Länderberichte DDR:
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Länderberichte DDR:
Hallo Cora,
mich würde mal interessieren, wie Sexarbeit zu DDR – Zeiten stattfand.
Gab es da private Sexarbeit? Oder war alles in volkseigenen Betrieben organisiert.
Oder war die ganze Idee ideologisch so verkehrt, dass Prostitution nur zur Sicherheit des Staates angewandt werden durfte?
Wenn du was darüber weist, könntest du ja mal in einem neuen Thema darüber berichten.
LG JayR
mich würde mal interessieren, wie Sexarbeit zu DDR – Zeiten stattfand.
Gab es da private Sexarbeit? Oder war alles in volkseigenen Betrieben organisiert.
Oder war die ganze Idee ideologisch so verkehrt, dass Prostitution nur zur Sicherheit des Staates angewandt werden durfte?
Wenn du was darüber weist, könntest du ja mal in einem neuen Thema darüber berichten.
LG JayR
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Viel kann ich dazu nicht sagen, auch nur das, was hinter hervorgehaltener Hand gesprochen wurde. Fakt war, dass zweimal im Jahr, zu Leipziger Messe, genügend Mädchen nach Leipzig gereist sind. Inwieweit die irgendwie registriert waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Aus sicherer Quelle weiss ich, dass es Prostituierte gab, die für die Staatssicherheit als IM gearbeitet haben und gezielt auf westliche Geschäftsleute und Politiker angesetzt wurden. Da nicht sein kann, was nicht sein darf, gab es in der DDR keine Prostitution. Ich weiss aber auch, dass das Einwohnermeldeamt damals eine Abteilung der Volkspolizei war und dort die, durch den Abschnittsbevollmächtigten der VP ermittelten Mädchen, mit häufig wechselndem Partner, als HWG-Personen registriert wurden. Egal ob sie das proffesionell machten oder nur aus Spass an der Freude.
LG Cora
LG Cora
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Als Normalbürger kam man eher selten mit Prostitution in Berührung. Wer natürlich über harte Währung verfügte oder Beziehungen zu nicht alltäglichen Konsumartikeln hatte, der hatte schon mal kürzere aber sehr enge Bekanntschaften.
Gerade die Arbeiter der sozialistischen Bruderhilfe ( Arbeiter aus Angola, Mocambique, Kuba und Vietnam ) bekamen einen Teil ihres Lohnes in DM ausgezahlt. Bei Feierlichkeiten fand sich da auch schnell das eine oder andere deutsche Mädel. Für viele war es bestimmt auch ein Versuch dem Alltagstrott mit einem Exoten zu entfliehen, wenn nicht sogar die DDR zu verlassen wenn sich daraus etwas Ernstes entwickeln sollte. Bei einigen hat es auch geklappt.
Ich hatte auch öfters mit Vietnamesen zu tun. In der Clique hatten sich viele Klamotten bei ihnen bestellt. Das war denen ihr zweites Standbein. Und eine maßgeschneiderte Leder- oder Jeanshose für 50 - 70 Ostmark machte damals schon was her. Die Vietnamesen waren meist in ganzen Wohnblöcken untergebracht. Im Wohnzimmer gab es kaum Möbel, nur einen Fernseher. Sie waren sehr freundlich und man machte auch gute Geschäfte. Auch hier traf man öfters deutsche Frauen. Dieselben Frauen 4 Wochen später in anderen Wohnungen.
Als ich meine 18 Monate bei der NVA war, gab es in der Nachbarschaft auch Damen die zu Armeeangehörigen ca. 8-Wochen-Freundschaften pflegten. Dabei ging es weniger um Geld, sondern meist um Waren die es im Armeeladen eher zu kaufen gab. So z.B. die berühmten Südfrüchte oder seltene Schokoladensorten und andere Raritäten. Auch Handwerker waren gern gesehen. Ein LKW-Fahrer versorgte seine Liebste auch schon mal mit Benzin.
Sicher war das nicht die breite Masse, für manche aber sicher die Gelegenheit seinen Lebensstandart zu erhöhen und sich von der Masse abzusetzen.
Gerade die Arbeiter der sozialistischen Bruderhilfe ( Arbeiter aus Angola, Mocambique, Kuba und Vietnam ) bekamen einen Teil ihres Lohnes in DM ausgezahlt. Bei Feierlichkeiten fand sich da auch schnell das eine oder andere deutsche Mädel. Für viele war es bestimmt auch ein Versuch dem Alltagstrott mit einem Exoten zu entfliehen, wenn nicht sogar die DDR zu verlassen wenn sich daraus etwas Ernstes entwickeln sollte. Bei einigen hat es auch geklappt.
Ich hatte auch öfters mit Vietnamesen zu tun. In der Clique hatten sich viele Klamotten bei ihnen bestellt. Das war denen ihr zweites Standbein. Und eine maßgeschneiderte Leder- oder Jeanshose für 50 - 70 Ostmark machte damals schon was her. Die Vietnamesen waren meist in ganzen Wohnblöcken untergebracht. Im Wohnzimmer gab es kaum Möbel, nur einen Fernseher. Sie waren sehr freundlich und man machte auch gute Geschäfte. Auch hier traf man öfters deutsche Frauen. Dieselben Frauen 4 Wochen später in anderen Wohnungen.
Als ich meine 18 Monate bei der NVA war, gab es in der Nachbarschaft auch Damen die zu Armeeangehörigen ca. 8-Wochen-Freundschaften pflegten. Dabei ging es weniger um Geld, sondern meist um Waren die es im Armeeladen eher zu kaufen gab. So z.B. die berühmten Südfrüchte oder seltene Schokoladensorten und andere Raritäten. Auch Handwerker waren gern gesehen. Ein LKW-Fahrer versorgte seine Liebste auch schon mal mit Benzin.
Sicher war das nicht die breite Masse, für manche aber sicher die Gelegenheit seinen Lebensstandart zu erhöhen und sich von der Masse abzusetzen.
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <
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Das kann ich aber so nicht bestätigen. Ich selber war Heimleiter eines Mocambiquaner Wohnheimes und ich muss sagen, die Mocambiquaner wurden eher schlecht bezahlt und das nur in Ostmark. Die Bezahlung erfolgte von Seiten der DDR-Betriebe zwar korrekt, nur mussten sie 60% ihres Nettoeinkommens transferieren. Dieses Geld haben sie auch nach ihrer Rückkehr in die Heimat, nie wieder gesehen. Ich weiss, dass die Mocambiquaner absolut nichts hatten, was für ein Mädel reizvoll gewesen wäre, sie kamen nur mit den Sachen, die sie auf dem Leib trugen, keiner hatte Gepäck. Trotzdem haben sich die Mädels scharenweise im Wohnheim aufgehalten. Es war wohl der Reiz auf fremde Haut.Jason hat geschrieben:Gerade die Arbeiter der sozialistischen Bruderhilfe ( Arbeiter aus Angola, Mocambique, Kuba und Vietnam ) bekamen einen Teil ihres Lohnes in DM ausgezahlt.
PS. Unsere Wohnungen, im Wohnheim, waren hochwertig ausgestattet und es fehlte an nichts.
@ Marc danke für den Buchtip.
Lieben Gruß, Cora
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ich habe in einen Betrieb gearbeitet (Medizintechnik) der sehr gute Kontakte und Geschäftsbeziehungen zur DDR hatte und war natürlich auch auf der Messe in Leipzig.cora5556 hat geschrieben: Fakt war, dass zweimal im Jahr, zu Leipziger Messe, genügend Mädchen nach Leipzig gereist sind.
LG Cora
Die Mädchen bei der Leipziger Messe waren natürlich nur "Standhilfen" (nicht falsch verstehen...es geht hier um den Messestand) sie servierten Kaffee oder teilten Flugblätter aus.
Da ja einige angereist waren hatten sie ja nicht die richtige Unterkunft und waren sehr froh wenn sie zum "Übernachten" in ein Hotelzimmer mit genommen wurden.
......man konnte sie doch nicht auf der Strasse stehen lassen....
LG Kaktus
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@cora
Sicher gab es regionale Unterschiede sowie auch von Betrieb zu Betrieb. Die Vietnamesen, die ich kannte, waren dann doch schon etwas wohlhabender. Sie waren allgemein auch "geschäftiger". Da hatte man z.B. schon mal mehrere Mopeds oder Motorräder laufen. Ich nehme mal an das sie versuchten das Ganze irgendwie in ihre Heimat zu transferieren. Ich selbst habe einige Motorräder günstig erstanden wenn sie sie nicht mitnehmen konnten. Auch die Stoffe die sie hatten gab es sonst nirgendwo. Für damalige Verhältnisse war es schon was Ausgefallenes.
In meinem obigen Beitrag wollte ich auf keinen Fall ihre Wohnungen schlechtmachen. Es waren auch hier nagelneue, moderne Wohnungen. Ich meinte eher das sie nicht viel mehr als einen Fernseher brauchten. Es gab eine Küche mit Eßtisch, ein Zimmer mit Nähmaschine und den dazugehörigen Sachen sowie ein, für unsere Begriffe ungewohnt leeres Wohnzimmer. An Sauberkeit und Freundlichkeit gab es da überhaupt nichts zu beanstanden.
Zu Leipzig kann ich gar nix sagen. Zur Messe waren wir mal von der Schule aus in der achten Klasse. Die Berichte kenne ich auch nur aus den Medien. Ich könnte mir aber gut vostellen das es so war.
Sicher gab es regionale Unterschiede sowie auch von Betrieb zu Betrieb. Die Vietnamesen, die ich kannte, waren dann doch schon etwas wohlhabender. Sie waren allgemein auch "geschäftiger". Da hatte man z.B. schon mal mehrere Mopeds oder Motorräder laufen. Ich nehme mal an das sie versuchten das Ganze irgendwie in ihre Heimat zu transferieren. Ich selbst habe einige Motorräder günstig erstanden wenn sie sie nicht mitnehmen konnten. Auch die Stoffe die sie hatten gab es sonst nirgendwo. Für damalige Verhältnisse war es schon was Ausgefallenes.
In meinem obigen Beitrag wollte ich auf keinen Fall ihre Wohnungen schlechtmachen. Es waren auch hier nagelneue, moderne Wohnungen. Ich meinte eher das sie nicht viel mehr als einen Fernseher brauchten. Es gab eine Küche mit Eßtisch, ein Zimmer mit Nähmaschine und den dazugehörigen Sachen sowie ein, für unsere Begriffe ungewohnt leeres Wohnzimmer. An Sauberkeit und Freundlichkeit gab es da überhaupt nichts zu beanstanden.
Zu Leipzig kann ich gar nix sagen. Zur Messe waren wir mal von der Schule aus in der achten Klasse. Die Berichte kenne ich auch nur aus den Medien. Ich könnte mir aber gut vostellen das es so war.
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <
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@ Jason
Ich wollte Dich auch nicht der Lüge bezichtigen. Wenn das so rüber kam, dann bitte ich um Entschuldigung. Sicher gab es Unterschiede. Nur habe ich eben heute noch bissel Wut im Bauch, wenn ich bedenke, wieviele Gelder für die Einrichtung der Wohnungen freigesetzt wurden und die Bewohner eben dann alles irgendwie zu Geld gemacht haben und ich denke, das war bei den Vietnamesen auch so. Sicher waren diese Appartements auch einmal komplett eingerichtet. Aber ich denke, wir werden hier off topic und unsere Ostalgie ist eher nicht von Interesse :-)
Lieben Gruß, Cora
P.S. Jason heisst mein Hund, ein American Stafford. Ich hoffe, Du bist auch so niedlich wie der :-)
Ich wollte Dich auch nicht der Lüge bezichtigen. Wenn das so rüber kam, dann bitte ich um Entschuldigung. Sicher gab es Unterschiede. Nur habe ich eben heute noch bissel Wut im Bauch, wenn ich bedenke, wieviele Gelder für die Einrichtung der Wohnungen freigesetzt wurden und die Bewohner eben dann alles irgendwie zu Geld gemacht haben und ich denke, das war bei den Vietnamesen auch so. Sicher waren diese Appartements auch einmal komplett eingerichtet. Aber ich denke, wir werden hier off topic und unsere Ostalgie ist eher nicht von Interesse :-)
Lieben Gruß, Cora
P.S. Jason heisst mein Hund, ein American Stafford. Ich hoffe, Du bist auch so niedlich wie der :-)
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Keine Angst Cora,
so schnell bin ich nicht eingeschnappt. Ich bin mir auch sicher, dass du es nicht so gemeint hast. Es haben halt viele die unterschiedlichsten Erfahrungen mit Ausländern gemacht. Das ist aber heutzutage bestimmt auch der Fall.
Ich denke das der ganze Thread bis jetzt unter "Länderberichte" gut aufgehoben ist. Wer es nicht lesen will, für den gibt es in diesem Forum bestimmt interessantere Themen. Zur Not bleibt immer noch ein Klick auf das X in der oberen rechten Ecke.
Mit Hunden kenne ich mich nicht sehr gut aus, beißen tue ich auch nicht. Doch wenn du deinen Jason streichelst kann ich ihn bestimmt beneiden.
so schnell bin ich nicht eingeschnappt. Ich bin mir auch sicher, dass du es nicht so gemeint hast. Es haben halt viele die unterschiedlichsten Erfahrungen mit Ausländern gemacht. Das ist aber heutzutage bestimmt auch der Fall.
Ich denke das der ganze Thread bis jetzt unter "Länderberichte" gut aufgehoben ist. Wer es nicht lesen will, für den gibt es in diesem Forum bestimmt interessantere Themen. Zur Not bleibt immer noch ein Klick auf das X in der oberen rechten Ecke.
Mit Hunden kenne ich mich nicht sehr gut aus, beißen tue ich auch nicht. Doch wenn du deinen Jason streichelst kann ich ihn bestimmt beneiden.
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <
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- PlatinStern
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Prost. in der DDR
Habe den threat erst jetzt entdeckt.
Da ich hier in Leipzig arbeite, habe ich natürlich auch das Gespräch darauf gebracht: Obwohl ich erst ein Jahr in L lebe, habe ich bereits zwei Frauen kennengelernt, die es sich auf der Leipziger Messe entsprechend verwöhnen haben lassen. Es war aber mehr Geschenke als bares.
anbei noch eine Rezension des von Marc oben erwähnten Buches über Prostitution in der DDR
Prostitution in der DDR
Für den Fortschritt
Die Arbeit begann im November 1995 mit einem Aufruf im Berliner Wochenblatt. Uta Falck suchte nach Zeitzeugen, die über die Prostitution in der DDR Auskunft geben konnten. "Noch bevor die Zeitung in den Ostberliner Haushalten verteilt war, stapelten sich die Meldungen", schreibt die Soziologin im Vorwort zu ihrem Bericht, der den schillernden und leicht irreführenden Titel "VEB Bordell" trägt. So griffig das klingt, laut dem viel seriöser erscheinenden Untertitel soll es sich um eine "Geschichte der Prostitution in der DDR" handeln, was nun aber auch nicht stimmt
Die Neigung Uta Falcks zu Klatschgeschichten ist mit der aufgesetzten Genauigkeit schwer in Einklang zu bringen sind. Die oft hölzerne Sprache, der Nominalstil und der wissenschaftlicher Duktus wirken eher peinlich, wenn die Autorin von Deutschlands anderen Dirnen schwärmt. "Jenseits sensationslüsterner Medienberichte" ist dies laut Verlagswerbung die "Gesamtdarstellung zum Thema Prostitution", wobei Uta Falck ständig die Unvollständigkeit ihrer Ausführungen beteuert. Die Sittenwächter der DDR stellten die Prostitution in den fünfziger Jahren unter Strafe. Im Staat mit dem Fortschrittsanspruch landeten die Frauen im Knast oder im Erziehungsheim - mit dem Argument, Geschlechtskrankheiten würden die Volksgesundheit bedrohen. Weil es keine Rechtsgrundlage für die Verfolgung gab, wurde im neuen Strafgesetzbuch von 1968 die Prostitution offiziell verboten
In den siebziger Jahren änderte sich zwar nicht die Gesetzeslage, doch die öffentliche Meinung und damit auch das Verhalten der Staatsorgane. Man ließ die Huren und ihre Freier gewähren. Der ab 1974 auch DDR-Bürgern offenstehende Intershop war das Ziel der meisten Huren, und der Sex bot den Weg zur westlichen Warenwelt. Auch die Stasi sicherte das Geschäft mit dem Körper, setzte sie doch Prostituierte zur Agententätigkeit ein oder zwang Agenten zur Prostitution. So mußten sich nicht nur weibliche, sondern auch männliche und transsexuelle Mitarbeiter zum Beischlaf fürs sozialistische Vaterland bereit erklären. Ganz geheuer muß das den Kämpfern an der unsichtbaren Front aber nicht gewesen sein. Die in "VEB Bordell" ausführlich dokumentierten Berichte der DDR-Geheimdienstler zeigen ziemlich regressive Vorstellungen von Sexualität: "Der IM ist auf sexuellem Gebiet abnorm veranlagt. Neben der Prostitution unterhielt und unterhält der IM auch lesbische Verhältnisse zu anderen Frauen." Ute Falck jedoch findet auch viel Positives. Der Zonenpuff war das Paradies auf Erden! Eine Zeitzeugin berichtet: "Diese Stimmung im 'Storch' - einmalig. Sollte ein Schiff bald auslaufen, kamen alle runter von Bord. Die Philis stellten sich vorn an die Tanzfläche und begannen zu singen. Das konnten sie wirklich doll. Ringsum alle Weiber betrunken, die Kellner klatschten mit, überall lagen Flaschen. Es war wunderschön. Zum Schluß bedankten sich die Philis für alles. Diese Zeit möchte ich nicht missen." So unkommentiert wie Ute Falck möchte auch ich dieses Zitat stehenlassen
Und stünde die Arbeit nicht unter der Weihe der Wissenschaft, ich würde die Geschichten, die erzählt werden, sogar glauben
Carsten Otte Uta Falck: VEB Bordell. Geschichte der Prostitution in der DDR. Christoph Links Verlag, Berlin 1998, 240 S., DM 38
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Da ich hier in Leipzig arbeite, habe ich natürlich auch das Gespräch darauf gebracht: Obwohl ich erst ein Jahr in L lebe, habe ich bereits zwei Frauen kennengelernt, die es sich auf der Leipziger Messe entsprechend verwöhnen haben lassen. Es war aber mehr Geschenke als bares.
anbei noch eine Rezension des von Marc oben erwähnten Buches über Prostitution in der DDR
Prostitution in der DDR
Für den Fortschritt
Die Arbeit begann im November 1995 mit einem Aufruf im Berliner Wochenblatt. Uta Falck suchte nach Zeitzeugen, die über die Prostitution in der DDR Auskunft geben konnten. "Noch bevor die Zeitung in den Ostberliner Haushalten verteilt war, stapelten sich die Meldungen", schreibt die Soziologin im Vorwort zu ihrem Bericht, der den schillernden und leicht irreführenden Titel "VEB Bordell" trägt. So griffig das klingt, laut dem viel seriöser erscheinenden Untertitel soll es sich um eine "Geschichte der Prostitution in der DDR" handeln, was nun aber auch nicht stimmt
Die Neigung Uta Falcks zu Klatschgeschichten ist mit der aufgesetzten Genauigkeit schwer in Einklang zu bringen sind. Die oft hölzerne Sprache, der Nominalstil und der wissenschaftlicher Duktus wirken eher peinlich, wenn die Autorin von Deutschlands anderen Dirnen schwärmt. "Jenseits sensationslüsterner Medienberichte" ist dies laut Verlagswerbung die "Gesamtdarstellung zum Thema Prostitution", wobei Uta Falck ständig die Unvollständigkeit ihrer Ausführungen beteuert. Die Sittenwächter der DDR stellten die Prostitution in den fünfziger Jahren unter Strafe. Im Staat mit dem Fortschrittsanspruch landeten die Frauen im Knast oder im Erziehungsheim - mit dem Argument, Geschlechtskrankheiten würden die Volksgesundheit bedrohen. Weil es keine Rechtsgrundlage für die Verfolgung gab, wurde im neuen Strafgesetzbuch von 1968 die Prostitution offiziell verboten
In den siebziger Jahren änderte sich zwar nicht die Gesetzeslage, doch die öffentliche Meinung und damit auch das Verhalten der Staatsorgane. Man ließ die Huren und ihre Freier gewähren. Der ab 1974 auch DDR-Bürgern offenstehende Intershop war das Ziel der meisten Huren, und der Sex bot den Weg zur westlichen Warenwelt. Auch die Stasi sicherte das Geschäft mit dem Körper, setzte sie doch Prostituierte zur Agententätigkeit ein oder zwang Agenten zur Prostitution. So mußten sich nicht nur weibliche, sondern auch männliche und transsexuelle Mitarbeiter zum Beischlaf fürs sozialistische Vaterland bereit erklären. Ganz geheuer muß das den Kämpfern an der unsichtbaren Front aber nicht gewesen sein. Die in "VEB Bordell" ausführlich dokumentierten Berichte der DDR-Geheimdienstler zeigen ziemlich regressive Vorstellungen von Sexualität: "Der IM ist auf sexuellem Gebiet abnorm veranlagt. Neben der Prostitution unterhielt und unterhält der IM auch lesbische Verhältnisse zu anderen Frauen." Ute Falck jedoch findet auch viel Positives. Der Zonenpuff war das Paradies auf Erden! Eine Zeitzeugin berichtet: "Diese Stimmung im 'Storch' - einmalig. Sollte ein Schiff bald auslaufen, kamen alle runter von Bord. Die Philis stellten sich vorn an die Tanzfläche und begannen zu singen. Das konnten sie wirklich doll. Ringsum alle Weiber betrunken, die Kellner klatschten mit, überall lagen Flaschen. Es war wunderschön. Zum Schluß bedankten sich die Philis für alles. Diese Zeit möchte ich nicht missen." So unkommentiert wie Ute Falck möchte auch ich dieses Zitat stehenlassen
Und stünde die Arbeit nicht unter der Weihe der Wissenschaft, ich würde die Geschichten, die erzählt werden, sogar glauben
Carsten Otte Uta Falck: VEB Bordell. Geschichte der Prostitution in der DDR. Christoph Links Verlag, Berlin 1998, 240 S., DM 38
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Augen gab uns Gott ein Paar / um zu schauen rein und klar / um zu GLAUBEN was wir lesen / wär ein Aug' genug gewesen (aus HH. zur Teleologie)
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Also mal diskret antworte ... meine Partnerin war bzw. ist eine Frau mit Vergangenheit ... sagen wir es mal so ... sie war während ihres Studiums sehr promisk.
Da sie in einer Hafenstadt studierte und nebenbei kellnerte, wurde sie eines Tages angesprochen, ob sie nicht mal im örtlichen Seemannsklub vorbeischauen könnte oder würde ... der Typ lockte sie natürlich mit den Einkaufsmöglichkeiten im örtlichen Intershop ... also verband sie das Angenehme mit dem Nützlichen ... nach einigen Wochen kam die Frühjahrsmesse in Leipzig und das ließ der Chef vom Seemannsclub die katze aus dem Sack ... entweder sie fährt mit als Hostess oder sie bekommt den HWG-Stempel in der Personalausweis. Damals mußte man/frau bei jedem Anlass, besonders angenehm bei Hotelübernachtungen, seinen PA vorlegen. Also tat sie es.
Will damit nur sagen, auch in den Hafenstädten mit internationalem Seeverkehr gab es durchaus staatlich geförderte Prostitution. Viele wußten Bescheid und die Frauen, die dort verkehrten, waren schnell bekannt als Huren. Der regelmäßig Gang zum Gesundheitsamt lief damals allerdings anders. Es gab mehr oder weniger empfohlene Gynäkologen, die Bescheid wußten, aber diskret waren. Der Informationsaustausch war so gut, dass sie eines tages nicht mehr in den Club durfte, obwohl sie nur einer Freundin was geben wollte. Es hieß, werd erstmal gesund. Sie hatte sich nen tripper eingefangen. ... so what
Da sie in einer Hafenstadt studierte und nebenbei kellnerte, wurde sie eines Tages angesprochen, ob sie nicht mal im örtlichen Seemannsklub vorbeischauen könnte oder würde ... der Typ lockte sie natürlich mit den Einkaufsmöglichkeiten im örtlichen Intershop ... also verband sie das Angenehme mit dem Nützlichen ... nach einigen Wochen kam die Frühjahrsmesse in Leipzig und das ließ der Chef vom Seemannsclub die katze aus dem Sack ... entweder sie fährt mit als Hostess oder sie bekommt den HWG-Stempel in der Personalausweis. Damals mußte man/frau bei jedem Anlass, besonders angenehm bei Hotelübernachtungen, seinen PA vorlegen. Also tat sie es.
Will damit nur sagen, auch in den Hafenstädten mit internationalem Seeverkehr gab es durchaus staatlich geförderte Prostitution. Viele wußten Bescheid und die Frauen, die dort verkehrten, waren schnell bekannt als Huren. Der regelmäßig Gang zum Gesundheitsamt lief damals allerdings anders. Es gab mehr oder weniger empfohlene Gynäkologen, die Bescheid wußten, aber diskret waren. Der Informationsaustausch war so gut, dass sie eines tages nicht mehr in den Club durfte, obwohl sie nur einer Freundin was geben wollte. Es hieß, werd erstmal gesund. Sie hatte sich nen tripper eingefangen. ... so what
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- SW Analyst
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Danke für den historischen Einblick.
Ist doch interessant, wie in diesem Teil der kommunistischen Welt, wo es nach der Theorie eigendlich keine Prostitution geben sollte, mit den selben Zwangsmethoden MitarbeiterInnen gewonnen werden:
1.) Man läßt unbedarfte abenteuerlustige Frauen es ausprobieren
2.) Um dann ein Druckmittel in der Hand zu haben um sie zwangszuverpflichten.
Und das Druckmittel basiert auf dem allgemeinen Prostitutionsstigma, der Putophobie.
Willkommen im Forum.
Hier kannst Du Dich (für members-only) vorstellen:
viewforum.php?f=29
.
Ist doch interessant, wie in diesem Teil der kommunistischen Welt, wo es nach der Theorie eigendlich keine Prostitution geben sollte, mit den selben Zwangsmethoden MitarbeiterInnen gewonnen werden:
1.) Man läßt unbedarfte abenteuerlustige Frauen es ausprobieren
2.) Um dann ein Druckmittel in der Hand zu haben um sie zwangszuverpflichten.
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naja ... ganz unbedarft war sie wohl nicht ... kannte ihre Reize und wußte sie einzusetzen ... nun ja, was die stigmatisierung betrifft, so bekam sie dennoch nach einem Jahr den Stempel ... genauer nach der Infektion ... sie hat sich dann quasi damit abgefunden und arbeitete dann regelmäßig im Club oder auf der messe ... bekam sogar bezahlten Urlaub dafür ... wir haben uns auch so kennengelernt ... selbst nach unserer Hochzeit und Kind Nr. 1 machten sie es ihr sehr schwer mit dem Ausstieg ... bis zur Wende hatte Sie den stempel und selbst danach beim neuen Personalausweis war nicht alles vorbei ... die neuen herrschaften bestanden auf Gesundheitskontrollen .. 1992 war es dann vorbei ... die sogenannten staatlichen Freudenmanager in den Club bedienten sich natürlich auch regelmäßig ... kam unerwartet ein Schiff, stand ein taxi abends vor der tür ... alles perfekt
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- PlatinStern
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war nur zur Info gedacht, da ich keine eigentliche Information dazu im thread fand ... ich glaube, die ehemaligen DDR-Sexworker reden ungern über die Erfahrungen, da sie doppelt stigmatisiert wurden und werden ... nicht nur als Huren an sich sondern als Huren des Arbeiterstaates ... in dieser Eigenschaft waren sie halt ebenfalls systemnah, da sie erpressbar oder lenkbar waren ... viele denken deshalb im Osten, dass sie für die stasi gearbeitet haben, was zwar nicht selten, aber auch nicht die Regel war ... meine Partnerin hat widerstanden, aber hattes es dadurch noch schwerer ... die tatsache als Hure gearbeitet zu haben stört sie deshalb weniger ... die Umstände um so mehr
so Ende der Nachricht ... es geht ja hier weniger um das wecken erotischer Phantasien smile
so Ende der Nachricht ... es geht ja hier weniger um das wecken erotischer Phantasien smile
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wenn es interessiert ... im weltweit anerkannten und zugleich von ehemaligen Stasileuten kritisierten Film "Das Leben der anderen" kommt eine Szene vor, wo der Titelheld von der "Prostituierten" Ute, gespielt von Gabi Fleming, besucht wird. Natürlich schreien gleich einige Insider auf, dies hätte es im spießigen MfS nicht gegeben. Doch ... es gab es ... wie auch die Sexarbeit ... besonders in den letzten Jahren der DDR.
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- SW Analyst
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Ein Unterhaltungskünstler, Außenseiter, Rebell
off topic
of interest
Der ausgewiesene Liedermacher Wolf Biermann erzählt seine Geschichte.
Jetzt, wo er nachträglich als Philosoph die Berufsanerkennung bekommt und obendrein geehrt wird vom wiedervereinigten Staat.
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of interest
Der ausgewiesene Liedermacher Wolf Biermann erzählt seine Geschichte.
Jetzt, wo er nachträglich als Philosoph die Berufsanerkennung bekommt und obendrein geehrt wird vom wiedervereinigten Staat.
- Liebeserklärung an die Schönheit als ästhetischer Kategorie: Schönheit als atheistischer Gottesbeweis für Fortschritt, für Wahrheit und Humanität im Geschichtsprozess.
Intellektuelle, die direkt oder indirekt sich verkaufen oder sich vermieten an die Herrschenden.
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Zitat:
"Intellektuelle, die direkt oder indirekt sich verkaufen oder sich vermieten an die Herrschenden"
ja marc, ich sehe zwar nicht direkt den Zusammenhang zur Sexarbeit in der DDR beim lieben Wolf, aber in einem kann ich Deine Intention vielleicht bestätigen ... der Anteil der Intellektuellen , sagen wir mal mit Fach- und Hochschulabschluss, an der mehr oder weniger freiwilligen Sexarbeiterinnen war zumindest überdurchschnittlich ... als Intellektuelle konnte frau im Gegensatz zur hochgelobten Arbeiterklasse halt nur sehr wenig verdienen ... Absolventen erhielten in der Regel 30 - 40 % weniger Anfangsgehalt als Arbeiterinnen in der Produktion ... vielleicht erklärt dieser Umstand son etwas ... und natürlich die Nähe zur macht ... naja Geld macht sexy ... Macht macht sexy ... Privilegien wie z.b. Westgeld auch .... also nichts Neues im Osten
"Intellektuelle, die direkt oder indirekt sich verkaufen oder sich vermieten an die Herrschenden"
ja marc, ich sehe zwar nicht direkt den Zusammenhang zur Sexarbeit in der DDR beim lieben Wolf, aber in einem kann ich Deine Intention vielleicht bestätigen ... der Anteil der Intellektuellen , sagen wir mal mit Fach- und Hochschulabschluss, an der mehr oder weniger freiwilligen Sexarbeiterinnen war zumindest überdurchschnittlich ... als Intellektuelle konnte frau im Gegensatz zur hochgelobten Arbeiterklasse halt nur sehr wenig verdienen ... Absolventen erhielten in der Regel 30 - 40 % weniger Anfangsgehalt als Arbeiterinnen in der Produktion ... vielleicht erklärt dieser Umstand son etwas ... und natürlich die Nähe zur macht ... naja Geld macht sexy ... Macht macht sexy ... Privilegien wie z.b. Westgeld auch .... also nichts Neues im Osten