Studie „Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen in ausgewählten Ländern"
Die Diakonie Deutschland veröffentlicht die Studie „Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen in ausgewählten Ländern – Eine Zusammenstellung internationaler wissenschaftlicher Forschungsergebnisse“ von Nathalie Kornet.
26.9.24
https://www.diakonie.de/informieren/inf ... eiterinnen
https://www.diakonie.de/diakonie_de/use ... arbeit.pdf
Studie „Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen“
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Re: Studie „Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen“
Danke!
christian
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Re: Studie „Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen“
Vielen Dank!
Greets Nora
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Re: Studie „Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen“
Vielen Dank, lieber lust4fun, für Deine Einstellung!
Nun Stelle ich hier eine andere Studie bzw. Umfrage in Kurzform ein:
Sexwork in Deutschland
„Meine Arbeit als Sexarbeiterin macht das normale Dating praktisch unmöglich“
Von Sabine Winkler
Stand: 08:03 Uhr Lesedauer: 6 Minuten
Sexarbeit in Deutschland: So geht es Escorts, Prostituierten und Co.
Raus aus der Tabu-Zone! Die „Sex Work Well-Being“-Umfrage 2024 will Sexarbeitenden eine Stimme geben
Quelle: Getty Images/Andreas Rentz
Stripperinnen, Escort, Prostituierte und Camgirls: Eine Umfrage gibt Einblicke in den Alltag derjenigen, die in Deutschland mit Sexwork ihr Geld verdienen. Für viele bedeutet der Job gravierende Auswirkungen auf das Privatleben. Doch auch positive Aspekte kommen zur Sprache.
Über den Arbeitsalltag von Prostituierten, Escorts, Pornodarstellern oder anderen in der Erotikbranche ranken sich immer noch zahlreiche Mythen und Vorurteile. Sexarbeit ist nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu – und wird von vielen auch mit Kriminalität und Gewalt in Verbindung gebracht.
Um im ältesten Gewerbe der Welt bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, trat hierzulande im Jahr 2017 das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft. So gilt inzwischen eine Kondompflicht und in der Prostitution Tätige sind verpflichtet, ihre Tätigkeit bei den Behörden anzumelden. Aktuell wird das Gesetz vom kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen evaluiert.
Die „Sex Work Well-Being Umfrage 2024“ soll nun einen Einblick in den Arbeitsalltag von Sexarbeitenden in Deutschland geben. Die Erhebung basiert auf einer Zusammenarbeit des Erotikportals Erobella mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Dabei zeigt sich: Die Mehrheit der Befragten bewertet die eigene physische und psychische Gesundheit positiv. Doch es gibt auch Probleme, die starke Auswirkungen auf das Privatleben haben.
Für die Umfrage wurden deutschlandweit 205 Sexarbeiterinnen und –arbeiter anonym zu verschiedenen Themen befragt, unter anderem zur mentalen Gesundheit und der Art und Weise, wie sie ihrer Arbeit nachgehen. Zur Teilnahme an der Online-Umfrage wurde sowohl bei Erobella als auch bei führenden Sexarbeitsorganisationen wie dem Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BESD) und den Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen (BSD) aufgerufen. Etwas über 74 Prozent der Befragten gaben an, weiblich zu sein, jeweils 12,7 Prozent waren männlich beziehungsweise transgender. Die meisten von ihnen, nämlich gut 60 Prozent, sind zwischen 25 und 44 Jahren, den prozentual größten Anteil stellen die 35- bis 44-Jährigen mit 27,3 Prozent.
Die meisten (36,6 Prozent) sind im Escort-Bereich tätig, welcher sowohl Escortservices als auch klassische Prostitution umfasst. Knapp 14 Prozent bieten erotische Massagen an und wiederum zehn Prozent drehen Pornos.
So schätzen Sexworker ihre persönliche Lage ein
Sexarbeiterin lehnt sich an eine Häuserwand an
Viele sind mit der Sexarbeit zufrieden – doch es gibt noch Verbesserungspotenzial
Quelle: Getty Images/Eric Cahan
Für viele vielleicht überraschend, zeigt die Umfrage, dass mit rund 85 Prozent die meisten Sexarbeitenden ihre physische und psychische Gesundheit als gut oder sogar sehr gut einschätzen. So schreibt eine Person: „Sich um meine mentale Gesundheit zu kümmern, ist entscheidend, weil ich nicht gut oder sicher arbeiten kann, wenn ich in einem schlechten psychischen Zustand bin.“
Diese überwiegend positive Bewertung der eigenen Situation sei vor allem darauf zurückzuführen, dass „Plattformen wie Erobella und NGO’s wie der BESD und BSD sich aktiv für selbstbestimmte Sexarbeit einsetzen und jede Form von Zwangsprostitution, Nötigung oder Ausbeutung entschieden ablehnen“, erklärt das Portal auf Nachfrage von WELT. Sexarbeitende, die auf Erobella werben, würden dies auf freiwilliger Basis tun und volle Kontrolle über ihre Arbeit haben. „Dies trägt maßgeblich zu einer positiven Einschätzung ihrer eigenen Gesundheit bei“, heißt es in der Stellungnahme. Daher beinhalte die Umfrage keine Aussagen über Menschen in Zwangsprostitution.
In manchen Wortmeldungen der Erhebung wird geschildert, dass die Arbeit selbstbewusster mache: „Durch die Sexarbeit und die negativen / verarschenden Typen, bin ich selbstbewusster geworden und lasse mir keine Lügen mehr auftischen, auch nicht privat.“ Allerdings geben 27 Prozent in der Umfrage an, dass sie aufgrund ihrer Tätigkeit bereits mit psychischen Belastungen zu kämpfen hatten. Als besondere Stressfaktoren werden unzuverlässige Kunden, ein hoher organisatorischer Aufwand und kulturelle Barrieren genannt.
Nur wenige Sexarbeitende empfangen ihre Kunden in festen Etablissements, wie die „Sex Work Well-Being“-Umfrage 2024 belegt
Quelle: Getty Images/DigiPub
Fast 82 Prozent finden, dass die Sexarbeit ihnen eine gute Verdienstmöglichkeit liefert. Fast 25 Prozent der Teilnehmer sind seit weniger als einem Jahr in diesem Bereich tätig – zum anderen sind über 45 Prozent seit mehr als fünf Jahren im Erotikgeschäft.
Fast die Hälfte der Sexarbeitenden sind selbstständig tätig, gut 19 Prozent sind online tätig, nur zehn Prozent arbeiten über Plattformen wie OnlyFans. Jeweils nur 8,3 Prozent der Befragten arbeiten in einem Bordell oder Club. Die überwiegend geschützten Räume für ihre Dienstleistungen sorgen wohl auch dafür, dass die überwiegende Mehrheit sich bei der Arbeit sicher fühlt und nur selten mit brenzlichen Situationen konfrontiert war.
Allerdings stellen die zum Teil prekären Arbeitsbedingungen sowie mangelnder Arbeitnehmerschutz und das Risiko sexueller Übergriffe viele vor Herausforderungen. Besonders das Verhalten von Kunden und Freiern wird kritisiert. So beklagt eine Stimme in der Erhebung: „Das Verhalten der meisten Männer sollte sich ändern: Täuschung, Termine vereinbaren und nicht erscheinen, Preisdumping und, sehr wichtig: das Nachfragen von Dienstleistungen, die ich gar nicht anbiete.“
Andere bemängeln, dass sie wenig Freizeit haben, „weil ich ständig erreichbar sein und mit den Kunden in Kontakt bleiben muss.“ Weiteren Druck baue für manche auf, dass sie sich die Profile ihrer Kunden nicht genau anschauen und durchlesen können – das bedeute weniger Vorbereitung und womöglich auch weniger Sicherheit.
Vorurteile und Stigmatisierung? So fühlen sich Sexarbeitende in der Gesellschaft
Symbolbild Lust
Privatleben als Prostituierte oder Escortgirl? Vor allem in der Partnerschaft kann das zu einem Problem werden
Quelle: Getty Images/Yana Iskayeva
Leider machen Sexarbeitende noch immer schlechte Erfahrungen, wenn es darum geht, Privatleben und Job zu vereinbaren. So berichten viele von Beziehungsproblemen oder einer verringerten Libido. „Meine Arbeit als Sexarbeiterin macht das normale Dating praktisch unmöglich“, wird eine Person zitiert.
Jemand anderes wiederum berichtet, genau abzuwägen, wem er von seiner Tätigkeit erzähle: „Es gibt Männer und auch Frauen, von denen ich auf gar keinen Fall für Sexarbeit angefragt werden will. Ich hatte das schon erlebt, dass jemand aus meiner alten Schulklasse rausgefunden hat, dass ich Sexarbeit mache und er mich angeschrieben hat, so: Hey! Du bist doch Nutte – wann kann ich dich ficken?“
Darüber hinaus äußerten die Befragten einen starken Wunsch nach gesetzlichen Änderungen, insbesondere in den Bereichen Entkriminalisierung der Sexarbeit. So ist es beispielsweise nach wie vor illegal, für sexuelle Dienstleistungen zu werben. Zudem verlangen viele nach einem gerechteren Umgang mit Migranten in der Branche. Eine Verschärfung der Prostitution nach nordischem Modell, das bezahlten Sex verbietet, wie von einigen Politikern in Deutschland immer wieder gefordert, wäre demnach nicht in ihrem Interesse – wohl auch, weil andernfalls ihre Geschäftsgrundlage entfallen würde. Auf der anderen Seite stehen aber auch große Berufsverbände der Sexarbeitenden einem Kaufverbot sexueller Dienstleistungen kritisch gegenüber.
So schreibt der BSD auf seiner Homepage dazu: „Die Folge dieser Regelungen ist, dass es keine geschützten Arbeitsplätze für Sexarbeiter*innen mehr gibt. Sie gehen Risiken ein, sie müssen sich mit Kunden an dunklen Ecken treffen, denn sie wollen und können den Job nicht aufgeben. Die Arbeit ist extrem unsicher, stressig und auch gefährlich geworden. Natürlich gibt es keine Alternativangebote für Sexarbeiter*innen, die aussteigen wollen.“
Forschung zur Sexarbeit: Bisher eher unzureichend
Frau zieht sich vor einem Spiegel aus
Tatsächliche Forschung über Sexarbeit ist schwierig, weil kaum einer das Thema offen ansprechen möchte
Quelle: Getty Images/WIN-Initiative/Neleman
Forschungsprojekte über Sexarbeit stießen häufig auf schwierige Bedingungen, sagt Dr. Olena Ivanova von der LMU München, die an der Studie beratend beteiligt war. Auf Anfrage von WELT erklärt sie, dass diese zum einen häufig unterfinanziert seien, da sie gesellschaftlich tabuisiert seien und kontrovers diskutiert würden. Zum anderen sei es schwierig, repräsentative Umfragen auf die Beine zu stellen. „Die Gesundheit von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern, insbesondere die sexuelle und reproduktive Gesundheit, die mein Arbeitsgebiet ist, ist sehr wichtig“.
Die „Sex Work Well Being“-Umfrage soll Ausgangspunkt für weitere Forschungsprojekte sein. Zum Ende des Jahres sei von Erobella ein Forschungsindex-Bericht geplant, der auf einem wesentlich größeren Datenvolumen basiere. „Um eine umfassendere Auswertung der Ergebnisse zu ermöglichen, befinden wir uns im Austausch mit Universitäten und Wissenschaftseinrichtungen“, sagt ein Sprecher der Plattform dazu.
https://www.welt.de/kmpkt/article253583 ... glich.html
Lust
von Erobella
English
Erobella Sex Work Well-Being Umfrage 2024
Veröffentlicht 12th September, 2024
Wie geht es den Sexarbeitenden in Deutschland? Klar ist: Sexarbeit ist ein Thema, das oft von gesellschaftlichen Vorurteilen und rechtlichen Kontroversen begleitet wird. Die „Sex Work Well-Being Umfrage 2024“ von Erobella, zielt darauf ab, einen differenzierten Blick auf die Lebensrealitäten von Sexarbeitenden in Deutschland zu werfen. Die Umfrage bietet eine detaillierte Übersicht über die gesundheitliche, soziale und rechtliche Situation dieser Berufsgruppe und beleuchtet die Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen.
Hintergrund
Im Jahr 2017 trat das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft, das die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeitenden in Deutschland regulieren soll. Derzeit wird das Gesetz vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen evaluiert, um seine Auswirkungen zu bewerten. Ob die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist jedoch unklar. Vor diesem Hintergrund und zur Förderung der Transparenz wurde die „Sex Work Well-Being Umfrage 2024“ von Erobella initiiert, der unabhängig von staatlichen Untersuchungen die Situation von Sexarbeitenden erfasst.
Die Umfrage
Für die Erstellung der Umfrage wurden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) 205 Sexarbeitende in Deutschland mittels Fragebögen befragt. Die Befragung erfolgte anonym, um den Schutz der TeilnehmerInnen zu gewährleisten. Die untersuchten Themenbereiche umfassten:
Gesundheit und Wohlbefinden
Soziale Unterstützung und Community
Recht und Gesetz
Geschlechtskrankheiten
Grundsätzliche Zufriedenheit
Sicherheit
Allgemeine Charakteristika der Befragten
Die Befragten repräsentieren eine diverse Gruppe von Sexarbeitenden, was Geschlecht, Herkunft und Arbeitsumfelder betrifft.
Wie geht es den Sexarbeitenden in Deutschland gesundheitlich?
Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Befragten (rund 85%) ihre physische und psychische Gesundheit als positiv bewertet und Zugang zu psychologischer Betreuung hat. Dennoch gibt es eine signifikante Minderheit, die mit psychischen Problemen kämpft. Häufige Stressfaktoren, wie unzuverlässige Kunden, Buchungsmanagement und kulturelle Barrieren, beeinträchtigen sowohl das Arbeits- als auch das Privatleben. Diese Faktoren erschweren es, gesunde Beziehungen zu pflegen, Selbstfürsorge zu betreiben und eine stabile Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten.
Zitate von Sexarbeitenden:
„Sich um meine mentale Gesundheit zu kümmern, ist entscheidend, weil ich nicht gut oder sicher arbeiten kann, wenn ich in einem schlechten psychischen Zustand bin. Der Austausch mit anderen Sexarbeitenden durch regelmäßige Treffen oder Aktivitäten, die von BesD oder anderen organisiert werden, trägt wesentlich zu meiner psychischen Gesundheit bei.”
“Durch die Sexarbeit und die negativen / verarschenden Typen, bin ich selbstbewusster geworden und lasse mir keine Lügen mehr auftischen, auch nicht privat.”
“Für den Job braucht man einen starken psychischen Zustand. Hauptsächlich wegen der Vorarbeit und dem Backoffice. Nicht wegen der Treffen selbst.”
Allgemeine Zufriedenheit
Die Befragten hoben mehrere positive Aspekte ihrer Arbeit hervor, wie finanzielle Unabhängigkeit, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, ihren eigenen Zeitplan zu gestalten. Trotz dieser Vorteile bestehen jedoch erhebliche Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf prekäre Arbeitsbedingungen, mangelnden Arbeitnehmerschutz und das Risiko sexueller Übergriffe. Besonders das Verhalten von Kunden wird kritisiert, die nicht zu ausgemachten Treffen erscheinen oder immer wieder Services anfragen, die eine Sexarbeiterin gar nicht anbietet.
Zitat von Sexarbeitenden:
„Sexarbeit ermöglicht es mir, mit einem geringeren Zeitaufwand gut zu verdienen. Ich bin schon eine ältere Frau, aber in der Sexarbeit bin ich weiterhin sehr gefragt.“
„Das Verhalten der meisten Männer sollte sich ändern: Täuschung, Termine vereinbaren und nicht erscheinen, Preisdumping und, sehr wichtig: das Nachfragen von Dienstleistungen, die ich gar nicht anbiete.“
“Ich habe wenig Freizeit, weil ich ständig erreichbar sein und mit den Kunden in Kontakt bleiben muss.”
“Ich empfinde es als sehr stressig, dass die User sich die Profile nicht genau anschauen und durchlesen.”
Vorurteile und Stigma
Sexarbeitende berichteten, dass ihr Beruf das Privatleben auf verschiedene Weise beeinträchtigt. Schwierigkeiten beim Beziehungsaufbau, eine verringerte Libido und der Druck, ständig erreichbar zu sein, sind häufig geäußerte Probleme. Darüber hinaus äußerten die Befragten einen starken Wunsch nach gesetzlichen Änderungen, insbesondere in den Bereichen Entkriminalisierung der Sexarbeit und ein gerechterer Umgang mit MigrantInnen in der Branche.
Zitate von Sexarbeitenden:
„Ich lebe ein normales Leben, manchmal erkennen mich Leute in der Stadt, aber das hindert mich nicht daran, mein Leben zu leben.“
“Es ist leider nicht möglich, eine richtig schöne Beziehung privat zu führen.”
“Meine Arbeit als Sexarbeiterin macht das normale Dating praktisch unmöglich.”
“Seitdem ich die Sexarbeit professionell mache, bin ich selbstbewusster geworden”
“Ich muss schon aufpassen, wem ich sage, dass ich Sexarbeiterin bin. Es gibt Männer und auch Frauen von denen ich auf gar keinen Fall für Sexarbeit angefragt werden will. Ich hatte das schon erlebt, dass jemand aus meiner alten Schulklasse rausgefunden hat, dass ich Sexarbeit mache und er mich angeschrieben hat so „Hey! Du bist doch Nutte – wann kann ich dich ficken?“
Fazit
Die „Sex Work Well-Being Umfrage 2024“ zeichnet ein differenziertes Bild der Situation von Sexarbeitenden in Deutschland. Während viele die Vorteile ihrer Arbeit schätzen, bleiben Herausforderungen wie Sicherheit, Stress und die Auswirkungen auf das persönliche Leben bestehen.
Ola Miedzynska, Mitgründerin von Erobella, fasst die Ergebnisse der Umfrage wie folgt zusammen:
“Die Umfrage zeigt deutlich, dass wir als Gesellschaft endlich bereit sein müssen, die Bedürfnisse und Stimmen der Sexarbeitenden ernst zu nehmen. Es geht dabei nicht nur um Gesetzesänderungen, sondern um einen grundsätzlichen Wandel in der Art und Weise, wie wir über Sexarbeit sprechen und denken. Wir müssen den Fokus auf das Wohlbefinden, die Rechte und die Sicherheit derjenigen richten, die oft am Rand der Gesellschaft stehen, und ihnen die Anerkennung und Unterstützung geben, die sie verdienen.“
Unsere Empfehlungen
Sag Nein zum Nordischen Modell: Das sogenannte Nordische Modell, welches von verschiedenen Parteivertreter:innen aktuell gefordert wird, würde die Sicherheit der Sexarbeitenden nachweislich verschlechtern. Nur durch eine umfassende Anerkennung der Arbeit von Sexarbeitenden kann es einen wirksamen Schutz geben. Es ist daher notwendig, mit politischen Entscheidungsträgern zusammenzuarbeiten, um Gesetze und Lösungen zu schaffen, die die Rechte und Sicherheit dieser Berufsgruppe stärken und nicht schwächen.
Verbesserte Migrationsverfahren: Die Vereinfachung der Registrierungsverfahren für Migranten ist unerlässlich, um Gleichbehandlung und Schutz zu gewährleisten und Ausbeutung zu verringern.
Verbesserte Gesundheitssysteme: Es müssen Gesundheitsdienste entwickelt werden, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Sexarbeitenden zugeschnitten sind, um Zugang zu umfassender medizinischer Versorgung ohne Stigmatisierung zu gewährleisten.
Abbau von Stigmatisierung und Vorurteilen: Öffentlichkeitskampagnen sollten das Ziel haben, Stigmatisierung und Vorurteile gegenüber Sexarbeitenden abzubauen und die Akzeptanz dieses Berufsstandes in der Gesellschaft zu fördern.
Unterstützungssysteme und Ressourcen: Es sollten geschützte Räume und Gemeinschaftszentren geschaffen werden, in denen Sexarbeitende Zugang zu psychosozialen Diensten, Rechtsbeistand und finanzieller Beratung erhalten.
Methodik und besonderer Dank
Die Umfrage wurde in den Monaten Juni und Juli 2024 online durchgeführt, wobei Antworten von insgesamt 205 Teilnehmern gesammelt wurden. Alle Beiträge wurden anonym erfasst, um den Datenschutz zu gewährleisten und ehrliches Feedback zu fördern. Die Mehrheit der Befragten stammte aus der Erobella-Benutzerbasis, während zusätzliche Antworten durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen NGOs, die sich für SexarbeiterInnen einsetzen, gesammelt wurden. Dieser vielfältige Teilnehmerpool bietet eine abgerundete Perspektive auf die Thematik.
https://erobella.com/lust/erobella-sex- ... rage-2024/
Nun Stelle ich hier eine andere Studie bzw. Umfrage in Kurzform ein:
Sexwork in Deutschland
„Meine Arbeit als Sexarbeiterin macht das normale Dating praktisch unmöglich“
Von Sabine Winkler
Stand: 08:03 Uhr Lesedauer: 6 Minuten
Sexarbeit in Deutschland: So geht es Escorts, Prostituierten und Co.
Raus aus der Tabu-Zone! Die „Sex Work Well-Being“-Umfrage 2024 will Sexarbeitenden eine Stimme geben
Quelle: Getty Images/Andreas Rentz
Stripperinnen, Escort, Prostituierte und Camgirls: Eine Umfrage gibt Einblicke in den Alltag derjenigen, die in Deutschland mit Sexwork ihr Geld verdienen. Für viele bedeutet der Job gravierende Auswirkungen auf das Privatleben. Doch auch positive Aspekte kommen zur Sprache.
Über den Arbeitsalltag von Prostituierten, Escorts, Pornodarstellern oder anderen in der Erotikbranche ranken sich immer noch zahlreiche Mythen und Vorurteile. Sexarbeit ist nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu – und wird von vielen auch mit Kriminalität und Gewalt in Verbindung gebracht.
Um im ältesten Gewerbe der Welt bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, trat hierzulande im Jahr 2017 das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft. So gilt inzwischen eine Kondompflicht und in der Prostitution Tätige sind verpflichtet, ihre Tätigkeit bei den Behörden anzumelden. Aktuell wird das Gesetz vom kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen evaluiert.
Die „Sex Work Well-Being Umfrage 2024“ soll nun einen Einblick in den Arbeitsalltag von Sexarbeitenden in Deutschland geben. Die Erhebung basiert auf einer Zusammenarbeit des Erotikportals Erobella mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Dabei zeigt sich: Die Mehrheit der Befragten bewertet die eigene physische und psychische Gesundheit positiv. Doch es gibt auch Probleme, die starke Auswirkungen auf das Privatleben haben.
Für die Umfrage wurden deutschlandweit 205 Sexarbeiterinnen und –arbeiter anonym zu verschiedenen Themen befragt, unter anderem zur mentalen Gesundheit und der Art und Weise, wie sie ihrer Arbeit nachgehen. Zur Teilnahme an der Online-Umfrage wurde sowohl bei Erobella als auch bei führenden Sexarbeitsorganisationen wie dem Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BESD) und den Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen (BSD) aufgerufen. Etwas über 74 Prozent der Befragten gaben an, weiblich zu sein, jeweils 12,7 Prozent waren männlich beziehungsweise transgender. Die meisten von ihnen, nämlich gut 60 Prozent, sind zwischen 25 und 44 Jahren, den prozentual größten Anteil stellen die 35- bis 44-Jährigen mit 27,3 Prozent.
Die meisten (36,6 Prozent) sind im Escort-Bereich tätig, welcher sowohl Escortservices als auch klassische Prostitution umfasst. Knapp 14 Prozent bieten erotische Massagen an und wiederum zehn Prozent drehen Pornos.
So schätzen Sexworker ihre persönliche Lage ein
Sexarbeiterin lehnt sich an eine Häuserwand an
Viele sind mit der Sexarbeit zufrieden – doch es gibt noch Verbesserungspotenzial
Quelle: Getty Images/Eric Cahan
Für viele vielleicht überraschend, zeigt die Umfrage, dass mit rund 85 Prozent die meisten Sexarbeitenden ihre physische und psychische Gesundheit als gut oder sogar sehr gut einschätzen. So schreibt eine Person: „Sich um meine mentale Gesundheit zu kümmern, ist entscheidend, weil ich nicht gut oder sicher arbeiten kann, wenn ich in einem schlechten psychischen Zustand bin.“
Diese überwiegend positive Bewertung der eigenen Situation sei vor allem darauf zurückzuführen, dass „Plattformen wie Erobella und NGO’s wie der BESD und BSD sich aktiv für selbstbestimmte Sexarbeit einsetzen und jede Form von Zwangsprostitution, Nötigung oder Ausbeutung entschieden ablehnen“, erklärt das Portal auf Nachfrage von WELT. Sexarbeitende, die auf Erobella werben, würden dies auf freiwilliger Basis tun und volle Kontrolle über ihre Arbeit haben. „Dies trägt maßgeblich zu einer positiven Einschätzung ihrer eigenen Gesundheit bei“, heißt es in der Stellungnahme. Daher beinhalte die Umfrage keine Aussagen über Menschen in Zwangsprostitution.
In manchen Wortmeldungen der Erhebung wird geschildert, dass die Arbeit selbstbewusster mache: „Durch die Sexarbeit und die negativen / verarschenden Typen, bin ich selbstbewusster geworden und lasse mir keine Lügen mehr auftischen, auch nicht privat.“ Allerdings geben 27 Prozent in der Umfrage an, dass sie aufgrund ihrer Tätigkeit bereits mit psychischen Belastungen zu kämpfen hatten. Als besondere Stressfaktoren werden unzuverlässige Kunden, ein hoher organisatorischer Aufwand und kulturelle Barrieren genannt.
Nur wenige Sexarbeitende empfangen ihre Kunden in festen Etablissements, wie die „Sex Work Well-Being“-Umfrage 2024 belegt
Quelle: Getty Images/DigiPub
Fast 82 Prozent finden, dass die Sexarbeit ihnen eine gute Verdienstmöglichkeit liefert. Fast 25 Prozent der Teilnehmer sind seit weniger als einem Jahr in diesem Bereich tätig – zum anderen sind über 45 Prozent seit mehr als fünf Jahren im Erotikgeschäft.
Fast die Hälfte der Sexarbeitenden sind selbstständig tätig, gut 19 Prozent sind online tätig, nur zehn Prozent arbeiten über Plattformen wie OnlyFans. Jeweils nur 8,3 Prozent der Befragten arbeiten in einem Bordell oder Club. Die überwiegend geschützten Räume für ihre Dienstleistungen sorgen wohl auch dafür, dass die überwiegende Mehrheit sich bei der Arbeit sicher fühlt und nur selten mit brenzlichen Situationen konfrontiert war.
Allerdings stellen die zum Teil prekären Arbeitsbedingungen sowie mangelnder Arbeitnehmerschutz und das Risiko sexueller Übergriffe viele vor Herausforderungen. Besonders das Verhalten von Kunden und Freiern wird kritisiert. So beklagt eine Stimme in der Erhebung: „Das Verhalten der meisten Männer sollte sich ändern: Täuschung, Termine vereinbaren und nicht erscheinen, Preisdumping und, sehr wichtig: das Nachfragen von Dienstleistungen, die ich gar nicht anbiete.“
Andere bemängeln, dass sie wenig Freizeit haben, „weil ich ständig erreichbar sein und mit den Kunden in Kontakt bleiben muss.“ Weiteren Druck baue für manche auf, dass sie sich die Profile ihrer Kunden nicht genau anschauen und durchlesen können – das bedeute weniger Vorbereitung und womöglich auch weniger Sicherheit.
Vorurteile und Stigmatisierung? So fühlen sich Sexarbeitende in der Gesellschaft
Symbolbild Lust
Privatleben als Prostituierte oder Escortgirl? Vor allem in der Partnerschaft kann das zu einem Problem werden
Quelle: Getty Images/Yana Iskayeva
Leider machen Sexarbeitende noch immer schlechte Erfahrungen, wenn es darum geht, Privatleben und Job zu vereinbaren. So berichten viele von Beziehungsproblemen oder einer verringerten Libido. „Meine Arbeit als Sexarbeiterin macht das normale Dating praktisch unmöglich“, wird eine Person zitiert.
Jemand anderes wiederum berichtet, genau abzuwägen, wem er von seiner Tätigkeit erzähle: „Es gibt Männer und auch Frauen, von denen ich auf gar keinen Fall für Sexarbeit angefragt werden will. Ich hatte das schon erlebt, dass jemand aus meiner alten Schulklasse rausgefunden hat, dass ich Sexarbeit mache und er mich angeschrieben hat, so: Hey! Du bist doch Nutte – wann kann ich dich ficken?“
Darüber hinaus äußerten die Befragten einen starken Wunsch nach gesetzlichen Änderungen, insbesondere in den Bereichen Entkriminalisierung der Sexarbeit. So ist es beispielsweise nach wie vor illegal, für sexuelle Dienstleistungen zu werben. Zudem verlangen viele nach einem gerechteren Umgang mit Migranten in der Branche. Eine Verschärfung der Prostitution nach nordischem Modell, das bezahlten Sex verbietet, wie von einigen Politikern in Deutschland immer wieder gefordert, wäre demnach nicht in ihrem Interesse – wohl auch, weil andernfalls ihre Geschäftsgrundlage entfallen würde. Auf der anderen Seite stehen aber auch große Berufsverbände der Sexarbeitenden einem Kaufverbot sexueller Dienstleistungen kritisch gegenüber.
So schreibt der BSD auf seiner Homepage dazu: „Die Folge dieser Regelungen ist, dass es keine geschützten Arbeitsplätze für Sexarbeiter*innen mehr gibt. Sie gehen Risiken ein, sie müssen sich mit Kunden an dunklen Ecken treffen, denn sie wollen und können den Job nicht aufgeben. Die Arbeit ist extrem unsicher, stressig und auch gefährlich geworden. Natürlich gibt es keine Alternativangebote für Sexarbeiter*innen, die aussteigen wollen.“
Forschung zur Sexarbeit: Bisher eher unzureichend
Frau zieht sich vor einem Spiegel aus
Tatsächliche Forschung über Sexarbeit ist schwierig, weil kaum einer das Thema offen ansprechen möchte
Quelle: Getty Images/WIN-Initiative/Neleman
Forschungsprojekte über Sexarbeit stießen häufig auf schwierige Bedingungen, sagt Dr. Olena Ivanova von der LMU München, die an der Studie beratend beteiligt war. Auf Anfrage von WELT erklärt sie, dass diese zum einen häufig unterfinanziert seien, da sie gesellschaftlich tabuisiert seien und kontrovers diskutiert würden. Zum anderen sei es schwierig, repräsentative Umfragen auf die Beine zu stellen. „Die Gesundheit von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern, insbesondere die sexuelle und reproduktive Gesundheit, die mein Arbeitsgebiet ist, ist sehr wichtig“.
Die „Sex Work Well Being“-Umfrage soll Ausgangspunkt für weitere Forschungsprojekte sein. Zum Ende des Jahres sei von Erobella ein Forschungsindex-Bericht geplant, der auf einem wesentlich größeren Datenvolumen basiere. „Um eine umfassendere Auswertung der Ergebnisse zu ermöglichen, befinden wir uns im Austausch mit Universitäten und Wissenschaftseinrichtungen“, sagt ein Sprecher der Plattform dazu.
https://www.welt.de/kmpkt/article253583 ... glich.html
Lust
von Erobella
English
Erobella Sex Work Well-Being Umfrage 2024
Veröffentlicht 12th September, 2024
Wie geht es den Sexarbeitenden in Deutschland? Klar ist: Sexarbeit ist ein Thema, das oft von gesellschaftlichen Vorurteilen und rechtlichen Kontroversen begleitet wird. Die „Sex Work Well-Being Umfrage 2024“ von Erobella, zielt darauf ab, einen differenzierten Blick auf die Lebensrealitäten von Sexarbeitenden in Deutschland zu werfen. Die Umfrage bietet eine detaillierte Übersicht über die gesundheitliche, soziale und rechtliche Situation dieser Berufsgruppe und beleuchtet die Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen.
Hintergrund
Im Jahr 2017 trat das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft, das die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeitenden in Deutschland regulieren soll. Derzeit wird das Gesetz vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen evaluiert, um seine Auswirkungen zu bewerten. Ob die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist jedoch unklar. Vor diesem Hintergrund und zur Förderung der Transparenz wurde die „Sex Work Well-Being Umfrage 2024“ von Erobella initiiert, der unabhängig von staatlichen Untersuchungen die Situation von Sexarbeitenden erfasst.
Die Umfrage
Für die Erstellung der Umfrage wurden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) 205 Sexarbeitende in Deutschland mittels Fragebögen befragt. Die Befragung erfolgte anonym, um den Schutz der TeilnehmerInnen zu gewährleisten. Die untersuchten Themenbereiche umfassten:
Gesundheit und Wohlbefinden
Soziale Unterstützung und Community
Recht und Gesetz
Geschlechtskrankheiten
Grundsätzliche Zufriedenheit
Sicherheit
Allgemeine Charakteristika der Befragten
Die Befragten repräsentieren eine diverse Gruppe von Sexarbeitenden, was Geschlecht, Herkunft und Arbeitsumfelder betrifft.
Wie geht es den Sexarbeitenden in Deutschland gesundheitlich?
Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Befragten (rund 85%) ihre physische und psychische Gesundheit als positiv bewertet und Zugang zu psychologischer Betreuung hat. Dennoch gibt es eine signifikante Minderheit, die mit psychischen Problemen kämpft. Häufige Stressfaktoren, wie unzuverlässige Kunden, Buchungsmanagement und kulturelle Barrieren, beeinträchtigen sowohl das Arbeits- als auch das Privatleben. Diese Faktoren erschweren es, gesunde Beziehungen zu pflegen, Selbstfürsorge zu betreiben und eine stabile Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten.
Zitate von Sexarbeitenden:
„Sich um meine mentale Gesundheit zu kümmern, ist entscheidend, weil ich nicht gut oder sicher arbeiten kann, wenn ich in einem schlechten psychischen Zustand bin. Der Austausch mit anderen Sexarbeitenden durch regelmäßige Treffen oder Aktivitäten, die von BesD oder anderen organisiert werden, trägt wesentlich zu meiner psychischen Gesundheit bei.”
“Durch die Sexarbeit und die negativen / verarschenden Typen, bin ich selbstbewusster geworden und lasse mir keine Lügen mehr auftischen, auch nicht privat.”
“Für den Job braucht man einen starken psychischen Zustand. Hauptsächlich wegen der Vorarbeit und dem Backoffice. Nicht wegen der Treffen selbst.”
Allgemeine Zufriedenheit
Die Befragten hoben mehrere positive Aspekte ihrer Arbeit hervor, wie finanzielle Unabhängigkeit, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, ihren eigenen Zeitplan zu gestalten. Trotz dieser Vorteile bestehen jedoch erhebliche Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf prekäre Arbeitsbedingungen, mangelnden Arbeitnehmerschutz und das Risiko sexueller Übergriffe. Besonders das Verhalten von Kunden wird kritisiert, die nicht zu ausgemachten Treffen erscheinen oder immer wieder Services anfragen, die eine Sexarbeiterin gar nicht anbietet.
Zitat von Sexarbeitenden:
„Sexarbeit ermöglicht es mir, mit einem geringeren Zeitaufwand gut zu verdienen. Ich bin schon eine ältere Frau, aber in der Sexarbeit bin ich weiterhin sehr gefragt.“
„Das Verhalten der meisten Männer sollte sich ändern: Täuschung, Termine vereinbaren und nicht erscheinen, Preisdumping und, sehr wichtig: das Nachfragen von Dienstleistungen, die ich gar nicht anbiete.“
“Ich habe wenig Freizeit, weil ich ständig erreichbar sein und mit den Kunden in Kontakt bleiben muss.”
“Ich empfinde es als sehr stressig, dass die User sich die Profile nicht genau anschauen und durchlesen.”
Vorurteile und Stigma
Sexarbeitende berichteten, dass ihr Beruf das Privatleben auf verschiedene Weise beeinträchtigt. Schwierigkeiten beim Beziehungsaufbau, eine verringerte Libido und der Druck, ständig erreichbar zu sein, sind häufig geäußerte Probleme. Darüber hinaus äußerten die Befragten einen starken Wunsch nach gesetzlichen Änderungen, insbesondere in den Bereichen Entkriminalisierung der Sexarbeit und ein gerechterer Umgang mit MigrantInnen in der Branche.
Zitate von Sexarbeitenden:
„Ich lebe ein normales Leben, manchmal erkennen mich Leute in der Stadt, aber das hindert mich nicht daran, mein Leben zu leben.“
“Es ist leider nicht möglich, eine richtig schöne Beziehung privat zu führen.”
“Meine Arbeit als Sexarbeiterin macht das normale Dating praktisch unmöglich.”
“Seitdem ich die Sexarbeit professionell mache, bin ich selbstbewusster geworden”
“Ich muss schon aufpassen, wem ich sage, dass ich Sexarbeiterin bin. Es gibt Männer und auch Frauen von denen ich auf gar keinen Fall für Sexarbeit angefragt werden will. Ich hatte das schon erlebt, dass jemand aus meiner alten Schulklasse rausgefunden hat, dass ich Sexarbeit mache und er mich angeschrieben hat so „Hey! Du bist doch Nutte – wann kann ich dich ficken?“
Fazit
Die „Sex Work Well-Being Umfrage 2024“ zeichnet ein differenziertes Bild der Situation von Sexarbeitenden in Deutschland. Während viele die Vorteile ihrer Arbeit schätzen, bleiben Herausforderungen wie Sicherheit, Stress und die Auswirkungen auf das persönliche Leben bestehen.
Ola Miedzynska, Mitgründerin von Erobella, fasst die Ergebnisse der Umfrage wie folgt zusammen:
“Die Umfrage zeigt deutlich, dass wir als Gesellschaft endlich bereit sein müssen, die Bedürfnisse und Stimmen der Sexarbeitenden ernst zu nehmen. Es geht dabei nicht nur um Gesetzesänderungen, sondern um einen grundsätzlichen Wandel in der Art und Weise, wie wir über Sexarbeit sprechen und denken. Wir müssen den Fokus auf das Wohlbefinden, die Rechte und die Sicherheit derjenigen richten, die oft am Rand der Gesellschaft stehen, und ihnen die Anerkennung und Unterstützung geben, die sie verdienen.“
Unsere Empfehlungen
Sag Nein zum Nordischen Modell: Das sogenannte Nordische Modell, welches von verschiedenen Parteivertreter:innen aktuell gefordert wird, würde die Sicherheit der Sexarbeitenden nachweislich verschlechtern. Nur durch eine umfassende Anerkennung der Arbeit von Sexarbeitenden kann es einen wirksamen Schutz geben. Es ist daher notwendig, mit politischen Entscheidungsträgern zusammenzuarbeiten, um Gesetze und Lösungen zu schaffen, die die Rechte und Sicherheit dieser Berufsgruppe stärken und nicht schwächen.
Verbesserte Migrationsverfahren: Die Vereinfachung der Registrierungsverfahren für Migranten ist unerlässlich, um Gleichbehandlung und Schutz zu gewährleisten und Ausbeutung zu verringern.
Verbesserte Gesundheitssysteme: Es müssen Gesundheitsdienste entwickelt werden, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Sexarbeitenden zugeschnitten sind, um Zugang zu umfassender medizinischer Versorgung ohne Stigmatisierung zu gewährleisten.
Abbau von Stigmatisierung und Vorurteilen: Öffentlichkeitskampagnen sollten das Ziel haben, Stigmatisierung und Vorurteile gegenüber Sexarbeitenden abzubauen und die Akzeptanz dieses Berufsstandes in der Gesellschaft zu fördern.
Unterstützungssysteme und Ressourcen: Es sollten geschützte Räume und Gemeinschaftszentren geschaffen werden, in denen Sexarbeitende Zugang zu psychosozialen Diensten, Rechtsbeistand und finanzieller Beratung erhalten.
Methodik und besonderer Dank
Die Umfrage wurde in den Monaten Juni und Juli 2024 online durchgeführt, wobei Antworten von insgesamt 205 Teilnehmern gesammelt wurden. Alle Beiträge wurden anonym erfasst, um den Datenschutz zu gewährleisten und ehrliches Feedback zu fördern. Die Mehrheit der Befragten stammte aus der Erobella-Benutzerbasis, während zusätzliche Antworten durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen NGOs, die sich für SexarbeiterInnen einsetzen, gesammelt wurden. Dieser vielfältige Teilnehmerpool bietet eine abgerundete Perspektive auf die Thematik.
https://erobella.com/lust/erobella-sex- ... rage-2024/
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Re: Studie „Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen“
@deernhh
danke und trefflicher Beleg dafür das NICHTS ÜBER UNS OHNE UNS nicht nur eine Phrase ist... vielleicht sollte man deutschlandweit in den Bordellen über das NM abstimmen lassen ...wäre eine Frage der Organisation ...!? was denkt die Community ...
Kasharius grüßt
danke und trefflicher Beleg dafür das NICHTS ÜBER UNS OHNE UNS nicht nur eine Phrase ist... vielleicht sollte man deutschlandweit in den Bordellen über das NM abstimmen lassen ...wäre eine Frage der Organisation ...!? was denkt die Community ...
Kasharius grüßt
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Re: Studie „Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen“
@Kasharius
Gerne.
Was ist NM?
Liebe Grüße von deernhh
Gerne.
Was ist NM?
Liebe Grüße von deernhh
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Re: Studie „Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen“
NM =Nordisches Modell 
Kasharius grüßt
Kasharius grüßt