Zuhälterunwesen, Prozesse, Menschenhandel
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Nigeria
Österreich
Do, 14.10.2010 | 15:06 Uhr
Opfer von Frauenhandel soll abgeschoben werden
Eine 22-jährige Nigerianerin zeigte einen Menschenhändler an und fürchtet nun um ihr Leben. Die Ermittlungen zum Fall wurden dennoch abgebrochen.
Die junge Frau wurde mit einem Aufenthaltsverbot belegt. Nachdem sie einen Menschenhändler anzeigte, erhält sie aber Morddrohungen und muss um ihr Leben fürchten. Foto: Shutterstock
Wien - Vom dramatischen Schicksal einer 22-jährigen Nigerianerin, die 2008 mit falschen Papieren nach Österreich geschleppt worden war und nun die Täter, die sie zur Prostitution zwingen wollten, angezeigt hat, berichtet das Nachrichtenmagazin „News“ in seiner aktuellen Ausgabe. Die junge Frau fürchtet um ihr Leben, denn seither erhält sie Morddrohungen.
Die Polizei musste die Ermittlungen allerdings abbrechen, weil die Staatsanwaltschaft das Verfahren niedergelegt hat.
Ein Wiederaufnahme-Antrag wurde im April 2010 eingebracht, die Entscheidung des Landesgerichts stehe noch aus.
Die Zeugen wurden nicht einvernommen.
Die junge Frau wurde mit einem Aufenthaltsverbot belegt und steht vor der Abschiebung nach Nigeria, so „News“.
„Ich habe den Fall überprüft und glaube die Geschichte auf Punkt und Beistrich“, wird Joana Reiterer vom Verein Exit, der auf die Betreuung von Frauenhandels-Opfern aus Nigeria spezialisiert ist, zitiert. „Es heißt immer, dass die Justiz nicht an die Täter herankommt, weil Opfer von Menschenhandel zu große Angst haben, auszusagen. Hier bringt sich nun ein Opfer in Lebensgefahr und nennt alle Namen - und niemand ermittelt weiter. Das ist ein Skandal“, so Reiterer.
Sie bestätigte auch auf APA-Anfrage, dass der 22-Jährigen bei einer Abschiebung nach Nigeria der Tod drohe. Dies sei „ein schlechtes Signal an Opfer, die zur Aussage bereit sind und spielt Menschenhändlern in die Hände.“
Major Gerald Tatzgern, Leiter des Büros für Menschenhandel und Schlepperwesen im Bundeskriminalamt, erklärte in dem Nachrichtenmagazin: „Einzelfälle kann ich nicht kommentieren. Grundsätzlich gilt: Wenn die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellt, dürfen wir nicht weiterermitteln. Da sind uns die Hände gebunden.“
Die Staatsanwaltschaft kommentierte den Fall wegen des laufenden Wiederaufnahme-Verfahrens nicht.
Die Frau soll während dieses Verfahrens abgeschoben werden.
(APA)
http://www.tt.com/csp/cms/sites/tt/%C3% ... werden.csp
.
Do, 14.10.2010 | 15:06 Uhr
Opfer von Frauenhandel soll abgeschoben werden
Eine 22-jährige Nigerianerin zeigte einen Menschenhändler an und fürchtet nun um ihr Leben. Die Ermittlungen zum Fall wurden dennoch abgebrochen.
Die junge Frau wurde mit einem Aufenthaltsverbot belegt. Nachdem sie einen Menschenhändler anzeigte, erhält sie aber Morddrohungen und muss um ihr Leben fürchten. Foto: Shutterstock
Wien - Vom dramatischen Schicksal einer 22-jährigen Nigerianerin, die 2008 mit falschen Papieren nach Österreich geschleppt worden war und nun die Täter, die sie zur Prostitution zwingen wollten, angezeigt hat, berichtet das Nachrichtenmagazin „News“ in seiner aktuellen Ausgabe. Die junge Frau fürchtet um ihr Leben, denn seither erhält sie Morddrohungen.
Die Polizei musste die Ermittlungen allerdings abbrechen, weil die Staatsanwaltschaft das Verfahren niedergelegt hat.
Ein Wiederaufnahme-Antrag wurde im April 2010 eingebracht, die Entscheidung des Landesgerichts stehe noch aus.
Die Zeugen wurden nicht einvernommen.
Die junge Frau wurde mit einem Aufenthaltsverbot belegt und steht vor der Abschiebung nach Nigeria, so „News“.
„Ich habe den Fall überprüft und glaube die Geschichte auf Punkt und Beistrich“, wird Joana Reiterer vom Verein Exit, der auf die Betreuung von Frauenhandels-Opfern aus Nigeria spezialisiert ist, zitiert. „Es heißt immer, dass die Justiz nicht an die Täter herankommt, weil Opfer von Menschenhandel zu große Angst haben, auszusagen. Hier bringt sich nun ein Opfer in Lebensgefahr und nennt alle Namen - und niemand ermittelt weiter. Das ist ein Skandal“, so Reiterer.
Sie bestätigte auch auf APA-Anfrage, dass der 22-Jährigen bei einer Abschiebung nach Nigeria der Tod drohe. Dies sei „ein schlechtes Signal an Opfer, die zur Aussage bereit sind und spielt Menschenhändlern in die Hände.“
Major Gerald Tatzgern, Leiter des Büros für Menschenhandel und Schlepperwesen im Bundeskriminalamt, erklärte in dem Nachrichtenmagazin: „Einzelfälle kann ich nicht kommentieren. Grundsätzlich gilt: Wenn die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellt, dürfen wir nicht weiterermitteln. Da sind uns die Hände gebunden.“
Die Staatsanwaltschaft kommentierte den Fall wegen des laufenden Wiederaufnahme-Verfahrens nicht.
Die Frau soll während dieses Verfahrens abgeschoben werden.
(APA)
http://www.tt.com/csp/cms/sites/tt/%C3% ... werden.csp
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Re: Nigeria

Auch, wenn es zynisch klingen mag - gelegentlich beschleicht mich das Gefühl, insbesondere in Anbetracht der Kaltblütigkeit des Handelns mancher Behörden, dass die dem Opfer drohenden Folgen genau so einkalkuliert werden. Als eine Art Bauernopfer, dessen bedauerliches Schicksal in der Heimat dann der Abschreckung derer dienen soll, die als nächstes Opfer auf die Masche der Menschenhändler hereinfallen könnten.Marc of Frankfurt hat geschrieben:Österreich
Do, 14.10.2010 | 15:06 Uhr
Opfer von Frauenhandel soll abgeschoben werden
Eine 22-jährige Nigerianerin zeigte einen Menschenhändler an und fürchtet nun um ihr Leben. Die Ermittlungen zum Fall wurden dennoch abgebrochen.
...
"Ich habe den Fall überprüft und glaube die Geschichte auf Punkt und Beistrich", wird Joana Reiterer vom Verein Exit, der auf die Betreuung von Frauenhandels-Opfern aus Nigeria spezialisiert ist, zitiert. "Es heißt immer, dass die Justiz nicht an die Täter herankommt, weil Opfer von Menschenhandel zu große Angst haben, auszusagen. Hier bringt sich nun ein Opfer in Lebensgefahr und nennt alle Namen - und niemand ermittelt weiter. Das ist ein Skandal", so Reiterer.
Sie bestätigte auch auf APA-Anfrage, dass der 22-Jährigen bei einer Abschiebung nach Nigeria der Tod drohe. Dies sei "ein schlechtes Signal an Opfer, die zur Aussage bereit sind und spielt Menschenhändlern in die Hände."
...
Und das nicht etwa nur zur Warnung potentieller Opfer, sondern eher in Anbetracht der Erwartung, missliebigen "Nachzug" abzuschrecken.
Ich habe selbst Fälle erlebt, in denen Frauen erst durch Aufnahme in ein Zeugenschutzprogramm so richtig unter die Räder geraten sind. Vor einiger Zeit habe ich ein Mädel aus Litauen wiedergetroffen, das erst in/nach solchem Programm richtig abgestürzt ist.
War sie vorher so hübsch, dass sie sogar meines Vaters Sohn hätte gefallen können, hätte ich sie beim Wiedertreffen nicht erkannt, wenn man mich nicht darauf hingewiesen hätte, wer sie ist. Schwer drogensüchtig, stark abgemagert, sprechgestört und mit regelmäßigen Zuckungen im ganzen Körper, die ersichtlich nicht von einem Entzug herrühren konnten.
Hier wird m.E. deutlich, dass der Zeugenschutz sofort eingestellt wird, wenn das Opfer nicht mehr "nützlich" ist. Für das Gerichtsverfahren reicht in Deutschland eine richterliche Vernehmung des Opfers im Ermittlungsverfahren. Wenn das Opfer im Hauptverhandlungstermin dann nicht mehr auffindbar ist, kommt den Behörden das möglicherweise sogar gelegen. Wäre die Frau noch vor Ort, könnte sie ihre Aussage ja plötzlich zugunsten des Menschenhändlers ändern und so den schönen Erfolg noch gefährden; statt nützlich also kontraproduktiv sein.
Daran dürfte keinem Staatsanwalt gelegen sein - insbesondere, wenn ihm bekannt ist, dass die Aussage des zum damaligen Zeitpunkt noch verstörten Opfers rundum gut gelungen ist ... war man doch in Fragen einzelner Formulierungen gern behilflich. So ein Opfer weiß bei solcher Gelegenheit ja oft gar nicht, wie man die Umstände einer Straftat vor Behörden auch richtig darstellt. Würde dieses Opfer in der Hauptverhandlung mit eigenen Worten sprechen dürfen, käme vielleicht manch missliebiger Widerspruch zu Tage. Vor diesem Hintergrund scheint Anwesenheit des Opfers doch wirklich verzichtbar - sie dient schließlich der Wahrheitsfindung!
Hier wird m.E. deutlich, dass Briefe an genau diese Behörden nicht das Mittel der Wahl sein können. Politisch Verantwortliche kann man nur dort wirklich treffen, wo sie empfindlich sind ... um das ist ausschließlich das Stimmungsbarometer vor einer jeden Wahl. Selbst kleinere Demonstrationen vor Rathäusern haben schon Wunder gewirkt, wenn man es schafft, dass darüber im TV berichtet wird. Vor niemandem außer der breiten Öffentlichkeit haben politische Entscheidungsträger wirkliche Manschetten - droht es ihnen doch anlässlich jeder Wahl, wieder in Brot und Arbeit zu verfallen.
J.K.
"Vor Schelme, die den Mantel der Justiz gebrauchen, um ihre üble Paßiones auszuführen, vor diese kann sich kein Mensch hüten, die sind ärger als die größten Spitzbuben, die in der Welt sind." (König Friedrich II. im Jahre 1779)
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Das Beispiel der Frau aus Nigeria ist leider nur einer von vielen Fällen einer überzogenen Politik, die zuletzt auch dazu geführt hat, dass Kinder in Schubhaft verbracht wurden. Möglicherweise wurde nun der Bogen überspannt und die Öffentlichkeit besinnt sich auf die notwendige Achtung der Menschenrechte (vgl. dazu ORF-Bericht vom 18.10.2010) ... vielleicht hilft diese geänderte Sichtweise auch im zitierten Fall (noch dazu, wo die bisherige Politik wegen der öffentlichen Unmut bei der aktuellen Wahl in Wien eher kontraproduktiv war)
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Zu wünschen wäre es ...
Es darf nicht sein, dass staatliche Stellen im Namen der "armen Opfer" Jagd auf Straftäter machen, sich im Erfolgsfall dann in Funk und Fernsehen feiern lassen, weil man diese armen Menschen ja gerettet hat, um genau diese Menschen dann ihrem Schicksal zu überlassen, weil man mit ihnen keine positiven Schlagzeilen mehr schreiben kann.
Eigentlich müsste diese Erkenntnis eine Selbstverständlichkeit sein ... jedenfalls aus menschlicher Sicht ...
J.K.
Es darf nicht sein, dass staatliche Stellen im Namen der "armen Opfer" Jagd auf Straftäter machen, sich im Erfolgsfall dann in Funk und Fernsehen feiern lassen, weil man diese armen Menschen ja gerettet hat, um genau diese Menschen dann ihrem Schicksal zu überlassen, weil man mit ihnen keine positiven Schlagzeilen mehr schreiben kann.
Eigentlich müsste diese Erkenntnis eine Selbstverständlichkeit sein ... jedenfalls aus menschlicher Sicht ...
J.K.
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19.10.2010
Fünf Männer sollen Tschechin eingesperrt und missbraucht haben
Vor dem Kreisgericht in Langnau haben sich seit Montag fünf Männer zu verantworten. Die Vorwürfe sind happig: Eine Tschechin soll verkauft, in die Schweiz gebracht und zur Prostitution gezwungen worden sein.
Gleich eine Handvoll Männer sitzt diese Woche auf der Anklagebank des Kreisgerichts Signau-Trachselwald. Und allen werden mehrere Delikte vorgeworfen. Sie reichen von Menschenhandel über Vergewaltigung und sexuelle Nötigung zu Betrug oder Urkundenfälschung.
In die Schweiz verkauft
Ihren Anfang für die Schweizer Behörden nahm die Geschichte im Juni 2008, als Anwohner sich in der Region einer Frau angenommen hatten, welche nach eigenen Angaben Opfer von Menschenhandel geworden war. Die Tschechin war offenbar im Frühjahr 2008 in die Schweiz gekommen und dann in einer Wohnung festgehalten worden. Davor hatte sie bei Bekannten in Tschechien gelebt, die sie laut Anklageschrift später in die Schweiz verkauften. Hier soll sie zur Prostitution gezwungen worden sein. Der Mann, bei dem sie in der Schweiz lebte, habe die Frau eingesperrt, immer wieder vergewaltigt und brutal geschlagen. Zudem habe er sie an andere Bekannte vermittelt und zur Prostitution gezwungen. In die Geschichte involviert waren mehrere Freunde. Die fünf beschuldigten Männer sind Tamilen.
Zum Auftakt der Verhandlung sollte gestern die Geschädigte ihre Aussage vor dem Kreisgericht machen.
Nicht bei der Verhandlung
Doch die Tschechin erschien nicht, was im Saal zu diskutieren gab. Zwei der vier anwesenden Verteidiger sagten, es wäre wichtig, dass das Gericht einen Eindruck von der Klägerin erhalte, denn sie sei die Hauptperson in der Verhandlung. Das Fernbleiben könne gar als mangelndes Interesse der Frau gewertet werden. Auch Staatsanwalt Remo Leibundgut hätte die Klägerin gerne im Saal gehabt: «Ich bin auch nicht glücklich, dass die Frau nicht da ist.»
Die Verhandlung könne aber ohne sie stattfinden, da sich am Sachverhalt seit Abschluss der Ermittlungen nichts mehr geändert habe. Die Anwältin der Klägerin betonte zudem, sie stehe hier an deren Stelle vor Gericht mit der Aufgabe, die Interessen der Frau zu vertreten. Das Nichterscheinen sei nicht als Desinteresse zu werten, sondern eher als eine Art Selbstschutz.
Auf der Strasse getroffen
Als Erster wurde jener Tamile einvernommen, der sich seit elf Monaten in Haft befindet. Vor der Festnahme lebte der Mann zehn Jahre in Tschechien. Da er kaum Deutsch spricht, war eine Dolmetscherin anwesend.
Die Fragen des Gerichtspräsidenten beantwortete der Inhaftierte bereitwillig. Er habe die Klägerin im Winter auf der Strasse angetroffen, wo sie ihn um eine Bleibe bat. Er und seine Partnerin, eine Tschechin, vermieteten der obdachlosen Frau hierauf ein Zimmer. Doch sie habe die vereinbarte Miete nie bezahlt. Laut dem Angeklagten ging sie täglich auf die Strasse, um sich zu verkaufen. Vier Monate später kam ein Freund des Angeklagten aus der Schweiz zu Besuch, ebenfalls ein Tamile. Dieser brachte einen Kollegen mit, der die Frau in die Schweiz mitnehmen wollte. Vorher sollte er dem Paar jedoch die geschuldete Miete fürs Zimmer bezahlen.
Um zu seinem Geld zu kommen, begleitete der nun Inhaftierte seine Freunde mit der Frau in die Schweiz.
Was dann hier im Detail geschah, soll das Gericht in den kommenden Tagen herausfinden und beurteilen.
Neben den drei oben erwähnten Tamilen sind zwei weitere angeklagt, die Frau sexuell genötigt oder vergewaltigt zu haben. Sie alle werden in dieser Woche einvernommen.
Voraussichtlich am Freitag finden die Plädoyers der Anwälte statt. Das Urteil soll dann Ende nächster Woche gefällt werden.
http://www.bernerzeitung.ch/region/emme ... y/15507474
Fünf Männer sollen Tschechin eingesperrt und missbraucht haben
Vor dem Kreisgericht in Langnau haben sich seit Montag fünf Männer zu verantworten. Die Vorwürfe sind happig: Eine Tschechin soll verkauft, in die Schweiz gebracht und zur Prostitution gezwungen worden sein.
Gleich eine Handvoll Männer sitzt diese Woche auf der Anklagebank des Kreisgerichts Signau-Trachselwald. Und allen werden mehrere Delikte vorgeworfen. Sie reichen von Menschenhandel über Vergewaltigung und sexuelle Nötigung zu Betrug oder Urkundenfälschung.
In die Schweiz verkauft
Ihren Anfang für die Schweizer Behörden nahm die Geschichte im Juni 2008, als Anwohner sich in der Region einer Frau angenommen hatten, welche nach eigenen Angaben Opfer von Menschenhandel geworden war. Die Tschechin war offenbar im Frühjahr 2008 in die Schweiz gekommen und dann in einer Wohnung festgehalten worden. Davor hatte sie bei Bekannten in Tschechien gelebt, die sie laut Anklageschrift später in die Schweiz verkauften. Hier soll sie zur Prostitution gezwungen worden sein. Der Mann, bei dem sie in der Schweiz lebte, habe die Frau eingesperrt, immer wieder vergewaltigt und brutal geschlagen. Zudem habe er sie an andere Bekannte vermittelt und zur Prostitution gezwungen. In die Geschichte involviert waren mehrere Freunde. Die fünf beschuldigten Männer sind Tamilen.
Zum Auftakt der Verhandlung sollte gestern die Geschädigte ihre Aussage vor dem Kreisgericht machen.
Nicht bei der Verhandlung
Doch die Tschechin erschien nicht, was im Saal zu diskutieren gab. Zwei der vier anwesenden Verteidiger sagten, es wäre wichtig, dass das Gericht einen Eindruck von der Klägerin erhalte, denn sie sei die Hauptperson in der Verhandlung. Das Fernbleiben könne gar als mangelndes Interesse der Frau gewertet werden. Auch Staatsanwalt Remo Leibundgut hätte die Klägerin gerne im Saal gehabt: «Ich bin auch nicht glücklich, dass die Frau nicht da ist.»
Die Verhandlung könne aber ohne sie stattfinden, da sich am Sachverhalt seit Abschluss der Ermittlungen nichts mehr geändert habe. Die Anwältin der Klägerin betonte zudem, sie stehe hier an deren Stelle vor Gericht mit der Aufgabe, die Interessen der Frau zu vertreten. Das Nichterscheinen sei nicht als Desinteresse zu werten, sondern eher als eine Art Selbstschutz.
Auf der Strasse getroffen
Als Erster wurde jener Tamile einvernommen, der sich seit elf Monaten in Haft befindet. Vor der Festnahme lebte der Mann zehn Jahre in Tschechien. Da er kaum Deutsch spricht, war eine Dolmetscherin anwesend.
Die Fragen des Gerichtspräsidenten beantwortete der Inhaftierte bereitwillig. Er habe die Klägerin im Winter auf der Strasse angetroffen, wo sie ihn um eine Bleibe bat. Er und seine Partnerin, eine Tschechin, vermieteten der obdachlosen Frau hierauf ein Zimmer. Doch sie habe die vereinbarte Miete nie bezahlt. Laut dem Angeklagten ging sie täglich auf die Strasse, um sich zu verkaufen. Vier Monate später kam ein Freund des Angeklagten aus der Schweiz zu Besuch, ebenfalls ein Tamile. Dieser brachte einen Kollegen mit, der die Frau in die Schweiz mitnehmen wollte. Vorher sollte er dem Paar jedoch die geschuldete Miete fürs Zimmer bezahlen.
Um zu seinem Geld zu kommen, begleitete der nun Inhaftierte seine Freunde mit der Frau in die Schweiz.
Was dann hier im Detail geschah, soll das Gericht in den kommenden Tagen herausfinden und beurteilen.
Neben den drei oben erwähnten Tamilen sind zwei weitere angeklagt, die Frau sexuell genötigt oder vergewaltigt zu haben. Sie alle werden in dieser Woche einvernommen.
Voraussichtlich am Freitag finden die Plädoyers der Anwälte statt. Das Urteil soll dann Ende nächster Woche gefällt werden.
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Hier fängt die Geschichte m.E. spätestens an, unglaubwürdig zu werden.nina777 hat geschrieben:... Um zu seinem Geld zu kommen, begleitete der nun Inhaftierte seine Freunde mit der Frau in die Schweiz.
Kann sich hier jemand ernsthaft vorstellen, ein Vermieter reist mit dem säumingen Mieter ins Ausland, nur um zu warten, bis der Mieter dort ausreichend Geld verdient hat, um seine Mietschulden begleichen zu können? Und das vor dem Hintergrund, dass vor Ort Freunde wohnen, die ihm die rückständige Miete nach Zahlung an sie problemlos hätten überweisen können?
Persönlich kann ich mir das nur schwerlich vorstellen - und auch ein Gericht muss Aussagen nicht folgen, wenn sie lebensfremd sind.
Andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass jemand eine so dämliche Geschichte erfindet ...
Ich hoffe, Nina wird uns auf dem Laufenden halten.
J.K.
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Wieder Festnahmen im Zusammenhang mit illegalen/ausgebeuteten Nigerianerinnen:
„Traumreise“-Razzia
Bei der gestrigen Kontrolle wurde in Saarlouis der Haftbefehl gegen ein nigerianisches Ehepaar, 45 und 35 Jahre alt, wegen Verdachts der Zuhälterei vollstreckt.
In Saarbrücken wurden eine 21-jährige Afrikanerin sowie eine 61-jährige deutsche Bordellbetreiberin festgenommen.
In Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz (Koblenz) und Berlin wurden weitere vier Personen festgenommen, gegen die Haftbefehle vorlagen.
Alle Personen wurden Haftrichtern vorgeführt und fast alle in Haftanstalten gebracht.
Die Ermittlungen wurden von Saarbrücken geleitet. Erste Polizeihauptkommissar und Leiter des Kommissariates 5 (Menschenhandel), Einsatzleiter Lothar Braun.
Im Saarland waren etwa 35 Polizeibeamte im Einsatz, insgesamt waren es 85.
...
http://www.saarbruecker-zeitung.de/aufm ... 56,3471314
„Traumreise“-Razzia
Bei der gestrigen Kontrolle wurde in Saarlouis der Haftbefehl gegen ein nigerianisches Ehepaar, 45 und 35 Jahre alt, wegen Verdachts der Zuhälterei vollstreckt.
In Saarbrücken wurden eine 21-jährige Afrikanerin sowie eine 61-jährige deutsche Bordellbetreiberin festgenommen.
In Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz (Koblenz) und Berlin wurden weitere vier Personen festgenommen, gegen die Haftbefehle vorlagen.
Alle Personen wurden Haftrichtern vorgeführt und fast alle in Haftanstalten gebracht.
Die Ermittlungen wurden von Saarbrücken geleitet. Erste Polizeihauptkommissar und Leiter des Kommissariates 5 (Menschenhandel), Einsatzleiter Lothar Braun.
Im Saarland waren etwa 35 Polizeibeamte im Einsatz, insgesamt waren es 85.
...
http://www.saarbruecker-zeitung.de/aufm ... 56,3471314
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21.10.10
Bulgarin von einem Landsmann vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen / „Keinen Zweifel an den Angaben“
Sieben Jahre Haft wegen Menschenhandels
Bremen - Nach achteinhalb Monaten ist der Prozess gegen einen 31-jährigen Bulgaren gestern zu Ende gegangen. Sieben Jahre Haft wegen Menschenhandels, Zwangsprostitution, Zuhälterei und Vergewaltigung, lautete das Urteil des Landgerichts.
Es herrschte absolute Stille, als der Angeklagte von zwei Justizwachtmeistern in den Gerichtssaal geführt wurde. Ein Jahr und drei Monate hat der 31-jährige Bulgare schon in Untersuchungshaft verbracht. Vor der Urteilsverkündung begrüßte er sichtlich angespannt seine Dolmetscherin und seinen Verteidiger.
Mit sieben Jahren Haft fiel die Strafe nur geringfügig milder aus, als es Staatsanwalt und die Vertretung der Nebenklage in ihren Plädoyers gefordert hatten. Die hatten siebeneinhalb Jahre beantragt, während der Verteidiger des Angeklagten auf Freispruch plädiert hatte.
Die Vorsitzende Richterin begründete das Urteil damit, dass die Ausführungen der Geschädigten – sie war auch als Nebenklägerin aufgetreten – im Großen und Ganzen schlüssig und glaubhaft gewesen seien. „Die Kammer hat keinen vernünftigen Zweifel an den Angaben der Zeugin“, so die Richterin. Die Aussagen des Angeklagten hingegen, der die Tat bestritten hatte, seien „lebensfremd“ gewesen. „Das alles macht überhaupt keinen Sinn.“ Verletzungen im Gesicht und Vaginalbereich der Frau sowie DNA-Spuren, die dem Angeklagten zugeordnet werden konnten, hatten darüber hinaus die Schilderungen der Geschädigten untermauert.
Nach deren Aussage war sie in Bulgarien zufällig an den Angeklagten geraten. Der soll ihr einen Job als Putzhilfe in einem Dönerladen versprochen haben. Da die Frau mit ihrer Familie in sehr ärmlichen Verhältnissen gelebt hatte, nahm sie das Angebot an, obwohl sie weder die deutsche Sprache beherrschte noch jemals im Ausland gewesen war. In Bremen angekommen, so die Feststellungen des Gerichts, zwang der Angeklagte die 29-jährige Bulgarin zur Prostitution. Als diese sich wehrte, vergewaltigte er die Frau mehrfach und fügte ihr mit einer brennenden Zigarette Wunden im Gesicht zu.
Noch am selben Tag, so ihre Aussage, der das Gericht folgte, wurde sie zum Geschlechtsverkehr mit einem Freier gezwungen. Erst acht Tage später konnte die Bulgarin aus der Wohnung in der Neustadt, wo der Angeklagte sie festhielt, fliehen und bat eine Passantin auf der Straße um Hilfe.
Nach der Urteilsverkündung zeigte der Verurteilte kaum eine Reaktion. Da er kein Deutsch spricht und hier über keinerlei soziale Kontakte verfügt, wird er seine Haftstrafe voraussichtlich auf eigenen Wunsch in Bulgarien verbüßen. An der Länge der Haftstrafe ändert sich jedoch nichts.
http://www.kreiszeitung.de/nachrichten/ ... 70572.html
Bulgarin von einem Landsmann vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen / „Keinen Zweifel an den Angaben“
Sieben Jahre Haft wegen Menschenhandels
Bremen - Nach achteinhalb Monaten ist der Prozess gegen einen 31-jährigen Bulgaren gestern zu Ende gegangen. Sieben Jahre Haft wegen Menschenhandels, Zwangsprostitution, Zuhälterei und Vergewaltigung, lautete das Urteil des Landgerichts.
Es herrschte absolute Stille, als der Angeklagte von zwei Justizwachtmeistern in den Gerichtssaal geführt wurde. Ein Jahr und drei Monate hat der 31-jährige Bulgare schon in Untersuchungshaft verbracht. Vor der Urteilsverkündung begrüßte er sichtlich angespannt seine Dolmetscherin und seinen Verteidiger.
Mit sieben Jahren Haft fiel die Strafe nur geringfügig milder aus, als es Staatsanwalt und die Vertretung der Nebenklage in ihren Plädoyers gefordert hatten. Die hatten siebeneinhalb Jahre beantragt, während der Verteidiger des Angeklagten auf Freispruch plädiert hatte.
Die Vorsitzende Richterin begründete das Urteil damit, dass die Ausführungen der Geschädigten – sie war auch als Nebenklägerin aufgetreten – im Großen und Ganzen schlüssig und glaubhaft gewesen seien. „Die Kammer hat keinen vernünftigen Zweifel an den Angaben der Zeugin“, so die Richterin. Die Aussagen des Angeklagten hingegen, der die Tat bestritten hatte, seien „lebensfremd“ gewesen. „Das alles macht überhaupt keinen Sinn.“ Verletzungen im Gesicht und Vaginalbereich der Frau sowie DNA-Spuren, die dem Angeklagten zugeordnet werden konnten, hatten darüber hinaus die Schilderungen der Geschädigten untermauert.
Nach deren Aussage war sie in Bulgarien zufällig an den Angeklagten geraten. Der soll ihr einen Job als Putzhilfe in einem Dönerladen versprochen haben. Da die Frau mit ihrer Familie in sehr ärmlichen Verhältnissen gelebt hatte, nahm sie das Angebot an, obwohl sie weder die deutsche Sprache beherrschte noch jemals im Ausland gewesen war. In Bremen angekommen, so die Feststellungen des Gerichts, zwang der Angeklagte die 29-jährige Bulgarin zur Prostitution. Als diese sich wehrte, vergewaltigte er die Frau mehrfach und fügte ihr mit einer brennenden Zigarette Wunden im Gesicht zu.
Noch am selben Tag, so ihre Aussage, der das Gericht folgte, wurde sie zum Geschlechtsverkehr mit einem Freier gezwungen. Erst acht Tage später konnte die Bulgarin aus der Wohnung in der Neustadt, wo der Angeklagte sie festhielt, fliehen und bat eine Passantin auf der Straße um Hilfe.
Nach der Urteilsverkündung zeigte der Verurteilte kaum eine Reaktion. Da er kein Deutsch spricht und hier über keinerlei soziale Kontakte verfügt, wird er seine Haftstrafe voraussichtlich auf eigenen Wunsch in Bulgarien verbüßen. An der Länge der Haftstrafe ändert sich jedoch nichts.
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Prozess Pascha München dirig. Zuhälterei
Prozess München
20.10.2010
Porsche, Polo, Pascha: Prozess gegen Sex-Club-Betreiber
Münchner Sex-Club-Betreiber stehen vor dem Amtsgericht. Sie sollen in 20 Fällen den Prostituierten Arbeitsvorschriften gemacht haben– etwa zu Oralverkehr ohne Kondom.
MÜNCHEN - Es sind schwere Vorwürfe, mit denen sich die Macher vom Sex-Club „Pascha“ konfrontiert sehen. Sie stehen wegen „dirigierender Zuhälterei“ § 181 a StGB vor dem Amtsgericht.
Für Betriebsleiter Leo E. (51) ist dieser Verdacht „Unsinn“, wie er sagt: „Bei uns arbeiten die Damen freiwillig, und sie haben Spaß. Würden wir sie zum Sex zwingen, säßen sie schlecht gelaunt an der Bar, und der Gast wäre vergrault.“
Laut Anklage sollen die Männer in 20 Fällen den Liebesdamen genaue Arbeitsvorschriften gemacht haben: Demnach hätten sie Preise und Praktiken angeordnet. Ein Pflichtprogramm etwa: Oralverkehr ohne Kondom für 140 Euro. Sie sollen sogar Kunden nach ihrer Zufriedenheit befragt haben: Das „Pascha“ wirbt mit einer „Geld-Zurück-Garantie“.
Solche Kontrollen sind aber laut Paragraph 181 a verboten. Bis zu fünf Jahren drohen bei einer Verurteilung.
Drei Männer und eine Frau sitzen auf der Anklagebank: Betriebsleiter Leo E. (Anwalt Bernhard Knies), Kaufmann Hermann M. (58, Anwalt Wolfgang Bendler), Hausmeister Roger W. (43) und die blonde Martina S. (32, Harald Baumgärtl).
Der Sex-Club liegt am Stahlgruberring, ist 24 Stunden geöffnet. „Für den eiligen Pascha“ kostet der Eintritt zehn Euro: Kein Drink an der Bar, es geht gleich aufs Zimmer. Für 20 Euro (8 bis 22 Uhr) gibt es noch Bier und Wein gratis. Nach 22 Uhr sind 40 Euro fällig. Der Liebeslohn richtet sich nach der Aufenthaltsdauer auf den Zimmern, etwa nach 22 Uhr 100 Euro bzw. 120 Euro. Die Flasche Schampus kostet 170 Euro.
Die Damen kassieren direkt ab, rechnen später mit den Betreibern ab.
„Preisvorschriften für sexuellen Handlungen gibt es im Pascha nicht“, sagen die Anwälte der Beschuldigten.
„Wer unzufrieden ist, kann gehen“, behauptet Leo E. Er habe auch schon Mitarbeiterinnen vor die Tür gesetzt: „Wenn sich bei mir eine als Porsche verkauft und ich merke, das ist ein lahmer Polo, dann fliegt sie.“
So also ist das im Pascha. Der Prozess dauert an.
http://www.abendzeitung.de/muenchen/221241
Bayerische Kondomverordnung als Razzia-Begründung, um gegen das Gewerbe und ausbeuterische Tendenzen vorzugehen?
Kondomverbot für Prostituierte: Razzia im Bordell (10.08):
viewtopic.php?p=43441#43441 (Razzia Blog)
Bayerische Kondomverordnung (KondomZwang Prostitution):
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=22584#22584
Im Pascha Laufhaus in Köln gibts auch Oralverkehr nur mit Kondom. Sic!
Pascha Köln schafft Kondoma ab
und stellt Femidome zur verfügung (12.06):
viewtopic.php?p=63253#63253 (Safer Sex)
[ergänzt Marc]
20.10.2010
Porsche, Polo, Pascha: Prozess gegen Sex-Club-Betreiber
Münchner Sex-Club-Betreiber stehen vor dem Amtsgericht. Sie sollen in 20 Fällen den Prostituierten Arbeitsvorschriften gemacht haben– etwa zu Oralverkehr ohne Kondom.
MÜNCHEN - Es sind schwere Vorwürfe, mit denen sich die Macher vom Sex-Club „Pascha“ konfrontiert sehen. Sie stehen wegen „dirigierender Zuhälterei“ § 181 a StGB vor dem Amtsgericht.
Für Betriebsleiter Leo E. (51) ist dieser Verdacht „Unsinn“, wie er sagt: „Bei uns arbeiten die Damen freiwillig, und sie haben Spaß. Würden wir sie zum Sex zwingen, säßen sie schlecht gelaunt an der Bar, und der Gast wäre vergrault.“
Laut Anklage sollen die Männer in 20 Fällen den Liebesdamen genaue Arbeitsvorschriften gemacht haben: Demnach hätten sie Preise und Praktiken angeordnet. Ein Pflichtprogramm etwa: Oralverkehr ohne Kondom für 140 Euro. Sie sollen sogar Kunden nach ihrer Zufriedenheit befragt haben: Das „Pascha“ wirbt mit einer „Geld-Zurück-Garantie“.
Solche Kontrollen sind aber laut Paragraph 181 a verboten. Bis zu fünf Jahren drohen bei einer Verurteilung.
Drei Männer und eine Frau sitzen auf der Anklagebank: Betriebsleiter Leo E. (Anwalt Bernhard Knies), Kaufmann Hermann M. (58, Anwalt Wolfgang Bendler), Hausmeister Roger W. (43) und die blonde Martina S. (32, Harald Baumgärtl).
Der Sex-Club liegt am Stahlgruberring, ist 24 Stunden geöffnet. „Für den eiligen Pascha“ kostet der Eintritt zehn Euro: Kein Drink an der Bar, es geht gleich aufs Zimmer. Für 20 Euro (8 bis 22 Uhr) gibt es noch Bier und Wein gratis. Nach 22 Uhr sind 40 Euro fällig. Der Liebeslohn richtet sich nach der Aufenthaltsdauer auf den Zimmern, etwa nach 22 Uhr 100 Euro bzw. 120 Euro. Die Flasche Schampus kostet 170 Euro.
Die Damen kassieren direkt ab, rechnen später mit den Betreibern ab.
„Preisvorschriften für sexuellen Handlungen gibt es im Pascha nicht“, sagen die Anwälte der Beschuldigten.
„Wer unzufrieden ist, kann gehen“, behauptet Leo E. Er habe auch schon Mitarbeiterinnen vor die Tür gesetzt: „Wenn sich bei mir eine als Porsche verkauft und ich merke, das ist ein lahmer Polo, dann fliegt sie.“
So also ist das im Pascha. Der Prozess dauert an.
http://www.abendzeitung.de/muenchen/221241
Bayerische Kondomverordnung als Razzia-Begründung, um gegen das Gewerbe und ausbeuterische Tendenzen vorzugehen?
Kondomverbot für Prostituierte: Razzia im Bordell (10.08):
viewtopic.php?p=43441#43441 (Razzia Blog)
Bayerische Kondomverordnung (KondomZwang Prostitution):
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=22584#22584
Im Pascha Laufhaus in Köln gibts auch Oralverkehr nur mit Kondom. Sic!
Pascha Köln schafft Kondoma ab
und stellt Femidome zur verfügung (12.06):
viewtopic.php?p=63253#63253 (Safer Sex)
[ergänzt Marc]
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.
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kommt ja ziemlich passend zu der verliebt-in-eine-prostituierten-diskussion.
der vergleich von autos mit frauen ist unmöglich. nicht nur uralt, sondern auch menschenverachtend.
mit den betreibern von großbordellen fühle ich mich überhaupt nicht "wie-in-einem-boot-sitzend".
das pascha tut so "frauen- und prostitutionsfreundlich", macht kulturveranstaltungen, weiterbildungen - das ist doch super scheinheilig.
lieben gruß, annainga
ps: hat eine von euch schon mal im pascha gearbeitet?
der vergleich von autos mit frauen ist unmöglich. nicht nur uralt, sondern auch menschenverachtend.
mit den betreibern von großbordellen fühle ich mich überhaupt nicht "wie-in-einem-boot-sitzend".
das pascha tut so "frauen- und prostitutionsfreundlich", macht kulturveranstaltungen, weiterbildungen - das ist doch super scheinheilig.
lieben gruß, annainga
ps: hat eine von euch schon mal im pascha gearbeitet?
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RE: Zuhälterunwesen, Prozesse Menschenhandel
Das mag alles richtig sein.
Insbesondere die neuere deutsche Rechtsprechung (nach Erlass des ProstG) fordert aber auch im Rahmen der dirigierenden Zuhälterei über die den gesetzlichen Tatbestand erfüllenden Tathandlungen hinaus stets noch ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Zuhälter und "seiner" Prostituierten. Dieses "Halten in Abhängigkeit" muss geeignet sein, dass Selbstbestimmungrecht der Prostituierten (negativ) zu beeinträchtigen.
Und gerade eine Kündigung (=Beendigung der Geschäftsbeziehung i.S. des §181a Abs.1 letzter Hs. StGB) dürfte eher das genaue Gegenteil davon sein.
Oder sehe ich hier etwas falsch?
J.K.
Insbesondere die neuere deutsche Rechtsprechung (nach Erlass des ProstG) fordert aber auch im Rahmen der dirigierenden Zuhälterei über die den gesetzlichen Tatbestand erfüllenden Tathandlungen hinaus stets noch ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Zuhälter und "seiner" Prostituierten. Dieses "Halten in Abhängigkeit" muss geeignet sein, dass Selbstbestimmungrecht der Prostituierten (negativ) zu beeinträchtigen.
Und gerade eine Kündigung (=Beendigung der Geschäftsbeziehung i.S. des §181a Abs.1 letzter Hs. StGB) dürfte eher das genaue Gegenteil davon sein.
Oder sehe ich hier etwas falsch?
J.K.
"Vor Schelme, die den Mantel der Justiz gebrauchen, um ihre üble Paßiones auszuführen, vor diese kann sich kein Mensch hüten, die sind ärger als die größten Spitzbuben, die in der Welt sind." (König Friedrich II. im Jahre 1779)
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Nigeria Connection
ZDF ML Mona Lisa
Schlag gegen Menschenhändlerring
Zwangsprostituierte mit Voodoo gefügig gemacht
Tausende nigerianische Frauen werden in Deutschland zur Prostitution gezwungen, von meist weiblichen Zuhälterinnen. Mit Vodoo-Ritualen werden sie schon in ihrer Heimat willenlos gemacht. Der deutschen Polizei ist nun ein Schlag gegen einen solchen Menschenhändler-Ring gelungen.
ML war bei dem Großeinsatz im Saarland dabei.
[Das nenn ich eine perfekte Polizei-Medien-Kooperation. Anm.]
* Sendung vom 24.10.2010
20. Oktober 2010, neun Uhr morgens. Zivilfahnder durchsuchen ein Bordell in der Saarbrücker Innenstadt. Hier sollen nigerianische Prostituierte arbeiten, die Angst vor der Polizei haben. Die Kriminalpolizei in Saarbrücken hat festgestellt, dass vor allem Frauen aus Westafrika, besonders aus Nigeria, auf die Polizeikontrollen völlig panisch reagierten, sie versuchten zu flüchten, würden aus dem Fenster springen, offenkundig aus Angst, von der Polizei festgenommen zu werden. [Das gab es auch in Frankfurt schon vor Jahren von Frauen aus Lateinamerika. Da gibt es sicher unterschiedliche Erklärungsmöglichkeiten. Anm.]
Bundesweiter Großeinsatz
Monatelang haben die Beamten der Saarbrücker Kriminalpolizeiinspektion den Einsatz vorbereitet, bei dem wichtige Beweismittel gegen einen nigerianischen Menschenhändlerring gesichert werden sollen. Zu den Verhafteten gehört auch die Betreiberin des Saarbrücker Eroscenter, die allerdings jede Mitschuld bestreitet. Die Polizei in Saarbrücken aber sieht in dem Bordell eine zentrale Arbeitsstätte der Opfer nigerianischer Menschenhändler.
Nicht nur im Saarland, sondern auch in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und in Berlin hat die Polizei gleichzeitig zugeschlagen und nigerianische Zuhälterinnen, sogenannte Madams verhaftet. Aber auch illegal beschäftigte Prostituierte gehen den Fahndern ins Netz. Sie gehören zu den Opfern. Körperlich misshandelt, so die Ermittlungen, dürften sie die Bordelle häufig noch nicht einmal verlassen.
In der Heimat geködert
Immer wieder beginnt der Alptraum in Nigeria, der Heimat der jungen Frauen. Armut und Unterdrückung bestimmen hier ihren Alltag. Viele Frauen, so wie Grace (Name geändert) träumen von einem besseren Leben in Europa. Aus Angst vor Gewalt möchte Grace unerkannt bleiben. Sie berichtet, wie sie von Menschenhändlern geködert wurde: "Er sagte, er hilft mir, weil wir Freunde sind, so dass ich meiner Familie aus der Armut helfen kann. Er sagte, ich könne in der Landwirtschaft arbeiten, oder im Sport erfolgreich sein." Aber in Europa angekommen, läuft alles ganz anders.
Eine angeblich hilfsbereite Freundin entpuppt sich dann schnell als Zuhälterin, als sogenannte Madame, wie Grace weiter berichtet: "Sie brachte Kleidungsstücke und Haarteile, die ich anbringen sollte, um mit ihr auf die Straße zu gehen, um mich zu prostituieren." Grace flieht und seitdem drohen die Menschenhändler ihrer Familie. Wie ernst das gemeint sein kann, wissen auch die Ermittler der saarländischen Kriminalpolizei. Demnach könne es gegenüber den Familien zu erheblichen Bestrafungen auch in den Heimatländern der Frauen kommen, wie Auspeitschungen, Schlägen oder Brandstiftungen.
Schulden nach Voodoo-Zauber
Doch meist kommt es nicht zum Ausbruch. Denn viele der Prostituierten müssen in Voodoo-Ritualen ihren Peinigern bedingungslose Treue und Verschwiegenheit schwören. Bricht eine Frau aus, so glaubt sie, ihr drohe Wahnsinn oder Krankheit. Und der Zauber dient auch dazu, die Frauen finanziell abhängig zu machen wie Sabrina Müller von der Saarbrücker Beratungsstelle für Migrantinnen berichtet: "Durch diese Voodoo-Rituale haben die Frauen immense Schulden in ihrem Heimatland, die sie zuerst abarbeiten müssen. Die Beträge belaufen sich auf 30.000 bis 60.000 Euro."
Hier schließt sich der Kreis. Denn in Bordellen müssen die jungen Frauen ihre Schulden begleichen. Insgesamt sind in Westeuropa rund 100.000 Nigerianerinnen betroffen. Die Polizei möchte mit ihrer länderübergreifenden Razzia den Frauen auch zeigen, dass sie stärker sei als die Täter. Die Frauen brauchten dieses Zeichen, um Mut fassen zu können und es zu wagen, aus dem Milieu auszubrechen. Und auch wenn dieser Einsatz erfolgreich war, so bleibt für die Ermittler viel Arbeit.
http://monalisa.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0 ... .html?dr=1
Unterschwellig geht es auch um die Macho-Rivalität den sog. Kriminellen oder Ausländern zu zeigen, welche Männer hier bei uns das Sagen haben.
ML Mona Lisa
Die Macht der Madams
Interview mit Elvira Niesner von FIM e.V. (Frauenrecht ist Menschenrecht) aus Frankfurt
In Europa werden immer mehr Nigerianerinnen zur Prostitution gezwungen. Das Geschäft liegt meist in der Hand von Zuhälterinnen, den sogenannten Madams. Elvira Niesner arbeitet für die Organisation FIM, eine Frauenberatungsstelle in Frankfurt. Sie erklärt warum der Kampf gegen nigerianische Menschenhändlerinnen so schwierig ist.
* 24.10.2010
Foto
Elvira Niesner. Quelle: ZDF
ZDF: Die "Madams" spielen bei Menschenhandel mit nigerianischen Frauen eine zentrale Rolle. Was heißt das?
Elvira Niesner: Das bedeutet, dass bei dieser Form die Frauen das große Geld verdienen und zwar als Täterinnen. Sie haben zwar auch Leute, die gewisse Dienste für sie machen, aber sie haben die große Kontrolle und haben das Netzwerk in ihrer Hand.
ZDF: Warum ist das so?
Niesner: Man weiß, dass diese Madams in der Regel ehemalige Opfer von Menschenhandel sind, die sich dann aus der Opferrolle herausgearbeitet haben und jetzt selbst das Geld verdienen wollen und auch können. Diese Personen haben eine schillernde Rolle in den Communities, sie sind anerkannt, weil sie es schaffen, Leute von Nigeria nach Deutschland, nach Europa zu holen. Das ist für die Betroffenen, die hierher wollen, ein wahnsinniger Schritt. Für sie ist Europa der Kontinent des Geldes und des Wohlstandes und Nigeria ist die Existenzlosigkeit. Außerdem verfügen die Madams über ziemlich viel Geld, auch das verschafft ihnen Status und Anerkennung. Auf der anderen Seite sind sie natürlich Ausbeuterinnen, die diese Situation ausnutzen, um sich ganz stark zu bereichern und die betroffenen Frauen dann zur Prostitution zwingen, sie ausbeuten, sie bedrohen oder bedrohen lassen und eben dadurch ihr Geld erwirtschaften. Das ist eben auch ein Stück weit in den Communities bekannt, aber es werden eben beide Seiten gesehen.
[Also eben auch die Seite, dass die Madam der Newcomerin die Migration und die Sexarbeit im Westen ermöglicht. Anm.]
ZDF: Was ist das Besondere an diesem Netzwerk?
Elvira Niesner: Das Besondere an diesem System ist, dass es ganz enge, auch freundschaftliche und sogar auch familiäre Verflechtungen gibt.
Hier sind die Frauen die Chefinnen und das Besondere an diesem System [Das ist ein Kennzeichen der heterosexuellen Sexarbeit! Anm.] ist, dass es ganz enge, auch freundschaftliche, und sogar auch familiäre Verflechtungen gibt. Also das Netzwerk ist jetzt nicht irgendeine Organisationsstruktur [also keine OK? Sic! Anm.], die den Nigerianerinnen hilft hierher zu kommen, sondern das sind Personen, die man irgendwie kennt, die zur Community, die zu Freundschaftsnetzen dazu gehören und diesen Frauen das Herkommen ermöglichen, aber den Opfern auch so etwas wie eine soziale und emotionale Stabilität ermöglichen. Die haben dann auch Kontakt, manchmal wird da zusammen gekocht oder man trifft sich mal. Man guckt, dass man die Betroffenen dadurch auch stabilisiert und in dieses "Wir-Gruppengefühl", "Wir Afrikanerinnen, wir machen das gemeinsam, wir schaffen das hier".
Das ist das ganz Spezifische an diesem Netzwerk, denn das bedeutet nämlich auch auf der anderen Seite, wenn hier eine Frau aussteigen möchte, dann muss sie, zumindest in der ersten Zeit, völlig Abstand nehmen von der schwarzen Community hier. Also sie muss aussteigen aus diesem Wir-Gruppen System, also aus der "afrikanischen Familie", um das mal so zu sagen. Und das ist ein sehr großer Schritt.
[Das sind Kennzeichen von Communities oder informeller Migration. Anm.]
ZDF: Warum ist es so schwer, diesen Madams das Handwerk zu legen?
Elvira Niesner: Es gibt öfter Voodoo Rituale ["öfter" d.h. doch nicht so oft? Anm.]. Die Opfer befürchten dann, dass ihnen etwas Böses zustößt, wenn sie etwas gegen die Madams machen.
Weil eine psychosoziale Anbindung an die Opfer besteht. Diese Frauen fühlen sich den Madams auch verpflichtet, weil sie sie immerhin hierher geholt haben. Es gibt öfter sogenannte rituelle Verträge [weil es gibt bisher m.E. keine anerkannte Versicherung die Migration in die Sexarbeit versichert. Anm.], sogenannte Voodoo Rituale, da hat man sich dann noch mal rituell ganz stark gebunden und die Opfer befürchten dann, dass ihnen etwas Böses zustößt, wenn sie dem nicht nachkommen oder wenn sie etwas gegen die Madams machen. Hinzu kommt, dass erstmal gar kein Vertrauen vorhanden ist zu deutschen Behörden oder auch deutschen Institutionen. [da sprechen ja auch die Abschieberegeln eine ganz eindeutige Sprache. Anm.] Die Frauen sind ja illegal hier oder haben sich den Aufenthalt erschlichen, also auch das ist eine schwierige Situation, sie erwarten erstmal die Sanktionierung ihrer eigenen Person und keine Hilfe.
ZDF: Was passiert mit den Täterinnen hier in Deutschland?
Niesner: Die Täterinnen haben ein relativ leichtes Leben, es kommt ja ganz selten zu Strafverfahren, weil die Opfer in der Regel gar nicht aussagebereit sind, aus den ganz vielen verschiedenen und zu verstehenden Gründen. Wenn es mal zu einem Strafverfahren kommt, dann sind die Strafen doch vergleichsweise gering, weil auch sehr gute Verteidigungen laufen, die auch sehr gut finanziert werden können [soll das andeuten die Deutsche Justiz ist korrupt? Anm.]. Es sind sehr, sehr schwierige Verfahren und die Justiz tut sich sehr schwer in Deutschland. Wir sind aber auch der Meinung, dass es dringend Fortbildungsbedarf bei der Justiz gibt. Wir haben uns da auch schon sehr bemüht, aber es ist nicht so leicht, da einen Zugang zu gewinnen.
ZDF: Was ist mit den Opfern?
Elvira Niesner: Das deutsche Gesetz sieht nicht vor, dass eine Frau, die Opfer von Menschenhandel ist, ausgesagt hat und das Verfahren abgeschossen ist, dass diese Frau hier bleiben kann.
Es gibt in Deutschland nur Opferschutz, wenn man sich als Zeugin zur Verfügung stellt für ein Strafverfahren. Wenn sie sich zur Verfügung stellen, dann besteht die Möglichkeit für die Dauer des Verfahrens hier in Deutschland zu bleiben und eine geringe existentielle Grundversorgung zu haben. [Das ist eine marktwirtschaftliche und politische Motivation und Anzreiz sich als Opfer zu präsentieren also die gesellschaftlich nahegelegte Opferrolle auch einzunehmen. Anm.] Fakt ist, dass das deutsche Gesetz nicht vorsieht, dass eine Frau, die Opfer von Menschenhandel ist, ausgesagt hat und das Verfahren abgeschossen ist, dass diese Frau hier bleiben kann. [Es geht dem Gesetzgeber primär darum die Täter verurteilen zu können um informelle Migration bekämpfen zu können. Anm.] Es gibt nur Sonder- oder Ausnahmeregelungen und die bestehen daraus, dass wenn eine Gefährdung im Herkunftsland eindeutig festgestellt ist. Das findet manchmal statt aber nicht automatisch und ist sehr schwer zu erreichen.
ZDF: Die Mädchen finden also auch durch familiäre Verflechtungen zu den Madams. Ist das richtig?
Niesner: Ja. Es ist wie ein Bausteinsystem, ein Mosaik das sich hier zusammensetzt. Auf der einen Seite haben sie diese Verpflichtungen, familiär, freundschaftlich, die auch über Voodoo Verträge [das hört sich ja mal viel besser an als "Voodoo-Zauber". Anm.] gesichert sind. Dann haben sie die Angst, dass Familienangehörigen etwas passiert, dann haben sie finanzielle Verpflichtungen den Familienangehörigen gegenüber. Oft ist es ja so, dass sie dennoch 100 bis 200 Euro im Monat schicken, das ist ja für die Verhältnisse dort viel Geld. [Also es rechnet sich dann wohl doch für alle Seiten. Anm.] Dann haben sie die Situation, dass sie nicht wissen wohin sie sollen. Sie kennen nur die Community, haben also keinen Ausweg, haben kein Vertrauen zu den Behörden, wissen auch nicht was möglich ist und was nicht möglich ist. Und sie haben eine persönliche Perspektivlosigkeit. Sie wollen auf keinen Fall zurück, weil Nigeria die Existenzlosigkeit bedeutet. Und diese verschiedenen Faktoren wirken hier alle zusammen zugunsten des Täterinnen-Netzwerks.
[Das nennt sich Globalisierung. Und es soll viele westliche und intl. Firmen geben die diesen Megatrend auch schamlos ausnutzen. Anm.]
ZDF: Erklären Sie noch einmal warum das ein relativ perfektes System ist, warum Sie da nicht rankommen an die Madams. Wie nehmen Sie es wahr?
Niesner: Für uns ist es eine ziemlich perfekte Form des Menschenhandels, weil eben hier diese psychisch emotionale und soziale Anbindung an die Täterinnen sehr gut funktioniert. Die Mädchen und Frauen fühlen sich da sicher. Sie haben das Gefühl, sie bekommen da Hilfe und sie fühlen sich emotional wohl und auch verstanden. Und diese Bindung zu lösen ist relativ schwer.
[Es wird als Menschenhandel definiert, weil man so einen konkreten Täter, die Madams, verfolgen und abstrafen kann und man sich nicht mit undurchsichtigen Verhältnissen wie dem Konzept Globalisierung rumschlagen muß. Anm.]
ZDF: Wissen die Mädchen denn, dass sie in die Prostitution gehen müssen, wenn sie nach Europa gehen?
Elvira Niesner: Die Frauen gehen vielleicht davon aus, dass sie zwei bis drei Kunden am Tag bedienen müssen und dann sind es eben 20 bis 30.
Nicht alle. Aber die, die es wissen, dass sie in der Prostitution arbeiten sollen, kennen die Verhältnisse der Prostitution hier nicht. [Das wäre dann eine graduelle statt einer prinzipiellen Frage. Also eine Frage der Ausgestaltung der Arbeitsform der Prostitution. Also Arbeitsrecht. Anm.] Das heißt, um das mal plastisch darzustellen, sie gehen vielleicht davon aus, dass sie zwei bis drei Kunden am Tag bedienen müssen und dann sind es eben 20 bis 30. [Ob jemand 2-3 Kunden im intensivem Stundenservice oder 20-30 minutenkurze Quicky-Jobs als belastender erlebt ist von Sexworker zu Sexworker sehr unterschiedlich. Anm.] Die Bedingungen der Prostitution, auch was sie für Sexualpraktiken machen müssen, das sind alles Dinge, die sich die Frauen vorher so nicht vorgestellt haben. Es sind ja keine professionellen Prostituierten, die in Nigeria schon dieses Geschäft ausgeübt haben. Es sind junge Frauen, die für sich eine Perspektive suchen, eine Arbeit, einen Ehemann eigentlich. Aber das Ziel ist nicht als Prostituierte tätig zu sein.
ZDF: Was ist Ihre größte Schwierigkeit in der Zusammenarbeit mit den Opfern?
Niesner: Es ist ein großes Problem Vertrauen herzustellen zu den Frauen. Für uns als soziale Einrichtung, die auch wirklich nur einfach Opferschutz im Sinne hat und wirklich die Interessen der Frauen vertritt [und manchmal Zeitgleich mit der Polizei auftritt. Anm.]. Das darzustellen und so zu machen, dass sie Frauen das wahrnehmen und auch ernst nehmen und auch glauben, das ist ganz, ganz schwer. Es ist schwer im Zusammenhang mit dieser Arbeit, weil es viel Zeit erfordert, diese Kontakte überhaupt aufzubauen. Und es ist unbedingt notwendig, da auch offen für die speziellen Zusammenhänge zu sein, in denen sich die Frauen befinden, also mit den Fremdheitsgefühlen, die die hier auch haben oder mit dem Unverständnis der Situation hier.
http://monalisa.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/ ... 92,00.html
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Schlag gegen Menschenhändlerring
Zwangsprostituierte mit Voodoo gefügig gemacht
Tausende nigerianische Frauen werden in Deutschland zur Prostitution gezwungen, von meist weiblichen Zuhälterinnen. Mit Vodoo-Ritualen werden sie schon in ihrer Heimat willenlos gemacht. Der deutschen Polizei ist nun ein Schlag gegen einen solchen Menschenhändler-Ring gelungen.
ML war bei dem Großeinsatz im Saarland dabei.
[Das nenn ich eine perfekte Polizei-Medien-Kooperation. Anm.]
* Sendung vom 24.10.2010
20. Oktober 2010, neun Uhr morgens. Zivilfahnder durchsuchen ein Bordell in der Saarbrücker Innenstadt. Hier sollen nigerianische Prostituierte arbeiten, die Angst vor der Polizei haben. Die Kriminalpolizei in Saarbrücken hat festgestellt, dass vor allem Frauen aus Westafrika, besonders aus Nigeria, auf die Polizeikontrollen völlig panisch reagierten, sie versuchten zu flüchten, würden aus dem Fenster springen, offenkundig aus Angst, von der Polizei festgenommen zu werden. [Das gab es auch in Frankfurt schon vor Jahren von Frauen aus Lateinamerika. Da gibt es sicher unterschiedliche Erklärungsmöglichkeiten. Anm.]
Bundesweiter Großeinsatz
Monatelang haben die Beamten der Saarbrücker Kriminalpolizeiinspektion den Einsatz vorbereitet, bei dem wichtige Beweismittel gegen einen nigerianischen Menschenhändlerring gesichert werden sollen. Zu den Verhafteten gehört auch die Betreiberin des Saarbrücker Eroscenter, die allerdings jede Mitschuld bestreitet. Die Polizei in Saarbrücken aber sieht in dem Bordell eine zentrale Arbeitsstätte der Opfer nigerianischer Menschenhändler.
Nicht nur im Saarland, sondern auch in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und in Berlin hat die Polizei gleichzeitig zugeschlagen und nigerianische Zuhälterinnen, sogenannte Madams verhaftet. Aber auch illegal beschäftigte Prostituierte gehen den Fahndern ins Netz. Sie gehören zu den Opfern. Körperlich misshandelt, so die Ermittlungen, dürften sie die Bordelle häufig noch nicht einmal verlassen.
In der Heimat geködert
Immer wieder beginnt der Alptraum in Nigeria, der Heimat der jungen Frauen. Armut und Unterdrückung bestimmen hier ihren Alltag. Viele Frauen, so wie Grace (Name geändert) träumen von einem besseren Leben in Europa. Aus Angst vor Gewalt möchte Grace unerkannt bleiben. Sie berichtet, wie sie von Menschenhändlern geködert wurde: "Er sagte, er hilft mir, weil wir Freunde sind, so dass ich meiner Familie aus der Armut helfen kann. Er sagte, ich könne in der Landwirtschaft arbeiten, oder im Sport erfolgreich sein." Aber in Europa angekommen, läuft alles ganz anders.
Eine angeblich hilfsbereite Freundin entpuppt sich dann schnell als Zuhälterin, als sogenannte Madame, wie Grace weiter berichtet: "Sie brachte Kleidungsstücke und Haarteile, die ich anbringen sollte, um mit ihr auf die Straße zu gehen, um mich zu prostituieren." Grace flieht und seitdem drohen die Menschenhändler ihrer Familie. Wie ernst das gemeint sein kann, wissen auch die Ermittler der saarländischen Kriminalpolizei. Demnach könne es gegenüber den Familien zu erheblichen Bestrafungen auch in den Heimatländern der Frauen kommen, wie Auspeitschungen, Schlägen oder Brandstiftungen.
Schulden nach Voodoo-Zauber
Doch meist kommt es nicht zum Ausbruch. Denn viele der Prostituierten müssen in Voodoo-Ritualen ihren Peinigern bedingungslose Treue und Verschwiegenheit schwören. Bricht eine Frau aus, so glaubt sie, ihr drohe Wahnsinn oder Krankheit. Und der Zauber dient auch dazu, die Frauen finanziell abhängig zu machen wie Sabrina Müller von der Saarbrücker Beratungsstelle für Migrantinnen berichtet: "Durch diese Voodoo-Rituale haben die Frauen immense Schulden in ihrem Heimatland, die sie zuerst abarbeiten müssen. Die Beträge belaufen sich auf 30.000 bis 60.000 Euro."
Hier schließt sich der Kreis. Denn in Bordellen müssen die jungen Frauen ihre Schulden begleichen. Insgesamt sind in Westeuropa rund 100.000 Nigerianerinnen betroffen. Die Polizei möchte mit ihrer länderübergreifenden Razzia den Frauen auch zeigen, dass sie stärker sei als die Täter. Die Frauen brauchten dieses Zeichen, um Mut fassen zu können und es zu wagen, aus dem Milieu auszubrechen. Und auch wenn dieser Einsatz erfolgreich war, so bleibt für die Ermittler viel Arbeit.
http://monalisa.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0 ... .html?dr=1
Unterschwellig geht es auch um die Macho-Rivalität den sog. Kriminellen oder Ausländern zu zeigen, welche Männer hier bei uns das Sagen haben.
ML Mona Lisa
Die Macht der Madams
Interview mit Elvira Niesner von FIM e.V. (Frauenrecht ist Menschenrecht) aus Frankfurt
In Europa werden immer mehr Nigerianerinnen zur Prostitution gezwungen. Das Geschäft liegt meist in der Hand von Zuhälterinnen, den sogenannten Madams. Elvira Niesner arbeitet für die Organisation FIM, eine Frauenberatungsstelle in Frankfurt. Sie erklärt warum der Kampf gegen nigerianische Menschenhändlerinnen so schwierig ist.
* 24.10.2010
Foto
Elvira Niesner. Quelle: ZDF
ZDF: Die "Madams" spielen bei Menschenhandel mit nigerianischen Frauen eine zentrale Rolle. Was heißt das?
Elvira Niesner: Das bedeutet, dass bei dieser Form die Frauen das große Geld verdienen und zwar als Täterinnen. Sie haben zwar auch Leute, die gewisse Dienste für sie machen, aber sie haben die große Kontrolle und haben das Netzwerk in ihrer Hand.
ZDF: Warum ist das so?
Niesner: Man weiß, dass diese Madams in der Regel ehemalige Opfer von Menschenhandel sind, die sich dann aus der Opferrolle herausgearbeitet haben und jetzt selbst das Geld verdienen wollen und auch können. Diese Personen haben eine schillernde Rolle in den Communities, sie sind anerkannt, weil sie es schaffen, Leute von Nigeria nach Deutschland, nach Europa zu holen. Das ist für die Betroffenen, die hierher wollen, ein wahnsinniger Schritt. Für sie ist Europa der Kontinent des Geldes und des Wohlstandes und Nigeria ist die Existenzlosigkeit. Außerdem verfügen die Madams über ziemlich viel Geld, auch das verschafft ihnen Status und Anerkennung. Auf der anderen Seite sind sie natürlich Ausbeuterinnen, die diese Situation ausnutzen, um sich ganz stark zu bereichern und die betroffenen Frauen dann zur Prostitution zwingen, sie ausbeuten, sie bedrohen oder bedrohen lassen und eben dadurch ihr Geld erwirtschaften. Das ist eben auch ein Stück weit in den Communities bekannt, aber es werden eben beide Seiten gesehen.
[Also eben auch die Seite, dass die Madam der Newcomerin die Migration und die Sexarbeit im Westen ermöglicht. Anm.]
ZDF: Was ist das Besondere an diesem Netzwerk?
Elvira Niesner: Das Besondere an diesem System ist, dass es ganz enge, auch freundschaftliche und sogar auch familiäre Verflechtungen gibt.
Hier sind die Frauen die Chefinnen und das Besondere an diesem System [Das ist ein Kennzeichen der heterosexuellen Sexarbeit! Anm.] ist, dass es ganz enge, auch freundschaftliche, und sogar auch familiäre Verflechtungen gibt. Also das Netzwerk ist jetzt nicht irgendeine Organisationsstruktur [also keine OK? Sic! Anm.], die den Nigerianerinnen hilft hierher zu kommen, sondern das sind Personen, die man irgendwie kennt, die zur Community, die zu Freundschaftsnetzen dazu gehören und diesen Frauen das Herkommen ermöglichen, aber den Opfern auch so etwas wie eine soziale und emotionale Stabilität ermöglichen. Die haben dann auch Kontakt, manchmal wird da zusammen gekocht oder man trifft sich mal. Man guckt, dass man die Betroffenen dadurch auch stabilisiert und in dieses "Wir-Gruppengefühl", "Wir Afrikanerinnen, wir machen das gemeinsam, wir schaffen das hier".
Das ist das ganz Spezifische an diesem Netzwerk, denn das bedeutet nämlich auch auf der anderen Seite, wenn hier eine Frau aussteigen möchte, dann muss sie, zumindest in der ersten Zeit, völlig Abstand nehmen von der schwarzen Community hier. Also sie muss aussteigen aus diesem Wir-Gruppen System, also aus der "afrikanischen Familie", um das mal so zu sagen. Und das ist ein sehr großer Schritt.
[Das sind Kennzeichen von Communities oder informeller Migration. Anm.]
ZDF: Warum ist es so schwer, diesen Madams das Handwerk zu legen?
Elvira Niesner: Es gibt öfter Voodoo Rituale ["öfter" d.h. doch nicht so oft? Anm.]. Die Opfer befürchten dann, dass ihnen etwas Böses zustößt, wenn sie etwas gegen die Madams machen.
Weil eine psychosoziale Anbindung an die Opfer besteht. Diese Frauen fühlen sich den Madams auch verpflichtet, weil sie sie immerhin hierher geholt haben. Es gibt öfter sogenannte rituelle Verträge [weil es gibt bisher m.E. keine anerkannte Versicherung die Migration in die Sexarbeit versichert. Anm.], sogenannte Voodoo Rituale, da hat man sich dann noch mal rituell ganz stark gebunden und die Opfer befürchten dann, dass ihnen etwas Böses zustößt, wenn sie dem nicht nachkommen oder wenn sie etwas gegen die Madams machen. Hinzu kommt, dass erstmal gar kein Vertrauen vorhanden ist zu deutschen Behörden oder auch deutschen Institutionen. [da sprechen ja auch die Abschieberegeln eine ganz eindeutige Sprache. Anm.] Die Frauen sind ja illegal hier oder haben sich den Aufenthalt erschlichen, also auch das ist eine schwierige Situation, sie erwarten erstmal die Sanktionierung ihrer eigenen Person und keine Hilfe.
ZDF: Was passiert mit den Täterinnen hier in Deutschland?
Niesner: Die Täterinnen haben ein relativ leichtes Leben, es kommt ja ganz selten zu Strafverfahren, weil die Opfer in der Regel gar nicht aussagebereit sind, aus den ganz vielen verschiedenen und zu verstehenden Gründen. Wenn es mal zu einem Strafverfahren kommt, dann sind die Strafen doch vergleichsweise gering, weil auch sehr gute Verteidigungen laufen, die auch sehr gut finanziert werden können [soll das andeuten die Deutsche Justiz ist korrupt? Anm.]. Es sind sehr, sehr schwierige Verfahren und die Justiz tut sich sehr schwer in Deutschland. Wir sind aber auch der Meinung, dass es dringend Fortbildungsbedarf bei der Justiz gibt. Wir haben uns da auch schon sehr bemüht, aber es ist nicht so leicht, da einen Zugang zu gewinnen.
ZDF: Was ist mit den Opfern?
Elvira Niesner: Das deutsche Gesetz sieht nicht vor, dass eine Frau, die Opfer von Menschenhandel ist, ausgesagt hat und das Verfahren abgeschossen ist, dass diese Frau hier bleiben kann.
Es gibt in Deutschland nur Opferschutz, wenn man sich als Zeugin zur Verfügung stellt für ein Strafverfahren. Wenn sie sich zur Verfügung stellen, dann besteht die Möglichkeit für die Dauer des Verfahrens hier in Deutschland zu bleiben und eine geringe existentielle Grundversorgung zu haben. [Das ist eine marktwirtschaftliche und politische Motivation und Anzreiz sich als Opfer zu präsentieren also die gesellschaftlich nahegelegte Opferrolle auch einzunehmen. Anm.] Fakt ist, dass das deutsche Gesetz nicht vorsieht, dass eine Frau, die Opfer von Menschenhandel ist, ausgesagt hat und das Verfahren abgeschossen ist, dass diese Frau hier bleiben kann. [Es geht dem Gesetzgeber primär darum die Täter verurteilen zu können um informelle Migration bekämpfen zu können. Anm.] Es gibt nur Sonder- oder Ausnahmeregelungen und die bestehen daraus, dass wenn eine Gefährdung im Herkunftsland eindeutig festgestellt ist. Das findet manchmal statt aber nicht automatisch und ist sehr schwer zu erreichen.
ZDF: Die Mädchen finden also auch durch familiäre Verflechtungen zu den Madams. Ist das richtig?
Niesner: Ja. Es ist wie ein Bausteinsystem, ein Mosaik das sich hier zusammensetzt. Auf der einen Seite haben sie diese Verpflichtungen, familiär, freundschaftlich, die auch über Voodoo Verträge [das hört sich ja mal viel besser an als "Voodoo-Zauber". Anm.] gesichert sind. Dann haben sie die Angst, dass Familienangehörigen etwas passiert, dann haben sie finanzielle Verpflichtungen den Familienangehörigen gegenüber. Oft ist es ja so, dass sie dennoch 100 bis 200 Euro im Monat schicken, das ist ja für die Verhältnisse dort viel Geld. [Also es rechnet sich dann wohl doch für alle Seiten. Anm.] Dann haben sie die Situation, dass sie nicht wissen wohin sie sollen. Sie kennen nur die Community, haben also keinen Ausweg, haben kein Vertrauen zu den Behörden, wissen auch nicht was möglich ist und was nicht möglich ist. Und sie haben eine persönliche Perspektivlosigkeit. Sie wollen auf keinen Fall zurück, weil Nigeria die Existenzlosigkeit bedeutet. Und diese verschiedenen Faktoren wirken hier alle zusammen zugunsten des Täterinnen-Netzwerks.
[Das nennt sich Globalisierung. Und es soll viele westliche und intl. Firmen geben die diesen Megatrend auch schamlos ausnutzen. Anm.]
ZDF: Erklären Sie noch einmal warum das ein relativ perfektes System ist, warum Sie da nicht rankommen an die Madams. Wie nehmen Sie es wahr?
Niesner: Für uns ist es eine ziemlich perfekte Form des Menschenhandels, weil eben hier diese psychisch emotionale und soziale Anbindung an die Täterinnen sehr gut funktioniert. Die Mädchen und Frauen fühlen sich da sicher. Sie haben das Gefühl, sie bekommen da Hilfe und sie fühlen sich emotional wohl und auch verstanden. Und diese Bindung zu lösen ist relativ schwer.
[Es wird als Menschenhandel definiert, weil man so einen konkreten Täter, die Madams, verfolgen und abstrafen kann und man sich nicht mit undurchsichtigen Verhältnissen wie dem Konzept Globalisierung rumschlagen muß. Anm.]
ZDF: Wissen die Mädchen denn, dass sie in die Prostitution gehen müssen, wenn sie nach Europa gehen?
Elvira Niesner: Die Frauen gehen vielleicht davon aus, dass sie zwei bis drei Kunden am Tag bedienen müssen und dann sind es eben 20 bis 30.
Nicht alle. Aber die, die es wissen, dass sie in der Prostitution arbeiten sollen, kennen die Verhältnisse der Prostitution hier nicht. [Das wäre dann eine graduelle statt einer prinzipiellen Frage. Also eine Frage der Ausgestaltung der Arbeitsform der Prostitution. Also Arbeitsrecht. Anm.] Das heißt, um das mal plastisch darzustellen, sie gehen vielleicht davon aus, dass sie zwei bis drei Kunden am Tag bedienen müssen und dann sind es eben 20 bis 30. [Ob jemand 2-3 Kunden im intensivem Stundenservice oder 20-30 minutenkurze Quicky-Jobs als belastender erlebt ist von Sexworker zu Sexworker sehr unterschiedlich. Anm.] Die Bedingungen der Prostitution, auch was sie für Sexualpraktiken machen müssen, das sind alles Dinge, die sich die Frauen vorher so nicht vorgestellt haben. Es sind ja keine professionellen Prostituierten, die in Nigeria schon dieses Geschäft ausgeübt haben. Es sind junge Frauen, die für sich eine Perspektive suchen, eine Arbeit, einen Ehemann eigentlich. Aber das Ziel ist nicht als Prostituierte tätig zu sein.
ZDF: Was ist Ihre größte Schwierigkeit in der Zusammenarbeit mit den Opfern?
Niesner: Es ist ein großes Problem Vertrauen herzustellen zu den Frauen. Für uns als soziale Einrichtung, die auch wirklich nur einfach Opferschutz im Sinne hat und wirklich die Interessen der Frauen vertritt [und manchmal Zeitgleich mit der Polizei auftritt. Anm.]. Das darzustellen und so zu machen, dass sie Frauen das wahrnehmen und auch ernst nehmen und auch glauben, das ist ganz, ganz schwer. Es ist schwer im Zusammenhang mit dieser Arbeit, weil es viel Zeit erfordert, diese Kontakte überhaupt aufzubauen. Und es ist unbedingt notwendig, da auch offen für die speziellen Zusammenhänge zu sein, in denen sich die Frauen befinden, also mit den Fremdheitsgefühlen, die die hier auch haben oder mit dem Unverständnis der Situation hier.
http://monalisa.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/ ... 92,00.html
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Re: Nigeria Connection

Marc of Frankfurt hat geschrieben: Zuhälterinnen. Mit Vodoo-Ritualen werden sie schon in ihrer Heimat willenlos gemacht.
Davon war in einem schon von mir kommentierten Beitrag im niederländischen Fernsehen kürzlich auch die Rede. Das Schöne ist aber: Etwas später im Film erzählte die fragliche Nigerianerin, sie hätte den Voodoo-Fluch letztlich gegen ihre Verzauberer gekehrt, und damit sei für sie alles wieder in Ordnung gewesen...
So einfach geht das..
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
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Wenn das wirklich mal so einfach wäre ...
Vor einigen Jahren hatten meine Frau und ich gelegentlich Kontakt zu einer Frau aus Serbien (auch da gibt es das wohl), die regelrecht besessen von dem Aberglauben war, durch Kügelchen oder sonst irgendetwas, das man mit den passenden Worten unter den Teppich oder in eine Zimmerecke legt, andere Menschen beeinflussen zu können oder selbst durch andere Menschen beeinflusst zu werden.
Aus Sicht des aufgeklärten Menschen war das Ganze bar jeder Vernunft - sie war aber definitiv davon überzeugt, dass es so ist. Seit ich diese Frau kennengelernt habe, sind die aktuellen Voodoo-Geschichten für mich mehr als nachvollziehbar. Wäre sie mir damals nicht begegnet, würde es mir jedenfalls schwerer fallen, den Schilderungen über Voodoo-Zauber Glauben zu schenken.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bin ich jedenfalls überzeugt davon, dass es diese Fälle gibt. Ob die aktuell durch die Polizei verfolgten Fälle dazu gehören, möchte ich mal dahingestellt lassen - das wird sich wohl erst später mit Gewissheit sagen lassen.
J.K.
Vor einigen Jahren hatten meine Frau und ich gelegentlich Kontakt zu einer Frau aus Serbien (auch da gibt es das wohl), die regelrecht besessen von dem Aberglauben war, durch Kügelchen oder sonst irgendetwas, das man mit den passenden Worten unter den Teppich oder in eine Zimmerecke legt, andere Menschen beeinflussen zu können oder selbst durch andere Menschen beeinflusst zu werden.
Aus Sicht des aufgeklärten Menschen war das Ganze bar jeder Vernunft - sie war aber definitiv davon überzeugt, dass es so ist. Seit ich diese Frau kennengelernt habe, sind die aktuellen Voodoo-Geschichten für mich mehr als nachvollziehbar. Wäre sie mir damals nicht begegnet, würde es mir jedenfalls schwerer fallen, den Schilderungen über Voodoo-Zauber Glauben zu schenken.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bin ich jedenfalls überzeugt davon, dass es diese Fälle gibt. Ob die aktuell durch die Polizei verfolgten Fälle dazu gehören, möchte ich mal dahingestellt lassen - das wird sich wohl erst später mit Gewissheit sagen lassen.
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"Vor Schelme, die den Mantel der Justiz gebrauchen, um ihre üble Paßiones auszuführen, vor diese kann sich kein Mensch hüten, die sind ärger als die größten Spitzbuben, die in der Welt sind." (König Friedrich II. im Jahre 1779)
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Josef_K. hat geschrieben:Wenn das wirklich mal so einfach wäre ...
Deine Geschichte wird sicherlich stimmen, und so etwas sollte es natürlich nicht geben. Aber darum geht's jetzt nicht.
Was ich meine, ist Folgendes: In Medienberichten (mehr in Deutschland als bei uns) wird immer so getan, als wäre ein Voodoo-Zauber aus Sicht des Opfers unzerbrechlich, und das stimmt offensichtlich nicht. Man kann eben gegenzaubern, wie dieses Beispiel zeigt. Es sei dahin gestellt, dass dazu wohl eine gewisse Distanz und externe Hilfeleistung erforderlich sind, aber trotzdem wird damit die geläufige, von den Medien geschürte Meinung in Sachen Voodoo mindestens ein wenig relativiert.
Heisst aber auch wieder nicht, dass solche Verzauberung als Machtsmittel wegen Zwangsprostitution in einem solchen Gerichtsverfahren nicht belastend sein sollte für den Angeklagten. Es heisst aber schon, dass wieder mal gezeigt wird, dass auch tatsächliche Opfer nicht als willenlose Objekte wahrgenommen werden sollten.
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
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29.10.2010
Oldenburg: Bewährung für Bordell-Betreiberin
OLDENBURG - Sie hatten die Hoffnung, in Deutschland anständiges Geld zu verdienen, um in Bulgarien ihre Familien und Kinder unterstützen zu können. Doch dann wurden die 18- bis 21-Jährigen in einem Bordell an der Alexanderstraße zur Prostitution gezwungen und ausgebeutet.
Das hatte Konsequenzen für die 28-jährige Betreiberin des Etablissements. Sie wurde wegen Menschenhandels und Zuhälterei zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Ein entsprechendes Urteil des Amtsgerichtes ist am Donnerstag vor dem Landgericht rechtskräftig geworden
Die Angeklagte stammt auch aus Bulgarien. Dort war sie als Schneiderin selbstständig gewesen, hatte aber Konkurs gemacht. Während der Schulzeit hatte sie ein Verhältnis mit einem Familienvater. Zusammen mit diesem Mann entwickelte sie später die Bordellidee. Er besorgte die Mädchen, sie überwachte in Oldenburg die Geschäfte.
Der Komplize hatte nur Mädchen ausgesucht, die in Bulgarien Familie haben. Weigerten sich die Frauen, der Prostitution nachzugehen, wurden ihre Familien in Bulgarien bedroht. In einem Fall war Benzin über das Elternhaus eines Mädchens gegossen worden. Man drohte, das Haus anzuzünden.
Die Hintermänner in Bulgarien lockten nicht nur mit Versprechungen, sie kauften sich auch junge Frauen. In einem Fall waren für eine 19-Jährige 100 Euro bezahlt worden. Das Geld bekam der Bruder der jungen Frau.
Häufig können nur die Bordellbetreiber, die sich vor Ort aufhalten, gefasst werden. An Hintermänner kommen die Ermittler kaum heran. Anders in diesem Fall: An diesem Donnerstag wurde bekannt, dass der Mann, der für die Angeklagte die Mädchen besorgt haben soll, seit kurzem in Oldenburg in U-Haft sitzt. Auch er muss sich alsbald wegen der Taten verantworten.
http://www.nwzonline.de/Region/Ticker/A ... berin.html
Oldenburg: Bewährung für Bordell-Betreiberin
OLDENBURG - Sie hatten die Hoffnung, in Deutschland anständiges Geld zu verdienen, um in Bulgarien ihre Familien und Kinder unterstützen zu können. Doch dann wurden die 18- bis 21-Jährigen in einem Bordell an der Alexanderstraße zur Prostitution gezwungen und ausgebeutet.
Das hatte Konsequenzen für die 28-jährige Betreiberin des Etablissements. Sie wurde wegen Menschenhandels und Zuhälterei zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Ein entsprechendes Urteil des Amtsgerichtes ist am Donnerstag vor dem Landgericht rechtskräftig geworden
Die Angeklagte stammt auch aus Bulgarien. Dort war sie als Schneiderin selbstständig gewesen, hatte aber Konkurs gemacht. Während der Schulzeit hatte sie ein Verhältnis mit einem Familienvater. Zusammen mit diesem Mann entwickelte sie später die Bordellidee. Er besorgte die Mädchen, sie überwachte in Oldenburg die Geschäfte.
Der Komplize hatte nur Mädchen ausgesucht, die in Bulgarien Familie haben. Weigerten sich die Frauen, der Prostitution nachzugehen, wurden ihre Familien in Bulgarien bedroht. In einem Fall war Benzin über das Elternhaus eines Mädchens gegossen worden. Man drohte, das Haus anzuzünden.
Die Hintermänner in Bulgarien lockten nicht nur mit Versprechungen, sie kauften sich auch junge Frauen. In einem Fall waren für eine 19-Jährige 100 Euro bezahlt worden. Das Geld bekam der Bruder der jungen Frau.
Häufig können nur die Bordellbetreiber, die sich vor Ort aufhalten, gefasst werden. An Hintermänner kommen die Ermittler kaum heran. Anders in diesem Fall: An diesem Donnerstag wurde bekannt, dass der Mann, der für die Angeklagte die Mädchen besorgt haben soll, seit kurzem in Oldenburg in U-Haft sitzt. Auch er muss sich alsbald wegen der Taten verantworten.
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RE: Zuhälterunwesen, Prozesse Menschenhandel
Hmm ... wenn ich den Sachverhalt aus dem Artikel zugrundelege, ist die Betreiberin für meine Einschätzung ziemlich billig davongekommen ...
J.K.

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