SCHICKSAL EINER HURE
Seit 30 Jahren führe ich ein Doppelleben
Von A. BUTTERWECK
Natascha K. schafft seit über 30 Jahren an. Über ihr Doppel-Leben spricht sie im EXPRESS.
Natascha K. (49, Name geändert) ist Hure. Seit mehr als 30 Jahren bietet sie Sex für Geld. Im Bordell, als Escort-Dame, im Massagestudio, am Telefon. In ihrer „Karriere“ hat sie in viele Abgründe geblickt. Und sie ist alleine damit. Denn niemand weiß, womit sie ihr Geld verdient. Selbst ihre Mutter nicht.
Ein bewegtes Doppelleben, über das sie nun im EXPRESS spricht. Im Alter von 18 Jahren lernte Natascha Stefan kennen. Er, knapp 50 und vermögend, vermittelt sie ins Rotlicht. „Ich war verliebt und sexhungrig, die Branche reizte mich“, erinnert sich die 1,78 Meter große Blondine.
Und weiter: „Ich fing in einem Privathaus an, hatte schnell Stammkunden. Später wechselte ich in eine Escort-Agentur, verdiente vierstellig am Tag.“
Ein Job mit Höhen und Tiefen: „Es gab nette Kunden. Die mich für Urlaube buchten, auf ihre Jachten einluden. Aber auch Irre. Einer wollte, dass ich ihn mit einer Plastiktüte über dem Kopf würge und dabei mit der Zigarette brandmarke.“
Der erste Ausstiegsversuch: „Als mich ein Araber aufsuchte und mir 40.000 Dollar dafür bot, dass ich seinen 13 jährigen Sohn entjungfere, während er dabei zusieht, hatte ich genug von Sex gegen Geld. Ich lehnte ab und ging.“
Aber Natascha, mittlerweile Mitte 30, hatte nichts gelernt. „Für das Modeln war ich zu alt, also ging ich massieren.“ Doch Massieren heißt in ihrer Branche auch „Handentspannung bis zum Schluss“. Sie sagt: „Auch das widerte mich an. Aber wenigstens musste ich nicht mehr auf den Kerlen sitzen.“
Als der Laden nach neun Jahren schließt, macht sie Telefonsex. „Ich probierte es kurz, aber der Verdienst war lächerlich, also ging ich zurück ins Bordell.“
Bis heute ist Natascha aktiv als Hure tätig, hält das seit 30 Jahren geheim. Sie sagt, sie sei Sekretärin.
„Keine andere Prostituierte weiß, wo ich privat wohne. Meine Mutter glaubt, dass ich im Büro arbeite. Mann und Kinder habe ich nicht - das ist der Preis für den Job.“
Ob sie diese „Karriere“ noch einmal einschlagen würde? „Lassen Sie es mich so sagen: Ich hasse den Job und die Männer, aber ich liebe das Geld - also Ja!“ Doppelleben inklusive.
www.express.de/koeln/schicksal-einer-hu ... 46422.html
Seit 30 Jahren führe ich ein Doppelleben
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Seit 30 Jahren führe ich ein Doppelleben
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Re: Seit 30 Jahren führe ich ein Doppelleben
'„Lassen Sie es mich so sagen: Ich hasse den Job und die Männer'
Mich macht es sehr nachdenklich und auch traurig, wenn ich so etwas lese. Ich erwarte nicht, dass sich eine Sexworkerin in mich verliebt und auch nicht, dass sie mich selbst dann respektiert, wenn ich selbst mich nicht respektvoll ihr gegenüber verhalte. Aber ich erwarte, dass die Frau mich genauso wenig dafür verachtet, dass ich sie für Geld bezahle, wie ich sie dafür verachte, dass sie sich für Sex bezahlen lässt - also gar nicht. Bei dem Gedanken, dass ich evtl. sogar dann verachtet werde, wenn ich versuche, ein normales, freundschaftliches zwischenmenschliches Miteinander zwischen mir und der Frau herzustellen, geht es mir sehr schlecht.
Mich macht es sehr nachdenklich und auch traurig, wenn ich so etwas lese. Ich erwarte nicht, dass sich eine Sexworkerin in mich verliebt und auch nicht, dass sie mich selbst dann respektiert, wenn ich selbst mich nicht respektvoll ihr gegenüber verhalte. Aber ich erwarte, dass die Frau mich genauso wenig dafür verachtet, dass ich sie für Geld bezahle, wie ich sie dafür verachte, dass sie sich für Sex bezahlen lässt - also gar nicht. Bei dem Gedanken, dass ich evtl. sogar dann verachtet werde, wenn ich versuche, ein normales, freundschaftliches zwischenmenschliches Miteinander zwischen mir und der Frau herzustellen, geht es mir sehr schlecht.
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RE: Seit 30 Jahren führe ich ein Doppelleben
Na, so will ich nicht leben.
Ich kaufe auch mit Sicherheit Produkte, die von Menschen hergestellt wurden, die ihren Job und ihre Abnehmer hassen. Aber ich komme mit ihnen als Kunde nicht direkt in Berührung.
Wo der persönliche Kontakt im Vordergrund steht, suche ich mir - sofern ich die Wahl habe - natürlich niemanden aus, der mich als Gegenüber erkennbar persönlich verachtet. Nicht beim Einkauf, nicht bei Dienstleistungen, nicht bei medizinischem Bedarf, nicht bei Freizeitaktivitäten, nicht bei kulturellen Tätigkeiten, nicht im Paysex...
Und bei allem Verständnis für die jeweiligen Lebenssituationen und Lebenswelten - auch Freier können und müssen hier ihre Grenzen ziehen.
Eine Antwort auf *Fragender* könnte für mich in folgenden Aspekten bestehen:
1.
Man muss Nataschas Beschreibung nicht auf alle Sexworker übertragen. Die Wirklichkeiten dürften differenzierter sein. Frauen, die ich im Paysex etwas näher kennengelernt habe, werden bestimmt einige Kunden unangenehm erlebt haben. Vielleicht haben sie Verachtung empfunden. Vielleicht haben sie den einen oder anderen sogar gehasst.
Aber ich selbst habe bei ihnen Achtung erlebt, Freundlichkeit, Freude, Zugewandtheit, Offenheit, Lachen; bei manchen Sympathie, Berührtheit, Nähe.
Sexwork ist eine Arbeit, die - von Anbieterseite aus - nicht nach dem Maximum an Sympathie auswählt. Es ist ein Spektrum an Erlebenweisen, bei dem jede(r) für sich das eigene Toleranzmaß finden muss, das zum individuell gelingenden Leben passt.
Zuschauer oder Beteiligter an nicht gelingendem, krank machendem Leben möchte ich nicht sein.
2.
Niemand möchte das bewusst tun. Aber Freier gehen damit sehr unterschiedlich um.
Viele Freier kokettieren mit dem Begriff "Illusion", sie spielen damit. Sie meinen zu wissen, dass eh alles "gelogen" ist und wollen nur für einen Moment in diese professionell hergestellte Scheinwelt eintauchen. Wer das so will und kann, mag damit glücklich sein. Sexworker können das in der Regel bieten.
Andere hassen das Spiel mit der Illusion und definieren ihre Ansprüche nicht interpersonal, sondern konsequent "egositisch" und segmentiert sexuell. Auch das ist ein fairer Deal, den Sexworker bieten können.
Wieder andere wollen auf die interpersonale Echtheit nicht verzichten. Sie bewegen sich auf einer Gratlinie zwischen Absichtslosigkeit und Zumutung für die Sexworkerin. Auch das ist für die SW eine professionelle Herausforderung. Und diese Freier müssen ihre "Wirklichkeit" reflexiv verarbeiten. Sie müssen die Abgrenzung der Frau wahrnehmen und akzeptieren: "Was hier passiert, ist nicht privat".
3.
Die Erwartung, "nicht verachtet zu werden", ist dann fehl, wenn dein Gegenüber dich tatsächlich verachtet. Dann ist es müßig, auf "korrekte" Tauschverhältnisse (körperlich-emotionale Nähe gegen Geld) zu beharren. Das lässt sich nicht einfordern.
Umgekehrt muss man sich aber die Verachtung auch nicht antun.
Ich kann nicht für Natascha sprechen. Ich kann nicht wissen, wie Natascha den Spagat ihres Doppellebens schafft. Vermutlich kann Natascha nur ein bestimmtes Spektrum an den unter (2.) beschriebenen Umgehensformen bedienen. Das muss sie für sich selbst beschreiben.
Als Kunden/Freier sollten wir unser eigenes Selbstverständnis aus unserer eigenen Lebendigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Liebensfähigkeit, Sensibilität und Lust heraus entwickeln, und nicht aus der Vermutung heraus, welchen Blick unser P6-Gegenüber - aus welchen Gründen auch immer - auf uns haben mag.
Das Selbstbewusstsein, nichts Unrechtes zu tun, ist keine unerschütterliche, egoistische Haltung. Wir geben unser Sensorium nicht am Eingang des Bordells ab. Wir können bei Bedarf reden und nachfragen, ohne die sinnliche Atmosphäre zerstören zu müssen.
Wenn die Antwort ein Grinsen, ein Lachen oder eine herzliche Umarmung ist - dann darf das Reden verebben und in Zärtlichkeit und Lust aufgehen. Wenn das Reden Mauern sichtbar macht - die eigenen oder die des Gegenübers -, dann können wir erwachsen, achtsam und respektvoll Konsequenzen ziehen.
4.
Ich komme nicht als Käufer. Ich komme als Person. Paysex ist der monetär-regulative Rahmen. Aber ich bin der Mensch [lust4fun], der Wünsche und Sehnsüchte hat. Der Mensch, der etwas zu bieten hat. Der etwas zu verschenken hat. Das ist Angebot und Zumutung zugleich, wie immer, wenn Menschen zusammenkommen. Es kann passen oder auch nicht. Vor einem Hintergrund von Verachtung und Hass hat es keinen Sinn. Wer einen solchen realisiert, ob Sexworker oder Freier, verabschiedet sich - hoffentlich. Und hoffentlich im Guten.
Ich kaufe auch mit Sicherheit Produkte, die von Menschen hergestellt wurden, die ihren Job und ihre Abnehmer hassen. Aber ich komme mit ihnen als Kunde nicht direkt in Berührung.
Wo der persönliche Kontakt im Vordergrund steht, suche ich mir - sofern ich die Wahl habe - natürlich niemanden aus, der mich als Gegenüber erkennbar persönlich verachtet. Nicht beim Einkauf, nicht bei Dienstleistungen, nicht bei medizinischem Bedarf, nicht bei Freizeitaktivitäten, nicht bei kulturellen Tätigkeiten, nicht im Paysex...
Und bei allem Verständnis für die jeweiligen Lebenssituationen und Lebenswelten - auch Freier können und müssen hier ihre Grenzen ziehen.
Eine Antwort auf *Fragender* könnte für mich in folgenden Aspekten bestehen:
1.
Man muss Nataschas Beschreibung nicht auf alle Sexworker übertragen. Die Wirklichkeiten dürften differenzierter sein. Frauen, die ich im Paysex etwas näher kennengelernt habe, werden bestimmt einige Kunden unangenehm erlebt haben. Vielleicht haben sie Verachtung empfunden. Vielleicht haben sie den einen oder anderen sogar gehasst.
Aber ich selbst habe bei ihnen Achtung erlebt, Freundlichkeit, Freude, Zugewandtheit, Offenheit, Lachen; bei manchen Sympathie, Berührtheit, Nähe.
Sexwork ist eine Arbeit, die - von Anbieterseite aus - nicht nach dem Maximum an Sympathie auswählt. Es ist ein Spektrum an Erlebenweisen, bei dem jede(r) für sich das eigene Toleranzmaß finden muss, das zum individuell gelingenden Leben passt.
Zuschauer oder Beteiligter an nicht gelingendem, krank machendem Leben möchte ich nicht sein.
2.
Niemand möchte das bewusst tun. Aber Freier gehen damit sehr unterschiedlich um.
Viele Freier kokettieren mit dem Begriff "Illusion", sie spielen damit. Sie meinen zu wissen, dass eh alles "gelogen" ist und wollen nur für einen Moment in diese professionell hergestellte Scheinwelt eintauchen. Wer das so will und kann, mag damit glücklich sein. Sexworker können das in der Regel bieten.
Andere hassen das Spiel mit der Illusion und definieren ihre Ansprüche nicht interpersonal, sondern konsequent "egositisch" und segmentiert sexuell. Auch das ist ein fairer Deal, den Sexworker bieten können.
Wieder andere wollen auf die interpersonale Echtheit nicht verzichten. Sie bewegen sich auf einer Gratlinie zwischen Absichtslosigkeit und Zumutung für die Sexworkerin. Auch das ist für die SW eine professionelle Herausforderung. Und diese Freier müssen ihre "Wirklichkeit" reflexiv verarbeiten. Sie müssen die Abgrenzung der Frau wahrnehmen und akzeptieren: "Was hier passiert, ist nicht privat".
3.
Die Erwartung, "nicht verachtet zu werden", ist dann fehl, wenn dein Gegenüber dich tatsächlich verachtet. Dann ist es müßig, auf "korrekte" Tauschverhältnisse (körperlich-emotionale Nähe gegen Geld) zu beharren. Das lässt sich nicht einfordern.
Umgekehrt muss man sich aber die Verachtung auch nicht antun.
Ich kann nicht für Natascha sprechen. Ich kann nicht wissen, wie Natascha den Spagat ihres Doppellebens schafft. Vermutlich kann Natascha nur ein bestimmtes Spektrum an den unter (2.) beschriebenen Umgehensformen bedienen. Das muss sie für sich selbst beschreiben.
Als Kunden/Freier sollten wir unser eigenes Selbstverständnis aus unserer eigenen Lebendigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Liebensfähigkeit, Sensibilität und Lust heraus entwickeln, und nicht aus der Vermutung heraus, welchen Blick unser P6-Gegenüber - aus welchen Gründen auch immer - auf uns haben mag.
Das Selbstbewusstsein, nichts Unrechtes zu tun, ist keine unerschütterliche, egoistische Haltung. Wir geben unser Sensorium nicht am Eingang des Bordells ab. Wir können bei Bedarf reden und nachfragen, ohne die sinnliche Atmosphäre zerstören zu müssen.
Wenn die Antwort ein Grinsen, ein Lachen oder eine herzliche Umarmung ist - dann darf das Reden verebben und in Zärtlichkeit und Lust aufgehen. Wenn das Reden Mauern sichtbar macht - die eigenen oder die des Gegenübers -, dann können wir erwachsen, achtsam und respektvoll Konsequenzen ziehen.
4.
Ich komme nicht als Käufer. Ich komme als Person. Paysex ist der monetär-regulative Rahmen. Aber ich bin der Mensch [lust4fun], der Wünsche und Sehnsüchte hat. Der Mensch, der etwas zu bieten hat. Der etwas zu verschenken hat. Das ist Angebot und Zumutung zugleich, wie immer, wenn Menschen zusammenkommen. Es kann passen oder auch nicht. Vor einem Hintergrund von Verachtung und Hass hat es keinen Sinn. Wer einen solchen realisiert, ob Sexworker oder Freier, verabschiedet sich - hoffentlich. Und hoffentlich im Guten.
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RE: Seit 30 Jahren führe ich ein Doppelleben
Ich möchte den Gedankengang von lust4fun aufgreifen und anknüpfend weitere Aspekte ansprechen. Bei Paysex handelt es sich um eine
persönliche, personale Dienstleistung. Verschiedentlich wird sie mit psychosozialen, mit pflegerischen Dienstleistungen oder mit sozialer Arbeit,
verglichen.
Im besten Sinne professionalisierte psychosoziale und pflegerische Tätigkeit verfügt auf der Seite der Anbietenden über:
a) gesellschaftliche Anerkennung, wenn auch, als lediglich reproduktiver Bereich dem Weiblichen zugeordnet, immer noch kapitalistisch-patriachal
zugewiesen, sekundär
b) über ein Ausbildungssystem und eine dazugehörende wissenschaftlich theoretische Legitimation durch das in diesem Bereich Tätige befähigt
werden, ihre Tätigkeit hoffentlich methodisch korrekt und vor allen Dingen (selbst-) reflexiv authentisch durchzuführen
c) über einen supervisorischen, kollegialen und externen Unterstützungsrahmen, ohne den die Qualität der sozialen Arbeit und die Gesundheit der
in Ihnen Tätigen gefährdet sind.
d) Von den Kund_innen der sozialen Arbeit wird nicht verlangt, dass sie über die Fähigkeit verfügen (selbst-) reflexiv authentisch und dabei methodisch
und inhaltlich auf der Höhe des "state of the art" zu handeln.
In den verschiedenen Feldern der sozialen Arbeit oder der sonstwie persönlichen, personalen Dienstleistungen kommt es systematisch, mitbedingt
durch dies Ungleichgewicht und die so erforderlichen, psychosoziale Energien verschlingenden Unterstützungsleistungen, zu Erschöpfungen und
Depressionen der dort Tätigen, selbst unter den in a) bis c) genannten optimalen Bedingungen und in d) erwähnten Erschwernissen. Hass auf
Klientel ist ein typisches Symptom der Erschöpfung. Zu fragen ist, wieso Supervision für Sozialarbeitende im Feld der Sexarbeit, wieso nicht
Supervision für Sexarbeitende. Wieso Sozialarbeitende als Subjekt und inwieweit Sexarbeitende als Objekt?
Bekannt ist, das Sexarbeit über die institutionalisierten (systeminkludierten) Ressourcen nicht verfügt, die unter a) bis c) beschrieben sind aber im
besten Sinne/Falle sich um die Bedürftigkeiten unter den Erschwernissen von d) bemüht. Die Erscheinungsformen des signifikant erhöhten Burnouts
von Sexarbeitenden, das argumentativ gegen Sexwork missbraucht wird, sind Produkt dieser Ressourcenabschneidung. Die so systembedingte
"Opfer"produktion ist eine Rechtfertigung der sich "sozialarbeitend" nennenden Opferindustrie, die in der Missachtung dieses zu beachtenden
Kontextes, sich entprofessionalisiert und so, in ideolgischer Bewußtlosigkeit, zur Inquisition verkommt.
Zugleich ist Sexarbeit tatsächlich im besten Sinne/Fall, also als Profession betrieben, bereits soziale Arbeit und hat das Potential ein alltägliches
Massenereignis professioneller Sozialarbeit zu sein, sofern durch die Anbietenden ein Beitrag zu einem "gelingenden, nicht krank machenden
Leben" (l4f) auf der Seite der Nachfragenden geleistet wird, und trotz "interpersonaler Echtheit" (l4f), die Kennzeichen professioneller (psycho-)
Sozialarbeit ist, die Überschreitung der "Gratlinie (zur) Zumutung" (l4f) von Sexarbeitenden habituell abgewiesen werden kann.
"Ich komme nicht als Käufer. Ich komme als Person. Paysex ist der monetär regulative Rahmen. Aber ich bin der Mensch, der Wünsche
und Sehnsüchte hat." (l4f). Wird mit dieser, aus subjektiven echten Bedarf hervorgehenden, koproduzierten Liebhaber_innenschaft auf Zeit
(als Absicht), das Warenverhältnis als Grundmovens kapitalistischer Gesellschaft interpersonel transzendiert?
Ist das eine emanzipatorische Praxis?
Grüße
Klaus Fricke alias Abu
aus Kala Nera, Pilion, Thessalien
persönliche, personale Dienstleistung. Verschiedentlich wird sie mit psychosozialen, mit pflegerischen Dienstleistungen oder mit sozialer Arbeit,
verglichen.
Im besten Sinne professionalisierte psychosoziale und pflegerische Tätigkeit verfügt auf der Seite der Anbietenden über:
a) gesellschaftliche Anerkennung, wenn auch, als lediglich reproduktiver Bereich dem Weiblichen zugeordnet, immer noch kapitalistisch-patriachal
zugewiesen, sekundär
b) über ein Ausbildungssystem und eine dazugehörende wissenschaftlich theoretische Legitimation durch das in diesem Bereich Tätige befähigt
werden, ihre Tätigkeit hoffentlich methodisch korrekt und vor allen Dingen (selbst-) reflexiv authentisch durchzuführen
c) über einen supervisorischen, kollegialen und externen Unterstützungsrahmen, ohne den die Qualität der sozialen Arbeit und die Gesundheit der
in Ihnen Tätigen gefährdet sind.
d) Von den Kund_innen der sozialen Arbeit wird nicht verlangt, dass sie über die Fähigkeit verfügen (selbst-) reflexiv authentisch und dabei methodisch
und inhaltlich auf der Höhe des "state of the art" zu handeln.
In den verschiedenen Feldern der sozialen Arbeit oder der sonstwie persönlichen, personalen Dienstleistungen kommt es systematisch, mitbedingt
durch dies Ungleichgewicht und die so erforderlichen, psychosoziale Energien verschlingenden Unterstützungsleistungen, zu Erschöpfungen und
Depressionen der dort Tätigen, selbst unter den in a) bis c) genannten optimalen Bedingungen und in d) erwähnten Erschwernissen. Hass auf
Klientel ist ein typisches Symptom der Erschöpfung. Zu fragen ist, wieso Supervision für Sozialarbeitende im Feld der Sexarbeit, wieso nicht
Supervision für Sexarbeitende. Wieso Sozialarbeitende als Subjekt und inwieweit Sexarbeitende als Objekt?
Bekannt ist, das Sexarbeit über die institutionalisierten (systeminkludierten) Ressourcen nicht verfügt, die unter a) bis c) beschrieben sind aber im
besten Sinne/Falle sich um die Bedürftigkeiten unter den Erschwernissen von d) bemüht. Die Erscheinungsformen des signifikant erhöhten Burnouts
von Sexarbeitenden, das argumentativ gegen Sexwork missbraucht wird, sind Produkt dieser Ressourcenabschneidung. Die so systembedingte
"Opfer"produktion ist eine Rechtfertigung der sich "sozialarbeitend" nennenden Opferindustrie, die in der Missachtung dieses zu beachtenden
Kontextes, sich entprofessionalisiert und so, in ideolgischer Bewußtlosigkeit, zur Inquisition verkommt.
Zugleich ist Sexarbeit tatsächlich im besten Sinne/Fall, also als Profession betrieben, bereits soziale Arbeit und hat das Potential ein alltägliches
Massenereignis professioneller Sozialarbeit zu sein, sofern durch die Anbietenden ein Beitrag zu einem "gelingenden, nicht krank machenden
Leben" (l4f) auf der Seite der Nachfragenden geleistet wird, und trotz "interpersonaler Echtheit" (l4f), die Kennzeichen professioneller (psycho-)
Sozialarbeit ist, die Überschreitung der "Gratlinie (zur) Zumutung" (l4f) von Sexarbeitenden habituell abgewiesen werden kann.
"Ich komme nicht als Käufer. Ich komme als Person. Paysex ist der monetär regulative Rahmen. Aber ich bin der Mensch, der Wünsche
und Sehnsüchte hat." (l4f). Wird mit dieser, aus subjektiven echten Bedarf hervorgehenden, koproduzierten Liebhaber_innenschaft auf Zeit
(als Absicht), das Warenverhältnis als Grundmovens kapitalistischer Gesellschaft interpersonel transzendiert?
Ist das eine emanzipatorische Praxis?
Grüße
Klaus Fricke alias Abu
aus Kala Nera, Pilion, Thessalien