Razzien in sieben Bordellen in Niedersachsen
Razzien im Rotlichtmilieu: Die Polizei in Niedersachsen hat am Dienstagabend in Walsrode (Heidekreis) mehrere Bordelle, Wohnungen, Büros und sogenannte Lovemobile durchsucht.
Hannover/Walsrode. Grund der Razzien sei ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Verden gegen Betreiber von Bordellen und Lovemobilen wegen des Verdachts auf Menschenhandel und der Insolvenzverschleppung, wie das LKA am frühen Mittwochmorgen in Hannover mitteilte. Dabei seien acht von neun Beschuldigten angetroffen und vernommen worden. Haftbefehle lagen nicht vor.
Weitere Zeugen würden derzeit noch vernommen werden. Unter anderem wurden mehrere Dokumente, Computer und ein Fahrzeug sichergestellt.
Rund 140 Beamte waren bei der Durchsuchung von sieben Bordellen, drei Privatwohnungen, drei Geschäftsräumen und mehreren Lovemobilen im Einsatz. Lovemobile sind in der Regel umgebaute Wohnwagen, in denen Prostituierte ihre Freier auf Parkplätzen an Landstraßen und Waldwegen empfangen.
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GROSSRAZZIA
Schlag gegen Rockerkriminalität in Niedersachsen
140 Beamte haben am Dienstagabend im Auftrag der Staatsanwaltschaft Verden in Walsrode und Umgebung (Heidekreis) sieben Bordelle, drei Privatwohnungen, Geschäftsräume und zahlreiche sogenannte Liebesmobile durchsucht, in denen Prostituierte ihre Dienste entlang von Landstraßen anbieten.
Walsrode. Es ist Jahre her, dass das Landeskriminalamt mit so vielen Beamten zu einer Großrazzia angerückt ist, und mindestens ebenso lange ist es her, dass das LKA einen so empfindlichen Schlag gegen die Rockerkriminalität in Niedersachsen geführt hat. 140 Beamte haben am Dienstagabend im Auftrag der Staatsanwaltschaft Verden in Walsrode und Umgebung (Heidekreis) sieben Bordelle, drei Privatwohnungen, Geschäftsräume und zahlreiche sogenannte Liebesmobile durchsucht, in denen Prostituierte ihre Dienste entlang von Landstraßen anbieten. Der Verdacht lautet auf banden- und gewerbsmäßigen Menschenhandel sowie Insolvenzverschleppung. 80 Beamte stellte das LKA, 40 weitere Ermittler wurden von den Polizeidirektionen in Lüneburg und Hannover zur Unterstützung geschickt.
Wem dieser massive Polizeieinsatz galt, ist schnell klar, auch wenn weder LKA-Sprecher Falco Schleier noch Staatsanwalt Lutz Gaebel das Wort „Rocker“ auch nur erwähnen: den Hells Angels. Das LKA hat mit den Männern der Ermittlungsgruppe „EinProzent“ ganz spezielle Beamte geschickt. Sie gehören der Fachabteilung organisierte Kriminalität an und beschäftigen sich seit Jahren mit nichts anderem als den für das Rockermilieu typischen Delikten. Nach Einschätzung der Polizei bewegen sich die Rocker an der Grenze zur organisierten Kriminalität und sind in Drogenhandel, Rotlicht- und Waffenkriminalität verstrickt.
Dass die Polizei einen gezielten Schlag gegen die Höllenengel führen wollte, sieht auch einer der neun Beschuldigten selbst so. Wolfgang Heer, in Walsrode berühmt wie berüchtigt, betreibt dort sowie in Worpswede (Kreis Osterholz-Scharmbeck), Achim (Kreis Verden) und Verden etliche Rotlichtetablissements. Nach eigenen Angaben gehören vier der sieben durchsuchten Bordelle ihm.
Aber Heer nennt nicht nur diese Häuser sein Eigen. Der Walsroder Rotlichtfürst ist auch gut mit dem wohl mächtigsten Hells Angel in Deutschland befreundet. Mit Frank Hanebuth betreibt er gemeinsam die Sicherheitsfirma GAB Security, die die Klubs im hannoverschen Steintorviertel exklusiv mit Türstehern versorgt. Als „Treasurer“ ist Heer zudem so etwas wie ein Schatzmeister der Hells Angels. In einem der am Dienstag durchsuchten Bordelle, dem „Casanova Club“, zeichnet Heers Sohn Michél, ebenfalls Mitglied der Höllenengel, als Geschäftsführer verantwortlich.
Heer weist die Anschuldigung des Menschenhandels – er soll Frauen unter 21 Jahren zur Prostitution angeleitet haben – ebenso zurück wie den Vorwurf der Insolvenzverschleppung. Der Verdacht, dass eine drohende Insolvenz zulasten der Gläubiger nicht beim Amtsgericht angezeigt worden sei, betrifft laut Staatsanwalt Gaebel „eine GmbH eines der Beteiligten“. Dabei dürfte es sich um jene Gesellschaft handeln, die hinter dem „Casanova Club“ steht. Heer sagte, er stehe bei Insolvenz mit seinem nicht unbeträchtlichen Privatvermögen für die Verbindlichkeiten der Firma gerade. Offenbar wurden auch Heers Privathaus und die Räume seines Steuerberaters durchsucht.
Dass Frank Hanebuth noch in der Nacht die 70 Kilometer von Hannover nach Walsrode gefahren ist, um vor Ort zu sein, zeigt, dass die Hells Angels den Einsatz dennoch sehr ernst nehmen. Die Beamten hätten mit Interesse zur Kenntnis genommen, dass der Anführer der hannoverschen Hells Angels persönlich in Walsrode erschienen sei, sagt LKA-Sprecher Falco Schleier.
Ob auch die weiteren Beschuldigten aus dem Umfeld von Heer und den Hells Angels stammen, blieb am Dienstag unklar, da LKA und Staatsanwaltschaft keine Angaben über die Verdächtigen machen. Offenbar wurde auch ein Bordell in Soltau (Heidekreis) durchsucht. Haftbefehle gegen die neun Beschuldigten lagen nicht vor.
„Wir stehen noch am Anfang unserer Ermittlungen“, erklärt der Verdener Staatsanwalt Lutz Gaebel. Es wurden nach Angaben des Landeskriminalamtes zahlreiche Unterlagen, Computer, Bargeld, Edelmetall und ein Auto sichergestellt. Nach Jahren eher schleppender Ermittlungen und kriminologischer Kärrnerarbeit scheinen die Beamten der Ermittlungsgruppe „EinProzent“ vor einem spektakulären Erfolg zu stehen. Über Jahre habe das LKA das Milieu im Auge behalten, sagt Polizeisprecher Schleier. „Das aktuelle Verfahren stellt eine konsequente Fortsetzung der permanenten Analyse- und Ermittlungsarbeit dar.“
Das Innenministerium in Hannover geht derzeit davon aus, dass in Niedersachsen etwa 500 Männer in Rockerklubs organisiert sind, Unterstützerorganisationen eingeschlossen. Den Hells Angels in Hannover räumt das Ministerium eine Schlüsselposition ein. Die Rocker haben demnach eine Führungsrolle nicht nur in Niedersachsen, sondern in ganz Deutschland ein.
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