Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN

Hier findet Ihr "lokale" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Städten aufgeteilt.
Benutzeravatar
bienemaya
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 381
Registriert: 22.03.2012, 21:57
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von bienemaya »

Thüringer
LandTag

5. Wahlperiode

Drucksache 5/7310

14.02.2014


Kleine Anfrage

der Abgeordneten Rothe-Beinlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
und

A n t w o r t


des Thüringer Ministeriums für Soziales, Familie und Gesundheit
Prostitution in Thüringen und Situation der Prostituierten

Die Kleine Anfrage 3518
vom 8. November 2013 hat folggenden Wortlaut:

Prostitution ist auch in Thüringen nach wie vor ein Tabuthema. Die Lebenssituation von Frauen und Mäd
chen, aber auch von Männern in der Prostitution ist häufig von großer Not gekennzeichnet. Sie erleiden Ge
walt durch Zuhälter und Freier, werden vielfach ausgebeutet, entwürdigt und gesellschaftlich ausgegrenzt.
Das Prostitutionsgesetz hatte zum Ziel, die Rechte der Prostituierten zu stärken. Eine Evaluierung zu den
Auswirkungen und Folgen des Prostitutionsgesetzes in Thüringen hat jedoch bis jetzt nicht stattgefunden.
Anzunehmen ist, dass hohe gesundheitliche Risiken und Krankheiten ebenso zum Alltag von Prostituierten
gehören, wie Abhängigkeiten verschiedenster Art. Die Sach- und Rechtslage für die Prostitution hat sich
durch die Einführung des Prostitutionsgesetzes seit 2002 auch in
Thüringen deutlich geändert.
Ich frage die Landesregierung:
1.
Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über die Anzahl und die Lage von Prostituierten in
Thüringen vor (bitte auflisten nach Geschlecht)?
2.
Wie viele von ihnen sind in der gesetzlichen Sozialversicherung und als Arbeitnehmerinnen oder Arbeit
nehmer gemeldet?
3.
Wie viele Prostituierte arbeiten nach Schätzung der Landesregierung im Bereich der Straßenprostitution?
4.
Wie haben sich die Zahlen seit 2000 entwickelt (bitte aufschlüsseln nach Geschlecht, "indoor"- bzw.
"outdoor"-Prostitution)?
5.
Für wie viele Bordelle gibt es in den Landkreisen und kreisfreien Städten in Thüringen Genehmigungen?
Sind darüber hinaus Bordelle bekannt?
6.
Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über die Anzahl der Personen vor (getrennt nach
männlichen und weiblichen Prostituierten), die in Bordellen der Prostitution nachgehen?
7.
Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über die sogenannte Wohnungsprostitution vor und
unter welchen Bedingungen und wo ist diese zulässig, wo nicht?
8.
Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über die Prostitution als Callgirl, Callboy oder Callguy
vor und wie viele Personen gehen in Thüringen schätzungsweise dieser Art der Prostitution nach?
9.
Wie hoch schätzt die Landesregierung den Anteil der ausländischen Prostituierten in Thüringen ein und
aus welchen Herkunftsländern stammen sie?
­
­
­
Drucksache 5/
7310
Thüringer Landtag - 5. Wahlperiode
2
10.
Liegen der Landesregierung Erkenntnisse über minderjährige Prostituierte in Thüringen vor und wenn
ja, wie bewertet sie diese und die Situation der Betroffenen?
11.
Wie viele Prostituierte sind nach Einschätzung der Landesregierung an Zuhälter gebunden und woher
stammen die Zuhälter?
12.
Wie sieht die Landesregierung die medizinische und psychologische Betreuung und Beratung der Prostitu
ierten in Thüringen gesichert und welche Schwierigkeiten sind hier in den letzten Jahren zutage getreten?
13.
Welche Erkenntnisse gibt es seitens der Landesregierung bezüglich Drogensucht, HIV, Hepatitis oder
anderen meldepflichtigen Erkrankungen bei Prostituierten und wie hat sich hier die Situation in den
letzten zehn Jahren entwickelt?
14.
Welche Ausstiegshilfen wurden und werden Prostituierten in Thüringen angeboten, wie wurden diese
in den letzten zehn Jahren in Anspruch genommen und wie vielen Prostituierten gelang in den letzten
Jahren konkret mit welchen Hilfen der Ausstieg?
15.
Welche Sperrbezirksgebiete gibt es in Thüringens Städten und Gemeinden und wie bewertet die Lan
desregierung die Einrichtung derartiger Sperrbezirke?


Das
Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit
hat die Kleine Anfrage namens der
Lan
desre
gierung mit Schreiben vom 13. Februar 2014 wie folgt beantwortet:

.......................
http://www.parldok.thueringen.de/parldo ... 4FF1CA.pdf

Benutzeravatar
bienemaya
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 381
Registriert: 22.03.2012, 21:57
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von bienemaya »

08.03.2014 Prostitution in knapp 200 Bordellen, Clubs und Wohnungen

Prostitution spielt sich in Thüringen in knapp 200 Bordellen und Wohnungen ab. Nach den aktuellsten verfügbaren Zahlen für 2012 sei Wohnungsprostitution die häufigste Form, erklärte das Sozialministerium in einer Landtagsantwort. Insgesamt habe die Polizei 183 Bordelle, Clubs, Massagestudios und Wohnungen registriert. Straßenprostitution sei bis auf einzelne Wohnmobile «kaum existent». Allerdings gebe es eine «hohe Fluktuation». Wieviele Prostituierte in Thüringen arbeiten, sei unbekannt. Das Prostitutionsgesetz von 2002 habe das Ziel von mehr sozialversicherungspflichtiger Berufsausübung nicht erreicht.

Alle zehn Thüringer Städte mit mehr als 30 000 Einwohnern hätten Sperrgebiete für Prostitution. In der Kriminalitätsstatistik machten demnach die 25 bekanntgewordenen Fälle rund um Prostitution 0,02 Prozent aller Straftaten aus. Opfer wendeten sich praktisch nicht an die Polizei, weil vor allem ausländische Prostituierte in einem «Abhängigkeitsverhältnis» stünden. Nach diesen Zahlen schätzt die Polizei den Anteil der ausländischen Frauen, die aus mindestens 26 Ländern kämen, auf 60 bis 90 Prozent. 2012 waren bei den erfassten Fällen keine Kinder oder Jugendlichen betroffen.

http://www.thueringenweb.de/site/start/ ... /bid/23048

Benutzeravatar
Jason
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 631
Registriert: 13.07.2007, 22:59
Wohnort: zu Hause
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Jason »

Leider funktioniert der Link zur obigen Anfrage nicht mehr, deshalb die Ganze Anfrage mit Antwort als Download.

LG Jason
Dateianhänge
dka3518_antw_prostitution_in_thueringen_und_situation_der_prostituierten_arb.pdf
(208.21 KiB) 534-mal heruntergeladen
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

Benutzeravatar
bienemaya
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 381
Registriert: 22.03.2012, 21:57
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von bienemaya »

@Jason vielleicht findest du es ja hier

http://gruene-fraktion.thueringen.de/si ... en_arb.pdf

oder gib Thüringer Landtag 5.Wahlperiode Drucksache 5/7310 in die Suchfunktion ein.

Benutzeravatar
bienemaya
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 381
Registriert: 22.03.2012, 21:57
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von bienemaya »

Oh sorry, habe nur schnell überflogen. Nun jetzt gibt es mehrere Links zu diesem Thema....wer lesen kann ist klar im Vorteil....sorry. :002

Klaus Fricke
Nicht mehr aktiv
Beiträge: 1121
Registriert: 05.11.2010, 16:16
Wohnort: Bremen / Sougia - Kreta
Ich bin: Keine Angabe

RE: Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN

Beitrag von Klaus Fricke »

Danke,

sehr interessant und aufschlussreich

Grüße
Klaus

Benutzeravatar
Kasharius
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 4103
Registriert: 08.07.2012, 23:16
Wohnort: Berlin
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Beitrag von Kasharius »

@bienemaya

Großartig! Danke. :001

Kasharius grüßt

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7440
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

RE: Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN

Beitrag von fraences »

Prostitution in Thüringen blüht im Verborgenen

Erfurt. Etwa 200 Laufhäuser, Bordelle und andere Einrichtungen bieten in Thüringen sexuelle Dienstleistungen an. Das älteste Gewerbe der Welt ist im Freistaat aber nur selten offen sichtbar.

Ob Ordnungsämter, Stadtverwaltungen, Ministerien oder Polizei: Wenn es um das Ausmaß von Prostitution geht, herrscht in Thüringen vor allem Unwissenheit. Nur 20 Fälle aus dem Bereich Rotlichtkriminalität wurden von der Polizei 2013 erfasst, wie die Sprecherin des Landeskriminalamts, Tina Büchner, sagte. Das seien gerade einmal 0,01 Prozent aller Straftaten im Freistaat. Die Dunkelziffer sei vermutlich deutlich höher.

Gewissheit darüber, wie viele Prostituierte in Thüringen ihre Dienste anbieten, gibt es nicht, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Denn anders als bei anderen Gewerben ist eine Anmeldung nicht verpflichtend. Rund 200 Laufhäuser, Bordelle und andere Einrichtungen, in denen "sexuelle Dienstleistungen" angeboten werden, gibt es nach Schätzung der Kriminalisten derzeit im Freistaat. Wegen der hohen Fluktuation seien aber belastbare Zahlen nicht zu bekommen, hieß es.

Grundsätzlich ist Prostitution laut Gesetz in Thüringen nur in Orten mit mehr als 30.000 Einwohnern erlaubt. Das betrifft die Städte Erfurt, Weimar, Eisenach, Jena, Gera, Mühlhausen, Altenburg, Nordhausen, Suhl und Gotha. In allen Kommunen wurden laut LKA Sperrgebiete eingerichtet, in denen Prostitution verboten ist.

Zusätzliche Schwierigkeiten bei der Erhebung von Zahlen macht die sogenannte Wohnungsprostitution, die dem Sozialministerium zufolge stark zunimmt. Auch die Zahl der aufgedeckten Fälle von Zwangsprostitution ist in Thüringen äußerst gering. 2013 wurden sechs Fälle aktenkundig, auch in den Vorjahren bewegten sich die Zahlen auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Zwangsprostitution spiele nur eine untergeordnete Rolle, sagte die LKA-Sprecherin. Straßenprostitution gebe es nur vereinzelt, auch hier seien keine Zahlen bekannt.

In Erfurt wurden 2012 und 2013 beim Bürgeramt jeweils 24 Anzeigen wegen des Verdachts auf Prostitution eingereicht. Derzeit gibt es in der Landeshauptstadt drei offiziell genehmigt Bordelle und drei sogenannte Toleranzzonen, in denen Prostitution erlaubt ist. Für 2015 ist eine Evaluation der bisherigen Regelung vorgesehen. Weder in Erfurt noch in Eisenach und Nordhausen gab es in den vergangenen Jahren größere Probleme im Zusammenhang mit Prostitution.

Experten üben immer wieder Kritik an der Gesetzeslage. Sowohl Zwangsprostitution als auch die Verbreitung von Krankheiten könne so nur schwer verhindert werden. Erst im Februar 2014 hatte eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Thüringer Landtag gezeigt, dass der Landesregierung kaum Zahlen zur Prostitution im Freistaat vorliegen und damit auch die Möglichkeiten zur Einflussnahme entsprechend gering sind.

http://www.thueringer-allgemeine.de/web ... -944802629
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Benutzeravatar
Jason
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 631
Registriert: 13.07.2007, 22:59
Wohnort: zu Hause
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Jason »

Rotlicht-Razzia der Polizei in der Uferstraße Hirschberg
10.12.2015 - 08:27 Uhr
Die Polizei hat erneut in der Uferstraße in Hirschberg zugeschlagen. Im Zusammenhang mit mehreren Straftaten im Prostituierten- und Zuhältermilieu wurde ein 33-jähriger Mann festgenommen.

In der Hirschberger Uferstraße rollten am Dienstag gegen 6 Uhr zirka 20 Polizeifahrzeuge zur Razzia vor. Über zehn Stunden wurde ein dreigeschossiges Gebäude durchsucht, um Beweismittel zum Verdacht der sexuellen Ausbeutung, des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz sowie zu Drogendelikten zu finden. Die Polizei spricht von einer Aktion im Prostituierten- und Zuhältermilieu.

Hirschberg. Am Dienstagmorgen gegen 6 Uhr rollten über 20 Polizeifahrzeuge an dem dreigeschossigen Gebäude vor, in dem sich einst Werkswohnungen der Lederfabrik befanden. Jetzt ist es Sitz unter anderem für einen Erotikversand, offenbar aber auch ein Objekt, in dem Frauen zur Prostitution gehalten worden sind. "Nach Bekanntwerden von Straftaten im Prostituiertengewerbe im Raum Hirschberg führt die Kripo Saalfeld ein umfangreiches Ermittlungsverfahren gegen einen 33-jährigen deutschen Hauptverdächtigen", begründete die Polizei ihre Razzia. Ermittelt werde wegen des Verdachts des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Während sich zumindest der Verdacht des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz nach OTZ-Informationen im Laufe des Mittwochs zerschlug, war die Beweislage offenbar trotzdem derart erdrückend, dass gleich am Dienstagnachmittag bei der Vorführung des Hauptverdächtigen beim Amtsgericht Gera die Untersuchungshaft angeordnet und der Mann direkt in eine Thüringer Justizvollzugsanstalt überstellt worden ist.

Während der richterlich angeordneten Durchsuchungsaktion in dem Objekt in der Hirschberger Uferstraße waren laut Polizei auch die Wohnräume eines weiteren Tatverdächtigen und einer möglichen Zeugin das Ziel der Ermittler gewesen.

Bei diesen Personen handelt es sich um eine 59-jährige Frau und einen 64-jährigen Mann, die beide tschechischer Herkunft sein sollen und sich im engen persönlichen Umfeld des Hauptverdächtigen bewegt hätten.

Am Mittwoch sollen laut Informationen aus dem Umfeld des durchsuchten Objektes nochmals Polizeibeamte angerückt sein, um einige exotische Tiere abzuholen.

Dabei soll es sich unter anderem um eine Schlange sowie einen Leguan gehandelt haben. Offiziell bestätigt ist dieser Sachverhalt bislang nicht.

Es war nicht die erste Polizeirazzia dieser Größenordnung in dem derzeit einzig bewohnten Haus in der Uferstraße gewesen. Bereits im Oktober 2012 hatten Ermittler in einer ähnlich spektakulären Aktion das Objekt durchkämmt und seinerzeit an drei Tagen nach Beweisen insbesondere zu Drogen- und Prostitutionsdelikten gesucht. Damals hatte die Polizei mitgeteilt, dass Gegenstände sichergestellt worden seien, die als Beweismittel infrage kommen könnten. Der jetzt Hauptverdächtige André A. hatte sich hingegen gegenüber OTZ als Opfer des Racheaktes einer Frau erklärt.

Laut Interneteintragungen ist der Hauptverdächtige in der Rotlichtszene keine unbekannte Größe. Er soll in ganz Europa mehrere Luxus-Bordelle betrieben haben. Nach einer groß angelegten Steuerfahndung im Jahr 2006, an der 125 Beamte mehrerer Finanzämter und der Kriminalpolizei beteiligt waren, habe er zunächst sämtliche Etablissements geschlossen.

Zwischenzeitlich betätigte er sich als Musikproduzent und Buchautor.

Peter Hagen / 10.12.15 / OTZ
Quelle: http://www.otz.de/web/zgt/leben/blaulic ... -884915675

Anm.: Es handelt sich hierbei um eine Stadt mit ca 2400 Einwohnern und somit im Sperrgebiet. Allerdings verkehrsgünstig im Länderdreieck Thüringen-Sachsen-Bayern sowie max. 1 Autostunde von Tschechien entfernt.
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

Klaus Fricke
Nicht mehr aktiv
Beiträge: 1121
Registriert: 05.11.2010, 16:16
Wohnort: Bremen / Sougia - Kreta
Ich bin: Keine Angabe

RE: Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN

Beitrag von Klaus Fricke »



Erfurter Professorin Mack:
"Prostitutionsverbot hat nichts mit Prüderie zu tun"
26.05.2016 - 05:47 Uhr

Die Sozialethikerin Elke Mack, die an der Uni Erfurt lehrt, wird bei einer von der TLZ moderierten Debatte um die Prostitution das Thema beim Katholikentag am Freitag in Leipzig beleuchten.

Tausende Besucher – darunter viele Thüringer – verfolgten gestern die Eröffnung des Katholikentages auf dem Marktplatz in Leipzig. Der 100. Deutsche Katholikentag findet bis zum 29. Mai 2016 unter dem Leitspruch „Seht, da ist der Mensch“ in der sächsischen Metropole statt. Foto: Hendrik Schmidt

Leipzig/Erfurt. Als Jesus sich im Hause eines Pharisäers von einer Prostituierten die Füße waschen und salben lässt, ist das ein Skandal, macht Professorin Elke Mack deutlich. Die Sozialethikerin, die an der Uni Erfurt lehrt, wird bei einer von der TLZ moderierten Debatte um die Prostitution das Thema beim Katholikentag am Freitag in Leipzig beleuchten. Mit im Podium sind zudem die Nonne Lea Ackermann, Gründerin der Menschenhandels-Hilfsorganisation Solwodi - das steht für "Solidarität mit Frauen in Not" -, und die Bundespolitikerin Sylvia Pantel (CDU). Und ihre Meinungen gehen bei der Frage, ob es ein Prostitutionsverbot geben soll, weit auseinander.

Pantel betont, ihrer Meinung nach sollte sich "keine Frau der Prostitution aussetzen müssen". Zugleich gehöre zu Deutschland ein offener Umgang mit den sexuellen Bedürfnissen Erwachsener. "Dies ist solange zu respektieren, wie es nicht in die Rechte des Anderen eingreift. Sexuelle Kontakte gegen Bezahlung anzubieten, ist seit 2002 in Deutschland nicht mehr sittenwidrig. Was wir aber dringend brauchen, sind Schutzvorschriften und bessere Zugänge in das Milieu, um Ausbeutung und Zwang zu verhindern", so die Unionspolitikerin, die sich gegen ein generelles Verbot ausspricht.

"Das neue Gesetz schützt die Prostituierten", so Pantel. "Wer ein Bordell betreiben will, muss zukünftig seine persönliche Zuverlässigkeit nachweisen. Verantwortliche im Bordell dürfen nicht vorbestraft sein. Die Betriebe unterliegen gewerbe- und baurechtlichen Schutzvorschriften. Bei angestellten Prostituierten setzen wir die Regeln des Arbeitnehmerschutzes durch. Es wird die Kondompflicht eingeführt, die die Prostituierten vor Krankheiten schu&#776;tzen soll. Auch werden strenge Jugendschutzvorschriften für Minderjährige gelten, um Jugendliche aus dem kriminalitätsbehafteten Umfeld der Bordellbetriebe fernzuhalten. Die selbstständige Prostitution wird nun besser geregelt."

Schwester Lea Ackermann vertritt die Position, dass "Prostitution eine Verletzung der Menschenwürde ist." Sie und viele andere christliche Hilfsgruppen plädieren "auf rechtsstaatlicher Ebene aus Gründen der unwillkürlichen Selbst- und Fremdschädigung strikt für ein staatliches Prostitutionsverbot wie in Schweden". Dort ist die Wahrnehmung von Prostitution ein Strafrechtsdelikt, die Anbieter der Prostitution gehen aber straffrei aus. Ackermann und ihre Mitstreiterinnen wollen "echte Ausstiegshilfen und Perspektiven für Frauen" bieten, die die Prostitution hinter sich lassen wollen. Prävention sei "nicht nur in den Herkunftsländern Ost- und Südosteuropas" wichtig, "sondern auch in Deutschland". Das sei "nötig angesichts der Loverboy-Masche, die schon ganz junge Mädchen in den Teufelskreis Prostitution bringt“, so Ackermann und ihre Mitstreiterinnen.

Professorin Mack erklärt auf TLZ-Anfrage, die katholische Kirche äußere sich nicht ausführlich zum Thema "selbstbestimmter Beruf einer Prostituierten", weil es ihr moraltheologisch völlig abseitig erscheine, gekaufte Sexualität als menschengerechte Institution anzuerkennen. "Analog dazu gibt es zwar aus Sicht christlicher Ethik eine qualitative Steigerung des moralischen Übels in der Form der Zwangsprostitution, weil es sich hier um eine krasse Gewaltanwendung und Menschenrechtsverletzung, fast immer von Frauen, handelt. Es gibt jedoch ausreichende medizinische und psychologische Befunde die belegen, dass bereits die freiwillige Prostitution in eine unvermeidbare Selbstschädigung der Prostituierten mündet und deshalb ein Menschenrechtsproblem darstellt. Dies zeigt auch die jahrzehntelange pastorale Begleitung von Aussteigerinnen aus der Prostitution, die zum Beispiel Solwodi vorzuweisen hat", so Mack.

Die Sozialethikerin erklärt, dass im Umgang mit Freiern unterschieden werden müsse, "ob sie die Wahrnehmung von Prostitution als ihr Recht ansehen, was eine grundsätzliche Instrumentalisierung von Frauen in Kauf nimmt und deshalb rechtsethisch verurteilenswürdig ist – es gibt kein Recht auf Bedürfnisbefriedigung an oder in anderen –, oder ob sie ihr Handeln als Unrecht (an-)erkennen. Dann gilt auf der Ebene des kirchlichen Umgangs: Jedem, der bereut, wird vergeben – auch im Sakrament der Buße." Und sie verweist auf die Folgen in der gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung etwa in Schweden, wo es mehrheitlich zu einer klaren Ablehnung und Verurteilung der Prostitution gekommen ist. "Schwedische Jungs wachsen in dem Bewusstsein auf, dass man Frauen nicht kaufen kann. Allein dieser Bewusstseinswandel und die höhere Wertschätzung der Nichtverfügbarkeit von Frauen können schon als Erfolg des Prostitutionsverbotes gewertet werden", so Mack.

Als „gut gemeint ist, aber wirkungslos“ bezeichnet Mack, wenn „Prostituierten staatlicherseits die Möglichkeit der Sozialversicherung eingeräumt wird, denn ihre Tätigkeit findet u&#776;berwiegend in kriminellem Milieu statt und ist gerade aufgrund der Liberalisierung seit 2002 durch wenig polizeiliche und gesundheitliche Kontrolle gekennzeichnet. Zudem u&#776;ben zumeist Ausländerinnen mit wenig deutschen Sprachkenntnissen die Prostitution in Deutschland aus, die besonders von Rechtlosigkeit, Schutzlosigkeit und Ausbeutbarkeit durch Zuhälter und Freier betroffen sind.“

Für die Erfurter Sozialethikerin ist klar: "Das Prostitutionsgesetz muss dringend in geeigneter Weise zum Schutz der Prostituierten verschärft werden. Derzeitige Reformvorschläge reichen bei weitem nicht aus. Ich fordere zusammen mit vielen anderen säkularen und kirchlichen Hilfsgruppen, die sich um Prostituierte kümmern, ein Prostitutionsverbot wie in Schweden. In vielen europäischen Ländern, so auch in Frankreich, findet derzeit ein gesellschaftlicher Bewusstseinswandel zur Verurteilung käuflicher Sexualität statt, der nicht aus Prüderie geschieht, sondern weil alle den Schutz ihrer Unversehrtheit und die unverletzliche Integrität ihrer Person verdient haben. Prostitution ist auf Dauer nie eine Form der Selbstverwirklichung und Ausdruck von Freiheit, sondern zieht immer eine Form der Selbstverleugnung und Selbstdistanzierung mit sich, die in Selbstdemütigung und Selbstschädigung mündet. Prostituierte und geschäftliche Prostitutionsanbieter, die dem wiedersprechen, können den eindeutigen Ergebnissen der psychologischen und medizinischen Begleitung von Aussteigerinnen nichts gegenhalten als ihre persönliche Meinung", so Mack.

Sylvia Pantel (CDU) räumt ein, dass "sich unzählige Geschäftsmodelle entwickelt haben, bei denen die Prostituierten inoffiziell diesem Gewerbe nachgehen. Diese Modelle werden von kriminellen Zuhältern ausgenutzt." Allerdings sei durch das neue Prostituiertenschutzgesetz jetzt rechtlich geklärt, „dass sich Prostituierte in Deutschland vor Ort anmelden müssen und dass sie einen Nachweis über eine Gesundheitsberatung erbringen. Sowohl die Gesundheitsberatung als auch der persönliche Anmeldungsprozess sollen sicherstellen, dass die Prostituierten ihre Rechte kennen, dass sie von den örtlichen Hilfsangeboten und Ausstiegsmöglichkeiten wissen und dass sie einen Ansprechpartner haben, an den sie sich im Notfall wenden können“, betont die Bundespolitikerin.


K o m m e n t a r


Ich habe mir erlaubt den Artikel ider Thüringischen Landeszeitung zu kommentieren
http://www.tlz.de/web/zgt/suche/detail/ ... -108855254
und die Redaktion anzuschreiben:


Der Artikel zitiert Frau Prof. Mack:

«Es gibt jedoch ausreichende medizinische und psychologische Befunde die belegen, dass bereits die freiwillige Prostitution in eine unvermeidbare Selbstschädigung der Prostituierten mündet»

Dies widerspricht den Befunden, auf die Prof. Dr. Nicola Döring sich bezieht:

«Es gibt seelisch und körperlich stark belastete Teilgruppen von Prostituierten (Hinz und Petrova 2013), andererseits zeigen repräsentative Kontrollgruppenstudien geringe Unterschiede in der seelischen Gesundheit zwischen Prostituierten und anderen Berufsgruppen wie etwa Krankenschwestern (Vanwesenbeeck 2005; Romans et al. 2001).» (Prostitution in Deutschland, Eckdaten und Veränderungen durch das Internet, Z. f. Sexualforschung 2014; 27; 99 -137)

Die Behauptung der unvermeidbaren Selbstschädigung durch sexuelle und erotische Dienstleistungen ist in der Ultimativität mit der sie von Prof Mack geäussert wird, wissenschaftlich nicht haltbar. Frau Prof. Mack verhält sich mit dieser Äußerung wissenschaftllich unredlich, also unethisch.

Die wiederholte Behauptung, dass erotische und sexuelle Dienstleistungen in einem kriminellen Milieu stattfinden würden, ist ebenfalls unzutreffend. Die Behauptung allgegenwärtiger krimineller Erscheinungen wird zum Beispiel von Nick Davies widerlegt, der diesbezüglich von einer moralischen Panik spricht. ( Nick Davies - theguardian.com - Prostitution and trafficking – the anatomy of a moral panic, 20.10.2009)

Menschen, die beruflich erotische und sexuelle Dienstleistungen zu erbringen wünschen, üben ein Freiheitsrecht aus, das grundrechtlich geschützt ist. Ihre Berufsausübung zu diskreditieren und einzuschränken ist mit den Menschenrechten und dem Grundrecht nicht vereinbar. Jeder Fall von Diskreditierung von Menschen, die wie Lena Morgenroth, siehe den Film SEXarbeiterin, selbstbestimmt sexuelle und erotische Dienstleistungen erbringen, ist einer zuviel. Jede pauschale, generalverdächtigende Diffamierung als Zwangs- und Armutsprostituierte ist ein Ehrverletzung der Menschen, die erotische und sexuelle Dienstleistungen als Beruf gewählt haben.

Christlich im Sinne von Jesus ist sie nicht

Klaus Fricke


Wegen externer Links wurde der Kommentar nicht veröffentlicht. Derzeit habe ich keinen Zugang mehr zur Kommentierung des Artikels.

Zur Vervollständigung hier die Links zum Artikel von
Prof Döring: http://www.nicola-doering.de/wp-content ... ternet.pdf
Nick Davies: http://archive.is/j1z9H (und auf sexworker.at: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 7599#67599)

Gesperrter User

Benutzeravatar
Arum
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 961
Registriert: 01.06.2009, 13:35
Wohnort: Niederländische Grenzregion
Ich bin: Keine Angabe

Re: RE: Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN

Beitrag von Arum »

          Bild
Klaus Fricke hat geschrieben:Christlich im Sinne von Jesus ist sie nicht
Na ja, tatsächlich befürwortet die Bibel Polygamie und seksuelle Sklaverei.

Nowhere does the Bible say, “Don’t have sex with someone who doesn’t want to have sex with you.” Consent, in the Bible, is not a thing. Furthermore, none of the norms that are endorsed and regulated in the Old Testament law – polygamy, sexual slavery, coerced marriage of young girls—are revised, reversed, or condemned by Jesus. In fact, the writer of Matthew puts these words in the mouth of Jesus:

Do not think that I have come to abolish the Law or the Prophets; I have not come to abolish them but to fulfill them. I tell you the truth, until heaven and earth disappear, not the smallest letter, not the least stroke or a pen, will by any means disappear from the Law [the Old Testament] until everything is accomplished. (Matthew 5:17-18)

The Law of which Jesus speaks is the Law of Moses, or the Torah, and anyone who claims the Bible as the perfect word of an omniscient, omnipotent, omnibenevolent God should have the decency to read the Torah carefully—and then keep going.

Polygamy. Polygamy is a norm in the Old Testament and accepted in the New Testament. Biblicalpolygamy.com has pages dedicated to 40 biblical figures, each of whom had multiple wives. The list includes patriarchs like Abraham and Isaac. King David, the first king of Israel may have limited himself to eight wives, but his son Solomon, reputed to be the wisest man who ever lived had 700 wives and 300 concubines! (1 Kings 11)


Sex Slaves. Concubines are sex slaves, and the Bible gives instructions on acquisition of several types of sex slaves, although the line between biblical marriage and sexual slavery is blurry. A Hebrew man might, for example, sell his daughter to another Hebrew, who then has certain obligations to her once she is used. For example, he can’t then sell her to a foreigner. Alternately a man might see a virgin war captive that he wants for himself.


Und so weiter....

siehe: http://www.rawstory.com/2015/06/captive ... the-bible/

Oder auch: Prostitutionsverbot hat nicht unbedingt mit Christentum zu tun, wenn man denn Prostitution als seksuelle Sklaverei betrachtet...
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

Boris Büche
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 693
Registriert: 20.12.2014, 13:53
Wohnort: Berlin
Ich bin: Keine Angabe

RE: Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN

Beitrag von Boris Büche »

Frau Professorin Mack macht auch einen trügerischen Dualismus auf:

"Die Sozialethikerin erklärt, dass im Umgang mit Freiern unterschieden werden müsse, "ob sie die Wahrnehmung
von Prostitution als ihr Recht ansehen, was eine grundsätzliche Instrumentalisierung von Frauen in Kauf nimmt
und deshalb rechtsethisch verurteilenswürdig ist - es gibt kein Recht auf Bedürfnisbefriedigung an oder in anderen -
oder ob sie ihr Handeln als Unrecht (an-)erkennen.
"

Das RECHT um das es geht, ist das Recht, über Sex (auch gegen Geld) zu verhandeln.

Was soll daran rechtsethisch verwerflich sein? Nichts! Deshalb wird es unterschlagen.
Mal ein "skurriles" Beispiel: Wenn mich jemand (neutral bis freundlich) fragt, ob er mir einen Finger
abschneiden und diesen essen dürfe? Dann sage ich ganz sicher: Nein!.
Die Verhandlung darüber ist aber keinen Vorwurf wert.

Absurd? Nicht so sehr! Die katholische und die anderen Kirchen haben vor wenigen Jahren zugestimmt, dass
Penisverstümmelung aus sachlich unbegründeter Motivation nicht mit dem Verstümmelten verhandelt werden muss.
Wem der Ausdruck als Umschreibung der "Beschneidung" zu hart erscheint - ein Freund von mir musste das
aus medizinischem Grund machen lassen, und Vögeln ist längst nicht mehr das Selbe, seitdem . . .

(Eine große Untersuchung aus Dänemark kam zum gleichen Ergebnis, und zwar für BEIDE Partner).

Benutzeravatar
Kasharius
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 4103
Registriert: 08.07.2012, 23:16
Wohnort: Berlin
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Re: Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN

Beitrag von Kasharius »

War zwar schon im Oktober,aber dieses Fachgespräch der Thüringer Landtagsgrünen war trotzdem interessant

https://www.gruene-thl.de/queer-und-gle ... -sexarbeit

Kasharius grüßt

Benutzeravatar
Kasharius
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 4103
Registriert: 08.07.2012, 23:16
Wohnort: Berlin
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Re: Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN

Beitrag von Kasharius »

SW berichtet im MDR über ihre selbstbestimmte Arbeit https://www.google.com/amp/s/www.mdr.de ... 0~amp.html

Kasharius grüsst zum 1. ADVENT