EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen uns!
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- Admina
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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un
Wenigsten in diesem Beitrag werden wir erwähnt:
"Schluss mit Prostitution": Prominente unterstützen Emma-Aufruf
Köln/Mainz - Prostitution abschaffen, den Besuch bei Prostituierten vielleicht sogar unter Strafe stellen? Ein entsprechender Appell der "Emma" ist von zahlreichen Stars unterzeichnet worden. Aus der Politik sind auch die frühere Mainzer CDU-Bundestagsabgeordnete Ute Granold und die Vorsitzende der Frauenunion, Maria Böhmer.
Die neue "Emma" kommt zum Monatsende - mit einem Aufruf, der für Gesprächsstoff sorgt.
Ein Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Bundestag: Frauenrechtlerin Alice Schwarzer (70) hat mit der "Emma" einen Aufruf initiiert und dafür vorab viele Mitstreiter gefunden. Ihre Unterstützer fordern eine Änderung des Prostitutionsgesetzes und perspektivisch das Ende der Prostitution. Schluss für das älteste Gewerbe der Welt - unvorstellbar? Der Appell gibt eine Antwort: "Auch die Abschaffung der Sklaverei galt vor gar nicht so langer Zeit noch als Utopie." Die Sklaverei sei zwar aus unserer Welt noch nicht völlig verschwunden . Aber es wäre doch "heutzutage für einen aufgeklärten, demokratischen Staat doch undenkbar, die Sklaverei zu tolerieren oder gar zu propagieren".
In der Branche dürfte der Vorstoß zum großen Teil mit Fassungslosigkeit aufgenommen werden: Vor zwei Wochen hat sich "Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen" gegründet - Credo: "Wir sind Menschen, die selbstbestimmt ihren Beruf gewählt haben, wie andere dieses auch tun." Sprecherin Undine de Riviere vertritt die Position: "Selbstbestimmte Sexarbeit ist die Regel, nicht die Ausnahme." Sie fordert eine Politik, die tatsächlichen Opfern hilft, ohne dem weit überwiegenden Rest von uns Steine in den Weg zu legen!"
Das seit 2002 geltende geänderte Prostitutionsgesetz war gedacht, um die Rechte der Frauen zu stärken und ihnen etwa Zugang zu Rechtswegen und Versicherungen zu ermöglichen. Aus Sicht der Initiatoren des Appells trage es in Wahrheit „die Handschrift der Frauenhändler“. Deutschland sei zur „europäischen Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der Sextouristen aus den Nachbarländern“ verkommen, heißt es in dem Aufruf.
Zu den ersten 90 Unterzeichnern gehören die Ex-Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, Schauspieler und Künstler wie Senta Berger, Maria Furtwängler, Hannes Jaenicke, Wolfgang Niedecken, Dieter Nuhr, Ranga Yogeshwar und Margarethe von Trotta. Auch Schwester Lea Ackermann, Vorsitzende des in Boppard sitzenden Vereins "Solwodi" zur Unetrstützung ausgebeuteter Frauen, gehört zu den Erstunterzeichnern.
www.rhein-zeitung.de/nachrichten/deutsc ... 59238.html
"Schluss mit Prostitution": Prominente unterstützen Emma-Aufruf
Köln/Mainz - Prostitution abschaffen, den Besuch bei Prostituierten vielleicht sogar unter Strafe stellen? Ein entsprechender Appell der "Emma" ist von zahlreichen Stars unterzeichnet worden. Aus der Politik sind auch die frühere Mainzer CDU-Bundestagsabgeordnete Ute Granold und die Vorsitzende der Frauenunion, Maria Böhmer.
Die neue "Emma" kommt zum Monatsende - mit einem Aufruf, der für Gesprächsstoff sorgt.
Ein Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Bundestag: Frauenrechtlerin Alice Schwarzer (70) hat mit der "Emma" einen Aufruf initiiert und dafür vorab viele Mitstreiter gefunden. Ihre Unterstützer fordern eine Änderung des Prostitutionsgesetzes und perspektivisch das Ende der Prostitution. Schluss für das älteste Gewerbe der Welt - unvorstellbar? Der Appell gibt eine Antwort: "Auch die Abschaffung der Sklaverei galt vor gar nicht so langer Zeit noch als Utopie." Die Sklaverei sei zwar aus unserer Welt noch nicht völlig verschwunden . Aber es wäre doch "heutzutage für einen aufgeklärten, demokratischen Staat doch undenkbar, die Sklaverei zu tolerieren oder gar zu propagieren".
In der Branche dürfte der Vorstoß zum großen Teil mit Fassungslosigkeit aufgenommen werden: Vor zwei Wochen hat sich "Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen" gegründet - Credo: "Wir sind Menschen, die selbstbestimmt ihren Beruf gewählt haben, wie andere dieses auch tun." Sprecherin Undine de Riviere vertritt die Position: "Selbstbestimmte Sexarbeit ist die Regel, nicht die Ausnahme." Sie fordert eine Politik, die tatsächlichen Opfern hilft, ohne dem weit überwiegenden Rest von uns Steine in den Weg zu legen!"
Das seit 2002 geltende geänderte Prostitutionsgesetz war gedacht, um die Rechte der Frauen zu stärken und ihnen etwa Zugang zu Rechtswegen und Versicherungen zu ermöglichen. Aus Sicht der Initiatoren des Appells trage es in Wahrheit „die Handschrift der Frauenhändler“. Deutschland sei zur „europäischen Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der Sextouristen aus den Nachbarländern“ verkommen, heißt es in dem Aufruf.
Zu den ersten 90 Unterzeichnern gehören die Ex-Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, Schauspieler und Künstler wie Senta Berger, Maria Furtwängler, Hannes Jaenicke, Wolfgang Niedecken, Dieter Nuhr, Ranga Yogeshwar und Margarethe von Trotta. Auch Schwester Lea Ackermann, Vorsitzende des in Boppard sitzenden Vereins "Solwodi" zur Unetrstützung ausgebeuteter Frauen, gehört zu den Erstunterzeichnern.
www.rhein-zeitung.de/nachrichten/deutsc ... 59238.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Marc, leider fehlt mir der Überblick über das Thema, um auf so ein Argument wie das mit der durchschnittlichen Tätigkeit in dem Job fundiert antworten zu können. Ich habe nämlich keine Ahnung, ob da was dran sein könnte, daher habe ich hier gefragt. Natürlich will ich hier niemanden zu einer Meinung gegen Prostitution bekehren, aber ich finde schon, dass wir ehrlich sein müssen und eventuelle richtige Argumente der Gegenseite nicht einfach beiseite wischen sollten.Marc of Frankfurt hat geschrieben: Zuletzt möchte ich noch eine Bitte an deine Frageweise äußern dürfen. Es mag als Beitrag gesehen werden, wenn man im Sexworker Forum die Meinungen der Prostitutionsgegner vorträgt oder der Medien reinkopiert. Aber du und wir sind ja aufgeklärte mitdenkende Menschen, d.h. wir sollten immer schon eine persönliche Würdigung hinzufügen. Es bringt nämlich nichts, bzw. es überfordert unsere kleine feine Sexworker Community mit ihren wenigen Aktiven, ständig schon in den eigenen Reihen Abwehr- oder Aufklärungsdebatten führen zu müssen. Deswegen möchte ich dich (hoffentlich im Namen der Anderen hier) bitten nicht als "advocatus diaboli" die Argumente der Prostitutionsgegner als Fragender vorzutragen, sondern diese nur zusammen mit deiner eigenen kritisch prüfenden Einschätzung zu posten.
Wenn Du eine fundierte Gegenmeinung zu dem Argument mit der durchschnittlichen Tätigkeitsdauer hast, möchte ich Dich bitten, diese bei Spiegel Online als Antwort auf den entsprechenden Forumsbeitrag zu veröffentlichen. Den Beitrag findest Du auf dieser Seite:
http://forum.spiegel.de/f22/emma-kampag ... 32-29.html
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Und dann werden auch noch diejenigen an den Pranger gestellt, die es gewagt haben, NICHT diesen Nonsens-Aufruf zu unterschreiben...
Nehmt dieser schlimmsten Hetzerin seit ...(bitte Name einsetzen)... endlich Stift und Tastatur weg und schickt sie in die Medien-Wüste!
Und auch ich war enttäuscht von einigen Unterzeichnern, aber ich würde mich nicht wundern, wenn Malice diese vorher unter Druck gesetzt hätte:
"Sie wollen doch bestimmt nicht, dass ich Sie als Zuhälterfreund und Sklavenhalter-Spezi oute, oder, Herr/Frau Xxx?"
Nehmt dieser schlimmsten Hetzerin seit ...(bitte Name einsetzen)... endlich Stift und Tastatur weg und schickt sie in die Medien-Wüste!
Und auch ich war enttäuscht von einigen Unterzeichnern, aber ich würde mich nicht wundern, wenn Malice diese vorher unter Druck gesetzt hätte:
"Sie wollen doch bestimmt nicht, dass ich Sie als Zuhälterfreund und Sklavenhalter-Spezi oute, oder, Herr/Frau Xxx?"
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!
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Hier zur Aufmunterung mal drei Beiträge von Blogger_innen aus meiner persönlichen Filter-Bubble, die sich allesamt mit uns solidarisch zeigen:
Gay West: Prostitution ist ein Menschenrecht!
Arne Hoffmann: Berufsverband deutscher Sexarbeiter wirft Alice Schwarzer Diskriminierung vor
erzaehlmirnix: Appell an Frau Schwarzer!
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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un
Hallo,
wir, Lara, Ella, Allissia, Isabella, Julia und ich vom Haus9 haben Leute angesprochen, deren Rechte und Interessen auch betroffen wären, wenn der Appell Wirkung zeigen würde. Wir haben an die Geschäftsführungen von Ladies, Erobella, Hostessenmeile, kontakt24 und Bremersex geschrieben und im Forum "bremersex" einen Beitrag eingestellt. Hier als Beispiel der Text für das Kundenforum "Bremersex" von uns. Der Text an Ladies etc ist ähnlich.
Guten Tag,
ich habe sonst nichts mit der ganzen Politik am Hut. Klaus alias Roy Bean habe ich schon manchmal geschüttelt, wenn er sich im Forum aufgeregt hat. Ist nicht meine Sache. Aber dass was Alice Schwarzer und Emma jetzt machen ist eine Frechheit und Gemeinheit. Deswegen setze ich das jetzt ins Forum. Macht Euch Euer eigenes Bild:
Seit dem 28.10.2013 ist der "Appell gegen Prostitution" (http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2013/ ... stitution/) in der öffentlichen Diskussion. Wie erkennbar ist, wird der "Appell gegen Prostitution" von einer Vielzahl Prominenter aus unterschiedlichsten Meinungs- und Berufsgruppen unterstützt. Er wird am Anfang der neuen Legislaturperiode in die Medien gegeben und wird sich in diesen halten, wie die skandalisierende Berichterstattung zur Sexarbeit im Vorjahr bereits gezeigt hat. Allein die große Anzahl prominenter Medienschaffender ist dafür Indiz genug. Die Programmatik des Appells ist eindeutig. Sexarbeit soll sozial und rechtlich geächtet und verfolgt werden. Damit würde die wirtschaftliche Existenz des Wirtschaftszweiges Sexarbeit zerstört werden. Daneben würden verfassungsrechtliche Garantien, die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die freie Berufswahl und rechtsstaatliche Prinzipien, der Schutz vor Diskriminierung und Verfolgung, die Gleichheit vor dem Gesetz ohne Ansehung der Herkunft und der sexuellen Orientierung, zugunsten totalitärer Ideologien preisgegeben werden.
Der neu gegründete Bundesverband erotische und sexuelle Dienstleistung hat darauf mit einem eigenen "Appell FÜR Prostitution" http://www.sexwork-deutschland.de/Prost ... ution.html reagiert.
Im Interesse der Sexarbeit bitte ich Euch als Kunden, Kolleg_Innen, Locationbetreiber_innen, Euch dem Appell FÜR Prostitution anzuschliessen.
Die Mieterinnen im Haus9 unterschreiben das voll mit ...
Grüße
Lara, Isabella, Julia, Ella, Alissia und Klaus Fricke
wir, Lara, Ella, Allissia, Isabella, Julia und ich vom Haus9 haben Leute angesprochen, deren Rechte und Interessen auch betroffen wären, wenn der Appell Wirkung zeigen würde. Wir haben an die Geschäftsführungen von Ladies, Erobella, Hostessenmeile, kontakt24 und Bremersex geschrieben und im Forum "bremersex" einen Beitrag eingestellt. Hier als Beispiel der Text für das Kundenforum "Bremersex" von uns. Der Text an Ladies etc ist ähnlich.
Guten Tag,
ich habe sonst nichts mit der ganzen Politik am Hut. Klaus alias Roy Bean habe ich schon manchmal geschüttelt, wenn er sich im Forum aufgeregt hat. Ist nicht meine Sache. Aber dass was Alice Schwarzer und Emma jetzt machen ist eine Frechheit und Gemeinheit. Deswegen setze ich das jetzt ins Forum. Macht Euch Euer eigenes Bild:
Seit dem 28.10.2013 ist der "Appell gegen Prostitution" (http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2013/ ... stitution/) in der öffentlichen Diskussion. Wie erkennbar ist, wird der "Appell gegen Prostitution" von einer Vielzahl Prominenter aus unterschiedlichsten Meinungs- und Berufsgruppen unterstützt. Er wird am Anfang der neuen Legislaturperiode in die Medien gegeben und wird sich in diesen halten, wie die skandalisierende Berichterstattung zur Sexarbeit im Vorjahr bereits gezeigt hat. Allein die große Anzahl prominenter Medienschaffender ist dafür Indiz genug. Die Programmatik des Appells ist eindeutig. Sexarbeit soll sozial und rechtlich geächtet und verfolgt werden. Damit würde die wirtschaftliche Existenz des Wirtschaftszweiges Sexarbeit zerstört werden. Daneben würden verfassungsrechtliche Garantien, die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die freie Berufswahl und rechtsstaatliche Prinzipien, der Schutz vor Diskriminierung und Verfolgung, die Gleichheit vor dem Gesetz ohne Ansehung der Herkunft und der sexuellen Orientierung, zugunsten totalitärer Ideologien preisgegeben werden.
Der neu gegründete Bundesverband erotische und sexuelle Dienstleistung hat darauf mit einem eigenen "Appell FÜR Prostitution" http://www.sexwork-deutschland.de/Prost ... ution.html reagiert.
Im Interesse der Sexarbeit bitte ich Euch als Kunden, Kolleg_Innen, Locationbetreiber_innen, Euch dem Appell FÜR Prostitution anzuschliessen.
Die Mieterinnen im Haus9 unterschreiben das voll mit ...
Grüße
Lara, Isabella, Julia, Ella, Alissia und Klaus Fricke
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Appell für mehr Vernunft
Dieser Blogbeitrag spricht mir aus dem Herzen:
http://www.journelle.de/3800/der-appell ... -vernunft/
Hätte ich die Gelegenheit gehabt und wäre es kein so verpönter Beruf mit großen (negativen) Auswirkungen auf das berufliche und private Leben jeder Frau, dann wäre ich mit Anfang 20 vielleicht Pornodarstellerin geworden.
Da ich nach wie vor keine direkte Erfahrung habe und Stoya gerade eine Kolumne on the Importance of Accurately Writing About Sex Work geschrieben hat, bin ich mir sicher, dass der Job ganz anders ist, als man es sich so hinfantasiert.
Aber das gilt für 99,99% aller Jobs.
Gleichwohl bin ich der Meinung, dass jede Art von Sexwork als das angesehen werden sollte was es ist: eine Arbeit.
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr es mich ankotzt, dass diese Form der Arbeit immernoch so stigmatisiert wird. Dass nicht endlich mal anerkannt wird, dass Prostitution ein sehr anspruchsvoller Job ist, der nicht mehr oder weniger anständig ist, als jeder andere Beruf.
Wenn man sich allein die Blogs von Mistress Matisse oder Victoria Rage (nsfw) anschaut, sieht man, wie viel Wissen, Erfahrung, Einfühlungsvermögen, Menschenkenntnis, Offenheit und Geschäftsinn benötigt wird, um diesem Beruf nachzugehen. Für andere Varianten der Sexarbeit wird das nicht anders sein.
Deshalb macht mich die Kampagne der Emma: Der Appell gegen Prostitution so wütend.
Denn es werden Sachen miteinander verquickt, die nichts gemein haben und es wird ein Weltbild vermittelt, das den Körper von Frauen mal wieder instrumentalisiert.
Zunächst einmal ist die Intention gut. Es gibt Menschenhandel und Zwangsprostitution weltweit und natürlich auch in Deutschland. Jemanden zu einer Arbeit zu zwingen, und diese nicht zu bezahlen, ist Sklaverei.
Daraus zu schließen, dass Prostitution immer Sklaverei ist, ist weder logisch noch richtig.
Genauso logisch wäre es, einen “Appell gegen Kleidung” zu formulieren, weil in Bangladesch die Menschen unter mieserabelsten Bedingungen unserer Kleidung schneidern. Die Kleidungsstücke sind nicht schlecht, die Konditionen unter denen sie geschneidert werden, sind es.
“Der Appell gegen Prostitution” fordert nun, die Reform des Prostitutionsgesetztes von 2002 zu ändern. Auch hier gehe ich noch konform, denn die genannten Probleme und Ansätze wie Altersarmut, Aufklärung (Geschlechtskrankheiten), Hilfen beim Ausstieg sind wichtig und richtig und eine Überarbeitung der Reform schadet ganz sicher nicht.
Die Schlussfolgerung, dass diese Ziele nur durch die Abschaffung der Prostitution inklusive einer Ächtung und Bestrafung der Freier erreicht werden können, halte ich weder für logisch noch für klug.
Die mafiösen Strukturen, die die Prostitution genau zu dem traurigen Elend machen, das zurecht angeprangert wird, werden ganz sicher nicht durch eine Abschaffung verschwinden. Die organisierte Kriminalität hat die Prohibition gefeiert, ihr Geschäft florierte wie nie. Warum sollte die Nachfrage sinken? Weil Freier bestraft werden? Und bestrafte Freier werden zu geläuterten Männern?
Am Ende wäre es also ein Bärendienst, denn die Nachfrage bleibt, nur die Prostitution wandert aus der Grauzone in die Kriminalität. Damit ist sie dann überhaupt nicht mehr kontrollierbar.
Wie gesagt, ich bin absolut der Meinung, dass in diesem Bereich noch viel gemacht werden muss, aber meiner Meinung nach kann das nur geschehen, indem die Prostitution weiter aus dem Graubereich in die “normale” Arbeitswelt verlagert wird, indem Gespräche stattfinden mit Leuten, die sich wirklich auskennen und nicht nur eine Meinung haben und indem endlich diese elende Stigmatisierung aufhört.
Und dann dieser Satz, der ein Schlag in das Gesicht eigentlich jeder Frau ist:
Das System Prostitution brutalisiert das Begehren und verletzt die Menschen-würde von Männern und Frauen – auch die der sogenannt „freiwilligen“ Prostituierten.
Ganz offenbar gehen die Unterzeichner des Appells davon aus, dass es keine “freiwilligen” Prostitutierten geben kann. Damit sprechen sie allen, die dem Beruf gern und freiwillig ausüben, die Entscheidungsfähigkeit ab.
Das heißt, sie tun nichts anderes als das was sie an Kirche, Staat und Patriarchat kritisieren. Sie schreiben einen Appell mit Hilfe dessen Sie über den Körper von Frauen entscheiden wollen, sie geben eine Norm für die weibliche Sexualität vor (nämlich eine, in der Prostitution nicht freiwillig sein kann) und sie sprechen Frauen selbstständiges Entscheiden über ihren Körper und ihre Sexualität ab.
Ich bin keine (freiwillige) Sexarbeiterin aber ich bin eine Frau, die von anderen Frauen und schon gar von Feminstinnen erwartet, dass ihre Sexualität nicht bewertet und nicht instrumentalisiert wird. Ich will so eine gequirlte und undurchdachte Scheiße einfach nicht mehr lesen. Ich möchte, dass vor so einem Appell Recherche betrieben wird, dass verschiedene Seiten zu dem Thema gehört werden, dass gemeinsam an einer besseren Zukunft gearbeitet wird und dass verdammt nochmal akzeptiert und toleriert wird, dass Frauen auf verschiedene Art und Weise Sexualität leben.
http://www.journelle.de/3800/der-appell ... -vernunft/
Hätte ich die Gelegenheit gehabt und wäre es kein so verpönter Beruf mit großen (negativen) Auswirkungen auf das berufliche und private Leben jeder Frau, dann wäre ich mit Anfang 20 vielleicht Pornodarstellerin geworden.
Da ich nach wie vor keine direkte Erfahrung habe und Stoya gerade eine Kolumne on the Importance of Accurately Writing About Sex Work geschrieben hat, bin ich mir sicher, dass der Job ganz anders ist, als man es sich so hinfantasiert.
Aber das gilt für 99,99% aller Jobs.
Gleichwohl bin ich der Meinung, dass jede Art von Sexwork als das angesehen werden sollte was es ist: eine Arbeit.
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr es mich ankotzt, dass diese Form der Arbeit immernoch so stigmatisiert wird. Dass nicht endlich mal anerkannt wird, dass Prostitution ein sehr anspruchsvoller Job ist, der nicht mehr oder weniger anständig ist, als jeder andere Beruf.
Wenn man sich allein die Blogs von Mistress Matisse oder Victoria Rage (nsfw) anschaut, sieht man, wie viel Wissen, Erfahrung, Einfühlungsvermögen, Menschenkenntnis, Offenheit und Geschäftsinn benötigt wird, um diesem Beruf nachzugehen. Für andere Varianten der Sexarbeit wird das nicht anders sein.
Deshalb macht mich die Kampagne der Emma: Der Appell gegen Prostitution so wütend.
Denn es werden Sachen miteinander verquickt, die nichts gemein haben und es wird ein Weltbild vermittelt, das den Körper von Frauen mal wieder instrumentalisiert.
Zunächst einmal ist die Intention gut. Es gibt Menschenhandel und Zwangsprostitution weltweit und natürlich auch in Deutschland. Jemanden zu einer Arbeit zu zwingen, und diese nicht zu bezahlen, ist Sklaverei.
Daraus zu schließen, dass Prostitution immer Sklaverei ist, ist weder logisch noch richtig.
Genauso logisch wäre es, einen “Appell gegen Kleidung” zu formulieren, weil in Bangladesch die Menschen unter mieserabelsten Bedingungen unserer Kleidung schneidern. Die Kleidungsstücke sind nicht schlecht, die Konditionen unter denen sie geschneidert werden, sind es.
“Der Appell gegen Prostitution” fordert nun, die Reform des Prostitutionsgesetztes von 2002 zu ändern. Auch hier gehe ich noch konform, denn die genannten Probleme und Ansätze wie Altersarmut, Aufklärung (Geschlechtskrankheiten), Hilfen beim Ausstieg sind wichtig und richtig und eine Überarbeitung der Reform schadet ganz sicher nicht.
Die Schlussfolgerung, dass diese Ziele nur durch die Abschaffung der Prostitution inklusive einer Ächtung und Bestrafung der Freier erreicht werden können, halte ich weder für logisch noch für klug.
Die mafiösen Strukturen, die die Prostitution genau zu dem traurigen Elend machen, das zurecht angeprangert wird, werden ganz sicher nicht durch eine Abschaffung verschwinden. Die organisierte Kriminalität hat die Prohibition gefeiert, ihr Geschäft florierte wie nie. Warum sollte die Nachfrage sinken? Weil Freier bestraft werden? Und bestrafte Freier werden zu geläuterten Männern?
Am Ende wäre es also ein Bärendienst, denn die Nachfrage bleibt, nur die Prostitution wandert aus der Grauzone in die Kriminalität. Damit ist sie dann überhaupt nicht mehr kontrollierbar.
Wie gesagt, ich bin absolut der Meinung, dass in diesem Bereich noch viel gemacht werden muss, aber meiner Meinung nach kann das nur geschehen, indem die Prostitution weiter aus dem Graubereich in die “normale” Arbeitswelt verlagert wird, indem Gespräche stattfinden mit Leuten, die sich wirklich auskennen und nicht nur eine Meinung haben und indem endlich diese elende Stigmatisierung aufhört.
Und dann dieser Satz, der ein Schlag in das Gesicht eigentlich jeder Frau ist:
Das System Prostitution brutalisiert das Begehren und verletzt die Menschen-würde von Männern und Frauen – auch die der sogenannt „freiwilligen“ Prostituierten.
Ganz offenbar gehen die Unterzeichner des Appells davon aus, dass es keine “freiwilligen” Prostitutierten geben kann. Damit sprechen sie allen, die dem Beruf gern und freiwillig ausüben, die Entscheidungsfähigkeit ab.
Das heißt, sie tun nichts anderes als das was sie an Kirche, Staat und Patriarchat kritisieren. Sie schreiben einen Appell mit Hilfe dessen Sie über den Körper von Frauen entscheiden wollen, sie geben eine Norm für die weibliche Sexualität vor (nämlich eine, in der Prostitution nicht freiwillig sein kann) und sie sprechen Frauen selbstständiges Entscheiden über ihren Körper und ihre Sexualität ab.
Ich bin keine (freiwillige) Sexarbeiterin aber ich bin eine Frau, die von anderen Frauen und schon gar von Feminstinnen erwartet, dass ihre Sexualität nicht bewertet und nicht instrumentalisiert wird. Ich will so eine gequirlte und undurchdachte Scheiße einfach nicht mehr lesen. Ich möchte, dass vor so einem Appell Recherche betrieben wird, dass verschiedene Seiten zu dem Thema gehört werden, dass gemeinsam an einer besseren Zukunft gearbeitet wird und dass verdammt nochmal akzeptiert und toleriert wird, dass Frauen auf verschiedene Art und Weise Sexualität leben.
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Freitag:Deutungshoheit gepachtet
Deutungshoheit gepachtet
VON JULIANE LÖFFLER
Sexarbeit Alice Schwarzer startet über die EMMA eine Initiative zum Verbot von Prostitution und ignoriert die Stimmen aus dem Gewerbe selbst. Mit welchem Recht eigentlich?
Sie hat es wieder getan. Alice Schwarzer kämpft für die Rechte der Frauen aber ignoriert den aktuellen Stand der Debatte. In der EMMA wurde nun ein „Appell gegen Prostitution“ veröffentlicht, welcher unter anderem für die Abschaffung des "Systems Prostitution" wirbt. Darin wird Prostitution als „moderne Sklaverei“ bezeichnet und das Prostitutionsgesetz von 2002 als Grund dafür gesehen, dass Deutschland „Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der Sextouristen aus den Nachbarländern“ geworden sei. Doch so einfach ist es nicht. Keine Frage: Prostitution ist ein Gewerbe, welches eng verknüpft ist mit Illegalität, Menschenhandel und Sklaverei. Trotzdem kann man Sexarbeit und Sklaverei nicht einfach gleichsetzen.
Es gibt eine Lobby von Sexarbeiterinnen und -arbeitern, die seit Jahren für ihre Rechte kämpfen, für die berufliche Anerkennung und für Entkriminalisierung. Sie nun in einen Topf zu werfen mit jenen illegalen Machenschaften, muss für sie wie ein Schlag ins Gesicht sein. Einige von ihnen haben bereits einen Gegenaufruf FÜR Prostitution veröffentlicht. Dort wird sehr richtig darauf hingewiesen, dass nicht-einvernehmlicher Sex Vergewaltigung ist und damit bereits heute ein Strafbestand.
Schaut man sich einmal die Liste der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des EMMA-Aufrufs an, wird klar, wohin die Reise geht. Unter dem Appell stehen Namen von CDU- und FDP-Politikerinnen, und viele andere mit Doktoren- und Professorentitel.
An der Lebensrealität vorbei
Unter dem Appell für sexwork-deutschland.de haben viele Sexarbeiterinnen unterzeichnet – also Menschen, welche die Situation der Prostitution am besten beurteilen können. Dass die Initiative von Alice Schwarzer konträr zu ihren Forderungen steht, zeigt, dass man sie nicht ernst nimmt. Und mehr noch aus einer eltitären Machtgebärde heraus meint, es besser zu wissen. Weil man eine Frau ist, zum Beispiel, oder ein politisches Amt bekleidet, oder einen gewissen Bildungsstand hat. Es ist auch eine Frage der Deutungshoheit. Mit der Lebensrealität vieler freiwilliger Sexarbeiterinnen hat das offensichtlich nichts zu tun.
Natürlich kann man nun argumentieren, Sexarbeiterinnen arbeiteten nicht freiwillig in dem Gewerbe. Es seien patriarchal dominierte ökonomische Strukturen, welche sie in ihre Situation drängen würden. Das ist eine legitime Überlegung. Doch die Konsequenz daraus müsste ziemlich genau dem Forderungskatalog von sexwork-deutschland.de entsprechen. „Aufklärung statt Zwang und Verbot, staatlich geförderte Weiterbildungsangebote für Sexarbeiter_innen“ etwa. Oder „Bleiberechte, Entschädigungen und umfassende Unterstützung für Betroffene von Menschenhandel.“ Stattdessen: paternalistische Gebärden, wie die bekennende Sexarbeiterin Carmen auf Twitter schreibt.
Auf der langen Unterzeichnerliste der EMMA fehlt ihr Name genau wie der des Deutschen Frauenrats oder Terre de Femmes. Letztere gaben auf Nachfrage bekannt, dass sie sich in dieser Frage noch nicht positioniert hätten. Es sei aber eine bewusste Entscheidung gewesen, den Aufruf der EMMA nicht zu unterzeichnen. Das wird schon einen Grund haben.
www.freitag.de/autoren/juloeffl/deutung ... -gepachtet
VON JULIANE LÖFFLER
Sexarbeit Alice Schwarzer startet über die EMMA eine Initiative zum Verbot von Prostitution und ignoriert die Stimmen aus dem Gewerbe selbst. Mit welchem Recht eigentlich?
Sie hat es wieder getan. Alice Schwarzer kämpft für die Rechte der Frauen aber ignoriert den aktuellen Stand der Debatte. In der EMMA wurde nun ein „Appell gegen Prostitution“ veröffentlicht, welcher unter anderem für die Abschaffung des "Systems Prostitution" wirbt. Darin wird Prostitution als „moderne Sklaverei“ bezeichnet und das Prostitutionsgesetz von 2002 als Grund dafür gesehen, dass Deutschland „Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der Sextouristen aus den Nachbarländern“ geworden sei. Doch so einfach ist es nicht. Keine Frage: Prostitution ist ein Gewerbe, welches eng verknüpft ist mit Illegalität, Menschenhandel und Sklaverei. Trotzdem kann man Sexarbeit und Sklaverei nicht einfach gleichsetzen.
Es gibt eine Lobby von Sexarbeiterinnen und -arbeitern, die seit Jahren für ihre Rechte kämpfen, für die berufliche Anerkennung und für Entkriminalisierung. Sie nun in einen Topf zu werfen mit jenen illegalen Machenschaften, muss für sie wie ein Schlag ins Gesicht sein. Einige von ihnen haben bereits einen Gegenaufruf FÜR Prostitution veröffentlicht. Dort wird sehr richtig darauf hingewiesen, dass nicht-einvernehmlicher Sex Vergewaltigung ist und damit bereits heute ein Strafbestand.
Schaut man sich einmal die Liste der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des EMMA-Aufrufs an, wird klar, wohin die Reise geht. Unter dem Appell stehen Namen von CDU- und FDP-Politikerinnen, und viele andere mit Doktoren- und Professorentitel.
An der Lebensrealität vorbei
Unter dem Appell für sexwork-deutschland.de haben viele Sexarbeiterinnen unterzeichnet – also Menschen, welche die Situation der Prostitution am besten beurteilen können. Dass die Initiative von Alice Schwarzer konträr zu ihren Forderungen steht, zeigt, dass man sie nicht ernst nimmt. Und mehr noch aus einer eltitären Machtgebärde heraus meint, es besser zu wissen. Weil man eine Frau ist, zum Beispiel, oder ein politisches Amt bekleidet, oder einen gewissen Bildungsstand hat. Es ist auch eine Frage der Deutungshoheit. Mit der Lebensrealität vieler freiwilliger Sexarbeiterinnen hat das offensichtlich nichts zu tun.
Natürlich kann man nun argumentieren, Sexarbeiterinnen arbeiteten nicht freiwillig in dem Gewerbe. Es seien patriarchal dominierte ökonomische Strukturen, welche sie in ihre Situation drängen würden. Das ist eine legitime Überlegung. Doch die Konsequenz daraus müsste ziemlich genau dem Forderungskatalog von sexwork-deutschland.de entsprechen. „Aufklärung statt Zwang und Verbot, staatlich geförderte Weiterbildungsangebote für Sexarbeiter_innen“ etwa. Oder „Bleiberechte, Entschädigungen und umfassende Unterstützung für Betroffene von Menschenhandel.“ Stattdessen: paternalistische Gebärden, wie die bekennende Sexarbeiterin Carmen auf Twitter schreibt.
Auf der langen Unterzeichnerliste der EMMA fehlt ihr Name genau wie der des Deutschen Frauenrats oder Terre de Femmes. Letztere gaben auf Nachfrage bekannt, dass sie sich in dieser Frage noch nicht positioniert hätten. Es sei aber eine bewusste Entscheidung gewesen, den Aufruf der EMMA nicht zu unterzeichnen. Das wird schon einen Grund haben.
www.freitag.de/autoren/juloeffl/deutung ... -gepachtet
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- Ich bin: SexarbeiterIn
Ich muß mal einen Exkurs loswerden (wohlgemerkt halte ich mich nicht für die Besitzerin der "Wahrheit" und bin auch keine (Be)Lehrerin, ich bin durchaus sehr selbstkritisch; aber langjährige Erfahrungen bringen mich zu folgenden wohlbegründeten Feststellungen):
Huren müssen dafür kämpfen, daß ihnen allein die Deutungshoheit über ihre Arbeit und ihr Leben gehört: es geht um unser Überleben, und diese Deutungshoheit müssen wir uns _nehmen_, nicht darum betteln, sonst werden wir sie nie bekommen.
Dies ist seit Jahren die Erkenntnis aller Hurenbewegungen weltweit, außer (bisher) in Deutschland. Das muß sich dringendst ändern, denn es ist fünf Sekunden vor zwölf: Wenn nicht jetzt sofort radikal und maximal gefordert und gehandelt wird, wird Sexarbeit in Deutschland schneller verboten sein als ihr gucken könnt, wie ausländische Erfahrungen deutlich zeigen. Hinter der "Konzessionierung" lauert schon die Prohibition.
Die deutsche "Hurenmichelin", wenn ich das so formulieren darf, muß _jetzt_sofort_ aufwachen, über ihren Schlafmützentellerrand blicken, und _handeln_. Geht _jetzt_ auf die Straße, ob das dem Polizeistaat paßt oder nicht! Denn es geht um nichts weniger als euer Überleben, ob ihr das wahrhaben wollt oder nicht.
Und nein, ich übertreibe nicht, ich spreche aus Erfahrung: Schmusekurs mit unseren Feinden/-innen, Unterschätzen derer die uns radikal _abschaffen_ wollen (denn genau das wollen sie, die Zeichen sind eindeutig), wird unser schnelles und brutales Ende sein. (Mal ganz davon abgesehen daß "Lobbying" nur ein beschönigendes Wort für Korruption, d.h. Komplizenschaft mit unseren Unterdrückern/-innen ist, und daher von vornherein nur kontraproduktiv für unsere Anliegen sein kann: Wenn man sich, wie wir, in einer Situation "Kampf David gegen Goliath", also gegen eine erdrückende Übermacht, befindet, bedeutet "nett zu unseren Feinden sein damit sie vielleicht gnädig ein paar Krümelchen in unseren Käfig werfen, und uns artig dafür bedanken" daß man schon verloren hat. _Kämpfen_ müssen wir, nicht schleimen! Denn wir haben es mit Zynikern zu tun, nicht mit Menschenfreunden.)
Ihr haltet all das oben gesagte für übertrieben? Es handelt sich um Tatsachen. Wartet lieber nicht darauf, sie am eigenen Leib zu erfahren, sondern denkt darüber nach, erweitert euer politisches Bewußtsein, und handelt, von unten nach oben, nicht umgekehrt. Jetzt, schnell, bevor es zu spät ist.
Huren müssen dafür kämpfen, daß ihnen allein die Deutungshoheit über ihre Arbeit und ihr Leben gehört: es geht um unser Überleben, und diese Deutungshoheit müssen wir uns _nehmen_, nicht darum betteln, sonst werden wir sie nie bekommen.
Dies ist seit Jahren die Erkenntnis aller Hurenbewegungen weltweit, außer (bisher) in Deutschland. Das muß sich dringendst ändern, denn es ist fünf Sekunden vor zwölf: Wenn nicht jetzt sofort radikal und maximal gefordert und gehandelt wird, wird Sexarbeit in Deutschland schneller verboten sein als ihr gucken könnt, wie ausländische Erfahrungen deutlich zeigen. Hinter der "Konzessionierung" lauert schon die Prohibition.
Die deutsche "Hurenmichelin", wenn ich das so formulieren darf, muß _jetzt_sofort_ aufwachen, über ihren Schlafmützentellerrand blicken, und _handeln_. Geht _jetzt_ auf die Straße, ob das dem Polizeistaat paßt oder nicht! Denn es geht um nichts weniger als euer Überleben, ob ihr das wahrhaben wollt oder nicht.
Und nein, ich übertreibe nicht, ich spreche aus Erfahrung: Schmusekurs mit unseren Feinden/-innen, Unterschätzen derer die uns radikal _abschaffen_ wollen (denn genau das wollen sie, die Zeichen sind eindeutig), wird unser schnelles und brutales Ende sein. (Mal ganz davon abgesehen daß "Lobbying" nur ein beschönigendes Wort für Korruption, d.h. Komplizenschaft mit unseren Unterdrückern/-innen ist, und daher von vornherein nur kontraproduktiv für unsere Anliegen sein kann: Wenn man sich, wie wir, in einer Situation "Kampf David gegen Goliath", also gegen eine erdrückende Übermacht, befindet, bedeutet "nett zu unseren Feinden sein damit sie vielleicht gnädig ein paar Krümelchen in unseren Käfig werfen, und uns artig dafür bedanken" daß man schon verloren hat. _Kämpfen_ müssen wir, nicht schleimen! Denn wir haben es mit Zynikern zu tun, nicht mit Menschenfreunden.)
Ihr haltet all das oben gesagte für übertrieben? Es handelt sich um Tatsachen. Wartet lieber nicht darauf, sie am eigenen Leib zu erfahren, sondern denkt darüber nach, erweitert euer politisches Bewußtsein, und handelt, von unten nach oben, nicht umgekehrt. Jetzt, schnell, bevor es zu spät ist.
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Alice Schwarzer
Hier der Text zum Emma-Appell von der Urheberin Alice Schwarzer höchstpersönlich:
Eine Welt ohne Prostitution ist denkbar

Symbolphoto
[ Das ist die Ethik und Sichtweise nach dem 2. Weltkrieg, als es noch keine Pille und Frauenemanzipation gab. Hier das Statement der Frauenorganisation der Vereinten Nationen, UN Women reaffirm that they stand with sex workers: "sex work is not trafficking" und hier die Schattenberichte der Sexworker NGOs an die UN. Anm. Marc ]
Auch, und das wird mehrfach betont, wenn die „in der Prostitution ausgenutzte Person selber damit einverstanden“ ist, es also „freiwillig“ tut.
[ Damals wurde auch geurteilt eine Prostitutierte kann nicht Vergewaltigungsopfer sein, weil sie hat ja Sex mit beliebigen Männern bereits zugestimmt, weil sie Prostitutierte ist. Auch heute noch gilt im Palermo Protokol von 2000 die Logik, dass Opfer eine Tat nicht einwilligen können. ]
Seither sind 64 Jahre vergangen und es ist viel passiert. Prostitution und Menschenhandel sind nicht weniger, sondern mehr geworden; in diesen Zeiten der wachsenden sozialen Ungleichheiten bzw. des ökonomischen Gefälles zwischen den Völkern, der Pornografisierung und internationalen Vernetzung.
[ Die Bevölkerungsexplosion und einseitige Wohlstandsentwicklung hat extreme Ungleichheiten erzeugt, die uns alle herausfordern. Die digitale Medienrevolution hat auch die sexuellen Darstellungsmöglichkeiten überall Alltag werden lassen mit dem wir lernen umzugehen. ]
20 Jahre nach der UN-Resolution hat dann die „sexuelle Revolution“ der 68er-Linken Schranken eingerissen und dabei eigene Machtverhältnisse ignoriert: zwischen Frauen und Männern, zwischen Erwachsenen und Kindern. Von „Menschenwürde“ war von nun an in Sachen Prostitution nicht mehr die Rede.
[ Von der Würde der Sexarbeiter_in ist immer die Rede. Insbesondere wenn es darum geht dass die Sexarbeiter_innen ihre Würde selbst definieren, dass sie Teil im Wertediskurs sind (Inklusion & Empowerment). ]
„Liberalisierung“ war angesagt. Die Profiteure der Prostitution sitzen nicht im Gefängnis, sondern in Talkshows.
[ Die Profiteure der Prostitution sind auch die Kommunen (Sexsteuer, Gewerbesteuer) und der Bund (Einkommensteuer, Mehrwertsteuer...). Auch wir Sexarbeiter_innen sind Profiteure unserer eigenen Sexarbeit. Aber auch die glücklichen Kunden profitieren ungemein wie ich finde, und dann auch deren Familien oder Angehörigen und die Gesamtgesellschaft. Es ist kontraproduktiv ein verengtes Feindbild "Profiteur" aufzubauen, da wo es Investor_innen oder Betreiber_innen gibt, die in sichere faire Arbeitsplätze investieren. Allerdings brauchen Sexworker ein institutionalisiert gewerkschaftliches Gegengewicht gegen Interessen des Kapitals. Noch herrscht in der Prostitution vielfach Manchsterkapitalismus, weil ein Arbeitsrecht der Prostitution gar nicht geschrieben ist und viele elementare sozialen Institutionen uns vorenthalten werden und schlicht fehlen. ]
Zumindest in Deutschland, wo Prostitution jetzt als „Beruf wie jeder andere“ gilt.
[ Das war in Deutschland eigentlich nie der Fall. Viele Berufe, so auch Sexarbeit haben einzigartige Anforderungsprofile. ]
Und das zur Drehscheibe des Frauenhandels in Europa geworden ist. Was nicht nur an der zentralen geografischen Lage liegt, sondern vor allem an der liberalen Gesetzgebung.
[ Da wo mehr Freiheiten bestehen, da gehen die Menschen hin. Insofern ist Deutschland erstmal die Drehscheibe der legalisierten Sexarbeit. Da besteht erstmal gar kein Bedarf nach gezwungenen Sexarbeiter_innen, weil es genug Anbieter_innen gibt, die freiwillig mit Sexdienstleistungen Geld verdienen wollen. Ausnahmen und Ausbeutung gibt es, aber die werden stark verfolgt und auch bestraft www.bit.ly/bkazahlen ]
Die 2002 von Rot-Grün verabschiedete Reform des Prostitutionsgesetzes sollte vorgeblich den Prostituierten nutzen – sie hat jedoch, wie zu erwarten, den Frauen nur geschadet und lässt das Geschäft der Profiteure boomen. Und Vater Staat kassiert mit.
[ Das ProstG war ein erster wichtiger und richtiger erster Schritt www.sexworker.at/prostg doch an der politisch-behördlichen Umsetzung vor Ort und in den Bundesländern hapert es vielfach bzw. wurde gezielt hintertrieben. So auch beim IfSG und der bayerischen KondomZwangsProstitutionsVerordung. ]
Prostitution und Frauenhandel sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts neben dem Waffen- und Drogenhandel weltweit das profitabelste Geschäft. Der Jahresumsatz wird allein in Deutschland auf 14,5 Milliarden Euro geschätzt (Quelle: ver.di), mit Profitraten von oft über tausend Prozent.
[ Das sind vielfach nur sehr ungenaue Schätzungen die so entstehen wie hier der Verursacher Prof. Bales erstmals nach 15 Jahren eingesteht. Jährlich werden 300 Milliarden von den Fleißigen an die Vermögenden von unten nach oben umverteilt. Da kann die Sexbranche mit persönlichen Dienstleistungen im Wert von 17 Mrd. kaum gegen anarbeiten. ]
Die kassieren allerdings nicht die Prostituierten, sondern die Menschenhändler, Zuhälter, Bordellbetreiber und Manager.
[ In großen Bordellvierteln wie Frankfurt und Duisburg lassen sich die Verdienstverteilung gut untersuchen. Da brauchen wir mehr davon. Die Sexarbeiter bekommen zumeist etwas mehr als 50%, so wie im klassischen Bordellbetrieb oder Geschäftsdeal. Warum Sexworker langfristig nicht so profitieren, liegt an den strukturellen Nachteilen des Faktors Arbeit gegenüber dem Kapital. Und wenn der Arbeiter, die Sexarbeiterin ihr Geld der Hausfrau, dem Hausmann zur Haushaltsführung abliefert ist das die eigene freie Entscheidung oder Dummheit. ]
Ihnen zur Seite steht eine Handvoll der seit Jahren immer gleichen Paradeprostituierten, die in den Talkshows und Illustrierten erzählen, wie gern sie es tun und wie gut sie dabei verdienen.
[ Danke für diese Diffamierung. Selbiges könnte man den Emma-Aktivistinnen entgegenhalten. Das internationale Sexworker Forum gibt es seit 2005 und seit 2013 www.sexwork-deutschland.de ]
Sie betreiben in der Regel längst selbst Bordelle oder Studios und lassen andere Frauen für sich anschaffen.
[ Wenn man Sexarbeitern verweigert von der Arbeiterin zur Unternehmerin aufzusteigen, ist das als würde man Frauen verbieten Chefin zu werden (gläserne Decke). Die wollten die Feministinnen doch einreißen. ]
Wir reden bei der Prostitution nicht von Ausnahmen. Wir reden von einem Massenphänomen. Die Zahl der Frauen in der Prostitution wird heute allein in Deutschland auf zwischen 400 000 bis 1 000 000 geschätzt.
[ Die Zahlen sind wohl zu hoch geschätzt. Vgl. Hydra Schätzung 1988. ]
Nehmen wir den Mittelwert, also 700 000, und gehen wir einmal davon aus, dass eine Prostituierte im Laufe eines Jahres im Schnitt mindestens 40 verschiedene Freier hat (dabei haben manche 5 Stammfreier, andere über 100 Gelegenheitsfreier).
Gehen wir also davon aus, geht mindestens jeder 2. Mann in Deutschland gelegentlich oder regelmäßig zu Prostituierten – und jede 2 Freundin oder Ehefrau ist davon betroffen, moralisch wie gesundheitlich (die Zahl der Freier, die es ohne Kondom machen wollen, steigt).
[ Die Freundin und der Freund sollten bei wechselnden Partnern selbstverständlich Kondome verwenden. Professionelle Sexworker haben die höchsten Gesundheitswerte bei STIs und die Kondomanwendungspraxis ist extrem hoch. Abweichende Aussagen erfolgen oftmals aufgrund der extremen Konkurrenzsituation weil es nämlich der Markt ist der ungeschützt ist !!! ]
Und all das passiert nicht in einem fernen Land, sondern gleich nebenan: auf dem Strich 10 Meter vom Supermarkt entfernt, in der Modelwohnung im Nebenhaus oder im Sauna-Club inmitten ländlicher Idylle. Wir könnten es sehen – wenn wir nicht länger wegsehen. Wir könnten die Männer sehen, die hinschleichen oder schlendern, und die Frauen, deren Pupillen oft geweitet sind von den Drogen, ohne die sie es nicht aushalten.
[ Dass Sex als Mittel eingesetzt wird, um etwas zu erreichen, sei es nun unmittelbar materieller Wert oder auch nur, um Beziehungen oder Gefühle zu lenken, können wir täglich und fast überall beobachten. Das wir es sehen können, liegt natürlich daran, weil nichts interessanter ist als Sex. "Sex sells und Prostitution noch mehr so" MoF. Prostitutionsgegner sind trainiert und werden magisch angezogen, auch nur die leisesten Ahnungen von Prostitution sofort mit voller Gefühlswallung zu wittern, auch wenn es weder sensorische Wahrnehmungen sind, sondern nur die eigenen Gedanken oder Informationen, dass im Nachbarhaus eine Sexarbeiter_in werkelt... ]
Die Realität der Mehrheit der Prostituierten sieht so aus: Etwa 90% sind Armuts- und Zwangsprostituierte.
[ Diese übertriebene Prozentzahl ist eine böswillige Unterstellung. Sie erklärt hegemonial fast alle Ausländer und Sexworker zu Opfern. Genauso könnte man alle Menschen, die kein Vermögen geerbt haben und arbeiten müssen als Zwangsarbeiter bezeichnen. Das ist naiv und abwegig und nicht unsere Kulturtradition in einer arbeitsteiligen Fremdversorgungs-Gesellschaft, wo Ausbeutung und Vorteilsnahme überall stattfinden (Mehrwertbeschneidung, Wettbewerbsvorteile, Ungleichheit). ]
Mit welchen Illusionen Mädchen und Frauen in den goldenen Westen gelockt, mit welcher Gewalt sie von Menschenhändlern verschleppt und mit welcher Skrupellosigkeit sie von ihren eigenen Familien zum Anschaffen gezwungen werden, ist bekannt – doch die Empörung bleibt aus. Wie kann das sein?
[ Weil bisher keiner verboten hat, dass in TV und Medien der schöne western Lifestyle und die Vorteile des kapitalistischen Liberalismus wie eine Droge verteilt werden? ;-) Aufklärung und Warnungen gegen "White Slavery" gab es immer schon und das Bewußtsein über Gefahren vom bösen dunklen Mann ist hoch. ]
Schon lange stellt sich die Frage, ob und wie die „Hurenprojekte“ von der Prostitutionslobby in Deutschland unterlaufen wurden, die Medien und Politik manipuliert.
[ Aha, wir als soziale Emanzipationsbewegung seit Dr. Magnus Hirschfeld in den 20er Jahren und seit der 2. Frauenbewegung in den 70er Jahren sind also unterlaufen, nur Alice Schwarzer, die auch für BILD/Springer schreibt wurde nicht manipuliert in der Aufmerksamkeitsökonomie? ]
Bis heute hält Deutschland an seinem Sonderweg fest – trotz aller Warnungen von Justiz und Polizei, denen mit dieser Gesetzesreform die Strafverfolgung von Zuhälterei und Menschenhandel massiv erschwert wurde. Auch wenn inzwischen eine gewisse Verunsicherung bei der Politik aufkommt.
[ Den vorbildlichen Weg der Entkriminalisierung gehen NSW-Australien seit 1995, Neuseeland seit 2003. Den Weg der Legalisierung gehen Schweiz, Niederlande seit 2000, Deutschland seit 2002, Ungarn... www.sexworker.at/international - www.bit.ly/sexworkinternet ]
Die Niederlande, die zunächst ähnlich liberalisiert hatten, haben längst das Steuer herumgeworfen. Sie haben erkannt, dass sie mit der Liberalisierung nur den Händlern mit der Ware Frau genutzt und den Prostituierten geschadet haben.
[ Auch in Holland hat sich konservative Kommunalpolitik gegen das liberale Bundesgesetz gewendet. Ferner gab es immer noch die illegalen Sexworker aus Drittstaaten (Nicht EU), die somit extrem leicht auszubeuten waren. ]
Skandinavien hat schon vor Jahren die Bestrafung des Frauenkaufs eingeführt, mit Billigung einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung, inklusive der Männer.
[ Die moralische Gesetzgebung in Schweden kann als gescheitert angesehen werden. Siehe Länderberichte. ]
Und nicht nur das sozialistisch regierte Frankreich erwägt inzwischen, es Schweden gleichzutun.
[ Und wir Sexworker warnen davor. Siehe Länderberichte. ]
Die Prostitution ist das Ende einer langen Kette, in der Männer glauben, das Recht zu haben, Frauen missbrauchen bzw. (ver)kaufen zu können.
[ So kann man das nur sehen, wenn man bei der Sexarbeit die asymmetrischen Strukturen als unabänderlich begreift, die man in der Ehe und sonstigen Arbeitswell erfolgreich abgeschafft hat bzw. weiterhin verändert. ]
Entscheidend dabei ist der Freier. Ohne ihn, den Käufer, gäbe es keinen Prostitutionsmarkt.
[ Zu einem Deal im Markt gehören immer zwei: Anbieter_innen und Nachfrager_innen. Grundwissen BWL. ]
Vor 20 Jahren mussten deutsche Männer noch ins Ausland fahren, um ihre Fantasien schrankenlos ausleben zu können. Heute ist Deutschland ein „Sexparadies“ für Ausländer – dank der Reform von 2002, die Verhältnisse möglich macht, über die man in unseren Nachbarländern nur staunen kann: Großbordelle mit Kleinsttarifen und Flatrates, „Wellness“-Bordelle etc.. Die Ausländer reisen, von Skandinavien bis Frankreich, in ganzen Busladungen an.
[ Früher reisten wir nach Dänemark oder Schweden um Pornos zu kaufen oder homosexuell zu heiraten oder nach Thailand oder Dom-Rep für Sex- und Liebestourismus. Heute gibt es wieder andere Destinationen. ]
Machtmissbrauch kennt kein Mitgefühl. Würden die Männer hinsehen, wessen Seele und Körper sie da für 100, 50, 30 oder auch nur 10 Euro (auf dem Drogenstrich) benutzen – sie könnten es nicht mehr tun.
[ Sexworker gehören respektiert als Menschen wie Du und Ich. Und Ausbeuter angezeigt! Das klappt aber nur wenn Sexworker in der Gesellschaft respektiert und geschützt werden und nicht selbst Ächtung bis Ausweisung befürchten müssen. ]
Sie [die Freier] müssen also wegsehen. Sie müssen die Prostituierten entpersonalisieren, was durchaus auch die Form von Verklärung annehmen kann. Und die Frauen machen mit, sie spielen ihren Kunden etwas vor.
[ Wir inszenieren eine erotische Traumerlebniszeit, so wie im Theater, Film oder Roman alles auch nur Fake ist. Der Kunde steht vor der Herausforderung sich auf unser Spiel einzulassen und mitzumachen, wenn die Dienstleistung gelingen soll. Da wo entpersonalisiert wird, da wurden Grenzen überschritten, weil Sexwork nicht geschützt wird, weil Sexworker nicht ausgebildet und trainiert werden, weil Sexworker von Emma und Alice Schwarzer nicht respektiert sondern instrumentalisiert werden für einen ideologischen Feldzug. ]
Studien belegen: Über 90% der Prostituierten wurden schon als Kinder missbraucht.
Mindestens 3 von 4 Frauen in der Prostitution greifen zu Drogen und Alkohol.
2 von 3 Prostituierten werden im Job vergewaltigt, jede 2. mehr als 5mal.
2 von 3 (Ex-)Prostituierten leiden unter posttraumatischen Störungen, die mit denen von Folteropfern vergleichbar sind.
Da ist es keine Überraschung, dass 9 von 10 Frauen gerne aussteigen würden – wenn sie nur könnten.
[ Diese Studien z.B. von den evangelikalen US Prostitutionsgegnern und staatlich bzw. von Milliardären finanziert wie Dr. Melissa Farley kennen wir auch. Sie wurden jedoch vor Gericht nicht anerkannt www.canlii.org/en/on/onsc/doc/2010/2010 ... c270411900 und es wurde ein berufsständisches Verfahren gegen sie eingeleitet http://deepthroated.wordpress.com/2011/ ... sa-farley/ - Unsere Studien finden sich in dieser Datenbank: www.bit.ly/sexworkfacts und hier sind die meist-verbreitetsten Lügen aufbereitet worden http://maggiemcneill.wordpress.com/2013 ... told-lies/ ]
In keiner westlichen Demokratie aber scheint der Ausstieg aus der Prostitution so schwer wie in Deutschland. Was auch daran liegt, dass Prostitution nicht mehr geächtet wird, sondern toleriert, ja mehr noch: propagiert!
[ Der Ausstieg aus der Prostitution entspricht der Rückkehr oder Rücktransformation in eine prostitutionsfeindliche Welt. Das ist extrem schwer bis traumatisierend www.sexworker.at/exit ]
Männer, die zu Prostituierten gehen, schämen sich heutzutage noch nicht einmal mehr. Sie finden das cool und „Promis“ erzählen es stolz in den Medien. Mit dem Resultat, dass die Frauen in der Prostitution mit ihrer Verzweiflung einsamer sind als je zuvor. Denn: „Warum stellt die sich denn so an? Es ist doch nichts dabei.“
[ Wir Sexworker empfinden es teilweise viel belastender, wenn wir zu spüren bekommen, dass sich der Kunden insgeheim schuldig fühlt im Sinne der hier von Übermutter Alice Schwarzer geforderten Re-Stigmatisierung. Sie behandeln Sexworker dann abgetrennt von ihrer sexuellen Befriedigung unwürdig, gerad so wie es das Prostitutionsstigma ihnen nahelegt. Auch diese Kunden brauchen Aufklärung und Coming-out Hilfe wie z.B. von Aktionen wie www.freiersein.de oder www.sexsicher.de ]
„Das älteste Gewerbe der Welt“ darf in Deutschland nicht länger für selbstverständlich gehalten werden, sondern muss geächtet werden.
[ Prostitution ist ein uralte Menschentradition. Es wurde zum Kulturgut und ist schützenswert. Kultur kommt von Kultivierung. Nur dann kann sie ihr humanes Potential voll entfalten. ]
[ Wir brauchen keine neue Hexenjagd oder Progrome in Zeiten wirtschaftlicher Krisen. ]
Prostituierte müssen die Chance zum Ausstieg bekommen;
[ Das ist leichter gesagt als getan. Wer stellt schon eine Hure ein? Die Emma-Redaktion oder das Archiv Frauen-Mediaturm in Köln, die Kirchen? Für mich ist so eine Aussage Heuchelei, genauso wie Gesetze, die MenschenhandelOpferSchutz vorgeben, aber Prostitutionsfeindlichkeit beinhalten. ]
Männer, die Frauen kaufen, dürfen nicht länger die Augen verschließen;
[ Männer kaufen keine Frauen!!! Sie kaufen unsere sexuelle Dienstleistung, unsere Zeit und die Teilhabe/Eintrittskarte an unserer Inszenierung. ]
Menschenhändler, Zuhälter und Bordellbetreiber müssen zur Rechenschaft gezogen werden können;
[ Menschenhändler und ausbeuterische Zuhälter werden streng verfolgt von Polizei und Sonderstrafgesetzen. Kupplerische (vermittelnde und nichtausbeuterische) Zuhälterei oder das Management von Sexarbeitsstätten ist seit 2002 keine Angelegenheit mehr vom Strafrecht. ]
die Politik muss nicht nur das skandalöse deutsche Gesetz ändern, sondern auch die armen Länder dabei unterstützen, Existenzmöglichkeiten für ihre Mädchen und Frauen zu schaffen (indem zum Beispiel Entwicklungshilfe und Investitionen auch von Frauenrechten und Frauenförderung abhängig gemacht werden).
Prostitution ist ein fundamentaler Verstoß gegen die Würde des Menschen, des weiblichen wie des männlichen.
[ Das möchten wir Sexworker selbst entscheiden dürfen. ]
Prostitution zerstört die Frauen.
[ Es ist nicht die Prostitution. Es ist das prostitutionsfeindliche Klima und die Rahmenbedingungen so wie dieser Text von Alice Schwarzer und der Emma-Appell. ]
Prostitution zerstört die Sexualität.
[ Prostitution ist eine spezielle Variante und Spielart von Sexualität, wo Sex und Liebe getrennt sind. Prostitution ist sehr bereichernd (für den Sexworker und den Paysexkonsumenten) oder kann zerstören, so wie andere übertriebenen oder falschen Angewohnheiten (Alkohol-, Arbeit...Sucht). ]
Prostitution überschattet die Beziehung der Geschlechter. Darum muss Prostitution endlich geächtet werden! Und zwar nicht aus Gründen der wie auch immer verstandenen „guten Sitten“, sondern aus Gründen der Menschlichkeit.
[ Um die Geschlechter aus dem hier konstruierten vermeintlichen Schatten herauszuholen braucht es Sexualaufklärung. Möglicherweise müßte man das Geld abschaffen, um die Käuflichkeit von Menschen und menschlichen Begierden abschaffen zu können. ]
Wir wollen nicht, dass damit noch 30 Jahre gewartet wird, wie beim Missbrauch der Kinder. Der war von Feministinnen seit Mitte der 1970er-Jahre beklagt worden, wird aber erst neuerdings ernst genommen. Wir wollen das Bewusstsein jetzt ändern – und damit auch die Gesetze und Strukturen.
[ Der Vergleich Sexualität mit Kindern und Prostitution ist manipulativ bis demagogisch. Mit Vergehen an Kindern wurden schon gefälschte Kriegsbegründungen und damit verbundenes extremes Leid gerechtfertigt. Das ist einer Vorkämpferin der Emanzipation nicht würdig. ]
Ja, eine Welt ohne Prostitution ist denkbar.
[ Aber wäre das nicht ein totalitärer Staat mit Gesinnungskontrolle, den niemand von uns wirklich will?! ]
Alice Schwarzer
Original 28.10.2013: www.aliceschwarzer.de/publikationen/blo ... cd21d450f1
[ Erste Gegenargumente von Marc of Frankfurt ]
[ Die Gegenargumente können natürlich noch ergänzt und verbessert werden. Ich wolle das erstmal dazu los werden. ]
Eine Welt ohne Prostitution ist denkbar

Symbolphoto
- "Die Prostitution und das sie begleitende Übel des Menschenhandels sind mit der Würde und dem Wert der menschlichen Person unvereinbar und gefährden das Wohl des Einzelnen, der Familie und der Gemeinschaft.“
[ Das ist die Ethik und Sichtweise nach dem 2. Weltkrieg, als es noch keine Pille und Frauenemanzipation gab. Hier das Statement der Frauenorganisation der Vereinten Nationen, UN Women reaffirm that they stand with sex workers: "sex work is not trafficking" und hier die Schattenberichte der Sexworker NGOs an die UN. Anm. Marc ]
Auch, und das wird mehrfach betont, wenn die „in der Prostitution ausgenutzte Person selber damit einverstanden“ ist, es also „freiwillig“ tut.
[ Damals wurde auch geurteilt eine Prostitutierte kann nicht Vergewaltigungsopfer sein, weil sie hat ja Sex mit beliebigen Männern bereits zugestimmt, weil sie Prostitutierte ist. Auch heute noch gilt im Palermo Protokol von 2000 die Logik, dass Opfer eine Tat nicht einwilligen können. ]
Seither sind 64 Jahre vergangen und es ist viel passiert. Prostitution und Menschenhandel sind nicht weniger, sondern mehr geworden; in diesen Zeiten der wachsenden sozialen Ungleichheiten bzw. des ökonomischen Gefälles zwischen den Völkern, der Pornografisierung und internationalen Vernetzung.
[ Die Bevölkerungsexplosion und einseitige Wohlstandsentwicklung hat extreme Ungleichheiten erzeugt, die uns alle herausfordern. Die digitale Medienrevolution hat auch die sexuellen Darstellungsmöglichkeiten überall Alltag werden lassen mit dem wir lernen umzugehen. ]
20 Jahre nach der UN-Resolution hat dann die „sexuelle Revolution“ der 68er-Linken Schranken eingerissen und dabei eigene Machtverhältnisse ignoriert: zwischen Frauen und Männern, zwischen Erwachsenen und Kindern. Von „Menschenwürde“ war von nun an in Sachen Prostitution nicht mehr die Rede.
[ Von der Würde der Sexarbeiter_in ist immer die Rede. Insbesondere wenn es darum geht dass die Sexarbeiter_innen ihre Würde selbst definieren, dass sie Teil im Wertediskurs sind (Inklusion & Empowerment). ]
„Liberalisierung“ war angesagt. Die Profiteure der Prostitution sitzen nicht im Gefängnis, sondern in Talkshows.
[ Die Profiteure der Prostitution sind auch die Kommunen (Sexsteuer, Gewerbesteuer) und der Bund (Einkommensteuer, Mehrwertsteuer...). Auch wir Sexarbeiter_innen sind Profiteure unserer eigenen Sexarbeit. Aber auch die glücklichen Kunden profitieren ungemein wie ich finde, und dann auch deren Familien oder Angehörigen und die Gesamtgesellschaft. Es ist kontraproduktiv ein verengtes Feindbild "Profiteur" aufzubauen, da wo es Investor_innen oder Betreiber_innen gibt, die in sichere faire Arbeitsplätze investieren. Allerdings brauchen Sexworker ein institutionalisiert gewerkschaftliches Gegengewicht gegen Interessen des Kapitals. Noch herrscht in der Prostitution vielfach Manchsterkapitalismus, weil ein Arbeitsrecht der Prostitution gar nicht geschrieben ist und viele elementare sozialen Institutionen uns vorenthalten werden und schlicht fehlen. ]
Zumindest in Deutschland, wo Prostitution jetzt als „Beruf wie jeder andere“ gilt.
[ Das war in Deutschland eigentlich nie der Fall. Viele Berufe, so auch Sexarbeit haben einzigartige Anforderungsprofile. ]
Und das zur Drehscheibe des Frauenhandels in Europa geworden ist. Was nicht nur an der zentralen geografischen Lage liegt, sondern vor allem an der liberalen Gesetzgebung.
[ Da wo mehr Freiheiten bestehen, da gehen die Menschen hin. Insofern ist Deutschland erstmal die Drehscheibe der legalisierten Sexarbeit. Da besteht erstmal gar kein Bedarf nach gezwungenen Sexarbeiter_innen, weil es genug Anbieter_innen gibt, die freiwillig mit Sexdienstleistungen Geld verdienen wollen. Ausnahmen und Ausbeutung gibt es, aber die werden stark verfolgt und auch bestraft www.bit.ly/bkazahlen ]
Die 2002 von Rot-Grün verabschiedete Reform des Prostitutionsgesetzes sollte vorgeblich den Prostituierten nutzen – sie hat jedoch, wie zu erwarten, den Frauen nur geschadet und lässt das Geschäft der Profiteure boomen. Und Vater Staat kassiert mit.
[ Das ProstG war ein erster wichtiger und richtiger erster Schritt www.sexworker.at/prostg doch an der politisch-behördlichen Umsetzung vor Ort und in den Bundesländern hapert es vielfach bzw. wurde gezielt hintertrieben. So auch beim IfSG und der bayerischen KondomZwangsProstitutionsVerordung. ]
Prostitution und Frauenhandel sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts neben dem Waffen- und Drogenhandel weltweit das profitabelste Geschäft. Der Jahresumsatz wird allein in Deutschland auf 14,5 Milliarden Euro geschätzt (Quelle: ver.di), mit Profitraten von oft über tausend Prozent.
[ Das sind vielfach nur sehr ungenaue Schätzungen die so entstehen wie hier der Verursacher Prof. Bales erstmals nach 15 Jahren eingesteht. Jährlich werden 300 Milliarden von den Fleißigen an die Vermögenden von unten nach oben umverteilt. Da kann die Sexbranche mit persönlichen Dienstleistungen im Wert von 17 Mrd. kaum gegen anarbeiten. ]
Die kassieren allerdings nicht die Prostituierten, sondern die Menschenhändler, Zuhälter, Bordellbetreiber und Manager.
[ In großen Bordellvierteln wie Frankfurt und Duisburg lassen sich die Verdienstverteilung gut untersuchen. Da brauchen wir mehr davon. Die Sexarbeiter bekommen zumeist etwas mehr als 50%, so wie im klassischen Bordellbetrieb oder Geschäftsdeal. Warum Sexworker langfristig nicht so profitieren, liegt an den strukturellen Nachteilen des Faktors Arbeit gegenüber dem Kapital. Und wenn der Arbeiter, die Sexarbeiterin ihr Geld der Hausfrau, dem Hausmann zur Haushaltsführung abliefert ist das die eigene freie Entscheidung oder Dummheit. ]
Ihnen zur Seite steht eine Handvoll der seit Jahren immer gleichen Paradeprostituierten, die in den Talkshows und Illustrierten erzählen, wie gern sie es tun und wie gut sie dabei verdienen.
[ Danke für diese Diffamierung. Selbiges könnte man den Emma-Aktivistinnen entgegenhalten. Das internationale Sexworker Forum gibt es seit 2005 und seit 2013 www.sexwork-deutschland.de ]
Sie betreiben in der Regel längst selbst Bordelle oder Studios und lassen andere Frauen für sich anschaffen.
[ Wenn man Sexarbeitern verweigert von der Arbeiterin zur Unternehmerin aufzusteigen, ist das als würde man Frauen verbieten Chefin zu werden (gläserne Decke). Die wollten die Feministinnen doch einreißen. ]
Wir reden bei der Prostitution nicht von Ausnahmen. Wir reden von einem Massenphänomen. Die Zahl der Frauen in der Prostitution wird heute allein in Deutschland auf zwischen 400 000 bis 1 000 000 geschätzt.
[ Die Zahlen sind wohl zu hoch geschätzt. Vgl. Hydra Schätzung 1988. ]
Nehmen wir den Mittelwert, also 700 000, und gehen wir einmal davon aus, dass eine Prostituierte im Laufe eines Jahres im Schnitt mindestens 40 verschiedene Freier hat (dabei haben manche 5 Stammfreier, andere über 100 Gelegenheitsfreier).
Gehen wir also davon aus, geht mindestens jeder 2. Mann in Deutschland gelegentlich oder regelmäßig zu Prostituierten – und jede 2 Freundin oder Ehefrau ist davon betroffen, moralisch wie gesundheitlich (die Zahl der Freier, die es ohne Kondom machen wollen, steigt).
[ Die Freundin und der Freund sollten bei wechselnden Partnern selbstverständlich Kondome verwenden. Professionelle Sexworker haben die höchsten Gesundheitswerte bei STIs und die Kondomanwendungspraxis ist extrem hoch. Abweichende Aussagen erfolgen oftmals aufgrund der extremen Konkurrenzsituation weil es nämlich der Markt ist der ungeschützt ist !!! ]
Und all das passiert nicht in einem fernen Land, sondern gleich nebenan: auf dem Strich 10 Meter vom Supermarkt entfernt, in der Modelwohnung im Nebenhaus oder im Sauna-Club inmitten ländlicher Idylle. Wir könnten es sehen – wenn wir nicht länger wegsehen. Wir könnten die Männer sehen, die hinschleichen oder schlendern, und die Frauen, deren Pupillen oft geweitet sind von den Drogen, ohne die sie es nicht aushalten.
[ Dass Sex als Mittel eingesetzt wird, um etwas zu erreichen, sei es nun unmittelbar materieller Wert oder auch nur, um Beziehungen oder Gefühle zu lenken, können wir täglich und fast überall beobachten. Das wir es sehen können, liegt natürlich daran, weil nichts interessanter ist als Sex. "Sex sells und Prostitution noch mehr so" MoF. Prostitutionsgegner sind trainiert und werden magisch angezogen, auch nur die leisesten Ahnungen von Prostitution sofort mit voller Gefühlswallung zu wittern, auch wenn es weder sensorische Wahrnehmungen sind, sondern nur die eigenen Gedanken oder Informationen, dass im Nachbarhaus eine Sexarbeiter_in werkelt... ]
Die Realität der Mehrheit der Prostituierten sieht so aus: Etwa 90% sind Armuts- und Zwangsprostituierte.
[ Diese übertriebene Prozentzahl ist eine böswillige Unterstellung. Sie erklärt hegemonial fast alle Ausländer und Sexworker zu Opfern. Genauso könnte man alle Menschen, die kein Vermögen geerbt haben und arbeiten müssen als Zwangsarbeiter bezeichnen. Das ist naiv und abwegig und nicht unsere Kulturtradition in einer arbeitsteiligen Fremdversorgungs-Gesellschaft, wo Ausbeutung und Vorteilsnahme überall stattfinden (Mehrwertbeschneidung, Wettbewerbsvorteile, Ungleichheit). ]
Mit welchen Illusionen Mädchen und Frauen in den goldenen Westen gelockt, mit welcher Gewalt sie von Menschenhändlern verschleppt und mit welcher Skrupellosigkeit sie von ihren eigenen Familien zum Anschaffen gezwungen werden, ist bekannt – doch die Empörung bleibt aus. Wie kann das sein?
[ Weil bisher keiner verboten hat, dass in TV und Medien der schöne western Lifestyle und die Vorteile des kapitalistischen Liberalismus wie eine Droge verteilt werden? ;-) Aufklärung und Warnungen gegen "White Slavery" gab es immer schon und das Bewußtsein über Gefahren vom bösen dunklen Mann ist hoch. ]
Schon lange stellt sich die Frage, ob und wie die „Hurenprojekte“ von der Prostitutionslobby in Deutschland unterlaufen wurden, die Medien und Politik manipuliert.
[ Aha, wir als soziale Emanzipationsbewegung seit Dr. Magnus Hirschfeld in den 20er Jahren und seit der 2. Frauenbewegung in den 70er Jahren sind also unterlaufen, nur Alice Schwarzer, die auch für BILD/Springer schreibt wurde nicht manipuliert in der Aufmerksamkeitsökonomie? ]
Bis heute hält Deutschland an seinem Sonderweg fest – trotz aller Warnungen von Justiz und Polizei, denen mit dieser Gesetzesreform die Strafverfolgung von Zuhälterei und Menschenhandel massiv erschwert wurde. Auch wenn inzwischen eine gewisse Verunsicherung bei der Politik aufkommt.
[ Den vorbildlichen Weg der Entkriminalisierung gehen NSW-Australien seit 1995, Neuseeland seit 2003. Den Weg der Legalisierung gehen Schweiz, Niederlande seit 2000, Deutschland seit 2002, Ungarn... www.sexworker.at/international - www.bit.ly/sexworkinternet ]
Die Niederlande, die zunächst ähnlich liberalisiert hatten, haben längst das Steuer herumgeworfen. Sie haben erkannt, dass sie mit der Liberalisierung nur den Händlern mit der Ware Frau genutzt und den Prostituierten geschadet haben.
[ Auch in Holland hat sich konservative Kommunalpolitik gegen das liberale Bundesgesetz gewendet. Ferner gab es immer noch die illegalen Sexworker aus Drittstaaten (Nicht EU), die somit extrem leicht auszubeuten waren. ]
Skandinavien hat schon vor Jahren die Bestrafung des Frauenkaufs eingeführt, mit Billigung einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung, inklusive der Männer.
[ Die moralische Gesetzgebung in Schweden kann als gescheitert angesehen werden. Siehe Länderberichte. ]
Und nicht nur das sozialistisch regierte Frankreich erwägt inzwischen, es Schweden gleichzutun.
[ Und wir Sexworker warnen davor. Siehe Länderberichte. ]
Die Prostitution ist das Ende einer langen Kette, in der Männer glauben, das Recht zu haben, Frauen missbrauchen bzw. (ver)kaufen zu können.
[ So kann man das nur sehen, wenn man bei der Sexarbeit die asymmetrischen Strukturen als unabänderlich begreift, die man in der Ehe und sonstigen Arbeitswell erfolgreich abgeschafft hat bzw. weiterhin verändert. ]
Entscheidend dabei ist der Freier. Ohne ihn, den Käufer, gäbe es keinen Prostitutionsmarkt.
[ Zu einem Deal im Markt gehören immer zwei: Anbieter_innen und Nachfrager_innen. Grundwissen BWL. ]
Vor 20 Jahren mussten deutsche Männer noch ins Ausland fahren, um ihre Fantasien schrankenlos ausleben zu können. Heute ist Deutschland ein „Sexparadies“ für Ausländer – dank der Reform von 2002, die Verhältnisse möglich macht, über die man in unseren Nachbarländern nur staunen kann: Großbordelle mit Kleinsttarifen und Flatrates, „Wellness“-Bordelle etc.. Die Ausländer reisen, von Skandinavien bis Frankreich, in ganzen Busladungen an.
[ Früher reisten wir nach Dänemark oder Schweden um Pornos zu kaufen oder homosexuell zu heiraten oder nach Thailand oder Dom-Rep für Sex- und Liebestourismus. Heute gibt es wieder andere Destinationen. ]
Machtmissbrauch kennt kein Mitgefühl. Würden die Männer hinsehen, wessen Seele und Körper sie da für 100, 50, 30 oder auch nur 10 Euro (auf dem Drogenstrich) benutzen – sie könnten es nicht mehr tun.
[ Sexworker gehören respektiert als Menschen wie Du und Ich. Und Ausbeuter angezeigt! Das klappt aber nur wenn Sexworker in der Gesellschaft respektiert und geschützt werden und nicht selbst Ächtung bis Ausweisung befürchten müssen. ]
Sie [die Freier] müssen also wegsehen. Sie müssen die Prostituierten entpersonalisieren, was durchaus auch die Form von Verklärung annehmen kann. Und die Frauen machen mit, sie spielen ihren Kunden etwas vor.
[ Wir inszenieren eine erotische Traumerlebniszeit, so wie im Theater, Film oder Roman alles auch nur Fake ist. Der Kunde steht vor der Herausforderung sich auf unser Spiel einzulassen und mitzumachen, wenn die Dienstleistung gelingen soll. Da wo entpersonalisiert wird, da wurden Grenzen überschritten, weil Sexwork nicht geschützt wird, weil Sexworker nicht ausgebildet und trainiert werden, weil Sexworker von Emma und Alice Schwarzer nicht respektiert sondern instrumentalisiert werden für einen ideologischen Feldzug. ]
Studien belegen: Über 90% der Prostituierten wurden schon als Kinder missbraucht.
Mindestens 3 von 4 Frauen in der Prostitution greifen zu Drogen und Alkohol.
2 von 3 Prostituierten werden im Job vergewaltigt, jede 2. mehr als 5mal.
2 von 3 (Ex-)Prostituierten leiden unter posttraumatischen Störungen, die mit denen von Folteropfern vergleichbar sind.
Da ist es keine Überraschung, dass 9 von 10 Frauen gerne aussteigen würden – wenn sie nur könnten.
[ Diese Studien z.B. von den evangelikalen US Prostitutionsgegnern und staatlich bzw. von Milliardären finanziert wie Dr. Melissa Farley kennen wir auch. Sie wurden jedoch vor Gericht nicht anerkannt www.canlii.org/en/on/onsc/doc/2010/2010 ... c270411900 und es wurde ein berufsständisches Verfahren gegen sie eingeleitet http://deepthroated.wordpress.com/2011/ ... sa-farley/ - Unsere Studien finden sich in dieser Datenbank: www.bit.ly/sexworkfacts und hier sind die meist-verbreitetsten Lügen aufbereitet worden http://maggiemcneill.wordpress.com/2013 ... told-lies/ ]
In keiner westlichen Demokratie aber scheint der Ausstieg aus der Prostitution so schwer wie in Deutschland. Was auch daran liegt, dass Prostitution nicht mehr geächtet wird, sondern toleriert, ja mehr noch: propagiert!
[ Der Ausstieg aus der Prostitution entspricht der Rückkehr oder Rücktransformation in eine prostitutionsfeindliche Welt. Das ist extrem schwer bis traumatisierend www.sexworker.at/exit ]
Männer, die zu Prostituierten gehen, schämen sich heutzutage noch nicht einmal mehr. Sie finden das cool und „Promis“ erzählen es stolz in den Medien. Mit dem Resultat, dass die Frauen in der Prostitution mit ihrer Verzweiflung einsamer sind als je zuvor. Denn: „Warum stellt die sich denn so an? Es ist doch nichts dabei.“
[ Wir Sexworker empfinden es teilweise viel belastender, wenn wir zu spüren bekommen, dass sich der Kunden insgeheim schuldig fühlt im Sinne der hier von Übermutter Alice Schwarzer geforderten Re-Stigmatisierung. Sie behandeln Sexworker dann abgetrennt von ihrer sexuellen Befriedigung unwürdig, gerad so wie es das Prostitutionsstigma ihnen nahelegt. Auch diese Kunden brauchen Aufklärung und Coming-out Hilfe wie z.B. von Aktionen wie www.freiersein.de oder www.sexsicher.de ]
„Das älteste Gewerbe der Welt“ darf in Deutschland nicht länger für selbstverständlich gehalten werden, sondern muss geächtet werden.
[ Prostitution ist ein uralte Menschentradition. Es wurde zum Kulturgut und ist schützenswert. Kultur kommt von Kultivierung. Nur dann kann sie ihr humanes Potential voll entfalten. ]
[ Wir brauchen keine neue Hexenjagd oder Progrome in Zeiten wirtschaftlicher Krisen. ]
Prostituierte müssen die Chance zum Ausstieg bekommen;
[ Das ist leichter gesagt als getan. Wer stellt schon eine Hure ein? Die Emma-Redaktion oder das Archiv Frauen-Mediaturm in Köln, die Kirchen? Für mich ist so eine Aussage Heuchelei, genauso wie Gesetze, die MenschenhandelOpferSchutz vorgeben, aber Prostitutionsfeindlichkeit beinhalten. ]
Männer, die Frauen kaufen, dürfen nicht länger die Augen verschließen;
[ Männer kaufen keine Frauen!!! Sie kaufen unsere sexuelle Dienstleistung, unsere Zeit und die Teilhabe/Eintrittskarte an unserer Inszenierung. ]
Menschenhändler, Zuhälter und Bordellbetreiber müssen zur Rechenschaft gezogen werden können;
[ Menschenhändler und ausbeuterische Zuhälter werden streng verfolgt von Polizei und Sonderstrafgesetzen. Kupplerische (vermittelnde und nichtausbeuterische) Zuhälterei oder das Management von Sexarbeitsstätten ist seit 2002 keine Angelegenheit mehr vom Strafrecht. ]
die Politik muss nicht nur das skandalöse deutsche Gesetz ändern, sondern auch die armen Länder dabei unterstützen, Existenzmöglichkeiten für ihre Mädchen und Frauen zu schaffen (indem zum Beispiel Entwicklungshilfe und Investitionen auch von Frauenrechten und Frauenförderung abhängig gemacht werden).
Prostitution ist ein fundamentaler Verstoß gegen die Würde des Menschen, des weiblichen wie des männlichen.
[ Das möchten wir Sexworker selbst entscheiden dürfen. ]
Prostitution zerstört die Frauen.
[ Es ist nicht die Prostitution. Es ist das prostitutionsfeindliche Klima und die Rahmenbedingungen so wie dieser Text von Alice Schwarzer und der Emma-Appell. ]
Prostitution zerstört die Sexualität.
[ Prostitution ist eine spezielle Variante und Spielart von Sexualität, wo Sex und Liebe getrennt sind. Prostitution ist sehr bereichernd (für den Sexworker und den Paysexkonsumenten) oder kann zerstören, so wie andere übertriebenen oder falschen Angewohnheiten (Alkohol-, Arbeit...Sucht). ]
Prostitution überschattet die Beziehung der Geschlechter. Darum muss Prostitution endlich geächtet werden! Und zwar nicht aus Gründen der wie auch immer verstandenen „guten Sitten“, sondern aus Gründen der Menschlichkeit.
[ Um die Geschlechter aus dem hier konstruierten vermeintlichen Schatten herauszuholen braucht es Sexualaufklärung. Möglicherweise müßte man das Geld abschaffen, um die Käuflichkeit von Menschen und menschlichen Begierden abschaffen zu können. ]
Wir wollen nicht, dass damit noch 30 Jahre gewartet wird, wie beim Missbrauch der Kinder. Der war von Feministinnen seit Mitte der 1970er-Jahre beklagt worden, wird aber erst neuerdings ernst genommen. Wir wollen das Bewusstsein jetzt ändern – und damit auch die Gesetze und Strukturen.
[ Der Vergleich Sexualität mit Kindern und Prostitution ist manipulativ bis demagogisch. Mit Vergehen an Kindern wurden schon gefälschte Kriegsbegründungen und damit verbundenes extremes Leid gerechtfertigt. Das ist einer Vorkämpferin der Emanzipation nicht würdig. ]
Ja, eine Welt ohne Prostitution ist denkbar.
[ Aber wäre das nicht ein totalitärer Staat mit Gesinnungskontrolle, den niemand von uns wirklich will?! ]
Alice Schwarzer
Original 28.10.2013: www.aliceschwarzer.de/publikationen/blo ... cd21d450f1
[ Erste Gegenargumente von Marc of Frankfurt ]
[ Die Gegenargumente können natürlich noch ergänzt und verbessert werden. Ich wolle das erstmal dazu los werden. ]
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 01.11.2013, 02:04, insgesamt 10-mal geändert.
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Es wird auch die "Loverboy-Masche" zitiert. Ursprünglich war das ein Begriff für Zuhälter, die minderjährige Schulmädchen missbrauchten. Und so wird in der Bevölkerung wieder ein unzutreffender Begriff etabliert.
Das selbe gilt für die Forderung nach Abschaffung der "Weisungsbefugnisse" der Bordellbesitzer. Es wird verschwiegen, dass diese Weisungsbefugniss gerade für die sexuelle Dienstleistung nicht erlaubt ist. Nur - wo keine Kläger_in, da keine Richter_in.
Es genügt eben nicht, in FKK-Clubs Schilder anzubringen, dass die Betreiber_innen keinerlei Einfluss auf die Art der Dienstleistung haben.
Das selbe gilt für die Forderung nach Abschaffung der "Weisungsbefugnisse" der Bordellbesitzer. Es wird verschwiegen, dass diese Weisungsbefugniss gerade für die sexuelle Dienstleistung nicht erlaubt ist. Nur - wo keine Kläger_in, da keine Richter_in.
Es genügt eben nicht, in FKK-Clubs Schilder anzubringen, dass die Betreiber_innen keinerlei Einfluss auf die Art der Dienstleistung haben.
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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un
Tja... ich könnte jetzt ja mal böse sein und sagen:
Die Franzosen habe noch "Eier in der Hose"
"Manifest französischer Prominenter: "Hände weg von meiner Hure!"
In einem "Manifest der 343 Dreckskerle" fordern Prominente in Frankreich das Recht auf käuflichen Sex. Die selbsterklärten Freier machen Front gegen ein Gesetzesvorhaben, das den Besuch bei Prostituierten unter Strafe stellen soll.
Die Unterzeichner gehören zu den Promis des "Tout-Paris": Sie sind Schriftsteller, Schauspieler, Journalisten, TV-Moderatoren und vor allem - Männer. Und sie bekennen sich nicht nur zu der Vorliebe auf Geschlechtsverkehr mit Prostituierten, sie verlangen den legal gesicherten Anspruch auf käuflichen Sex.
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Ohne im Einzelnen zuzugeben, ob sie im Wald von Boulogne, an den Seine-Kais oder an der Porte Saint Denis die Dienste des Straßenstrichs in Anspruch nehmen, fordern die Herren in einem flammenden Appell: "Hände weg von meiner Hure!"
Veröffentlicht wird ihr "Manifest der 343 Dreckskerle" in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift "Causeur". Es orientiert sich, der Seitenhieb ist bewusst gewählt, an dem historischen Vorbild von 1971, als Frauen das Recht auf Abtreibung einforderten. Heute hingegen machen die Machos mobil gegen einen Gesetzesentwurf, der vorsieht, die Kunden von Prostituierten strafrechtlich zu belangen. Geplante Buße: 1500 Euro, bei Rückfalltätern das Doppelte.
"Treu oder flatterhaft - wir sind Männer"
Das Vorhaben, gefördert von Najat Vallaud-Belkacem, Ministerin für Frauenrechte, und vorgelegt von der sozialistischen Abgeordneten Maud Olivier, sieht in einem "Verbot von käuflichem Sex" die "effektivste Maßnahme gegen Mädchenhandel und Zuhälterei". Dagegen machen die Anwälte des angeblich ältesten Gewerbes nun gemeinsam Front.
"Homos oder Heteros, sexuell freigeistig oder monogam, treu oder flatterhaft - wir sind Männer", so die Kampfschrift bei "Causeur". Deren Chefredakteurin Elisabeth Lévy räumt gegenüber der Tageszeitung "Libération" ein, dass das Manifest vor allem darauf abzielt, die "heutigen Feministinnen zu verarschen" - jene Frauen, die "sich nur für die Teilung der häuslichen Arbeit" einsetzen. Die streitbare Publizistin tritt hingegen für das "Recht auf den Unterschied" ein, "das Recht auf den Orgasmus" und überhaupt für die "Sache der Männer".
Und die brauchen offenbar Beistand aus dem weiblichen Lager.
Zwar distanzieren sich die Manifest-Unterzeichner von "Sex ohne Zustimmung", von Gewalt und Menschenhandel. Aber die Paschas wehren sich gegen den Anwurf, sie seien "Frustrierte, Perverse oder Psychopathen". Hinter solcher Darstellung stünden bloß "Verfechter einer versteckten Repression, die sich als feministischer Kampf tarne".
Da ist republikanische Wachsamkeit geboten, männliche Bürgerpflicht gewissermaßen, denn sonst würden Parlamentarier "Normen für ihre Begierden und Lüste errichten". Kurz, die Freiheit wäre in Gefahr: "Heute die Prostitution, morgen die Pornographie - und was wird man dann übermorgen verbieten?"
55 Fakten gegen die Prostitution
Die bedrohte Kundschaft der Huren weiß sich in ihrer Mission nicht allein. Ähnlich wie in Deutschland, wo Vertreterinnen der Sexarbeit die selbstbestimmte Ausübung ihres Gewerbes einfordern und der Kampagne der Zeitschrift "Emma" mit Skepsis begegnen, wehren sich auch französische Prostituierte gegen die Initiative der Regierung. "Die Kunden angreifen, heißt uns angreifen", so eine Prostituierte bei einer Kundgebung vor der Nationalversammlung, als dort über den Text beraten wurde.
"Prostituierte und Kunden bekennen sich zur ihrer Wahl und beanspruchen ihr Recht", hieß es auf einem Transparent. Und eine andere Vertreterin der Zunft befürchtete nicht nur, dass mit der Gleichsetzung von Prostitution und Menschenhandel ihr Gewerbe endgültig in den Untergrund gedrängt würde. "Es wäre auch unser wirtschaftlicher Tod."
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Der Protest der Prostituierten und ihrer Kunden gegen das, was sie als "staatliches Mobbing" bezeichnen, blieb freilich nicht ohne Echo. In einem Kommentar für die Zeitung "Le Monde" bestreitet Anne Zelensky, Präsidentin der Liga für Frauenrechte, die 1971 das Manifest für Abtreibung unterschrieb, einen Zusammenhang zwischen den Appellen: "In unserem Fall ging es darum einen Zwang zu beenden, heute darum eine Unterdrückung zu erneuern."
Das feministische Magazin "Causette", legt nach und bietet der Männerwelt mit 55 Fakten Argumentationshilfen um der Versuchung zu widerstehen. Etwa: "Weil 80 bis 90 Prozent der Prostituierten heute Ausländerinnen sind, weil 90 Prozent der Gewalt gegen Prostituierten von ihren Kunden ausgeübt wird."
Und schließlich räumt die Zeitschrift mit der Vorstellung auf, dass käuflicher Sex seit Urzeiten zur Geschichte der Menschheit gehöre. "Das älteste Gewerbe? Das gilt eher für das Metier von Sammlern und Jägern."
http://www.spiegel.de/panorama/prostitu ... 30898.html
Die Franzosen habe noch "Eier in der Hose"
"Manifest französischer Prominenter: "Hände weg von meiner Hure!"
In einem "Manifest der 343 Dreckskerle" fordern Prominente in Frankreich das Recht auf käuflichen Sex. Die selbsterklärten Freier machen Front gegen ein Gesetzesvorhaben, das den Besuch bei Prostituierten unter Strafe stellen soll.
Die Unterzeichner gehören zu den Promis des "Tout-Paris": Sie sind Schriftsteller, Schauspieler, Journalisten, TV-Moderatoren und vor allem - Männer. Und sie bekennen sich nicht nur zu der Vorliebe auf Geschlechtsverkehr mit Prostituierten, sie verlangen den legal gesicherten Anspruch auf käuflichen Sex.
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Ohne im Einzelnen zuzugeben, ob sie im Wald von Boulogne, an den Seine-Kais oder an der Porte Saint Denis die Dienste des Straßenstrichs in Anspruch nehmen, fordern die Herren in einem flammenden Appell: "Hände weg von meiner Hure!"
Veröffentlicht wird ihr "Manifest der 343 Dreckskerle" in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift "Causeur". Es orientiert sich, der Seitenhieb ist bewusst gewählt, an dem historischen Vorbild von 1971, als Frauen das Recht auf Abtreibung einforderten. Heute hingegen machen die Machos mobil gegen einen Gesetzesentwurf, der vorsieht, die Kunden von Prostituierten strafrechtlich zu belangen. Geplante Buße: 1500 Euro, bei Rückfalltätern das Doppelte.
"Treu oder flatterhaft - wir sind Männer"
Das Vorhaben, gefördert von Najat Vallaud-Belkacem, Ministerin für Frauenrechte, und vorgelegt von der sozialistischen Abgeordneten Maud Olivier, sieht in einem "Verbot von käuflichem Sex" die "effektivste Maßnahme gegen Mädchenhandel und Zuhälterei". Dagegen machen die Anwälte des angeblich ältesten Gewerbes nun gemeinsam Front.
"Homos oder Heteros, sexuell freigeistig oder monogam, treu oder flatterhaft - wir sind Männer", so die Kampfschrift bei "Causeur". Deren Chefredakteurin Elisabeth Lévy räumt gegenüber der Tageszeitung "Libération" ein, dass das Manifest vor allem darauf abzielt, die "heutigen Feministinnen zu verarschen" - jene Frauen, die "sich nur für die Teilung der häuslichen Arbeit" einsetzen. Die streitbare Publizistin tritt hingegen für das "Recht auf den Unterschied" ein, "das Recht auf den Orgasmus" und überhaupt für die "Sache der Männer".
Und die brauchen offenbar Beistand aus dem weiblichen Lager.
Zwar distanzieren sich die Manifest-Unterzeichner von "Sex ohne Zustimmung", von Gewalt und Menschenhandel. Aber die Paschas wehren sich gegen den Anwurf, sie seien "Frustrierte, Perverse oder Psychopathen". Hinter solcher Darstellung stünden bloß "Verfechter einer versteckten Repression, die sich als feministischer Kampf tarne".
Da ist republikanische Wachsamkeit geboten, männliche Bürgerpflicht gewissermaßen, denn sonst würden Parlamentarier "Normen für ihre Begierden und Lüste errichten". Kurz, die Freiheit wäre in Gefahr: "Heute die Prostitution, morgen die Pornographie - und was wird man dann übermorgen verbieten?"
55 Fakten gegen die Prostitution
Die bedrohte Kundschaft der Huren weiß sich in ihrer Mission nicht allein. Ähnlich wie in Deutschland, wo Vertreterinnen der Sexarbeit die selbstbestimmte Ausübung ihres Gewerbes einfordern und der Kampagne der Zeitschrift "Emma" mit Skepsis begegnen, wehren sich auch französische Prostituierte gegen die Initiative der Regierung. "Die Kunden angreifen, heißt uns angreifen", so eine Prostituierte bei einer Kundgebung vor der Nationalversammlung, als dort über den Text beraten wurde.
"Prostituierte und Kunden bekennen sich zur ihrer Wahl und beanspruchen ihr Recht", hieß es auf einem Transparent. Und eine andere Vertreterin der Zunft befürchtete nicht nur, dass mit der Gleichsetzung von Prostitution und Menschenhandel ihr Gewerbe endgültig in den Untergrund gedrängt würde. "Es wäre auch unser wirtschaftlicher Tod."
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Der Protest der Prostituierten und ihrer Kunden gegen das, was sie als "staatliches Mobbing" bezeichnen, blieb freilich nicht ohne Echo. In einem Kommentar für die Zeitung "Le Monde" bestreitet Anne Zelensky, Präsidentin der Liga für Frauenrechte, die 1971 das Manifest für Abtreibung unterschrieb, einen Zusammenhang zwischen den Appellen: "In unserem Fall ging es darum einen Zwang zu beenden, heute darum eine Unterdrückung zu erneuern."
Das feministische Magazin "Causette", legt nach und bietet der Männerwelt mit 55 Fakten Argumentationshilfen um der Versuchung zu widerstehen. Etwa: "Weil 80 bis 90 Prozent der Prostituierten heute Ausländerinnen sind, weil 90 Prozent der Gewalt gegen Prostituierten von ihren Kunden ausgeübt wird."
Und schließlich räumt die Zeitschrift mit der Vorstellung auf, dass käuflicher Sex seit Urzeiten zur Geschichte der Menschheit gehöre. "Das älteste Gewerbe? Das gilt eher für das Metier von Sammlern und Jägern."
http://www.spiegel.de/panorama/prostitu ... 30898.html
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- Gelehrte(r)
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- Registriert: 22.11.2012, 22:27
- Ich bin: Außenstehende(r)
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- Admina
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- Registriert: 07.09.2009, 04:52
- Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
- Ich bin: Keine Angabe
Vielen Dank für deinen Statement. Das will ich an dieser Stelle ganz unterstreichen.
Es muss sehr schnell zu Aktionen kommen. Kraftvoll und deutlich mit Forderungen gegen Konzessionierung.
Liebe Grüße, Fraences
Es muss sehr schnell zu Aktionen kommen. Kraftvoll und deutlich mit Forderungen gegen Konzessionierung.
Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Fakten und Infos über Prostitution
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- PlatinStern
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- Ich bin: Keine Angabe
Dem schliesse ich mich an!
Mich macht die momentane Entwicklung so sprachlos und wütend, dass es mir schwerfällt auch nur einen vernünftigen Gedanken zu ordnen.
Diese Anmassung, eine ganze legale Berufsgruppe mit einem Fusstritt unter den gnädigen Decken der Illegalität verschwinden zu lassen, nur um eigene moralische Vorstellungen durchzusetzen (dein Körper gehört nicht dir, der Staat bestimmt was du damit tun darfst) und von den Auswirkungen politischer (Fehl-) Entscheidungen abzulenken (Europaweites Armutsgefälle).
Und die Bereitwilligkeit mit der sich so viele Menschen vor den Kampagnen Karren spannen liessen, ohne die Thematik auch nur ansatzweise zu hinterfragen, haut mich echt um.
Mich macht die momentane Entwicklung so sprachlos und wütend, dass es mir schwerfällt auch nur einen vernünftigen Gedanken zu ordnen.
Diese Anmassung, eine ganze legale Berufsgruppe mit einem Fusstritt unter den gnädigen Decken der Illegalität verschwinden zu lassen, nur um eigene moralische Vorstellungen durchzusetzen (dein Körper gehört nicht dir, der Staat bestimmt was du damit tun darfst) und von den Auswirkungen politischer (Fehl-) Entscheidungen abzulenken (Europaweites Armutsgefälle).
Und die Bereitwilligkeit mit der sich so viele Menschen vor den Kampagnen Karren spannen liessen, ohne die Thematik auch nur ansatzweise zu hinterfragen, haut mich echt um.
liebe grüsse malin
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
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Nur "Wir" (womit ich die Zielgruppe von sexworker.at als Sprecher meine) kämpfen ums nackte Überleben. Das was da auf uns zukommt - und zum Teil (siehe Wien) schon umgesetzt wurde, bedroht und gefährdet Existenzen sowie die körperliche Unversehrtheit von SexarbeiterInnen. Wir können uns keinen Stillstand leisten - und dürfen - selbst dann wenn es über unsere Kräfte geht - keines Falls aufgeben.
So absurd das klingt: Die Kampagnen der Retterindustrie drohen uns zum Opfer werden zu lassen. Umso mehr müssen wir Rechte einfordern. Noch absurder ist: Wir fordern keine "Sonderrechte", sondern Menschenrecht und Grundrecht ein. Und dies, weil selbsternannte "FrauenrechtskämpferInnen" uns dies absprechen wollen.
christian
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Als Kunde bist Du nicht in Deiner Existenz bedroht - Was ich sagen will: Es ist legitim und verständlich, dass Du für Dich ein stehendes KO artikulierst.Fragender hat geschrieben: Ich gehe schon so langsam vom Zustand "sprachlos und wütend" in den Zustand "resigniert" und "ist doch sowieso alles egal" über.
Nur "Wir" (womit ich die Zielgruppe von sexworker.at als Sprecher meine) kämpfen ums nackte Überleben. Das was da auf uns zukommt - und zum Teil (siehe Wien) schon umgesetzt wurde, bedroht und gefährdet Existenzen sowie die körperliche Unversehrtheit von SexarbeiterInnen. Wir können uns keinen Stillstand leisten - und dürfen - selbst dann wenn es über unsere Kräfte geht - keines Falls aufgeben.
So absurd das klingt: Die Kampagnen der Retterindustrie drohen uns zum Opfer werden zu lassen. Umso mehr müssen wir Rechte einfordern. Noch absurder ist: Wir fordern keine "Sonderrechte", sondern Menschenrecht und Grundrecht ein. Und dies, weil selbsternannte "FrauenrechtskämpferInnen" uns dies absprechen wollen.
christian
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Na ja, wie man's nimmt ... Wer, so wie ich, aus beruflich-finanziellen Gründen, sich seit einiger Zeit kaum noch Prostitutionsbesuche leisten kann, weiss ganz genau, was er da verpasst, und wie dieser Mangel einem auf Dauer an die Substanz geht. Geschweige denn, wie es denn wohl wäre, wenn es zur Freierkriminalisierung käme, in Deutschland oder bei mir in den Niederlanden (oder wo auch immer). So kann man sich gerade auch als Kunde keine KO-Stimmung leisten.
Dementsprechend habe ich heute selber dem Herrn Yogeshwar über seine Webseite eine sehr sachliche Mail geschickt, u.A. von einigen Links nach Studien zum schwedischen Modell versehen, die eben wissenschaftlich belegen, wie verfehlt sich die Freierkriminalisierung auch für SW ausgewirkt hat. Könnte man bewirken, dass der Herr Yogeshwar, der in Deutschland doch so etwas wie das öffentliche Gewissen reiner Wissenschaftlichkeit und Rationalität darstellt, sich in Nachhinein von der EMMA-Initiative distanzieren würde, wäre schon viel gewonnen. Ob es so weit kommen wird, sei dahingestellt, aber man sollte wenigstens versuchen, gegen den Schulterschluss an seiner schwachsten Stelle vorzugehen. Denn wissenschaftlich kann eben nicht belegt werden, dass es so etwas wie weitreichende Zwangsprostitution gibt, so wenig wie belegt werden kann, dass Freierkriminalisierung zum erwünschten Erfolg führen würde. Wäre der Herr Yogeshwar auch nur annähernd ein so unbescholtener Liebhaber der Wissenschaft, wie er sich gerne gibt, so müsste er sich dem tatsächlichen Sachverhalt letztendlich doch stellen dürfen können.
Oder, wie es hier zu einem ganz anderen (wenn auch ebenso wichtigen) Thema so schön heisst: ‘Science, at its heart, is just the practice of taking reality seriously.’
Wie dem auch sei, gerade auch als Kunde hat man ein emotionales Interesse daran, den Kopf nicht hangen zu lässen!
Auch wir gehören zum 'Wir'!
Zuletzt geändert von Arum am 31.10.2013, 14:18, insgesamt 1-mal geändert.
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
Joachim Ringelnatz