ENTGEGNUNG AUF ALICE SCHWARZER
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ENTGEGNUNG AUF ALICE SCHWARZER
"Prostitution ist Realität"
Durch das Prostitutionsgesetz wird die Situation der Huren immer mieser, behauptet Alice Schwarzer im SPIEGEL-ONLINE-Interview. Irmingard Schewe-Gerigk, Mitinitiatorin des Regelwerks, hält dagegen. Die Bundesländer versäumten es, die rechtlichen Möglichkeiten zu nutzen.
Berlin - Es ist inzwischen schon ein altbekannter Reflex: Wo schlechte Zuständen in einem Bordell bekannt werden, wo es gar um Menschenhandel geht, da ziehen Konservative stets ganz schnell das Prostitutionsgesetz von 2002 aus der Tasche. Die Aufhebung der Sittenwidrigkeit und des Verbots der Förderung der Prostitution sollen an allem schuld sein.
Frau Schwarzer ist bei diesen Konservativen stets ganz vorne mit dabei. (mehr...)Sie war von Anfang an gegen das Gesetz, denn Prostitution ist für sie eine grundsätzlich unfreiwillige Tätigkeit. Das ist ihre persönliche Meinung, die sie haben kann.
Das Problem ist nur: Egal ob freiwillig oder nicht: Frauen (und Männer) gehen dieser Tätigkeit nach. Es gibt eine große Nachfrage nach Prostitution. Sie ist Realität, und wenn wir unsere Augen vor dieser Realität verschließen und sie wieder in die Illegalität verbannen würden, dann könnten wir uns zwar vielleicht moralisch erhaben fühlen - unter welchen Umständen Menschen aber dennoch in der Prostitution tätig sind, davon hätten wir dann keinen blassen Schimmer.
(...)
Schuld sind die Länder - das Gesetz wird nicht umgesetzt
Den Vogel schießt aber ab, wer nun behauptet, das Gesetz habe die Arbeitsbedingungen in der Prostitution verschlechtert. Das Gegenteil könnte heute schon wahr sein, wenn die Länder das Gesetz wirklich umsetzen würden. Es eröffnet Wege, Arbeitsbedingungen zu verbessern. Aber kaum ein Land, kaum eine Kommune macht es sich bisher zur Aufgabe, diese Wege zu nutzen, Standards für Arbeitsbedingungen zu setzen. So kommt es zu fragwürdigen Entwicklungen: Bordelle sind legal und werden - in den dafür vorgesehenen Gebieten - genehmigt, aber niemand überprüft, ob auch bestimmte Mindestbedingungen erfüllt sind. Eine solche Prüfung durch die Gewerbeämter ist dagegen bei der Anmeldung von Gaststätten eine Selbstverständlichkeit.
der vollständige Bericht ist unter http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 74,00.html nachzulesen
Durch das Prostitutionsgesetz wird die Situation der Huren immer mieser, behauptet Alice Schwarzer im SPIEGEL-ONLINE-Interview. Irmingard Schewe-Gerigk, Mitinitiatorin des Regelwerks, hält dagegen. Die Bundesländer versäumten es, die rechtlichen Möglichkeiten zu nutzen.
Berlin - Es ist inzwischen schon ein altbekannter Reflex: Wo schlechte Zuständen in einem Bordell bekannt werden, wo es gar um Menschenhandel geht, da ziehen Konservative stets ganz schnell das Prostitutionsgesetz von 2002 aus der Tasche. Die Aufhebung der Sittenwidrigkeit und des Verbots der Förderung der Prostitution sollen an allem schuld sein.
Frau Schwarzer ist bei diesen Konservativen stets ganz vorne mit dabei. (mehr...)Sie war von Anfang an gegen das Gesetz, denn Prostitution ist für sie eine grundsätzlich unfreiwillige Tätigkeit. Das ist ihre persönliche Meinung, die sie haben kann.
Das Problem ist nur: Egal ob freiwillig oder nicht: Frauen (und Männer) gehen dieser Tätigkeit nach. Es gibt eine große Nachfrage nach Prostitution. Sie ist Realität, und wenn wir unsere Augen vor dieser Realität verschließen und sie wieder in die Illegalität verbannen würden, dann könnten wir uns zwar vielleicht moralisch erhaben fühlen - unter welchen Umständen Menschen aber dennoch in der Prostitution tätig sind, davon hätten wir dann keinen blassen Schimmer.
(...)
Schuld sind die Länder - das Gesetz wird nicht umgesetzt
Den Vogel schießt aber ab, wer nun behauptet, das Gesetz habe die Arbeitsbedingungen in der Prostitution verschlechtert. Das Gegenteil könnte heute schon wahr sein, wenn die Länder das Gesetz wirklich umsetzen würden. Es eröffnet Wege, Arbeitsbedingungen zu verbessern. Aber kaum ein Land, kaum eine Kommune macht es sich bisher zur Aufgabe, diese Wege zu nutzen, Standards für Arbeitsbedingungen zu setzen. So kommt es zu fragwürdigen Entwicklungen: Bordelle sind legal und werden - in den dafür vorgesehenen Gebieten - genehmigt, aber niemand überprüft, ob auch bestimmte Mindestbedingungen erfüllt sind. Eine solche Prüfung durch die Gewerbeämter ist dagegen bei der Anmeldung von Gaststätten eine Selbstverständlichkeit.
der vollständige Bericht ist unter http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 74,00.html nachzulesen
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Antwort auf Alice S.
Jede Lüge braucht eine Skrupellose,
die sie ausspricht
Alice Schwarzers ‚Antwort’: Eine Mischung aus primitivem Rassismus, Prostituierten-Hatz und Freier-Phobie
‚Jede Wahrheit braucht eine Mutige, die sie ausspricht’ - mit diesem Slogan wirbt BILD auf öffentlichen Reklametafeln mit bzw. für Alice Schwarzer und umgekehrt. Bei dieser Kombination haben sich die Richtigen gefunden: BILD lebt vom kommerzialisierten Sex, Schwarzer von dessen Ächtung.
Von Gerhard Walentowiz, Sonderdruck aus la muchacha (die Frau).
www.donacarmen.de/wp-content/uploads/Al ... warzer.pdf
(PDF 3 Seiten)
Weitere Links:
Eine kritische Auseinandersetzung mit Alice Schwarzers Dossier über die Prostitution in EMMA
von der jungen Prostituierten PAULA:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=3601
Whores and other Feminists von Jill Nagle:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4938
die sie ausspricht
Alice Schwarzers ‚Antwort’: Eine Mischung aus primitivem Rassismus, Prostituierten-Hatz und Freier-Phobie
‚Jede Wahrheit braucht eine Mutige, die sie ausspricht’ - mit diesem Slogan wirbt BILD auf öffentlichen Reklametafeln mit bzw. für Alice Schwarzer und umgekehrt. Bei dieser Kombination haben sich die Richtigen gefunden: BILD lebt vom kommerzialisierten Sex, Schwarzer von dessen Ächtung.
Von Gerhard Walentowiz, Sonderdruck aus la muchacha (die Frau).
www.donacarmen.de/wp-content/uploads/Al ... warzer.pdf
(PDF 3 Seiten)
Weitere Links:
Eine kritische Auseinandersetzung mit Alice Schwarzers Dossier über die Prostitution in EMMA
von der jungen Prostituierten PAULA:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=3601
Whores and other Feminists von Jill Nagle:
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 26.11.2011, 02:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Alice Schwarzer und der Sex
Sie ist die Grande Dame des deutschen Feminismus. Doch jüngere Frauen kritisieren Alice Schwarzers völlige Verdammung von Pornografie und Prostitution.
VON HEIDE OESTREICH
Alice Schwarzer wird am diesem Montag 65 Jahre alt - und ist immer noch kampagnenfähig. Landauf, landab spricht man über Prostitution und Pornografie, ihre beiden großen Themen in diesem Jahr. Sie kämpft weiter, Deutschlands Vorzeigefeministin, die schon viel ausgehalten hat: von Beleidigungen wie “Miss Hängetitt” aus den Siebzigerjahren bis zu den dümmlichen Witzchen eines Thomas Gottschalk wie neulich bei “Wetten, dass ?” Hartnäckig und schlagfertig hat sie dieses Dauermobbing pariert.
Dadurch ist sie zu einer Art Celebrity geworden, die in Talkshows und Ratesendungen sitzt und mittlerweile auch fragwürdige Allianzen eingeht, wenn es der Popularität dient. So unterstützte sie die CDU-Kanzlerkandidatin Angela Merkel, auch wenn deren frauenpolitische Ambitionen begrenzt sind. Zuletzt warb sie sogar für die Bild-Zeitung, obwohl aus der immer noch der Sexismus trieft. Das diene alles der Sache der Frauen, verteidigte sie sich.
So einfach ist es in Alices Welt: für oder gegen “die Frauen”. Selten werden die zu einem so einheitlichen Subjekt wie unter Schwarzers Fittichen. In ihrer Zeitschrift Emma wirken deshalb allzu oft alle Frauen wie Opfer und alle Männer wie Täter. Beim Lesen der Emma gewinnt man zudem den Eindruck, dass “die Frauen” nur eine Meinung haben: die Alice Schwarzers. Und das macht einigen Frauen, deren Vorkämpferin sie doch sein möchte, die Gratulation etwas schwerer.
PornYO-Feministinnen
Schon im Jahr 2000 schrieb die Grüne Jugend in einem offenen Brief an Schwarzer: “Junge Frauen können mit Diskussionen, die Frauen in erster Linie als Opfer von männlich geprägten Strukturen verstehen, nichts mehr anfangen.” Und die Autorin Thea Dorn, die in ihrem Buch “Die neue F-Klasse” den Feminismus modernisieren möchte, sieht “unübersehbare Differenzen” zwischen ihrer Generation und “dem klassischen Siebzigerjahre-Feminismus”.
Interessanterweise tauchen die größten Probleme, die andere Feministinnen mit Schwarzer haben, regelmäßig beim Thema Sexualität auf, dem einen der Lieblingsthema von Alice Schwarzer.
So legte sie diesen Herbst ihre “PorNO”-Kampagne aus den späten Achtzigerjahren wieder auf. “Pornografie ist Gewalt” hieß es auf dem Emma-Titelbild im September 2007. Pornoliebhaberinnen wundern sich: Denn Alice Schwarzer definiert Pornografie einfach um. Pornografie ist nicht die “grobe Darstellung des Sexuellen”, wie etwa das Strafrecht sie definiert. Bei Schwarzer heißt es stattdessen, Pornografie verknüpfe “sexuelle Lust mit der Lust an Erniedrigung und Gewalt”.
Aber was ist dann der normale Porno? Der ist irgendwie eingemeindet in die neue Definition. Im selben Text nämlich spricht Schwarzer anklagend von den Millionen von Pornoseiten, die sie im Internet findet. Nach ihrer Definition müssten die alle frauenverachtend oder gewalttätig sein. Dabei genügt ein kurzer Blick ins Netz, um zu sehen, dass da jede Menge Normalo-Sexseiten darunter sind.
“Man kann diese Dinge nicht über einen Kamm scheren”, meint der Präsident der Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung, Jakob Pastötter, “sonst tut man vielen Leuten Unrecht”. “Ganz normale Männer und Frauen” benutzten Pornos als Stimulanz, die wolle er nicht kriminalisieren, wie es mit einer neuen “PorNO”-Kampagne leicht passieren könne, meint der Forscher. “Und für den Porno gilt nun mal: Erlaubt ist, was beiden gefällt.” Dazu könne gehören, dass Frauen und Männer masochistische Szenarien mögen. “Ein solcher S/M-Porno wäre nach der ,PorNO’-Definition aber schon ein Ding der Unmöglichkeit”, sagt Pastötter.
Die Filmwissenschaftlerin Gertrud Koch, die sich viel mit pornografischen Filmen beschäftigt hat, will das Probleme der erniedrigenden Pornos nicht leugnen. “Es ist wichtig, dass wir über Frauenhass in Pornografie sprechen”, sagt sei und hält deshalb öffentlichen Kampagnen für sinnvoll. “Aber den Ruf nach einer Zensur, den ich bei Schwarzer immer heraushöre, sollten wir uns sparen”, fügt sie hinzu.
Eine gesellschaftliche Debatte halten Pastötter und Koch für überfällig. Aber eine Verteufelung des Ganzen, wo man vielleicht nur bestimmte problematische Entwicklungen meint, stößt nicht nur in der Fachwelt auf Unverständnis, sondern ebenso bei jüngeren Frauen: “Womit ich überhaupt nichts mehr anfangen kann, ist dieser Hass auf Pornografie”, sagt Fernsehmoderatorin Charlotte Roche in Dorns Buch. “Die Frau, die eine selbstbewusste Sexualität hat, fühlt sich bei den Sachen, wo die Feministin sofort ,erniedrigend’ kreischt, nicht erniedrigt.” Und die Schriftstellerin Tanja Dückers meint, dass Schwarzers Anliegen zwar sinnvoll, ihre Methoden aber “zum Teil antiquiert” seien. “Man kann nicht mehr einfach ,PorNO’-Aufkleber verteilen.”
Es ist diese geradezu viktorianische Herangehensweise, die viele jüngere Feministinnen abschreckt. Doch Alice Schwarzer gemeindet auch diese jüngeren Frauen gern in ihr Freund-Feind-Schema ein. So findet sich im Antipornografie-Dossier der Emma ein Text der SZ-Autorin Meredith Haaf, in dem sie sich kritisch mit der erotischen Selbststilisierung junger Frauen auf der Internetplattform Myspace auseinandersetzt. Meredith Haaf versteht sich als Feministin, ihr Buch “Wir Alpha-Mädchen” erscheint im Frühjahr. Aber mit der “PorNO”-Kampagne möchte sie nichts zu tun haben. “Ich wusste nicht, dass mein Text Teil einer Antipornokampagne werden sollte. Da passt er nämlich nicht hinein. Ich bin pro Porno und nicht gegen Porno”, sagt sie.
Der weibliche Körper steht auch bei Schwarzers zweitem Lieblingsthema im Mittelpunkt: der Prostitution. Anfang des Jahres erschien in der Emma wieder einmal ein großes Dossier dazu. Prostituierte sind für Alice Schwarzer Frauen, die ein Mann kaufen kann “wie eine Ware”. Dass sie selbst sich auch als Dienstleisterinnen und sich damit durchaus als Subjekte sehen, ist damit undenkbar. Vielmehr folgt aus dieser These, dass Prostitution ein “Verstoß gegen die Menschenwürde” sei. Ein Verstoß gegen die Menschenwürde würde bedeuten, dass ein Grundrecht verletzt wird. Folglich müsste man Prostitution verbieten. Will sie das? So klar mag Schwarzer das nicht sagen. Vielleicht ahnt auch sie, dass man damit die Probleme der Prostituierten nicht löst, sondern durch die Illegalisierung neue schafft.
Aber was will sie stattdessen sagen? Die schlechten Arbeitsbedingungen der Prostituierten, die sozialen Zwänge, in denen sie leben, die oft reichlich verdinglichte Sprache der Freier, die sich nicht darum scheren, ob die von ihnen besuchte Frau eventuell zur Prostitution gezwungen wird - all dies sind durchaus skandalöse Zustände. Bei Schwarzer aber bebildern sie ihre These von der Verderbtheit der ganzen Sache. Es sind nicht einzelne Freier oder Zuhälter, die gegen die Menschenwürde verstoßen, es ist die Prostitution an sich.
Die kleinen Unterschiede
“Sie stellt nur die eine Seite der Prostitution dar,” meint die Pressereferentin des Sozialdienstes katholischer Frauen, Claudia Steinborn. Der Sozialdienst betreibt in Dortmund und weiteren Städten Ausstiegsprojekte für Prostituierte. “Wir sehen durchaus auch das Elend der Straßenprostitution oder das Problem der Opfer von Menschenhandel. Aber es gibt eben auch die selbstbewusste Prostituierte, die in diesem Beruf arbeiten will.” Schwarzer aber meint: “Die von der Hurenbewegung propagierte (?) Grenze zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Prostitution ist künstlich.” So wird unversehens die Zwangsprostitution zum Prototyp der Prostitution: Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 würden 40.000 zusätzliche Prostituierte erwartet, geisterte durch die Medien. In der Emma wurden daraus “40.000 Zwangsprostituierte”.
Der Dachverband der Hurenberatungsstellen ist davon überzeugt, dass Prostitution auch ein Beruf sein kann, wenn auch in einem extrem schwierigen Milieu. Und das sagten sie auch, wenn die Emma bei ihnen anrief. “Unsere Zitate sind dann oft so wiedergegeben worden, dass wir uns nicht mehr wiedererkannt haben. Wir haben daraufhin beschlossen, der Emma bis auf weiteres keine Interviews mehr zu geben”, so Steinborn. In der Emma heißt es zu diesem Sachverhalt, der Dachverband sei “pro-Prostitution” und “diktiere” diese Haltung allen Mitgliedern. “Aufgrund der kritischen Berichterstattung” der Emma habe er ein “Kontaktverbot” beschlossen.
Es ist eine gewisse Feindlichkeit gegenüber verbotenen Gelüsten des weiblichen Körpers, der bei der Behandlung dieser Themen immer wieder aufscheint. Und diese Haltung scheint die Scheidelinie zu den jüngeren Feministinnen zu markieren. “Auf den Körper reduziert zu werden” galt lange Zeit als Abwertung der Frau. Die Romanistin Barbara Vinken, die mit ihrem Buch “Die deutsche Mutter” eine der wichtigsten Analysen zum deutschen Frauenbild verfasst hat, sieht darin eine Nachwirkung eines modernen Subjektbegriffs, “der Frauen aufgrund ihrer sie angeblich ganz bestimmenden Geschlechtlichkeit aus der öffentlichen Sphäre verbannt”. Nur wer diesem Schema folgt, kann in der Körperlichkeit der Frau eine Bedrohung sehen und muss panisch darauf bedacht sein, nicht auf diesen “reduziert zu werden”. Dass ein weibliches Subjekt mit seinem Körper und seiner Geschlechtlichkeit in der Öffentlichkeit spielt, daraus gar Kapital macht, sieht Schwarzer als Rückfall in die vom Mann zugewiesen Position. Vielleicht war das der Grund, warum sich Schwarzer von Verona Pooth, so provoziert fühlte.
“Alice Schwarzer ist ein Symptom für den deutschen Kontext. In der deutschen Debatte herrscht immer noch der männliche Geist über den weiblichen Körper”, meint Vinken. Weshalb Alice Schwarzer ihr Heil in der Verleugnung der weiblichen Gelüste suche. In Frankreich und in den Vereinigten Staaten sei die Diskussion um die Differenz zwischen den Geschlechtern schon weiter.
So manche junge Feministin scheint ein anderes Konzept von Körperlichkeit zu haben, als es Schwarzer in ihrer Zeit möglich war. Nicht nur das spricht dafür, dass heute eine neue Generation die Staffel zu übernehmen. Eine Generation, die eine neue Antwort auf die Frage nach dem kleinen Unterschied findet.
TAZ
VON HEIDE OESTREICH
Alice Schwarzer wird am diesem Montag 65 Jahre alt - und ist immer noch kampagnenfähig. Landauf, landab spricht man über Prostitution und Pornografie, ihre beiden großen Themen in diesem Jahr. Sie kämpft weiter, Deutschlands Vorzeigefeministin, die schon viel ausgehalten hat: von Beleidigungen wie “Miss Hängetitt” aus den Siebzigerjahren bis zu den dümmlichen Witzchen eines Thomas Gottschalk wie neulich bei “Wetten, dass ?” Hartnäckig und schlagfertig hat sie dieses Dauermobbing pariert.
Dadurch ist sie zu einer Art Celebrity geworden, die in Talkshows und Ratesendungen sitzt und mittlerweile auch fragwürdige Allianzen eingeht, wenn es der Popularität dient. So unterstützte sie die CDU-Kanzlerkandidatin Angela Merkel, auch wenn deren frauenpolitische Ambitionen begrenzt sind. Zuletzt warb sie sogar für die Bild-Zeitung, obwohl aus der immer noch der Sexismus trieft. Das diene alles der Sache der Frauen, verteidigte sie sich.
So einfach ist es in Alices Welt: für oder gegen “die Frauen”. Selten werden die zu einem so einheitlichen Subjekt wie unter Schwarzers Fittichen. In ihrer Zeitschrift Emma wirken deshalb allzu oft alle Frauen wie Opfer und alle Männer wie Täter. Beim Lesen der Emma gewinnt man zudem den Eindruck, dass “die Frauen” nur eine Meinung haben: die Alice Schwarzers. Und das macht einigen Frauen, deren Vorkämpferin sie doch sein möchte, die Gratulation etwas schwerer.
PornYO-Feministinnen
Schon im Jahr 2000 schrieb die Grüne Jugend in einem offenen Brief an Schwarzer: “Junge Frauen können mit Diskussionen, die Frauen in erster Linie als Opfer von männlich geprägten Strukturen verstehen, nichts mehr anfangen.” Und die Autorin Thea Dorn, die in ihrem Buch “Die neue F-Klasse” den Feminismus modernisieren möchte, sieht “unübersehbare Differenzen” zwischen ihrer Generation und “dem klassischen Siebzigerjahre-Feminismus”.
Interessanterweise tauchen die größten Probleme, die andere Feministinnen mit Schwarzer haben, regelmäßig beim Thema Sexualität auf, dem einen der Lieblingsthema von Alice Schwarzer.
So legte sie diesen Herbst ihre “PorNO”-Kampagne aus den späten Achtzigerjahren wieder auf. “Pornografie ist Gewalt” hieß es auf dem Emma-Titelbild im September 2007. Pornoliebhaberinnen wundern sich: Denn Alice Schwarzer definiert Pornografie einfach um. Pornografie ist nicht die “grobe Darstellung des Sexuellen”, wie etwa das Strafrecht sie definiert. Bei Schwarzer heißt es stattdessen, Pornografie verknüpfe “sexuelle Lust mit der Lust an Erniedrigung und Gewalt”.
Aber was ist dann der normale Porno? Der ist irgendwie eingemeindet in die neue Definition. Im selben Text nämlich spricht Schwarzer anklagend von den Millionen von Pornoseiten, die sie im Internet findet. Nach ihrer Definition müssten die alle frauenverachtend oder gewalttätig sein. Dabei genügt ein kurzer Blick ins Netz, um zu sehen, dass da jede Menge Normalo-Sexseiten darunter sind.
“Man kann diese Dinge nicht über einen Kamm scheren”, meint der Präsident der Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung, Jakob Pastötter, “sonst tut man vielen Leuten Unrecht”. “Ganz normale Männer und Frauen” benutzten Pornos als Stimulanz, die wolle er nicht kriminalisieren, wie es mit einer neuen “PorNO”-Kampagne leicht passieren könne, meint der Forscher. “Und für den Porno gilt nun mal: Erlaubt ist, was beiden gefällt.” Dazu könne gehören, dass Frauen und Männer masochistische Szenarien mögen. “Ein solcher S/M-Porno wäre nach der ,PorNO’-Definition aber schon ein Ding der Unmöglichkeit”, sagt Pastötter.
Die Filmwissenschaftlerin Gertrud Koch, die sich viel mit pornografischen Filmen beschäftigt hat, will das Probleme der erniedrigenden Pornos nicht leugnen. “Es ist wichtig, dass wir über Frauenhass in Pornografie sprechen”, sagt sei und hält deshalb öffentlichen Kampagnen für sinnvoll. “Aber den Ruf nach einer Zensur, den ich bei Schwarzer immer heraushöre, sollten wir uns sparen”, fügt sie hinzu.
Eine gesellschaftliche Debatte halten Pastötter und Koch für überfällig. Aber eine Verteufelung des Ganzen, wo man vielleicht nur bestimmte problematische Entwicklungen meint, stößt nicht nur in der Fachwelt auf Unverständnis, sondern ebenso bei jüngeren Frauen: “Womit ich überhaupt nichts mehr anfangen kann, ist dieser Hass auf Pornografie”, sagt Fernsehmoderatorin Charlotte Roche in Dorns Buch. “Die Frau, die eine selbstbewusste Sexualität hat, fühlt sich bei den Sachen, wo die Feministin sofort ,erniedrigend’ kreischt, nicht erniedrigt.” Und die Schriftstellerin Tanja Dückers meint, dass Schwarzers Anliegen zwar sinnvoll, ihre Methoden aber “zum Teil antiquiert” seien. “Man kann nicht mehr einfach ,PorNO’-Aufkleber verteilen.”
Es ist diese geradezu viktorianische Herangehensweise, die viele jüngere Feministinnen abschreckt. Doch Alice Schwarzer gemeindet auch diese jüngeren Frauen gern in ihr Freund-Feind-Schema ein. So findet sich im Antipornografie-Dossier der Emma ein Text der SZ-Autorin Meredith Haaf, in dem sie sich kritisch mit der erotischen Selbststilisierung junger Frauen auf der Internetplattform Myspace auseinandersetzt. Meredith Haaf versteht sich als Feministin, ihr Buch “Wir Alpha-Mädchen” erscheint im Frühjahr. Aber mit der “PorNO”-Kampagne möchte sie nichts zu tun haben. “Ich wusste nicht, dass mein Text Teil einer Antipornokampagne werden sollte. Da passt er nämlich nicht hinein. Ich bin pro Porno und nicht gegen Porno”, sagt sie.
Der weibliche Körper steht auch bei Schwarzers zweitem Lieblingsthema im Mittelpunkt: der Prostitution. Anfang des Jahres erschien in der Emma wieder einmal ein großes Dossier dazu. Prostituierte sind für Alice Schwarzer Frauen, die ein Mann kaufen kann “wie eine Ware”. Dass sie selbst sich auch als Dienstleisterinnen und sich damit durchaus als Subjekte sehen, ist damit undenkbar. Vielmehr folgt aus dieser These, dass Prostitution ein “Verstoß gegen die Menschenwürde” sei. Ein Verstoß gegen die Menschenwürde würde bedeuten, dass ein Grundrecht verletzt wird. Folglich müsste man Prostitution verbieten. Will sie das? So klar mag Schwarzer das nicht sagen. Vielleicht ahnt auch sie, dass man damit die Probleme der Prostituierten nicht löst, sondern durch die Illegalisierung neue schafft.
Aber was will sie stattdessen sagen? Die schlechten Arbeitsbedingungen der Prostituierten, die sozialen Zwänge, in denen sie leben, die oft reichlich verdinglichte Sprache der Freier, die sich nicht darum scheren, ob die von ihnen besuchte Frau eventuell zur Prostitution gezwungen wird - all dies sind durchaus skandalöse Zustände. Bei Schwarzer aber bebildern sie ihre These von der Verderbtheit der ganzen Sache. Es sind nicht einzelne Freier oder Zuhälter, die gegen die Menschenwürde verstoßen, es ist die Prostitution an sich.
Die kleinen Unterschiede
“Sie stellt nur die eine Seite der Prostitution dar,” meint die Pressereferentin des Sozialdienstes katholischer Frauen, Claudia Steinborn. Der Sozialdienst betreibt in Dortmund und weiteren Städten Ausstiegsprojekte für Prostituierte. “Wir sehen durchaus auch das Elend der Straßenprostitution oder das Problem der Opfer von Menschenhandel. Aber es gibt eben auch die selbstbewusste Prostituierte, die in diesem Beruf arbeiten will.” Schwarzer aber meint: “Die von der Hurenbewegung propagierte (?) Grenze zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Prostitution ist künstlich.” So wird unversehens die Zwangsprostitution zum Prototyp der Prostitution: Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 würden 40.000 zusätzliche Prostituierte erwartet, geisterte durch die Medien. In der Emma wurden daraus “40.000 Zwangsprostituierte”.
Der Dachverband der Hurenberatungsstellen ist davon überzeugt, dass Prostitution auch ein Beruf sein kann, wenn auch in einem extrem schwierigen Milieu. Und das sagten sie auch, wenn die Emma bei ihnen anrief. “Unsere Zitate sind dann oft so wiedergegeben worden, dass wir uns nicht mehr wiedererkannt haben. Wir haben daraufhin beschlossen, der Emma bis auf weiteres keine Interviews mehr zu geben”, so Steinborn. In der Emma heißt es zu diesem Sachverhalt, der Dachverband sei “pro-Prostitution” und “diktiere” diese Haltung allen Mitgliedern. “Aufgrund der kritischen Berichterstattung” der Emma habe er ein “Kontaktverbot” beschlossen.
Es ist eine gewisse Feindlichkeit gegenüber verbotenen Gelüsten des weiblichen Körpers, der bei der Behandlung dieser Themen immer wieder aufscheint. Und diese Haltung scheint die Scheidelinie zu den jüngeren Feministinnen zu markieren. “Auf den Körper reduziert zu werden” galt lange Zeit als Abwertung der Frau. Die Romanistin Barbara Vinken, die mit ihrem Buch “Die deutsche Mutter” eine der wichtigsten Analysen zum deutschen Frauenbild verfasst hat, sieht darin eine Nachwirkung eines modernen Subjektbegriffs, “der Frauen aufgrund ihrer sie angeblich ganz bestimmenden Geschlechtlichkeit aus der öffentlichen Sphäre verbannt”. Nur wer diesem Schema folgt, kann in der Körperlichkeit der Frau eine Bedrohung sehen und muss panisch darauf bedacht sein, nicht auf diesen “reduziert zu werden”. Dass ein weibliches Subjekt mit seinem Körper und seiner Geschlechtlichkeit in der Öffentlichkeit spielt, daraus gar Kapital macht, sieht Schwarzer als Rückfall in die vom Mann zugewiesen Position. Vielleicht war das der Grund, warum sich Schwarzer von Verona Pooth, so provoziert fühlte.
“Alice Schwarzer ist ein Symptom für den deutschen Kontext. In der deutschen Debatte herrscht immer noch der männliche Geist über den weiblichen Körper”, meint Vinken. Weshalb Alice Schwarzer ihr Heil in der Verleugnung der weiblichen Gelüste suche. In Frankreich und in den Vereinigten Staaten sei die Diskussion um die Differenz zwischen den Geschlechtern schon weiter.
So manche junge Feministin scheint ein anderes Konzept von Körperlichkeit zu haben, als es Schwarzer in ihrer Zeit möglich war. Nicht nur das spricht dafür, dass heute eine neue Generation die Staffel zu übernehmen. Eine Generation, die eine neue Antwort auf die Frage nach dem kleinen Unterschied findet.
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fragwürdige Agitation von Schwarzer
Offener Brief von Dona Carmen
zu den fragwürdigen Argumenten von Alice Schwarzer
an den Vorsitzenden der Frankfurter jüdischen Gemeinde Prof. Dr. Salomon Korn
Zu dieser Kontroverse ist heute auch eine längerer Artikel in der FAZ (Feuilleton Printausgabe-only) erschienen.
Alice Schwarzer vergleicht unterdrückte Frauen mit den jüdischen Opfern im Nationalsozialismus. Diese Mittel im Kampf für die Frauenemanzipation verharmlose die Shoa.
Der offene Brief:
http://www.donacarmen.de/?p=249
Anlaß war diese Aktion von Dona Carmen:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=35977#35977
.
zu den fragwürdigen Argumenten von Alice Schwarzer
an den Vorsitzenden der Frankfurter jüdischen Gemeinde Prof. Dr. Salomon Korn
Zu dieser Kontroverse ist heute auch eine längerer Artikel in der FAZ (Feuilleton Printausgabe-only) erschienen.
Alice Schwarzer vergleicht unterdrückte Frauen mit den jüdischen Opfern im Nationalsozialismus. Diese Mittel im Kampf für die Frauenemanzipation verharmlose die Shoa.
Der offene Brief:
http://www.donacarmen.de/?p=249
Anlaß war diese Aktion von Dona Carmen:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=35977#35977
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RE: ENTGEGNUNG AUF ALICE SCHWARZER
Zum besseren Verständnis der Denkensweise von Alice Schwarzer
[movie]http://sexworker.no-ip.biz/sw/AliceSchwarzer-3sat.flv[/movie]
Hier ein älteres Schmankerl (TV-Show mit Esther Vilar)
[movie]http://sexworker.no-ip.biz/sw/Esther_Vi ... histin.flv[/movie]
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Übrigens: Ihr Wiener könnt sie bald live erleben:
Im Sommersemester 2009 übernimmt sie eine Gastprofessur an der Wiener Universität für angewandte Kunst. Hier wird sie im April und Mai Vorträge zu den Themen Pornografie und sexuelle Gewalt, Religiöser Fundamentalismus und Frauen und Männer halten.
Hier noch ein Beispiel:
http://www.youtube.com/watch?v=2sXzxvns ... re=related
Ich kann michnoch an die Fernsehsendung erinnern, Frau Schwarzer war sehr aggressiv, sie beleidigte auch noch die Vilar "Sie sind nicht nur Sexistin, sondern auch Faschistin"
Im Sommersemester 2009 übernimmt sie eine Gastprofessur an der Wiener Universität für angewandte Kunst. Hier wird sie im April und Mai Vorträge zu den Themen Pornografie und sexuelle Gewalt, Religiöser Fundamentalismus und Frauen und Männer halten.
Hier noch ein Beispiel:
http://www.youtube.com/watch?v=2sXzxvns ... re=related
Ich kann michnoch an die Fernsehsendung erinnern, Frau Schwarzer war sehr aggressiv, sie beleidigte auch noch die Vilar "Sie sind nicht nur Sexistin, sondern auch Faschistin"
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Ein wenig OFF-Topic, aber auf alle Fälle sehenswert:
Wer es noch nicht gesehen hat, sollte sich die 8 Minuten Zeit nehmen: Verona und Alice als Gast bei Kerner
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=qsDmGWpyLxM&NR=1[/youtube]
Und hier der schon eine ältere Aufzeichnung, die belegt, dass Frau Schwarzer selbst dann bei einer Aussage bleibt, wenn das Gegenteil als erwiesen gilt:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=2sXzxvns ... re=related[/youtube]
Wer es noch nicht gesehen hat, sollte sich die 8 Minuten Zeit nehmen: Verona und Alice als Gast bei Kerner
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=qsDmGWpyLxM&NR=1[/youtube]
Und hier der schon eine ältere Aufzeichnung, die belegt, dass Frau Schwarzer selbst dann bei einer Aussage bleibt, wenn das Gegenteil als erwiesen gilt:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=2sXzxvns ... re=related[/youtube]
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RE: ENTGEGNUNG AUF ALICE SCHWARZER
Hier (leider wieder einmal English) die historische Quelle, aus der Schwarzer's NoPorn-Feminismus sich speist:
http://www.thesun.co.uk/sol/homepage/wo ... 833968.ece
Aus psychologischer Sicht zweilfelsohne eine Perversion.
Nur ein Zitat:
MOST men are by nature rather perverted, and if given half a chance, would engage in quite a variety of the most revolting practices, including performing the normal act in abnormal positions, mouthing the female body and offering their own vile bodies to be mouthed in turn.
A SELFISH and sensual husband can easily take advantage of his wife. One cardinal rule of marriage should never be forgotten: Give little, give seldom and above all give grudgingly. Otherwise what could have been a proper marriage could become an orgy of sexual lust.
JUST as she should be ever alert to keep the quantity of sex as low as possible, the wise bride will pay equal attention to limiting the kind and degree of sexual contacts.
MANY men obtain a major portion of their sexual satisfaction from the peaceful exhaustion immediately after the act is over. Thus the wife must ensure that there is no peace in this period for him to enjoy. Otherwise he might be encouraged to soon try for more.
Wenn ich mir das so anschaue, dann kann ich theoretisch sogar nachvollziehen, dass eine solchermaßen in ihrer eigenen Sexualität gestörte Frau gar nicht anders kann als zu glauben, dass Prostituierte immer die Opfer der "triebhaften Männer" sind.
Und wen ich bedenke wie die Frau Vikar empfiehlt zu lügen, Krankheiten vorzutäuschen um Sex zu vermeiden, dann kommt mir der dringende Verdacht, dass die Behauptung "moderner" Feministinnen sie seien mit ihrer eigenen Sexualität im Reinen möglicherweise auch nur eine Lüge ist, um die eigene perverse Ideologie zu schützen.
Liebe Grüße, Aoife
http://www.thesun.co.uk/sol/homepage/wo ... 833968.ece
Aus psychologischer Sicht zweilfelsohne eine Perversion.
Nur ein Zitat:
MOST men are by nature rather perverted, and if given half a chance, would engage in quite a variety of the most revolting practices, including performing the normal act in abnormal positions, mouthing the female body and offering their own vile bodies to be mouthed in turn.
A SELFISH and sensual husband can easily take advantage of his wife. One cardinal rule of marriage should never be forgotten: Give little, give seldom and above all give grudgingly. Otherwise what could have been a proper marriage could become an orgy of sexual lust.
JUST as she should be ever alert to keep the quantity of sex as low as possible, the wise bride will pay equal attention to limiting the kind and degree of sexual contacts.
MANY men obtain a major portion of their sexual satisfaction from the peaceful exhaustion immediately after the act is over. Thus the wife must ensure that there is no peace in this period for him to enjoy. Otherwise he might be encouraged to soon try for more.
Wenn ich mir das so anschaue, dann kann ich theoretisch sogar nachvollziehen, dass eine solchermaßen in ihrer eigenen Sexualität gestörte Frau gar nicht anders kann als zu glauben, dass Prostituierte immer die Opfer der "triebhaften Männer" sind.
Und wen ich bedenke wie die Frau Vikar empfiehlt zu lügen, Krankheiten vorzutäuschen um Sex zu vermeiden, dann kommt mir der dringende Verdacht, dass die Behauptung "moderner" Feministinnen sie seien mit ihrer eigenen Sexualität im Reinen möglicherweise auch nur eine Lüge ist, um die eigene perverse Ideologie zu schützen.
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard
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- Admina
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RE: ENTGEGNUNG AUF ALICE SCHWARZER
Hier ein sehr schöne Blogeintrag von eine Gruppe von Studierenden der Humboldt-Universität, die sich im Rahmen eines studentischen Projekttutoriums mit dem Thema „Menschenhandel “ .
Der richtige Umgang mit Prostitution:
http://menschenhandelheute.wordpress.co ... schwarzer/
Liebe Grüsse, Fraences
Der richtige Umgang mit Prostitution:
http://menschenhandelheute.wordpress.co ... schwarzer/
Liebe Grüsse, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Elisabeth Badinter:
SONNTAGSINTERVIEW
"Ich werde ständig von Feministinnen attackiert"
Seit Strauss-Kahn schaut die Welt genauer auf den französischen Mann. Elisabeth Badinter streitet schon länger: über die Frauen, das Stillen und Prostitution
Madame Badinter, nach der Sexaffäre um Dominique Strauss-Kahn hieß es, im Macholand Frankreich sei eine Schweigemauer gefallen. Ist es für die Frauen jetzt besser?
Es ist nicht so, dass in Frankreich ständig Frauen geschunden und bedrängt werden. Das ist ein Teil der Realität wie überall anders auch, und es ist richtig, das anzuprangern. Aber die Gleichsetzung "Frau gleich Opfer" funktioniert nicht. Man sagt nicht automatisch die Wahrheit, weil man eine Frau ist. Genauso wenig, wie man als Frau automatisch lügt. Es ist die Aufgabe der Justiz, das im Einzelfall zu klären.
Strauss-Kahn ist nach seiner Freilassung in New York wieder in den Schlagzeilen. Er soll als IWF-Chef Partys mit Prostituierten besucht haben, die von Unternehmen bezahlt wurden.
Ich bin sehr gut befreundet mit Anne Sinclair, seiner Frau. Mein Mund war von Anfang an versiegelt, außer einmal, als ich den Feministinnen etwas entgegensetzen wollte.
Sie warfen den Feministinnen vor, den Fall zu instrumentalisieren. Viele fanden das seltsam.
Die Stunde der Stille ist gekommen. Ich will für keinen Eklat mehr sorgen.
Können Sie verstehen, dass der Philosoph Vincent Cespedes Frankreich eine "Phallokratie" nennt, die von einer kleinen Elite weißer Männer regiert wird?
Ich mag solche Sätze nicht. Natürlich ist die Macht in der Politik männlich dominiert, trotzdem beobachte ich seit 15 Jahren eine gute Entwicklung. Schauen Sie sich die Parteien an – so viele Frauen. Im Gegensatz zu anderen finde ich: Es gibt große Fortschritte.
Sie sind Philosophin und unterrichten seit 35 Jahren an der Pariser Eliteuniversität École Polytechnique. Muss man in Frankreich noch immer eine solche Uni besuchen, um nach oben zu kommen?
Sicher. Viele meiner Schüler sind heute in der Wirtschaft, einer wurde Armeechef. Es gibt an diesen Universitäten Kontakte. Ich würde das nicht Mafia nennen, aber es ist ein sehr starkes Netzwerk. Das ist nicht sehr demokratisch. Andererseits haben selbst die Absolventen der Grandes Écoles inzwischen Probleme, etwas Festes zu finden.
In Ihrem jüngsten Buch "Der Konflikt" kritisieren Sie, dass sich heute viele Frauen lieber der Mutterrolle zuwenden als der Karriere.
Die Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahrzehnte haben die Frauen extrem verunsichert. Plötzlich merkten sie, dass sie unterbezahlt sind oder dass man sie von einem Tag auf den anderen entsorgt, wie ein Kleenex. Ich kenne nicht wenige Frauen um die 30, die Anwältin, Ärztin oder Journalistin sind. Dann bekommen sie Kinder und sagen: "Wozu soll ich 40 Stunden arbeiten für eine Firma, die mich schlecht behandelt? Wenn ein Kind glücklich werden soll, braucht es mich, das scheint mir die wichtigere Aufgabe."
Sie behaupten, heute sei ein Baby der "stärkste Alliierte der männlichen Herrschaft".
Eine Frau muss heute alles für ihr Kind tun, alles andere gilt als Zeichen von Egoismus. Und die Ärzte, Kinderpsychologen und die Stilllobby bestärken das auch noch, indem sie sagen: Ein Kind braucht seine Mutter, es muss bis ins zweite Lebensjahr gestillt werden.
Was haben Sie gegen das Stillen?
Ich habe nichts gegen das Stillen, sondern gegen die Ideologie dahinter. Ein seltsamer naturverbundener Diskurs hat in unser Leben Einzug gehalten: Ist unser Lebensstil der richtige, ist das nicht alles Irrsinn, das ganze Geld, der Konsum? Sollen wir nicht lieber zu den Fundamenten der Natur zurückkehren, uns gesund ernähren, uns um die gute Luft kümmern, weil das weiser, richtiger ist?
Ja und?, werden die Berliner Ökomütter fragen.
Dieselben Ideen gab es zu Zeiten Rousseaus. Zurück zur Natur, denn nur die Natur ist wahrhaftig. Der natürliche Platz der Frau ist dann bei den Kindern. "Eine Frau, würdig ihres Namens, gehört nach Hause wie eine Nonne ins Kloster", sagte Rousseau. Was ich damit sagen will: Jede Art von Naturalismus ist ein Rückschritt, weil er automatisch zulasten der Frauen geht.
Seit Ihrem berühmten Buch "Mutterliebe" aus dem Jahr 1981 brechen Sie eine Lanze für die französische Mutter, die "bestenfalls mittelmäßig" sei.
In Frankreich ist man seit dem 17., 18. Jahrhundert überzeugt, dass eine Frau, die Mutter wird, nicht nur Mutter ist. Sie hat ihre Interessen, ihre sozialen Zirkel, sie bleibt Frau. Von außen sehen wir deswegen nach schlechten, egoistischen Müttern aus, aber es ist auf jeden Fall die entspanntere Herangehensweise als das deutsche Verständnis, das von der perfekten Mutter ausgeht.
Die deutschen Frauen stresst ja eher die Französin, Typ Carla Bruni. Die nicht nur Kinder, sondern auch Karriere haben muss – und dabei noch verführerisch aussieht.
Müssen, müssen – es ist doch ein "Ich will, ich will". Wenn eine Mutter nicht Vollzeit arbeitet, ist das Risiko enorm, irgendwann ohne Mann dazustehen, mit einem Miniunterhalt. Und dann? Finanzielle Unabhängigkeit ist wie die Luft zum Atmen. Und zur Schönheit: Wir leben in einer Welt der Äußerlichkeiten, da muss man sich anstrengen, wenn man nicht allein bleiben will. Das ist die grausame Wahrheit. Dafür hatte man früher einen Mann und musste ihn behalten bis zum Tod.
Sie selbst bekamen während Ihres Studiums drei Kinder in drei Jahren. Wie haben Sie das gemacht?
Schlecht natürlich. Ich war eine sehr mittelmäßige Mutter und habe viel dummes Zeug gemacht. Das Examen habe ich auch nicht geschafft. Ich erinnere mich noch gut an eine unglaubliche physische Erschöpfung. Mein Mann, der ein netter Mann und Vater ist, hat am Wochenende immer die Kinder genommen. Ich lag den ganzen Tag im Bett, ich konnte mich nicht bewegen. Doch mein Studium hätte ich um nichts auf der Welt aufgegeben. Ich wusste, mein Leben steht auf dem Spiel, das war ein starker Motor. Aber für mich und meine Generation war alles viel einfacher.
Warum?
Wir hatten Hilfe für die Kinder, man hat leicht eine Nounou gefunden. Und wir hatten weniger Druck, eine gute Mutter zu sein. Als ich schwanger war, habe ich geraucht, wie alle meine Freundinnen auch. Die Idee, beim Abendessen auf Rotwein zu verzichten, wäre uns nie im Leben gekommen. Wenn eine Frau heute schwanger ist, sagen die Kollegen im Büro: "Ich hoffe, du rauchst und trinkst nicht." In die Mutterschaft zu gehen, ist für Frauen heute, als sollten sie Nonnen werden.
In Ihrem Buch "XY – die Identität des Mannes" haben Sie 1992 nach dem neuen Vater gerufen, dem "gentle man". Was wurde aus ihm?
Ich denke, wir haben die Männer unseres Lebens ganz gut dort hingebracht. Wir haben das Bild des „Papa Poule“ etabliert, des Papas, der sich kümmert, der bei den Kindern, bei der Familie ist. Leider wird dieses Bild gerade von der ewigen Leier der Kinderpsychologen zerstört, die sagen: Sicher, der Vater kann im Haushalt helfen, aber das Baby gehört einzig und allein zur Mutter.
Wer sagt das?
Edwige Antier zum Beispiel, eine Kinderärztin und Politikerin, jeden Mittwochnachmittag im Fernsehen. Sie sagt, dass Babys bei der Mutter im Bett schlafen sollen und dem Vater höchstens eine Beobachterrolle zukommt. Das ist gerade eine sehr starke Bewegung in Frankreich. Dazu kommt, dass meiner Generation, die ich Post-Beauvoir nennen würde, gerade durch unsere Töchter der Prozess gemacht wird: "Ihr wolltet alles, Karriere, Unabhängigkeit, und wart immer gestresst. Wir mussten den Preis zahlen, das sollen unsere Kinder nicht erleben."
Denkt Ihre Tochter auch so?
Ich habe Glück. Zwar glaubt sie wie jede Tochter, dass sie alles anders machen muss. Sie hat auch einige Wochen gestillt, beide Kinder. Zumindest ist sie solidarisch mit dem, was ich sage.
Sie sind nicht gerade nett zur Generation Ihrer Tochter, die Sie entweder zu öko oder zu lasch finden. Warum gehen ältere Feministinnen eigentlich immer auf junge Frauen los?
Es scheint mir, dass wir früher freier waren, kämpferischer. Heute flüchten sich die Frauen in die Opferrolle. Das ist desaströs für die Gleichheit der Geschlechter. Die Lage der Frauen heute lässt mich oft an kleine Kinder denken. Keine will verantwortlich sein für das, was sie tut.
Alice Schwarzer sieht die Frauen gern als Opfer. Nervt Sie das?
Und wie. Ich kenne Alice sehr gut, wir hatten eine ziemlich rüde Diskussion über Prostitution. Für mich ist das eine philosophische Frage des eigenen Selbst. Wenn eine Frau in einer Nacht so viel verdienen will wie andere in einem Monat, dann soll sie das tun. Bekämpfen soll man die Zuhälter, die Netzwerke dahinter. Aber die Frau hat ihren freien Willen. Da ist Alice ganz und gar dagegen. So wie ich dagegen bin, Frauen immer nur als Opfer zu sehen.
Wir sitzen in Ihrem Appartement in Paris mit Blick über den Jardin du Luxembourg. Eine Haushälterin hat mir die Tür geöffnet. Ihre Kritiker sagen: Wer so lebt, kann die Lage der Frauen gar nicht beurteilen.
Das höre ich oft: "Sie sind mit einem Silberlöffel im Mund geboren – wie können Sie da Feministin werden?" Das ist genau der Grund, warum ich Feministin wurde, einen Sinn für die Inégalité habe! Ich komme aus einer sehr privilegierten Schicht. Wir waren drei Schwestern, ich habe zu Hause nie Geringschätzung von Mädchen erlebt, mein Vater hat über alles mit mir geredet. Als ich dann hinaus in die Welt gegangen bin, fand ich das schrecklich, wie man Frauen und Mädchen behandelt. Konfrontiert mit dem normalen Leben, scheinen mir die üblichen Ungleichheiten noch unerträglicher.
Sie sind auch mit der Wirtschaftswelt vertraut. Ihnen gehört ein Anteil von Publicis, einer der größten Werbeagenturen der Welt.
Ich bin im Aufsichtsrat, doch da sind 18 Leute, zu bestimmen habe ich nichts. Mein Vater hat das aufgebaut, 1926, aus dem Nichts, er war ein jüdischer Einwanderer aus Russland. Dann wurde es ein globales Unternehmen. Ich habe eher eine Verantwortung moralischer Natur, im Andenken meines Vaters. Er hat mit mir schon darüber geredet, als ich ein kleines Mädchen war. Ich weiß, worum es geht, eine Geschäftsfrau bin ich jedoch nicht.
Kennen Sie die Serie "Mad Men" über eine Werbeagentur im New York der 60er Jahre?
Mein Sohn hat mir die DVD geschenkt. Das erinnert mich an meine Jugend, an meinen Vater. Eine seiner Kampagnen sorgte in den 60ern für einen unglaublichen Skandal. Für eine BH-Firma, die "Rosie" hieß, hat er eine Kampagne gemacht, da sah man eine Frau, die nichts am Leib hatte, nur eine Rose. Das war das erste Mal, dass eine Frau in der Werbung nackt war.
Mit nackten Frauen zu werben, kann aber nicht in Ihrem Sinn sein.
Ich für meinen Teil war schockiert von einer Werbung von Dior oder Yves Saint Laurent, vor zehn Jahren etwa. Eine nackte Frau auf Knien, mit Stiefeln, obszön. Aber zu meiner großen Verwunderung hat niemand weniger Handtaschen von Dior gekauft. Oft sagen Frauen zu mir: "Die Werbung erniedrigt uns." Ich sage dann immer: "Kauft diese Handtaschen nicht, dann hört es sofort auf." Wenn man über Gewalt in der Werbung redet, muss ich lachen. Das Problem ist, dass die meisten Frauen das überhaupt nicht als Gewalt wahrnehmen und es deswegen funktioniert.
Ihr Mann war Justizminister unter Mitterrand. Gab es einen Politiker, der Sie beeindruckte?
Mitterrand. Das war ein Mann von einer unglaublichen Tiefe, mit großem Charme. Er hat mich bezaubert wie alle in seiner Nähe.
Mitterrand hatte eine versteckte Zweitfamilie und soll Korruption in seinem Umfeld geduldet haben.
Ich fand ihn immer angenehm und aufmerksam. Wir waren auf vielen Reisen zusammen. Wenn er mit einem redete, wusste er immer Bescheid, was man irgendwann gesagt hatte. Er liebte es zu essen, obwohl ich eine fürchterliche Köchin war. Und er liebte es, wenn ich Klatsch erzählte. Er redete auch nicht nur über Politik, sondern über Theater, Kino, Bücher.
Gibt es heute einen Politiker, den Sie gut finden?
Keinen einzigen. Heute müssen Politiker darauf bedacht sein, so wenig wie möglich zu schockieren, das ist schlecht. Mein Mann hat die Todesstrafe in einem Klima des Hasses abgeschafft, das war unglaublich.
Warum der Hass?
Die Leute wollten die Todesstrafe. Immer wenn es ein schlimmes Verbrechen gab, hieß es: Das ist, weil ihr die Todesstrafe abgeschafft habt. Aber Robert hat es durchgezogen. Heute sehe ich wenige Politiker, die sich trauen, ihre Standpunkte zu vertreten, vor allem, wenn es Minderheitenstandpunkte sind. Sie schauen auf das, was die Wähler wollen, und geben es ihnen, um wiedergewählt zu werden. Das ist sehr schädlich für die Demokratie.
Sie gelten als die neue Simone de Beauvoir, die Zeitschrift "Marianne" nennt Sie Frankreichs einflussreichste Intellektuelle. Anders als Frauen wie Alice Schwarzer oder Elfriede Jelinek wurden Sie aber nicht angefeindet.
Ich werde ständig von Feministinnen attackiert. Ich verkörpere in ihren Augen, was am meisten verachtenswert ist: Geld, Werbung, Bürgertum. Aber vermutlich werde ich mehr gelesen als andere, weil ich über Themen schreibe, die tief im Bewusstsein der französischen Gesellschaft verankert sind, Mutterschaft, die Situation von Frauen und Männern. Vielleicht hat es auch mit meinem Vater zu tun. Generell finde ich die Intellektuellen meiner Generation mittelmäßig. Wir hatten tolle Meister, Foucault, Deleuze, Derrida, Lévi-Strauss. Jetzt sind wir in einer Zeit mit niedrigem Niveau, das sage ich durchaus selbstkritisch.
Die amerikanische Kulturhistorikerin Camille Paglia sagt, es brauche einen Feminismus, der sich um wirklich wichtige Dinge kümmert. Die unterdrückten Frauen außerhalb der westlichen Welt etwa.
Das ist delikat, das muss von den Frauen selbst kommen. Nehmen wir das Problem der Beschneidung. Viele Anwältinnen und Feministinnen haben das militant bekämpft. Ohne Erfolg. Erst als die Frauen, die hier lebten und selbst beschnitten waren, das Thema aufgriffen, wurde es besser. Ich hätte auch gern, dass die iranischen, afghanischen Frauen so frei wären wie wir. Inzwischen weiß ich, das muss von innen kommen. Die Völker befreien sich selbst, man bringt ihnen nicht die Freiheit. Siehe Irak. Bei den Frauen ist es genauso.
Tagesspiegel 20.11.2011
"Ich werde ständig von Feministinnen attackiert"
Seit Strauss-Kahn schaut die Welt genauer auf den französischen Mann. Elisabeth Badinter streitet schon länger: über die Frauen, das Stillen und Prostitution
Madame Badinter, nach der Sexaffäre um Dominique Strauss-Kahn hieß es, im Macholand Frankreich sei eine Schweigemauer gefallen. Ist es für die Frauen jetzt besser?
Es ist nicht so, dass in Frankreich ständig Frauen geschunden und bedrängt werden. Das ist ein Teil der Realität wie überall anders auch, und es ist richtig, das anzuprangern. Aber die Gleichsetzung "Frau gleich Opfer" funktioniert nicht. Man sagt nicht automatisch die Wahrheit, weil man eine Frau ist. Genauso wenig, wie man als Frau automatisch lügt. Es ist die Aufgabe der Justiz, das im Einzelfall zu klären.
Strauss-Kahn ist nach seiner Freilassung in New York wieder in den Schlagzeilen. Er soll als IWF-Chef Partys mit Prostituierten besucht haben, die von Unternehmen bezahlt wurden.
Ich bin sehr gut befreundet mit Anne Sinclair, seiner Frau. Mein Mund war von Anfang an versiegelt, außer einmal, als ich den Feministinnen etwas entgegensetzen wollte.
Sie warfen den Feministinnen vor, den Fall zu instrumentalisieren. Viele fanden das seltsam.
Die Stunde der Stille ist gekommen. Ich will für keinen Eklat mehr sorgen.
Können Sie verstehen, dass der Philosoph Vincent Cespedes Frankreich eine "Phallokratie" nennt, die von einer kleinen Elite weißer Männer regiert wird?
Ich mag solche Sätze nicht. Natürlich ist die Macht in der Politik männlich dominiert, trotzdem beobachte ich seit 15 Jahren eine gute Entwicklung. Schauen Sie sich die Parteien an – so viele Frauen. Im Gegensatz zu anderen finde ich: Es gibt große Fortschritte.
Sie sind Philosophin und unterrichten seit 35 Jahren an der Pariser Eliteuniversität École Polytechnique. Muss man in Frankreich noch immer eine solche Uni besuchen, um nach oben zu kommen?
Sicher. Viele meiner Schüler sind heute in der Wirtschaft, einer wurde Armeechef. Es gibt an diesen Universitäten Kontakte. Ich würde das nicht Mafia nennen, aber es ist ein sehr starkes Netzwerk. Das ist nicht sehr demokratisch. Andererseits haben selbst die Absolventen der Grandes Écoles inzwischen Probleme, etwas Festes zu finden.
In Ihrem jüngsten Buch "Der Konflikt" kritisieren Sie, dass sich heute viele Frauen lieber der Mutterrolle zuwenden als der Karriere.
Die Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahrzehnte haben die Frauen extrem verunsichert. Plötzlich merkten sie, dass sie unterbezahlt sind oder dass man sie von einem Tag auf den anderen entsorgt, wie ein Kleenex. Ich kenne nicht wenige Frauen um die 30, die Anwältin, Ärztin oder Journalistin sind. Dann bekommen sie Kinder und sagen: "Wozu soll ich 40 Stunden arbeiten für eine Firma, die mich schlecht behandelt? Wenn ein Kind glücklich werden soll, braucht es mich, das scheint mir die wichtigere Aufgabe."
Sie behaupten, heute sei ein Baby der "stärkste Alliierte der männlichen Herrschaft".
Eine Frau muss heute alles für ihr Kind tun, alles andere gilt als Zeichen von Egoismus. Und die Ärzte, Kinderpsychologen und die Stilllobby bestärken das auch noch, indem sie sagen: Ein Kind braucht seine Mutter, es muss bis ins zweite Lebensjahr gestillt werden.
Was haben Sie gegen das Stillen?
Ich habe nichts gegen das Stillen, sondern gegen die Ideologie dahinter. Ein seltsamer naturverbundener Diskurs hat in unser Leben Einzug gehalten: Ist unser Lebensstil der richtige, ist das nicht alles Irrsinn, das ganze Geld, der Konsum? Sollen wir nicht lieber zu den Fundamenten der Natur zurückkehren, uns gesund ernähren, uns um die gute Luft kümmern, weil das weiser, richtiger ist?
Ja und?, werden die Berliner Ökomütter fragen.
Dieselben Ideen gab es zu Zeiten Rousseaus. Zurück zur Natur, denn nur die Natur ist wahrhaftig. Der natürliche Platz der Frau ist dann bei den Kindern. "Eine Frau, würdig ihres Namens, gehört nach Hause wie eine Nonne ins Kloster", sagte Rousseau. Was ich damit sagen will: Jede Art von Naturalismus ist ein Rückschritt, weil er automatisch zulasten der Frauen geht.
Seit Ihrem berühmten Buch "Mutterliebe" aus dem Jahr 1981 brechen Sie eine Lanze für die französische Mutter, die "bestenfalls mittelmäßig" sei.
In Frankreich ist man seit dem 17., 18. Jahrhundert überzeugt, dass eine Frau, die Mutter wird, nicht nur Mutter ist. Sie hat ihre Interessen, ihre sozialen Zirkel, sie bleibt Frau. Von außen sehen wir deswegen nach schlechten, egoistischen Müttern aus, aber es ist auf jeden Fall die entspanntere Herangehensweise als das deutsche Verständnis, das von der perfekten Mutter ausgeht.
Die deutschen Frauen stresst ja eher die Französin, Typ Carla Bruni. Die nicht nur Kinder, sondern auch Karriere haben muss – und dabei noch verführerisch aussieht.
Müssen, müssen – es ist doch ein "Ich will, ich will". Wenn eine Mutter nicht Vollzeit arbeitet, ist das Risiko enorm, irgendwann ohne Mann dazustehen, mit einem Miniunterhalt. Und dann? Finanzielle Unabhängigkeit ist wie die Luft zum Atmen. Und zur Schönheit: Wir leben in einer Welt der Äußerlichkeiten, da muss man sich anstrengen, wenn man nicht allein bleiben will. Das ist die grausame Wahrheit. Dafür hatte man früher einen Mann und musste ihn behalten bis zum Tod.
Sie selbst bekamen während Ihres Studiums drei Kinder in drei Jahren. Wie haben Sie das gemacht?
Schlecht natürlich. Ich war eine sehr mittelmäßige Mutter und habe viel dummes Zeug gemacht. Das Examen habe ich auch nicht geschafft. Ich erinnere mich noch gut an eine unglaubliche physische Erschöpfung. Mein Mann, der ein netter Mann und Vater ist, hat am Wochenende immer die Kinder genommen. Ich lag den ganzen Tag im Bett, ich konnte mich nicht bewegen. Doch mein Studium hätte ich um nichts auf der Welt aufgegeben. Ich wusste, mein Leben steht auf dem Spiel, das war ein starker Motor. Aber für mich und meine Generation war alles viel einfacher.
Warum?
Wir hatten Hilfe für die Kinder, man hat leicht eine Nounou gefunden. Und wir hatten weniger Druck, eine gute Mutter zu sein. Als ich schwanger war, habe ich geraucht, wie alle meine Freundinnen auch. Die Idee, beim Abendessen auf Rotwein zu verzichten, wäre uns nie im Leben gekommen. Wenn eine Frau heute schwanger ist, sagen die Kollegen im Büro: "Ich hoffe, du rauchst und trinkst nicht." In die Mutterschaft zu gehen, ist für Frauen heute, als sollten sie Nonnen werden.
In Ihrem Buch "XY – die Identität des Mannes" haben Sie 1992 nach dem neuen Vater gerufen, dem "gentle man". Was wurde aus ihm?
Ich denke, wir haben die Männer unseres Lebens ganz gut dort hingebracht. Wir haben das Bild des „Papa Poule“ etabliert, des Papas, der sich kümmert, der bei den Kindern, bei der Familie ist. Leider wird dieses Bild gerade von der ewigen Leier der Kinderpsychologen zerstört, die sagen: Sicher, der Vater kann im Haushalt helfen, aber das Baby gehört einzig und allein zur Mutter.
Wer sagt das?
Edwige Antier zum Beispiel, eine Kinderärztin und Politikerin, jeden Mittwochnachmittag im Fernsehen. Sie sagt, dass Babys bei der Mutter im Bett schlafen sollen und dem Vater höchstens eine Beobachterrolle zukommt. Das ist gerade eine sehr starke Bewegung in Frankreich. Dazu kommt, dass meiner Generation, die ich Post-Beauvoir nennen würde, gerade durch unsere Töchter der Prozess gemacht wird: "Ihr wolltet alles, Karriere, Unabhängigkeit, und wart immer gestresst. Wir mussten den Preis zahlen, das sollen unsere Kinder nicht erleben."
Denkt Ihre Tochter auch so?
Ich habe Glück. Zwar glaubt sie wie jede Tochter, dass sie alles anders machen muss. Sie hat auch einige Wochen gestillt, beide Kinder. Zumindest ist sie solidarisch mit dem, was ich sage.
Sie sind nicht gerade nett zur Generation Ihrer Tochter, die Sie entweder zu öko oder zu lasch finden. Warum gehen ältere Feministinnen eigentlich immer auf junge Frauen los?
Es scheint mir, dass wir früher freier waren, kämpferischer. Heute flüchten sich die Frauen in die Opferrolle. Das ist desaströs für die Gleichheit der Geschlechter. Die Lage der Frauen heute lässt mich oft an kleine Kinder denken. Keine will verantwortlich sein für das, was sie tut.
Alice Schwarzer sieht die Frauen gern als Opfer. Nervt Sie das?
Und wie. Ich kenne Alice sehr gut, wir hatten eine ziemlich rüde Diskussion über Prostitution. Für mich ist das eine philosophische Frage des eigenen Selbst. Wenn eine Frau in einer Nacht so viel verdienen will wie andere in einem Monat, dann soll sie das tun. Bekämpfen soll man die Zuhälter, die Netzwerke dahinter. Aber die Frau hat ihren freien Willen. Da ist Alice ganz und gar dagegen. So wie ich dagegen bin, Frauen immer nur als Opfer zu sehen.
Wir sitzen in Ihrem Appartement in Paris mit Blick über den Jardin du Luxembourg. Eine Haushälterin hat mir die Tür geöffnet. Ihre Kritiker sagen: Wer so lebt, kann die Lage der Frauen gar nicht beurteilen.
Das höre ich oft: "Sie sind mit einem Silberlöffel im Mund geboren – wie können Sie da Feministin werden?" Das ist genau der Grund, warum ich Feministin wurde, einen Sinn für die Inégalité habe! Ich komme aus einer sehr privilegierten Schicht. Wir waren drei Schwestern, ich habe zu Hause nie Geringschätzung von Mädchen erlebt, mein Vater hat über alles mit mir geredet. Als ich dann hinaus in die Welt gegangen bin, fand ich das schrecklich, wie man Frauen und Mädchen behandelt. Konfrontiert mit dem normalen Leben, scheinen mir die üblichen Ungleichheiten noch unerträglicher.
Sie sind auch mit der Wirtschaftswelt vertraut. Ihnen gehört ein Anteil von Publicis, einer der größten Werbeagenturen der Welt.
Ich bin im Aufsichtsrat, doch da sind 18 Leute, zu bestimmen habe ich nichts. Mein Vater hat das aufgebaut, 1926, aus dem Nichts, er war ein jüdischer Einwanderer aus Russland. Dann wurde es ein globales Unternehmen. Ich habe eher eine Verantwortung moralischer Natur, im Andenken meines Vaters. Er hat mit mir schon darüber geredet, als ich ein kleines Mädchen war. Ich weiß, worum es geht, eine Geschäftsfrau bin ich jedoch nicht.
Kennen Sie die Serie "Mad Men" über eine Werbeagentur im New York der 60er Jahre?
Mein Sohn hat mir die DVD geschenkt. Das erinnert mich an meine Jugend, an meinen Vater. Eine seiner Kampagnen sorgte in den 60ern für einen unglaublichen Skandal. Für eine BH-Firma, die "Rosie" hieß, hat er eine Kampagne gemacht, da sah man eine Frau, die nichts am Leib hatte, nur eine Rose. Das war das erste Mal, dass eine Frau in der Werbung nackt war.
Mit nackten Frauen zu werben, kann aber nicht in Ihrem Sinn sein.
Ich für meinen Teil war schockiert von einer Werbung von Dior oder Yves Saint Laurent, vor zehn Jahren etwa. Eine nackte Frau auf Knien, mit Stiefeln, obszön. Aber zu meiner großen Verwunderung hat niemand weniger Handtaschen von Dior gekauft. Oft sagen Frauen zu mir: "Die Werbung erniedrigt uns." Ich sage dann immer: "Kauft diese Handtaschen nicht, dann hört es sofort auf." Wenn man über Gewalt in der Werbung redet, muss ich lachen. Das Problem ist, dass die meisten Frauen das überhaupt nicht als Gewalt wahrnehmen und es deswegen funktioniert.
Ihr Mann war Justizminister unter Mitterrand. Gab es einen Politiker, der Sie beeindruckte?
Mitterrand. Das war ein Mann von einer unglaublichen Tiefe, mit großem Charme. Er hat mich bezaubert wie alle in seiner Nähe.
Mitterrand hatte eine versteckte Zweitfamilie und soll Korruption in seinem Umfeld geduldet haben.
Ich fand ihn immer angenehm und aufmerksam. Wir waren auf vielen Reisen zusammen. Wenn er mit einem redete, wusste er immer Bescheid, was man irgendwann gesagt hatte. Er liebte es zu essen, obwohl ich eine fürchterliche Köchin war. Und er liebte es, wenn ich Klatsch erzählte. Er redete auch nicht nur über Politik, sondern über Theater, Kino, Bücher.
Gibt es heute einen Politiker, den Sie gut finden?
Keinen einzigen. Heute müssen Politiker darauf bedacht sein, so wenig wie möglich zu schockieren, das ist schlecht. Mein Mann hat die Todesstrafe in einem Klima des Hasses abgeschafft, das war unglaublich.
Warum der Hass?
Die Leute wollten die Todesstrafe. Immer wenn es ein schlimmes Verbrechen gab, hieß es: Das ist, weil ihr die Todesstrafe abgeschafft habt. Aber Robert hat es durchgezogen. Heute sehe ich wenige Politiker, die sich trauen, ihre Standpunkte zu vertreten, vor allem, wenn es Minderheitenstandpunkte sind. Sie schauen auf das, was die Wähler wollen, und geben es ihnen, um wiedergewählt zu werden. Das ist sehr schädlich für die Demokratie.
Sie gelten als die neue Simone de Beauvoir, die Zeitschrift "Marianne" nennt Sie Frankreichs einflussreichste Intellektuelle. Anders als Frauen wie Alice Schwarzer oder Elfriede Jelinek wurden Sie aber nicht angefeindet.
Ich werde ständig von Feministinnen attackiert. Ich verkörpere in ihren Augen, was am meisten verachtenswert ist: Geld, Werbung, Bürgertum. Aber vermutlich werde ich mehr gelesen als andere, weil ich über Themen schreibe, die tief im Bewusstsein der französischen Gesellschaft verankert sind, Mutterschaft, die Situation von Frauen und Männern. Vielleicht hat es auch mit meinem Vater zu tun. Generell finde ich die Intellektuellen meiner Generation mittelmäßig. Wir hatten tolle Meister, Foucault, Deleuze, Derrida, Lévi-Strauss. Jetzt sind wir in einer Zeit mit niedrigem Niveau, das sage ich durchaus selbstkritisch.
Die amerikanische Kulturhistorikerin Camille Paglia sagt, es brauche einen Feminismus, der sich um wirklich wichtige Dinge kümmert. Die unterdrückten Frauen außerhalb der westlichen Welt etwa.
Das ist delikat, das muss von den Frauen selbst kommen. Nehmen wir das Problem der Beschneidung. Viele Anwältinnen und Feministinnen haben das militant bekämpft. Ohne Erfolg. Erst als die Frauen, die hier lebten und selbst beschnitten waren, das Thema aufgriffen, wurde es besser. Ich hätte auch gern, dass die iranischen, afghanischen Frauen so frei wären wie wir. Inzwischen weiß ich, das muss von innen kommen. Die Völker befreien sich selbst, man bringt ihnen nicht die Freiheit. Siehe Irak. Bei den Frauen ist es genauso.
Tagesspiegel 20.11.2011
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RE: ENTGEGNUNG AUF ALICE SCHWARZER
Sicherlich hat Frau Batinter einige wirklich gute Argumente.
Ihre grundsätzliche Ablehnung des Naturalismus kann ich allerdings nicht teilen. Hängt möglicherweise mit ihrer eigenen Profession als Philosophin zusammen, dass sie das Wort ausschließlich im philosophiegeschichtlichen Zusammenhang versteht. IMHO ist das Problem der Rousseau'schen Philosiphie und der Stillfraktion (ebenso wie des hier nicht erwähnten, aber von der philosophischen Kategorie her ebenso naturalistischen Faschismus) keineswegs der Bezug auf natürliche Gegebenheiten, sondern ein falsches, romantisierendes, unwissenschaftliches (wenn auch mit junk science "untermauertes") Naturverständnis.
Einen evidenzbasierten Naturalismus hingegen vertrete ich durchaus, Frau Batinter's Glaube eine der Natur des Menschen angemessene Gesellschaft sei unbedingt zum Nachteil der Frauen zeigt doch nur, das sie im neuzeitlichen Glauben Männer und Frauen seien gegensätzliche Geschöpfe mit einer Priorität des Mannes gefangen ist. Wissenschaftlich gesehen unterscheiden Männer und Frauen sich jedoch nur graduell, und da wo die Unterschiede überwiegen, da ergänzen sie sich, sind keine bewertbaren Maßstäbe für Rangunterschiede. Nicht ihr Sinn für Inégalité ist das Problem, so provokativ diese Aussage auch gemeint sein mag, das Problem ist vielmehr, dass sie aus der Ungleichheit implizit das Konkurrenzmodell favorisiert, während das Kooperationsmodell bewiesenermaßen bei nun einmal bestehender Ungleichheit erfolgreicher ist.
Deshalb ist ihre Auseinandersetzung mit Frau Schwartzer bezüglich Prostitution auch nicht wirklich durchdacht. "In einer Nacht bekommen was andere in einem Monat verdienen" kann nicht wirklich ein Argument sein, wer das glaubt müsste bezüglich der durchschnittlichen Prostitutionseinkünfte sonst Frau Schwartzer Recht geben. Tasächlich diskutieren hier zwei Frauen miteinander *über uns*, die von der Sache keine Ahnung haben und nur ihre eigenen ausgedachten Philosophien durchsetzen möchten. Und zumindest Frau Batinter verrät hierbei auch noch das von ihr behauptete Prinzip der Ungleichheit, ohne eine angenommene Gleichheit zumindest in Hinblick auf den Wunsch nach möglichst hohem Verdienst könnte sie sich nämlich gar nicht in dieser Form an der Diskussion beteiligen.
Liebe Grüße, Aoife
Ihre grundsätzliche Ablehnung des Naturalismus kann ich allerdings nicht teilen. Hängt möglicherweise mit ihrer eigenen Profession als Philosophin zusammen, dass sie das Wort ausschließlich im philosophiegeschichtlichen Zusammenhang versteht. IMHO ist das Problem der Rousseau'schen Philosiphie und der Stillfraktion (ebenso wie des hier nicht erwähnten, aber von der philosophischen Kategorie her ebenso naturalistischen Faschismus) keineswegs der Bezug auf natürliche Gegebenheiten, sondern ein falsches, romantisierendes, unwissenschaftliches (wenn auch mit junk science "untermauertes") Naturverständnis.
Einen evidenzbasierten Naturalismus hingegen vertrete ich durchaus, Frau Batinter's Glaube eine der Natur des Menschen angemessene Gesellschaft sei unbedingt zum Nachteil der Frauen zeigt doch nur, das sie im neuzeitlichen Glauben Männer und Frauen seien gegensätzliche Geschöpfe mit einer Priorität des Mannes gefangen ist. Wissenschaftlich gesehen unterscheiden Männer und Frauen sich jedoch nur graduell, und da wo die Unterschiede überwiegen, da ergänzen sie sich, sind keine bewertbaren Maßstäbe für Rangunterschiede. Nicht ihr Sinn für Inégalité ist das Problem, so provokativ diese Aussage auch gemeint sein mag, das Problem ist vielmehr, dass sie aus der Ungleichheit implizit das Konkurrenzmodell favorisiert, während das Kooperationsmodell bewiesenermaßen bei nun einmal bestehender Ungleichheit erfolgreicher ist.
Deshalb ist ihre Auseinandersetzung mit Frau Schwartzer bezüglich Prostitution auch nicht wirklich durchdacht. "In einer Nacht bekommen was andere in einem Monat verdienen" kann nicht wirklich ein Argument sein, wer das glaubt müsste bezüglich der durchschnittlichen Prostitutionseinkünfte sonst Frau Schwartzer Recht geben. Tasächlich diskutieren hier zwei Frauen miteinander *über uns*, die von der Sache keine Ahnung haben und nur ihre eigenen ausgedachten Philosophien durchsetzen möchten. Und zumindest Frau Batinter verrät hierbei auch noch das von ihr behauptete Prinzip der Ungleichheit, ohne eine angenommene Gleichheit zumindest in Hinblick auf den Wunsch nach möglichst hohem Verdienst könnte sie sich nämlich gar nicht in dieser Form an der Diskussion beteiligen.
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
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Spätes Eingeständnis
Outing: Alice Schwarzer als Sexarbeiterin
Befragt zu einer Episode aus Schwarzers Autobiographie
Transscript:
Maischberger: "Frau Schwarzer, angeblich hat jede Frau ein [Sexismus-]Erlebnis in ihrem Leben. Wir haben eins gefunden in ihrer Biographie. Sie waren damals 27 Jahre Reporterin und auf diesen Fotos am Strand ist Udo Jürgens an ihrer Seite. Man fragt sich was ist das? War das jetzt ein naiver Flirt, Sexismus oder schon ein Übergriff?"
Schwarzer: lacht "Ja, ja wenn ich ein naives kleines Mädchen gewesen wäre, hätte es sexistisch sein können. Weil dann wäre zwischen Udo und mir eine Hierarchie gewesen. Der Star kommt und die kleine Blondine ist ganz gelähmt vor Begeisterung. Ich war aber junge Reporterin bei Pardon und als ich ihn sah, wußte ich sofort, du wirst Teil meiner Reportage sein. Und mir lief schon in Vorfreude das Wasser im Munde zusammen. So daß ich den kleinen Besuch am Strand von Udo Jürgens und das ganz kleine Gezupfe an meinem Bikini ..." sie macht eine kokettierend-inszenierende Geste wie eine Ballerina.
Maischberger unterbricht und zitiert aus Schwarzers Autobiographie: "Aber ich hatte reichlich Hände wegzuschieben von meinem Bikini."
Schwarzer: "Ja, ja es war aber kein Trauma für mich, weil ich schon alles wußte wie ich es schreibe. Dies war in meinen Augen keine sexistische Erfahrung."
Anders folgende Situation
Schwarzer: "Aber ich erninnere mich als ich von Pardon nach Paris ging, sagte ein netter Kollege zu mir am späten Abend [der Abschiedsfeier], als wir getrunken hatten, 'schade dass du gehst, du bist ja eigentlich ganz net, nur schade dass du vergeben bist'. Er schloß das daraus, dass ich mit keinem in der Redaktion geschlaffen hatte ... das hat mich getroffen, das habe ich mir gemerkt ... noch 40 Jahre danach möcht ich ihm sagen hör mal wir müssen darüber reden..." ...
Schwarzer: "Es ging darum die [berufsfachlich qualifizierte] Reporterin in die Rolle der Frau [als bloße Sexualpartnerin] zurückzudrängen. So war das gemeint."
[youtube][/youtube]
Das gezielte Zulassen sexueller Nähe und Praxis aufgrund beruflicher Tätigkeit zur Einkommenserzielung ist Prostitution / Sexarbeit.
Alice Schwarzer outet sich als Sexworker, indem sie genau das Erleben schildert, was wir weiblichen, männlichen oder trans* Sexarbeiter_innen beim Kobern oder der Kontaktanbahnung am Sexarbeitsplatz täglich praktizieren.
Video-Quelle: Maischberger Sendung: Die Sexismus-Debatte: Was hat sie gebracht?
ARD/Das Erste Di, 16.04.13 | 22:55 Uhr, Min 4:30-7:20
Sendungsbericht von annainga: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=130980#130980
Zur 1. Szene im Video-Clip:
Schwarzer benutzt den (ungewollten) Effekt, den ihr Sexappeal (junge Blondine im Bikini) auf den Star Udo Jürgens ausgelöst hat als dieser herankommt und sie betätschelt. Sie weis sofort dass sie das sexualisierte Geschehen der Anmache als Story für ihre Arbeit verwerten wird, die ihr ein Einkommen sichert. Das ist sexuelle Arbeit und Sexarbeit! Ja sie frohlockt bereits während sie angemacht wird ("Wasser im Mude, Vorfreude"), weil sie mit den Waffen einer Frau, aufgrund der sexuellen Spannung zwischen Menschen bzw. den Geschlechtern, d.h. ohne besonderen Arbeitseinsatz (etwa von Fleiß, Arbeit, Wissen) einen wirkungsvollen Effekt auf einen bedeutsamen Mann erzielen konnte, den ökonomisch auszuschlachten ihr bereits im Moment des Geschehens bewußt ist. Deshalb konnte sie sich einlassen oder war sogar die Steuernde. Genau so geht es Sexarbeiter_innen beim Kobern oder der Kontaktanbahnung am Sexarbeitsplatz. Das ist das Grundprinzip und Erleben in der Prostitution.
Dem entgegen steht ihr Erleben bei einer Abschlußfeier. Dort gestand ihr ein ihr sympatischer Kollege, dass er es schade fände, dass es keine sexuelle Beziehung mit ihr gegeben habe, weil sie frigide sei und sie jetzt die Redaktion verlasse.
Während sie die Wertung mit dem Reizwort frigide als patriarchale, sexistische Abwertung wertet, sind evt. auch andere Urteile möglich wie z.B. eine Kombination aus spätem Kompliment, verspätetes Liebesgeständnis, Eingeständnis verpasster Chance, fehlendem Mut, mangelndes Bemühen in Verbindung mit erotischer Unerreichbarkeit, Verschlossenheit, Asexualität am Arbeitsplatz. Das alles in einer nur teilweise sexuell-revolutionierten Zeit kann in dem sehr negativ klingenden Wort Frigidität enthalten sein.
Ferner spielt die grundsätziche anfängliche subjektive Situationsdefinition eine entscheidende Rolle. Entweder sie allein im Außendienst bei der Reportagearbeit aber die Situation selbst gestaltend und kontrollierend (Szene mit Udo Jürgens), oder sie in isolierter Minderheitenposition, hierarchieeingebunden in der männerdominierten Redaktion und gleichzeitig auf einer evt. heiklen fast privaten, alkoholisierten Party wo sie theoretisch in ständiger Habachtposition zu verharren gezwungen ist (Szene mit verbal-übergriffigem Arbeitskollegen).
Beide Situationen sind zwar unterschiedlich aber darin gleich, dass sie nur deshalb starke wenn auch entgegengesetzte Wertungen und Erinnerungen ausgelöst haben, weil bereits vorher festgelegte Bewertungen der Situation vorlagen und somit auch aller in ihnen möglichen Handlungen. Erfahrungen und Wertzuschreibungen verlaufen immer parallel und untrennbar sich gegenseitig beeinflussend. Solche Vorfestlegungen so zeigen Schwarzers Reaktionen und heutigen Interpretationen schränken mögliche stattfindenden Erfahrungen stark ein, binden sie vorbestimmt in einen Wertungszusammenhang und können sie sogar ganz entwerten.
Vgl. die unterschiedlichen Erfahrungen der im 2. Weltkrieg von einmarschierenden Truppen vergewaltigten Frauen (Dokufiktion Anonyma 2008). Die Frauen, die sexuelle Vergewaltigungen vergeblich vermeiden wollten, wurden schwerst traumatisiert, während die Frauen, die vorgewarnt und innerlich vorbereitet waren, verstanden es teilweise solche Taten mit möglichst geringen seelisch-körperlischen Verletzungen geschehen zu lassen.
Diese Fähigkeit der proaktiven Situationsgestaltung beginnend mit der inneren Situationsbewertung ist wie überall im Leben auch ein integraler Bestand von Sexarbeit. Nur aufgrund des "Ausbeutungs-Paradigmas" wird Situation-Selbstgestalltung uns Sexworkern vielfach abgesprochen.
Beachtenswert ist wie lebendig Schwarzer wird, während sie über die erste sexualisierte Situation berichtet, wo sie offen für die ihr angenehme Situation ist und Herr bzw. aktive Mitspielerin der Lage ist. Während sie bei der zweiten Situation wo sie unangenehm überrascht wurde, noch heute nachträglich zur lebens-/männerfeindlichen autoritären Kämpferin/Rächerin mutiert.
Das zeigt sowohl die lebensentfaltende und -bejahende Kraft von Sexualität einerseit, als auch die fragile Grenze der subjektiven Wertung zwischen Lust und Frust, die eine Situation vollkommen verkehren kann, wie es gerade die Sexismusdebatte herausarbeitet.
Genau das erleben wir im polarisierten Prostitutionsdiskurs.
Die vermeintlichen Gegensätze aufzubrechen erfordert tiefergehende Analysen der zugrundeliegenden biologischen und sozialen Mechanismen von einerseits 'Verarbeitung von Erfahrungen' (Wissenschaft) und andererseits 'Herstellung von Wertungen' (Ethik, Politik).
___
Warum hasst Alice Schwarzer Prostituierte
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=10375
Maischberger-Sendung "Schafft die Prostitution ab" 14 März, 2012
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=112039#112039
Die Biologie der moralischen Empörung - Warum in der politischen Konfrontation der Haß so groß ist
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=81789#81789
Philosophie der Wolllust
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=43748#43748
How To: Wie bearbeite und erstelle ich Video-Zitate wie dieser Alice-Schwarzer-Clip
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=131132#131132
Befragt zu einer Episode aus Schwarzers Autobiographie
Transscript:
Maischberger: "Frau Schwarzer, angeblich hat jede Frau ein [Sexismus-]Erlebnis in ihrem Leben. Wir haben eins gefunden in ihrer Biographie. Sie waren damals 27 Jahre Reporterin und auf diesen Fotos am Strand ist Udo Jürgens an ihrer Seite. Man fragt sich was ist das? War das jetzt ein naiver Flirt, Sexismus oder schon ein Übergriff?"
Schwarzer: lacht "Ja, ja wenn ich ein naives kleines Mädchen gewesen wäre, hätte es sexistisch sein können. Weil dann wäre zwischen Udo und mir eine Hierarchie gewesen. Der Star kommt und die kleine Blondine ist ganz gelähmt vor Begeisterung. Ich war aber junge Reporterin bei Pardon und als ich ihn sah, wußte ich sofort, du wirst Teil meiner Reportage sein. Und mir lief schon in Vorfreude das Wasser im Munde zusammen. So daß ich den kleinen Besuch am Strand von Udo Jürgens und das ganz kleine Gezupfe an meinem Bikini ..." sie macht eine kokettierend-inszenierende Geste wie eine Ballerina.
Maischberger unterbricht und zitiert aus Schwarzers Autobiographie: "Aber ich hatte reichlich Hände wegzuschieben von meinem Bikini."
Schwarzer: "Ja, ja es war aber kein Trauma für mich, weil ich schon alles wußte wie ich es schreibe. Dies war in meinen Augen keine sexistische Erfahrung."
Anders folgende Situation
Schwarzer: "Aber ich erninnere mich als ich von Pardon nach Paris ging, sagte ein netter Kollege zu mir am späten Abend [der Abschiedsfeier], als wir getrunken hatten, 'schade dass du gehst, du bist ja eigentlich ganz net, nur schade dass du vergeben bist'. Er schloß das daraus, dass ich mit keinem in der Redaktion geschlaffen hatte ... das hat mich getroffen, das habe ich mir gemerkt ... noch 40 Jahre danach möcht ich ihm sagen hör mal wir müssen darüber reden..." ...
Schwarzer: "Es ging darum die [berufsfachlich qualifizierte] Reporterin in die Rolle der Frau [als bloße Sexualpartnerin] zurückzudrängen. So war das gemeint."
[youtube][/youtube]
Das gezielte Zulassen sexueller Nähe und Praxis aufgrund beruflicher Tätigkeit zur Einkommenserzielung ist Prostitution / Sexarbeit.
Alice Schwarzer outet sich als Sexworker, indem sie genau das Erleben schildert, was wir weiblichen, männlichen oder trans* Sexarbeiter_innen beim Kobern oder der Kontaktanbahnung am Sexarbeitsplatz täglich praktizieren.
Video-Quelle: Maischberger Sendung: Die Sexismus-Debatte: Was hat sie gebracht?
ARD/Das Erste Di, 16.04.13 | 22:55 Uhr, Min 4:30-7:20
Sendungsbericht von annainga: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=130980#130980
Zur 1. Szene im Video-Clip:
Schwarzer benutzt den (ungewollten) Effekt, den ihr Sexappeal (junge Blondine im Bikini) auf den Star Udo Jürgens ausgelöst hat als dieser herankommt und sie betätschelt. Sie weis sofort dass sie das sexualisierte Geschehen der Anmache als Story für ihre Arbeit verwerten wird, die ihr ein Einkommen sichert. Das ist sexuelle Arbeit und Sexarbeit! Ja sie frohlockt bereits während sie angemacht wird ("Wasser im Mude, Vorfreude"), weil sie mit den Waffen einer Frau, aufgrund der sexuellen Spannung zwischen Menschen bzw. den Geschlechtern, d.h. ohne besonderen Arbeitseinsatz (etwa von Fleiß, Arbeit, Wissen) einen wirkungsvollen Effekt auf einen bedeutsamen Mann erzielen konnte, den ökonomisch auszuschlachten ihr bereits im Moment des Geschehens bewußt ist. Deshalb konnte sie sich einlassen oder war sogar die Steuernde. Genau so geht es Sexarbeiter_innen beim Kobern oder der Kontaktanbahnung am Sexarbeitsplatz. Das ist das Grundprinzip und Erleben in der Prostitution.
Dem entgegen steht ihr Erleben bei einer Abschlußfeier. Dort gestand ihr ein ihr sympatischer Kollege, dass er es schade fände, dass es keine sexuelle Beziehung mit ihr gegeben habe, weil sie frigide sei und sie jetzt die Redaktion verlasse.
Während sie die Wertung mit dem Reizwort frigide als patriarchale, sexistische Abwertung wertet, sind evt. auch andere Urteile möglich wie z.B. eine Kombination aus spätem Kompliment, verspätetes Liebesgeständnis, Eingeständnis verpasster Chance, fehlendem Mut, mangelndes Bemühen in Verbindung mit erotischer Unerreichbarkeit, Verschlossenheit, Asexualität am Arbeitsplatz. Das alles in einer nur teilweise sexuell-revolutionierten Zeit kann in dem sehr negativ klingenden Wort Frigidität enthalten sein.
Ferner spielt die grundsätziche anfängliche subjektive Situationsdefinition eine entscheidende Rolle. Entweder sie allein im Außendienst bei der Reportagearbeit aber die Situation selbst gestaltend und kontrollierend (Szene mit Udo Jürgens), oder sie in isolierter Minderheitenposition, hierarchieeingebunden in der männerdominierten Redaktion und gleichzeitig auf einer evt. heiklen fast privaten, alkoholisierten Party wo sie theoretisch in ständiger Habachtposition zu verharren gezwungen ist (Szene mit verbal-übergriffigem Arbeitskollegen).
Beide Situationen sind zwar unterschiedlich aber darin gleich, dass sie nur deshalb starke wenn auch entgegengesetzte Wertungen und Erinnerungen ausgelöst haben, weil bereits vorher festgelegte Bewertungen der Situation vorlagen und somit auch aller in ihnen möglichen Handlungen. Erfahrungen und Wertzuschreibungen verlaufen immer parallel und untrennbar sich gegenseitig beeinflussend. Solche Vorfestlegungen so zeigen Schwarzers Reaktionen und heutigen Interpretationen schränken mögliche stattfindenden Erfahrungen stark ein, binden sie vorbestimmt in einen Wertungszusammenhang und können sie sogar ganz entwerten.
Vgl. die unterschiedlichen Erfahrungen der im 2. Weltkrieg von einmarschierenden Truppen vergewaltigten Frauen (Dokufiktion Anonyma 2008). Die Frauen, die sexuelle Vergewaltigungen vergeblich vermeiden wollten, wurden schwerst traumatisiert, während die Frauen, die vorgewarnt und innerlich vorbereitet waren, verstanden es teilweise solche Taten mit möglichst geringen seelisch-körperlischen Verletzungen geschehen zu lassen.
Diese Fähigkeit der proaktiven Situationsgestaltung beginnend mit der inneren Situationsbewertung ist wie überall im Leben auch ein integraler Bestand von Sexarbeit. Nur aufgrund des "Ausbeutungs-Paradigmas" wird Situation-Selbstgestalltung uns Sexworkern vielfach abgesprochen.
Beachtenswert ist wie lebendig Schwarzer wird, während sie über die erste sexualisierte Situation berichtet, wo sie offen für die ihr angenehme Situation ist und Herr bzw. aktive Mitspielerin der Lage ist. Während sie bei der zweiten Situation wo sie unangenehm überrascht wurde, noch heute nachträglich zur lebens-/männerfeindlichen autoritären Kämpferin/Rächerin mutiert.
Das zeigt sowohl die lebensentfaltende und -bejahende Kraft von Sexualität einerseit, als auch die fragile Grenze der subjektiven Wertung zwischen Lust und Frust, die eine Situation vollkommen verkehren kann, wie es gerade die Sexismusdebatte herausarbeitet.
Genau das erleben wir im polarisierten Prostitutionsdiskurs.
Die vermeintlichen Gegensätze aufzubrechen erfordert tiefergehende Analysen der zugrundeliegenden biologischen und sozialen Mechanismen von einerseits 'Verarbeitung von Erfahrungen' (Wissenschaft) und andererseits 'Herstellung von Wertungen' (Ethik, Politik).
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Warum hasst Alice Schwarzer Prostituierte
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=10375
Maischberger-Sendung "Schafft die Prostitution ab" 14 März, 2012
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=112039#112039
Die Biologie der moralischen Empörung - Warum in der politischen Konfrontation der Haß so groß ist
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=81789#81789
Philosophie der Wolllust
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=43748#43748
How To: Wie bearbeite und erstelle ich Video-Zitate wie dieser Alice-Schwarzer-Clip
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 24.04.2013, 10:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: ENTGEGNUNG AUF ALICE SCHWARZER
Und mal wieder Alice Schwarzer.
Wusste nicht so recht, wo ich diesen Artikel einstellen sollte ....
Habe mich dann hierfür entschieden.
Falls es falsch sein sollte, so bitte ich um Verschiebung.
Panorama
Alice Schwarzer und ihre Ansichten zu „Nuttenmode“: Verkehrte Welt
Folgen wir doch mal Alice Schwarzers Logik und denken das zu Ende.© Henning Kaiser/dpa
0
01.12.19 11:10
WAS SOLL DAS?
Sexuelle Belästigung: Alice Schwarzer und ihre Ansicht zur „Nuttenmode“
Sonja ThomaservonSonja Thomaser
Was darf man als Frau in der heutigen Zeit eigentlich noch anziehen? Alice Schwarzer erklärt es Ihnen. Die Kolumne „Was soll das?“.
Es mag überraschen, aber im Leben einer Frau spielt die Frage, was man denn bloß anziehen soll, nicht wirklich eine Rolle. Auch wenn dieses angebliche Problem seit vierzig Jahren in jeder schlechten Komödie vorkommt. Wir ziehen das an, was uns entweder ganz praktisch morgens vom ersten Kleiderbügel entgegenfällt, was vom Vortag nicht müffelt und einfach was uns gefällt, worin wir uns wohlfühlen, was uns Spaß macht zu tragen.
Aber wie bei so vielen Dingen in der patriarchalischen Gesellschaft kann man auch beim Anziehen als Frau ja nicht einfach so entscheiden, was man will.
Alice Schwarzer - was dürfen Frauen anziehen?
Denn es spielt ja schon eine Rolle, welche „Signale ich mit meiner Kleidung gebe“, so Alice Schwarzer. Es geht der bekanntesten Vertreterin der deutschen Frauenbewegung darum, dass man als Frau schon wissen müsse, wie man in „Nuttenmode“ wirkt. „Und wenn man manchmal nicht weiß, ob die junge Frau an der Straßenecke auf ihren Freund wartet oder auf einen Freier – dann kann das auch für die Frau problematisch werden“, sagte Schwarzer gegenüber der österreichischen Wochenzeitung „Falter“.
Ich darf mich also nicht wundern, wenn ich sexuell belästigt werde, schließlich hab ich mit meinem Minirock die falschen Signale gesendet. Der Mann dachte einfach, ich wäre eine Prostituierte, und bei denen darf man das ja wohl. Oder sind das etwa auch Frauen, die Rechte haben, die man respektvoll behandeln muss? Schwarzer sieht das wohl nicht so.
Was versteht Alice Schwarzer unter „Nuttenmode“?
Zu „Nuttenmode“ zählt für Alice Schwarzer auch sexy Unterwäsche, wie sie bereits vor Jahren erklärte. Die Idee, dass Frauen sich gerne solche Dessous anziehen, weil sie sie schön finden, kommt ihr nicht. Dass es zu weiblichem Empowerment und selbstbestimmter Sexualität gehört. Nein, Schwarzer spricht von „Fetischisierung von Unterwäsche“.
Diese frauenverachtende Ansicht zu „Nuttenmode“ hat Schwarzer nicht exklusiv. Sie ist eine verbreitete These zur „Vermeidung“ von sexueller Gewalt: einfach anders anziehen, dann fühlt sich kein Mann zu einem Sexualverbrechen „provoziert“.
Aber folgen wir doch mal Schwarzers Logik und denken das zu Ende. Wir sollen uns nicht zu nackig anziehen, also vielleicht etwas mehr verhüllen? Da bietet sich doch zum Beispiel ein Hijab an. Die Richtung wäre wohl am sichersten, da denkt kein Mann, dass man eine „Nutte“ ist.
Tragen Sie Kopftuch? Nicht vor Alice Schwarzer
Aber da will jetzt Alice Schwarzers Haltung zur Verschleierung auch nicht so richtig passen. Legendär ihr bizarrer Auftritt in Frankfurt beim Anblick einer Muslima (die Frau trug ein Kopftuch, ein Kleidungsstück, das man wohlgemerkt trägt, um weibliche Attribute zu verhüllen). Schwarzer betatschte sie und rief: „Ich dachte, nur ein Mann darf sie nicht anfassen!“ Anschließend erklärte sie der freiwillig kopftuchtragenden Frau, sie sei unterdrückt.
Lesen Sie hier über das System Alice Schwarzer
Mich beschleicht das Gefühl, es ist ziemlich egal, was wir Frauen tragen, es ist sowieso falsch. Nach Schwarzers Thesen wäre wohl Folgendes am besten: Wir verbannen Frauen einfach völlig aus dem öffentlichen Raum, nur um ganz sicher zu gehen.
Oder mal ein ganz radikaler Vorschlag: Wie wäre es denn, den Tätern einfach die volle Verantwortung für sexualisierte Verbrechen zu geben, anstatt Frauen zu erklären, sie hätten mit ihrem Outfit Signale gesendet.
https://www.fr.de/panorama/alice-schwar ... 56085.html
Wusste nicht so recht, wo ich diesen Artikel einstellen sollte ....
Habe mich dann hierfür entschieden.
Falls es falsch sein sollte, so bitte ich um Verschiebung.
Panorama
Alice Schwarzer und ihre Ansichten zu „Nuttenmode“: Verkehrte Welt
Folgen wir doch mal Alice Schwarzers Logik und denken das zu Ende.© Henning Kaiser/dpa
0
01.12.19 11:10
WAS SOLL DAS?
Sexuelle Belästigung: Alice Schwarzer und ihre Ansicht zur „Nuttenmode“
Sonja ThomaservonSonja Thomaser
Was darf man als Frau in der heutigen Zeit eigentlich noch anziehen? Alice Schwarzer erklärt es Ihnen. Die Kolumne „Was soll das?“.
Es mag überraschen, aber im Leben einer Frau spielt die Frage, was man denn bloß anziehen soll, nicht wirklich eine Rolle. Auch wenn dieses angebliche Problem seit vierzig Jahren in jeder schlechten Komödie vorkommt. Wir ziehen das an, was uns entweder ganz praktisch morgens vom ersten Kleiderbügel entgegenfällt, was vom Vortag nicht müffelt und einfach was uns gefällt, worin wir uns wohlfühlen, was uns Spaß macht zu tragen.
Aber wie bei so vielen Dingen in der patriarchalischen Gesellschaft kann man auch beim Anziehen als Frau ja nicht einfach so entscheiden, was man will.
Alice Schwarzer - was dürfen Frauen anziehen?
Denn es spielt ja schon eine Rolle, welche „Signale ich mit meiner Kleidung gebe“, so Alice Schwarzer. Es geht der bekanntesten Vertreterin der deutschen Frauenbewegung darum, dass man als Frau schon wissen müsse, wie man in „Nuttenmode“ wirkt. „Und wenn man manchmal nicht weiß, ob die junge Frau an der Straßenecke auf ihren Freund wartet oder auf einen Freier – dann kann das auch für die Frau problematisch werden“, sagte Schwarzer gegenüber der österreichischen Wochenzeitung „Falter“.
Ich darf mich also nicht wundern, wenn ich sexuell belästigt werde, schließlich hab ich mit meinem Minirock die falschen Signale gesendet. Der Mann dachte einfach, ich wäre eine Prostituierte, und bei denen darf man das ja wohl. Oder sind das etwa auch Frauen, die Rechte haben, die man respektvoll behandeln muss? Schwarzer sieht das wohl nicht so.
Was versteht Alice Schwarzer unter „Nuttenmode“?
Zu „Nuttenmode“ zählt für Alice Schwarzer auch sexy Unterwäsche, wie sie bereits vor Jahren erklärte. Die Idee, dass Frauen sich gerne solche Dessous anziehen, weil sie sie schön finden, kommt ihr nicht. Dass es zu weiblichem Empowerment und selbstbestimmter Sexualität gehört. Nein, Schwarzer spricht von „Fetischisierung von Unterwäsche“.
Diese frauenverachtende Ansicht zu „Nuttenmode“ hat Schwarzer nicht exklusiv. Sie ist eine verbreitete These zur „Vermeidung“ von sexueller Gewalt: einfach anders anziehen, dann fühlt sich kein Mann zu einem Sexualverbrechen „provoziert“.
Aber folgen wir doch mal Schwarzers Logik und denken das zu Ende. Wir sollen uns nicht zu nackig anziehen, also vielleicht etwas mehr verhüllen? Da bietet sich doch zum Beispiel ein Hijab an. Die Richtung wäre wohl am sichersten, da denkt kein Mann, dass man eine „Nutte“ ist.
Tragen Sie Kopftuch? Nicht vor Alice Schwarzer
Aber da will jetzt Alice Schwarzers Haltung zur Verschleierung auch nicht so richtig passen. Legendär ihr bizarrer Auftritt in Frankfurt beim Anblick einer Muslima (die Frau trug ein Kopftuch, ein Kleidungsstück, das man wohlgemerkt trägt, um weibliche Attribute zu verhüllen). Schwarzer betatschte sie und rief: „Ich dachte, nur ein Mann darf sie nicht anfassen!“ Anschließend erklärte sie der freiwillig kopftuchtragenden Frau, sie sei unterdrückt.
Lesen Sie hier über das System Alice Schwarzer
Mich beschleicht das Gefühl, es ist ziemlich egal, was wir Frauen tragen, es ist sowieso falsch. Nach Schwarzers Thesen wäre wohl Folgendes am besten: Wir verbannen Frauen einfach völlig aus dem öffentlichen Raum, nur um ganz sicher zu gehen.
Oder mal ein ganz radikaler Vorschlag: Wie wäre es denn, den Tätern einfach die volle Verantwortung für sexualisierte Verbrechen zu geben, anstatt Frauen zu erklären, sie hätten mit ihrem Outfit Signale gesendet.
https://www.fr.de/panorama/alice-schwar ... 56085.html
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Re: ENTGEGNUNG AUF ALICE SCHWARZER
In der Online-Ausgabe der Welt findet sich ein aktuelles Interview mit dieser mir nach wie vor völlig unbekannten Alice S.
Der Artikel ist leider kostenpflichtig, aber schon das Zitat in der Überschrift spricht Bände
https://www.welt.de/kultur/plus21764680 ... ftuch.html
Kasharius grüßt
Der Artikel ist leider kostenpflichtig, aber schon das Zitat in der Überschrift spricht Bände
https://www.welt.de/kultur/plus21764680 ... ftuch.html
Kasharius grüßt