Hamburger AIDS & STD - Kongress

Hier soll eine kleine Datenbank entstehen, die sich vornehmlich mit über den Geschlechtsverkehr übertragbaren Krankheiten und dem Schutz vor ihnen beschäftigt
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Aoife
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Hamburger AIDS & STD - Kongress

Beitrag von Aoife »

Hallo!

Am 28./29. Oktober wurde in Hamburg der Hamburger AIDS & STD – Kongress veranstaltet.

Wobei Sexwork nur ein Schwerpunkt unter anderen war, MigrantInnen (nochmals unterteilt in Osteuropa und Afrika),
MSM und HIV-Positive waren auch mit eigenen Workshops vertreten.
Diese Workshops fanden parallel statt, so dass man jeweils nur einen belegen konnte (ich natürlich *unser* Fachgebiet).
Am zweiten Kongresstag wurden dann aber die Protokolle aller workshops vorgetragen und diskutiert.
Hierbei ergab sich wie ein roter Faden, der sich durch alle 5 Sachgebiete zog, dass die Lösung für die anstehenden
Probleme nur in empowerment und harm reduction bestehen kann.

Insbesondere sind die “3 Fallstricke des Diskurses” zu vermeiden, sonst kann keine sachgerechte Erkenntnis, und somit auch keine vernüftge Entscheidung gefunden werden:
1.Defizitorientierte Sichtweisen
2.Stereotype und Zuweisungen
3.Paternalismus
Und das sind ja genau die Dinge, die uns in der Argumentation von Ackermann, Schwarzer & Co regelmäßig stören.
Die entsprechenden positiven und somit einzufordernden Herangehensweisen wären also:
1.Uns als “ExpertInnen für unser eigenes Leben” wertschätzen
2.Anerkennen, dass wir alle verschieden sind, keine primitive Ursachenzuschreibung beispielsweise in kindlichem Mißbrauch
3.Diskussion mit uns “auf Augenhöhe”
Fazit: *empowerment* ist grundlegend erforderlich, ist unumgängliche Voraussetzung für Versachlichung und Entmoralisierung der Diskussion.

Besonders aufschlußreich fand ich Beitrag von Fr. Prof. Pott (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) zur HIV/AIDS-Prävention in Deutschland.
Dort arbeitet man seit 25 Jahren an der nationalen AIDS-Prävention, und hat von Anfang an auf folgende Inhalte gesetzt:
Kernbotschaft Kondomgebrauch
Selbst- und Partnerverantwortung
Anonymität
Freiwilligkeit
Einbeziehung der Selbsthilfe
das Ganze wissenschaftlich begleitet und so sowohl auf tatsächliche Wirksamkeit ständig überprüft und optimiert,
als auch an sich verändernde Bedingungen flexibel und zeitnah angepasst.

Die Ziele der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind hierfür:
1.ein hoher Informationsstand der Bevölkerung
2.Motivation zur Infektionsvermeidung schaffen
3.ein gesellschaftliches Klima gegen Diskriminierung und Stigma schaffen

Auch wenn wir hier in D zu Punkt 2 und vor allem 3 noch deutliche Defizite sehen, so ist das Modell im europäischen Vergleich höchst erfolgreich.
Deutschland hat von allen europäischen Ländern die geringste Neuinfektionsrate mit AIDS, und andere Länder, die zunächst auf Abschreckung
oder gar Zwang gesetzt hatten, konnten ihre extrem hohen Raten zumindest absenken, nachdem sie auf das “deutsche Modell” umgestellt haben.
Ich denke, das ist auch für die östereichische Zwangsuntersuchungsdiskussion ein relevantes Ergebnis.

Zum Arbeitsforum 5 (HIV/AIDS/STD-Prävention und Prostitution), an dem ich selbst teilgenommen habe:
Zunächst möchte ich anmerken, mir ist äußerst positiv aufgefallen, dass trotz dieses ofiziellen Titels beim ganzen Kongress die Ausdrücke
Sexworker und SexarbeiterIn bei weitem bevorzugt verwendet wurden.

Teilweise wurden natürlich speziell Hamburger Gegebenheiten berücksichtigt, die so allgemein nicht übernommen werden können.
Grundsätzlich ist es natürlich schon ein interessanter Gedanke, dass bei Einbeziehung des näheren Umfelds in der Sexarbeit die Männer überwiegen.
Weil natürlich unter dem Aspekt der Infektionsprophylaxe auch Freier, Zuhälter, Wirtschafter und Freunde dazugehören.
Die hieraus logischerweise abzuleitende Erkenntnis, dass die Frauen hervoragende Multiplikatoren sind, können wir hier IMHO übernehmen.
Auch wenn gerade das für Hamburger Verhältnisse bezweifelt wird, weil wohl ein Großteil der Frauen unter so prekären Bedingungen
arbeitet, dass die Männer sich von ihnen nichts sagen lassen.
Wobei ich schon überrascht war, als eine Vertreterin der Hilfsorganisation Ratschlag mir gegenüber erwähnte, dass in Hamburg ein Runder Tisch existiert,
und auf meine kritische Nachfrage, ob dort denn Sexworker überhaupt vertreten sind, oder ob da mal wieder über uns statt mit uns geredet wird,
mir glaubhaft versichert hat, man habe sich ja größte Mühe gegeben, Sexworker mit an den Tisch zu bringen, aber erfolglos, niemand habe Interesse gehabt.
Da scheint Hamburg also wirklich seine ganz eigenen Strukturen zu haben.
Wie auch immer, ein direktes Ansprechen der Männer wie von Herrn Seeholzer am Beispiel des Züricher Freierprojekts Don Juan dargestellt,
ist sicherlich auch ein guter Zugang, um “safer-Bewußtsein” in der Bevölkerung zu erzeugen und zu verankern.
Insgesamt gibt es sicher noch viel zu verbessern, Angela von Dona Carmen hat das Problem angesprochen, dass die anonyme und niederschwellige Versorgung durch Gesundheitsämter bei weitem nicht flächendeckend funktioniert.
Aber hier haben die Diskussionsteilnehmer sich doch wohl eher für Hamburger Verhältnisse interessiert, und dort ist das eher kein Problem.

Auch in der Podiumsdiskussion zum Kongressabschluß wurde natürlich viel Hamburg-internes erwähnt,
insbesondere von den teilnehmenden Politikern.
Aber auch Fr. Dr. Nitschke vom Gesundheitsamt Köln (die hier im Forum ja mit dem Video zur Zwangsuntersuchung vertreten ist) war dabei,
neben den schon dargestellten Punkten wurde von allen Diskussionsteilnehmern eigens nochmal betont, dass die Diskussion um Freierbestrafung nur kontraproduktiv ist.
Und Frau Prof. Pott wies, wohl auch angesichts der zahlreich vorhandenen Politiker, nochmal eindringlich darauf hin:
“Wir müssen den Ansatz des Empowerment noch mehr in den Vordergrund stellen
auch wenn Geldgeber großzügiger sind, wenn Probleme hochgespielt werden.”

Liebe Grüße, Aoife
Dateianhänge
8EBB68F7d01.pdf
Veranstaltungs-Flyer, 2 Seiten
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Marc of Frankfurt
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Unbefriedigende Angebote werden nicht angenommen. Basta.

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Danke für den ermutigenden Bericht.

Die Schuld mißglückter Sexworker-Inklusion und -Partizipation auf fehlendes Interesse der Sexworker zu schieben ist so dumm oder scheinheilig wie sich zu wundern, warum oben auf dem Kirchturm-Treppenhaus immer so wenig Rollstuhlfahrer die großartige Aussicht genießen :-(((


Hier die Studie von Angela
die erstmalig die Argumente anal-ysiert und umdreht:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=64416#64416





Interessante Links:

Safer-Sex Fachwissen nicht nur für SExperten:
viewtopic.php?t=1351

Warum Sexworker keine generellen Krankheitsüberträger sind:
viewtopic.php?p=5171#5171





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 26.02.2010, 14:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Aoife
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Beitrag von Aoife »

Danke, Marc, für den link zur Studie.

Und wenn selbst unter diesen katastrophalen Umständen Deutschland die europäische
Spitzenposition einnimmt, dann zeigt das, wie wichtig es auch unter dem Aspekt der
Infektionsprophylaxe ist, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln eine Ausbreitung
der schwedischen Ideologie in Europa zu verhindern.

Liebe Grüße, Aoife
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Tschechien

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Krasses Beispiel für voruteilsgeleitete (= nicht evidenzbasierte) Aufklärung d.h. Politik gegen Prostitution (= Putophobie):


Bild




Gesundheitsdebatte:
viewtopic.php?p=5171#5171
Safer Sex Wissen für sExperten:
viewtopic.php?t=1351

JayCynic
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Re: Unbefriedigende Angebote werden nicht angenommen. Basta.

Beitrag von JayCynic »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben: Die Schuld mißglückter Sexworker-Inklusion und -Partizipation auf fehlendes Interesse der Sexworker zu schieben ist so dumm oder scheinheilig wie sich zu wundern, warum oben auf dem Kirchturm-Treppenhaus immer so wenig Rollstuhlfahrer die großartige Aussicht genießen :-(((
Als Hamburger kann ich dazu aber schon sagen: da ist durchaus was dran. Es gibt hier Hilfsorganisationen für Minderjährige, Drogenabhängige, männliche Prostitutierte, AIDS Hilfe, ver.di's Sonderdienstleistungen - aber schlicht und ergreifend tatsächlich keine allgemeine Organisation, die für die Interessen der SW eintritt. Zum Runden Tisch würde diese sicherlich eingeladen, die Polizei ist meiner Erfahrung nach durchaus konstruktiv und auch das Klima in der Fachpolitik durchaus akzeptabel - aber gründen und organisieren, das muss schon aus der SZ Szene selber kommen.
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hamburger Bordellbetreiber oder ihre Standesvertretung wurde m.W. jedenfalls nicht eingeladen.

Mich schmerzt deine Naiviät, was die Akzeptanzproblematik Sexwork und Gesellschaft betrifft.

(P.s.: Bei deinem von dir frei gewählten Usernamen erwarte bitte
nicht, dass hier Sexworker viele Mühen aufwenden dir Überzeugungsarbeit zu leisten. Du kannst dir hier alles heraussuchen. Und das ist m.E. eine Holpflicht all derer, die für Sexworker-Reglementierung sprechen und als Menschenfreunde gelten wollen.)

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Beitrag von JayCynic »

Marc, sorry, Naivität mag ich da wirklich nicht erkennen. Der runde Tisch wurde teilweise öffentlich beworben, und stünde meines Wissens nach auch Einzelpersonen offen. Aber organisieren und hingehen muss man sich halt schon selber, das wird einem nicht abgenommen.

Da haben es Städte mit entsprechenden Organisationen etwas leichter. Das es da in Hamburg keine Entsprechung gibt, ist meiner Meinung nach nicht der Politik anzulasten.

An Einzelpersonen sind sie zwar nicht rangetreten, aber es gab sehr wohl eine Presseerklärung, und dies wurde auch auf mehreren Veranstaltungen vorgestellt und diskutiert. Insofern - auch Teilnahme ist eine Holschuld.
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Marc of Frankfurt
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UEGD: Runder Tisch HH oder Tribunal

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 01.08.2010, 14:11, insgesamt 2-mal geändert.

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Aoife
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Beitrag von Aoife »

Danke, Marc!

Dann ist die von einer Vertreterin der Helferindustrie mir gegenüber gemachte Mitteilung, man habe niemenden gefunden, der dazu
bereit gewesen sei, wohl dahingehend zu verstehen, dass niemand aus unseren Reihen bereit war, die Vorschläge aus dem bürgerlichen
Lager kritiklos abzunicken? Was ich durchaus als positives Zeichen sehen möchte ...

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JayCynic
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Beitrag von JayCynic »

Warum sie den UEGD nicht dabei haben wollen, kann ich nicht sagen. Das wäre allerdings eine interessante Information; vielleicht veröffentlicht der UEGD, der hier ja auch manchmal mitliest und -schreibt, ja die Begründung?

Der UEGD ist aber hier auch schon in mindestens einem Thread nicht unbedingt problemlos gutgeheissen worden, zumindest anfänglich nicht ... Und für SW allgemein tritt er auch nicht ein, die können nicht einmal Mitglied werden. Hier in Hamburg ist mir der UEGD noch nirgends begegnet.

Fakt bleibt aber: eine allgemeine SW Organisation mit Schwerpunkt Hamburg gibt es nicht. Ob diese dann an dem Runden Tisch teilnehmen dürfte, man weiss es nicht; darüber könnte man dann diskutieren. Derzeit liegt das Problem jedenfalls nicht nur bei der Politik.
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RE: Hamburger AIDS & STD - Kongress

Beitrag von holger »

Information des UEGD zum "Runden Tisch Prostitution" Hamburg

Arbeitsauftrag des Koalitionsvertrags (S. 43)
Der Runde Tisch soll ein kooperatives Konzept zur Umsetzung des Prostitutionsgesetzes erarbeiten,
niedrigschwellige Ausstiegshilfen diskutieren
und die Abhängigkeit von Zuhältern versus selbstständiges Arbeiten in der Prostitution thematisieren.

Teilnehmer
- Behörde für Inneres (Amt für Innere Verwaltung und Planung, Einwohner-Zentralamt, Landeskriminalamt, Polizeikommissariat 11)
- Behörde für Schule und Berufsbildung (Amt für Weiterbildung)
- Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz (Amt für Familie, Leitstelle Integration und Zivilgesellschaft, Amt für Soziales, Amt für Gesundheit und Verbraucherschutz)
- Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (Amt für zentrale Aufgaben und Recht)
- Behörde für Wirtschaft und Arbeit (Amt für Wirtschaft, Hafen, Technologie)
- Finanzbehörde (Abteilung Steuerverwaltung)
- Justizbehörde (Justizverwaltungsamt)
- Bezirksamt Hamburg-Mitte (Rechtsamt)
- Bezirksamt Bergedorf (Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt)
- Bezirksamt Altona (Bezirksamtsleitung)
- Bezirksamt Wandsbek (Bezirksamtsleitung)
Ebenfalls beteiligt sind:
- die Beauftragte für Chancengleichheit von "team.arbeit.hamburg"
- eine Vertretung von "Grone Netzwerk"
- der "Ratschlag Prostitution in Hamburg" mit folgenden Beratungsstellen:
Amnesty for Women e.V., Basis Projekt e.V., Kaffeeklappe, KOOFRA - Koordinierungsstelle gegen Frauenhandel, Projekt Arbeitsplatz Prostitution ver.di, Projekt TAMPEP - Deutschland, Ragazza e.V., Sperrgebiet St. Georg.
- Eingeladen wurden auch Vertretungen der evangelischen und katholischen Kirche in Hamburg.

Auf die Frage "Sind am Runden Tisch Prostitution auch Vertreter und/oder Vertreterinnen beteiligt, die selbst der Prostitution nachgehen?",
antwortete der Hamburger Senat mit einem kurzem: NEIN! Gleiches gilt auch für BetreiberInnen.

Warum der Senat keine SW und/oder BetreiberInnen am Runden Tisch beteiligt entzieht sich unserer Kenntnis. Auf unsere schriftliche Anfrage an das durchführende Ministerium hüllt sich dieses in Schweigen. Hinzu kommt, dass weder öffentlich getagt wird, noch Protokolle veröffentlicht werden. Dieses Vorgehen widerspricht dem "demokratischen" Grundverständnis des UEGD - es könnte ja eine öffentliche Diskussion entstehen.

Der Hamburger "Runder Tisch", der die originär Beteiligten nicht involviert, sondern Interessenvertretungen der Hilfs- u. Beratungsorganisationen, die selbst keine SW sind, sich aber anmaßen zu wissen, was das "Beste" für SW ist halten wir für fragwürdig. (Zitat EMMA über eine langjährig tätige Beratungsorganisation "Die Mehrheit, die den großen Wirbel macht, habe keine praktischen Erfahrungen, dafür aber studiert: Das ist ein interkultureller Debattierclub und eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für arbeitslose Soziologinnen und Sozialpädagoginnen.")

Mehr als Auffordern kann der UEGD den Runden Tisch auch nicht, denn wir sind nicht die Veranstalterin, sondern die Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz.

holger
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RE: Hamburger AIDS & STD - Kongress

Beitrag von holger »

von UEGD
an JayCynic

Das wir "für SW nicht eintreten" ist nicht richtig, unser Berufsverband ist nur keine offizielle Vertretung der SW, sondern eben die Interessenvertretung der BetreiberInnen. Wo ist das Problem?
Selbstverständlich tritt der UEGD für die Rechte von SW ein, denn wir haben ein übergeordnetes gemeinsames Ziel: die konsequente Legalisierung und Entkriminalisierung der Prostitution.

Die Interessen einer Gruppe zu vertreten ist ein heikles Thema. Man wird es niemals jedem recht machen können. Je mehr Beteiligte desto mehr unterschiedliche Auffassungen. Der UEGD hat mit den Meinungen seiner Mitglieder schon genug zu tun, sie auch noch mit denen der SW unter eine Haube zu bringen halten wir für nicht Zielführend und ist weder der einen noch der anderen Interessensgruppe plausibel darzulegen.

Sexworker.at ist eine Plattform, auf der Themen der SW von und mit SW diskutiert werden - also durch die Brille der SW. Der Wursthersteller hat auch andere Präferenzen an ein Rind als der Hersteller von Trommelfellen. Ein Thema, aber unterschiedliche Betrachtungsweisen.

Sexworker.at hat ihre Berechtigung für SW und deren Interessierte. Sie ist wichtig und informativ. Der UEGD begrüßt diese Plattform, weil sie den politischen Willensbildungsprozeß der SW fördert und Meinungen bündelt.
Wir können nur sagen: Weiter so!

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Re: RE: Hamburger AIDS & STD - Kongress

Beitrag von Aoife »

holger hat geschrieben:Auf die Frage "Sind am Runden Tisch Prostitution auch Vertreter und/oder Vertreterinnen beteiligt, die selbst der Prostitution nachgehen?",
antwortete der Hamburger Senat mit einem kurzem: NEIN! Gleiches gilt auch für BetreiberInnen.
Danke für diese Info, Holger!

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