LokalNachrichten: WIEN

Hier findet Ihr "lokale" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Städten aufgeteilt.
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Marc of Frankfurt
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Sich zuspitzende Arbeitsbedingungen...

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Gab es zur Einführung des neuen Prostitutionsgesetzes am 1.11.11 auch schon zeitliche Einschränkungen? Oder wurde erst jetzt nach noch nicht ganz 7 Monaten die Prostitutionsmöglichkeit von 24 Stunden auf 8 Stunden d.h. um 2/3 oder 66% gekürzt auf 22 Uhr bis 6 Uhr?


200 Sexarbeiterinnen arbeiten auf der Straße war im Winter in der Presse zu lesen (s.o.).


Hat mal jemand die jetzt einzige verbliebene Straßenstrich-Erlaubniszone Prater/Messe (2. Bezirk/Leopoldstadt) ausgemessen? Google maps sagt es sind etwas mehr als 1,2 km. D.h. mit nur 6 Meter Diskretions-Abstand müssen die Sexarbeiterinnen stehen, wenn alle gleichzeitig der Sexarbeit nachgehen wollten.


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Verordnung der Bundespolizeidirektion Wien „Verbotszone Prater“ vom 29.03.2012 schreibt nichts über eingeschränkte Zeiten:
www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/r ... 500700.htm
www.wien.gv.at/verwaltung/prostitution/ ... splan2.pdf
www.wien.gv.at/verwaltung/prostitution/

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Beitrag von Zwerg »

@marc
Es sind weder 1,2 km - noch ist es die einzig verbliebene Erlaubniszone. Und von 200 SexarbeiterInnen sprechen manche Medien - wir nicht. Davon abgesehen: Von 6 Metern kann man träumen - entspricht aber nicht im Geringsten der Realität

Unsere Forderung ist auch nicht, dass es mehr Erlaubniszonen geben soll - sondern, wir fordern annehmbare Zonen, mit entsprechender Rücksichtnahme auf Sicherheit und vorhandener Infrastruktur! Es nützt überhaupt nichts, wenn man willkürlich irgendwelche Plätze bestimmt, an welchen nicht gearbeitet werden kann - ohne Gesundheit bzw. das Leben der SexarbeiterInnen zu gefährden.

Das Spiel: "Wir transferieren den Strich dorthin, wo er nicht funktionieren kann und dann sagen wir, wir müssen ihn verbieten, da er nicht funktioniert" spielen wir nicht mit!

christian

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Kommentar von Petra Stuiber
Der große Murks mit dem Strich

Kommentar | Petra Stuiber, 22. Mai 2012, 19:04

Wiens Prostitutionsgesetz ist von Sozialromantik inspiriert - das freut niemanden

Ein intimer Kenner der Wiener Kommunalpolitik antwortete einst, als die rot-grüne Stadtregierung taufrisch im Amt und die Stimmung aufgekratzt war, trocken auf die Frage, ob er an den Erfolg dieser Konstellation glaube: "Das kommt darauf an, ob sich in beiden Parteien die Sozialarbeiter durchsetzen."

Der Satz war natürlich nicht als pauschalisierende Beschimpfung aller im Sozialbereich Tätigen gemeint - er sollte, sehr pointiert, ausdrücken: Sollten die Koalitionäre die Stadt künftig mit dem Impetus der Weltverbesserung regieren, wird es schwierig für Rot-Grün in Wien. Zu kaum einem Thema passt diese Prognose besser als zum Umgang der Stadtverwaltung mit Prostitution. Eine neue Regelung wollten die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger (SP) und die grüne Chefverhandlerin Birgit Hebein schaffen, getragen vom Geist der Toleranz, Weltoffenheit und Verantwortung für die Schwachen - in dem Fall die Prostituierten. Gleichzeitig sollten rebellierende Anrainer befriedet und die Wünsche der Polizei berücksichtigt werden. Von diesen, den allerbesten, Absichten getragen, wurde wochenlang verhandelt, und heraus kam - ein großer Murks rund um den Straßenstrich.

Die Anrainer beim Westbahnhof sind selbigen los - dafür stehen die Prostituierten nun rund um die Uhr am Rande des Wurstelpraters. Die Absicht, die Sicherheit der Sexarbeiterinnen zu erhöhen und in Laufhäuser umzuleiten, ist nicht aufgegangen. Die Mieten dort sind flugs gestiegen, sodass Prostituierte nun vermehrt in privaten Wohnungen arbeiten - was die Lage der Frauen noch verschlimmert. Wenn nun auch im Prater die "Erlaubniszonen" zeitlich beschränkt werden, verschwindet die Szene wohl zur Gänze in den Untergrund.

Und was tut die Stadt? Sie putzt sich plötzlich ab und argumentiert, sie könne rein gar nichts unternehmen - solange der Bund nicht das Gesetz ändert und Prostitution fürderhin vom Makel der Sittenwidrigkeit befreit. Das ist eine Ausrede und politisch feige.

Wenn die rot-grüne Stadtregierung der Ansicht ist, dass Prostitution ein Gewerbe wie jedes andere ist, muss man Prostituierten auch die Möglichkeit geben, es auszuüben - in Offenheit und mit dem größtmöglichen Schutz. Das bedeutete aber, sich mit Anrainern und Bezirksvorstehern anzulegen. Das wagt aber niemand, denn die nächste Wahl kommt bestimmt.

Der andere Weg wäre der, für den sich Schweden und Frankreich entschieden haben: Dort gilt Prostitution als unerwünschtes Gewerbe, Freier werden bestraft. Das kann problematisch sein, weil ein Teil des Geschäfts ebenfalls in die Illegalität abtaucht und das beileibe noch nicht heißt, dass das Rotlichtmilieu verschwindet. Das zeigen auch die jüngsten Enthüllungen um die angeblichen Eskapaden des schwedischen Königs mit "käuflichen Damen". Aber immerhin melden die Sicherheitsbehörden, dass Menschenhändler zunehmend einen Bogen um das Land machen - weil sich durch hohe Strafdrohungen das Geschäft schlicht nicht rechnet.

Diese Sichtweise, die auch auf EU-Ebene Anhänger findet, sollte man auch in Österreich zumindest diskutieren. Was spräche dagegen, dass sich Rot-Grün in Wien zur Speerspitze einer solchen Debatte erklärt? Das könnte zumindest ein markantes Projekt und Alleinstellungsmerkmal in Sachen Gesellschaftspolitik sein.

Freilich: Bei diesem Weg wäre ebenfalls politischer Mut gefragt - momentan ein unüberwindliches Handicap. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 23.5.2012)

http://derstandard.at/1336697623142/Kom ... dem-Strich

Ich würde nicht sagen, dass politischer Mut gefragt wäre, um das schwedische Modell zu fordern.... eher Ignoranz gegenüber den tatsächlichen Entwicklungen in Schweden. Gerade jetzt - wo das Scheitern dieser Idee bereits offensichtlich ist - dies anzuregen, zeigt nicht wirklich, dass hier ausreichend recherchiert wurde. Vielleicht täte ein Blick in die Landesnachrichten Schweden auf sexworker.at ganz gut. Informativ wäre er auf alle Fälle.....

Das die Sicherheitsbehörden bekunden "das Alles super ist" liegt in der Natur der Sache - Auch in Österreich gab es ja sogar eine Presseaussendung in welcher behauptet wurde "Menschenhandel wurde durch das neue Prostitutionsgesetz zurück gedrängt" - Die Realität sieht aber anders aus. SexarbeiterInnen in die Illegalität zu drängen stärkt einzig und alleine die Ausbeuter

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Zwerg
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Nachstunden
Diskussion um Straßenstrich in Wien



Ab kommenden Freitag dürfen Sexarbeiterinnen im Wiener Prater ihre Dienste nur noch zwischen 22 und sechs Uhr anbieten.

Weitere Erlaubniszonen "dringend notwendig"

Wien - Ab kommendem Freitag darf Straßenprostitution im Wiener Prater nur zwischen 22 und sechs Uhr stattfinden - so beschloss es die Bezirksvertretung von Leopoldstadt am Dienstag. Das sei eine deutliche Verschlechterung für die Frauen gegenüber der bisherigen Situation, sagt Eva van Rahden von "Sophie", einem Beratungszentrum für Prostituierte.

Seit November ist der Straßenstrich im gesamten Wiener Wohngebiet verboten. Im Prater durften die Frauen vorher ab 21 Uhr stehen, mit dem neuen Gesetz rund um die Uhr, weil es sonst nur im schwer zugänglichen Auhof-Gebiet erlaubt ist.

Durch das Straßenstrichverbot haben Streetworker den Kontakt zu gewissen Gruppen verloren. Laut Polizei gab es zahlreiche Beschwerden von Anrainern. Hin und wieder habe es Anrufe wegen Prostituierter im Prater bei dem von Sophie angebotenen Bürgerservice gegeben, "allerdings sehr wenige", sagt van Rahden.

Der Druck auf den zweiten Bezirk ist sehr groß, meint neben Bezirksvorsteher Gerhard Kubik (SP) auch van Rahden. "Aber auf die Frauen ebenso, die sich dort drängen müssen."

Aufhebung der Sittenwidrigkeit wichtiger Schritt

Weitere Erlaubniszonen - wie sie ursprünglich im Gesetz vorgesehen waren - seien dringend notwendig. "Das Thema ist mit großen Ängsten verbunden, es ist schwierig, eine sachliche Diskussion zu führen." Ein elementarer Schritt dazu sei die Aufhebung der Sittenwidrigkeit.

Erst wenn Prostituierte Verträge abschließen dürfen, könnte Rechtssicherheit und Schutz vor Ausbeutung für die Frauen hergestellt werden. Es würde eine Kehrtwende im Denken bedeuten, meint van Rahden. "Es ist an der Zeit zu akzeptieren, dass Menschen mit dieser Arbeit ihr Geld verdienen."

In einer Stadt der Größe Wiens werde es immer einen Straßenstrich geben - und sei es im illegalen Bereich, sollte er gänzlich verboten werden. Das fordert die Wiener Wirtschaftskammer: Ein Verbot im Prater sei der erste nötige Schritt, der zweite in ganz Wien.

Mehr Streifen im Prater

Bis es so weit ist, will die Wiener Polizei die Streifen in Uniform und Zivil rund um den Prater verstärken. Bei Verstoß drohen den Prostituierten und auch den Freiern Geldstrafen von bis zu 500 Euro.

Zur Information über die Neuerungen sollen neben einer Ankündigung im Amtsblatt der Wiener Zeitung in der betroffenen Gegend Flugblätter in verschiedenen Sprachen verteilt werden. Für die Wintermonate gelten dann wieder andere Sperrzeiten, die Sexarbeiterinnen könnten sich allerdings "nach den Lichtverhältnissen richten", hieß es von der Wiener Polizei. (juh, red/DerStandard.at, DER STANDARD, 23.5.2012)

http://derstandard.at/1336697622335/Nac ... ch-in-Wien

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Marc of Frankfurt
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Reform der Reform der ...

Beitrag von Marc of Frankfurt »

> "Im Prater durften die Frauen vorher ab 21 Uhr stehen [bis?]"

> "mit dem neuen Gesetz [vom 1.11.11] rund um die Uhr [also 24 Stunden]"

> "Ab kommendem Freitag [1.6.12] darf Straßenprostitution im Wiener Prater nur zwischen 22 und 6 Uhr stattfinden [minus 66%] - so beschloss es die Bezirksvertretung von Leopoldstadt [2. Bezirk] am Dienstag."



Diese Historie der Prostitutionsreglementierung zeigt deutlich wie diletanti avanti Gesetze und Verordnungen gestrickt werden und das auf Kosten der Arbeitszeit der Sexworker, denen mal eben x% gegeben oder nach nur wenigen Monaten 66% wieder weggenommen werden von ihrer möglichen Arbeitszeit...


> "weil es sonst nur im schwer zugänglichen Auhof-Gebiet erlaubt ist."

Dass die Zeitung/Hilfsverein es wagen diesen lebensgefährlichen Ort immer noch zu erwähnen. So verbleibt praktisch nur der Prater als derzeit einziger legal genutzter und nicht zugleich lebensgefährlicher Ort für die Millionen-Mega-Metropole Wien am Schnittpunkt und Tor zwischen Zentraleuropa und Balkan...

Da wird sich die Politik bewegen müssen, sich hinsetzen müssen, nachsitzen müssen und mit Sexworkern und Kunden und Anwohnern nach besseren Lösungen zu suchen... [oder wir werden alle mitansehen müssen und dokumentieren, wie der Staat von Sexworkern Strafgelder abpresst, wie Kriminalisierung, Schubhaft, Abschiebungen und Ausländerfeindlichkeit erneut aufblühen werden].





Was vorstellbar wäre ist ein Blog für die betroffenen Menschen aufzusetzen, für die Sexarbeiter und ihre Kunden, um ihnen eine sichtbare Stimme gegenüber den Bürgern, Anwohnern und der Öffentlichkeit zu geben. Z.B. Fotos vom Arbeitsplatz in der Natur im Prater, den Bäumen, Autos ... oder von Sexworkern, Kunden, natürlich künstlerich verfremdet und alle Diskretion wahrend mit Instagram und Bildbearbeitung, mit Bewegungsunschärfe oder Symbolphotos ... von hinten, nur ein Knie, eine Handtasche, ein Geldschein ... und dazu beschreiben in kurzen Statements warum ich in Wien lebe, warum ich in der Sexarbeit arbeite, wen ich mit meinem Verdienst versorge und ernähre, was für Wünsche, Traume, Ziele und politische Forderungen ich im Leben habe ... warum ich im Prater Sexworker aufsuche ... was das an Lebensqualität und Sinn bedeutet ... warum wir keine Mitbewohner oder Praterbesucher oder gar Jugendliche stören wollen und uns wehren von der Politik nur herumgeschubst oder wie Ungeziefer behandelt zu werden ... Ich bin mir sicher die Sexworker, Angehörigen und Kunden haben längst alle die notwendige Technologie (Handy und Internetzugang) und es braucht nur noch einen Funken und ein paar persönliche Kontakte, damit eine gemeinsame öffentlichkeitswirksame Aktionen starten kann ...
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 23.05.2012, 08:57, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag von RitaD »

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Zwerg hat geschrieben:
Das Spiel: "Wir transferieren den Strich dorthin, wo er nicht funktionieren kann und dann sagen wir, wir müssen ihn verbieten, da er nicht funktioniert" spielen wir nicht mit!

christian


Ein mieses Spiel der Behörden, zu dem ein sehr altes.
Das war vor fast 50 jahren in Bern genau so.
Wir haben uns aber erfolgreich dagegen gewehrt.
Zuletzt geändert von RitaD am 23.05.2012, 09:15, insgesamt 1-mal geändert.

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wir haben uns aber erfolreich dagegen gewehrt.

Das klingt klasse. Wie war das damals gelaufen?

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von RitaD »

Wir waren 25 SW also eine kleine Gruppe.
Wurden ebenfalls an den Stadtrand verbannt, ohne Strassenlampen nichts, es war dunkel wie im Magen einer Kuh.
Wir haben direkte Forderungen an die Behörden gestellt : Wir brauchen Licht, zu unserer eigenen Sicherheit ect.
Haben vor den zuständigen Behörden demonstriert, über viele Wochen lang und das Tag und Nacht. Auch als einige von uns deswegen verhaftet wurden, haben wir nicht aufgegeben.
Wir bekamen Licht und so einiges mehr.

Das alles abgekürzt.

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Beitrag von Zwerg »

Das Gesetz ist Vernunft befreit von Leidenschaft…

…erkannte schon Aristoteles.

So weit so gut, aber wenn einem Gesetz dann noch jegliche Vernunft fehlt – da bleibt wohl nichts mehr über. So geschehen mit der unglaublichen Umsetzung des neuen Wiener Prostitutionsgesetz. Beim gegenwärtigen Status Quo mit einer Erlaubniszone (Auhof) die nachvollziehbarer Weise nicht mehr empfohlen wird und einer Erlaubniszone (Prater) die zwar noch empfohlen ist, aber nun zeitlich auf die Nachtstunden eingeschränkt wurde, was ist geblieben von den edlen Absichten unter Aufrechterhaltung der Straßenprostitution bessere und sicherere Arbeitsbedingungen für die am Strich arbeitenden Frauen zu schaffen?

Geblieben ist eine einseitige Bevorzugung von einigen Anrainern und wirtschaftlicher Interessen weniger. Die Frauen, über die in dieser Gesetzgebung entschieden wurde, wurden in keiner Weise einbezogen und erleiden täglich massive Nachteile und Einschränkungen ihrer persönlichen und wirtschaftlichen Freiheiten und Rechte. Weiterhin verschlechtern sich deren Arbeitsbedingungen drastisch.

Es wäre wohl an der Zeit dieses, durch (falsche) Leidenschaft von jeglicher Vernunft befreite Gesetz auszusetzen, bevor noch mehr Schaden angerichtet wird.

http://www.wienerstrich.at/allgemein/si ... #more-1189

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

ÖVP Leopoldstadt begrüßt die zeitliche Beschränkung der Straßenprostitution im Bezirk


Wien (OTS) - "Die zeitliche Beschränkung der Straßenprostitution
auf der Messe- und Südportalstraße ist ein wichtiger Schritt um die
Lebensqualität der Bevölkerung zu sichern", so der Klubobmann der ÖVP
Leopoldstadt, Harald Skribany in einer ersten Reaktion zum Beschluss
in der gestrigen Bezirksvertretungssitzung.

Das Prostitutionsgesetz mit den angedachten Erlaubniszonen hat dazu
geführt, dass sich die gesamte Straßenprostitution in den zweiten
Bezirk verlagert hat.

"Es war höchste Zeit hier im Sinne der Anrainer und vor allem der
Familien, die unter der aktuellen Situation besonders zu leiden
hatten, vorzugehen und diese Entscheidung zu fällen", ergänzt
Bezirksrat Peter Hauer-Pawlik.

Bedenklich scheint in diesem Zusammenhang das Verhalten der Grünen,
die als einzige Fraktion gegen die zeitliche Begrenzung gestimmt hat.
"Die Grünen agieren hier fern jeder Realität. Offensichtlich sind
ihnen die Interessen der Bevölkerung vollkommen gleichgültig", so die
beiden abschließend.

OTS-Originaltext Presseaussendung unter ausschließlicher inhaltlicher Verantwortung des Aussenders.
OTS0131 2012-05-23 11:49 231149 Mai 12 VPR0002 0157

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... -im-bezirk

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Sondersitzung der Bezirksvertretung Leopoldstadt am 22. Mai 2012
Erlaubniszonen für Prostitution sollen zeitlich eingeschränkt werden: Stellungnahme der KPÖ

Dienstag 22. Mai 2012, von Doris Schlager, Josef Iraschko, KPÖ-Bezirksrat, KPÖ Leopoldstadt

Am Dienstag, dem 22. Mai um 16.30 Uhr ist eine außerordentliche Bezirksvertretungssitzung im 2. Bezirk anberaumt worden. Auf der Tagesordnung steht die von der Bundespolizei gewünschte zeitliche Beschränkung der Straßenprostitution der letzten Erlaubniszone in Wien im Prater.

Es ist zu erwarten, dass die vorgeschlagene Beschränkung von allen Parteien bis auf Grüne und KPÖ durchgewunken wird.

KPÖ-Bezirksrat Josef Iraschko wird in der Sitzung wie folgt Stellung nehmen: „Tatsächlich ist die Situation im Stuwerviertel sowohl für die AnrainerInnen als auch die SexarbeiterInnen denkbar schlecht. Jedoch wird eine weitere Einschränkung keine Verbesserung bringen, Prostitution ist mit derartigen Gesetzen oder Beschlüssen weder verhinder- noch regelbar.
Etwas anderes anzunehmen wäre naiv, das zeigt schon die aktuelle Situation: Dadurch, dass die legale Straßenprostitution nur mehr im Prater stattfinden kann, wird das Stuwerviertel zunehmend belastet. Nur gehört das Stuwerviertel ja ohnehin nicht zur Erlaubniszone. Auch jetzt schon sind Anbahnungen im Stuwerviertel nicht erlaubt. Was also eine zeitliche Einschränkung im Prater, die ja zu einer noch höheren Konzentration führen würde, für die AnrainerInnen und die SexarbeiterInnen bringen soll, bleibt völlig unklar. Auch ein völliges Verbot würde nur dazu führen, dass die Straßenprostitution weiterhin ausgeübt würde, nur eben illegal und ungeregelt. Illegalisierte Prostituierte sind rechtlose Prostituierte, die um so mehr der Gewalt und Ausbeutung ausgeliefert sind.

Sinn kann aus Sicht der KPÖ nur eine genaue gesetzliche Definition der Zonen sein, in denen keine Straßenprostitution erlaubt ist, z.B. im Bereich von Kindergärten und Schulen. Diese Regelung, die ja bis zur Beschlussfassung des neuen Wiener Prostitutionsgesetz bestanden hat, war nicht grundsätzlich falsch, sondern nur zu ungenau definiert. Das Florianiprinzip, durch das ein Bezirk nach dem anderen abgelehnt hat, Erlaubniszonen zuzulassen, hat ein durchaus ambitioniertes Gesetz, das auch Verbesserungen gebracht hat, in das Gegenteil verkehrt. Eine Fortführung dieser Politik wird jedenfalls die KPÖ Leopoldstadt nicht zustimmen.“

http://poldi.leopoldstadt.net/p/article379.html

Alex66
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Alex66 »

Diskussionsrunde:

Sexarbeit im Stuwerviertel / was hat sich durch das neue Prostitutionsgesetz geändert?

Dienstag | 29. Mai 2012 | 19 Uhr | im grün2 / Novaragasse 7

- Birgit Hebein, Gemeinderätin, Grüne Sozialsprecherin und Verhandlerin des Gesetzes

- Lefö, Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen / Streetwork im Stuwerviertel

- Tina Leisch, Filmemacherin und Bewohnerin des Stuwerviertels

- Claudia Barbara Jarnig, Frau, Mutter, Mensch, Ex-Sexarbeiterin

- Uschi Lichtenegger, Klubobfrau Grüne Leopoldstadt (Moderation)

Seit November 2011 ist das neue Wiener Prostitutionsgesetz in Kraft. Gibt es eine Entlastung für die AnrainerInnen? Gibt es genügend Erlaubniszonen wo die SexarbeiterInnen ihren Geschäften sicher nachgehen können? Welche Unterstützung erhält der zweite Bezirk von den anderen Bezirken?

Die in der Einladung gestellten Fragen ließen sich wohl im Handstreich beantworten. Bleibt zu hoffen dass die angestrebte Diskussion nicht lediglich zu einer Feststellung des ohnehin bekannten Status Quo verfällt.

Mir fällt allerdings immer öfter auf, dass nun plötzlich der Wegfall der Sittenwidrigkeit als goldener Schlüssel zu allen möglichen Patentlösungen rund um das Prostitutionsthema in Wien geworden ist. Auch ein "netter" Weg dringliches auf die lange Bank zu schieben - ist der Wegfall der Sittenwiedrigkeit doch Bundessache und da wird ohnehin in ganz anderen Zeiträumen gedacht.

Da kommt mir das Bonmot von Charles Joseph de Ligne (belgischer Diplomat in österreichischen Diensten) in den Sinn:
"Der Kongress tanzt, aber er geht nicht weiter" mit dem er die Schwerfälligkeit der Verhandlungen auf dem Wiener Kongress kritisierte.


Link zur Einladung auf wienerstrich.at

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Diskussion im Landtag
Frauenberger: "Wiener Prostitutionsgesetz braucht keine Novelle"
25. Mai 2012, 12:28

Zeitliche Beschränkung für Prostitution im Prater tritt mit Juni in Kraft

Wien - Mit Juni tritt jene polizeiliche Verordnung in Kraft, welche die Straßenprostitution in der Leopoldstadt bei Tagelicht verbietet. "Ich denke mir, das ist eine gute Lösung", unterstrich die zuständige Landesrätin Sandra Frauenberger am Freitag in der Fragestunde des Landtags. Dabei verteidigte sie einmal mehr das Prostitutionsgesetz, das mit 1. November 2011 in Kraft getreten ist: "Eine Novellierung braucht das Gesetz nicht. Es ist ein sehr erfolgreiches Gesetz."

Das Regelwerk wird insbesondere von den beiden Oppositionsparteien FPÖ und ÖVP scharf kritisiert. Zuletzt sorgte die Situation im Prater für Diskussion. Dort ist die Straßenprostitution erlaubt, weil es sich dabei um kein Wohngebiet handelt. Die Proteste - allen voran der Bezirksvertretung - gegen den dort angesiedelten Stich wurden zuletzt immer lauter. Die Messestraße, wo die Sexarbeiterinnen vor allem stehen, ist nämlich auch der Fußweg von der U-Bahn zum Prater.

Um die Situation zu entschärfen, erließ die Polizei nun eine Verordnung, welche die Berufsausübung der Damen dort einschränkt. Die Zeiten, zu denen sie künftig arbeiten dürfen, sind saisonal unterschiedlich. Erlaubt ist das Anbieten der Dienste jeweils ab Eintritt der Dunkelheit.

"Straßenprostitution wird nicht verboten"

Frauenberger erklärte auch die Aufgabenteilung in Sachen Prostitutionsgesetz: "Wir haben die Straßenprostitution im Wohngebiet verboten." Für die Überwachung der Einhaltung des Gesetzes sei die Polizei zuständig. Das tue diese "sehr engagiert", lobte sie. Das Regelwerk ist laut Frauenberger so gestaltet, dass man auf Situationen reagieren und entsprechende Maßnahmen setzen könne - wie nun im Falle der Leopoldstadt. Die Ressortchefin unterstrich in der Fragestunde auch, dass der Strich nicht aus Wien verbannt wird: "Die Straßenprostitution wird die rot-grüne Regierung nicht verbieten."

Dabei erinnerte sie auch an die Situation der Sex-Arbeiterinnen: "Auch Prostituierte haben Grundrechte." Die Debatte müsse versachlicht werden, forderte sie. Dabei soll auch eine Studie helfen, die derzeit erstellt wird. Diese vergleicht, wie in Österreich, Schweden und den Niederlanden mit Straßenprostitution umgegangen wird und welche Systeme es dort gibt. Die Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen. (APA, 25.5.2012)

http://derstandard.at/1336697921257/Dis ... ne-Novelle

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Marc of Frankfurt
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Zeitplanungshilfe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Arbeitszeiten Jahreskalender Outdoor Sexwork Wien Prater


Wie sich die neue Polizeiregulierung zeitlich darstellt.
Dateianhänge
Astronomischer Kalender für Sexworker in Wien
Astronomischer Kalender für Sexworker in Wien

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Re: RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

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Alex66 hat geschrieben:Diskussionsrunde:

Sexarbeit im Stuwerviertel / was hat sich durch das neue Prostitutionsgesetz geändert?

Dienstag | 29. Mai 2012 | 19 Uhr | im grün2 / Novaragasse 7
Im Hinblick auf die Veranstaltung:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=hpYjZyS8Sjo[/youtube]

Diese Aufnahme dürfte unmittelbar nach der Sondersitzung entstanden sein, bei welcher die zusätzliche Beschränkung der Sexarbeit beschlossen wurde. Die beiden zu Wort kommenden Parteien haben dem Antrag nicht zugestimmt.

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Prostituierte lösen sich nicht auf Polizeiantrag in Luft auf!

Dienstag diskutieren wir im Grün2 das neue Prostitutionsgesetz und insbesondere die Auswirkungen: 29. Mai, 19 Uhr, 1020 Wien, Novaragasse 7
Mit
Birgit Hebein, Gemeinderätin und Mitverhandlerin des Gesetzes
Tina Leisch, Bewohnerin den Stuwerviertels, Filmemacherin
Claudia Barbara Jarnig, Ex-Sexarbeiterin, Frau, Mutter, Mensch
Lefö, Streetwork im Stuwerviertel/Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen
Uschi Lichtenegger, Klubobfrau Grüne Leopoldstadt (Moderation)

Eine Auswirkung des Gesetzes ist, dass es ungenügend sichere Plätze für die Frauen gibt, die am Straßenstrich ihr Geld verdienen wollen/müssen. Dieser für die Frauen Kampf um den Platz nun paart sich mit einem existentiellen Kampf. Eine weitere Verschärfung für die Frauen tritt nun durch einen Polizeiantrag ein, dem die Bezirksvertretung mehrheitlich – ohne Grüne und der KPÖ – zustimmte.

Außerordentliche Bezirksvertretungssitzung am 22.5.2012

In einer außerordentlichen Bezirksvertretungssitzung am 22.5. wurde ein Antrag der Polizei zur Einschränkung der Anbahnungszeiten der Prostitutierten im Prater im erlaubten Gebiet behandelt. Das war der einzige Tagesordnungspunkt, es ging um eine Stellungnahme des Bezirks.
Nachstehender Text war Teil meiner Rede bei dieser ao Sitzung der Bezirksvertretung.

Prostituierte lösen sich nicht auf Polizeiantrag in Luft auf!

Wir sind heute hier, weil augenscheinlich die Politik versagt hat und die PlayerInnen – das Stadträtinnenbüro und die Bezirke sich mit der Polizei den Ball hin und her schieben.
Und die Frauen, die Prostituierten, um die es hier geht und die von der zeitlichen Beschränkung betroffen sind, sind die Verliererinnen.
Statt dem Gesetz aus dem Herbst 2011, Straßenprostitution raus aus dem Wohngebiet zu bringen, dafür genügend sichere Plätze außerhalb von Wohnvierteln für die Prostituierten zu schaffen zu folgen, wird die Situation für die Frauen noch verschärft.
In den erlaubten praktisch nur 2 Straßen in Wien im Prater dürfen die Frauen nur nächtens, im Sommer nur zwischen 22 und 6 Uhr stehen und anbahnen, was auch eine Verschlechterung gegenüber des früheren Gesetzes bedeutet.
Aber, laut dem neuen Prostitutionsgesetz, könnte auf Antrag der Polizei nach Anhörung des Bezirks nicht nur Beschränkungen, sondern auch neue Erlaubniszonen beschlossen werden. D.h. wo ist der Antrag der Polizeidirektion Wien, eine Erlaubniszone einzurichten? Der vorliegende Polizeiantrag ist reine Augenauswischerei, Frauen lösen sich nicht in Luft auf.
Das spüren vor allem die BewohnerInnen des Stuwerviertels. Ein gebürtiger Stuwerviertler rief mich an und sagte, so schlimm wie in den letzten Tagen und Wochen war es hier schon lange nicht, Frauen und Mädchen, die mir beim Einparken vors Auto springen und mich angreifen und mitschleppen wollen. Von den Freiern und Zuhältern, die nun wieder vermehrt herumlaufen ganz zu schweigen.

Zum Prinzip des Heiligen Florian passt gut die Scheinmoral…

Neben dem Florianiprinzip ist es die Scheinmoral, die hier zum Tragen kommt. Es geht um Anbahnungsplätze für ca. 150 bis 200 Frauen in ganz Wien. Die meisten Frauen mit dem „Deckel“ arbeiten in Lokalen oder im Escortservice. – Escortservice, dort sollen über 4.000 Frauen tätig sein. Zurück zur Situation im Prater, diese ist für die Praterbesucher und die Prostituierten gleichermaßen angespannt. – Das liegt aber vor allem daran, dass es nicht genügend sichere und sozial verträgliche Plätze für die Prostituierten gibt.
Wenn in den Zeitungen zu lesen ist, dass Kondome und andere Hinterlassenschaften im Wurstelpratereingangsgebiet zu finden ist, dann liegt es auch hier daran, dass die Politik hier nicht ihren Aufgaben nachgekommen ist. Die Frauen in zwei Straßen zu drängen und für keine Infrastruktur zu sorgen, keine WCs, keine Mistkübel, drängt die Arbeit, die diese Frauen ausüben, in einen noch schmutzigeren Bereich. Wir haben diese Anträge nach Infrastruktur hier in diesem Raum schon gestellt, sie ruhen gut in irgendeiner Schublade. Auf Kosten der Frauen wird dann in den Zeitungen über sie hergezogen.
Es gibt hier auch keine Lokale oder Stundenhotels in der Nähe, so müssen die Frauen zu den Freiern in den Wagen steigen, um irgendwo hinzugelangen. Die Konzentration des Straßenstrichs im Prater steigert auch in auf einem andern Gebiet den Konkurrenzkampf zwischen den Sexarbeiterinnen: Die Frauen bieten Sexpraktiken an, die sie zuvor nicht gemacht hätten. Geschlechtsverkehr gibt es nun zu Dumpingpreisen.

Ausweichen in die Illegalität

Die Frauen dürfen jetzt tagsüber der Nachfrage nicht nachgehen, sie lösen sich aber nicht in Luft auf. Die Frauen weichen aus in die illegale Wohnungsprostitution, bahnen an in U-Bahn- und Straßenbahnstationen, bieten sich in Kinos an. Oder die Empfehlung an die Frauen von der Politik, sich in Laufhäusern zu verdingen. Das bedeutet in den meisten Fällen, sich vom Laufhausbetreiber abhängig zu machen, die Zimmer gibt es nur längerfristig anzumieten. Sie müssen 80 bis 150 Euro täglich für das Zimmer zahlen. Verdienen sie nicht genug, sind Schulden und Abhängigkeit vorprogrammiert.
Wir wissen, die prekäre Lage ist nicht allein die Folge des neuen Gesetzes: Die Tätigkeit verstößt gegen die guten Sitten, so können Sexarbeiterinnen nicht angestellt werden und Vertragsbrüche nicht einklagen. Trotzdem müssen sie Steuern abführen. Viele arbeiten deswegen bei Eskortagenturen als Geheimprostituierte. Diese rechtliche Situation und das Arbeiten in der Illegalität fördern genau jene Verhältnisse, die die Politik zu bekämpfen vorgibt.

Prostitutionsgesetz von Herbst 2011

Das Prostitutionsgesetz vom November 2011 hatte den engagierten Ansatz, AnrainerInnen zu entlasten und sichere Bereiche für die Prostituierten schaffen. Bei der Umsetzung zeigt sich, ein Gesetz kann nicht den notwendigen gesellschaftspolitischen Diskurs ersetzen, d.h. die Gespräche müssen hier intensiv mit allen PlayerInnen weitergeführt werden. Wir Grünen werden sich wie bisher darum bemühen, dass die Vereinbarung, AnrainerInnen durch das neue Gesetz zu entlasten und genügend sichere Bereiche für die Straßenprostitution zu schaffen, umgesetzt wird.

Aber, wie man sieht, sind bis zu dieser Problemlösung die Prostituierten Spielball zwischen der dem Stadträtinnenbüro, den Bezirken und der Polizei. Die Frauen werden in die Illegalität gedrängt. Illegale Frauen sind rechtlose Frauen. Und das wollen wir hier sicher nicht!

Internationaler Hurentag, 2. Juni

Zum Internationalen Hurentag gibt es die Diskussion zum Prostitutionsgesetz am 29.5.im Grün 2 und
am 2. Juni, 14 bis 17 Uhr, eine Veranstaltung von Lefö mit Unterstützung der Grünen Frauen am Praterstern, Ausgang Richtung Wurstelprater. Freecards und Videos werden von der Grünen Frauenorganisation für den Internationalen Hurentag vorbereitet.

http://gruene.blog2.at/2012/05/28/prost ... -luft-auf/
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Zum internationalen Hurentag - Wir, die VertreterInnen von sexworker.at sehen absolut keinen Grund zum Feiern... Wir können auch nicht wirklich gemeinsam mit einer der Regierungsparteien gegen ein Gesetz die Stimme erheben, welches von eben dieser Partei mitgetragen wird.

Deshalb werden wir dieses Jahr der Veranstaltung nur als BesucherInnen beiwohnen (um auch unseren Respekt vor LEFÖ bzw. der Arbeit der LEFÖ-Frauen zum Ausdruck zu bringen)

Christian

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Beitrag von Zwerg »

Hier im Wienthread noch der Hinweis auf die Heute gestartete Kampagne der GRÜNEN zum Thema Sexarbeit....

Ich seh, ich seh, was Du nicht siehst....

viewtopic.php?t=9667

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Dumpingpreise im Rotlichtmilieu

Von Petra Tempfer

Wiener Grüne ziehen ein halbes Jahr nach neuem Prostitutionsgesetz Bilanz.


Wien. "Jetzt machen die Jungen fast alles für kein Geld. 15 Euro ist ja fast nichts", sagt Svetlana, eine ehemalige Prostituierte, über die Sexarbeit in Wien ein halbes Jahr nach Inkrafttreten des neuen Wiener Prostitutionsgesetzes.

Die gebürtige Ungarin spricht damit die Situation im Wiener Prater an: der einzige Ort des traditionellen Rotlichtmilieus in Wien, an dem Prostitution laut neuem Gesetz noch immer erlaubt ist. Verbietet dieses doch die Ausübung des "horizontalen Gewerbes" in Wohngebieten, zu denen etwa auch der Gürtel zählt. Konkurrenzkämpfe und Dumpingpreise sind die Folge. Eine Tatsache, die den Initiatoren der Gesetzesnovelle - der rot-grünen Stadtregierung - ebenfalls zu denken gibt.

"Es hapert noch an der Umsetzung", räumte Birgit Hebein, Sozialsprecherin der Grünen Wien, am Mittwoch in einer Pressekonferenz anlässlich des Internationalen Hurentages am 2. Juni ein. Zwar habe die Novelle zu einer Entlastung der Anrainer in den Straßenstrichgebieten wie etwa am Gürtel geführt - neue sichere Gebiete für die Straßenprostitution gebe es allerdings zu wenige. Liegen doch jene Regionen, in denen Sexarbeit nun erlaubt ist, zumeist in dunklen Industriegebieten der äußeren Bezirke abseits von Infrastruktur und Stundenhotels, weil sie bisher nicht Teil der Rotlichtszene waren.

Als zusätzliche Erlaubniszonen, die im Wohngebiet liegen dürfen und vom Bezirk freigegeben werden müssen, waren der Sechshauser Gürtel, der Neubaugürtel sowie der Josef-Holaubek-Platz nahe der Wirtschaftsuniversität im Gespräch - sie wurden abgelehnt. Und auch im Prater wird die Prostitution wegen zahlreicher Anrainerbeschwerden ab 1. Juni nur noch in der Nacht erlaubt sein.

"Frauen vor Gewalt schützen"
"Unsere Aufgabe ist nun, hier die Frauen zu schützen", heißt es aus dem Büro von Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SP-). "Wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht zur Sexarbeit gezwungen werden", ergänzt Hebein. Bei jeder Neuanmeldung zur Prostitution werde ein Gutschein für eine NGO-Beratung angeboten. Ein wesentlicher Schritt zu mehr Sicherheit wäre der Fall der Sittenwidrigkeit, was aber nur auf Bundesebene beschlossen werden kann. Die Wiener Grünen hätten bereits einen diesbezüglichen Antrag eingebracht. Derzeit ist die Prostitution zwar legal - der Vertrag zwischen Sexarbeiterin und Freier jedoch sittenwidrig, was bedeutet, dass Erstere zum Beispiel ihr Geld nicht einklagen kann.

Zumindest in Wien wäre man sich über die Streichung der Sittenwidrigkeit einig. Sowohl die Frauenstadträtin als auch ÖVP und FPÖ sind dafür. Die Novelle sieht Wolfgang Ulm, Sicherheitssprecher der ÖVP Wien, schon kritischer: "Es wäre besser gewesen, die Straßenprostitution zu verbieten." Diese Ansicht vertritt auch die Wiener FPÖ, "allerdings hätte es Ausnahmeregelungen geben sollen", so Dietbert Kowarik, FP--Bezirksparteiobmann in Rudolfsheim-Fünfhaus.

"Wir müssen anerkennen, dass es Sexarbeit gibt", kontert Hebein, "Verbote lösen das Problem nicht." Derzeit seien 2900 Prostituierte in Wien gemeldet, die Polizei schätzt, dass es doppelt so viele Illegalisierte gibt. 85 Prozent haben Migrationshintergrund. Die Zahl der Freierkontakte wird auf 15.000 pro Tag geschätzt.

http://www.wienerzeitung.at/themen_chan ... ilieu.html

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Ich finde es immer wieder faszinierend, wie die Schätzungen in Bezug auf Kundenkontakte zu Stande kommen....

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Internationaler Hurentag
Wiener Prostitutionsgesetz: "Die Sexarbeiterinnen wurden zum Spielball"
Julia Herrnböck, 30. Mai 2012, 19:23

Ein Jahr nach der Einigung auf das neue Prostitutionsgesetz in Wien kritisieren Grüne die Umsetzung

Wien - Der Druck, die Straßenprostitution in Wien gänzlich abzuschaffen, sei enorm, sagt Birgit Hebein, Sozialsprecherin der Wiener Grünen, am Mittwoch vor Journalisten. "Nicht in dieser Koalition und nur über meine Leiche" wolle sie ein derartiges Verbot zulassen.

Anlässlich des internationalen Hurentags am 2. Juni ziehen die Grünen Bilanz. Vor einem Jahr hat sich Rot-Grün mit dem neuen Prostitutionsgesetz in Wien auf wesentliche Ziele geeinigt: die Anrainer vom Straßenstrich zu entlasten und die Bedingungen für Sexarbeiterinnen zu verbessern. Stattgefunden habe bisher nur ersteres - der Straßenstrich wurde im Wohngebiet mit 1. November verboten. Doch bis auf zwei Straßen im Prater und in Auhof wurden keine weiteren Plätze geschaffen, an denen die Frauen stehen dürfen. Im Prater gilt nun auch untertags ein Verbot. "Die Sexarbeiterinnen wurden zum Spielball", erläutert Hebein.

Fall der Sittenwidrigkeit

Nebst der Diskussion um weitere Erlaubniszonen bringen die Grünen den Fall der Sittenwidrigkeit erneut ins Spiel; im April stellten sie einen entsprechenden Antrag. Das sei längst überfällig, um die Frauen rechtlich abzusichern, sagt Nationalratsabgeordnete Judith Schwentner.

Vorerst muss der Bericht der "Task Force Menschenhandel" (dem Außenministerium zugeordnet) abgewartet werden, Ende Juni soll er erscheinen. "Eine Arbeitsgruppe hat sich explizit mit Fragen der Länderkompetenzen beschäftigt und einen Empfehlungskatalog erarbeitet", erklärt Marie-Theres Prantner, die vonseiten des Bundeskanzleramtes in der Task-Force sitzt. Auch die Sittenwidrigkeit werde in dem Bericht behandelt, der in den nächsten Wochen dem Ministerrat vorgelegt wird.

Eine Abschaffung der Sittenwidrigkeit, die Prostituierten etwa nicht erlaubt, ihre Honorare einzuklagen, sei ein Schritt, der weitere ermöglicht, sagt Prantner. Ohne begleitende Maßnahmen werde sich die arbeitsrechtliche Situation der Frauen jedoch nicht verbessern; Zuhälterei etwa würde nicht automatisch verschwinden.


In Deutschland, wo das Gesetz 2001 geändert wurde, etablierten sich etwa "Flatrate-Bordelle". Nicht alle sehen die Entwicklungen positiv. "Andere Probleme können zweifelsohne entstehen, wenn nicht gleichzeitig entsprechende Rahmenbedingungen und Alternativen angeboten werden", meint Schwentner. "Das sollte uns keinesfalls daran hindern, diesen wichtigen Schritt in Richtung Normalisierung zu gehen." (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 31.5.2012)

http://derstandard.at/1336698308820/Int ... -Spielball