Die Prostitution tötete meinen Orgasmus

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit

Hat sich Ihre Fähigkeit einen Orgasmus zu erlangen durch die Prostitutionsarbeit verschlechtert?

Umfrage endete am 19.03.2013, 13:30

JA
2
7%
NEIN
23
85%
Vielleicht ein wenig
2
7%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 27

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Mademoiselle05
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Die Prostitution tötete meinen Orgasmus

Beitrag von Mademoiselle05 »

Laut Hoigard/Finstad ist ein Indiz für das zerstörte Sexualleben die abhanden gekommene Fähigkeit, einen Orgasmus zu erlangen und dies sei unter den Prostituierten, die sie befragt haben, weit verbreitet (vgl. Hoigard/Finstad 1986: 152f.).

Seid Ihr auch der Meinung?


Über Teilnahme an der Befragung würde ich mich freuen!

Ramona

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Du gräbst aber viel prostitutionsfeindliche Forschung aus. Genauso wird auch bezüglich Pornographie argumentiert von christlich-fundamentalistischer Seite... aber methodologisch auf dünnem Eis...


Hier findest du "Happy Hooker Research" pro Sexwork:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1384

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Mademoiselle05
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Beitrag von Mademoiselle05 »

Schau dir meinen letzten kommentar an.
Ich bin sicherlich nicht prostitutionsfeindlich, dafür aber viele andere.

vielen dank für den link.

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Aoife
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Re: Die Prostitution tötete meinen Orgasmus

Beitrag von Aoife »

          Bild
Mademoiselle05 hat geschrieben:und dies sei unter den Prostituierten, die sie befragt haben, weit verbreitet
Gibt es dazu nähere Angaben?

Wie wurde die Stichprobe ausgewählt?

Wurde die Berfragungsmethode evaluiert?

Welche statistischen Methoden wurden angewandt? Sind diese unter dieser Fragestellung überhaupt zulässig?

Zumindest die Aussage "weit verbreitet" läßt da erhebliche Mängel vermuten, schließlich ist Anorgasmie auch in der sogenannten Normalbevölkerung weit verbreitet, hätte man einen statistisch signifikanten Unterschied bezüglich Prostituierten gefunden, so wäre zu erwarten dass das so geschrieben würde anstelle der allgemeinen Aussage "weit verbreitet" - wobei selbst das noch lange nicht bedeuten würde, dass die Ergebnisse auch "richtig" sind - siehe unsere beispielhafte Diskussion zur Zürich-Studie.

Und selbst wenn es wasserdichte statistische Zusammenhänge gäbe:

Besteht einige Wahrscheinlichkeit für kausale Zusammenhänge?

Und wenn ja: Mit welcher Sicherheit sind Ursache und Wirkung so wie dargestellt, und nicht möglicherweise genau umgekehrt?

Jede Menge entscheidungsrelevante Fragen, bei denen die schwammige Aussage "weit verbreitet" vermuten lässt, dass sie zugunsten einer "eindeutigen ideologischen Beeinflussung" lieber unbeantwortet bleiben sollen ...

Liebe Grüße, Aoife

PS.: Ich beantworte die obige Umfrage unter dem Vorbehalt, dass es sich hier nur um eine informelle Meinungssammlung handelt ... irgendetwas anderes als "es gibt Frauen die sagen, dass sie das so erleben" abzuleiten hieße sich auf das unwissenschaftliche Niveau der Prostitutionskritiker herabzubegeben.
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Beitrag von Mademoiselle05 »

Wie wäre es, wenn ich Dir die Diplomarbeit per Email zukommen lassen würde? Darin findest Du alle Antworten auf deine Fragen.

Lieben Gruß, Ramona

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Beitrag von Aoife »

          Bild
Mademoiselle05 hat geschrieben:Wie wäre es, wenn ich Dir die Diplomarbeit per Email zukommen lassen würde?
Vielen Dank!

Wichtiger noch erscheint mir aber, dass *jeder* der auf Schlüsselworte wie "weit verbreitet" stösst anfängt sich diese Fragen zu stellen.

Vielleicht wäre es besser damit alle hier mitdenken können einzelne Fragen hier zu behandeln (sofern das mit copyright zu vereinbaren ist) - eine Antwort auf alle meine Fragen ist ja möglicherweise gar nicht notwendig.

Beispielsweise: Wie wurde die Stichprobe gewonnen?

Sollte es sich hier beispielsweise um Inanspruchnahmeklientel einer Beratungsstelle oder um am Strassenstrich aufgesuchte Damen handeln, so wäre der abgeleitete Zusammenhang mit "Prostitution an sich" von vornherein unzulässig und alle anderen Fragen würden sich erübrigen.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von Mademoiselle05 »

Hier alle verwendeten Quellen:

7 Literatur
Ackermann et al. (2005) – Lea Ackermann/Inge Bell/Babara Koelges: Verkauft, versklavt,
zum Sex gezwungen. Das große Geschäft mit der Ware Frau, München: Kösel-Verlag
GmbH & Co.
Ahlemeyer (2000) – Heinrich W. Ahlemeyer: Geldgesteuerte Intimkommunikation. Zur Mikrosoziologie
heterosexueller Prostitution, Band 74, Gießen: Psychosozial-Verlag.
Biermann (1980) – Pieke Biermann: „Wir sind Frauen wie andere auch!“ Prostituierte und ihre
Kämpfe, Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Verlag GmbH.
Bohner (1998) – Gerhard Bohner: Vergewaltigungsmythen. Sozialpsychologische Untersuchungen
über täterentlastende und opferfeindliche Überzeugungen im Bereich sexueller
Gewalt, Landau: Empirische Pädagogik.
Brakhoff (1989) – Jutta Brakhoff: Gedanken zum Problemkreis Sucht und Prostitution - Eine
Einführung, in: Brakhoff, J. (Hrsg.), Sucht und Prostitution, Freiburg im Breisgau: Lambertus
Verlag.
Brückner/Oppenheimer (2006) - Margrit Brückner/Christa Oppenheimer: Lebenssituation
Prostitution. Sicherheit, Gesundheit und soziale Hilfen, Band 6, Königstein/Taunus: Ulrike
HELMER Verlag.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (1997): Dokumentation
zur rechtlichen und sozialen Situation von Prostituierten in Deutschland, Band
143, Stuttgart/Berlin/Köln: W. Kohlhammer.
Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend (Hrsg.) (2004): Lebenssituation,
Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu
Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Zusammenfassung zentraler Studienergebnisse, online
unter URL (17.03. 2008)
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Berlin: Parerga Verlag GmbH.
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Feige (2004) – Marcel Feige: Die Wa(h)re Lust. Zuhälter, Prostituierte und Freier erzählen,
Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH.
Filter (2001) – Cornelia Filter: Salonfähig oder Sittenwidrig?, in EMMA, H. Mai/Juni, S. 24-
27.
Fischer (2006) – Uwe C. Fischer: Emotions- und identitätsregulierende Funktionen des
Substanzmittelkonsums. Substanzfunktionsüberzeugungen und Risikoorientierung als Mediatoren
im Kontext eines integrativen Coping-Modells zur Erklärung des Substanzkonsums
bei Jugendlichen und Erwachsenen, Landau: Verlag Empirische Pädagogik.
Freudenberger/North (1992) – Herbert Freudenberger/Gail North: Burn-out bei Frauen.
Über das Gefühl des Ausgebranntseins, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag
GmbH.
Friedrichsmeier (1991) – Hans Friedrichsmeier: Das Sozialverhalten von Prostituierten. Eine
empirische Untersuchung auch zur Vergleichbarkeit der Lebensläufe von weiblichen
Prostituierten und männlichen Straftätern, Band 12, München: Minerva Publikation.
Georgescu (2007) – Vlad Georgescu: Psychische Gewalt so verheerend wie körperliche
Folter, in: SPIEGEL ONLINE, online unter URL (24.04. 2007)
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Bericht vom langen Marsch durch das Prostitutionsmilieu, Bensheim: päd.extra
buchverlag.
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Wilhelm Heyne Verlag.
Girtler (2004)- Roland Girtler: Der Strich. Soziologie eines Milieus, 5. Auflage, Wien: LIT
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und wie man sich dagegen wehren kann, München: C.H. Beck´sche Verlagsbuchandlung.
Hoigard/Finstad (1986) – Cecile Hoigard/Liv Finstad: Seitenstrassen. Geld, Macht und Liebe
oder der Mythos von der Prostitution, Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH.
HWG e.V. (Hrsg.) (1994): Prostitution. Ein Handbuch, Marburg: Schüren Presseverlag
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Hydra (Hrsg.) (1989): Beruf: Hure, 4. Auflage, Hamburg: Verlag am Galgenberg.
Kuster (2003) – Thomas Kuster: Aufstieg und Fall der Mätresse im Europa des 18. Jahrhunderts.
Versuch einer Darstellung anhand ausgewählter Personen, Nordhausen: Verlag
Traugott Bautz GmbH.
Launer (Hrsg.) (1991) – Ekkehard Launer: Frauenhandel, Göttingen: Lamuv Verlag GmbH.
Malkmus (2005) – Karin Malkmus: Prostitution in Recht und Gesellschaft. Würzburger
Schriften zur Kriminalwissenschaft, Band 19, Frankfurt: Peter Lang GmbH, Europäischer
Verlag der Wissenschaften.
Meyers (2008) – Meyers Lexikon online: Artikel „Domina”, online unter URL (19.05.2008)
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o. A. (2000) – Ohne Autorenangabe: Dossier Prostitution, in EMMA, H. März/April, S. 56-75.
Oppenheimer (2005) - Christa Oppenheimer: Gewalterfahrungen und Gesundheitssituation
bei Prostituierten, in: Sozial extra, H. September, S. 36- 40.
Pheterson (1989) – Gail Phesterson: Die sozialen Folgen der Unkeuschheit, in: Delacoste/
Alexander, SexArbeit. Frauen in der Sexindustrie, München: Wilhelm Heyne Verlag
GmbH & Co. KG.
Pines et al. (1991) – Ayala M. Pines/Elliot Aronson/Ditsa Kafry: Ausgebrannt. Vom Überdruß
zur Selbstentfaltung, 6. Auflage, Stuttgart: Klett-Cotta.
Pschyrembel (2003): Pschyrembel Wörterbuch Sexualtiät. Bearbeitet von Stephan Dressler
und Christoph Zink, Berlin: Walter de Gruyter GmbH.
Röhr (1972) – Dorothea Röhr: Prostitution. Eine empirische Untersuchung über abweichendes
Sexualverhalten und soziale Diskriminierung, Frankfurt: Suhrcamp Verlag.
Schrader (2007) – Sabine Schrader: Beruf Prostituierte. Das verleugnete Lustobjekt, in:
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Schuster (2003) – Martina Schuster: Kampf um Respekt. Eine ethnographische Studie über
Sexarbeiterinnen, Band 24, Tübingen: Tübinger Vereinigung für Volkskunde e.V.
Schwarzer (2007) – Alice Schwarzer: „Die Freiwilligkeit ist ein Mythos“. Interview mit Anna
Reimann, in: SPIEGEL ONLINE, online unter URL (04.04. 2007)
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7 Literatur
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Schneider: Handbuch der Kriminologie, 5., online unter URL (19.04.2008)
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Spiegel (2008) – Spiegel Wissen, Das Lexikon der nächsten Generation: Artikel „Eros-Center“,
online unter URL (23.04.2008)
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Trömel-Plötz (1993) – Senta Trömel-Plötz: Gewalt durch Sprache, in: Trömel-Plötz S.
(Hrsg.), Gewalt durch Sprache. Die Vergewaltigung von Frauen in Gesprächen, Frankfurt:
Fischer Taschenbuch Verlag GmbH.
Wagner (1993) – Peter Wagner: Ausgebrannt. Zum Burnout-Syndrom in helfenden Berufen,
Bielefeld: Böllert, KT-Verlag.
Wikipedia (2008) – Wikipedia, Die freie Enzyklopädie: Artikel „Domina (BDSM)“, online unter
URL (23.04.2008) <http>
Zumbeck (2001) – Sybille Zumbeck: Die Prävalenz traumatischer Erfahrungen. Posttraumatischer
Belastungsstörung und Dissoziation bei Prostituierten. Eine explorative Studie, Band
85, Hamburg: Verlag Dr. Kovac.
URL (30.04.2008) <http>

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Beitrag von Aoife »

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Mademoiselle05 hat geschrieben:Hier alle verwendeten Quellen:

...
Ja was denn? Handelt es sich da etwa um eine Literaturarbeit?

Zuimindest

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Mademoiselle05 hat geschrieben:unter den Prostituierten, die sie befragt haben...
erweckt doch den Eindruck, dass Hoigard und Finstad selbst Befragungen durchgeführt hätten?

Und kein noch so "beeindruckendes" Literaturverzeichnis lässt Rückschlüsse auf die Qualität dieser Befragungen zu ...

Du, Mademoiselle05, kannst sicher nichts dafür was andere geschrieben haben, aber darf ich deinen Hinweis auf das Literaturverzeichnis anstelle der Offenlegung der Stichprobengewinnung dahingehend deuten, dass im Text der Arbeit darauf garnicht eingegangen wird? Man möglicherweise sogar darauf vertraut "unser 'wissenschaftliches' Erscheinungsbild wird uns vor kritischer Betrachtung schützen"? ... Ein Gedanke, der zumindest dir anscheinend ganz selbstverständlich gekommen ist :017

Liebe Grüße, Aoife
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Hanna
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Beitrag von Hanna »

neben all dem was aoife ausführt, halte ich die fragestellung schon deswegen für tendenziös, weil ich keine möglichkeit habe anzugeben, wenn sich meine orgasmusfähigkeit durch die prostitutionsausübung VERBESSERT hat.
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Beitrag von Aoife »

Ja richtig Hanna - und das betrifft die Fragestellung hier.

Bei der zitierten Quelle fällt auf, dass trotz umfangreicher Literaturangabe kein einziges Werk zu Statistik oder Versuchsplanung erwähnt wird.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von Hanna »

...und der erste Name auf der Literaturliste ist Lea Ackermann !!! :-(((((((((((((((((((
Augen gab uns Gott ein Paar / um zu schauen rein und klar / um zu GLAUBEN was wir lesen / wär ein Aug' genug gewesen (aus HH. zur Teleologie)

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Beitrag von ehemaliger User »

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Hanna hat geschrieben:weil ich keine möglichkeit habe anzugeben, wenn sich meine orgasmusfähigkeit durch die prostitutionsausübung VERBESSERT hat.
Doch, "nicht verschlechtert", also Antwort "nein", schließt "verbessert" ebenso wie "gleichgeblieben" ein.

Sorry für die Schlaumeier- und Wortklauberei....

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Beitrag von Hanna »

kein sorry,
sondern nicht auf der höhe des problems
was du sagst mag logisch richtig sein,
ist aber trotzdem keine neutrale fragestellung.

wenn man qualitative veränderungen abfragt, sollte die fragestellung immer lauten:
verbessert (evtl. in verschiedenen stufen)
gleich
verschlechtert (evtl. verschiedene stufen, aber gleichviele)

es geht hier um fragepsychologie nicht um logik.


z.B. selbst die formulierung:

"wie hat sich bei Ihnen xxx geändert?"

mit den Antwortmöglichkeiten
< sehr verbessert
< ziemlich verbessert
< verbessert
< gleichgeblieben
< verschlechtert
< sehr verschlchtert

wäre m.E. schon leicht tendenziös, weil der verbesserung eine stufe mehr eingeräumt wird als der verschlechterung

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Beitrag von Aoife »

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"ehemaliger User" hat geschrieben:Sorry für die Schlaumeier- und Wortklauberei....
Nun, ist formal sicher richtig.

Erst *wenn* diese Befragung überhaupt die Voraussetzung für weitergehende Aussagen bieten würde, und die Ja-Antworten weniger als die Nein-Antworten wären, erst dann würde man eine Differenzierung zwischen "nein, keine Änderung" und "nein, Verbesserung" brauchen, um entscheiden zu können, ob Prostitution nachteilige Auswirkungen hat ... unter der Voraussetzung, dass die Kausalität überhaupt in dieser Reihenfolge ist ...

Und dann wäre es auch wünschenswert nicht nur die Richtung der Veränderung, sondern auch ihr Ausmaß zu kennen.

Hanna's Einwand ist also durchaus tragfähig unter der Annahme, dass eine aussagekräftige Umfrage überhaupt angestrebt wird ... was aber alleine schon deswegen ausgeschlossen ist, weil die Gruppe der Forumsmitglieder keine Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit "Prostituierte" zuläßt.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von Aoife »

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Hanna hat geschrieben:es geht hier um fragepsychologie nicht um logik.
Absolut Hanna - nur denke ich dass solche Fragestellungen erst wichtig werden, wenn man weiß, wen überhaupt man befragen möchte, und wie man dieses Ziel erreicht.

So richtig deine Kritik ist - ich befürchte dass Unsauberheiten im ersten Schritt der Stichprobengewinnung maskiert werden können, wenn wir zu viel Energie auf folgende Schritte verwenden und dadurch die Annahme implizieren der erste Schritt sei bereits erledigt.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von Jason »

Diese These aus dem Eingangsthread mag heutzutage noch genauso aktuell sein wie im Jahre 1986 als sie aufgestellt wurde. Doch man sollte sich nicht wundern wenn das Ergebnis in der heutigen Zeit durch den gesellschaftlichen Wandel und auch durch Gesetzesänderungen nicht mehr dasselbe ist als vor knapp 30 Jahren.

Ebenso kann eine Diplomarbeit dazu nicht auf dem Laufenden sein die auf ein derartiges Literaturverzeichnis verweist.

Ca. die Hälfte der Quellen stammt aus der Zeit vor dem Prostitutionsgesetz.

Ob solche Quellen wie Frau Ackermann, oder Titel wie
• Brakhoff (1989) – Jutta Brakhoff: Gedanken zum Problemkreis Sucht und Prostitution
• Friedrichsmeier (1991) – Hans Friedrichsmeier: Das Sozialverhalten von Prostituierten. Eine empirische Untersuchung auch zur Vergleichbarkeit der Lebensläufe von weiblichen Prostituierten und männlichen Straftätern
• Schwarzer (2007) – Alice Schwarzer: „Die Freiwilligkeit ist ein Mythos“
• Filter (2001) – Cornelia Filter: Salonfähig oder Sittenwidrig?, in EMMA,
• o. A. (2000) – Ohne Autorenangabe: Dossier Prostitution, in EMMA,


dazu beitragen, dieses Thema in einer Diplomarbeit serös zu untermauern lässt mich sehr zweifeln. Kann es sein das die Eingangsthese in dieser Diplomarbeit nicht mit dem Umfrageergebnis hier übereinstimmt?

LG Jason
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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Beitrag von fraences »

Danke Jason das Du das Jahr erwähnst in dem die Studie erstellt wurde, das erklärt mir viel.

Als ich in den 80er im Sexbusiness einstieg, lernte ich es so, das es verpönnt war, als Sexworkerin zu sagen:" Ich hab einen Orgasmus mit dem Gast gehabt oder das hat mit ihm Spaß gemacht."

Auch wenn es so wäre, hätte man sich nicht getraut, das offen zu sagen.

Heut zu Tage verhält sich das viel anders, das man (nicht mit jedem Gast) offen auch über seine eigene sexuelle Erlebnisse sprechen kann.

Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
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Beitrag von nicole6 »

ich finde es an sich schon unlogisch, seltsam, dass die Sexarbeit
der einzige Beruf sein soll, bei dem die Erfahrung, die Ausübung
der berufstypischen Handlungen, genau diese Fähigkeiten verschlechtern soll !
Das wäre, als ob man einen Koch fragte, ob seine tägliche
Berufsausübung im kochen seine Fähigkeiten, für seine
Frau zuhause ein Abendessen zuzubereiten, verschlechtert habe!

Nicole

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

          Bild
Mademoiselle05 hat geschrieben:Laut Hoigard/Finstad ist ein Indiz für das zerstörte Sexualleben die abhanden gekommene Fähigkeit, einen Orgasmus zu erlangen und dies sei unter den Prostituierten, die sie befragt haben, weit verbreitet (vgl. Hoigard/Finstad 1986: 152f.).


Es gibt immer zwei Ebenen:
- Wahrnehmung von Fakten/Realität z.B. über Sexualität/Orgasmus
- Wertung und Urteilsbildung (einschließlich Glaube und Moral)
beides läuft im Gehirn auch nach neuester Gehirnforschung zwar als getrennte Prozesse, aber räumlich untrennbar in allen Regionen des Gehirns gemeinsam ab...

Kunstwerk: "Prostitution of Signs" erklärt wo die Probleme bereits anfangen www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=64432#64432

Ferner ist die Ursache-Wirkungsbeziehung (Kausalität) extrem schwer bis unmöglich in einem so moralisch aufgeladenen Feld...

Sinkt die Orgasmusfähigkeit deshalb, weil man bereits alle Formen und Extreme von Orgasmus erlebt hat (Sättigung), sich sexuell voll verwirklicht und ausgelbt hat (Reife, Lebensphasenwechsel), oder etwa weil es eine moralisch-gesellschaftliche Ablehnung und Verurteilung gibt (Stigma, SWBO)?

Wie müßte ein cleveres Versuchtsdesign aussehen, um das unterscheiden zu können?





Schade dass hier der Dialog (in allen deinen 3 Diskussionsfäden) nicht so wirklich geklappt zu haben schein, evt. weil sich eine gewisse unterschwellige Prostitutionsgegnerschaft offenbart hat, in Kombination mit Schnippigkeit, was auch wir stolzen Sexworker (Solounternehmer_innen) oft haben und haben müssen, um in unserem anspruchsvollen Beruf bestehen zu können.

Ich glaube gewisse Prostitutionsablehnung/-kritik ist auch bei manchen Ex-Sexworkern notwendig, um den Ausstieg aus der Sexarbeit zu schaffen und um die Kraft zu bekommen sich den anders gelagerten Zwängen der Normalgesellschaft und Arbeitswelt anzugleichen...

www.sexworker.at/exit


Die Weltengrenze Sexwork/Nichtsexwork als Hürde ist einfach zu hoch um alles einfach integrieren oder pendeln zu können. Und das vermutlich nur, weil die Sexualenergie eine so große Urkraft ist.

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nicole6
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Beitrag von nicole6 »

dieser totale Unsinn, der in diesen Pseudostudien veröffentlicht wird,
ist allen Statistikkennern bekannt.
Da wird dumme Polemik als wissenschaftliche Erkenntnis deklariert.
Frauen in Normalehen haben nach viel kürzerer Zeit als
aktive Sexarbeiterinnen weniger Sex,
und damit auch logischerweise weniger Orgasmen.
In vielen Ehen die Jahrzehnte dauern, was heute selten wird,
findet Sex nur vielleicht einmal im Monat statt, wenn überhaupt.
Es ist Zeit- und Energieverschwendung sich damit zu beschäftigen!

Nicole