Bürgerinitiative Felberstraße - weg mit der Prostitution..

Abgesehen vom Fehlen der nötigen Hilfsinstitutionen für Sexworker findet hier auch alles Platz, was ihr an bestehenden Einrichtungen auszusetzen habt oder loben wollt
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Zwerg
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Bürgerinitiative Felberstraße - Herr Gruber

Beitrag von Zwerg »

Da ich mittlerweile mehrfach wegen der neuesten literarischen Ergüsse des Herrn Grubers (von SexarbeiterInnen - und auch einer AnrainerIn) auf seinem Blog angerufen wurde, eine kleine Richtigstellung:

Das sich Herr Gruber mittlerweile über seine Wordpress-Webseite uns gegenüber äußerst unhöflich verhält, liegt an der Tatsache, dass ich ihm (mittlerweile mehrfach) gesagt habe, dass ich mit ihm keinerlei Basis für ein Gespräch sehen würde und das ich es vorziehe, mit ihm überhaupt nicht zu reden.

Personen, welche im Internet Frauen als "Wegwerffrauen" bezeichnen, oder auch (vor laufender Kamera) meinen "SexarbeiterInnen wären generell keine Frauen, sondern F...k-Maschinen", sind meines Erachtens nicht qualifiziert um mit uns Kontakt zu halten.

Das er mittlerweile meint "er wäre mit mir per Du" ist ein Irrtum seinerseits - Ich rede nicht mit ihm - das war es auch schon.

Das er sich jetzt aufs Beflegeln verlegt ist zwar entbehrlich, aber anderer Seits bestätigt es den Eindruck, den er bisher ja mehrfach öffentlich zur Schau gestellt hat. Möge der Herr Edi Gruber mit seiner Ausdrucksweise gegenüber Frauen bzw. SexarbeiterInnen seine Gesprächspartner finden - Wir, zumindest durch mich vertreten, sind nicht darunter.

christian

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Marc of Frankfurt
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Straßenkarte und neues Prostitutionsgesetz

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Occupay Felberstrich


Auf dem Papier des Gesetzes haben die 2 Bürgerinitiativen Felber- und Mariahilfer Strasse auf ganzer Linie gesiegt. Für den ganzen 15. Bezirk ist erstmal Straßenstrich vollständig verboten!

Damit sind die Straßensexworker des Bezirks Rudolfsheim-Fünfhaus ersteinmal vollständig in die Illegalität oder Kriminalität gedrängt (kriminalisiert), falls sie das Ausweichquatier Neuer Zentralstrich Wien: Prater - Messe nicht annehmen können, weil auch dort gegen Prostitution gekämpft wird und die geplante Zone im Bezirk (Sechshauser Gürtel Teilbereich Nebenfahrbahn und Parkplatz) noch nicht geprüft und genehmigt wurde zum Zeitpunkt des neuen Prostitutionsverbots ab 1. November.

Diese mißlungene Terminabstimmung scheint eine praktische Verdienstquelle für Strafverfolgungsbehörden zu sein, wie es sich bereits in der 1. Nacht des neuen Prostitutionsgesetz anhand der Medienberichterstattung zeigt. Also nicht minder erfolgreich als der abgeschaffte 300m-Verbotszonen-Flickenteppich (Durchmesser, siehe Karte).

Möglicherweise ist dies die zweite mißlungene Verlegung von alteingelaufenen Straßenstrichgebieten (vgl. nicht angenommene Strichzonen: Linzer Straße und Linke Wienzeile).





:zeichnung Hier gibt es die aktuellen Infos für Sexworker zum neuen Prostitutionsgesetz Wien ab 1.11.11

www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=922&start=297





Was wäre wohl besser gelaufen sowohl für Anwohner als auch Sexworker, wenn explizitere, sachliche Informationen erlaubt und verfügbar gewesen wären wie z.B. eine Strichkarte für die Sexworker.

Mit so einer Straßenkarte hätten vermutlich die überwiegend migrantischen Sexworker auf einen Blick erkennen können, dass es 3 erlaubte Straßenstrichbereiche auf ihrer Straße gibt. Sie hätten sich nicht ständig dumm und (erniedrigend-bis-paternalistisch) "per Du" von der Polizei anmachen lassen müssen und hätten saftige Strafzahlungen und evt. weiteren Abstieg in eine Kriminalitäts-Karriere vermeiden können.

In die Karte für Sexworker-Migrant_innen hätte man ferner -mehrsprachig- die Beratungsstellen mit Telefonnummer, Adresse, und Öffnungszeiten eintragen können (SOPHIE www.sophie.or.at) Ferner Hotlines von Polizei & Ambulanz. Aber auch die Lage von Kontaktbars und Stundenhotels evt. als Anzeige um den Druck der Karte zu finanzieren (wasserfest) ...

Solche strukturellen Regelungen und Instrumente auf den Weg zu bringen ist eine typische Aufgabenstellung für Self-regulatory Boards (SRB). Dazu müssen lokale Sexworker und andere Stakeholder mit Entscheidungsbefugnis in die Hilfsorganisationen und Stadtteil-Selbstverwaltung mit eingebunden sein. Nur so können Sexworker-Interessenvertreter auch Verantwortung übernehmen, was bei nur runden Tischen und Anhörungen von ausgewählten Experten nicht möglich ist.

Da es das alles nicht gibt kann vermutet werden, es ist schlicht nicht erwünscht (Verdränungspolitik. "Die Politiker sind für die Bürger und Mächtigen da, aber nicht für die Sexworker oder Prekarisierten"). Die Sexworker müssen es sich erst erkämpfen, entweder per Katz- und Maus-Spiel (individualistische Konkurrenz, Marktgesetz, Abstimmung mit den Füßen, "neoliberale Deregulierung" im Bereich von Schattenwirtschaft) oder kollektivistisch-solidarisch so wie derzeit in Madrid. Ich denke das ist der legale Ansatz der Zukunft hat.

Eingeschränktes Google Streetview: http://maps.google.de/maps?ll=48.196932 ... po-9113873
Dateianhänge
Straßenkarte für Sexworker <br />mit 3 Erlaubniszonen Felberstrich<br />(gültig bis 1.11.11. Entwurf für zukünftiges Aufklärungsmaterial)
Straßenkarte für Sexworker
mit 3 Erlaubniszonen Felberstrich
(gültig bis 1.11.11. Entwurf für zukünftiges Aufklärungsmaterial)

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Zwerg
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RE: Bürgerinitiative Felberstraße - weg mit der Prostitution

Beitrag von Zwerg »

Da auf einem Blog der Vorwurf erhoben wird, dass ich vorige Woche kein Postings über die Aushebung des Menschenhandelsringes in Wien gesetzt habe:

Wir von sexworker.at wissen - wie übrigens alle anerkannten NGO`s und ExpertInnen - dass eine klar Unterscheidung zu treffen ist. Zwischen freiwilliger und selbstbestimmter Sexarbeit - und diesen unsäglichen Formen der Ausbeutung von Menschen, von welchen in Wien die letzten Tage berichtet wurde.

Das Personen, welche Prostituierte bekämpfen wollen, dies nur zu gerne vermischen liegt auf der Hand. Ebenso auf der Hand liegt, dass durch die dadurch erfolgende Kriminalisierung einer legitimen Tätigkeit selbstbestimmte SexarbeiterInnen in höchstem Maße diskriminiert und auch stigmatisiert werden! Dies sollte Jedem einleuchten, der sich mit der Materie seriös beschäftigt.

Menschenhandel - Frauenhandel - Ausbeutung - und noch einiges mehr hat mit freiwilliger selbstbestimmter Sexarbeit absolut nichts zu tun. Wir versuchen hier mit unserer Arbeit die Rechte der SexarbeiterInnen zu vertreten - und wir versuchen Gesetze mit zu gestalten, welche Ausbeutung (und somit natürlich auch Menschenhandel, Zuhälterei usw.) verhindern! Nur Rechte können Unrecht bekämpfen!

Zum besseren Verständnis: Vorgestern in Salzburg (Workshop von LEFÖ und sexworker.at zum Thema Menschenhandel) kam von einem ranghohen Polizist die Wortmeldung "die am Salzburger Straßenstrich sind alle Opfer" - ich meinte darauf, dass ich dies (auf Grund meines Wissensstandes) bezweifle, aber mir trotzdem die Gegenfrage erlaube, ob es sinnvoll ist, wenn man die Frauen, die seiner Meinung nach Opfer wären, zusätzlich bestrafen würde - anstatt sie mit Rechten zu versehen, die es ermöglichen würden, dass sie sich zur Wehr setzen... Nur Personen die rechtlos sind können sich nicht wehren - eine entsprechende Rechtssprechung bzw. ein diesen Ansatz folgendes Gesetz wo auch Worte wie Opferschutz nicht fehlen dürfte, würde Gewalt gegen SexarbeiterInnen und auch andere Formen der Ausbeutung eindämmen!

Davon abgesehen:

Ein Bericht über Menschenhandel ist sehr wohl bei uns veröffentlicht worden - nur halt nicht von mir persönlich (ich bin ja nur Einer von mehr als 7000 UserInnen des Forums - unsere mehr als 100 000 Postings wurden großteils von SexarbeiterInnen gepostet (auch wenn der Herr Gruber gerne versucht, sexworker.at auf mich zu reduzieren) - Ich selbst war bei einem Workshop zum Thema Menschenhandel in Salzburg) - und auch nicht im falschen Bereich. Den Hinweis über die Vorfälle findet man dort, wo er hingehört: Im Bereich "Zuhälterunwesen, Prozesse, Menschenhandel" (seit 2007 geführt - mit mehr als 500 Postings) - viewtopic.php?t=1476

Somit ist es nicht in Ordnung, wenn Jemand behauptet, wir würden diese Vorfälle nicht ernst nehmen - im Gegenteil sind gerade wir die Jenigen, welche versuchen derartige Ungeheuerlichkeiten zu unterbinden.

christian knappik