Warum haben so viel SW Tattoos?

Hier können SexarbeitInnen ihren Arbeitsplatz bzw. ihre Arbeitsbedingungen beschreiben. Was erlebt Ihr alles in Eurem Beruf?
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Mademoiselle Marie
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RE: Warum haben so viel SW Tattoos?

Beitrag von Mademoiselle Marie »

Ich habe mehrere "gutbürgerliche Kunden", die ein Tatoo unterm Anzugshemd tragen. Sei es aus spirituellen Gründen (einer war mal in Indien im Ashram) oder weil es eben modern und schick ist, ein Tatoo zu tragen.
In der heutigen Zeit ist das völlig normal, hat weder was mit Sexworkern zu tun, die das häufig tragen (ich beispielsweise habe keins), noch mit einer bestimmten sozialen Herkunft.
In meiner Kindheit hörte man oft: der war im Knast, das sieht man daran, dass er tätowiert ist.
In meinen Augen alles dummes Gerede.
Als Teenie hatte ich ein Nasenpiercing, damals total asozial, heute trägt es fast jeder, es ist normal geworden. So what.

Liebe Grüße

Marie

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gerd
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RE: Warum haben so viel SW Tattoos?

Beitrag von gerd »

Auch ich als Ottonormalo, verheiratet, zwei Kinder, techn. Angestellter, habe mich im Alter von 42 das erste Mal tätowieren lassen.
Heute habe ich vier Tattoos. Ich habe sie machen lassen, weil sie für mich persönlich eine tiefere Bedeutung haben und ich das auch
nach außen demonstrieren und zeigen wollte und möchte, und weil sie mir einfach gefallen!

Für mich war und ist es der Ausdruck, die Demonstration, eine Art Befreiung, eine persönliche Krise gemeistert zu haben und wieder
zu mir selbst gefunden zu haben. Auch mal nein sagen zu können und nur an mich und meinem Wohlergehen zu denken.

Das hat für mich nichts mit der Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Gesinnung bzw. einer sozialen Schicht zu tun.
LG
gerd


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Lucy
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Beitrag von Lucy »

ich habe mein tattoo seit ca. 7 jahren. damals arbeitete ich in einem hochangesehenen beruf und dachte noch nciht mal im traum daran, später mal als sexworkerin tätig zu werden.

ob es meine gäste abturnt oder nicht, diese frage stellt sich für mich nicht, ich habe es nicht wegen anderer menschen machen lassen, sondern nur weil es mir gefällt. reicht doch.

lg lucy

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Nymphe
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RE: Warum haben so viel SW Tattoos?

Beitrag von Nymphe »

Ich glaube diesbezüglich an zwei Effekte: Wer erzkonservativ ist, neigt vermutlich weder zu Tattoos noch zu gesellschaftlich wenig geachteten Berufen. Beim Rest der Bevölkerung hätten wir dann schon eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Koinzidenz. Dazu kommt, dass man bei SW die Tattoos schlicht häufiger sieht, weil sie weniger Kleidung tragen als die meisten anderen Menschen, mit denen man geschäftlich zu tun hat.

Ich persönlich kenne viele Kolleginnen mit und viele ohne Tattoos. Und viele Leute mit und ohne, die mit der Branche nix zu tun haben. :002

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lovamanda
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Beitrag von lovamanda »

Also dass SW häufiger oder mehr Tattoos haben als nicht-SW
halte ich für ein Gerücht.
Ich z.B habe kein Tattoo kenne aber viele SW mit einem Tattoo
aber auch welche ohne Tattoo (zugegeben die Mehrzahl haben tattoos) in meine Privaten Freundeskreis jedoch hat nur eine Minderheit ein Tattoo.
Dies liegt aber eher daran dass mein Privater Freundeskreis
jünger ist und eher Konservativ.
Außerdem glaub ich dass der Eindruck dass hauptsächlich SW
Tattoos haben dadurch erweckt wird, dass sie mehr Haut
zeigen als andere, die auf der Straße rumlaufen und ihre Tattoos unter ihren Kleidern versteckt haben.

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Marc of Frankfurt
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Tattoo ist nicht gleich Tattoo

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bild

Leu
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Beitrag von Leu »

Wo findest du immer diese Bilder? Gibs zu.. in Wahrheit bist du ein Cyborg und am Googlehauptrechner angeschlossen. :026
Unterschenkel fehlt danoch... rot oder grün denke ich.. eher grün.

Hm ich denke auch, dass es daran liegt, dass man mehr SW nackt sieht und daher auch die Tattoos entdeckt, die man sonst nicht unbedingt sieht.
Wenn du mal in eine Unistadt gehst.. zB Wien, dann siehst du, dass sehr viele junge Leute Tattoos haben. Ich denke aber, dass du recht hast, dass SW häufig großflächige Tattoos haben, also immerhin eher und häufiger als Altersgenossen. Das liegt daran, weil sie zum einen mehr Geld verdienen, eine feste Anstellung haben, Tattoowierer kennen, weil sie Nachbarn oder Kunden sind und sie Tattoos möglicherweise geschenkt oder verbilligt bekommen.

Ich staune immernoch wie genau es das Pic trifft. :023
Die Idee ein Tattoo zu machen habe ich auch immer verworfen.. Wem nutzt es ein kleines hässliches Ding zu haben, nur um es zu haben, weil man sich kein Großes leisten kann?
Für viele SW, Prostituierte und Pornodarsteller ist ein Tattoo übrigens ein Markenzeichen.
So rein persönlich denke ich, dass es heute cooler und verruchter ist so ganz ohne Tattoos und Piercings rumzurennen. Man sticht da aus der Masse heraus.

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Ariane
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Beitrag von Ariane »

Ich staune überhaupt nicht, wie genau das Bild ist, da es offenbar die Summe der Erfahrungen der us-amerikanischen und europäischen Tätowiergilde ist, die ihre Kunden kennt. Es ist wie beim Friseur, man unterhält sich und kann ein gutes soziologisches Profil entwickeln. Besonders absurd finde ich, dass viele Menschen glauben und es nicht nur als Körperschmuck betrachten, sich mit einem Tatoo jenseits der Konvention zu bewegen und am Ende trägt jeder Zweite ein Tribal oder A***girlande, um ihre/seine "Besonderheit" zu unterstreichen. Kürzlich traf ich auf jemanden Nettes, der mir einen Schriftzug "veni vidi vici" vor meine kurzsichtigen Augen hielt und ich dachte, uups, mal was anderes. Eine Woche später sah ich prompt jemanden im Fernsehen mit dem gleichen Tätoo und Schriftart. :017 Wenn der Körper Sender wird, einer Nachricht, Poesie-Album, Gästebuch u.ä., frage ich mich, was ich mir alternativ tätowieren lassen würde. Wahrscheinlich gleich einen Lorbeerkranz und "Fuck me ... mit Durchwahl" auf der Stirn. Hat noch keiner, glaub ich. Effektives Marketing eben.:005
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Leu
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Beitrag von Leu »

Tja ein Kabarettist, der auf Physiker ist hat mal so ein Experiment gezeigt, bei dem alle Kugeln so ganz individuell geschwungen sind: bis sie dann alle gleich geschwungen sind.
Das A..geweih, oder eben -girlande ist weit verbreitet.. das gibts sogar auf Jeans aufgedruckt, weil es ein Hingucker ist und leicht zu machen ist.
Derzeit sind ja "japanische" Tattoos "in", die weiter gestochen werden können. Dass das eigentlich Rangabzeichen der Yakuza sind mit denen man nicht in ein japanisches Schwimmbad darf will niemand wissen.
Oder eben diese Halbseitentattoos..als Gesamtkunstwerk.. die sind cool. Es gibt noch Stammestattoos, nach alter, schmerzhafter Sitte gemacht, das haut auch nicht jeder, Brandings, Narben und OP-Narben. Damit ist man noch alternativ.
Dem Bekannten eines Bekannten hat zB mal ein Drogi grundlos ein Messer in den Bauch gerammt: eine ganz kleine Narbe vom Messer und eine riesen OP-Narbe, weil die Ärzte ja schauen mußten ob noch alles ok ist. Das ist einzigartig.
Fuck me.. auf der Stirn.. hattes das nicht die Ex vom Ex von Sandra Bullock? Oder wars was anderes? Glaube Sinner, oder sowas. Ja.. Anglizismen, seit gefühlten 200 Jahren "hip" und gern tattoowiert.

PS: Das tolle Halbseitentattoo, dass ich meine kann ich nicht einbinden. Recht am eigenen Bild und so. Einfach googlen ist auch eine SW.

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Ariane
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Beitrag von Ariane »

In Japan stirbt die Tätowierkunst aus, weil sich keine Lehrlinge finden, die Lust haben, dem Meister drei Jahre über die Schulter zu schauen und Ecken auszufegen, bevor sie den ersten Stich machen dürfen. Ich persönlich bin und bleibe untätowiert, fände allerdings ein Rückentätoo ganzflächig interessant, wie in dem Film Tatoo dargestellt.
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