Wie soll die Berufsbezeichnung lauten
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- PlatinStern
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Wie soll die Berufsbezeichnung lauten
in dem buch "lebenssituation prostitution" stellen sich die autorinnen die frage, ob das phänomen der prostitution einheitlich gesehen werden kann.
sie unterscheiden zwischen beschaffungsprostitution, zwangsprostitution, migrantenprostitution, professioneller prostitution.
prostitution kann man in meinen augen nicht einheitlich bewerten. ich selbst bezeichne mich deswegen inzwischen als sexarbeiterin. ich will meinen kunden vermitteln, dass ich freiwillig, selbstständig, safer, eben professionell arbeite.
liebe grüße von annainga
sie unterscheiden zwischen beschaffungsprostitution, zwangsprostitution, migrantenprostitution, professioneller prostitution.
prostitution kann man in meinen augen nicht einheitlich bewerten. ich selbst bezeichne mich deswegen inzwischen als sexarbeiterin. ich will meinen kunden vermitteln, dass ich freiwillig, selbstständig, safer, eben professionell arbeite.
liebe grüße von annainga
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Das ist für mich der Grund, weshalb ich mittlerweile "Lustweib" vorziehe....
Ich fing an mit "anschaffen" - es galt einen Säugling und einen arbeitsunwilligen Eheman zu versorgen - ich selbst stand noch gaaaanz weit hinten an....
Irgendwann wurde ich zur "Prostituierten"; lebte einen Mix aus "solide" und "verdorben" (emotional gesehen) - und nun, da ich mich frei geschaufelt hab von finanziellen Zwängen und seelischer Not, bin ich an einem Punkt, an dem ich frei entscheide.
An dem ganz alleine ICH bestimme, was ich mit wem zu tun bereit bin - und das hat sehr viel mit Lust zu tun. Lust am Leben; an mir selbst; an den Männern; an neuen Erfahrungen; mein Selbst zu entdecken; ...
Ein großes Experimentierfeld, das es zu erkunden gilt.
Ich habe Freude und Lust an dem, was ich tue.
Jenny
Ich fing an mit "anschaffen" - es galt einen Säugling und einen arbeitsunwilligen Eheman zu versorgen - ich selbst stand noch gaaaanz weit hinten an....
Irgendwann wurde ich zur "Prostituierten"; lebte einen Mix aus "solide" und "verdorben" (emotional gesehen) - und nun, da ich mich frei geschaufelt hab von finanziellen Zwängen und seelischer Not, bin ich an einem Punkt, an dem ich frei entscheide.
An dem ganz alleine ICH bestimme, was ich mit wem zu tun bereit bin - und das hat sehr viel mit Lust zu tun. Lust am Leben; an mir selbst; an den Männern; an neuen Erfahrungen; mein Selbst zu entdecken; ...
Ein großes Experimentierfeld, das es zu erkunden gilt.
Ich habe Freude und Lust an dem, was ich tue.
Jenny
Polygamie ist nicht unmoralisch.
Aber das Vertrauen und die Gesundheit liebender Partner zu mißbrauchen, schon....
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Ich habe den Thread über das Buch "Lebenssituation Prostitution" stellenweise verfolgt.
Und auch ich bin der überzeugten Meinung, dass man das Thema "Prostitution" aus vielen Blickrichtungen betrachten muss.
Annainga hat es oben schon aufgeführt, daher werde ich es hier nicht noch einmal wiederholen.
Als Anfängerin hab ich manchmal, in Gesprächen mit Kunden, eine kleine sprachliche Stolperstufe, wenn dieses Thema aufkommt.
Ich weigere mich, mich als Prostituierte oder gar Nutte zu bezeichnen, diese Begrifflichkeiten haben für mich etwas sehr abwertendes.
Ich mache diesen Job freiwillig und vor allem gerne und mit viel Spaß, nicht aus finanzieller oder sonstiger Not heraus - das erachte ich als einen sehr wichtigen Aspekt.
Daher sehe ich mich derzeit wohl am ehesten als "Hure" - für mich die Assoziation mit einem verruchten Frauenbild, einer Frau, die ihre Lust auslebt, mit ihren Reizen spielt, ein wenig exhibitionistisch veranlagt ist.
Als "Sexarbeiterin" mag ich mich allerdings auch nicht bezeichnen, denn es ist und bleibt derzeit erst einmal etwas, was als "Job" nebenher läuft...
leonie
Und auch ich bin der überzeugten Meinung, dass man das Thema "Prostitution" aus vielen Blickrichtungen betrachten muss.
Annainga hat es oben schon aufgeführt, daher werde ich es hier nicht noch einmal wiederholen.
Als Anfängerin hab ich manchmal, in Gesprächen mit Kunden, eine kleine sprachliche Stolperstufe, wenn dieses Thema aufkommt.
Ich weigere mich, mich als Prostituierte oder gar Nutte zu bezeichnen, diese Begrifflichkeiten haben für mich etwas sehr abwertendes.
Ich mache diesen Job freiwillig und vor allem gerne und mit viel Spaß, nicht aus finanzieller oder sonstiger Not heraus - das erachte ich als einen sehr wichtigen Aspekt.
Daher sehe ich mich derzeit wohl am ehesten als "Hure" - für mich die Assoziation mit einem verruchten Frauenbild, einer Frau, die ihre Lust auslebt, mit ihren Reizen spielt, ein wenig exhibitionistisch veranlagt ist.
Als "Sexarbeiterin" mag ich mich allerdings auch nicht bezeichnen, denn es ist und bleibt derzeit erst einmal etwas, was als "Job" nebenher läuft...
leonie
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Fachbegriff - SexarbeiterIn?
Liebe Leute!
Während der Fachtagung in Würzburg ist ein interessantes Thema aufgetaucht, welches mir sehr am Herzen liegt und ich gerne mit einer entsprechenden Umfrage unterstützen möchte....
Wie würdet Ihr die Berufsbezeichnung für den Beruf, für den wir uns hier einsetzen, wählen?
Da in Würzburg bereits eine kleine Abstimmung durchgeführt wurde, begrenze ich die Auswahl auf die "Sieger" der dortigen Auswahl.
Ich ersuche Euch bei der Abstimmung Eure Meinung abzugeben
Liebe Grüße
Christian
Während der Fachtagung in Würzburg ist ein interessantes Thema aufgetaucht, welches mir sehr am Herzen liegt und ich gerne mit einer entsprechenden Umfrage unterstützen möchte....
Wie würdet Ihr die Berufsbezeichnung für den Beruf, für den wir uns hier einsetzen, wählen?
Da in Würzburg bereits eine kleine Abstimmung durchgeführt wurde, begrenze ich die Auswahl auf die "Sieger" der dortigen Auswahl.
Ich ersuche Euch bei der Abstimmung Eure Meinung abzugeben
Liebe Grüße
Christian
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Hallo Chris...ich hab für Sexdienstleisterin gestimmt ,da ich es den passenderen Begriff finde...Wir bieten eine Dienstleistung an.
Also sollte es auch so benannt werden....meiner Meinung nach.
Außerdem finde ich Sexarbeiterin hat was von Fabrik,Fließband...ich weiß nicht kann ich mich nicht wirklich mit anfreunden.
Also sollte es auch so benannt werden....meiner Meinung nach.
Außerdem finde ich Sexarbeiterin hat was von Fabrik,Fließband...ich weiß nicht kann ich mich nicht wirklich mit anfreunden.
Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.
Liebe Grüße Nele
Liebe Grüße Nele
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- PlatinStern
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ich habe mich an sexarbeiterin gewöhnt. prostituierte habe ich abgelegt, weil ich mich als seriöse anbieterin sexueller dienstleistungen von einigen vorurteilen (zwang, drogen, ... ) absetzen will.
der begriff "Sexdienstleisterin" ist schöner, da stimme ich @RedAmber zu, aber s.o. ich hab mich schon an sexarbeiterin gewöhnt, also stimme ich auch mit diesem begriff.
liebe grüße von annainga
der begriff "Sexdienstleisterin" ist schöner, da stimme ich @RedAmber zu, aber s.o. ich hab mich schon an sexarbeiterin gewöhnt, also stimme ich auch mit diesem begriff.
liebe grüße von annainga
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- PlatinStern
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Hallo zusammen,
schwierig, schwierig,
Ich habe auch für SexarbeiterIn gestimmt, weil das kürzer ist als Sexdienstleisterin, aber Nele hat natürlich auch Argumente für sich.
Prostituierte ist für mich Bürokratendeutsch.
Hure ist ein Begriff der mir persönlich gut gefällt
1. er ist kurz
2. ich hab das von mir immer mit einem gewissen Stolz gesagt, bevor ich auf den Begriff SexarbeiterIn in eurem Forum stieß.
3. er hat so was verruchtes, künstlerisches.
hmmm, wenn ich darüber nachdenke, kann ich mein Votum nochmal zurücknehmen?
Christian? Cristiaaaan!
liebe Grüße
Hanna
schwierig, schwierig,
Ich habe auch für SexarbeiterIn gestimmt, weil das kürzer ist als Sexdienstleisterin, aber Nele hat natürlich auch Argumente für sich.
Prostituierte ist für mich Bürokratendeutsch.
Hure ist ein Begriff der mir persönlich gut gefällt
1. er ist kurz
2. ich hab das von mir immer mit einem gewissen Stolz gesagt, bevor ich auf den Begriff SexarbeiterIn in eurem Forum stieß.
3. er hat so was verruchtes, künstlerisches.
hmmm, wenn ich darüber nachdenke, kann ich mein Votum nochmal zurücknehmen?
Christian? Cristiaaaan!
liebe Grüße
Hanna
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@Hanna
Da muss ich leider passen - aber ich werde, wenn ich das Ergebnis der Abstimmung weiterleite (es geht hier um eine etwas größere Geschichte) darauf hinweisen, dass eine Stimme irrtümlich falsch gesetzt wurde.
Beachte aber, dass das Wort "Hure" in vielen Ländern als Schimpfwort gilt!
Die Abstimmung soll im Prinzip das Wort finden, welches die Gruppe der SexarbeiterInnen (Prostituierte oder wie auch immer) nach außen (!) beschreiben soll - also nicht wie Du Dich bezeichnest, sondern wie Du genannt werden möchtest.
Christian
Christian
Da muss ich leider passen - aber ich werde, wenn ich das Ergebnis der Abstimmung weiterleite (es geht hier um eine etwas größere Geschichte) darauf hinweisen, dass eine Stimme irrtümlich falsch gesetzt wurde.
Beachte aber, dass das Wort "Hure" in vielen Ländern als Schimpfwort gilt!
Die Abstimmung soll im Prinzip das Wort finden, welches die Gruppe der SexarbeiterInnen (Prostituierte oder wie auch immer) nach außen (!) beschreiben soll - also nicht wie Du Dich bezeichnest, sondern wie Du genannt werden möchtest.
Christian
Christian
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ich habe nach einiger Überlegung für SexdienstleisterIn gestimmt.
Sicher ist es eine Arbeit aber "Arbeit" sagt so etwas wie "Fließband" oder Wurstverkauf ---"Was darf es sein?(10dag)= 100 Gramm Salami?"
Aber es ist viel mehr! Es ist zwar ----verzeiht mir das----wie Wurstverkauf aber es wird für jeden Kunden anders zugeschnitten.
-----Ein Kunde bekommt nicht einfach 100 gr.Salami sondern eine auf ihn zugeschnittene DELIKATESSE---
und das ist Dienstleistung.
Ich finde auch "Hure" O.K. hat so etwas wie "Heureka"
LG Kaktus
Sicher ist es eine Arbeit aber "Arbeit" sagt so etwas wie "Fließband" oder Wurstverkauf ---"Was darf es sein?(10dag)= 100 Gramm Salami?"
Aber es ist viel mehr! Es ist zwar ----verzeiht mir das----wie Wurstverkauf aber es wird für jeden Kunden anders zugeschnitten.
-----Ein Kunde bekommt nicht einfach 100 gr.Salami sondern eine auf ihn zugeschnittene DELIKATESSE---
und das ist Dienstleistung.
Ich finde auch "Hure" O.K. hat so etwas wie "Heureka"
LG Kaktus
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Ich habe ganz klar für Sexarbeiter/in gestimmt.
Logische Erklärung...wir setzen uns doch alle dafür ein, dass diese Dienstleistung als Arbeit anerkannt wird...
Somit habe ich mich auch schon an den Begriff gewöhnt...ich bezeichne mich selber auch so seit über 2 Jahren.
Ich finde zwar Sexdienstleisterin auch nicht schlecht, ich müsste mich aber dann erst wieder umgewöhnen...bin aber prinzipiell jetzt nicht unbedingt gegen den Begriff.
Absolut dagegen bin ich bei Hure oder Prostituierte...denke nicht, dass dies positiv gegen die Stigmatisierung unseres Berufs wäre, wenn wir diesen Begriff wählen würden.
Lg Oberelfe
Logische Erklärung...wir setzen uns doch alle dafür ein, dass diese Dienstleistung als Arbeit anerkannt wird...
Somit habe ich mich auch schon an den Begriff gewöhnt...ich bezeichne mich selber auch so seit über 2 Jahren.
Ich finde zwar Sexdienstleisterin auch nicht schlecht, ich müsste mich aber dann erst wieder umgewöhnen...bin aber prinzipiell jetzt nicht unbedingt gegen den Begriff.
Absolut dagegen bin ich bei Hure oder Prostituierte...denke nicht, dass dies positiv gegen die Stigmatisierung unseres Berufs wäre, wenn wir diesen Begriff wählen würden.
Lg Oberelfe
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>
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Berufsbezeichnung
Hallo Gemeinde!
Ich habe für SexarbeiterIn gestimmt. Diese Bezeichnung, die in neuerer Zeit in den Sozialwissenschaften entstanden ist, hat einige Vorteile gegenüber den verschiednen älteren Berufsbezeichnungen. Es wird damit klar zum Ausdruck gebracht, dass es sich um eine Tätigkeit handelt, die mit Sex zu tun hat. Aber andererseits wird auch deutlich, dass Sex hier mit Arbeit verbunden ist und entlohnt werden muss.
Das Wort SexarbeiterIn kann man bedenkenlos in ein amtliches Formular eintragen, denn es hat nichts Anstößiges an sich. Es umschreibt die Tätigkeit ganz diskret, weil offen bleibt, welche Dienstleistungen die Sexarbeiterin/der Sexarbeiter im Einzelnen erbringt. Es gibt schließlich eine große Bandbreite von Tätigkeiten, die unter den Begriff der Sexarbeit fallen können.
Sexarbeiter/In hat auch keine Tradition als Schimpfwort, so dass sich niemand, der dieser Tätigkeit nachgeht, beleidigt fühlen muss. Weil es kein Kraftausdruck ist, muss sich auch ein Außenstehender nicht peinlich berührt fühlen.
Das Wort SexdienstleisterIn kommt bei mir an zweiter Stelle. Für SexdienstleisterIn lassen sich die gleichen Argumente wie für SexarbeiterIn anführen. Aber SexarbeiterIn gefällt mir einfach besser. Vielleicht weil in diesem Wort, wenn es gegenüber Menschen gebraucht wird, die aus moralischen Gründen von der Sexarbeit nichts halten, etwas Ironie mitschwingt. Deshalb habe ich auch meine Internet-Suchmaschine SexArbeiterinnen.com genannt.
Das Wort Hure halte ich nicht für geeignet. Es ist in unserer Sprachtradition eher ein Schimpfwort, mit dem von alters her eine Frau, die sich einer Vielzahl von Männern hingibt, als ehrlos gebrandmarkt wird. Mit der Änderung der Sexualmoral in der heutigen Zeit hat dieses Wort seinen Sinn verloren. Wir sollten uns daher nicht nur von der überkommenen Sexualmoral endgültig verabschieden, sondern auch dieses Wort ausmustern.
Das Wort Prostituierte schätze ich ebenfalls nicht. Das Wort, das im juristischen Sprachgebrauch der letzten Jahrhunderte aufgekommen ist, ist eine Ableitung aus dem Lateinischen und bezeichnet eine Frau die „vorn hingestellt“ wird. Eine herabsetzende und geradezu menschenunwürdige Bezeichnung. Im alten Rom wurde das Wort prostare (dt. vorstehen, vorne stehen, vorne hinstellen) z. B. für das Aufstellen von Waren vor einem Laden gebraucht. Wenn man heute das Wort Zwangsprostituierte verwendet, meint man eigentlich das, was das Wort Prostituierte bedeutet. Die genaue Bedeutung des Begriffs Prostituierte ist scheinbar im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten. Ich habe den Eindruck, dass in diesem Begriff aus dem Juristen-Latein noch ein wenig die Tradition der mittelalterlichen Frauenhäuser anklingt. In den Frauenhäusern, in die Frauen oft wegen lächerlicher Vergehen gesteckt wurden und die eher den Charakter von Gefängnissen hatten, waren die Frauen mehr oder weniger dem "Frauenwirt" unterworfen, der oft auch selbst das Geld von den Kunden kassiert hat. Sie waren eben Prostituierte im wahrsten Sinne des Wortes. Leider ist der unwürdige Begriff Prostituierte heute in der Juristensprache noch gang und gäbe. Man findet ihn in Rechtsvorschriften und Gerichtsurteilen. Ich warte darauf, dass sich einmal eine Sexarbeiterin in einem Gerichtsverfahren diese schlimme Bezeichnung verbittet.
Prostituierte ist wie gesagt Neu-Latein. Im klassischen Latein der Antike hieß die Sexarbeiterin meretrix oder meretricula. Im Volksmund wurde sie auch lupa (dt. Wölfin) genannt, in der Spätantike auch häufig putea. Die alten Römer haben nicht nur andere Ausdrücke als wir gebraucht, weite Kreise der Bevölkerung hatten damals eine Sexualmoral, von der wir heute (auch in diesem Forum) noch weit entfernt sind.
Soweit meine Meinung als Außenstehender. Letzten Endes müssen aber die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter selbst entscheiden, wie sie sich nennen wollen.
LG
Heinrich
Ich habe für SexarbeiterIn gestimmt. Diese Bezeichnung, die in neuerer Zeit in den Sozialwissenschaften entstanden ist, hat einige Vorteile gegenüber den verschiednen älteren Berufsbezeichnungen. Es wird damit klar zum Ausdruck gebracht, dass es sich um eine Tätigkeit handelt, die mit Sex zu tun hat. Aber andererseits wird auch deutlich, dass Sex hier mit Arbeit verbunden ist und entlohnt werden muss.
Das Wort SexarbeiterIn kann man bedenkenlos in ein amtliches Formular eintragen, denn es hat nichts Anstößiges an sich. Es umschreibt die Tätigkeit ganz diskret, weil offen bleibt, welche Dienstleistungen die Sexarbeiterin/der Sexarbeiter im Einzelnen erbringt. Es gibt schließlich eine große Bandbreite von Tätigkeiten, die unter den Begriff der Sexarbeit fallen können.
Sexarbeiter/In hat auch keine Tradition als Schimpfwort, so dass sich niemand, der dieser Tätigkeit nachgeht, beleidigt fühlen muss. Weil es kein Kraftausdruck ist, muss sich auch ein Außenstehender nicht peinlich berührt fühlen.
Das Wort SexdienstleisterIn kommt bei mir an zweiter Stelle. Für SexdienstleisterIn lassen sich die gleichen Argumente wie für SexarbeiterIn anführen. Aber SexarbeiterIn gefällt mir einfach besser. Vielleicht weil in diesem Wort, wenn es gegenüber Menschen gebraucht wird, die aus moralischen Gründen von der Sexarbeit nichts halten, etwas Ironie mitschwingt. Deshalb habe ich auch meine Internet-Suchmaschine SexArbeiterinnen.com genannt.
Das Wort Hure halte ich nicht für geeignet. Es ist in unserer Sprachtradition eher ein Schimpfwort, mit dem von alters her eine Frau, die sich einer Vielzahl von Männern hingibt, als ehrlos gebrandmarkt wird. Mit der Änderung der Sexualmoral in der heutigen Zeit hat dieses Wort seinen Sinn verloren. Wir sollten uns daher nicht nur von der überkommenen Sexualmoral endgültig verabschieden, sondern auch dieses Wort ausmustern.
Das Wort Prostituierte schätze ich ebenfalls nicht. Das Wort, das im juristischen Sprachgebrauch der letzten Jahrhunderte aufgekommen ist, ist eine Ableitung aus dem Lateinischen und bezeichnet eine Frau die „vorn hingestellt“ wird. Eine herabsetzende und geradezu menschenunwürdige Bezeichnung. Im alten Rom wurde das Wort prostare (dt. vorstehen, vorne stehen, vorne hinstellen) z. B. für das Aufstellen von Waren vor einem Laden gebraucht. Wenn man heute das Wort Zwangsprostituierte verwendet, meint man eigentlich das, was das Wort Prostituierte bedeutet. Die genaue Bedeutung des Begriffs Prostituierte ist scheinbar im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten. Ich habe den Eindruck, dass in diesem Begriff aus dem Juristen-Latein noch ein wenig die Tradition der mittelalterlichen Frauenhäuser anklingt. In den Frauenhäusern, in die Frauen oft wegen lächerlicher Vergehen gesteckt wurden und die eher den Charakter von Gefängnissen hatten, waren die Frauen mehr oder weniger dem "Frauenwirt" unterworfen, der oft auch selbst das Geld von den Kunden kassiert hat. Sie waren eben Prostituierte im wahrsten Sinne des Wortes. Leider ist der unwürdige Begriff Prostituierte heute in der Juristensprache noch gang und gäbe. Man findet ihn in Rechtsvorschriften und Gerichtsurteilen. Ich warte darauf, dass sich einmal eine Sexarbeiterin in einem Gerichtsverfahren diese schlimme Bezeichnung verbittet.
Prostituierte ist wie gesagt Neu-Latein. Im klassischen Latein der Antike hieß die Sexarbeiterin meretrix oder meretricula. Im Volksmund wurde sie auch lupa (dt. Wölfin) genannt, in der Spätantike auch häufig putea. Die alten Römer haben nicht nur andere Ausdrücke als wir gebraucht, weite Kreise der Bevölkerung hatten damals eine Sexualmoral, von der wir heute (auch in diesem Forum) noch weit entfernt sind.
Soweit meine Meinung als Außenstehender. Letzten Endes müssen aber die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter selbst entscheiden, wie sie sich nennen wollen.
LG
Heinrich
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Lieber Heinrich!
Ich als Sexarbeiterin bedanke mich herzlichst für Deinen wertvollen Beitrag und denke, dass er für diese Entscheidung sehr hilfreich für viele Gleichgesinnte und Koleg/innen ist.
Liebe Grüße aus Wien
OE
Ich als Sexarbeiterin bedanke mich herzlichst für Deinen wertvollen Beitrag und denke, dass er für diese Entscheidung sehr hilfreich für viele Gleichgesinnte und Koleg/innen ist.
Liebe Grüße aus Wien
OE
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habe für "Sexdienstleisterin" gestimmt, da es für mich die höflichere Ansprechformel ist.
Sexarbeiterin klingt wie schon öfter erwähnt wie:
Bauarbeiterin,.........
selbstverständlich nicht abwertend gemeint, doch ich denke das "Klientel" hat oft einen sehr negativen Ruf, und mit "Sexdienstleisterin" würde der "Wert" wieder aufgebessert.
lg. F
Sexarbeiterin klingt wie schon öfter erwähnt wie:
Bauarbeiterin,.........
selbstverständlich nicht abwertend gemeint, doch ich denke das "Klientel" hat oft einen sehr negativen Ruf, und mit "Sexdienstleisterin" würde der "Wert" wieder aufgebessert.
lg. F
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Im Grunde genommen gefällt mir keiner der Begriffe richtig gut.
SexarbeiterIn verbinde ich auch mit Fabrik, Overall und Schraubenschlüsseln.
SexdienstlererIn finde ich von der Sache her richtig. Aber das Wort ist zu kompliziert.
Sexdienstleistlerin, Sexleiterin, Sexdienerin oder ähnliches wird im Volksmund wohl daraus werden.
Hure finde ich vom Wort her gut – kurz und einprägsam. Aber leider auch mit negativen Assoziationen.
Prostituierte ist zu abgegriffen. Damit wird man keine Haltungsänderung erreichen.
Wenn’s denn sein muss, entscheide ich mich für Sexarbeiterin. Der Begriff ist leicht zu merken und hat was Neues an sich. Ausserdem kann man dann ja auch seinen Spass damit haben, von Arbeitsklamotten reden wenn man Lingeri meint und von Sicherheitsausrüstung, wenn’s um Kondome geht. Fast schon ein wenig (zu) kumpelhaft.
Möchte nur mal wissen, was die Herren im Anzug und Schlips, die noch nie etwas Schwereres in der Hand gehabt haben als ihren Dupont Füllfederhalter, davon halten ein Date mit so einer Proletarierin zu haben.
LG JayR
SexarbeiterIn verbinde ich auch mit Fabrik, Overall und Schraubenschlüsseln.
SexdienstlererIn finde ich von der Sache her richtig. Aber das Wort ist zu kompliziert.
Sexdienstleistlerin, Sexleiterin, Sexdienerin oder ähnliches wird im Volksmund wohl daraus werden.
Hure finde ich vom Wort her gut – kurz und einprägsam. Aber leider auch mit negativen Assoziationen.
Prostituierte ist zu abgegriffen. Damit wird man keine Haltungsänderung erreichen.
Wenn’s denn sein muss, entscheide ich mich für Sexarbeiterin. Der Begriff ist leicht zu merken und hat was Neues an sich. Ausserdem kann man dann ja auch seinen Spass damit haben, von Arbeitsklamotten reden wenn man Lingeri meint und von Sicherheitsausrüstung, wenn’s um Kondome geht. Fast schon ein wenig (zu) kumpelhaft.
Möchte nur mal wissen, was die Herren im Anzug und Schlips, die noch nie etwas Schwereres in der Hand gehabt haben als ihren Dupont Füllfederhalter, davon halten ein Date mit so einer Proletarierin zu haben.
LG JayR
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- PlatinStern
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Ich habe mich nach kurzer Überlegung auch für SexarbeiterIn entschieden.
SexdienstleisterIn trifft es zwar von seiner Bedeutung her noch am ehesten, wie ja auch schon weiter oben geschildert, ist aber für mich kein ernst zu nehmender Begriff, hat etwas ironisches an sich.
Natürlich ist unser Job/Beruf eine Dienstleistung, aber es ist vor allem eine Arbeit, die in der Gesellschaft sehr wenig bis zu gar nicht anerkannt ist.
Und so viele andere Berufssparten, die ihre Arbeit im Kundenumgang leisten, nennen sich doch auch nicht "Dienstleister".
Ich denke da an Klemptner, Busfahrer, Frisöre, Köche, Postboten usw.
Ich für mich persönlich kann mich am ehesten mit "Hure" identifizieren, aber diese Begrifflichkeit wird in der Öffentlichkeit eher als Schimpfwort angesehen, ist negativ belastet, leider.
Offensichtlich hat die Öffentlichkeit ein anderes Bild von einer Hure im Kopf als ich, aber das hatte ja bereits @Heinrich näher erläutert.
Und über "Prostituierte" mag ich gar nicht nachdenken. Das ist so ein verbeamteter und niederer Ausdruck.
Ebenso stigmatisiert (siehe @annainga), wenn auch anders als "Hure".
Also, um mich in der Öffentlichkeit vorzustellen oder um mir einen Namen geben zu lassen, stimme ich für SexarbeiterIn.
leonie
SexdienstleisterIn trifft es zwar von seiner Bedeutung her noch am ehesten, wie ja auch schon weiter oben geschildert, ist aber für mich kein ernst zu nehmender Begriff, hat etwas ironisches an sich.
Natürlich ist unser Job/Beruf eine Dienstleistung, aber es ist vor allem eine Arbeit, die in der Gesellschaft sehr wenig bis zu gar nicht anerkannt ist.
Und so viele andere Berufssparten, die ihre Arbeit im Kundenumgang leisten, nennen sich doch auch nicht "Dienstleister".
Ich denke da an Klemptner, Busfahrer, Frisöre, Köche, Postboten usw.
Ich für mich persönlich kann mich am ehesten mit "Hure" identifizieren, aber diese Begrifflichkeit wird in der Öffentlichkeit eher als Schimpfwort angesehen, ist negativ belastet, leider.
Offensichtlich hat die Öffentlichkeit ein anderes Bild von einer Hure im Kopf als ich, aber das hatte ja bereits @Heinrich näher erläutert.
Und über "Prostituierte" mag ich gar nicht nachdenken. Das ist so ein verbeamteter und niederer Ausdruck.
Ebenso stigmatisiert (siehe @annainga), wenn auch anders als "Hure".
Also, um mich in der Öffentlichkeit vorzustellen oder um mir einen Namen geben zu lassen, stimme ich für SexarbeiterIn.
leonie
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Warum kann man nicht auf Bezeichnungen zurückgreifen wo diese Arbeit noch angesehen war?
In Griechenland war eine "Hetäre" ebenso angesehen wie im alten Rom eine "Kurtisane".
Es gibt ja in unseren Kreis Werbefachleute die daraus etwas machen könnten!
----"Hetisane" klingt nach Fruchtjoghurt----
aber vielleicht kann man einen neuen schlagkräftigen, kurzen und einprägsamen Namen erfinden????
Habt Ihr Vorschläge???
LG Kaktus
In Griechenland war eine "Hetäre" ebenso angesehen wie im alten Rom eine "Kurtisane".
Es gibt ja in unseren Kreis Werbefachleute die daraus etwas machen könnten!
----"Hetisane" klingt nach Fruchtjoghurt----
aber vielleicht kann man einen neuen schlagkräftigen, kurzen und einprägsamen Namen erfinden????
Habt Ihr Vorschläge???
LG Kaktus
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Re: Fachbegriff - SexarbeiterIn?
musste schon etwas grinsen bei eurer kreativität, mir fiele noch "gunstgewerblerin" (zum ersten mal gehört auf der fachtagung prostitution in wien) ein, aber die themenstellung war:
liebe grüße, annaingaZwerg hat geschrieben:Wie würdet Ihr die Berufsbezeichnung für den Beruf, für den wir uns hier einsetzen, wählen?