ZwangsFreier Kriminalisierung
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RE: ZwangsFreier Kriminalisierung
Danke an Dona Carmen für die Quellenarbeit und die Analyse.
Die in der Diskussion befindliche Ausweitung des Begriffes "Zwangslage" auf ökonomisch schwierige Lagen könnte in der Tat fatal sein. Soweit ich die politische Diskussion beobachte, ist die Befürchtung, dass in Zukunft das Kriterium "ökonomisch schwierige Lage" als objektiver Tatbestand hinreichen soll, um vom Menschenhandel auszugehen, zulässig.
An die mitlesenden JuristInnnen im Forum meine weitergehende Frage zu den Diskussionen um die Reform des Sexualstrafrechtes. Bisher ist der Begriff der Gewalt und Nötigung im Sexualstrafrecht eng gefasst. Sofern eine Person als durch sexuellen Missbrauch geschädigt in einem Gerichtsverfahren anerkannt werden wollte und mithin eine andere Person als tatausübend verurteilt werden konnte, bedurfte es des aktiven Widerstandes der geschädigten gegen die tatausübende Person. Wenigstens musste durch lautes Rufen seitens der Geschädigten nach Hilfe gesucht werden, sofern andere Personen in rufnähe waren.
Die Diskussion um eine Reform des Sexualstrafrechtes sieht jetzt vor, dass die Willensäusserung (Nein) einer von Schädigung durch sexuellen Missbrauch bedrohten / betroffenen Person genügen soll, um zu Verurteilungen zu gelangen.
Weiter gibt es eine juristische Diskussion, dass durch Menchenhandel geschädigte Personen in Strafverfahren nicht mehr zu Zeugenaussagen verpflichtet sein soll, sondern, dass Indizienbeweise (Kontobewegungen, abgehörte Telekommunikation etc) hinreichen sollen, um zu einer Verurteilung zu gelangen (was mit einer Erweiterung von Überwachungsmaßnahmen im Wirtschaftsfeld erotischer und sexueller Dienstleistungen einhergehen dürfte).
Auch diese Reformen dürften die Grenzziehung zulässigen Verhaltens im Zusammenhang mit Sexualität, insbesondere mit Sexarbeit, verändern und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, das es zu Strafverfahren kommt und die Zahl der Verurteilungen steigt.
Gut so, sofern dadurch das sexuelle Selbstbestimmmungsrecht tätsächlich gestärkt würde. Ob das mit dem Strafrecht zu erreichen ist, da bin ich skeptisch. Ein gesellschaftliches Klima, das persönlich vorgebrachten Widerspruch und Verweigerung fördern und dazu ermutigen würde, wäre vielleicht ein besserer Ansatz. Dazu müssten Hirarchien reduziert werden, die im Alltag von Beruf und Schule jedoch sehr präsent und wirksam sind.
Ich befürchte, die Reformen wirken in Richtung einer Misstrauenskultur in sexuellen Interaktionen und wirken in Richtung deren Beschränkung auf legitimierte und tradierte Formen der (seriellen) Monogamie, also antifreiheitlich.
Anders gesagt:
Welche Sexarbeitenden und welche/r KundIn wollen einen mehrseitigen Vertrag aufsetzen bevor sie zur Tat schreiten, um sich vor gegenseitigen Klagen zu schützen.
Was sagen also die mitlesenden Juristinnen zu diskutierten Änderung am Nötigungstatbestand (so nenne ich das jetzt einmal, ohne mir sicher zu sein, dass es (nur) dieser Tatbestand ist, der neu definiert werden soll) und zur Aufhebung des persönlichen Zeugenbeweises (so nenne ich das jetzt einmal, ohne mir sicher zu sein, dass dies der richtige Begriff ist) in Menschenhandelsverfahren.
Die in der Diskussion befindliche Ausweitung des Begriffes "Zwangslage" auf ökonomisch schwierige Lagen könnte in der Tat fatal sein. Soweit ich die politische Diskussion beobachte, ist die Befürchtung, dass in Zukunft das Kriterium "ökonomisch schwierige Lage" als objektiver Tatbestand hinreichen soll, um vom Menschenhandel auszugehen, zulässig.
An die mitlesenden JuristInnnen im Forum meine weitergehende Frage zu den Diskussionen um die Reform des Sexualstrafrechtes. Bisher ist der Begriff der Gewalt und Nötigung im Sexualstrafrecht eng gefasst. Sofern eine Person als durch sexuellen Missbrauch geschädigt in einem Gerichtsverfahren anerkannt werden wollte und mithin eine andere Person als tatausübend verurteilt werden konnte, bedurfte es des aktiven Widerstandes der geschädigten gegen die tatausübende Person. Wenigstens musste durch lautes Rufen seitens der Geschädigten nach Hilfe gesucht werden, sofern andere Personen in rufnähe waren.
Die Diskussion um eine Reform des Sexualstrafrechtes sieht jetzt vor, dass die Willensäusserung (Nein) einer von Schädigung durch sexuellen Missbrauch bedrohten / betroffenen Person genügen soll, um zu Verurteilungen zu gelangen.
Weiter gibt es eine juristische Diskussion, dass durch Menchenhandel geschädigte Personen in Strafverfahren nicht mehr zu Zeugenaussagen verpflichtet sein soll, sondern, dass Indizienbeweise (Kontobewegungen, abgehörte Telekommunikation etc) hinreichen sollen, um zu einer Verurteilung zu gelangen (was mit einer Erweiterung von Überwachungsmaßnahmen im Wirtschaftsfeld erotischer und sexueller Dienstleistungen einhergehen dürfte).
Auch diese Reformen dürften die Grenzziehung zulässigen Verhaltens im Zusammenhang mit Sexualität, insbesondere mit Sexarbeit, verändern und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, das es zu Strafverfahren kommt und die Zahl der Verurteilungen steigt.
Gut so, sofern dadurch das sexuelle Selbstbestimmmungsrecht tätsächlich gestärkt würde. Ob das mit dem Strafrecht zu erreichen ist, da bin ich skeptisch. Ein gesellschaftliches Klima, das persönlich vorgebrachten Widerspruch und Verweigerung fördern und dazu ermutigen würde, wäre vielleicht ein besserer Ansatz. Dazu müssten Hirarchien reduziert werden, die im Alltag von Beruf und Schule jedoch sehr präsent und wirksam sind.
Ich befürchte, die Reformen wirken in Richtung einer Misstrauenskultur in sexuellen Interaktionen und wirken in Richtung deren Beschränkung auf legitimierte und tradierte Formen der (seriellen) Monogamie, also antifreiheitlich.
Anders gesagt:
Welche Sexarbeitenden und welche/r KundIn wollen einen mehrseitigen Vertrag aufsetzen bevor sie zur Tat schreiten, um sich vor gegenseitigen Klagen zu schützen.
Was sagen also die mitlesenden Juristinnen zu diskutierten Änderung am Nötigungstatbestand (so nenne ich das jetzt einmal, ohne mir sicher zu sein, dass es (nur) dieser Tatbestand ist, der neu definiert werden soll) und zur Aufhebung des persönlichen Zeugenbeweises (so nenne ich das jetzt einmal, ohne mir sicher zu sein, dass dies der richtige Begriff ist) in Menschenhandelsverfahren.
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Wenn jetzt noch der §177 Vergewaltigung dahingehend geändert wird, das wer an einer Person sexuelle Handlungen vornimmt, oder an sich oder an dritten Personen vornehmen lässt, ohne das diese Person ihre ausdrückliche Zustimmung gegeben hat - also über sich ergehen lässt (Schockstarre, Angst, Schlaf, Drogen, Alkohol usw. macht sich der Vergewaltigung strafbar.
Bisher gilt als Vergewaltigung wenn eine Person Gegenwehr zeigt, das wird demnächst geändert. Wenn zukünftig die Definition Zwangsprostituierte dahingehend erweitert wird, dass Prostitution aus wirtschaftlichen Umständen, Armut im Heimatland der SexworkerInn generell als Zwang gewertet wird, dann ist es völlig unerheblich, ob diese(r) SexworkerInn dem Kunden gegenüber erklärt, sie lässt sich freiwillig für Sex bezahlen. Ihre Freiwilligkeit ist ja dann per Gesetz ausgeschlossen.
Das bedeutet für den Kunden, er unternimmt eine sexuelle Handlung bzw. lässt eine solche Handlung an sich vornehmen, von einer Person die ihre Zustimmung gar nicht geben kann.
Jetzt kommt der (demnächst geänderte) §177 ins Spiel - eine Vergewaltigung liegt dann vor, wenn die Zustimmung fehlt.
Im Klartext, der Kunde einer Zwangsprostituierten kann wegen Vergewaltigung belangt werden.
Das ist zwar auch jetzt bereits möglich, aber schwierig nachweisbar - in der geplanten Konstellation, falls es so kommt wie von Dona Carmen beschrieben, wird das wesentlich deutlicher. Man kann dem Kunden vorwerfen das er anhand z.B. fehlender Sprachkenntnisse, Herkunft u.A. davon hätte ausgehen müssen, das es sich um eine Zwangsprostituierte handelt. Wird der § 177 dahingehend geändert, dass der Begriff "Fahrlässigkeit" wie von manchen JuristInnen gefordert, mit aufgenommen wird, brauchen sich die Politiker keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie man den Kunden von ZProst. bestrafen möchte.
Was auch immer kommen mag, Sexkunden sind gut darin beraten, SexarbeiterInnen mit Migrationshintergrund künftig zu meiden.
Bisher gilt als Vergewaltigung wenn eine Person Gegenwehr zeigt, das wird demnächst geändert. Wenn zukünftig die Definition Zwangsprostituierte dahingehend erweitert wird, dass Prostitution aus wirtschaftlichen Umständen, Armut im Heimatland der SexworkerInn generell als Zwang gewertet wird, dann ist es völlig unerheblich, ob diese(r) SexworkerInn dem Kunden gegenüber erklärt, sie lässt sich freiwillig für Sex bezahlen. Ihre Freiwilligkeit ist ja dann per Gesetz ausgeschlossen.
Das bedeutet für den Kunden, er unternimmt eine sexuelle Handlung bzw. lässt eine solche Handlung an sich vornehmen, von einer Person die ihre Zustimmung gar nicht geben kann.
Jetzt kommt der (demnächst geänderte) §177 ins Spiel - eine Vergewaltigung liegt dann vor, wenn die Zustimmung fehlt.
Im Klartext, der Kunde einer Zwangsprostituierten kann wegen Vergewaltigung belangt werden.
Das ist zwar auch jetzt bereits möglich, aber schwierig nachweisbar - in der geplanten Konstellation, falls es so kommt wie von Dona Carmen beschrieben, wird das wesentlich deutlicher. Man kann dem Kunden vorwerfen das er anhand z.B. fehlender Sprachkenntnisse, Herkunft u.A. davon hätte ausgehen müssen, das es sich um eine Zwangsprostituierte handelt. Wird der § 177 dahingehend geändert, dass der Begriff "Fahrlässigkeit" wie von manchen JuristInnen gefordert, mit aufgenommen wird, brauchen sich die Politiker keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie man den Kunden von ZProst. bestrafen möchte.
Was auch immer kommen mag, Sexkunden sind gut darin beraten, SexarbeiterInnen mit Migrationshintergrund künftig zu meiden.
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Und genau dies dürfte die eigentliche Absicht hinter solch absurden Regulierungen sein. Es geht wieder einmal, wie fast immer in der Sexarbeitspolitik, um Migrationspolitik.froggy hat geschrieben: Was auch immer kommen mag, Sexkunden sind gut darin beraten, SexarbeiterInnen mit Migrationshintergrund künftig zu meiden.
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Zu der geplanten Gesetzesänderung war in der Ausgabe 41/2014 einen interessanten Beitrag von Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof über die von einigen Politikern ausgelöste "Schutzlücken-Kampagne".froggy hat geschrieben: Bisher gilt als Vergewaltigung wenn eine Person Gegenwehr zeigt, das wird demnächst geändert. Wenn zukünftig die Definition Zwangsprostituierte dahingehend erweitert wird, dass Prostitution aus wirtschaftlichen Umständen, Armut im Heimatland der SexworkerInn generell als Zwang gewertet wird, dann ist es völlig unerheblich, ob diese(r) SexworkerInn dem Kunden gegenüber erklärt, sie lässt sich freiwillig für Sex bezahlen. Ihre Freiwilligkeit ist ja dann per Gesetz ausgeschlossen.
Gruß Jupiter
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Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.
(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)
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Hier ein Artikel über eine Studie zur Freierbestrafung aus Irland.
Leider nur in English:
http://www.theguardian.com/uk-news/2014 ... se-new-law
Leider nur in English:
http://www.theguardian.com/uk-news/2014 ... se-new-law
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Ich habe mal versucht den text einigermassen sinngemäss zu übersetzen:fraences hat geschrieben:Hier ein Artikel über eine Studie zur Freierbestrafung aus Irland.
Leider nur in English:
http://www.theguardian.com/uk-news/2014 ... se-new-law
Sexarbeiterinnen in Nordirland sind mit überwältigender Mehrheit gegen die Einführung eines Gesetzes, das diejenigen, die für Prostituierte zahlen kriminalisieren könnte
Eine vom Justizministerium in Auftrag gegebene Studie hat festgestellt, dass nur 2% der Frauen und Männer, die in der lokalen Sex-Industrie arbeiten für das so genannte "schwedische Modell" sind, das sich eher gegen die die Verbraucher eher als gegen die Arbeiter in der Sex-Branche richtet..
Democratic Unionist Oberhausmitglied und Mitglied im nordirischen Provinz-Parlamen Lord Morrow versucht, ein an das "schwedische Modell"angeglichenes Recht in Nordirland einzuführen - ein Schritt zu dem einige feministische Gruppen und katholische Nonnen versuchen, die Politiker in der Republik Irland zu zwingen,dies nun auf der anderen Seite der Grenze einzuführen.
Im Bericht der Königlichen-Universität Belfast fanden Forscher heraus, dass 61% der lokalen Prostituierten dachte, ei n Freierbestrafungs im "schwedischen" oder "skandinavischen" Stil würde die Sexarbeiterinnen weniger sicher machen.
Und 85% der Personen, im Millieu vor Ort sagten,eine solche Gesetzgebung würde Menschenhandel nicht reduzieren, wiedie Umfrage ergab dieam Freitag veröffentlicht wurde.
Nur 16% der vom Universitätsteam befragten Kunden von Prostituierten, sagte ein solches Gesetz würde sie daran hindern, für Sex in Nordirland zu bezahlen.
Nächste Woche wird die nordirische Provinzparlamentsversammlung über Lord Morrow's 'Menschenhandel und Ausbeutungsgesetz debattieren.
David Ford, Nordirland Justizminister sagte: er glaube nicht dass "die Komplexität der Prostitution adäquat in einem einzigen Satz in einem Gesetzentwurf angegangen werden kann". Ford sagte, die Frage von Menschenhandel und Sklaverei Menschen sollten von der Frage der Prostitution getrennt werden.
"Die Forschung hat festgestellt, dass der Rahmen der Prostitution in Nordirland komplexer und vielfältiger ist als das Bild in der Regel gezeichnet wirdt. Ich habe aber keine Hinweise darauf gesehen, dass die von Herrn Morrow vorgeschlagene Änderung würde die Inzidenz von Menschenhandel reduzieren. Tatsächlich enthält der Bericht Hinweise darauf, dass die Kriminalisierung des Sex-Kaufes, als eine einzige Massnahme eines Gesetzes, können weitere Risiken und Härten für diejenigen Personen die in der Prostitution arbeiten, insbesondere Frauen schaffen ", sagte der Justizminister.
Der Bericht basiert auf Erkenntnissen aus einer Online-Umfrage mit Prostituierten, mit 171 Befragten und einer Online-Befragung von Kunden, mit 446 Befragten. Die Berichtsautoren unternahm auch reale Interviews mit 19 Prostituierten und 10 Kunden in ganz Nordirland.
Früher in diesem Jahr sagte Ford dem Guardian, dass das "schwedische Modell" der Anti-Prostitutionsgesetze in Nordirland wäre auch nicht praktikabel, weil die Regionalregierung in Stormont hat keinerlei Befugnisse, um die Anti-Terror-Telefonabhöraktionen zu verwenden. Ford sagte, er sei "alles andere als überzeugt" über die Wirksamkeit des "Nordichen Gesetzes", weil der Einsatz von mobilen Überwachung jetzt schon selten eingesetzt wird ,selbst in Fällen in denen es sich gegen Republikaner und Loyalisten Terrorgruppen richtet.
Die Polizei müssten alle Anrufe von Kunden an Prostituierte in der Provinz Nordirland abfangen, warnte David Ford.
Ford sagte, nur ein Minister oderr Staatssekretär des Vereinigten Königreichs hat die Macht so eine Aktion zu unterzeichnen.
Jede einzelne Spionageoperation gegen Prostituierten sei dann reine "Börsenspekulanten".
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@Translena Danke fürs Übersetzen.
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RE: ZwangsFreier Kriminalisierung
Auch von mir vielen Dank.
Ich hätte mir sonst nicht die Mühe gemacht den Text zu lesen.
Das wäre ein Verlust gewesen, denn er ist informativ.
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Hast du da mal bitte eine Quelle woher du die Information hast?froggy hat geschrieben:Die Niederlanden wollen künftig Kunden von Zwangsprostituierten mit bis zu 4 Jahren Haft bestrafen!
Das wird sicherlich Signalwirkung auf die deutsche Gesetzgebung zum Thema Kunden/Zwangsprostitution haben.
Bei Google war keinerlei Hinweis auf ein solches Gesetz zu finden.
Lediglich ein Artikel in dem das schwedische Model offen geprüft werden soll.
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RE: ZwangsFreier Kriminalisierung
Sorry, hier z.B.
http://www.thepostonline.nl/2014/10/17/ ... nt-page-1/
Maschinelle Übersetzung:
"PvdA, SP und Christliche Union wollen die Kunden von Prostituierten, die wissen, kann die Frau, die unter Zwang bis zu vier Jahre im Gefängnis zu gehen . De Volkskrant, dass die Parteien an diesem Freitag ein privater Mitglied einreichen. Neben der Haftstrafe soll es möglich machen, zu geben. Hure Die Läufer bis zu 20.000 € Geldstrafe
Eine Mehrheit des Parlaments, die vorgeschlagene es nach unten. Das Gesetz muss sicherstellen, dass die Hure Läufer geworden Prostituierten zwangsweise arbeiten bewusst: "Das Ziel ist nicht in Gefängnisse füllen, aber dass jeder hält seine Augen offen. Eine Frau mit blauen Flecken übersät und bietet seine Dienstleistungen für 10 Euro mit ein paar Schränke an der Tür, das ist nicht richtig ", so Gert-Jan Segers (CU)."
Googelt nach - klanten van gedwongen prostituees - letzte 24 Std.
dann kommen reichlich Infos
http://www.thepostonline.nl/2014/10/17/ ... nt-page-1/
Maschinelle Übersetzung:
"PvdA, SP und Christliche Union wollen die Kunden von Prostituierten, die wissen, kann die Frau, die unter Zwang bis zu vier Jahre im Gefängnis zu gehen . De Volkskrant, dass die Parteien an diesem Freitag ein privater Mitglied einreichen. Neben der Haftstrafe soll es möglich machen, zu geben. Hure Die Läufer bis zu 20.000 € Geldstrafe
Eine Mehrheit des Parlaments, die vorgeschlagene es nach unten. Das Gesetz muss sicherstellen, dass die Hure Läufer geworden Prostituierten zwangsweise arbeiten bewusst: "Das Ziel ist nicht in Gefängnisse füllen, aber dass jeder hält seine Augen offen. Eine Frau mit blauen Flecken übersät und bietet seine Dienstleistungen für 10 Euro mit ein paar Schränke an der Tür, das ist nicht richtig ", so Gert-Jan Segers (CU)."
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dann kommen reichlich Infos
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Hier das vorgeschlagene Gesetz: (masch. Übersetzung)
"Artikel 273g
Er, der sexuelle Handlungen mit einem anderen durchführen, während er weiß oder vernünftigerweise vermuten, dass die andere Person in der Situation der in Artikel 273f Absatz 1 genannten Unter ̊, zur Verfügung stellt, sexuelle Handlungen mit einem Dritten für die Zahlung durchzuführen, mit Freiheitsstrafe bis zu vier Jahren oder eine Geldstrafe der vierten Kategorie bestraft. "
http://achterhetraamopdewallen.blogspot ... tuees.html
"Artikel 273g
Er, der sexuelle Handlungen mit einem anderen durchführen, während er weiß oder vernünftigerweise vermuten, dass die andere Person in der Situation der in Artikel 273f Absatz 1 genannten Unter ̊, zur Verfügung stellt, sexuelle Handlungen mit einem Dritten für die Zahlung durchzuführen, mit Freiheitsstrafe bis zu vier Jahren oder eine Geldstrafe der vierten Kategorie bestraft. "
http://achterhetraamopdewallen.blogspot ... tuees.html
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Sehr interessant hier:
http://achterhetraamopdewallen.blogspot ... tuees.html
Wenn ich das richtig verstehe, wird das neue Gesetz wohl recht schwammig, mit viel Potential auf Abschreckung von Sexkäufern generell.
Kann hier jemand niederländisch?
http://achterhetraamopdewallen.blogspot ... tuees.html
Wenn ich das richtig verstehe, wird das neue Gesetz wohl recht schwammig, mit viel Potential auf Abschreckung von Sexkäufern generell.
Kann hier jemand niederländisch?
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Re: RE: ZwangsFreier Kriminalisierung

froggy hat geschrieben:Sorry, hier z.B.
http://www.thepostonline.nl/2014/10/17/ ... nt-page-1/
Maschinelle Übersetzung:
"PvdA, SP und Christliche Union wollen die Kunden von Prostituierten, die wissen, kann die Frau, die unter Zwang bis zu vier Jahre im Gefängnis zu gehen . De Volkskrant, dass die Parteien an diesem Freitag ein privater Mitglied einreichen. Neben der Haftstrafe soll es möglich machen, zu geben. Hure Die Läufer bis zu 20.000 € Geldstrafe
Eine Mehrheit des Parlaments, die vorgeschlagene es nach unten. Das Gesetz muss sicherstellen, dass die Hure Läufer geworden Prostituierten zwangsweise arbeiten bewusst: "Das Ziel ist nicht in Gefängnisse füllen, aber dass jeder hält seine Augen offen. Eine Frau mit blauen Flecken übersät und bietet seine Dienstleistungen für 10 Euro mit ein paar Schränke an der Tür, das ist nicht richtig ", so Gert-Jan Segers (CU)."
Googelt nach - klanten van gedwongen prostituees - letzte 24 Std.
dann kommen reichlich Infos
"PvdA, SP und Christliche Union wollen die Kunden von Prostituierten, die wissentlich die Dienste von Zwangsprostituieren mit bis zu vier Jahre im Gefängnis bestrafen. Das sieht ein Gesteztentwurf vor den die Parteien an diesem Freitag einreichen. Neben der Haftstrafe soll es Geldstrafen für Freier bis zu 20.000 € geben.
Eine Mehrheit des Parlaments ist disem Vorschlag wohlgesinnen. Das Gesetz muss sicherstellen, dass die Freier sich der Zwangsprostitution bewusster werden: "Das Ziel ist nicht die Gefängnisse zu füllen, sondern dass jeder hält seine Augen offenhält. Eine Frau die mit blauen Flecken übersät und Ihre Dienstleistungen für 10 Euro mit ein paar Aufpassern an der Tür anbietet, kann nicht richtig sein", so Gert-Jan Segers (CU)."

froggy hat geschrieben:Hier das vorgeschlagene Gesetz: (masch. Übersetzung)
"Artikel 273g
Er, der sexuelle Handlungen mit einem anderen durchführen, während er weiß oder vernünftigerweise vermuten, dass die andere Person in der Situation der in Artikel 273f Absatz 1 genannten Unter ̊, zur Verfügung stellt, sexuelle Handlungen mit einem Dritten für die Zahlung durchzuführen, mit Freiheitsstrafe bis zu vier Jahren oder eine Geldstrafe der vierten Kategorie bestraft. "
http://achterhetraamopdewallen.blogspot ... tuees.html
Hier das vorgeschlagene Gesetz: (sinngemässe Übersetzung)
"Artikel 273g
Werr sexuelle Handlungen mit einem anderen durchführt,obwohl er weiß oder vernünftigerweise vermuten müsste, dass die andere Person in der Situation der in Artikel 273f Absatz 1 genannten Umstände Ihre Dienstleistung unter Zwang,oder wer sexuelle Handlungen mit einem Dritten gegen Bezahlung durchzuführen lösst,wird mit Freiheitsstrafe bis zu vier Jahren oder eine Geldstrafe der vierten Kategorie bestraft. "
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RE: ZwangsFreier Kriminalisierung
http://www.bild.de/bildlive/2014/18-nor ... .bild.htmlNordirland will bezahlten Sex verbieten
Belfast – Nordirland will den Kauf sexueller Dienstleistungen verbieten. Nach der Abstimmung des Regionalparlaments lobten christliche Gruppen das Gesetz, Interessenvertreter von Prostituierten kritisierten den Vorstoß.
Bislang waren in Nordirland zwar das Betreiben von Bordellen und Zuhälterei verboten, wie im Rest Großbritanniens ist aber das Bezahlen für Sex legal. Das will die Region nun nach schwedischem Vorbild ändern. Schweden hatte den Kauf von Sexleistungen 1999 verboten und damit das Verhalten der Freier, nicht aber das der Prostituierten kriminalisiert. Nach Angaben schwedischer Behörden hat das Gesetz die Prostitution stark eingedämmt. In Belfast muss das Gesetz noch weitere Hürden nehmen, es gilt aber als sicher, dass es in Kraft tritt.
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- aufstrebend
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RE: ZwangsFreier Kriminalisierung
Keine Symbolgesetzgebung zur Zwangsprostitution.
Zitat:
„SPD- und Unionsseite haben sich am Donnerstag darauf geeinigt, dass keine isolierte Freierstrafbarkeit für Freier, die die Dienste von Zwangsprostituierten in Anspruch nehmen, eingeführt wird. Ebenso wird es keine generelle Freierstrafbarkeit wie in Schweden geben.
Es wurde eine umfassende Neukonzeptionierung der Straftatbestände zum Menschenhandel und Vergewaltigung vereinbart. Im Rahmen dieser Neukonzeptionierung werden wir bestehende Strafbarkeitslücken schließen und auch das Ausnutzen von Prostituierten, die sich in einer Zwangslage befinden, unter Strafe stellen. Eine bloße Symbolgesetzgebung ist mit der SPD nicht zu machen.“
Quelle: http://vorwaerts-radar.de/post/7868
Sieht ganz danach aus, das Kunden von Zwangsprostituierten sich künftig als Vergewaltiger verantworten müssen. Das wird nicht ohne Folgen auch auf legale Sexarbeit bleiben. Wenn tatsächlich Armutsprostitution als Zwang definiert wird, dann besteht praktisch bei jeder Sexarbeiterin mit Migrationshintergrund, für den Kunden die Gefahr als Vergewaltiger vor Gericht zu stehen. Am Donnerstag kommender Woche fangen ja die ersten Verhandlungen über die Reform des § 177 an.
Bin ja mal gespannt was dabei heraus kommt. Auf jeden Fall wird das eine ganz heiße Kiste, da wird sich manch einer der Bordellbetreiber verdutzt die Augen reiben wenn seine Einnahmen wegbrechen - andererseits, könnten heimische Escort-Damen, Studentinnen die nebenbei Sex verkaufen also bei denjenigen Damen wo die Definitionen der Zwangsprostitution nicht oder höchst unwahrscheinlich zutreffen, davon profitieren weil sie ihre Preise hochschrauben können. Hier könnte man, falls es so kommt wie ich vermute - den Hebel für eine Klage ansetzen, Sexarbeiterinnen mit Migrationshintergrund könnten auf Diskriminierung klagen. Dann besteht allerdings die Gefahr, dass der Gesetzgeber zum Rundumschlag ausholt, und die allgemeine Freierbestrafung einführt... ähnlich wie es in Kanada passiert ist.
Aber vielleicht sehe ich das ja alles zu pessimistisch... hoffentlich.
Zitat:
„SPD- und Unionsseite haben sich am Donnerstag darauf geeinigt, dass keine isolierte Freierstrafbarkeit für Freier, die die Dienste von Zwangsprostituierten in Anspruch nehmen, eingeführt wird. Ebenso wird es keine generelle Freierstrafbarkeit wie in Schweden geben.
Es wurde eine umfassende Neukonzeptionierung der Straftatbestände zum Menschenhandel und Vergewaltigung vereinbart. Im Rahmen dieser Neukonzeptionierung werden wir bestehende Strafbarkeitslücken schließen und auch das Ausnutzen von Prostituierten, die sich in einer Zwangslage befinden, unter Strafe stellen. Eine bloße Symbolgesetzgebung ist mit der SPD nicht zu machen.“
Quelle: http://vorwaerts-radar.de/post/7868
Sieht ganz danach aus, das Kunden von Zwangsprostituierten sich künftig als Vergewaltiger verantworten müssen. Das wird nicht ohne Folgen auch auf legale Sexarbeit bleiben. Wenn tatsächlich Armutsprostitution als Zwang definiert wird, dann besteht praktisch bei jeder Sexarbeiterin mit Migrationshintergrund, für den Kunden die Gefahr als Vergewaltiger vor Gericht zu stehen. Am Donnerstag kommender Woche fangen ja die ersten Verhandlungen über die Reform des § 177 an.
Bin ja mal gespannt was dabei heraus kommt. Auf jeden Fall wird das eine ganz heiße Kiste, da wird sich manch einer der Bordellbetreiber verdutzt die Augen reiben wenn seine Einnahmen wegbrechen - andererseits, könnten heimische Escort-Damen, Studentinnen die nebenbei Sex verkaufen also bei denjenigen Damen wo die Definitionen der Zwangsprostitution nicht oder höchst unwahrscheinlich zutreffen, davon profitieren weil sie ihre Preise hochschrauben können. Hier könnte man, falls es so kommt wie ich vermute - den Hebel für eine Klage ansetzen, Sexarbeiterinnen mit Migrationshintergrund könnten auf Diskriminierung klagen. Dann besteht allerdings die Gefahr, dass der Gesetzgeber zum Rundumschlag ausholt, und die allgemeine Freierbestrafung einführt... ähnlich wie es in Kanada passiert ist.
Aber vielleicht sehe ich das ja alles zu pessimistisch... hoffentlich.
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Re: RE: ZwangsFreier Kriminalisierung
Das ist etwas voreilig: In Kanada wurde die faktische Strafbarkeit von SW vom Verfassungsgerichtshof erst per Ende 2014 aufgehoben - als gilt vorerst die alte Rechtslage. Für 2015 und später wurde zwar erster Lesung ein Ersatzgesetzesentwurf zur Freier-Bestrafung gebilligt ... Ende Dezember wird jedoch erst klar sein, wie die Gesetzeslage nach diversen Abänderungen wirklich ist.froggy hat geschrieben: ... dass der Gesetzgeber zum Rundumschlag ausholt, und die allgemeine Freierbestrafung einführt... ähnlich wie es in Kanada passiert ist.
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- Admina
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RE: ZwangsFreier Kriminalisierung
Schwedischer Sozialarbeiter über Freier
„Es ist falsch, Sex zu kaufen“
Männer gehen zu Prostituierten, statt sich um ihre realen Beziehungen zu kümmern, sagt Johan Christiansson. Er unterstützt Freier, die aufhören wollen.Interview: Heide Oestreich
„Wenn man zu Hause keinen Sex bekommt, kauft man sich welchen. Ich finde das ziemlich barbarisch.“ Bild: Imago/Emil Umdorf
taz: Herr Christiansson, welche Männer kommen zu Ihnen?
Johan Christiansson: Es sind Männer, die Sex kaufen und ein Problem damit haben.
Werden sie von der Polizei zu Ihnen geschickt?
Nein, es ist ein freiwilliges Angebot. Wir gehen mit der Polizei los, und bestrafte Sexkäufer haben die Möglichkeit, mit uns zu sprechen und eine Beratung zu bekommen. Oft haben sie ganz konkrete Ängste: Was passiert, wenn meine Familie davon erfährt oder mein Arbeitgeber? Oder die Medien?
Denken die Männer, die kommen, dass sie etwas Falsches gemacht haben?
Ja. Ich habe lange in der Drogenszene gearbeitet, die Mechanismen sind ähnlich: Man braucht es und weiß zugleich, dass es einem schadet.
Ist das eine bestimmte Gruppe?
Ja, das sind nur die, die sich Sorgen machen. Die meisten tun das nicht. Aber unsere Gesellschaft ist übereingekommen, dass niemand den Körper einer anderen Person kaufen sollte. Das ist ganz einfach, und es ist ziemlich modern. Es wird immer Leute geben, die das für falsch halten, genauso wie es Leute gibt, die alle Drogen legalisieren wollen. Schön für sie. Wir machen denen ein Angebot, die mit ihrem Verhalten ein Problem haben.
Und diese vielen Männer, die kein Problem damit haben, zu Prostituierten zu gehen, glauben Sie persönlich, dass die etwas Falsches machen?
Ja, es ist falsch, Sex zu kaufen. Ich unterstütze das hiesige Gesetz. Wenn man zu Hause keinen Sex bekommt, geht man aus und kauft sich welchen: Ich finde das ziemlich barbarisch und altmodisch. Wir sind keine Tiere, die nur ihrem Instinkt folgen, wir sind Menschen, die darüber reflektieren können, was sie tun. Und ja, Zivilisation bedeutet, dass man einige Instinkte zügelt. Das ist ein Gedanke von Thomas Hobbes. Und obwohl der konservativ ist, finde ich diesen Gedanken richtig.
Aber wo ist das Barbarische, wenn zwei Menschen einen Vertrag schließen und Geld gegen Sex tauschen?
Da werden die Linken plötzlich ganz liberal.Aber gerade sie haben ja wohl gelernt, dass hinter dem sogenannten freien Tausch Machtverhältnisse stecken. Es werden ja nicht zufällig vor allem Frauen gehandelt, die Männern zu Diensten sind. Ich war letzten Sommer in Rumänien und sah dort die Roma-Gettos, da gibt es keine Zukunft. Und dann war ich in den Niederlanden und sah dort dieselben Mädchen hinter den Fenstern sitzen. Geld kann eine Menge Gewalt schaffen. Wir in Schweden sind eine sehr reiche Gesellschaft, wir können es uns leisten, die Prostitution abzuschaffen. Das könnte Deutschland auch.
Aber Sie schließen ja auch Frauen aus ärmeren Ländern aus, die in Schweden Geld verdienen könnten, um zu Hause ihre Familien zu ernähren, oder?
Nein, wir kriminalisieren nicht die Frauen, nur die Sexkäufer.
Na ja, aber Sie machen es sehr schwer, hier als Prostituierte zu arbeiten.
Das glaube ich nicht. Die Prostituierten verdienen hier sehr viel Geld, und die Situation ist für sie sehr sicher, denn schließlich werden nur die Freier verfolgt.
Warum kommen die Sexkäufer zu Ihnen?
Sie verstehen nicht, warum sie nicht aufhören können, das macht ihnen Angst. Es macht ihnen auch Angst, wenn sie von der Polizei festgenommen werden.
Freier, mit denen ich sprach, sagten: Ohne Sex wäre ihr Leben leer und sie würden depressiv …
Dasselbe hört man von Kokainabhängigen. Ein Freier sagte mir mal: Durch Prostitution werde er ein besserer Liebhaber. Das dachte er wirklich – weil eine Prostituierte ihm vorspielt, dass er ein toller Liebhaber sei, damit es schneller geht und sie ihr Geld bekommt. Das ist alles Schwachsinn. Wir versuchen herauszufinden, wonach der Mann eigentlich wirklich sucht.
Aber Kokain kann jemanden zerstören. Prostitution ist dagegen doch eine sehr „gesunde“ Droge, oder?
Es ist schon mal nicht klar, ob man nicht gerade die Dienste eines Menschenhandelsopfers in Anspruch nimmt, was eine Vergewaltigung wäre. Und man schadet auch sich selbst: Man geht zu einer Prostituierten, anstatt sich um seine realen Beziehungen zu kümmern.
Wenn jemand sagt: Meine Frau will keinen Sex mehr. Die einzige Art, Sex zu bekommen, ist, zu einer Prostituierten zu gehen. Was antworten Sie?
Dann geh doch! Hierher kannst du kommen, wenn du ein Problem damit hast.
Und wenn man ein Problem hat und keinen Ausweg sieht?
Dann müssen wir darüber reden, was im Leben des konkreten Freiers so enttäuschend ist. Für viele ist es bereits eine große Erleichterung, wenn sie überhaupt über diese Dinge sprechen können.
Und dann?
Dann verabreden wir, was er macht. Wenn man das Rauchen aufgeben will, kann man nicht mit einer Schachtel Zigaretten in der Tasche rumlaufen. Das Programm geht über etwa zehn Wochen. Also: eine Woche lang nicht mehr auf diese pornografische Seite gehen zum Beispiel. Und natürlich auf keinen Fall zu Prostituierten gehen. Dann entwickeln wir ein System: Was kann man stattdessen tun, um sich abzulenken? Gerade bekam ich eine SMS von jemandem, der nun seit 15 Tagen nicht bei Prostituierten war. Ich habe zurückgeschrieben: Gut so! Mach weiter! Wir machen lange Listen über Dinge, die sie machen können, Sport ist oft dabei. Man kann jemanden nicht retten. Aber man kann die Freier motivieren: Du kannst viel größer sein, als du dich siehst.
Ist es für Sie ein Fortschritt, wenn man keinen Sex mehr kauft und dafür jeden Abend zu Hause vor dem Computer masturbiert?
Das kann für den einen ein großer Fortschritt sein und für den anderen ein Problem, weil er dann so viel an Sex denkt. Also: Es kommt darauf an.
Seit wann arbeiten Sie so?
1999, als das Gesetz kam, gab es zuerst ein Hilfetelefon. Da riefen nur sehr wenige Leute an. Dann kam die Beratungsstelle, und seit 2006 gehen wir raus. Wir haben eine kleine Broschüre, die heißt „Do you buy Sex?“ Anfangs wollte niemand mit uns reden. Es war schrecklich. Dann, ab 2009, gingen wir mit der Polizei raus, und dann gab es plötzlich Bedarf.
Wie ist denn Ihre Erfolgsrate?
Wir betrachten es schon als Erfolg, wenn die Menschen hier auftauchen. Sie haben dann schon so viele Schwellen überschritten. Die meisten Männer sind ja nicht sehr kommunikativ, wenn es um ihre Probleme geht. Während die Gespräche laufen, sind sie auch oft sehr erfolgreich. Aber was kommt danach? Das können wir nicht sagen.
Kommen sie wieder, wenn es dann nicht klappt?
Ja, es kommen sehr viele wieder. Dann machen wir noch eine Runde. Alte Gewohnheiten zu ändern ist eine der schwierigsten Sachen der Welt. Ich werde eher nervös, wenn welche nicht wiederkommen.
Und ändert sich etwas in den Beziehungen der Freier, wenn sie hier waren?
Zumindest wollen viele sich selbst gegenüber ehrlich sein, das ist schon mal etwas. Aber oft geben sie natürlich ihrer Frau die Schuld dafür, dass sie zu Prostituierten gehen. Damit kommen sie bei mir nicht weit: Du machst deine Entscheidungen in deinem Leben. Ich bin da sehr existenzialistisch.
Gudrun Schymann von der Feministischen Partei sagt: Beim Sexkauf geht es nie um Begehren. Es geht immer um Macht. Hat sie recht?
Die Männer, die ich treffe, haben das Gefühl, dass sie von etwas gesteuert werden, über das sie keine Kontrolle haben. Sie fühlen sich absolut machtlos. Der Satz trifft also nicht das ganze Bild.
Hat die Prostitution etwas mit dem Patriarchat zu tun?
Es sind Männer, die Sex kaufen. Es ist eine Art Privileg, dass man Sex kaufen kann, wann immer man möchte. Und seinen Körper zu verkaufen, das ist etwas sehr Proletarisches. Also eine Differenz zwischen der männlichen und der weiblichen Klasse. Ist das patriarchal? Wissen Sie, wenn ich mit den Männern arbeite, kann ich das unmöglich nur politisch sehen. Ich muss mich in ihre persönliche Lage einfühlen. Wenn ich sage, ihr profitiert vom Patriarchat, kommen sie nicht wieder.
im Interview:
Johan Christiansson
ist Sozialarbeiter und leitet die Beratungsstelle KAST, auf Deutsch „Käufer sexueller Dienstleistungen“. Diese wurde mit dem Sexkaufverbot etabliert, um Klienten zu helfen, die nicht mehr zu Prostituierten gehen wollen.
Sexkauf verbieten? Deutschland: Seit Längerem diskutiert die Bundesregierung eine Novelle des weitgehend wirkungslosen Prostitutionsgesetzes. Zudem gibt es immer wieder Aufrufe, den Kauf von Sex unter Strafe zu stellen, etwa den Aufruf von Alice Schwarzer, den Unionspolitikerinnen wie die saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und Prominente wie der Historiker Hans-Ulrich Wehler, Moderator Ranga Yogeshwar oder Starköchin Sarah Wiener unterzeichnet haben. Schweden: Seit 1999 ist nicht Prostitution verboten, sondern der Kauf von Sex. Freier werden für die „grobe Verletzung der Integrität einer Frau“ bestraft. Die Zahl der Verurteilten pendelt zwischen 500 und rund 1.000 pro Jahr, viele Verfahren werden aus Mangel an Beweisen eingestellt. Erfolg: Ob das Modell funktioniert, ist stark umstritten. Es gibt nur noch halb so viele Straßenstriche, und nur 0,4 Prozent Männer kaufen Sex - vorher: 1 Prozent. Doch werden Prostituierte mit ihren Kunden in den Untergrund gedrängt, und 0,4 Prozent der schwedischen Männer fahren zum Sexkauf ins Ausland.
http://m.taz.de/Schwedischer-Sozialarbe ... !159823;m/
„Es ist falsch, Sex zu kaufen“
Männer gehen zu Prostituierten, statt sich um ihre realen Beziehungen zu kümmern, sagt Johan Christiansson. Er unterstützt Freier, die aufhören wollen.Interview: Heide Oestreich
„Wenn man zu Hause keinen Sex bekommt, kauft man sich welchen. Ich finde das ziemlich barbarisch.“ Bild: Imago/Emil Umdorf
taz: Herr Christiansson, welche Männer kommen zu Ihnen?
Johan Christiansson: Es sind Männer, die Sex kaufen und ein Problem damit haben.
Werden sie von der Polizei zu Ihnen geschickt?
Nein, es ist ein freiwilliges Angebot. Wir gehen mit der Polizei los, und bestrafte Sexkäufer haben die Möglichkeit, mit uns zu sprechen und eine Beratung zu bekommen. Oft haben sie ganz konkrete Ängste: Was passiert, wenn meine Familie davon erfährt oder mein Arbeitgeber? Oder die Medien?
Denken die Männer, die kommen, dass sie etwas Falsches gemacht haben?
Ja. Ich habe lange in der Drogenszene gearbeitet, die Mechanismen sind ähnlich: Man braucht es und weiß zugleich, dass es einem schadet.
Ist das eine bestimmte Gruppe?
Ja, das sind nur die, die sich Sorgen machen. Die meisten tun das nicht. Aber unsere Gesellschaft ist übereingekommen, dass niemand den Körper einer anderen Person kaufen sollte. Das ist ganz einfach, und es ist ziemlich modern. Es wird immer Leute geben, die das für falsch halten, genauso wie es Leute gibt, die alle Drogen legalisieren wollen. Schön für sie. Wir machen denen ein Angebot, die mit ihrem Verhalten ein Problem haben.
Und diese vielen Männer, die kein Problem damit haben, zu Prostituierten zu gehen, glauben Sie persönlich, dass die etwas Falsches machen?
Ja, es ist falsch, Sex zu kaufen. Ich unterstütze das hiesige Gesetz. Wenn man zu Hause keinen Sex bekommt, geht man aus und kauft sich welchen: Ich finde das ziemlich barbarisch und altmodisch. Wir sind keine Tiere, die nur ihrem Instinkt folgen, wir sind Menschen, die darüber reflektieren können, was sie tun. Und ja, Zivilisation bedeutet, dass man einige Instinkte zügelt. Das ist ein Gedanke von Thomas Hobbes. Und obwohl der konservativ ist, finde ich diesen Gedanken richtig.
Aber wo ist das Barbarische, wenn zwei Menschen einen Vertrag schließen und Geld gegen Sex tauschen?
Da werden die Linken plötzlich ganz liberal.Aber gerade sie haben ja wohl gelernt, dass hinter dem sogenannten freien Tausch Machtverhältnisse stecken. Es werden ja nicht zufällig vor allem Frauen gehandelt, die Männern zu Diensten sind. Ich war letzten Sommer in Rumänien und sah dort die Roma-Gettos, da gibt es keine Zukunft. Und dann war ich in den Niederlanden und sah dort dieselben Mädchen hinter den Fenstern sitzen. Geld kann eine Menge Gewalt schaffen. Wir in Schweden sind eine sehr reiche Gesellschaft, wir können es uns leisten, die Prostitution abzuschaffen. Das könnte Deutschland auch.
Aber Sie schließen ja auch Frauen aus ärmeren Ländern aus, die in Schweden Geld verdienen könnten, um zu Hause ihre Familien zu ernähren, oder?
Nein, wir kriminalisieren nicht die Frauen, nur die Sexkäufer.
Na ja, aber Sie machen es sehr schwer, hier als Prostituierte zu arbeiten.
Das glaube ich nicht. Die Prostituierten verdienen hier sehr viel Geld, und die Situation ist für sie sehr sicher, denn schließlich werden nur die Freier verfolgt.
Warum kommen die Sexkäufer zu Ihnen?
Sie verstehen nicht, warum sie nicht aufhören können, das macht ihnen Angst. Es macht ihnen auch Angst, wenn sie von der Polizei festgenommen werden.
Freier, mit denen ich sprach, sagten: Ohne Sex wäre ihr Leben leer und sie würden depressiv …
Dasselbe hört man von Kokainabhängigen. Ein Freier sagte mir mal: Durch Prostitution werde er ein besserer Liebhaber. Das dachte er wirklich – weil eine Prostituierte ihm vorspielt, dass er ein toller Liebhaber sei, damit es schneller geht und sie ihr Geld bekommt. Das ist alles Schwachsinn. Wir versuchen herauszufinden, wonach der Mann eigentlich wirklich sucht.
Aber Kokain kann jemanden zerstören. Prostitution ist dagegen doch eine sehr „gesunde“ Droge, oder?
Es ist schon mal nicht klar, ob man nicht gerade die Dienste eines Menschenhandelsopfers in Anspruch nimmt, was eine Vergewaltigung wäre. Und man schadet auch sich selbst: Man geht zu einer Prostituierten, anstatt sich um seine realen Beziehungen zu kümmern.
Wenn jemand sagt: Meine Frau will keinen Sex mehr. Die einzige Art, Sex zu bekommen, ist, zu einer Prostituierten zu gehen. Was antworten Sie?
Dann geh doch! Hierher kannst du kommen, wenn du ein Problem damit hast.
Und wenn man ein Problem hat und keinen Ausweg sieht?
Dann müssen wir darüber reden, was im Leben des konkreten Freiers so enttäuschend ist. Für viele ist es bereits eine große Erleichterung, wenn sie überhaupt über diese Dinge sprechen können.
Und dann?
Dann verabreden wir, was er macht. Wenn man das Rauchen aufgeben will, kann man nicht mit einer Schachtel Zigaretten in der Tasche rumlaufen. Das Programm geht über etwa zehn Wochen. Also: eine Woche lang nicht mehr auf diese pornografische Seite gehen zum Beispiel. Und natürlich auf keinen Fall zu Prostituierten gehen. Dann entwickeln wir ein System: Was kann man stattdessen tun, um sich abzulenken? Gerade bekam ich eine SMS von jemandem, der nun seit 15 Tagen nicht bei Prostituierten war. Ich habe zurückgeschrieben: Gut so! Mach weiter! Wir machen lange Listen über Dinge, die sie machen können, Sport ist oft dabei. Man kann jemanden nicht retten. Aber man kann die Freier motivieren: Du kannst viel größer sein, als du dich siehst.
Ist es für Sie ein Fortschritt, wenn man keinen Sex mehr kauft und dafür jeden Abend zu Hause vor dem Computer masturbiert?
Das kann für den einen ein großer Fortschritt sein und für den anderen ein Problem, weil er dann so viel an Sex denkt. Also: Es kommt darauf an.
Seit wann arbeiten Sie so?
1999, als das Gesetz kam, gab es zuerst ein Hilfetelefon. Da riefen nur sehr wenige Leute an. Dann kam die Beratungsstelle, und seit 2006 gehen wir raus. Wir haben eine kleine Broschüre, die heißt „Do you buy Sex?“ Anfangs wollte niemand mit uns reden. Es war schrecklich. Dann, ab 2009, gingen wir mit der Polizei raus, und dann gab es plötzlich Bedarf.
Wie ist denn Ihre Erfolgsrate?
Wir betrachten es schon als Erfolg, wenn die Menschen hier auftauchen. Sie haben dann schon so viele Schwellen überschritten. Die meisten Männer sind ja nicht sehr kommunikativ, wenn es um ihre Probleme geht. Während die Gespräche laufen, sind sie auch oft sehr erfolgreich. Aber was kommt danach? Das können wir nicht sagen.
Kommen sie wieder, wenn es dann nicht klappt?
Ja, es kommen sehr viele wieder. Dann machen wir noch eine Runde. Alte Gewohnheiten zu ändern ist eine der schwierigsten Sachen der Welt. Ich werde eher nervös, wenn welche nicht wiederkommen.
Und ändert sich etwas in den Beziehungen der Freier, wenn sie hier waren?
Zumindest wollen viele sich selbst gegenüber ehrlich sein, das ist schon mal etwas. Aber oft geben sie natürlich ihrer Frau die Schuld dafür, dass sie zu Prostituierten gehen. Damit kommen sie bei mir nicht weit: Du machst deine Entscheidungen in deinem Leben. Ich bin da sehr existenzialistisch.
Gudrun Schymann von der Feministischen Partei sagt: Beim Sexkauf geht es nie um Begehren. Es geht immer um Macht. Hat sie recht?
Die Männer, die ich treffe, haben das Gefühl, dass sie von etwas gesteuert werden, über das sie keine Kontrolle haben. Sie fühlen sich absolut machtlos. Der Satz trifft also nicht das ganze Bild.
Hat die Prostitution etwas mit dem Patriarchat zu tun?
Es sind Männer, die Sex kaufen. Es ist eine Art Privileg, dass man Sex kaufen kann, wann immer man möchte. Und seinen Körper zu verkaufen, das ist etwas sehr Proletarisches. Also eine Differenz zwischen der männlichen und der weiblichen Klasse. Ist das patriarchal? Wissen Sie, wenn ich mit den Männern arbeite, kann ich das unmöglich nur politisch sehen. Ich muss mich in ihre persönliche Lage einfühlen. Wenn ich sage, ihr profitiert vom Patriarchat, kommen sie nicht wieder.
im Interview:
Johan Christiansson
ist Sozialarbeiter und leitet die Beratungsstelle KAST, auf Deutsch „Käufer sexueller Dienstleistungen“. Diese wurde mit dem Sexkaufverbot etabliert, um Klienten zu helfen, die nicht mehr zu Prostituierten gehen wollen.
Sexkauf verbieten? Deutschland: Seit Längerem diskutiert die Bundesregierung eine Novelle des weitgehend wirkungslosen Prostitutionsgesetzes. Zudem gibt es immer wieder Aufrufe, den Kauf von Sex unter Strafe zu stellen, etwa den Aufruf von Alice Schwarzer, den Unionspolitikerinnen wie die saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und Prominente wie der Historiker Hans-Ulrich Wehler, Moderator Ranga Yogeshwar oder Starköchin Sarah Wiener unterzeichnet haben. Schweden: Seit 1999 ist nicht Prostitution verboten, sondern der Kauf von Sex. Freier werden für die „grobe Verletzung der Integrität einer Frau“ bestraft. Die Zahl der Verurteilten pendelt zwischen 500 und rund 1.000 pro Jahr, viele Verfahren werden aus Mangel an Beweisen eingestellt. Erfolg: Ob das Modell funktioniert, ist stark umstritten. Es gibt nur noch halb so viele Straßenstriche, und nur 0,4 Prozent Männer kaufen Sex - vorher: 1 Prozent. Doch werden Prostituierte mit ihren Kunden in den Untergrund gedrängt, und 0,4 Prozent der schwedischen Männer fahren zum Sexkauf ins Ausland.
http://m.taz.de/Schwedischer-Sozialarbe ... !159823;m/
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Fakten und Infos über Prostitution
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- Gelehrte(r)
- Beiträge: 376
- Registriert: 22.11.2012, 22:27
- Ich bin: Außenstehende(r)
RE: ZwangsFreier Kriminalisierung
Eine ziemlich gute Fragetechnik des Interviewers, finde ich! (Solange man konstatiert, dass ein Interview dazu dient, die Position des Gefragten deutlich werden zu lassen und dann auch so gehört wird.)
Christiansson hat in seiner Argumentation eine ganz ähnliche Tonlage wie Sabine Constabel, wenn sie über ihr "Klientel" spricht. Beide haben als SozialarbeiterIn mit Gruppen zu tun, die ein Problem damit haben, was sie tun. Beide neigen zur Generalisierung und erklären das Ganze aus ihrer professionellen Betroffenheit heraus. Und hier schließt sich überdies der Kreis von Anbieterinnen und Kunden von Sexarbeit. Bei beiden Gruppen ist die helfende Sozialarbeit mit einer Pathologisierung der Individuen verbunden. Beide Gruppen brauchen - so ihre Sicht - den Schutz vor sich selbst.
Die pragmatische politische Forderung ist dieselbe. Pathologisiert werden Anbieterinnen wie Nachfrager. Kriminalisiert werden angeblich "nur" die Sexkäufer. Die Begründung kann variieren. Ob Paysex nun patriarchale Machtausübung oder hilflose Sucht ist, ist austauschbar und letztlich unerheblich.
Für uns (noch) ziemlich schwer verständlich ist die schwedische Selbstverständlichkeit, in der die aufsuchende Sozialarbeit mit Polizeipräsenz verbunden ist. Abgesehen von dem bekannten soziologischen Verständnis einer gesellschaftlichen "Übereinkunft", nach dem für die Abweichler nur die Rolle von erbarmungswürdigen, Instinkt geleiteten Unwissenden bleibt.
Christiansson wird nervös, "wenn welche nicht wiederkommen." Der Grundkonflikt der Helfer. Klasse herausgearbeitet!
(Meine Lesart - mir ist schon klar, dass andere LeserInnen sich in ihren Kommentaren dafür bedanken, dass "endlich mal die andere Seite zu Wort kommt" und die Männer lernen können, "Empathie mit den verdinglichten Frauen zu lernen".)
Christiansson hat in seiner Argumentation eine ganz ähnliche Tonlage wie Sabine Constabel, wenn sie über ihr "Klientel" spricht. Beide haben als SozialarbeiterIn mit Gruppen zu tun, die ein Problem damit haben, was sie tun. Beide neigen zur Generalisierung und erklären das Ganze aus ihrer professionellen Betroffenheit heraus. Und hier schließt sich überdies der Kreis von Anbieterinnen und Kunden von Sexarbeit. Bei beiden Gruppen ist die helfende Sozialarbeit mit einer Pathologisierung der Individuen verbunden. Beide Gruppen brauchen - so ihre Sicht - den Schutz vor sich selbst.
Die pragmatische politische Forderung ist dieselbe. Pathologisiert werden Anbieterinnen wie Nachfrager. Kriminalisiert werden angeblich "nur" die Sexkäufer. Die Begründung kann variieren. Ob Paysex nun patriarchale Machtausübung oder hilflose Sucht ist, ist austauschbar und letztlich unerheblich.
Für uns (noch) ziemlich schwer verständlich ist die schwedische Selbstverständlichkeit, in der die aufsuchende Sozialarbeit mit Polizeipräsenz verbunden ist. Abgesehen von dem bekannten soziologischen Verständnis einer gesellschaftlichen "Übereinkunft", nach dem für die Abweichler nur die Rolle von erbarmungswürdigen, Instinkt geleiteten Unwissenden bleibt.
Christiansson wird nervös, "wenn welche nicht wiederkommen." Der Grundkonflikt der Helfer. Klasse herausgearbeitet!
(Meine Lesart - mir ist schon klar, dass andere LeserInnen sich in ihren Kommentaren dafür bedanken, dass "endlich mal die andere Seite zu Wort kommt" und die Männer lernen können, "Empathie mit den verdinglichten Frauen zu lernen".)