in einiger Zeit.
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RE: Länderberichte UKRAINE:
Sex-Maidan in Kiew:
"Bestraft nur politische Prostitution!"
Kiew gilt als Europas "Billigsex-Meile". Da Prostitution in der Ukraine aber strafbar ist, sind am heutigen Freitag Dutzende Frauen und Maenner lauthals durch die ukrainische Hauptstadt zur Administration von Praesident Petro Poroschenko gezogen - und das mit der Unterstuetzung von Amnesty International und anderen Hilfsorganisationen.
Am 3. Maerz wird der sogenannte "International Sex Worker's Right Day" (zu Deutsch: Internationaler Tag fuer Rechte von Sexarbeitern) begangen.
Wie das schon seit dem Maidan-Protest vor drei Jahren ueblich ist, hatten viele Teilnehmer des heute abgehaltenen Protest-Umzugs gegen Strafen fuer Prostitution Masken und Blauhelme getragen. Einige trugen ausserdem rote Regenschirme, die als Symbol des Widerstandes gegen die Unterdrueckung und Diskriminierung in der Sex-Branche gelten.
Auf den Plakaten der Aktivisten waren Aufschriften wie "Bestraft nur die politische Prostitution!" und "Nieder mit den Strafen, eine Legalisierung muss her" zu sehen.
Nach Angaben oertlicher Medien ist im Rahmen der Aktion ein Gesetzentwurf an einen Regierungsvertreter uebergeben worden. Dieses Dokument sehe vor, dass die Prostitution in der Ukraine nicht mehr geahndet werde.
In der Ukraine ist die Prostitution 2006 entkriminalisiert worden. Sollte eine Prostituierte jedoch ertappt werden, ist eine Geldstrafe in Hoehe von 50 bis 500 Mindestloehnen (je 60 Euro) faellig. Das Durchschnittseinkommen in der Ukraine liegt derzeit bei etwa 200 Euro monatlich.
https://de.sputniknews.com/politik/2017 ... tituierte/
"Bestraft nur politische Prostitution!"
Kiew gilt als Europas "Billigsex-Meile". Da Prostitution in der Ukraine aber strafbar ist, sind am heutigen Freitag Dutzende Frauen und Maenner lauthals durch die ukrainische Hauptstadt zur Administration von Praesident Petro Poroschenko gezogen - und das mit der Unterstuetzung von Amnesty International und anderen Hilfsorganisationen.
Am 3. Maerz wird der sogenannte "International Sex Worker's Right Day" (zu Deutsch: Internationaler Tag fuer Rechte von Sexarbeitern) begangen.
Wie das schon seit dem Maidan-Protest vor drei Jahren ueblich ist, hatten viele Teilnehmer des heute abgehaltenen Protest-Umzugs gegen Strafen fuer Prostitution Masken und Blauhelme getragen. Einige trugen ausserdem rote Regenschirme, die als Symbol des Widerstandes gegen die Unterdrueckung und Diskriminierung in der Sex-Branche gelten.
Auf den Plakaten der Aktivisten waren Aufschriften wie "Bestraft nur die politische Prostitution!" und "Nieder mit den Strafen, eine Legalisierung muss her" zu sehen.
Nach Angaben oertlicher Medien ist im Rahmen der Aktion ein Gesetzentwurf an einen Regierungsvertreter uebergeben worden. Dieses Dokument sehe vor, dass die Prostitution in der Ukraine nicht mehr geahndet werde.
In der Ukraine ist die Prostitution 2006 entkriminalisiert worden. Sollte eine Prostituierte jedoch ertappt werden, ist eine Geldstrafe in Hoehe von 50 bis 500 Mindestloehnen (je 60 Euro) faellig. Das Durchschnittseinkommen in der Ukraine liegt derzeit bei etwa 200 Euro monatlich.
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