Gesellschaftliche Bewertungen
Wovon reden wir -das Spiel mit den Zahlen
Seit Mitte der 80er Jahre begegnet in der Literatur-auch den Veröffentlichungen des Bundesministeriums für Frauen und Jugend-eine Zahl von 50.000-120.000 Prostituierten in Deutschland.Die Prostituiertenselbstorganisation HWG (Huren wehren sich gemeinsam) hat damals entgegengehalten, es gäbe 400.000 Prostituierte. Sie galt Vielen als völlig unreaistisch und zudem anstößig, weil mit dieser Zahl die Schätzung der Freier verbunden war:
Ein Drittel der sexuell aktiven Männer kaufen gelegentlich oder regelmäßig sexuelle Dienstleistungen.
Eine Umfrage in Spanien hat Ende September diesen Jahres ergeben,dass 28% der sexuell aktiven Spanier gelegentlich oder regelmäßig sexuelle Dienstleistungen kaufen;man führt dies-relativ monoklausal-auf die Werbung zurück,die nun verboten werden soll.
Zurück nach Deutschland:Bei den Zahlen handelt es sich um Schätzungen verschiedener Institutionen mit vielen Variablen.Wessen Realitätssinn man eher vertraut,ist auch eine Frage des Interesses.
Wer mit hohen Zahlen operiert, kann eher darauf verweisen, dass es sich bei Prostitution um ein gesellschaftlich relevantes Phänomen handelt, das Gegenstand rechtlich angemessener Regelung bedarf und dessen Image in der Gesellschaft verändert werden muss.Bei einem geschätzten Jahresumsatz von 6,5 (bis14) Milliarden Euro fällt es schwer ,den Sektor in die Schmuddelecke der Devianz zu verbannen.Das Ergebnis der niedrigen Schätzung geht noch immerhin von einem Umsatz aus,der fast so hoch ist wie der von Vodafone mit 7,6 Milliarden Euro.Wer mit hohen Zahlen operiert kann erfolgreicher Geld für Beratung beantragen.
Kleine Zahlen es,Prostitution als numerisches Randproblem zu bewerten, von dem die Gesellschaft in ihrem Selbstverständnis nicht betroffen ist.Denn kleine Zahlen ermöglichen es, die Beteiligten zu pathologisieren- eben als fremd zu konstruieren, und sie erleichtern es, Sexualität von Männern (und Frauen) den eigenen Idealen anzugleichen.
Dazu ein 4 Jahre altes Beispiel:Die Gestaltung gesellschaftlicher Diskurse durch Zahlen, war bei der WM 2006 sehr gut zu beobachten. Lea Ackermann und andere gaben in Interviews an, dass mit 40.000 zusätzliche Zwangsprostituierten zu rechnen sei,die zur WM „eingeschleust“ werden.
Bereits vor dem Endspiel bezeichnete sogar das Bundeskriminalamt(BKA) die Größenordnug von 40.000 zusätzlichen Prostituierten als reinen „Blödsinn“.Der Pressesprecher der Frankfurter Polizei betonte nach der WM, ihm sei bisher kein Fall von Menschenhandel im Kontext der WM bekannt geworden.
Wozu die Zahlen? Aufmerksamkeit lenken,den Geldfluss für Projekte befördern. . Nicht erst im Zeitalter der Fallpauschalen befördern große Zahlen von Zielgruppen sozialen Handelns die Spendenbereitschaft.
Aber der Preis ist hoch:Prostituierte werden zendenziell alle zu Opfer.Freier oder besser: die Fußballfans unter den Freiern-werden tendenziell zu Männern, die Lust an sexualisierter Gealt haben.
Mein Fazit lautet: Zahlen haben eine große meinungsbildende Macht.“
(Zitierte Text von Frau Prof.Dr.Renate Kirchhoff an der Evangelische Hochschule Freiburg)
Finde es bemerkenswert ,wie Frau Prof.Dr.Kirchhoff die ganze Sache klar und deutlich zu Sprache bringt. Schade, das so eine qualitative, wahre und realitätsnahe Text nicht öfters in die Öffentlichkeit verbreitert wird.
Liebe Grüße, Fraences
Das Mythos mit den Zahlen
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Das Mythos mit den Zahlen
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Der Vortrag von Dr. Kirchhoff ist in der "Dokumentation des Fachtages zur offiziellen Eröffnung (22.10.2010) des Modellprojektes P.I.N.K." enthalten.
P.I.N.K.
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Wie die Zeitung berichtet hat
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=91242#91242
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=89384#89384
Kommentar zum Vortrag von Giesela Zohren, Dortmunder Mitternachtsmission der ev. Diakonie: „Der Einstieg in den Ausstieg – Motivationen, Hindernisse, Chancen“
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=102545#102545
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Kommentar zum Vortrag von Giesela Zohren, Dortmunder Mitternachtsmission der ev. Diakonie: „Der Einstieg in den Ausstieg – Motivationen, Hindernisse, Chancen“
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