Einladung Prostitutionstage in Frankfurt von Dona Carmen

Wenn ihr etwas über Events erfahrt, die für eure KollegInnen von Interesse sein könnten - Hier rein damit!
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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

@Marc

wieder mal danke für die Orientierung. Aber etwas verstört bleibe ich weiterhin. Aber nochmals: Allen Respekt für die inhaltliche Arbeit von Donna Carmen!


Kasharius grüßt

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Marc of Frankfurt
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Sexworker-rufmordende Freiheits-Leugner

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"Denial of Consent" / "Einvernehmlichkeits-Leugner"


Das ist der Vorwurf, den sich Prostitutionsgegner von uns werden anhören müssen, die zwar "Consent" / Einvernehmlichkeit als höchsten Wert unter Bürgern der westlichen Welt feiern und auch bei privater Sexualität hervorheben z.B. bei anti-rape Kampagnen, dies aber ausgerechnet für erwachsene Sexworker und Migrantinnen in der Prostitution nicht gelten lassen wollen.

www.lauraAgustin.com/what-does-the-fren ... of-consent

Früher ging dieselbe Debatte um den Begriff "Agency" / "Handlungskapazität" oder Selbstbestimmungsfähigkeit.





Evt. gibt es noch kraftvollere Ausdrücke, denn indem die Autonomie der Entscheidung und die Einvernehmlichkeit der Absprache geleugnet wird, wird automatisch die Person und das aus ihrer Entscheidung entstandene Verhältnis entwertet, diskreditiert, verdinglicht, objektiviert i.w.S.v. zur Sache degradiert, in den Opferstatus verwiesen, zum Opfer gemacht ...

Das als gutmeinend getarnte Helfen ist gleichzeitig ein Akt der Machtübernahme und Normsetzung.

Es ist ein "character assassination" / Rufmord der durch falsche verallgemeinernde Menschenhandel-Rethorik der Abolitionisten an Sexworkern kollektiv begangen wird.


Schwarzer & Co. begehen also nicht nur wie vor dem Frankfurter Landgericht verhandelt Rufmord an einzelnen Personen oder Vereinen über die sie falsches verbreiten, sondern an Tausenden von Sexworkern, die mit gewisser freier Entscheidung den Schritt in die alleinselbständige Sexarbeit oder die Migration gehen und gegangen sind.




___
Gerad erfahre ich dass die radikale US-Feministin Gloria Steinem von der CIA finanziert 1959 das Welt-Jugendvestival in Wien besucht hat. Dass die heutige Prostitutionsfeindlichkeit ähnlich zentral gelenkt wird wie seinerzeit der Antikommunismus ist da nicht mehr so ganz fernliegend.
http://dangerousminds.net/comments/now_ ... _cia_asset
http://www.nytimes.com/2008/01/20/books ... d=all&_r=2&

Prostitutionsdebatte in Indien 2012
viewtopic.php?p=113880#113880

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nicole6
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RE: Einladung Prostitutionstage in Frankfurt von Dona Carmen

Beitrag von nicole6 »

"...Das als gutmeinend getarnte Helfen ist gleichzeitig ein Akt der Machtübernahme und Normsetzung...."
Ich bestreite gerade bei den Gegnern der Sexarbeit,
dass sie "helfen" wollen, und "gutmeinend" sind!
Als Kind hatte ich TBC, und musste deswegen 2 Jahre
in Isolation in Kliniken verbringen. Dabei lernte ich
die wirkliche Motivation des Klinikpersonals, insbesondere
der Ordensschwestern kennen. Der größte Teil von ihnen
sind Menschenhasser, sich selbst mit eingeschlossen.
Der Machtwahn ist die eigentliche Motivation dieser Gruppe.
Sie sehen sich schwach und machtlos, und um Kontrolle über
ihre innere Problematik zu bekommen, versuchen sie,
diese Vorgänge in der Aussenwelt auszuleben.
Der Wahn, anderen Personen Normen setzen zu wollen,
ist somit eine direkte Folge ihrer eigenen Charakterschwäche.
Eine gute Analyse dazu findet man z.B. bei
Arno Plack: die Gesellschaft und das Böse. Paul List Verlag.

Nicole

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Arum
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Re: RE: Einladung Prostitutionstage in Frankfurt von Dona Ca

Beitrag von Arum »

          Bild
nicole6 hat geschrieben:"...Das als gutmeinend getarnte Helfen ist gleichzeitig ein Akt der Machtübernahme und Normsetzung...."
Ich bestreite gerade bei den Gegnern der Sexarbeit,
dass sie "helfen" wollen, und "gutmeinend" sind!
Genau. Es ist der gute alte christliche Hass auf die freie Sexualität, der sogar mit dafür gesorgt hat, dass im Mittelalter der Frosch als das Tier Satans galt... Was das mit der Sache zu tun hat? Ganz einfach; Der Frosch war damals allgegenwärtig, und so konnte man im öffentlichen Raum ganz klar mitbekommen, wie das Froschweibchen es mit jedem trieb. Und das konnte man natürlich nicht gutheissen...
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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nicole6
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RE: Einladung Prostitutionstage in Frankfurt von Dona Carmen

Beitrag von nicole6 »

Nun, viel mehr als ein Frosch, war in alten Zeiten das Treiben
von Hunden, Hühnern, Ziegen, Schafen, Rindern, und Katzen
allgegenwärtig! Ohne diesen Sex gäbe es keine Vermehrung
der Tiere im Bauernhof, das konnte es also nicht sein!

Der Frosch gehört zu den ältesten Kult-Skulturen der Menschheit.
Sein Werdegang ähnelt dem des Menschen.
Als Kaulquappe lebt er zuerst im Wasser, wie ein Baby.
Dabei entwickelt er wie ein Baby seine Arme und Beine.
Und wenn diese Entwicklung fertig ist, kommt er aus
dem Wasser heraus, und muss nun mit Luft zu atmen
beginnen, wie ein Baby.
Deswegen galt er seit Urzeiten als Symbol für Reinkarnation und Geburt.

Die Geburtskontrolle war bis zum späten 15.Jh. in der Hand der
sogenannten "weisen Frauen". Sie wussten auch, wie Frauen
sich vor Schwangerschaft schützen konnten.
Hauptsächlich benutzten sie Extrakte des Granatapfels,
der die höchste Östrogenkonzentration aller Pflanzen besitzt.
Diese Rezepte gab es schon 500 v.u.Z. in Indien,
wie erste buddhistische Schriften aus dieser Zeit bezeugen.

Da aber die Kirche mehr Soldaten als "Kriegsvieh" brauchte,
(zur Erinnerung: die Kirche war der größte Kriegstreiber jener Zeit!)
liesen sie alle weisen Frauen ermorden, mit der Behauptung,
sie wären mit dem Teufel im Bunde.
So gerieten diese natürlichen Verhütungsmethoden in Vergessenheit.

Mit dem Genozid an Frauen durch die Kirche, litt auch der arme Frosch,
der von all dem nichts wissen konnte!

Nicole

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Arum
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Beitrag von Arum »

@ Nicole

ich rate Dir die Lektüre von Zum Frosch, Eine Kulturgeschichte zwischen Tierphilosophie und Ökologie von Bernd Huppauf an. Darin steht alles ganz genau aufgezeichnet.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

Fragender
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Re: Strategiediskussion Sexworker-Bewegung

Beitrag von Fragender »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben: [*] 44.000 Routinekontrollen plus 40 landesweite Großrazzien kontrollieren pro Jahr 50.000 Frauen und somit in 4 Jahren die ganze Prostitutionsbranche.
Kennt hier jemand Quellen, die auch von einer so hohen Kontrolldichte berichten, aber als neutraler gelten können als Dona Carmen? Ich wollte gerade in einem Forum bei Spiegel Online schreiben, dass die Aussage eines CDU/CSU-Politikers, eine Imbissbude werde besser kontrolliert als eine Prostitutionsstätte, völliger Quatsch ist und dabei die Zahlen von Dona Carmen nennen, aber ich fürchte, dass das nicht unbedingt als glaubwürdige Quelle akzeptiert wird und leider äußert sich Dona Carmen nur sehr ungenau über ihre Quellen.

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Re: Strategiediskussion Sexworker-Bewegung

Beitrag von fraences »

          Bild
Fragender hat geschrieben:Kennt hier jemand Quellen, die auch von einer so hohen Kontrolldichte berichten, aber als neutraler gelten können als Dona Carmen?
Seit 2000 führt Dona Carmen einen Razzienspiegel. Ich werden nach dem ich Rücksprache mit Dona Carmen die entsprechende dokumentierte Tabelle mit den Zahlen der Razzien , kontrollierte Objekte , eingesetzte Ermittler, kontrollierte Personen und festgenommene Frauen hier rein setzen.

Liebe Grüße, Fraences
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Beitrag von Fragender »

Den Razzienspiegel meinte ich weniger, dafür gibt Dona Carmen ja Quellen an, sondern mehr die Anzahl der Routinekontrollen.

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fraences
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FOCUS Lust & Elend

Beitrag von fraences »

REPORT Lust & Elend


Deutschland streitet über ein Verbot der Prostitution. Angeblich regieren Menschenhändler über den Sex-Markt. Doch wie leben und arbeiten Huren wirklich? Eine Spurensuche im Rotlicht-Milieu
Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt Juanita Henning. Vor ihr sitzen etwa drei Dutzend Prostituierte, ein paar Zuhälter und Bordellbetreiber - auch weibliche. Die Rotlicht-Szene Deutschlands hat sich in einem hellen Tagungsraum, bei Linsensuppe und Mandarinen, im Frankfurter Bahnhofsviertel zu den „2. Frankfurter Prostitutionstagen“ versammelt.
Juanita Henning, dichtes schwarzes langes Haar, schwarzer Rollkragen, roter Schal, ist die Chefin von „Doña Carmen“, einem Verein, der sich für die Rechte von Sex-Arbeiterinnen einsetzt.
Die Frauen im Saal fühlen sich bedroht - nicht von brutalen Luden oder mies zahlenden Freiern, sondern vom Staat. Sie wollen nicht, dass die Legalisierung der Prostitution wieder rückgängig gemacht wird. Sie befürchten Repressionen und beklagen Doppelmoral.
Die Forderung, die Prostitution wieder schärferen Regeln zu unterwerfen, begründen Politiker, Journalisten und die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer damit, dass die Legalisierung der Prostitution zu ausuferndem Menschenhandel geführt habe. „Bordell Deutschland“, „Vorhölle für viele Prostituierte“ lauten die Schlagzeilen.
„Das ist eine Lüge, und mit dieser Lüge versucht man jetzt, das Prostitutionsgesetz zu demontieren“, klagt Henning. Dabei sei nur ein Bruchteil der Prostituierten Opfer des Menschenhandels

HIER WEITER LESEN

http://www.focus.de/politik/deutschland ... 65275.html
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RE: FOCUS Lust & Elend

Beitrag von fraences »

Das die Prostitution von den Medien immer wieder explizit aus dem gesellschaftlichen Zusammenhang gerissen wird, entspricht dem Sündenbockprinzip. Es gibt in allen Bereichen einer großen Gemeinschaft auch Unrecht, Willkür und Gewalt, das ist ja nichts Neues. Problematisch finde ich es, wenn ein moralin gesäuerter, voyeuristische Schmierenjournalismus die Not und das Elend missbraucht, in dem Effekthascherei allein der subjektiven Selbstdarstellung dient. In dem das Unrecht dramatisiert wird, trachtet der Beschreibende nach der Selbstverleihung eines Heiligenscheines. An dieser Stelle möchte ich den Verfasser des Artikels ganz profan fragen: Haben sie einen Bettler schon mal gefragt, wie es ihm geht? Haben sie einer Migrantin schon mal eine gut bezahlte Arbeitsstelle besorgt? Haben sie einen Kriegsverletzten schon mal die Blutung gestillt? Haben sie schon einmal ein verhungertes Kind in ihren Armen gehalten? Haben sie überall das schon einmal von Herzen geweint?

Wenn sie ein Mensch sein wollen unter Menschen, dann sollten sie nicht so viel Aufhebens machen, sondern einfach nur helfen.

Voraussetzung ist dafür ist, das sie Profit oder Heiligenschein ganz schnell vergessen.

Die Prostitution ist nicht Besonderes und wie in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen der Arbeit und des Zusammenlebens ist für Straftaten immer noch das Strafrecht und die damit verbundene Gesetzgebung zuständig. Die Polizei unterliegt dabei der richterlichen Kontrolle und so sollte das auch bleiben, außer sie wünschen sich einen Polizeistaat.

Derzeit dient das Rotlichtgewerbe als Experimentierfeld für die Ausweitung polizeiliche Sonderrechte. Wenn wir dem nicht entgegentreten ist absehbar, das dieses unterlaufen der demokratischen Kontrollorgane alsbald auf die gesamte Gesellschaft übertragen wird. Die Geschichte beweist, das dieses Fazit als reale Bedrohung unser Freiheit und Grundrechte zu betrachten ist.

Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!

(Black Roses)
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Marc of Frankfurt
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Presse-Resonanz

Beitrag von Marc of Frankfurt »

focus hat geschrieben:Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt Juanita Henning. Vor ihr sitzen etwa 3 Dutzend Prostituierte, ein paar Zuhälter und Bordellbetreiber - auch weibliche. Die Rotlicht-Szene Deutschlands hat sich in einem hellen Tagungsraum, bei Linsensuppe und Mandarinen, im Frankfurter Bahnhofsviertel zu den „2. Frankfurter Prostitutionstagen“ versammelt.

Immerhin hat es die Tagung in ein Massenmedium geschafft und wurde mal als Aufmacher für einen Artikel verwendet.

Meist ist es ja umgekehrt, dass mit einer Leidensgeschichte begonnen wird (sog. "Opfer Porno").



Der Journalist, dessen Namen nicht (schnell) zu finden ist, richtet sich in seiner Schreibe nach dem Massenpublikum, dessen Normenwelt er bedient.

Um das ändern zu können brauchen wir mehr Masse in unseren Presseerklärungen und Aussendungen (Presse-Email-Verteiler). Wenn die Focus-Redaktion z.B. alle paar Wochen ein Fax oder Mail von uns auf den Tisch bekommen, über unsere Sicht und Bewertung der aktuellen Prostitutionspolitik, Studien..., dann wird sich die Berichterstattung über die Fachtagung im nächsten Jahr möglicherweise positiv verändern, weil dann die (jungen) Journalisten verstanden haben wie die Zusammenhänge, Diskriminierungen etc. sind...

Schöner Schreiben über Prostitution
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=132573#132573