"Hurensohn" immer noch negativ besetzt?
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"Hurensohn" immer noch negativ besetzt?
Liebe Forenteilnehmer,
ich würde sagen, dass "Hurensohn" immer noch negativ besetzt ist. Das finde ich schade. Ich fühle mich erinnert an Wörter über Schwarze, die vom Wort her ganz neutral gefasst sind, aber trotzdem schon rassistisch sind. Ich denke deswegen, weil sie im Sprachgebrauch andauernd negativ besetzt wurden in der Vergangenheit. Ich hätte heute kein Problem damit, wenn meine Mutter Angestellte als Prostituierte gewesen wäre, aber über so eine Bezeichnung würde ich mich wegen des negativen Beiklanges ärgern und auch deswegen, weil ich dann nach meiner Herkunft bewertet würde. Denn das möchte ich nicht.
Außerdem fürchte ich, dass schwangere Prostituierte davon absehen könnten ihre Schwangerschaft zu Ende auszutragen, einfach weil sie fürchten, dass ihr Kind in der Gesellschaft dann als ein "Hurensohn" gelten könnte!
Grüße,
Tomek
ich würde sagen, dass "Hurensohn" immer noch negativ besetzt ist. Das finde ich schade. Ich fühle mich erinnert an Wörter über Schwarze, die vom Wort her ganz neutral gefasst sind, aber trotzdem schon rassistisch sind. Ich denke deswegen, weil sie im Sprachgebrauch andauernd negativ besetzt wurden in der Vergangenheit. Ich hätte heute kein Problem damit, wenn meine Mutter Angestellte als Prostituierte gewesen wäre, aber über so eine Bezeichnung würde ich mich wegen des negativen Beiklanges ärgern und auch deswegen, weil ich dann nach meiner Herkunft bewertet würde. Denn das möchte ich nicht.
Außerdem fürchte ich, dass schwangere Prostituierte davon absehen könnten ihre Schwangerschaft zu Ende auszutragen, einfach weil sie fürchten, dass ihr Kind in der Gesellschaft dann als ein "Hurensohn" gelten könnte!
Grüße,
Tomek
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Re: "Hurensohn" immer noch negativ besetzt?
Du glaubst, dass eine Frau ihr Kind abtreibt, weil es irgendwann einmal "Hurensohn" genannt werden könnte?
Echt jetzt?
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Re: "Hurensohn" immer noch negativ besetzt?

tomek hat geschrieben:Außerdem fürchte ich, dass schwangere Prostituierte davon absehen könnten ihre Schwangerschaft zu Ende auszutragen, einfach weil sie fürchten, dass ihr Kind in der Gesellschaft dann als ein "Hurensohn" gelten könnte!
Ich komme gerade von einem Treffen von SexarbeiterInnen in Wien - Beim Besprechen der letzten Beiträge auf sexworker.at war auch von diesem Thread die Rede. Auch die anwesenden SexarbeiterInnen zeigten sich ob der Vermutung verwundert - und einige absolut verärgert. Schon die Fragestellung alleine wird als nicht prickelnd empfunden.
Man kann sich dem folgenden Zitat nur anschließen:

Liebe Grüßextabay hat geschrieben:Du glaubst, dass eine Frau ihr Kind abtreibt, weil es irgendwann einmal "Hurensohn" genannt werden könnte?
Echt jetzt?
christian
Zuletzt geändert von Zwerg am 30.10.2016, 20:21, insgesamt 1-mal geändert.
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RE: "Hurensohn" immer noch negativ besetzt?
Ja.
Ein Freund meinte, ich hätte Wahnvorstellungen. Da wäre ich fast von meinem Einhorn gefallen!
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In dem Zusammenhang möchte ich eine Frage eines Users in einem anderen Forum zitieren, da ich sie als sehr interessant empfinde.
Kinder sind naturgemäss neugierig und in der Regel unvoreingenommen.
Mit welchen Worten erklärt man einem ...sagen wir 9-jährigen ... Kind, was die Frauen machen, die in kurzen Röcken, hohen Schuhen und geschminkt an der Strasse stehen und sich mit Autofahrern unterhalten und die es beim Vorüberfahren zufällig gesehen hat.
Ohne dass es seine Unvoreingenommenheit verliert und ohne dass es das Gefühl hat, es wurde angeflunkert.
Kinder haben da ja ein sehr gutes Gespür dafür.
Kinder sind naturgemäss neugierig und in der Regel unvoreingenommen.
Mit welchen Worten erklärt man einem ...sagen wir 9-jährigen ... Kind, was die Frauen machen, die in kurzen Röcken, hohen Schuhen und geschminkt an der Strasse stehen und sich mit Autofahrern unterhalten und die es beim Vorüberfahren zufällig gesehen hat.
Ohne dass es seine Unvoreingenommenheit verliert und ohne dass es das Gefühl hat, es wurde angeflunkert.
Kinder haben da ja ein sehr gutes Gespür dafür.
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"Das sind Damen, die ihre Gesellschaft für Geld anbieten" würde ich vermutlich antworten. Und zwar mit ner fröhlichen Stimme, und ohne die selbige bedeutungsschwer zu senken 😊
Und was das andere Thema angeht, den "Hurensohn"
Der wird meist als abwertende Bezeichnung für wen auch immer benutzt, aber ganz sicher nicht primär für Kinder von SW.
Die Tatsache dass diese Begrifflichkeit immer noch Verwendung findet zeigt vor allem eins: SW sind immer noch negativ konnotiert.
Und was das andere Thema angeht, den "Hurensohn"
Der wird meist als abwertende Bezeichnung für wen auch immer benutzt, aber ganz sicher nicht primär für Kinder von SW.
Die Tatsache dass diese Begrifflichkeit immer noch Verwendung findet zeigt vor allem eins: SW sind immer noch negativ konnotiert.
liebe grüsse malin
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
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- wissend
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RE: "Hurensohn" immer noch negativ besetzt?
Ich habe leider keine Ahnung über die Sprachhistorische Entstehung des Begriffs. Aber ich gehe auch davon aus, dass dies in der Realität der Kinder von SW keine Rolle spielt.
Eher auch einfach ein Schimpfwort ohne sachlichen Zusammenhang. Aber es zeigt die Negativbehaftung der SW.
@malin: finde ich eine unverkrampfte und authentische Antwort. Ich denke es geht auch darum wie ein Kind geprägt wird um eine vernünftige Sicht zum Thema zu entwickeln.
Eher auch einfach ein Schimpfwort ohne sachlichen Zusammenhang. Aber es zeigt die Negativbehaftung der SW.
@malin: finde ich eine unverkrampfte und authentische Antwort. Ich denke es geht auch darum wie ein Kind geprägt wird um eine vernünftige Sicht zum Thema zu entwickeln.
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Ein verstorbener Freund von mir war tatsächlich ein Hurensohn, und wurde schon als kleiner Junge arg damit gescholten. Das heisst, ab den 1930ern. Er hat immer stark darunter gelitten, bis in den Masse, dass er sich noch in den 1980ern sogar das Leben zu nehmen versucht hat. Muss hinzufügen: Die Mutter hat ihn, als er vier Jahre alt war, beim Vater zurückgelassen, der in einem sehr anständigen Viertel wohnte, und ohnehin eine angesehene Person war. So wie die Lage war, ist anzunehmen, dass der Vater auch genau um die Tätigkeiten seiner Frau gewusst haben muss. Ihm ist also zugute zu halten, dass er sie überhaupt geheiratet hat, sogar noch nach der Geburt des Sohnes.
Der Sohn selber hat mir diese Geschichte nie erzählt, ich habe sie erst nach seinem Tode herausgefunden. Er hat sich aber offensichtlich allzu sehr für diese Vergangenheit geschämt, auch wenn er weiterhin ein sehr liberal denkender Mensch war. Da sieht man, welche Auswirkung dieses Wort auf einen haben kann, solange als Schimpfwort verwendet (denn eigentlich steht es ja auf gleicher Ebene mit Anwaltsohn oder Käsehändlersohn usw.).
Bemerkenswerterweise übrigens gibt es kein Schimpwort 'Hurentochter'. Braucht man wohl nicht haben, da reicht ja schon 'Hure' oder 'Schlampe'...
Der Sohn selber hat mir diese Geschichte nie erzählt, ich habe sie erst nach seinem Tode herausgefunden. Er hat sich aber offensichtlich allzu sehr für diese Vergangenheit geschämt, auch wenn er weiterhin ein sehr liberal denkender Mensch war. Da sieht man, welche Auswirkung dieses Wort auf einen haben kann, solange als Schimpfwort verwendet (denn eigentlich steht es ja auf gleicher Ebene mit Anwaltsohn oder Käsehändlersohn usw.).
Bemerkenswerterweise übrigens gibt es kein Schimpwort 'Hurentochter'. Braucht man wohl nicht haben, da reicht ja schon 'Hure' oder 'Schlampe'...
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
Joachim Ringelnatz
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RE: "Hurensohn" immer noch negativ besetzt?
Ein Kommilitone hat mir einmal erzählt, dass er ein Adoptivkind ist und vermutet, ein "Hurensohn" zu sein, also ein Sohn einer Prostituierten mit einem unbekannten Kunden. Der leibliche Vater ist also nicht bekannt. Er gibt natürlich auf Anfrage seine Adoptiveltern an.
Ich habe auch zwei Kolleginnen getroffen, deren Mütter auch schon im Gewerbe waren und deren Väter Freier waren. Die sind mit dem Stigma aufgewachsen.
Ich habe auch zwei Kolleginnen getroffen, deren Mütter auch schon im Gewerbe waren und deren Väter Freier waren. Die sind mit dem Stigma aufgewachsen.