Valentin Landmann
«Der Schuss soll raus – basta»
Valentin Landmann auf allen Kanälen: Der Zürcher Rechtsanwalt kommentierte am vergangenen Freitag auf blick.ch, 20min.ch und im Tages-Anzeiger die Verurteilung von Carl Hirschmann zu einer Haftstrafe wegen Gewalt- und Sexualdelikten. Neben dem Reiz für die Redaktionen, eine schillernde Figur, einen «Milieuanwalt», als Experten aufzubieten, gibt es einen ganz praktischen Grund, Landmann anzufragen: er verzichtet aus Prinzip aufs Gegenlesen seiner Interviews.
Das Gespräch fand am 1. Dezember 2010 statt. Es entstand im Rahmen des Bachelor-Studiengangs Journalismus/Organisationskommunikation am Institut für Angewandte Medienwissenschaft in Winterthur.
Medienwoche: Herr Landmann, geben Sie gerne Interviews?
Valentin Landmann: Interviews machen mir Spass. Ich finde es spannend, ob ich spontan auf die Fragen reagieren kann. Das ist eine Art Selbstüberprüfung: Habe ich das nötige Hintergrundwissen, um ohne langes Überlegen antworten zu können?
Dann sind Journalisten eine Herausforderung für Sie.
Ja natürlich. Auf die Begegnungen mit ihnen will ich mich zwar nicht so lange vorbereiten wie auf einen Auftritt im Gerichtssaal, aber sie fordern mich sehr. Dazu liebe ich Sachen, die nicht korrigierbar sind. Der Schuss soll raus – basta. Die Folge? Manchmal liege ich mit meinen Ansichten falsch und denke am nächsten Tag: «Da bin ich jetzt nicht mehr meiner Meinung.»
Was machen Sie in einem solchen Fall?
Ich stehe zunächst zu dem, was ich gesagt habe. Aber im nächsten Gespräch erkläre ich ganz offen, dass ich meine Meinung geändert habe. Es ist wichtig, dass man zugeben kann, wenn man einmal falsch gelegen ist.
Wie gehen Sie auf Journalisten zu?
Immer gleich. Es ist mir egal, woher der Journalist kommt und worüber er sprechen will. Ein Journalist der WOZ bekommt von mir zu einem Thema dasselbe zu hören wie einer der Weltwoche. Der eine freut sich dann vielleicht mehr darüber als der andere.
Informieren Sie sich über einen Journalisten, dem Sie ein Interview geben?
Nein. Die Einstellung meines Gegenübers beeinflusst meine Meinung nicht. Ich versuche auch nicht, meinem Gesprächspartner mit Aussagen zu gefallen. Ich bin ich. Wenn jemand versucht, sich zu verleugnen, geht das Gespräch garantiert in die Hose.
Von Ihnen ist bekannt, dass Sie Artikel und Interviews nie gegenlesen.
Niemals. Die Texte werden viel besser, wenn die Journalisten so schreiben, wie sie möchten und ich ihnen nicht ins Handwerk pfusche.
Ist Ihnen denn die öffentliche Wahrnehmung Ihrer Person gleichgültig?
Die soll so sein, wie sie der Journalist empfindet. So wie ich mich über ein Problem authentisch äussern will, so hat auch der Journalist das Recht, über mich so zu urteilen und zu schreiben, wie es seinen Eindrücken entspricht. Es ist nicht mein Recht, ihm zu sagen, er solle vorteilhafter über mich schreiben. Da käme nur Blödsinn heraus.
Eine solche Haltung ist selten.
Ich habe damit die besseren Erfahrungen gemacht. Wenn der Journalist findet, ich sei ein Vollidiot, dann werde ich diesen Eindruck nicht mit nachträglichen Korrekturen am Text verändern können.
In der Presse werden Sie gern als Kenner des Rotlichtmilieus und Freund der Hells Angels bezeichnet. Wie finden Sie das?
Das ist absolut in Ordnung. Auch hier gilt: Wie der Journalist mich einschätzt, ist seine Sache. Das soll er in jeder Form tun können.
Lassen Sie sich das Gespräch mit einem Journalisten im Anschluss nochmals durch den Kopf gehen?
Schon, im Rahmen meiner sehr beschränkten Fähigkeiten zur Selbstreflexion. Dabei habe ich mich manchmal gefragt, ob ich mit dieser oder jener Äusserung nicht zu weit gegangen sei.
Geben Sie uns dafür ein Beispiel.
Ich wurde gefragt, ob ich die Swissair-Freisprüche richtig fände. Da habe ich gesagt: Wenn im Anforderungsprofil steht, dass ein Management fusionsgeil und europaverblödet sein soll, dann können wir diese Manager doch nicht anklagen, weil sie das Anforderungsprofil erfüllt haben. Das hielten die Verwaltungsräte zwar nicht für eine super sympathische Verteidigung. Aber das war mir Wurst, es entsprach meiner Meinung.
Sie sind den Medien gegenüber sehr offen. Man kann nachlesen, was Sie von einem Bordell-Besuch halten, wie Sie ihre Frau kennengelernt oder wie Sie Ihre Habilitation im Schredder versenkt haben. Warum geben Sie als Anwalt solche privaten Informationen preis?
Weil ich dazu befragt wurde.
Ihre Offenheit ist trotzdem erstaunlich.
Ich habe nichts zu verstecken. Es gibt Dinge in meinem Leben, die gravierendst schiefgelaufen sind und auf die ich absolut nicht stolz bin. Aber auf diese Dinge stösst jeder gute Journalist. Und dann würde er denken: Aha, diese Dinge will der Landmann unter Verschluss halten.
Dann ist Ist Ihre Offenheit also Taktik?
Nicht ganz. Wenn Sie mich fragen würden, was ich am Wochenende mit meiner Frau im Bett gemacht habe, beantworte ich Ihre Frage nicht. Aber dann deklariere ich das mit den Worten: «Dazu möchte ich nichts sagen». Normalerweise beantworte ich auch Fragen zu Themen, die mir weh tun.
Wo liegt Ihre Schmerzgrenze?
Über meine Person und meine Vergangenheit können Sie mich alles fragen. Aber ich beantworte keine Fragen, die ein heikles Thema einer Drittperson betreffen. Ausser es ist mit dieser abgesprochen.
Haben Sie schon negative Erfahrungen gemacht mit Journalisten?
Ein Westschweizer Journalist hat sich einst die Mühe gemacht, mich auf Deutsch zu befragen. Einen Teil meiner Antworten hat er extrem missverstanden. Da habe ich gedacht: «Bei allem, was recht ist, aber so einen Blödsinn habe ich nicht gesagt.»
Verlangen Sie in einem solchen Fall eine Richtigstellung?
Auf keinen Fall. Das ist eine Erfahrung, die ich abbuche unter «dumm gelaufen». Einen Tag später ist das schon vergessen. Eine Richtigstellung habe ich Zeit meines Lebens noch nie verlangt.
http://medienwoche.ch/2011/09/13/der-sc ... #more-4810
Huren, Hells Angels und Dr. Landmann
Rotlichtmilieu-Einblicke offeriert uns Dr. Valentin Landmann, seines Zeichens einer der profiliertesten und aussergewöhnlichsten Rechtsvertreter der Schweiz. Landmann, dessen Vater Philosophie-Professor und dessen Mutter Schriftstellerin war, redet ausserdem über die Chaos-Theorie sowie über Stigmatisierungen.
Persönlichkeiten mit starkem Charakter gibt es schweizweit nicht sonderlich viele. So rar sie auch gesät sind, ihnen zuzuhören ist höchst spannend, ja, gewissermassen pures Vergnügen. Dr. Valentin Landmann, auch bekannt als «Milieu-Anwalt», ist nicht nur ein besonnener und willkommener Farbtupfer in unserer Gesellschaft, sondern auch ein brillianter Geist. Ein brillianter Geist, der sich von Berufes (und Berufung) wegen vor allem in der Halb-/Unterwelt aufhält. Huren, Zuhälter und Hells Angels pflastern seinen inzwischen über 30-jährigen Anwaltsweg.
Im PUNKTgespräch offeriert der kompetente Kanzlei-Inhaber, er wirkt nebenher auch als Autor und Referent, eine Retrospektive über die letzten drei Dezennien. Dem ist aber nicht genug, Dr. Landmann legt den Fokus auf Mutter Helvetia und richtet die Scheinwerfer überdies auf die Chaos-Theorie. Dies und – weit – mehr im nachfolgenden Interview.
http://www.punktmagazin.ch/wirtschaftli ... -landmann/
Milieu Anwalt Valentin Landmann
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Milieu Anwalt Valentin Landmann
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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RE: Milieu Anwalt Valentin Landmann
Eine ganz zentrale Aussage Herrn Landmann's (IMHO):
"Die Risikoprämie zahlt in der Prostitution die Frau, sie kann sie nicht auf die Kunden abwälzen."
Alle die sich Hoffnung machen durch Rückkehr zur Illegalität das Preisniveau zu heben bitte ich dies zu bedenken.
Und auch der Ruf nach mehr staatlicher Einmischung in unser sexuelles Verhalten beruht ja auf der Vorstellung hierdurch Verschiedenes, beispielsweise die "Ostfraktion" oder ohne-Service illegal zu machen.
Das Preisniveau steigt dadurch zwar tatsächlich, jedoch bleibt der Gewinn nicht bei uns hängen, sondern bei den Helfern, die wir (oder andere hierdurch illegal gemachte) dann brauchen um trotz staatlicher Einmischung in unsere Privatsphäre zu überleben.
Über die Motivation, aus der heraus nicht nur kleine städtische Beamte sondern auch deutsche Staatsanwälte und Richter sich über die Europäische Menschenrechtskonvention hinwegsetzen kann sich ja jeder seine eigene Vorstellung machen.
Liebe Grüße, Aoife
"Die Risikoprämie zahlt in der Prostitution die Frau, sie kann sie nicht auf die Kunden abwälzen."
Alle die sich Hoffnung machen durch Rückkehr zur Illegalität das Preisniveau zu heben bitte ich dies zu bedenken.
Und auch der Ruf nach mehr staatlicher Einmischung in unser sexuelles Verhalten beruht ja auf der Vorstellung hierdurch Verschiedenes, beispielsweise die "Ostfraktion" oder ohne-Service illegal zu machen.
Das Preisniveau steigt dadurch zwar tatsächlich, jedoch bleibt der Gewinn nicht bei uns hängen, sondern bei den Helfern, die wir (oder andere hierdurch illegal gemachte) dann brauchen um trotz staatlicher Einmischung in unsere Privatsphäre zu überleben.
Über die Motivation, aus der heraus nicht nur kleine städtische Beamte sondern auch deutsche Staatsanwälte und Richter sich über die Europäische Menschenrechtskonvention hinwegsetzen kann sich ja jeder seine eigene Vorstellung machen.
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard
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- Admina
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RE: Milieu Anwalt Valentin Landmann
„DIE FRAUEN VERKAUFEN NICHT SICH SELBST“
Ein Interview mit Valentin Landmann
Geht’s um Prostitution, führt kaum ein Weg an ihm vorbei: Seit Jahren macht sich Valentin Landmann, Strafverteidiger und Buchautor, fürs Milieu stark. Die geplanten Sexboxen findet er einen Versuch wert.
Auf dem Tisch steht ein Grappa, eingepackt in Geschenkpapier mit hübscher Schlaufe. Gleich daneben stapeln sich Akten, Ordner und Papier. Hier wird gearbeitet, das ist nicht zu übersehen. Im Regal am anderen Ende des Raums reiht sich Buch an Buch. Nein, nicht die üblichen ZGBs und ORs. Es finden sich Titel zu Themen wie LSD, „dem Bösen“ oder jüdische Anekdoten. Mittendrin, zwischen Pult und Regal, sitzt Valentin Landmann.
Herr Landmann, am 11. März stimmen die Zürcher über den geplanten Strichplatz in Altstetten ab. Was stimmen Sie?
Ich finde, man sollte dem Strichplatz eine Chance geben. Das Sexgewerbe ist ein völlig legales Gewerbe, die Stadt muss Platz zur Verfügung stellen dafür. Klar, die Sexboxen sind keine sehr romantische Möglichkeit. Doch es gibt Prostituierte und Freier, die genau das wollen: kurzen, versachlichten Sex.
Die Gegner der Vorlage sagen, es sei menschenunwürdig in Boxen anzuschaffen.
Für viele ist Sex in Autos grundsätzlich nicht denkbar. Auch ich muss offenkundig gestehen, dass ich nicht weiss, wie man das im Auto anständig machen soll. Bei mir bräuchte es wahrscheinlich eine Blechschere, um mich da wieder rauszubekommen (lacht). Aber es scheint beliebt zu sein, und letztendlich ist die Nachfrage auf dem Markt entscheidend.
Aber welche Vorteile bietet der Strichplatz den Frauen?
Man kann und soll auf dem Strichplatz ein Biotop entstehen lassen, wo sich die Frauen wohlfühlen. Neben den Boxen sollte es deshalb auch Würstlibuden, Kaffeehäuschen und dergleichen geben. Dadurch entsteht automatisch eine gewisse Sozialkontrolle, von der die Frauen profitieren können. Da fällt dann beispielsweise auf, wenn eine Frau unter Druck arbeitet. Beim Strassenstrich am Sihlquai ist dies ja nur beschränkt möglich.
Welches sind denn die Probleme des Sihlquai-Strichs?
Die Situation am Sihlquai ist aus dem Ruder gelaufen, weil die Absteigen verschwunden sind. Dies hat zur Folge, dass sie sich die Frauen eine Loge nehmen und mit dem Gast durchs halbe Quartier laufen müssen. Oder sie müssen es irgendwo im Auto machen. Aber man will ja nicht einfach den ganzen Abend nur rumlaufen oder herumstehen. Man will sich doch auch mal hinsetzen, etwas trinken und miteinander reden. Das ist ja überall so.
Sie erwähnen immer wieder, dass das Sexgewerbe ein Gewerbe ist, wie jedes andere auch.
Absolut. Die Frauen verkaufen ja nicht sich selbst. Sie verkaufen eine reine Dienstleistung. Viele Männer aus der bürgerlichen Welt schätzen dieses Angebot und haben Spass daran, wenn sie von den Frauen Bestätigung bekommen und hören, sie seien der Grösste. Das ist völlig legitim. Beim Coiffeur will man schliesslich auch hören „Sie haben schöne Haare“.
Glauben Sie wirklich, dass die Frauen so eindeutig unterscheiden können zwischen reiner Dienstleistung und dem Verkauf des eigenen Körpers?
Ich gebe zu, es ist eine sehr nahe Dienstleistung. Aber es gibt viele persönlich nahe Dienstleistungen. Der Gynäkologe kommt seinen Kunden auch sehr nahe. Wenn Sie ihn fragen würden, ob er unterscheiden könne zwischen Sex und der Untersuchung einer Frau, dann kann er das. Auch die Sexarbeiterinnen unterscheiden in dieser Hinsicht klar, da gibt es eigentlich keine Graufälle.
Landmanns Handy klingelt. Er nimmt ab und verlässt den Raum. Nach einigen Minuten kehrt er aufgeregt zurück. „Sie müssen entschuldigen, aber da war ein totaler Blödsinn in der Berner Zeitung. Ein pädophiler Hells Angel sei verurteilt worden in Thun. Dabei war das gar kein Hells Angel. Völliger Blödsinn ist das… Wo sind wir stehen geblieben?“
Woher kommt eigentlich Ihr Interesse am Rotlicht-Milieu?
Das ist eine gute Frage, die ich letztlich nicht beantworten kann. Wahrscheinlich sind es die ganzen Tabuthemen wie Sex, käuflicher Sex und so weiter, die mich faszinieren. Zudem interessieren mich die Vorgänge und Gesetze auf diesem Gebiet. Und natürlich sind auch die schönen Frauen, denen ich immer wieder begegne, nicht unangenehm.
Sehen Sie sich als Sprachrohr des Milieus?
Es wäre überheblich, wenn ich mich als Sprachrohr bezeichnen würde. Ich engagiere mich aus eigenem Antrieb. Ich habe zwar viel zu tun mit der Unterwelt, der Halbwelt und natürlich auch mit der bürgerlichen Welt. Aber letztlich habe ich meine eigenen Meinungen dazu. Ich kann mich lediglich dafür einsetzen, dass die Leute versuchen sich ins Milieu hineinzudenken und ein Verständnis für andere Sphären entwickeln.
http://www.westnetz.ch/story/die-frauen ... ich-selbst
Ein Interview mit Valentin Landmann
Geht’s um Prostitution, führt kaum ein Weg an ihm vorbei: Seit Jahren macht sich Valentin Landmann, Strafverteidiger und Buchautor, fürs Milieu stark. Die geplanten Sexboxen findet er einen Versuch wert.
Auf dem Tisch steht ein Grappa, eingepackt in Geschenkpapier mit hübscher Schlaufe. Gleich daneben stapeln sich Akten, Ordner und Papier. Hier wird gearbeitet, das ist nicht zu übersehen. Im Regal am anderen Ende des Raums reiht sich Buch an Buch. Nein, nicht die üblichen ZGBs und ORs. Es finden sich Titel zu Themen wie LSD, „dem Bösen“ oder jüdische Anekdoten. Mittendrin, zwischen Pult und Regal, sitzt Valentin Landmann.
Herr Landmann, am 11. März stimmen die Zürcher über den geplanten Strichplatz in Altstetten ab. Was stimmen Sie?
Ich finde, man sollte dem Strichplatz eine Chance geben. Das Sexgewerbe ist ein völlig legales Gewerbe, die Stadt muss Platz zur Verfügung stellen dafür. Klar, die Sexboxen sind keine sehr romantische Möglichkeit. Doch es gibt Prostituierte und Freier, die genau das wollen: kurzen, versachlichten Sex.
Die Gegner der Vorlage sagen, es sei menschenunwürdig in Boxen anzuschaffen.
Für viele ist Sex in Autos grundsätzlich nicht denkbar. Auch ich muss offenkundig gestehen, dass ich nicht weiss, wie man das im Auto anständig machen soll. Bei mir bräuchte es wahrscheinlich eine Blechschere, um mich da wieder rauszubekommen (lacht). Aber es scheint beliebt zu sein, und letztendlich ist die Nachfrage auf dem Markt entscheidend.
Aber welche Vorteile bietet der Strichplatz den Frauen?
Man kann und soll auf dem Strichplatz ein Biotop entstehen lassen, wo sich die Frauen wohlfühlen. Neben den Boxen sollte es deshalb auch Würstlibuden, Kaffeehäuschen und dergleichen geben. Dadurch entsteht automatisch eine gewisse Sozialkontrolle, von der die Frauen profitieren können. Da fällt dann beispielsweise auf, wenn eine Frau unter Druck arbeitet. Beim Strassenstrich am Sihlquai ist dies ja nur beschränkt möglich.
Welches sind denn die Probleme des Sihlquai-Strichs?
Die Situation am Sihlquai ist aus dem Ruder gelaufen, weil die Absteigen verschwunden sind. Dies hat zur Folge, dass sie sich die Frauen eine Loge nehmen und mit dem Gast durchs halbe Quartier laufen müssen. Oder sie müssen es irgendwo im Auto machen. Aber man will ja nicht einfach den ganzen Abend nur rumlaufen oder herumstehen. Man will sich doch auch mal hinsetzen, etwas trinken und miteinander reden. Das ist ja überall so.
Sie erwähnen immer wieder, dass das Sexgewerbe ein Gewerbe ist, wie jedes andere auch.
Absolut. Die Frauen verkaufen ja nicht sich selbst. Sie verkaufen eine reine Dienstleistung. Viele Männer aus der bürgerlichen Welt schätzen dieses Angebot und haben Spass daran, wenn sie von den Frauen Bestätigung bekommen und hören, sie seien der Grösste. Das ist völlig legitim. Beim Coiffeur will man schliesslich auch hören „Sie haben schöne Haare“.
Glauben Sie wirklich, dass die Frauen so eindeutig unterscheiden können zwischen reiner Dienstleistung und dem Verkauf des eigenen Körpers?
Ich gebe zu, es ist eine sehr nahe Dienstleistung. Aber es gibt viele persönlich nahe Dienstleistungen. Der Gynäkologe kommt seinen Kunden auch sehr nahe. Wenn Sie ihn fragen würden, ob er unterscheiden könne zwischen Sex und der Untersuchung einer Frau, dann kann er das. Auch die Sexarbeiterinnen unterscheiden in dieser Hinsicht klar, da gibt es eigentlich keine Graufälle.
Landmanns Handy klingelt. Er nimmt ab und verlässt den Raum. Nach einigen Minuten kehrt er aufgeregt zurück. „Sie müssen entschuldigen, aber da war ein totaler Blödsinn in der Berner Zeitung. Ein pädophiler Hells Angel sei verurteilt worden in Thun. Dabei war das gar kein Hells Angel. Völliger Blödsinn ist das… Wo sind wir stehen geblieben?“
Woher kommt eigentlich Ihr Interesse am Rotlicht-Milieu?
Das ist eine gute Frage, die ich letztlich nicht beantworten kann. Wahrscheinlich sind es die ganzen Tabuthemen wie Sex, käuflicher Sex und so weiter, die mich faszinieren. Zudem interessieren mich die Vorgänge und Gesetze auf diesem Gebiet. Und natürlich sind auch die schönen Frauen, denen ich immer wieder begegne, nicht unangenehm.
Sehen Sie sich als Sprachrohr des Milieus?
Es wäre überheblich, wenn ich mich als Sprachrohr bezeichnen würde. Ich engagiere mich aus eigenem Antrieb. Ich habe zwar viel zu tun mit der Unterwelt, der Halbwelt und natürlich auch mit der bürgerlichen Welt. Aber letztlich habe ich meine eigenen Meinungen dazu. Ich kann mich lediglich dafür einsetzen, dass die Leute versuchen sich ins Milieu hineinzudenken und ein Verständnis für andere Sphären entwickeln.
http://www.westnetz.ch/story/die-frauen ... ich-selbst
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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