Die "verlorene" Generation
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- Admina
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Die "verlorene" Generation
Ungerechtigkeit in Großbritannien
Verloren, verzweifelt, wütend bis aufs Blut
Hier die Superreichen, unbefleckt von der Wirtschaftskrise - dort die Messerstecher, Schießwütigen, Plünderer, gestürzt vom Klippenrand einer bröckelnden Nation. In Großbritannien ist soziale Ungleichheit so festzementiert wie nirgendwo sonst in Europa. Wer sagt, die Krawalle kämen überraschend, lügt.
Mit Geld lässt es sich bekanntlich überall gut leben, aber vermutlich nirgendwo so angenehm wie in London. Kaum eine zweite Stadt bietet derart konzentriert derart viel Luxus für alle, die es sich leisten können: Indische Industrie-Moguln, russische Rohstoff-Krösusse und arabische Petro-Prinzen bevölkern gemeinsam mit dem nicht mehr so reichen, doch dafür alten britischen Adel und der sehr neureichen, aber dafür wenig feinen Banken- und Hedgefonds-Kaste Boutiquen, Nobelhotels, Nachtclubs und Glitzerpartys der Briten-Metropole.
Video abspielenMehr als hundert Festnahmen in Manchester
Von einer Krise bemerkt man in diesen Kreisen nichts. An den Superreichen auf ihrem Spielplatz London sind nicht nur die ökonomischen Verwerfungen der jüngsten Zeit weitgehend spurlos vorbeigegangen, sondern auch die Auswirkungen des brutalen Sparprogramms, das die liberal-konservative Regierung unter Premierminister David Cameron dem hoch verschuldeten Land verordnet hat.
Anderswo mögen Hausbesitzer ihre Hypotheken nicht mehr bedienen können, doch die Preise für Penthouse-Apartments in Knightsbridge oder Kensington ziehen weiter kräftig an. Die Diamantenhändler in Hatton Garden, die Herrenausstatter in der Jermyn Street und die Nobellimousinen-Verkäufer an der Park Lane klagen nicht über schwindende Nachfrage. Und derweil Schatzkanzler George Osborne mit der einen Hand Sozialleistungen kürzt, lockt er mit der anderen Reiche aus aller Welt mit Konditionen ins Land, die den Finanzdirektor eines Schweizer Niedrigsteuer-Kantons vor Neid erblassen ließen.
London und der arabische Frühling
Dies ist der Hintergrund, vor dem man die Ausschreitungen quer durch die Elendsviertel der britischen Hauptstadt und in anderen Landesteilen betrachten muss. Wer sagt, dass sie überraschend ausgebrochen seien, lügt oder verleugnet die Realität. Denn hinter der glitzernden Fassade, die Großbritannien präsentiert, haben sich so viel Unmut, Ressentiments und Zorn angestaut, dass es nur eines Funkens bedurfte, um eine Explosion auszulösen. Die teilweise gewalttätigen Studentenproteste, die Kopf-ab-Rufe, mit denen Prinz Charles und Camilla von einer johlenden Horde empfangen wurden, ein Massenmarsch der Gewerkschaften - dies waren Anzeichen für den Sprengstoff, der sich angesammelt hat.
Es ist kein Zufall, dass kluge Beobachter eine Parallele zwischen den Volksaufständen im arabischen Frühling und den Straßenschlachten des Londoner Sommers ziehen. Die britischen Teens in ihren Kapuzenjacken mögen Bürger einer funktionierenden Demokratie sein, die sich zudem rühmt, die älteste der Welt zu sein. Doch von Wahlen versprechen sie sich nichts, denn auch die werden nichts an ihrer persönlichen Zukunft ändern. Diese stellt sich so trübe dar wie die Aussicht junger Menschen in Kairo oder Sanaa: Arbeitslosigkeit, Gelegenheitsjobs, staatliche Almosen, und vielleicht ein wenig Kleinkriminalität, um sich über Wasser zu halten. Die Botschaft für Britanniens Unterklasse könnte eindeutiger nicht sein: einmal arm, immer arm, und das gilt selbstverständlich auch für eure Kinder und Enkel. Ihr habt mehr Chancen, einen Sechser im Lotto zu tippen, als aus eurer Klasse auszubrechen.
Das macht aus den Unruhestiftern von Tottenham und Peckham keine soziale oder gar revolutionäre Bewegung. Wer Supermärkte abfackelt, Handy-Shops plündert und Polizisten mit Spitzhacken attackiert, handelt kriminell und muss wie ein Krimineller behandelt werden. Dennoch sind die Unruhen ein Indiz für eine breitere, tiefer sitzende Malaise. Schonungslos beschrieb es der konservative Daily Telegraph: "Ein Teil des jungen Britannien - die Messerstecher, die Schießwütigen, die Plünderer, die windigen Nichtstuer und ihr verängstigtes Gefolge - ist vom Klippenrand einer zerbröckelnden Nation gestürzt."
Lebenserwartung und Kindersterblichkeit auf Drittwelt-Niveau
Diese Nation aber zerbricht an ihren Widersprüchen und ihrer Ungerechtigkeit. In keinem anderen europäischen Staat ist die Ungleichheit derart zementiert wie im Königreich. Nach wie vor zählen Name, Familie und Geburtsort für Karriere und Beruf. Egal ob Politiker, Manager, Journalisten - sie gingen auf dieselben Schulen, studierten dieselben Fächer, sprechen dasselbe gepflegte Englisch, das ihnen im Elternhaus vermittelt wurde.
Professor Higgins würde noch immer seine Eliza Doolittle finden, nur dass sie heute vermutlich arbeitslos und alleinerziehende Mutter wäre. Zugleich aber gibt es Stadtteile in London und anderswo, in denen Lebenserwartung und Kindersterblichkeit Drittwelt-Niveau haben. Etwa 13 Prozent aller britischen Kinder leben in "ernster Armut", wie es ein regierungsamtlicher Bericht formulierte. Und eine Frage der Hautfarbe ist das längst nicht mehr: Britanniens Armut ist braun, schwarz oder weiß.
Ein rein britisches Problem sind die Krawalle dennoch nicht. Soziale Not gibt es überall in Europa, wo klamme Staaten knapsen und knausern müssen. Und überall sind es die Teenager und die Zwanzigjährigen, die den von der Nachkriegsgeneration in leichtfertiger Manier angehäuften Schuldenberg abtragen werden. Schon jetzt nennt man sie die Lost Generation, die verlorene Generation. Die Jugendlichen in London sind nur ihre hässliche Kehrseite. Aber verloren fühlen sie sich alle.
http://www.sueddeutsche.de/politik/unge ... -1.1129811
Verloren, verzweifelt, wütend bis aufs Blut
Hier die Superreichen, unbefleckt von der Wirtschaftskrise - dort die Messerstecher, Schießwütigen, Plünderer, gestürzt vom Klippenrand einer bröckelnden Nation. In Großbritannien ist soziale Ungleichheit so festzementiert wie nirgendwo sonst in Europa. Wer sagt, die Krawalle kämen überraschend, lügt.
Mit Geld lässt es sich bekanntlich überall gut leben, aber vermutlich nirgendwo so angenehm wie in London. Kaum eine zweite Stadt bietet derart konzentriert derart viel Luxus für alle, die es sich leisten können: Indische Industrie-Moguln, russische Rohstoff-Krösusse und arabische Petro-Prinzen bevölkern gemeinsam mit dem nicht mehr so reichen, doch dafür alten britischen Adel und der sehr neureichen, aber dafür wenig feinen Banken- und Hedgefonds-Kaste Boutiquen, Nobelhotels, Nachtclubs und Glitzerpartys der Briten-Metropole.
Video abspielenMehr als hundert Festnahmen in Manchester
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Anderswo mögen Hausbesitzer ihre Hypotheken nicht mehr bedienen können, doch die Preise für Penthouse-Apartments in Knightsbridge oder Kensington ziehen weiter kräftig an. Die Diamantenhändler in Hatton Garden, die Herrenausstatter in der Jermyn Street und die Nobellimousinen-Verkäufer an der Park Lane klagen nicht über schwindende Nachfrage. Und derweil Schatzkanzler George Osborne mit der einen Hand Sozialleistungen kürzt, lockt er mit der anderen Reiche aus aller Welt mit Konditionen ins Land, die den Finanzdirektor eines Schweizer Niedrigsteuer-Kantons vor Neid erblassen ließen.
London und der arabische Frühling
Dies ist der Hintergrund, vor dem man die Ausschreitungen quer durch die Elendsviertel der britischen Hauptstadt und in anderen Landesteilen betrachten muss. Wer sagt, dass sie überraschend ausgebrochen seien, lügt oder verleugnet die Realität. Denn hinter der glitzernden Fassade, die Großbritannien präsentiert, haben sich so viel Unmut, Ressentiments und Zorn angestaut, dass es nur eines Funkens bedurfte, um eine Explosion auszulösen. Die teilweise gewalttätigen Studentenproteste, die Kopf-ab-Rufe, mit denen Prinz Charles und Camilla von einer johlenden Horde empfangen wurden, ein Massenmarsch der Gewerkschaften - dies waren Anzeichen für den Sprengstoff, der sich angesammelt hat.
Es ist kein Zufall, dass kluge Beobachter eine Parallele zwischen den Volksaufständen im arabischen Frühling und den Straßenschlachten des Londoner Sommers ziehen. Die britischen Teens in ihren Kapuzenjacken mögen Bürger einer funktionierenden Demokratie sein, die sich zudem rühmt, die älteste der Welt zu sein. Doch von Wahlen versprechen sie sich nichts, denn auch die werden nichts an ihrer persönlichen Zukunft ändern. Diese stellt sich so trübe dar wie die Aussicht junger Menschen in Kairo oder Sanaa: Arbeitslosigkeit, Gelegenheitsjobs, staatliche Almosen, und vielleicht ein wenig Kleinkriminalität, um sich über Wasser zu halten. Die Botschaft für Britanniens Unterklasse könnte eindeutiger nicht sein: einmal arm, immer arm, und das gilt selbstverständlich auch für eure Kinder und Enkel. Ihr habt mehr Chancen, einen Sechser im Lotto zu tippen, als aus eurer Klasse auszubrechen.
Das macht aus den Unruhestiftern von Tottenham und Peckham keine soziale oder gar revolutionäre Bewegung. Wer Supermärkte abfackelt, Handy-Shops plündert und Polizisten mit Spitzhacken attackiert, handelt kriminell und muss wie ein Krimineller behandelt werden. Dennoch sind die Unruhen ein Indiz für eine breitere, tiefer sitzende Malaise. Schonungslos beschrieb es der konservative Daily Telegraph: "Ein Teil des jungen Britannien - die Messerstecher, die Schießwütigen, die Plünderer, die windigen Nichtstuer und ihr verängstigtes Gefolge - ist vom Klippenrand einer zerbröckelnden Nation gestürzt."
Lebenserwartung und Kindersterblichkeit auf Drittwelt-Niveau
Diese Nation aber zerbricht an ihren Widersprüchen und ihrer Ungerechtigkeit. In keinem anderen europäischen Staat ist die Ungleichheit derart zementiert wie im Königreich. Nach wie vor zählen Name, Familie und Geburtsort für Karriere und Beruf. Egal ob Politiker, Manager, Journalisten - sie gingen auf dieselben Schulen, studierten dieselben Fächer, sprechen dasselbe gepflegte Englisch, das ihnen im Elternhaus vermittelt wurde.
Professor Higgins würde noch immer seine Eliza Doolittle finden, nur dass sie heute vermutlich arbeitslos und alleinerziehende Mutter wäre. Zugleich aber gibt es Stadtteile in London und anderswo, in denen Lebenserwartung und Kindersterblichkeit Drittwelt-Niveau haben. Etwa 13 Prozent aller britischen Kinder leben in "ernster Armut", wie es ein regierungsamtlicher Bericht formulierte. Und eine Frage der Hautfarbe ist das längst nicht mehr: Britanniens Armut ist braun, schwarz oder weiß.
Ein rein britisches Problem sind die Krawalle dennoch nicht. Soziale Not gibt es überall in Europa, wo klamme Staaten knapsen und knausern müssen. Und überall sind es die Teenager und die Zwanzigjährigen, die den von der Nachkriegsgeneration in leichtfertiger Manier angehäuften Schuldenberg abtragen werden. Schon jetzt nennt man sie die Lost Generation, die verlorene Generation. Die Jugendlichen in London sind nur ihre hässliche Kehrseite. Aber verloren fühlen sie sich alle.
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RE: Die "verlorene" Generation
Mich wundert etwas, warum die Süddeutsche den Anlaß der derzeitigen riots verschweigt.
Die soziologische Analyse der Hintergründe eignet sich möglicherweise besser um Großbritannien (auch wenn bis jetzt nur England betroffen ist) als Sonderfall darzustellen. Würde man den bei vielen dieser Aufstände immer wiederkehrenden Initialzünder, tödliche Polizeigewalt gegen unbeteiligte Angehörige einer Minderheit, zu deutlich machen, so wären die tröstlichen "Unterschiede" zu GB wohl kaum noch aufrechtzuerhalten.
Liebe Grüße, Aoife
Die soziologische Analyse der Hintergründe eignet sich möglicherweise besser um Großbritannien (auch wenn bis jetzt nur England betroffen ist) als Sonderfall darzustellen. Würde man den bei vielen dieser Aufstände immer wiederkehrenden Initialzünder, tödliche Polizeigewalt gegen unbeteiligte Angehörige einer Minderheit, zu deutlich machen, so wären die tröstlichen "Unterschiede" zu GB wohl kaum noch aufrechtzuerhalten.
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Re: RE: Die "verlorene" Generation

Wie kommst du zu dieser Ansicht?Aoife hat geschrieben:Mich wundert etwas, warum die Süddeutsche den Anlaß der derzeitigen riots verschweigt.
Heutige Ausgabe Seite 1 Hauptmeldung, Seite 2 Ausführlich, Seite 4 Kommentar
Was ich z. Zt. im Internet sehe, sind ggf. schon Vorberichte zur morgigen Ausgabe.
Problem ist ja bei den Zeitungen der Arbeitskampf, da die Verleger die Gehälter massiv drücken wollen (besonders für Neueinstellungen).
Ariane ist ja z. Zt. in Schottland, vielleicht meldet sie sich mit einem Sozialbericht. ähnlich hier http://www.mc-escort.de/forum/showthread.php?t=17558
Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.
(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)
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Re: RE: Die "verlorene" Generation

Ich habe mich nur auf den oben von Fraences eingestellten Text bezogen.Jupiter hat geschrieben:Wie kommst du zu dieser Ansicht?
Und darin werden zwar soziologische Hintergründe beleuchtet, bei denen man zumindest formal noch eine deutliche Differenz zu deutschen Zuständen ausmachen kann.
Dass am letzten Donnerstag der 4fache Vater Marc Duggan grundlos von der Polizei erschossen wurde und die beteiligten Polizisten daraufhin behaupteten Duggan hätte das Feuer eröffnet (was sich dann nach und nach als glatte Lüge herausstellte, so dass auch die Behauptung Duggan habe eine Waffe getragen, nur nicht benutzt, nicht länger glaubwürdig erscheint) habe ich in dem Text nicht erwähnt gefunden. Was ich in sofern interessant fand, als sich auf dieser Schiene keine wirkliche Differenz zu beispielsweise Deutschland oder Frankreich konstruieren läßt.
Wenn diese Hintergründe zum Ausbruch der riots jedoch an anderer Stelle der Süddeutschen erläutert werden, so bezieht sich meine Überlegung nicht mehr auf die gesamte Zeitung, sondern nur noch auf diesen Artikel.
Liebe Grüße, Aoife
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Die englische Polizei ist wohl Meister in der Konstruktion von Rechtfertigungen. Ich erinnere mich daran, dass nach den U-Bahn-Anschlägen ein völlig harmloser Mexikaner? erschossen wurde weil er als Selbstmordattentäter angesehen wurde.
Wenn Reiche immer reicher und Arme immer weniger Lebensperspektiven haben: das gibt nun mal eine explosive Mischung.
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Re: RE: Die "verlorene" Generation

Auf Seite 2 steht hierzu folgendes:Aoife hat geschrieben: Dass am letzten Donnerstag der 4fache Vater Marc Duggan grundlos von der Polizei erschossen wurde und die beteiligten Polizisten daraufhin behaupteten Duggan hätte das Feuer eröffnet (was sich dann nach und nach als glatte Lüge herausstellte, so dass auch die Behauptung Duggan habe eine Waffe getragen, nur nicht benutzt, nicht länger glaubwürdig erscheint) habe ich in dem Text nicht erwähnt gefunden. Was ich in sofern interessant fand, als sich auf dieser Schiene keine wirkliche Differenz zu beispielsweise Deutschland oder Frankreich konstruieren läßt.
Wenn diese Hintergründe zum Ausbruch der riots jedoch an anderer Stelle der Süddeutschen erläutert werden, so bezieht sich meine Überlegung nicht mehr auf die gesamte Zeitung, sondern nur noch auf diesen Artikel.
Liebe Grüße, Aoife
Anlass war der Tod des 29-jährigen Mark Duggan bei einem Polizeieinsatz in der vergangenen Woche unter ungeklärten Umständen. Der Vater von vier Kindern war auf dem Weg nach Hause in einem Taxi, als er von einem Einsatzkommando der Polizei verhaftet werden sollte. Dabei kam es zu einem Schusswechsel. Die Familie des Getöteten glaubt nun nicht an die Version der Polizei, dass Duggan aus dem Taxi das Feuer eröffnet habe. Duggan hatte offenbar einen kriminellen Hintergrund. Die genauen Umstände seines Todes soll eine Untersuchungskommision der Polizei klären.
Aoife, egal was da genau passiert ist, es ähnelt dem Fall damals in Berlin mit dem Tod von Benno Ohnesorg. Es ist ja heute erst rausgekommen das der Polizist Kudrass, welcher Ohnesorg erschoss bei der Stasi geführt wurde.
Gruß Jupiter
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Re: RE: Die "verlorene" Generation

Zumindest ist jetzt offiziell dass das angeblich von Duggan abgefeuerte Geschoß (das im Funkgerät des Kollegen des Todesschützen steckenblieb und somit keinen größeren Schaden anrichtete) aus der Mordwaffe stammt.Jupiter hat geschrieben:Aoife, egal was da genau passiert ist, ...
Liebe Grüße, Aoife
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RE: Die "verlorene" Generation
Zu den Krawallen und Riots in England
Wenn wir derzeit die Zeitungen aufschlagen oder den Nachrichtensendungen verfolgen springen uns Bilder randalierenden Menschen ins Auge, die mit Feuer und Gewalt althergebrachte,ihnen offenbar verhasste politische und wirtschaftliche Strukturen zerstören wollen.Noch sind diese Aktionen von ohnmächtige Wut geleitet,es wird jedoch nicht lange dauern, dann werden dieser Verhältnisse ein intelligenteres Gesicht tragen, weil sie sich zu organisieren lernen werden.
Wir stehen innerhalb historische Ereignisse, die der Welt und dem Weiter des Menschen neue Wege öffnen, die zu mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit, besonders auch in Hinsicht auf die Rollenverteilung von Mann und Frau ,reich und arm.
Es kann nicht angehen, das Politiker oder Wirtschaftsbosse unverhältnismäßig hohe Bezüge einstreichen und nicht mehr gewillt sind auf dieser Welt als Verteiler oder soziale Ausgleicher zu funktionieren.Kein Wunder,das die Basis nun die Geduld verliert mit mächtigen und egoistischen Soziopathen, die ihr Geld lieber ins Steuerparadies schaffen; anstatt nach unten für Chancengleichheit zu sorgen.Da wird ein 11-jähriges Kind verurteilt, weil es eine Mülltonne gestohlen hat, ein Familienvater wird vom Aufstandsbekämpfer erschossen, während ein englischer Politiker behauptet, daß die Aufständischen lediglich ein Haufen Krimineller seien,die man zu Hunderten oder zu Tausenden einsperren werde.“Don´t cry for me,my only world.“;geht mir durch den Kopf und ich denke an Argentinien, wo seinerzeit unter Peron Hunderttausende unterprivilegierter Menschen zusammen getrieben und von der Junta ermordet wurden.
Ich möchte den Abgründen dieser Zeit ein Lied entgegen setzen:
Kinder
Schaut auf die träumenden Kinder
ihre Flüge entdecken die Liebe
und ihre Herzen verbluten
manchmal wird dabei ein Krug zerbrochen
wenn Sehnsucht dürstet nach Leben
doch aus den Scherben wird Neues geformt
Ref.:
Wir dürfen die Träume nicht töten
das ist nicht die Rettung
die Rettung
wenn wir die Liebe zertreten
Hat ein Kind je Granaten verschossen
hat es je die Meere verseucht
und alles Gute verraten?
Wir sollten die Suche nicht behindern
besser manchen Irrtum lindern
dann werden Scherben uns zu Glück
Schaut auf die traurigen Kinder
in ihren Spiegeln den Schrecken der Welt
warum werden sie betrogen?
Sie wollen Vertrauen finden
und haben ein Recht auf Geborgenheit
die Kinder aller Nationen.
(getextet von Günter Funk für die Band Namenlos aus dem Jahre 06.1996)
Unrühmliche Vorbilder, wie z.B. Herr Berlusconi in Italien, einer der reichsten und mächtigsten Männer der Welt, bedienen sich aus dem Heer der Ärmsten der Armen um ihre oberflächliche Vorstellung von „Vergnügung pur“ zu verwirklichen.Ich erinnere mich an ein Fernsehbild, in dem der italienische Staatspräsident sein Gemächt eine Polizisten von hinten an den Po drückt und dabei den Geschlechtsverkehr imitiert. Diese entwürdigende Tat blieb bis heute ohne Strafkonsequenz.Bill Clinton, Strauss-Kahn und große Teile des Kapital- und Herrschaftsklüngels sind vom Strafrecht nicht mehr erreichbar.Waren sie es je? Stattdessen werden die Opfer medienwirksam von einer korrupten Gerichtsbarkeit zu Tätern umgewandelt.Richtige Konsequenz dieser Ereignisse kann nur die Rebellion dagegen sein.
Die Herrschaftsclique hat verlernt zu teilen.“Nehmen scheint seliger denn geben!“
Die Prostitution, besonders in Hinsicht auf die gesamte osteuropäische Entwicklung,ist Ausdruck der selbst empfundenen Ohnmacht von Menschen, besonders von Frauen, die ihre sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhängen, also ihren Status nur aufrecht erhalten können in den sie etwas kostbares zum Kauf anbieten, -die sexuelle Dienstleistung-.Es findet hier eine Umverteilung von Geld nach unten statt, die dahingehend völlig unakzeptabel ist, da sie aus Männersicht keineswegs selbstlos daher kommt. So also nicht von Menschenliebe getragen ist,sondern von Gedanke der Ausbeutung bis in die Sexualität.Männer kaufen die sexuelle Dienstleistung,während Frauen sich diese Position sich zunutze machen.Der Staat reglementiert diese Frauenhaltung, ihm wäre es offensichtlich lieber, die Frauen wären, wie auf einen modernen Sklavenmarkt den Manne und seiner Absichten untergeordnet, ohne einen Gegenwert dafür zu entrichten.Die Frauen jedoch partizipieren nicht nur monetär, sondern auch geistig von ihre „Kundschaft“.Sie sind keineswegs „dumme Opfer“; sondern sie nehmen sich das beste aus dem Topf heraus, nicht das was ihnen gelassen werden soll.Sie sind nicht der Willkür der Macht unterworfen,sondern sie rebellieren auf ihre Weise still und leise,oft auch liebevoll.Letztendlich stellen sie sich der Realität und nutzen eine von ihnen selbst geschaffene Nische , die wie die Geschichte zeigt relativ unangreifbar und vom Staatswesen nicht reglementierbar ist.
Die Natur schickte uns schon lange Vorboten der Warnung: Verseuchte Meere, Artensterben, Wirbelstürme....Wir haben die Zeichen ignoriert.So wird die Welle der Rebellion die ganze Welt erfassen, das ist nicht zurück drehbar.Die Rollen werden neu verteilt.Wir stehen am Anfang einer Entwicklung innerhalb derer das Althergebrachte, wie von einem Tornado fortgerissen wird.Jeder wird gezwungen sein dem Leben zu dienen in dem er seinen Mitmenschen beisteht und dafür mit seiner gesamten Existenz einsteht.Wir wohnen der Entstehung einer neuen Persönlichkeit nicht nur bei im Einzelnen, wie im Wesentlichen. Soll das Leben nach Freiheit streben und Gerechtigkeit,so werden Ausgebeutete und Perspektivlose ihre Zusammenhänge neu organisieren müssen . Wir werden gezielt handeln und aus den wutbeseelten Riots wird ein gemeinsamer Geist empor gehoben, der uns leitet in eine neue Epoche.
Mutter Erde
Unter Schmerzen leidet zerschundner Erdenleib
am Horizont glimmt eine neue Zeit
Pilze stürmen Wolken megatonnen schwer
doch bunte Vögel spähn von Eden her
Ref.: Wir sind wie Pfeile auf deinem Bogen
wohin du zielst kommen wir geflogen
du gibst die Richtung und die Kraft
wir folgen dir mit Leidenschaft
Am Riff aus Stacheldraht zerschellt die Menschlichkeit
in tiefen Gräbern träumt Lebendigkeit
zerstörende Gewalt wird nicht fortbestehen
denn liebevoller Geist liegt in den Wehen
Ins Dunkel starren Fenster und morsche Seelen knarren
nicht wissend wie sie früher, früher einmal waren
Dummheit und Verwirrung führn in die Einsamkeit
ein Jubelschrei nimmt Atem tief im Leid
Kalter Haß klingt hämmernd wie Schritte aus Metall
aus der Ferne dröhnt ein schwerer Fall
in Gärten aus Beton erblühet Totengeld
so laß uns bauen eine neue Welt.
(getextet von Günter Funk für Musikband Namenlos 1994)
Wenn wir derzeit die Zeitungen aufschlagen oder den Nachrichtensendungen verfolgen springen uns Bilder randalierenden Menschen ins Auge, die mit Feuer und Gewalt althergebrachte,ihnen offenbar verhasste politische und wirtschaftliche Strukturen zerstören wollen.Noch sind diese Aktionen von ohnmächtige Wut geleitet,es wird jedoch nicht lange dauern, dann werden dieser Verhältnisse ein intelligenteres Gesicht tragen, weil sie sich zu organisieren lernen werden.
Wir stehen innerhalb historische Ereignisse, die der Welt und dem Weiter des Menschen neue Wege öffnen, die zu mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit, besonders auch in Hinsicht auf die Rollenverteilung von Mann und Frau ,reich und arm.
Es kann nicht angehen, das Politiker oder Wirtschaftsbosse unverhältnismäßig hohe Bezüge einstreichen und nicht mehr gewillt sind auf dieser Welt als Verteiler oder soziale Ausgleicher zu funktionieren.Kein Wunder,das die Basis nun die Geduld verliert mit mächtigen und egoistischen Soziopathen, die ihr Geld lieber ins Steuerparadies schaffen; anstatt nach unten für Chancengleichheit zu sorgen.Da wird ein 11-jähriges Kind verurteilt, weil es eine Mülltonne gestohlen hat, ein Familienvater wird vom Aufstandsbekämpfer erschossen, während ein englischer Politiker behauptet, daß die Aufständischen lediglich ein Haufen Krimineller seien,die man zu Hunderten oder zu Tausenden einsperren werde.“Don´t cry for me,my only world.“;geht mir durch den Kopf und ich denke an Argentinien, wo seinerzeit unter Peron Hunderttausende unterprivilegierter Menschen zusammen getrieben und von der Junta ermordet wurden.
Ich möchte den Abgründen dieser Zeit ein Lied entgegen setzen:
Kinder
Schaut auf die träumenden Kinder
ihre Flüge entdecken die Liebe
und ihre Herzen verbluten
manchmal wird dabei ein Krug zerbrochen
wenn Sehnsucht dürstet nach Leben
doch aus den Scherben wird Neues geformt
Ref.:
Wir dürfen die Träume nicht töten
das ist nicht die Rettung
die Rettung
wenn wir die Liebe zertreten
Hat ein Kind je Granaten verschossen
hat es je die Meere verseucht
und alles Gute verraten?
Wir sollten die Suche nicht behindern
besser manchen Irrtum lindern
dann werden Scherben uns zu Glück
Schaut auf die traurigen Kinder
in ihren Spiegeln den Schrecken der Welt
warum werden sie betrogen?
Sie wollen Vertrauen finden
und haben ein Recht auf Geborgenheit
die Kinder aller Nationen.
(getextet von Günter Funk für die Band Namenlos aus dem Jahre 06.1996)
Unrühmliche Vorbilder, wie z.B. Herr Berlusconi in Italien, einer der reichsten und mächtigsten Männer der Welt, bedienen sich aus dem Heer der Ärmsten der Armen um ihre oberflächliche Vorstellung von „Vergnügung pur“ zu verwirklichen.Ich erinnere mich an ein Fernsehbild, in dem der italienische Staatspräsident sein Gemächt eine Polizisten von hinten an den Po drückt und dabei den Geschlechtsverkehr imitiert. Diese entwürdigende Tat blieb bis heute ohne Strafkonsequenz.Bill Clinton, Strauss-Kahn und große Teile des Kapital- und Herrschaftsklüngels sind vom Strafrecht nicht mehr erreichbar.Waren sie es je? Stattdessen werden die Opfer medienwirksam von einer korrupten Gerichtsbarkeit zu Tätern umgewandelt.Richtige Konsequenz dieser Ereignisse kann nur die Rebellion dagegen sein.
Die Herrschaftsclique hat verlernt zu teilen.“Nehmen scheint seliger denn geben!“
Die Prostitution, besonders in Hinsicht auf die gesamte osteuropäische Entwicklung,ist Ausdruck der selbst empfundenen Ohnmacht von Menschen, besonders von Frauen, die ihre sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhängen, also ihren Status nur aufrecht erhalten können in den sie etwas kostbares zum Kauf anbieten, -die sexuelle Dienstleistung-.Es findet hier eine Umverteilung von Geld nach unten statt, die dahingehend völlig unakzeptabel ist, da sie aus Männersicht keineswegs selbstlos daher kommt. So also nicht von Menschenliebe getragen ist,sondern von Gedanke der Ausbeutung bis in die Sexualität.Männer kaufen die sexuelle Dienstleistung,während Frauen sich diese Position sich zunutze machen.Der Staat reglementiert diese Frauenhaltung, ihm wäre es offensichtlich lieber, die Frauen wären, wie auf einen modernen Sklavenmarkt den Manne und seiner Absichten untergeordnet, ohne einen Gegenwert dafür zu entrichten.Die Frauen jedoch partizipieren nicht nur monetär, sondern auch geistig von ihre „Kundschaft“.Sie sind keineswegs „dumme Opfer“; sondern sie nehmen sich das beste aus dem Topf heraus, nicht das was ihnen gelassen werden soll.Sie sind nicht der Willkür der Macht unterworfen,sondern sie rebellieren auf ihre Weise still und leise,oft auch liebevoll.Letztendlich stellen sie sich der Realität und nutzen eine von ihnen selbst geschaffene Nische , die wie die Geschichte zeigt relativ unangreifbar und vom Staatswesen nicht reglementierbar ist.
Die Natur schickte uns schon lange Vorboten der Warnung: Verseuchte Meere, Artensterben, Wirbelstürme....Wir haben die Zeichen ignoriert.So wird die Welle der Rebellion die ganze Welt erfassen, das ist nicht zurück drehbar.Die Rollen werden neu verteilt.Wir stehen am Anfang einer Entwicklung innerhalb derer das Althergebrachte, wie von einem Tornado fortgerissen wird.Jeder wird gezwungen sein dem Leben zu dienen in dem er seinen Mitmenschen beisteht und dafür mit seiner gesamten Existenz einsteht.Wir wohnen der Entstehung einer neuen Persönlichkeit nicht nur bei im Einzelnen, wie im Wesentlichen. Soll das Leben nach Freiheit streben und Gerechtigkeit,so werden Ausgebeutete und Perspektivlose ihre Zusammenhänge neu organisieren müssen . Wir werden gezielt handeln und aus den wutbeseelten Riots wird ein gemeinsamer Geist empor gehoben, der uns leitet in eine neue Epoche.
Mutter Erde
Unter Schmerzen leidet zerschundner Erdenleib
am Horizont glimmt eine neue Zeit
Pilze stürmen Wolken megatonnen schwer
doch bunte Vögel spähn von Eden her
Ref.: Wir sind wie Pfeile auf deinem Bogen
wohin du zielst kommen wir geflogen
du gibst die Richtung und die Kraft
wir folgen dir mit Leidenschaft
Am Riff aus Stacheldraht zerschellt die Menschlichkeit
in tiefen Gräbern träumt Lebendigkeit
zerstörende Gewalt wird nicht fortbestehen
denn liebevoller Geist liegt in den Wehen
Ins Dunkel starren Fenster und morsche Seelen knarren
nicht wissend wie sie früher, früher einmal waren
Dummheit und Verwirrung führn in die Einsamkeit
ein Jubelschrei nimmt Atem tief im Leid
Kalter Haß klingt hämmernd wie Schritte aus Metall
aus der Ferne dröhnt ein schwerer Fall
in Gärten aus Beton erblühet Totengeld
so laß uns bauen eine neue Welt.
(getextet von Günter Funk für Musikband Namenlos 1994)
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Nein, eine westgruppe, im knast gegründet in den 90er Jahren von günni und peter schröder (Gitarrist) Die dazu gehörige CD ist im Handel nicht mehr erhältlich.
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Re: Die "verlorene" Generation
Wenn die Fürsprecher der Unterklasse vor Gerechtigkeit ebensoviel Angst haben, wie die herrschende Klasse selbst und sich ab einer bestimmten Stelle aus Bequemlichkeit weigern, ihre Argumentation konsequent zuende zu denken, lesen wir solche Heuchelei.Das macht aus den Unruhestiftern von Tottenham und Peckham keine soziale oder gar revolutionäre Bewegung. Wer Supermärkte abfackelt, Handy-Shops plündert und Polizisten mit Spitzhacken attackiert, handelt kriminell und muss wie ein Krimineller behandelt werden. Dennoch sind die Unruhen ein Indiz für eine breitere, tiefer sitzende Malaise. Schonungslos beschrieb es der konservative Daily Telegraph: "Ein Teil des jungen Britannien - die Messerstecher, die Schießwütigen, die Plünderer, die windigen Nichtstuer und ihr verängstigtes Gefolge - ist vom Klippenrand einer zerbröckelnden Nation gestürzt."
Die Medien sind Propagandainstrument wie eh und je. Kein Journalist kann mehr ernst genommen werden, wenn er sich in solch einer Situation rückhaltlos auf die Seite der Regierugn stellt. Kritisieren muss man. Eben so weit, dass man von jenen die sich einreden sozial und liberal zu sein, ernstgenommen wird. Aber an dem Punkt, an dem es anfängt unangenehm zu werden, wo man Stellung beziehen müsste, lässt man sich auf den Punkt zurückfallen, der alle eint: Angst.
"Ein bischen Revolution, ja bitte - aber bloß nicht so viel, dass sich was ändert."
Das ist der Slogan einer orientierungslosen Mittelschicht, die nicht wahrhaben will, dass sie mit jedem Tag kleiner und unbedeutender wird.
Kriminell ist, was die Regierung als kriminell definiert. Jede Revolution ist kriminell gewesen und muss es darum auch sein.
In Armut, Gewalt und Kriminalität hinein geboren zu werden erzeugt keinen feinen Charakter und ich bezweifle, dass man unter den Aufständischen in England viele nette Menschen fände. Jedoch ist die Gesellschaft dafür verantwortlich, wenn jemand keine Chance hat, wenn jemand keine andere Möglichkeit kennt sich zu wehren, wenn es keinen anderen Weg gibt sich zu befreien. Die Art des Widerstandes wird dem Unterdrückten aufgezwungen.
Liebe Grüße
Michel
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Re: Die "verlorene" Generation
Hallo Michel,
grundsätzlich: JA! - ich kann dir in allem zustimmen. Zumindest was die Analyse angeht. Nur frage ich mich halt, wie man da etwas besser machen kann.
Und ich denke, dazu müssen wir nicht nur Verhalten beschreiben, sondern auch die Gründe dafür verstehen:

Auch wenn ich es persönlich nicht nachvollziehen kann, wieso die früher doch recht ausgeprägte Mittelschicht sich hat dazu bringen lassen sich mit der Oberschicht zu identifizieren und deren Interessen zu vertreten, so scheint mir inzwischen dieser Schichtbegriff die Verhältnisse nicht mehr wirklich zu beschreiben.
Vielleicht würde sich die Erklärung der Verhältnisse zwangloser ergeben, wenn wir statt Schichten unserer Analyse die Nähe zum Staat zugrundelegen. Mir zumindest erscheint das alles viel einfacher zu verstehen, wenn wir statt dem Schichtmodell von der Hypothese ausgehen, dass die heutige Gesellschaft zwar noch die im Eröffnungsartikel beschriebene Oberschicht aufweist (die, wenn auch weniger reich und weniger erblich in Deutschland ebenso vorhanden ist wie in England, und die wie ein absolutistischer König "der Staat ist"), bei allem darunter aber die Schicht nur noch eine unbedeutende Rolle spielt im Vergleich zu der Frage, ob die Person Staatsdiener ist oder nicht.
Denn der Staat dient ja nicht mehr dem Volk, sondern ist ein Selbstbedienungsladen für seine treuen Anhänger, stellt ihnen darüber hinaus die Machtstrukturen zur Verfügung sich gegenseitig zu schützen. Dadurch ist auch die Verarmung der ehemaligen Mittelschicht bei Selbständigen und in der freien Wirtschaft angestellten deutlich stärker ausgeprägt als bei Beamten. Trotzdem sehe ich nicht nur finanzelle Überlegungen dahinterstehend, wenn ich beobachte, dass viele "nichtstaatliche Mittelständler", denen man das früher keinesfalls zugetraut hätte, heutzutage sagen dass die RAF damals eigentlich Recht hatte ...
DAs "bißchen Revolution ohne Veränderungen" scheint mir nach meinen eigenen Beobachtungen beim täglichen Umgang mit Menschen also weniger mittelstands- als staatsdienertypisch. Wobei wir ja schon an anderer Stelle diskutiert haben, dass die Finanziers der Massenmedien die stärkste Kraft im Staat sind, so dass Journalisten (und somit auch die journalistische Untergruppe der von dir, Michel, erwähnten "Fürsprecher der Unterschicht") strukturell den Staatsdienern zugerechnet werden müssten.
Trotzdem, ich sehe es eher so: Die wirklich unfeinen Züge der englischen Aufständigen, nämlich Unbeteiligte zu schädigen, spiegeln den Charakter der Oberschicht wieder. Würde in Armut Gewalt und Kriminalität hineingeboren sein solche Verhaltensweisen erzwingen, so wäre mir unerklärlich, wie die IRA es geschafft hat das Vermeiden von "Kollateralschäden" als überlegenen Grundsatz durchzuhalten. Hier sehe ich nur eine Gemeinsamkeit von rioters mit upper class - und denke dass hier die Imitation offensichtlich erfolgreichen Verhaltens ein viel wichtigerer Grund ist als die Unfähigkeit zu anderen, besseren Verhaltensweisen.
Zumindest gibt es Berichte (sorry habe das jetzt nicht aufgehoben und kann es deshalb nicht belegen), dass die derzeitigen riots zu sozialeren Verhaltensweisen der Akteure führen, weil ein gemeinsames Ziel beispielsweise alte Bandenreviere vergessen läßt. Laut diesen Berichten kommen manche rioter jetzt zum ersten mal in ihrem Leben in den Genuß sich frei bewegen zu können, weil sie von benachbarten gangs nicht mehr als "Feinde" gesehen werden.
Liebe Grüße, Aoife
PS: Auf ähnliche Überlegungen in unserem Belfast Forum habe ich folgende Antwort erhalten:
aoife wants a private riot only decent people need apply ,,no thugs or bad people need apply
Ist wohl was dran .....
grundsätzlich: JA! - ich kann dir in allem zustimmen. Zumindest was die Analyse angeht. Nur frage ich mich halt, wie man da etwas besser machen kann.
Und ich denke, dazu müssen wir nicht nur Verhalten beschreiben, sondern auch die Gründe dafür verstehen:

und auch:Mitch hat geschrieben:Wenn die Fürsprecher der Unterklasse vor Gerechtigkeit ebensoviel Angst haben, wie die herrschende Klasse selbst und sich ab einer bestimmten Stelle aus Bequemlichkeit weigern, ihre Argumentation konsequent zuende zu denken, lesen wir solche Heuchelei.
Da frage ich mich schon, wer sind denn diese "Fürsprecher der Unterklasse", wer überhaupt macht diese schwindenede Mittelschicht aus?Mitch hat geschrieben:"Ein bischen Revolution, ja bitte - aber bloß nicht so viel, dass sich was ändert."
Das ist der Slogan einer orientierungslosen Mittelschicht, die nicht wahrhaben will, dass sie mit jedem Tag kleiner und unbedeutender wird.
Auch wenn ich es persönlich nicht nachvollziehen kann, wieso die früher doch recht ausgeprägte Mittelschicht sich hat dazu bringen lassen sich mit der Oberschicht zu identifizieren und deren Interessen zu vertreten, so scheint mir inzwischen dieser Schichtbegriff die Verhältnisse nicht mehr wirklich zu beschreiben.
Vielleicht würde sich die Erklärung der Verhältnisse zwangloser ergeben, wenn wir statt Schichten unserer Analyse die Nähe zum Staat zugrundelegen. Mir zumindest erscheint das alles viel einfacher zu verstehen, wenn wir statt dem Schichtmodell von der Hypothese ausgehen, dass die heutige Gesellschaft zwar noch die im Eröffnungsartikel beschriebene Oberschicht aufweist (die, wenn auch weniger reich und weniger erblich in Deutschland ebenso vorhanden ist wie in England, und die wie ein absolutistischer König "der Staat ist"), bei allem darunter aber die Schicht nur noch eine unbedeutende Rolle spielt im Vergleich zu der Frage, ob die Person Staatsdiener ist oder nicht.
Denn der Staat dient ja nicht mehr dem Volk, sondern ist ein Selbstbedienungsladen für seine treuen Anhänger, stellt ihnen darüber hinaus die Machtstrukturen zur Verfügung sich gegenseitig zu schützen. Dadurch ist auch die Verarmung der ehemaligen Mittelschicht bei Selbständigen und in der freien Wirtschaft angestellten deutlich stärker ausgeprägt als bei Beamten. Trotzdem sehe ich nicht nur finanzelle Überlegungen dahinterstehend, wenn ich beobachte, dass viele "nichtstaatliche Mittelständler", denen man das früher keinesfalls zugetraut hätte, heutzutage sagen dass die RAF damals eigentlich Recht hatte ...
DAs "bißchen Revolution ohne Veränderungen" scheint mir nach meinen eigenen Beobachtungen beim täglichen Umgang mit Menschen also weniger mittelstands- als staatsdienertypisch. Wobei wir ja schon an anderer Stelle diskutiert haben, dass die Finanziers der Massenmedien die stärkste Kraft im Staat sind, so dass Journalisten (und somit auch die journalistische Untergruppe der von dir, Michel, erwähnten "Fürsprecher der Unterschicht") strukturell den Staatsdienern zugerechnet werden müssten.
Mit dieser Aussage habe ich ehrlich gesagt meine Probleme. Wobei ich die Angelegenheit durchaus so distanziert betrachten kann, dass ich auch die Möglichkeit in Betracht ziehe selbst eben auch keinen feinen Charakter zu haben, und somit die Charakterfeinheit anderer nicht objektiv beurteilen zu können.Mitch hat geschrieben:In Armut, Gewalt und Kriminalität hinein geboren zu werden erzeugt keinen feinen Charakter ...
Trotzdem, ich sehe es eher so: Die wirklich unfeinen Züge der englischen Aufständigen, nämlich Unbeteiligte zu schädigen, spiegeln den Charakter der Oberschicht wieder. Würde in Armut Gewalt und Kriminalität hineingeboren sein solche Verhaltensweisen erzwingen, so wäre mir unerklärlich, wie die IRA es geschafft hat das Vermeiden von "Kollateralschäden" als überlegenen Grundsatz durchzuhalten. Hier sehe ich nur eine Gemeinsamkeit von rioters mit upper class - und denke dass hier die Imitation offensichtlich erfolgreichen Verhaltens ein viel wichtigerer Grund ist als die Unfähigkeit zu anderen, besseren Verhaltensweisen.
Zumindest gibt es Berichte (sorry habe das jetzt nicht aufgehoben und kann es deshalb nicht belegen), dass die derzeitigen riots zu sozialeren Verhaltensweisen der Akteure führen, weil ein gemeinsames Ziel beispielsweise alte Bandenreviere vergessen läßt. Laut diesen Berichten kommen manche rioter jetzt zum ersten mal in ihrem Leben in den Genuß sich frei bewegen zu können, weil sie von benachbarten gangs nicht mehr als "Feinde" gesehen werden.
Liebe Grüße, Aoife
PS: Auf ähnliche Überlegungen in unserem Belfast Forum habe ich folgende Antwort erhalten:
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RE: Die "verlorene" Generation
Hier eine IMHO gute (englischsprachige) Zusammenfassung der bisher bekannten Fakten:
http://wsm.ie/c/london-riots-causes-con ... -anarchist
Liebe Grüße, Aoife
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Hallo Aoife !
Die Klassifizierung in Schichten ist seit jeher schwierig im Diskurs mit den Gegnern des Modells. Es ist schwammig und weist Lücken auf, ist aber das beste Kapitalismus-kritische Modell, für dessen Verständniss man nicht studiert haben muss. Eine verlässliche Studie kann man damit nicht herstellen, (Freuds Psychoanalyse wird beispielsweise heutzutage ja auch nicht mehr in ihrer Reinform praktiziert) aber als Erklärungsmodell für soziale Spannungen, reicht es noch allemale.
Heute mehr als noch vor zwanzig Jahren. Wer arbeitstätige ist, deutlich unter 1500€ Netto im Monat hat und auch keine besonders positive Prognose mitbringt, oder zu einem Sonderfall gehört, den rechne ich zur Unterschicht.
Doch immer wenn die Revolution von unten kam, war es anders. Das einzige wozu ertrinkende fähig sind, sind verzweifelte Rettungsschläge - und damit treffen sie stets auch Unschuldige. Nichteinmal nur aus Unvorsicht, vielmehr weil der ganze Ärger, die ganze Frustration sich explosionsartig entlädt. Sowas ist keine schöne Revolution, wie in den Träumen die ich früher noch öfters hatte sondern vielmehr mit der Unkontrollierbarkeit und Unaufhaltbarkeit einer Naturkatastrophe zu vergleichen.
Freilich ist die herrschende Klasse (und falls man an Demokratie glaubt, kann man sagen: Die Politik) ursächlich dafür. Nichtsdestotrotz benutzt sie die aus diesen Erfahrungen entstandene (berechtigte) Angst, um den üblichen Maßnahmenkatalog durchzusetzen (Mehr Repression) und so im gleichen Zug ihre Herrschaft zu festigen.
Dass es eine originäre charakterliche Determination gibt, möchte ich nicht behaupten - vielmehr auf die Tatsache aufmerksam machen ,dass man wenn man Jurist, Arzt oder Ingenieur ist auch als frommes Lamm überlebt - im Existenzkampf einer in die Aussichtslosigkeit geboreren Generation, aber die Eigenschaften eines Wolfes braucht um nicht unterzugehen.
Wenn diese Wölfe sich jetzt nichtmehr gegenseitig beißen, ist bei ihnen der Schichten-Gedanke kurz vorüber gezogen. Aber es reicht noch nicht für eine Revolution von unten. Das Verständniss fehlt. Die Wut wird nicht gelenkt. Sie wird verrauchen, sich wieder aufbauen und sich in den alten Bandenkriegen niderschlagen.
Aus dem Grunde würde ich die IRA auch nicht als Vergleich heranziehen. Das einende Ziel war dort schon bei Gründung klar. Es war auch keine gebeutelte Unterschicht die sich erhob, sondern eine Gruppe die sich gegen ihre Besatzer wehrte. In der IRA waren alle sozialen Schichten vertreten, sie folgt einem demokratischen Entscheidungsfindungsmuster und über eine gut funktionierende Kommandostruktur.
In früheren Kriegen, vor WWII, gab es gute Gründe Offiziere nicht gezielt anzugreifen. Dem Feind war bewusst, dass die Offiziere seines Gegeners alles sein würden, was die einfachen Soldaten davon abhalten würde, sie im Falle einer Niederlage, zu massakrieren.
So einen führungslosen, anarchistischen Mob, haben wir jetzt in England. Und damit nur einen Aufstand, leider keine Revolution.
Liebe Grüße
Michel
Fürsprecher war ein bischen irrleitend gebraucht. Gemeint habe ich hier jene Medien, die ihr Verständniss für die Situation heucheln und im Strom der Masse fordern, dass sich irgendwer mal mit den Hintergründen auseinander setzt.Da frage ich mich schon, wer sind denn diese "Fürsprecher der Unterklasse", wer überhaupt macht diese schwindenede Mittelschicht aus?
Die Klassifizierung in Schichten ist seit jeher schwierig im Diskurs mit den Gegnern des Modells. Es ist schwammig und weist Lücken auf, ist aber das beste Kapitalismus-kritische Modell, für dessen Verständniss man nicht studiert haben muss. Eine verlässliche Studie kann man damit nicht herstellen, (Freuds Psychoanalyse wird beispielsweise heutzutage ja auch nicht mehr in ihrer Reinform praktiziert) aber als Erklärungsmodell für soziale Spannungen, reicht es noch allemale.
Heute mehr als noch vor zwanzig Jahren. Wer arbeitstätige ist, deutlich unter 1500€ Netto im Monat hat und auch keine besonders positive Prognose mitbringt, oder zu einem Sonderfall gehört, den rechne ich zur Unterschicht.
Das Proletariat war noch nie eine schützenswerte Rasse. Revolutionen sollten von Philosophen unter Einhaltung strenger ethischer Richtlinien geführt werden.Moralisch überlegen, durchdacht und zum Wohle aller Menschen.Mit dieser Aussage habe ich ehrlich gesagt meine Probleme. Wobei ich die Angelegenheit durchaus so distanziert betrachten kann, dass ich auch die Möglichkeit in Betracht ziehe selbst eben auch keinen feinen Charakter zu haben, und somit die Charakterfeinheit anderer nicht objektiv beurteilen zu können...(ff.)
Doch immer wenn die Revolution von unten kam, war es anders. Das einzige wozu ertrinkende fähig sind, sind verzweifelte Rettungsschläge - und damit treffen sie stets auch Unschuldige. Nichteinmal nur aus Unvorsicht, vielmehr weil der ganze Ärger, die ganze Frustration sich explosionsartig entlädt. Sowas ist keine schöne Revolution, wie in den Träumen die ich früher noch öfters hatte sondern vielmehr mit der Unkontrollierbarkeit und Unaufhaltbarkeit einer Naturkatastrophe zu vergleichen.
Freilich ist die herrschende Klasse (und falls man an Demokratie glaubt, kann man sagen: Die Politik) ursächlich dafür. Nichtsdestotrotz benutzt sie die aus diesen Erfahrungen entstandene (berechtigte) Angst, um den üblichen Maßnahmenkatalog durchzusetzen (Mehr Repression) und so im gleichen Zug ihre Herrschaft zu festigen.
Dass es eine originäre charakterliche Determination gibt, möchte ich nicht behaupten - vielmehr auf die Tatsache aufmerksam machen ,dass man wenn man Jurist, Arzt oder Ingenieur ist auch als frommes Lamm überlebt - im Existenzkampf einer in die Aussichtslosigkeit geboreren Generation, aber die Eigenschaften eines Wolfes braucht um nicht unterzugehen.
Wenn diese Wölfe sich jetzt nichtmehr gegenseitig beißen, ist bei ihnen der Schichten-Gedanke kurz vorüber gezogen. Aber es reicht noch nicht für eine Revolution von unten. Das Verständniss fehlt. Die Wut wird nicht gelenkt. Sie wird verrauchen, sich wieder aufbauen und sich in den alten Bandenkriegen niderschlagen.
Aus dem Grunde würde ich die IRA auch nicht als Vergleich heranziehen. Das einende Ziel war dort schon bei Gründung klar. Es war auch keine gebeutelte Unterschicht die sich erhob, sondern eine Gruppe die sich gegen ihre Besatzer wehrte. In der IRA waren alle sozialen Schichten vertreten, sie folgt einem demokratischen Entscheidungsfindungsmuster und über eine gut funktionierende Kommandostruktur.
In früheren Kriegen, vor WWII, gab es gute Gründe Offiziere nicht gezielt anzugreifen. Dem Feind war bewusst, dass die Offiziere seines Gegeners alles sein würden, was die einfachen Soldaten davon abhalten würde, sie im Falle einer Niederlage, zu massakrieren.
So einen führungslosen, anarchistischen Mob, haben wir jetzt in England. Und damit nur einen Aufstand, leider keine Revolution.
Liebe Grüße
Michel
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Ok, Michel, ich habe mich wohl etwas zu ungenau ausgedrückt, genau genommen hatte ich "unsere", die pIRA gemeint.Mitch hat geschrieben:Aber es reicht noch nicht für eine Revolution von unten. Das Verständniss fehlt. Die Wut wird nicht gelenkt. Sie wird verrauchen, sich wieder aufbauen und sich in den alten Bandenkriegen niderschlagen.
Aus dem Grunde würde ich die IRA auch nicht als Vergleich heranziehen. Das einende Ziel war dort schon bei Gründung klar. Es war auch keine gebeutelte Unterschicht die sich erhob, sondern eine Gruppe die sich gegen ihre Besatzer wehrte.
Und die Vorgänge die zu ihrer Konstitution geführt haben hätten IMHO absolut ausgereicht auch in diesem Fall nur unkoordinierte Wut zu erzeugen:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=pdWd8WGQSxM[/youtube]
Aber irgendwie ist das damals anders gelaufen ... was ich mir auch nicht aus der besser durchmischten Schichtzugehörigkeit erklären kann - "alle Schichten" waren auch da ja nicht gleichmäßig vertreten, da die durch politische Kunstgriffe (gerrymandering) stabilisierte protestantische Oberschicht ja gerade die Agressoren waren. Natürlich gab es auch unterprivilegierte (und auch nicht unterprivilegierte aber gerecht denkende) Protestanten bei der pIRA, aber die Zusammensetzung der derzeitigen rioters ist ja auch nicht so eingleisig "schwarz und arm" wie in vielen Medien dargestellt.
Liebe Grüße, Aoife
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Ahh... das hätte ich mir eigentlich denken können.
Mir fehlt das Fachwissen um sowas wirklich zu vergleichen. Nur fehlt bei den Aufständischen heute im Grunde jede gemeinsame Basis, eine theoretische Grundlage und somit auch ein klares Feindbild. Klar - Polizei, Regierung. Aber das langt offenbar nicht aus. Eine Regierung kann wechseln und die Polizei ist im Gegensatz zur Armee nicht ausschließlich Herrschaftsinstrument.
Möglicherweise entlädt sich die Wut so ungezielt und unorganisierend, weil es schon an einem gemeinsamen Feindbild fehlt ? Wie soll dann eine gemeinsame Agenda entstehen ...
Ob sich nach dem Intro, das wir in den letzten Tagen zu sehen bekamen irgendetwas bildet, das stark genug ist aus den Riots eine organisierte Bewegung zu machen ? Keine Ahnung. Wäre klasse, aber ich fürchte, dass es das schon war jetzt.
Lieben Gruß
Michel
Mir fehlt das Fachwissen um sowas wirklich zu vergleichen. Nur fehlt bei den Aufständischen heute im Grunde jede gemeinsame Basis, eine theoretische Grundlage und somit auch ein klares Feindbild. Klar - Polizei, Regierung. Aber das langt offenbar nicht aus. Eine Regierung kann wechseln und die Polizei ist im Gegensatz zur Armee nicht ausschließlich Herrschaftsinstrument.
Möglicherweise entlädt sich die Wut so ungezielt und unorganisierend, weil es schon an einem gemeinsamen Feindbild fehlt ? Wie soll dann eine gemeinsame Agenda entstehen ...
Ob sich nach dem Intro, das wir in den letzten Tagen zu sehen bekamen irgendetwas bildet, das stark genug ist aus den Riots eine organisierte Bewegung zu machen ? Keine Ahnung. Wäre klasse, aber ich fürchte, dass es das schon war jetzt.
Lieben Gruß
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Ich bin mir nicht sicher, ob ich das hier in diesem Forum schon einmal erwähnt habe, aber ich befürchte das Hauptproblem ist, dass der "Feind" im Grund bewundert und imitiert wird. Dieser Artikel:Mitch hat geschrieben:Nur fehlt bei den Aufständischen heute im Grunde jede gemeinsame Basis, eine theoretische Grundlage und somit auch ein klares Feindbild.
http://www.guardian.co.uk/uk/2011/aug/1 ... CMP=twt_fd
sieht das jedenfalls auch so.
Also strukturell ähnlich wie Frau Schwarzer & Co, die patriarchalische Strukturen nicht wirklich bekämpfen, sondern für sich persönlich nutzen wollen, oder auch sogenannte Muslime, die den offensichtlich erfolgreichen Ex-Kolonialherren Nationalismus und Terrorismus (2 im Islam absolut verbotene Dinge) abgeschaut haben.
Hier ist sicherlich ein Unterschied zur pIRA zu sehen, die ihren Prinzipien auch unter erzwungenermaßen wechselnden Organisationsformen treu geblieben ist - Und ich versuche ja mit meinen Überlegungen gerade dahinterzukommen, in welchen Gegebenheiten dieser Unterschied begründet ist. Denn wenn wir das Gute fördern wollen wäre es vorteilhaft wenn wir die Bedingungen für sein Auftreten verstehen.
Liebe Grüße, Aoife
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Es ist wahr, hinter den Aufständen fehlt jede Absicht es besser zu machen. Würden Zepter und Kapu getauscht, es würde sich nichts ändern.
Ich wollte früher nicht glauben was die Alten erzählt haben, als ich gepackt von Idealismus und dem Wunsch etwas zu verändern Widerstand geleistet habe. Doch jetzt werde ich von Jahr zu Jahr müder.
Mit stellt sich fortwährend die Frage, ob so ein Aufstand unterstützenswert ist. Vielleicht ist es nurnoch Misantrophie, die mir das Grinsen ins Gesicht treibt, wenn es brennt.
Lieben Gruß
Michel
Ich wollte früher nicht glauben was die Alten erzählt haben, als ich gepackt von Idealismus und dem Wunsch etwas zu verändern Widerstand geleistet habe. Doch jetzt werde ich von Jahr zu Jahr müder.
Mit stellt sich fortwährend die Frage, ob so ein Aufstand unterstützenswert ist. Vielleicht ist es nurnoch Misantrophie, die mir das Grinsen ins Gesicht treibt, wenn es brennt.
Lieben Gruß
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"So ein Aufstand" ist für mich nicht unterstützenswert - oder wie weiter oben schon erwähnt: "Aoife wants a private riot only decent people need apply."Mitch hat geschrieben:Mit stellt sich fortwährend die Frage, ob so ein Aufstand unterstützenswert ist.
Im Ernst, für mich existiert keine bessere Beschreibung der gerechten Staatsform als die von Lao-Tze im Dao Deh Ching:
17.
Die besten Herrscher waren kaum gekannt - die folgenden geliebt und geehrt •
die folgenden gefürchtet - die letzten verachtet •
Wer selbst kein Vertrauen hat wird auch kein Vertrauen finden •
Wählt er seine Weisung mit Bedacht werden die Werke vollendet •
dem Willen willfahren und das Volk sagt: Wir sind frei •
18.
Wird der rechte Weg verlassen entstehen Güte und Moral •
Wissen und Klugheit kommen auf und große Heuchelei folgt •
Zerbricht die Eintracht der Familie entsteht Kindespflicht und Elternliebe •
Wenn das Land in Wirren und Chaos gerät treten ergebene Staatsdiener auf •
Solange Gewalt hier nicht in die richtige Richtung etwas bewegen will, sonden nur den Verteilungskampf auf unterster Ebene dieses Systems wiederspiegelt, kann ich sie nicht unterstützen. Das gilt für die Gewalt der rioters nicht weniger als für die Staatsgewalt.
Liebe Grüße, Aoife
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Und wenn die Gesellschaft an einem Punkt angekommen ist, in dem es keine Alternative gibt ? Deutsche Studenten sind längst nicht mehr die Träger revolutionärer Gedanken, die Grünen tragen keine Turnschuhe mehr und die Partei "Die Linke" gitb es nur dem Namen nach.
Vielleicht ist das jetzt die Art des Widerstandes, die den Unterdrückten aufgezwungen wird. Oder siehst du irgendeine Alternative ?
Wenn die Personen die den Aufstand tragen in ihren Zielen auch nicht unterstützenswert sind, so bleibt es doch ein Angriff auf eine verachtenswerte, faschistoide Politik.
Treffen wir, wenn wir passiv bleiben, nicht eine Wahl für eben jene politische und gesellschaftliche Haltung, die für das alles verantwortlich ist ?
Zumindest sagen wir mit unserer Passivität, dass uns die momentane Politik lieber ist als Anarchie. Und da bin ich mir gar nicht so sicher.
Lieben Gruß
Michel
Vielleicht ist das jetzt die Art des Widerstandes, die den Unterdrückten aufgezwungen wird. Oder siehst du irgendeine Alternative ?
Wenn die Personen die den Aufstand tragen in ihren Zielen auch nicht unterstützenswert sind, so bleibt es doch ein Angriff auf eine verachtenswerte, faschistoide Politik.
Treffen wir, wenn wir passiv bleiben, nicht eine Wahl für eben jene politische und gesellschaftliche Haltung, die für das alles verantwortlich ist ?
Zumindest sagen wir mit unserer Passivität, dass uns die momentane Politik lieber ist als Anarchie. Und da bin ich mir gar nicht so sicher.
Lieben Gruß
Michel