Staat soll Sex-Gutscheine verteilen
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- Admina
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Staat soll Sex-Gutscheine verteilen
Staat soll Sex-Gutscheine verteilen
von Nina Jecker -
Der als Querulant bekannte Basler Grossrat Eric Weber provoziert mit einer neuen Idee: Der Staat soll Liebesdienste von Prostituierten für Behinderte fördern.
Der Kanton Basel-Stadt soll dafür besorgt sein, dass die sexuellen Bedürfnisse von Behinderten erfüllt werden. Das fordert Eric Weber, Basler Grossrat der Rechtsaussen-Partei «Volks-Aktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten». Der Parlamentarier schreibt in seinem politischen Vorstoss mit dem Titel «Gutschein für kostenfreien Sex», er habe sich schon immer für die Randständigen und Behinderten eingesetzt. Ironisch fügt er an, er zähle sich doch selbst zu dieser Gruppe.
Eric Weber tickt aus
Der Politiker konnte von 20 Minuten nicht kontaktiert werden. Er hält aber schriftlich fest, dass es ihm bei seiner Forderung um mehr als reine Streicheleinheiten gehe. «Falls es körperlich noch möglich ist, wollen die Behinderten auch einen Höhepunkt (richtigen Sex) erleben», heisst es im Vorstoss. Der Kanton Basel-Stadt solle nun prüfen, wie ein solches Angebot im Stadtkanton neu aufgebaut oder ein bestehendes gefördert werden könnte.
Sexualität als Menschenrecht
Eine, die sexuelle Dienstleistungen für Behinderte bereits seit fünf Jahren anbietet, ist Verena Gattiker. «Es hat gleich voll eingeschlagen. Das Bedürfnis ist sehr gross», sagt sie. Pro Infirmis bestätigt, dass Prostitution gerade für Menschen mit einer Beeinträchtigung oft die einzige Möglichkeit sei, körperliche Liebe auszuleben. Dies sei genauso legitim wie bei Nicht-Behinderten. «Sexualität in der individuell möglichen Art und Weise zu leben, ist ein Menschenrecht», sagt Sprecher Mark Zumbühl. «Hilfe in diesem Bereich ist eine Form von Assistenz wie in anderen Dingen des Lebens auch.»
Dass allenfalls der Staat den Liebeslohn übernehmen soll, davon hält Zumbühl nichts. «Das wäre keine Gleichbehandlung», moniert er. Weber rechnet in seinem Vorstoss vor, dass monatlich etwa Kosten von zwei- bis dreihundert Franken pro Person anfallen würden. Auch der Basler Gross- und Nationalrat Sebastian Frehner hält nichts von staatlich geförderter Prostitution: «Wie in anderen Bereichen soll auch hier der Markt spielen und der Staat nur die Rahmenbedingungen festlegen.»
Ausbildung für sexuelle Dienste
Unabhängig davon, wer die Kosten trägt: Das Angebot wächst. Nebst herkömmlichen Sexarbeiterinnen bietet der Markt immer mehr auf Behinderte spezialisierte Sexualbegleiterinnen wie Gattiker. Sie verkaufen nicht eine explizite sexuelle Dienstleistung, sondern bieten eine gewisse Zeit lang eine Art Ersatzbeziehung inklusive körperliche Aktivitäten. «Die Lust auf Geschlechtsverkehr ist aber auch bei Behinderten klar da», sagt Gattiker. Für zwei Stunden mit ihr bezahlen IV-Bezüger 250 Franken.
Die ausgebildete Sexualpädagogin dürfte bald weitere Kolleginnen bekommen: Das Institut zur Selbst-Bestimmung Behinderter ISSB in Zürich bietet seit diesem Frühling eine Ausbildung für Sexualbegleitung an.
www.20min.ch/schweiz/basel/story/Staat- ... n-20378184
von Nina Jecker -
Der als Querulant bekannte Basler Grossrat Eric Weber provoziert mit einer neuen Idee: Der Staat soll Liebesdienste von Prostituierten für Behinderte fördern.
Der Kanton Basel-Stadt soll dafür besorgt sein, dass die sexuellen Bedürfnisse von Behinderten erfüllt werden. Das fordert Eric Weber, Basler Grossrat der Rechtsaussen-Partei «Volks-Aktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten». Der Parlamentarier schreibt in seinem politischen Vorstoss mit dem Titel «Gutschein für kostenfreien Sex», er habe sich schon immer für die Randständigen und Behinderten eingesetzt. Ironisch fügt er an, er zähle sich doch selbst zu dieser Gruppe.
Eric Weber tickt aus
Der Politiker konnte von 20 Minuten nicht kontaktiert werden. Er hält aber schriftlich fest, dass es ihm bei seiner Forderung um mehr als reine Streicheleinheiten gehe. «Falls es körperlich noch möglich ist, wollen die Behinderten auch einen Höhepunkt (richtigen Sex) erleben», heisst es im Vorstoss. Der Kanton Basel-Stadt solle nun prüfen, wie ein solches Angebot im Stadtkanton neu aufgebaut oder ein bestehendes gefördert werden könnte.
Sexualität als Menschenrecht
Eine, die sexuelle Dienstleistungen für Behinderte bereits seit fünf Jahren anbietet, ist Verena Gattiker. «Es hat gleich voll eingeschlagen. Das Bedürfnis ist sehr gross», sagt sie. Pro Infirmis bestätigt, dass Prostitution gerade für Menschen mit einer Beeinträchtigung oft die einzige Möglichkeit sei, körperliche Liebe auszuleben. Dies sei genauso legitim wie bei Nicht-Behinderten. «Sexualität in der individuell möglichen Art und Weise zu leben, ist ein Menschenrecht», sagt Sprecher Mark Zumbühl. «Hilfe in diesem Bereich ist eine Form von Assistenz wie in anderen Dingen des Lebens auch.»
Dass allenfalls der Staat den Liebeslohn übernehmen soll, davon hält Zumbühl nichts. «Das wäre keine Gleichbehandlung», moniert er. Weber rechnet in seinem Vorstoss vor, dass monatlich etwa Kosten von zwei- bis dreihundert Franken pro Person anfallen würden. Auch der Basler Gross- und Nationalrat Sebastian Frehner hält nichts von staatlich geförderter Prostitution: «Wie in anderen Bereichen soll auch hier der Markt spielen und der Staat nur die Rahmenbedingungen festlegen.»
Ausbildung für sexuelle Dienste
Unabhängig davon, wer die Kosten trägt: Das Angebot wächst. Nebst herkömmlichen Sexarbeiterinnen bietet der Markt immer mehr auf Behinderte spezialisierte Sexualbegleiterinnen wie Gattiker. Sie verkaufen nicht eine explizite sexuelle Dienstleistung, sondern bieten eine gewisse Zeit lang eine Art Ersatzbeziehung inklusive körperliche Aktivitäten. «Die Lust auf Geschlechtsverkehr ist aber auch bei Behinderten klar da», sagt Gattiker. Für zwei Stunden mit ihr bezahlen IV-Bezüger 250 Franken.
Die ausgebildete Sexualpädagogin dürfte bald weitere Kolleginnen bekommen: Das Institut zur Selbst-Bestimmung Behinderter ISSB in Zürich bietet seit diesem Frühling eine Ausbildung für Sexualbegleitung an.
www.20min.ch/schweiz/basel/story/Staat- ... n-20378184
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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RE: Staat soll Sex-Gutscheine verteilen
Wenn ich das Thema "Sexualassistenz" lese, wird mir mittlerweile schlecht.
Scheinheilig und in Deutschland ganz klar überteuert!!! Wenn ich ein Instrument speziell für Behinderte schaffe, dann muß es für diese Klientel auch bezahlbar sein. Weil aber viele Behinderte nur zwischen 60 und 90 € Taschengeld in ihrer Werkstatt bekommen, ist 1 Std Sexualassistenz für 100 Euro nicht zu finanzieren.
Desweiteren lese ich in jedem Interview dass sich Sexualassistenten nicht als Prostituierte sehen, weil sie ja keinen Geschlechtsverkehr durchführen. Da wird ein ganz agressiver Kampf "Guter Sexworker" gegen "Böser Sexworker" geführt.
Nur stelle ich mir dann die Frage:"Wieso nehmen denn dann die guten Sexworker genau die gleichen Preise von den bösen Sexworkern?"
Außerdem:
Da die Rotlichtszene immer sehr erfindungsreich auf Gesetzesverschärfungen oder Verbote reagiert hat, bin ich mal gespannt, was passiert, wenn Prostitution weiter begrenzt wird die Sexualassistenz aber weiter erlaubt bleibt. Dann verwette ich meinen Rollstuhl darauf, dass wir eine Schwemme von "Sexualassistenten" bekommen...
Scheinheilig und in Deutschland ganz klar überteuert!!! Wenn ich ein Instrument speziell für Behinderte schaffe, dann muß es für diese Klientel auch bezahlbar sein. Weil aber viele Behinderte nur zwischen 60 und 90 € Taschengeld in ihrer Werkstatt bekommen, ist 1 Std Sexualassistenz für 100 Euro nicht zu finanzieren.
Desweiteren lese ich in jedem Interview dass sich Sexualassistenten nicht als Prostituierte sehen, weil sie ja keinen Geschlechtsverkehr durchführen. Da wird ein ganz agressiver Kampf "Guter Sexworker" gegen "Böser Sexworker" geführt.
Nur stelle ich mir dann die Frage:"Wieso nehmen denn dann die guten Sexworker genau die gleichen Preise von den bösen Sexworkern?"
Außerdem:
Da die Rotlichtszene immer sehr erfindungsreich auf Gesetzesverschärfungen oder Verbote reagiert hat, bin ich mal gespannt, was passiert, wenn Prostitution weiter begrenzt wird die Sexualassistenz aber weiter erlaubt bleibt. Dann verwette ich meinen Rollstuhl darauf, dass wir eine Schwemme von "Sexualassistenten" bekommen...
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Re: RE: Staat soll Sex-Gutscheine verteilen

Das kommt doch unmöglich nur mir passiv-aggressiv und verbittert vor!Rolliman hat geschrieben: Da die Rotlichtszene immer sehr erfindungsreich auf Gesetzesverschärfungen oder Verbote reagiert hat, bin ich mal gespannt, was passiert, wenn Prostitution weiter begrenzt wird die Sexualassistenz aber weiter erlaubt bleibt. Dann verwette ich meinen Rollstuhl darauf, dass wir eine Schwemme von "Sexualassistenten" bekommen...
Ich verbitte mir Aussagen solchen Tenors und so einen Tonfall mir (und den mir bekannten Kolleginnen) gegenüber und ich verwehre mich gegen solcherlei Degradierung.
Respekt ist keine Einbahnstraße.
La Marfa
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Re: RE: Staat soll Sex-Gutscheine verteilen

Dann muss die Finanzierung anderweitig geregelt werden.Rolliman hat geschrieben:Wenn ich das Thema "Sexualassistenz" lese, wird mir mittlerweile schlecht.
Scheinheilig und in Deutschland ganz klar überteuert!!! Wenn ich ein Instrument speziell für Behinderte schaffe, dann muß es für diese Klientel auch bezahlbar sein. Weil aber viele Behinderte nur zwischen 60 und 90 € Taschengeld in ihrer Werkstatt bekommen, ist 1 Std Sexualassistenz für 100 Euro nicht zu finanzieren.
Auch die in der Sexualassistenz tätigen Kolleginnen gehen einer selbständigen Tätigkeit nach, mit all ihren bekannten Abzügen.
Es dürfte nicht erstaunen, dass sie von ihrer Arbeit gerne soviel behalten würden, dass sie in der Lage sind, ihr Leben zu finanzieren.
Und mehr als ein oder zwei Termine am Tag dürften realistischerweise nicht drin sein, wenn überhaupt.
liebe grüsse malin
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
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RE: Staat soll Sex-Gutscheine verteilen
Ich nehme mal jüngst erschienenen Artikel zum Anlass:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/kurs- ... -1.1669851
Was mir dort sofort ins Auge gesprungen ist, das dort eine Dozentin aus der Schwagerschaftsberatung geholt wurde. Ich stelle ja auch keinen Schwimmlehrer vor eine Pilotenklasse, um den Airbus A380 zu erklären.
Ferner ist in dem gesamten Bericht nur von "Simulationen" die Rede aber nie von der Praxis.
Eine Frau redet offen davon, sich "die 100 Euro" mitzunehmen, einer der beiden Männer, weiß gar nicht ob er diesen Job machen will, und der andere Mann hat keine Idee und Vorstellung was ihn erwartet.
Aber die Leute gehen mit einem Zertifikat nach Hause und gelten als "Fachleute".
Die Frage ist also:"Was erwartet den Behinderten, wenn er von einem schlecht vorbereiteten Sexualassistent betreut wird?"
Ich möchte den guten Willen gar nicht in Abrede stellen, nur die Ausbildung so wie oben beschrieben, ist daneben...
@Malin
Jede zweite Anfrage die ich über den Blog bekomme, dreht sich um die Bezahlung. Mittlerweile fragen selbst komplette Wohnheime an, und fragen nach Zuschüssen. Es gibt meines Wissens aber keine gesetzliche Regelung dafür. Vielleicht kann Kasharius da mehr zu sagen.
Es sieht sogar so aus, das Behinderte teilweise nicht sparen dürfen weil sonst die Grundsicherung flöten geht. Siehe hier:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/keine ... -1.1695051
Da der Staat schon wegen der Kohle für die Hochwasseropfer feilscht, wird garantiert kein Geld für sexuelle Belange von Schwerbehinderten locker gemacht
so long
Rolliman
http://www.sueddeutsche.de/bayern/kurs- ... -1.1669851
Was mir dort sofort ins Auge gesprungen ist, das dort eine Dozentin aus der Schwagerschaftsberatung geholt wurde. Ich stelle ja auch keinen Schwimmlehrer vor eine Pilotenklasse, um den Airbus A380 zu erklären.
Ferner ist in dem gesamten Bericht nur von "Simulationen" die Rede aber nie von der Praxis.
Eine Frau redet offen davon, sich "die 100 Euro" mitzunehmen, einer der beiden Männer, weiß gar nicht ob er diesen Job machen will, und der andere Mann hat keine Idee und Vorstellung was ihn erwartet.
Aber die Leute gehen mit einem Zertifikat nach Hause und gelten als "Fachleute".
Die Frage ist also:"Was erwartet den Behinderten, wenn er von einem schlecht vorbereiteten Sexualassistent betreut wird?"
Ich möchte den guten Willen gar nicht in Abrede stellen, nur die Ausbildung so wie oben beschrieben, ist daneben...
@Malin
Jede zweite Anfrage die ich über den Blog bekomme, dreht sich um die Bezahlung. Mittlerweile fragen selbst komplette Wohnheime an, und fragen nach Zuschüssen. Es gibt meines Wissens aber keine gesetzliche Regelung dafür. Vielleicht kann Kasharius da mehr zu sagen.
Es sieht sogar so aus, das Behinderte teilweise nicht sparen dürfen weil sonst die Grundsicherung flöten geht. Siehe hier:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/keine ... -1.1695051
Da der Staat schon wegen der Kohle für die Hochwasseropfer feilscht, wird garantiert kein Geld für sexuelle Belange von Schwerbehinderten locker gemacht
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Rolliman
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Rolliman, dass es vermutlich bis auf weiteres keinerlei Zuschüsse geben wird, ist mir klar.
Mir ging es nur darum, deinen Satz "die Sexualassistenz wäre in Deutschland klar überteuert" dahingehend zu kommentieren, dass die Anbieter auch irgendwie davon leben müssen.
Deine Aussage klang für mich nämlich so, als sollten die SW mal gefälligst ihre Preise senken, weil sich ein Behinderter mit geringer Rente einen solchen Service sonst nicht leisten kann.
Ist nicht böse gemeint, aber so konnte ich es nicht unkommentiert stehen lassen.
100 Euro für eine selbständige Dienstleistung, die mit An- und Abreise, Vorbereitung und dem allfälligen Papierkram mit Sicherheit an die 2-3 Stunden realen Zeiteinsatz verlangt, ist sicherlich am untersten Preissegment angesiedelt.
Ein Handwerker kommt teurer.
Mir ging es nur darum, deinen Satz "die Sexualassistenz wäre in Deutschland klar überteuert" dahingehend zu kommentieren, dass die Anbieter auch irgendwie davon leben müssen.
Deine Aussage klang für mich nämlich so, als sollten die SW mal gefälligst ihre Preise senken, weil sich ein Behinderter mit geringer Rente einen solchen Service sonst nicht leisten kann.
Ist nicht böse gemeint, aber so konnte ich es nicht unkommentiert stehen lassen.
100 Euro für eine selbständige Dienstleistung, die mit An- und Abreise, Vorbereitung und dem allfälligen Papierkram mit Sicherheit an die 2-3 Stunden realen Zeiteinsatz verlangt, ist sicherlich am untersten Preissegment angesiedelt.
Ein Handwerker kommt teurer.
liebe grüsse malin
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
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@Malinmalin hat geschrieben:Rolliman, dass es vermutlich bis auf weiteres keinerlei Zuschüsse geben wird, ist mir klar.
Mir ging es nur darum, deinen Satz "die Sexualassistenz wäre in Deutschland klar überteuert" dahingehend zu kommentieren, dass die Anbieter auch irgendwie davon leben müssen.
Deine Aussage klang für mich nämlich so, als sollten die SW mal gefälligst ihre Preise senken, weil sich ein Behinderter mit geringer Rente einen solchen Service sonst nicht leisten kann.
Ist nicht böse gemeint, aber so konnte ich es nicht unkommentiert stehen lassen.
100 Euro für eine selbständige Dienstleistung, die mit An- und Abreise, Vorbereitung und dem allfälligen Papierkram mit Sicherheit an die 2-3 Stunden realen Zeiteinsatz verlangt, ist sicherlich am untersten Preissegment angesiedelt.
Ein Handwerker kommt teurer.
Die Bezahlung ist aber einer der Zentralen Punkte in der ganzen Geschichte. Der Einsatz der Sexualassistenten ist für mich aus Sicht des Kunden überteuert. In meinem FKK-Club am Niederrhein bekomme ich für 100 Euro eine Stunde "Hardcore-Sex", bei der Sexualassistetin bekomme ich für 100 Euro eine Stunde Streicheleinheiten. Als Konsument ist dass ein Riesenunterschied. Jetzt bin ich in der glücklichen Lage meinen Willen frei äußern zu können. Aber viele Behinderte können das eben nicht, und da liegt der Hase begraben. Aus Sicht der Elternn oder Betreuer klingt es natürlich positiver wenn man sagen kann:"Wir bringen unseren Schützling zur Sexualassistenz, aber nicht ins Bordell!" Nur ist es wirklich das was der Schützling braucht und haben will??? Da spielt viel Verkaufspsychologie eine Rolle.
Ich verteufel die Sexualassistenten keineswegs, aber ich erlaube mir auch kritisch zu Hinterfragen. Und wenn man es wirklich ehrlich mit der Assistenz meint, dann stellt man sich der Kritik und diskutiert darüber...
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Grundsätzliches
Gut dass du mutig genug bist ökonomische Argumente und Fakten einzubringen:
- die Einnahmen (Taschengeldtagessätze) von Behinderten sind meist zu gering für die Bezahlung von Sexualassistenz.
- bisher gibt es keine Kassenfinanzierung die das ausgleicht.
- Sexworker im engeren Sinne (Huren) bieten mehr Sex und Orgasmuserleben als Sexualassistenz.
- dazu gehört auch dass Huren/Prostituierte/Sexworker i.e.S. i.d.R. sexuell attraktiver sind.
Da liegen für mich zentrale Gründe, warum das Konzept Sexualassistenz ökonomisch und folglich gesellschaftlich nicht funktioniert. Sexualassistenz rechnet sich nicht.
Aus der Sicht der Sexworker:
- Behinderte Kunden sind zeitlich, praktisch und emotional aufwendiger, so daß höhere Preise gerechtfertigt sind.
- Allein das Marketing, die Kontaktaufnahme bis zum Geschäftsabschluß (Buchungsbestätigung) ist komplexer und aufwendiger.
- Als Sexualassistent hat man in eine Ausbildung investiert (Zeit und Kosten), was höhere Preise zur Refinanzierung rechtfertigt.
- Sexualassistenten sind älter und denken daher mehr an die eigene legale finanzielle Absicherung. Sie betreiben daher eine VOLLKOSTENRECHNUNG, wo auch ihre Rentenversicherung etc. in den Preisen mit enthalten ist, was z.B. schwarz arbeitende oder junge oder nebenberufliche Sexworker, die glauben nur kurze Zeit zu arbeiten, nicht tun müssen.
- Sexualassistenz ist ein kleiner Markt mit geringer Nachfrage.
- Höhere Preise sind im Markt nicht durchsetzbar.
- Sexualassistenten haben i.d.R. viel geringere Umsätze.
- Dazu äquivalent: Sexualassistenz ist weniger sexy und hat geringeres Ansehen im Bereich "sexuelles Kapital".
Interessant ist hier die Unterscheidung von sexuellem Kapital als Eigenschaft die eine Person hat (Gabe/Geschenk) im Vergleich zu ihrer sexuellen Kompetenz/Qualifikation/Erfahrung, die eine Person erwirbt (Ausbildung/Arbeit).
Dahinter stecken die Lebensgesetze von Sein & Haben, die zentral mit für die Stigmatisierung von Prostitution verantwortlich sind. Denn bei der Prostitution geht es de facto in erster Linie nicht um erarbeitete Qualifikation der berufstätigen Sexarbeiter, sondern es geht "nur"/primär um ihr sexuelles So-Sein (ganz im Sinne von Schimpfworten wie "Körper verkaufen", "Frischfleischmarkt"). Und in unserer Leistungssellschaft, die konservativ ist d.h. für den Erhalt von Werten zur Zukunftsfähigkeit, ist reines Sein weniger wert als erarbeitete Leistungsqualifikation.
Diesen Widerspruch zwischen der Biologie der Sexualität des Triebes und den Werten der Kultur der Leistungsgesellschaft muß die Prostitution aushalten in Form der Stigmatisierung.
Aus all dem ergeben sich dann folgende gravierenden Unterschiede:
- Sexualassistenten sind älter und weniger sexy oder weniger begehrte Sexualpartner.
- Sexualassistenz ist ein Betätigungsfeld für alternde, umsattelnde Sexworker (Outplacement/Exit-Strategie www.sexworker.at/exit ).
- oder für Personen, wo es nicht für Prostitution i.e.S. reicht.
- Sexualassistenz grenzt sich von Prostitution ab und begibt sich damit auf Distanz was den Fokus von Stigmatisierung betrifft.
Das ist ein Spannungsfeld, was der Prostitution einerseitz neue Wege bietet gesellschaftliche Akzeptanz zu erringen. Sexualassistenz ist eine Route das Stigma zu umgehen oder zu überwinden. Aber es ist auch eine interne Spaltung was schmerzlich ist. Sie erzeugt bei den Kunden die von dir beschriebene "Qual der Wahl" und bei uns Sexworkern eine Ausdifferenzierung, die neben der "Qual der Berufswahl" auch zu Sprachlosigkeit oder ausbleibender Solidarisierung zwischen diesen Teilgruppen der Sexworker i.w.S. führen kann.
- die Einnahmen (Taschengeldtagessätze) von Behinderten sind meist zu gering für die Bezahlung von Sexualassistenz.
- bisher gibt es keine Kassenfinanzierung die das ausgleicht.
- Sexworker im engeren Sinne (Huren) bieten mehr Sex und Orgasmuserleben als Sexualassistenz.
- dazu gehört auch dass Huren/Prostituierte/Sexworker i.e.S. i.d.R. sexuell attraktiver sind.
Da liegen für mich zentrale Gründe, warum das Konzept Sexualassistenz ökonomisch und folglich gesellschaftlich nicht funktioniert. Sexualassistenz rechnet sich nicht.
Aus der Sicht der Sexworker:
- Behinderte Kunden sind zeitlich, praktisch und emotional aufwendiger, so daß höhere Preise gerechtfertigt sind.
- Allein das Marketing, die Kontaktaufnahme bis zum Geschäftsabschluß (Buchungsbestätigung) ist komplexer und aufwendiger.
- Als Sexualassistent hat man in eine Ausbildung investiert (Zeit und Kosten), was höhere Preise zur Refinanzierung rechtfertigt.
- Sexualassistenten sind älter und denken daher mehr an die eigene legale finanzielle Absicherung. Sie betreiben daher eine VOLLKOSTENRECHNUNG, wo auch ihre Rentenversicherung etc. in den Preisen mit enthalten ist, was z.B. schwarz arbeitende oder junge oder nebenberufliche Sexworker, die glauben nur kurze Zeit zu arbeiten, nicht tun müssen.
- Sexualassistenz ist ein kleiner Markt mit geringer Nachfrage.
- Höhere Preise sind im Markt nicht durchsetzbar.
- Sexualassistenten haben i.d.R. viel geringere Umsätze.
- Dazu äquivalent: Sexualassistenz ist weniger sexy und hat geringeres Ansehen im Bereich "sexuelles Kapital".
Interessant ist hier die Unterscheidung von sexuellem Kapital als Eigenschaft die eine Person hat (Gabe/Geschenk) im Vergleich zu ihrer sexuellen Kompetenz/Qualifikation/Erfahrung, die eine Person erwirbt (Ausbildung/Arbeit).
Dahinter stecken die Lebensgesetze von Sein & Haben, die zentral mit für die Stigmatisierung von Prostitution verantwortlich sind. Denn bei der Prostitution geht es de facto in erster Linie nicht um erarbeitete Qualifikation der berufstätigen Sexarbeiter, sondern es geht "nur"/primär um ihr sexuelles So-Sein (ganz im Sinne von Schimpfworten wie "Körper verkaufen", "Frischfleischmarkt"). Und in unserer Leistungssellschaft, die konservativ ist d.h. für den Erhalt von Werten zur Zukunftsfähigkeit, ist reines Sein weniger wert als erarbeitete Leistungsqualifikation.
Diesen Widerspruch zwischen der Biologie der Sexualität des Triebes und den Werten der Kultur der Leistungsgesellschaft muß die Prostitution aushalten in Form der Stigmatisierung.
Aus all dem ergeben sich dann folgende gravierenden Unterschiede:
- Sexualassistenten sind älter und weniger sexy oder weniger begehrte Sexualpartner.
- Sexualassistenz ist ein Betätigungsfeld für alternde, umsattelnde Sexworker (Outplacement/Exit-Strategie www.sexworker.at/exit ).
- oder für Personen, wo es nicht für Prostitution i.e.S. reicht.
- Sexualassistenz grenzt sich von Prostitution ab und begibt sich damit auf Distanz was den Fokus von Stigmatisierung betrifft.
Das ist ein Spannungsfeld, was der Prostitution einerseitz neue Wege bietet gesellschaftliche Akzeptanz zu erringen. Sexualassistenz ist eine Route das Stigma zu umgehen oder zu überwinden. Aber es ist auch eine interne Spaltung was schmerzlich ist. Sie erzeugt bei den Kunden die von dir beschriebene "Qual der Wahl" und bei uns Sexworkern eine Ausdifferenzierung, die neben der "Qual der Berufswahl" auch zu Sprachlosigkeit oder ausbleibender Solidarisierung zwischen diesen Teilgruppen der Sexworker i.w.S. führen kann.
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Das ist eine sehr umfassende Beleuchtung von allen Seiten, @ Marc, wie ich finde.
Mit stellt sich jedoch die Frage, worum es hier wirklich geht. Denn bejlagt wurde ein mangelnder Zuschuss von Staats wegen zur Sexualassistenz, aber laut folgendem Zitat ...

*puff* wo bleibt demnach das Thema?
La Marfa
Mit stellt sich jedoch die Frage, worum es hier wirklich geht. Denn bejlagt wurde ein mangelnder Zuschuss von Staats wegen zur Sexualassistenz, aber laut folgendem Zitat ...

... wird der Eindruck erweckt, dass Sexualassistenz gar nicht das ist, was "die Behinderten" wirklich wollen, während gleichzeitig angemerkt wird, dass "die Behinderten" ihren Willen gar nicht äußern könnten.
*puff* wo bleibt demnach das Thema?
La Marfa
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keep rollin
@La Marfa
@all
das Thema heißt: Sollen Menschen mit Behinderungen, sofern sie selbst nicht über genügend eigenes Einkommen oder Vermögen verfügen (oder unabhängig davon !?) die Inanspruchnahme von sexuellen Dienstleistungen, wozu auch Sexualassistenz zählt, bezuschußt bekommen!?
Hier hat @Rolliman wie ich finde zu Recht, auf die prekäre Situation gerade jener Hingewiesen, die Aufgrund iher finanziellen Situation und z.T. nicht ausreichender Kommunikationsfähigkeit im Bereich von Sexarbeit auf besondere Schwierigkeiten stoßen.
Im übrigen finde auch ich das Verlangen mancher Sexuallbegleiter/innen sich von "normaler" Sexarbeit abgrenzen zu müssen diskussionswürdig. Der user und SW-Analyst @ Marc hat hier gerade im letzten Absatz seines PPostings das Problem sehr, sehr treffend auf den Punkt gebracht.
Und schließlich zur Rechtsgrundlage: Es gibt tatsächlich keine direkte Anspruchsgrundlage, aus der man finanzielle Unterstützung ableiten könnte. An anderer Stelle habe ich die Regelungen der gesellschaftlichen Teilhabe im Rahmen der Eingliederungshilfe nach den §§ 53 ff. SGB XII und 55 SGB IX diskutiert.
Jedenfalls soll hier keiner diskreditiert oder gegeneinander ausgespielt werden; tut hier aber auch keiner wissentlich!
Soweit dazu von mir.
Kasharius grüßt
@all
das Thema heißt: Sollen Menschen mit Behinderungen, sofern sie selbst nicht über genügend eigenes Einkommen oder Vermögen verfügen (oder unabhängig davon !?) die Inanspruchnahme von sexuellen Dienstleistungen, wozu auch Sexualassistenz zählt, bezuschußt bekommen!?
Hier hat @Rolliman wie ich finde zu Recht, auf die prekäre Situation gerade jener Hingewiesen, die Aufgrund iher finanziellen Situation und z.T. nicht ausreichender Kommunikationsfähigkeit im Bereich von Sexarbeit auf besondere Schwierigkeiten stoßen.
Im übrigen finde auch ich das Verlangen mancher Sexuallbegleiter/innen sich von "normaler" Sexarbeit abgrenzen zu müssen diskussionswürdig. Der user und SW-Analyst @ Marc hat hier gerade im letzten Absatz seines PPostings das Problem sehr, sehr treffend auf den Punkt gebracht.
Und schließlich zur Rechtsgrundlage: Es gibt tatsächlich keine direkte Anspruchsgrundlage, aus der man finanzielle Unterstützung ableiten könnte. An anderer Stelle habe ich die Regelungen der gesellschaftlichen Teilhabe im Rahmen der Eingliederungshilfe nach den §§ 53 ff. SGB XII und 55 SGB IX diskutiert.
Jedenfalls soll hier keiner diskreditiert oder gegeneinander ausgespielt werden; tut hier aber auch keiner wissentlich!
Soweit dazu von mir.
Kasharius grüßt
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RE: Staat soll Sex-Gutscheine verteilen
@Marc
Sehr gut formuliert.
Die Frage ist ja noch, die im übrigen auch Matthias Vernaldi und Rachel Wotton stellen, ob es überhaupt eine zusätzliche Ausbildung braucht. Oder ob es nicht sogar diese Ausbildung ist, die uns Behinderte wieder "unnormal" werden läßt? Wenn eine normale Prostituierte einen Kunden wegen Fettlaibigkeit, Glatze oder sonstwas abblitzen läßt,dann ist sie mit Sicherheit auch nicht Psychologisch geschult. Ich finde, das schulen, coachen, Normieren und in Schubladen stecken, ist eine typisch deutsche Krankheit. Sex ist was natürliches und es braucht dazu keine Psychologische Schulung. @La Marfa Das Behinderte Sex wollen regelt die Natur!!! Es gibt aber viele Behinderte, die nicht äußern können, was sie wollen. Das ist ein Unterschied...
Ich hatte auch die Frage einer Domina im Briefkasten, ob sie einen Rollstuhlfahrer behandeln darf oder ob es da ein moralisches Problem gibt? Da hab ich ihr geschrieben:"Er hat dich kontaktiert und er mag es."
Sehr gut formuliert.
Die Frage ist ja noch, die im übrigen auch Matthias Vernaldi und Rachel Wotton stellen, ob es überhaupt eine zusätzliche Ausbildung braucht. Oder ob es nicht sogar diese Ausbildung ist, die uns Behinderte wieder "unnormal" werden läßt? Wenn eine normale Prostituierte einen Kunden wegen Fettlaibigkeit, Glatze oder sonstwas abblitzen läßt,dann ist sie mit Sicherheit auch nicht Psychologisch geschult. Ich finde, das schulen, coachen, Normieren und in Schubladen stecken, ist eine typisch deutsche Krankheit. Sex ist was natürliches und es braucht dazu keine Psychologische Schulung. @La Marfa Das Behinderte Sex wollen regelt die Natur!!! Es gibt aber viele Behinderte, die nicht äußern können, was sie wollen. Das ist ein Unterschied...
Ich hatte auch die Frage einer Domina im Briefkasten, ob sie einen Rollstuhlfahrer behandeln darf oder ob es da ein moralisches Problem gibt? Da hab ich ihr geschrieben:"Er hat dich kontaktiert und er mag es."
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RE: Staat soll Sex-Gutscheine verteilen
Ich finde es völlig angebracht und ein Recht, dass ich und ebenso jede Prostituierte jeden Freier ablehnen kann, den ich ablehnen möchte; das mit dem negativen "abblitzen lassen" verbalisiert scheint schon wieder degradierend.
Ich bin ganz entschieden für Schulung, Coaching und alle erdenklichen Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten für alle Prostituierten, denn nur so, wie es auch schon an anderer Stelle stand, können wir als Prostituierte unabhängig und aufrecht und selbstbewusst werden, um Kundschaft abzulehnen, die wir nicht annehmen möchten.
Was das mit den wiederum negativ belegten Begriffen Normierung und Schubladen zu tun haben soll, ist zumindest für mich erklärungsbedürftig.
Auch ich nehme an, dass Behinderte als fühlende Menschen grundsätzlich den Wunsch nach Nähe und Sex haben, aber von denen, die sich nicht äußern können, kann ich das eben nur annehmen. Verschiedene Behinderte, die ich kennengelernt habe im Laufe meiner Jahre, haben mir jedoch zu allen Themen des Lebens so wie auch zum Thema Sex ihre ganz eigenen und unterschiedlichen Meinungen und Erwartungen dargestellt; eine einheitliche Erwartungshaltung an die Form oder Intensität oder Körperlichkeit der Nähe war da nicht festzustellen, sondern vielmehr, dass Behinderte ebenso unterschiedliche und individuelle Menschen mit unterschiedlichen und individuellen Bedürfnissen sind, wie alle anderen Menschen auch.
Und das selbe gilt für die Behinderten, die mir in meinem Beruf begegnet sind. Meine Bedingungen für einen Termin sind, dass sie ihre Bedürfnisse außern können und dass ich diese Bedürfnisse begleiten möchte.
Und zu deinem letzen Satz, Rollimann: Mir ist schleierhaft, wie jemand in der Prostitution (und noch dazu in meiner Branche) tätig sein kann, ohne ein eigenes moralisch-ethisches Gerüst zu haben, nach dem sie in ihrer Arbeit agiert.
Natürlich hat man / habe ich als Mensch Mitgefühl mit Behinderten, die Nähe und oder Sexualität wünschen, aber das nicht erlangen können. Und sofern das an der aufgrund der Behinderung eingeschränkten Einkommensmöglichkeit liegt, ist auch ein staatliche Bezuschussung eine Diskussion im Rahmen des gesellschaftlichem Umgangs mit Bedürfnissen von Behinderten wert.
Aber: Es gibt keinen Anspruch auf Sex und schon gar nicht auf einen bestimmten Sexpartner gerichtet - für niemanden.
Und für mich als eine von den Prostituierten steht dagegen ganz klar im Vordergrund mein Recht, auszusuchen, wem ich meine Leistungen zukommen lassen möchte und abzulehnen, wen ich nicht als Kunden meiner Leistungen möchte.
La Marfa
Ich bin ganz entschieden für Schulung, Coaching und alle erdenklichen Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten für alle Prostituierten, denn nur so, wie es auch schon an anderer Stelle stand, können wir als Prostituierte unabhängig und aufrecht und selbstbewusst werden, um Kundschaft abzulehnen, die wir nicht annehmen möchten.
Was das mit den wiederum negativ belegten Begriffen Normierung und Schubladen zu tun haben soll, ist zumindest für mich erklärungsbedürftig.
Auch ich nehme an, dass Behinderte als fühlende Menschen grundsätzlich den Wunsch nach Nähe und Sex haben, aber von denen, die sich nicht äußern können, kann ich das eben nur annehmen. Verschiedene Behinderte, die ich kennengelernt habe im Laufe meiner Jahre, haben mir jedoch zu allen Themen des Lebens so wie auch zum Thema Sex ihre ganz eigenen und unterschiedlichen Meinungen und Erwartungen dargestellt; eine einheitliche Erwartungshaltung an die Form oder Intensität oder Körperlichkeit der Nähe war da nicht festzustellen, sondern vielmehr, dass Behinderte ebenso unterschiedliche und individuelle Menschen mit unterschiedlichen und individuellen Bedürfnissen sind, wie alle anderen Menschen auch.
Und das selbe gilt für die Behinderten, die mir in meinem Beruf begegnet sind. Meine Bedingungen für einen Termin sind, dass sie ihre Bedürfnisse außern können und dass ich diese Bedürfnisse begleiten möchte.
Und zu deinem letzen Satz, Rollimann: Mir ist schleierhaft, wie jemand in der Prostitution (und noch dazu in meiner Branche) tätig sein kann, ohne ein eigenes moralisch-ethisches Gerüst zu haben, nach dem sie in ihrer Arbeit agiert.
Natürlich hat man / habe ich als Mensch Mitgefühl mit Behinderten, die Nähe und oder Sexualität wünschen, aber das nicht erlangen können. Und sofern das an der aufgrund der Behinderung eingeschränkten Einkommensmöglichkeit liegt, ist auch ein staatliche Bezuschussung eine Diskussion im Rahmen des gesellschaftlichem Umgangs mit Bedürfnissen von Behinderten wert.
Aber: Es gibt keinen Anspruch auf Sex und schon gar nicht auf einen bestimmten Sexpartner gerichtet - für niemanden.
Und für mich als eine von den Prostituierten steht dagegen ganz klar im Vordergrund mein Recht, auszusuchen, wem ich meine Leistungen zukommen lassen möchte und abzulehnen, wen ich nicht als Kunden meiner Leistungen möchte.
La Marfa
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Re: RE: Staat soll Sex-Gutscheine verteilen

Ich verstehe deinen Einwand, dass eine extra Ausbildung für sexuelle Kontakte mit Behinderten eine etwas schräge Optik erzeugt. Ich denke auch, dass da klarerweise hinterfragt werden sollte wieso es für SexualassistentInnen so eine Ausbildung gibt aber nicht für andere SexarbeiterInnen, was da für Bilder von Sexualität und von Menschen dahinterstecken und damit transportiert werden.Rolliman hat geschrieben:@Marc
Sehr gut formuliert.
Die Frage ist ja noch, die im übrigen auch Matthias Vernaldi und Rachel Wotton stellen, ob es überhaupt eine zusätzliche Ausbildung braucht. Oder ob es nicht sogar diese Ausbildung ist, die uns Behinderte wieder "unnormal" werden läßt? Wenn eine normale Prostituierte einen Kunden wegen Fettlaibigkeit, Glatze oder sonstwas abblitzen läßt,dann ist sie mit Sicherheit auch nicht Psychologisch geschult. Ich finde, das schulen, coachen, Normieren und in Schubladen stecken, ist eine typisch deutsche Krankheit. Sex ist was natürliches und es braucht dazu keine Psychologische Schulung. @La Marfa Das Behinderte Sex wollen regelt die Natur!!! Es gibt aber viele Behinderte, die nicht äußern können, was sie wollen. Das ist ein Unterschied...
Ich hatte auch die Frage einer Domina im Briefkasten, ob sie einen Rollstuhlfahrer behandeln darf oder ob es da ein moralisches Problem gibt? Da hab ich ihr geschrieben:"Er hat dich kontaktiert und er mag es."
Aber: Sex ist nicht einfach nur natürlich. Das so zu formulieren macht unsichtbar, dass Sexarbeit Arbeit ist, und zwar sowohl die konkreten sexuellen Dienstleistungen als auch alles drumherum, wie zb die nötige Kommunikation. Es werden Ressourcen hineingesteckt um diese Arbeit auszuführen, und um die dafür nötigen Fähigkeiten zu erwerben. Letzteres gilt auch für ArbeiterInnen, die keine offizielle Ausbildung machen! Das zu ignorieren und stattdessen als natürlich oder sonstwie den Menschen inhärent darzustellen entwertet die Arbeit, die wir machen.
Du schneidest ein paar sehr wichtige Punkte an, aber ich habe ehrlich gesagt den Eindruck, dass deine Sichtweise wie du sie transportierst sehr kundenfixiert ist. Wie sich die Situation für DienstleisterInnen darstellt scheint mir in deinen Ausführungen leider nicht so viel Platz zu haben.
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Nachfragemärkte
Du hast Recht @yps. Meine Formulierungen waren in obigem Posting primär aus Kundensicht formuliert. Ich gehe in diesem Zusammenhang bezüglich der derzeitigen ökonomischen Situation von "Nachfragemärkten" aus, sowohl für den gesammten Wirtschaftssektor Sexwork als auch den Teilbereich Sexualassistenz, d.h. die Kundenseite hat die größere Marktmacht. Modellbetrachtung Gleichgewichtsökonomik Sexwork
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 529#123529
Mehr zum Kompetenzfeld Sexwork habe ich hier geschrieben und gesammelt:
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=3608
Schön dass Du das so aufmerksam herausgestellt hast. Hoffentlich haben wir mit Dir eine neue aktive langfristig interessierte Userin und Kollegin hinzubekommen. Freue mich auf viele aufklärerische Beiträge und Diskussionen für die Zukunft. Willkommen im internationalen Sexworker Forum.
Liebe Grüße,
Marc
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 529#123529
Mehr zum Kompetenzfeld Sexwork habe ich hier geschrieben und gesammelt:
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=3608
Schön dass Du das so aufmerksam herausgestellt hast. Hoffentlich haben wir mit Dir eine neue aktive langfristig interessierte Userin und Kollegin hinzubekommen. Freue mich auf viele aufklärerische Beiträge und Diskussionen für die Zukunft. Willkommen im internationalen Sexworker Forum.
Liebe Grüße,
Marc
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Re: Nachfragemärkte

Das finde ich interessant. Denn ich persönlich sehe es genau anders herum: Ich / wir Sexworker / innen muss / müssen nicht mein / unser Geld mit Sexwork verdienen. Die Abnehmer von Sexwork sind aber auf Sexworker angewiesen.Marc of Frankfurt hat geschrieben:Ich gehe in diesem Zusammenhang bezüglich der derzeitigen ökonomischen Situation von "Nachfragemärkten" aus, sowohl für den gesammten Wirtschaftssektor Sexwork als auch den Teilbereich Sexualassistenz, d.h. die Kundenseite hat die größere Marktmacht.
La Marfa
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Ich freue mich über diese inhaltsreiche und sehr engagierte Debatte zum Thema und möchte auch an dieser Stelle auf die Tagung von move e.V. "Trübe Sehnsüchte" in Berlin hinweisen, an der ich auch mitwirken darf. Mehr Infos dazu gibt es hier:
http://move-fachtagung.de/
Kasharius grüßt
http://move-fachtagung.de/
Kasharius grüßt
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Re: RE: Staat soll Sex-Gutscheine verteilen

@ypsyps hat geschrieben:Ich verstehe deinen Einwand, dass eine extra Ausbildung für sexuelle Kontakte mit Behinderten eine etwas schräge Optik erzeugt. Ich denke auch, dass da klarerweise hinterfragt werden sollte wieso es für SexualassistentInnen so eine Ausbildung gibt aber nicht für andere SexarbeiterInnen, was da für Bilder von Sexualität und von Menschen dahinterstecken und damit transportiert werden.Rolliman hat geschrieben:@Marc
Sehr gut formuliert.
Die Frage ist ja noch, die im übrigen auch Matthias Vernaldi und Rachel Wotton stellen, ob es überhaupt eine zusätzliche Ausbildung braucht. Oder ob es nicht sogar diese Ausbildung ist, die uns Behinderte wieder "unnormal" werden läßt? Wenn eine normale Prostituierte einen Kunden wegen Fettlaibigkeit, Glatze oder sonstwas abblitzen läßt,dann ist sie mit Sicherheit auch nicht Psychologisch geschult. Ich finde, das schulen, coachen, Normieren und in Schubladen stecken, ist eine typisch deutsche Krankheit. Sex ist was natürliches und es braucht dazu keine Psychologische Schulung. @La Marfa Das Behinderte Sex wollen regelt die Natur!!! Es gibt aber viele Behinderte, die nicht äußern können, was sie wollen. Das ist ein Unterschied...
Ich hatte auch die Frage einer Domina im Briefkasten, ob sie einen Rollstuhlfahrer behandeln darf oder ob es da ein moralisches Problem gibt? Da hab ich ihr geschrieben:"Er hat dich kontaktiert und er mag es."
Aber: Sex ist nicht einfach nur natürlich. Das so zu formulieren macht unsichtbar, dass Sexarbeit Arbeit ist, und zwar sowohl die konkreten sexuellen Dienstleistungen als auch alles drumherum, wie zb die nötige Kommunikation. Es werden Ressourcen hineingesteckt um diese Arbeit auszuführen, und um die dafür nötigen Fähigkeiten zu erwerben. Letzteres gilt auch für ArbeiterInnen, die keine offizielle Ausbildung machen! Das zu ignorieren und stattdessen als natürlich oder sonstwie den Menschen inhärent darzustellen entwertet die Arbeit, die wir machen.
Du schneidest ein paar sehr wichtige Punkte an, aber ich habe ehrlich gesagt den Eindruck, dass deine Sichtweise wie du sie transportierst sehr kundenfixiert ist. Wie sich die Situation für DienstleisterInnen darstellt scheint mir in deinen Ausführungen leider nicht so viel Platz zu haben.
Als "Kunde" sehe ich natürlich zuerst die Kundenseite. Genauso wie Du als Sexworkerin zunächst deine Seite vertreten wirst, und ich denke, dass beides Legitim ist.
Sexworker und Behinderte haben ja oft dasselbe Problem: Entscheidungsvertreter sprechen zwar oft über uns aber nicht mit uns. Und gerade da liegt ein Hauptproblem.
Den ersten Satz den ich bei einer jeden Sexworkerin, die ich neu kennenlerne, zu hören bekomme ist:"Du kriegst aber einen Steifen und du kommst auch?"
Weswegen ist das so? Weil halt in den Köpfen unserer Gesellschaft der Rollstuhlfahrer mit dem Bild des Querschnittsgelähmten verknüpft ist.
Und da dort in den meisten Fällen unterhalb der Gürtellinie wirklich nichts mehr läuft, denken halt viele, dass Behinderte gar keinen Verkehr vollziehen können. (Das ist im übrigen seit Viagra auch anders geworden. Ich kenne Querschnittsgelähmte, die futtern Viagra wie Smarties, und sind dann demenntsprechend Dauerbereit)...
Und ich denke, dass die entwickler der Sexualassistenz erstmal das Bild vor augen hatten: Können Behinderte Sex haben?
Und ein Strafrechtliches Problem: Kann der Staat Geschlechtsverkehr über dieses Programm überhaupt dulden?
Viele Behinderte sind von Sexualassistenten schlichtweg enttäuscht. Sie stellen sich wirklich Frauen und Männer vor, die Sex anbieten und daneben eine Ausbildung haben, wie man Behinderte ins Bett hebt und nach dem Sex unter der Dusche wieder frisch macht, ect.
In vielen Behindertenforen sind "Nepp" und "Abzocke" noch die nettesten Ausdrücke. Ich denke, dass es da auch einen Nachholbedarf an Aufklärung gibt was Sexualassistenz wirklich ist...