Der nächste Angriff...
Laurie Penny
Fleischmarkt
Weibliche Körper im Kapitalismus
Edition Nautilus, Hamburg 2012
ISBN-10 3894017554
ISBN-13 9783894017552
Broschiert, 128 Seiten, 9,90 EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Susanne Somm. Laurie Penny, angry young woman und Star der englischen Bloggerszene, stellt die versteckten Strukturen der Verdinglichung bloß, die den Marktstrategien, mit denen Frauenkörper entmachtet und kontrolliert werden, zugrunde liegen. In Kapiteln zu Sexualität, Prostitution, Essstörungen, Konsum und Hausarbeit etwa werden Faktoren dargestellt, die für den Handel mit dem weiblichen Fleisch als sexuelles und soziales Kapital von Bedeutung sind. "Fleischmarkt" ist ein Stück feministischer Dialektik, das den Körper der Frau als sexuellen Stützpunkt des kapitalistischen Kannibalismus offenlegt.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.04.2012
Die anhaltende Feminismusdebatte findet in einem Klima statt, in dem als unemanzipiert angesehen wird, wer über Frauenunterdrückung klagt oder in den allgegenwärtigen sexistischen Klischees unserer Kultur nicht bloß postmoderne Posen sieht, mit denen es souverän zu spielen gilt, so Sabine Rohlf. Umso entzückter ist die Rezensentin über den Furor, mit dem die 25jährige britische Bloggerin und Guardian-Kolumnistin Laurie Penny in "Fleischmarkt" den alltäglichen Sexismus des Mainstreams offenlegt, vom Kapitalismus über die Medien bis hin zu verbreiteten Essstörungen. Penny, selbst Ex-Anorektikerin, sei dabei ebenso pointiert wie präzise, schreibt Rohlf, eine junge Autorin, "die den Nerv für klare Worte hat und sich eine bessere Welt immerhin vorstellen kann".
http://www.perlentaucher.de/buch/laurie ... markt.html
Laurie Penny: Fleischmarkt
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Laurie Penny: Fleischmarkt
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
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Vielleicht dürfte ein Hinweis auf das Wort 'Kannibalismus' schon genügen. Oder siehst Du Dich gerne als Kannibalenmahlzeit dargestellt?
Des weiteren betrifft es hier eine typisch marxistische Kritik, in dem Sinne dass eine Opfergruppe vorausgesetzt wird, die es gilt zu emanzipieren, unter der verschwiegenen Annahme, dass diejenige Mitglieder dieser Opfergruppe, die sich dem widerstreben, selber wieder Opfer des sogenannten falschen Bewusstseins sind. Denn nur die Marxisten erkennen die Wahrheit: diejenigen die sich damit nicht einverstanden erklären, und, wie das so schon im marxistischen Jargon heisst, objektiv ihren eigenen Interessen widerstreben, heissen ideologisch verblendet.
Dazu die berühmte Stelle aus Zur Kritik der Politischen Ökonomie:
Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um: Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muss man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konflikts bewusst werden und ihn ausfechten.
In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Oberbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. (Karl Marx: Zur Kritik der Politischen Ökonomie, Vorwort, 1859, MEW 13, S. 7-11.)
...
Für weiterführende Lektüre verweise ich gerne auf den Ideologiebegriff bei Althusser oder Gramsci.
Für Althusser, siehe z.B. http://evakreisky.at/onlinetexte/nachle ... welten.php und http://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie_ ... tsapparate
Für Gramsci, besonders im allgemein feministischen Zusammenhang, siehe z.B. http://www.gramsci.at/themengruppen/ges ... enfassung/
....
Heisst letzten Endes also, auch wenn Sie meinen, sie seien kein Kannibalenopfer, sie sind es doch. Und so dürfen die Marxistinnen über Ihr alleigenstes Empfinden schalten und walten. Eine SW, auch wenn selbstbestimmt, weiss aus marxistischer Sicht eben nicht, was sie tut.
Ich hoffe, ich habe hier jetzt Einiges ausreichend klargestellt.
Des weiteren betrifft es hier eine typisch marxistische Kritik, in dem Sinne dass eine Opfergruppe vorausgesetzt wird, die es gilt zu emanzipieren, unter der verschwiegenen Annahme, dass diejenige Mitglieder dieser Opfergruppe, die sich dem widerstreben, selber wieder Opfer des sogenannten falschen Bewusstseins sind. Denn nur die Marxisten erkennen die Wahrheit: diejenigen die sich damit nicht einverstanden erklären, und, wie das so schon im marxistischen Jargon heisst, objektiv ihren eigenen Interessen widerstreben, heissen ideologisch verblendet.
Dazu die berühmte Stelle aus Zur Kritik der Politischen Ökonomie:
Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um: Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muss man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konflikts bewusst werden und ihn ausfechten.
In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Oberbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. (Karl Marx: Zur Kritik der Politischen Ökonomie, Vorwort, 1859, MEW 13, S. 7-11.)
...
Für weiterführende Lektüre verweise ich gerne auf den Ideologiebegriff bei Althusser oder Gramsci.
Für Althusser, siehe z.B. http://evakreisky.at/onlinetexte/nachle ... welten.php und http://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie_ ... tsapparate
Für Gramsci, besonders im allgemein feministischen Zusammenhang, siehe z.B. http://www.gramsci.at/themengruppen/ges ... enfassung/
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Heisst letzten Endes also, auch wenn Sie meinen, sie seien kein Kannibalenopfer, sie sind es doch. Und so dürfen die Marxistinnen über Ihr alleigenstes Empfinden schalten und walten. Eine SW, auch wenn selbstbestimmt, weiss aus marxistischer Sicht eben nicht, was sie tut.
Ich hoffe, ich habe hier jetzt Einiges ausreichend klargestellt.
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
Joachim Ringelnatz