Anstatt seinen Körper zu verkaufen: lieber spenden!

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Aoife
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Re: RE: Anstatt seinen Körper zu verkaufen: lieber spenden!

Beitrag von Aoife »

annainga hat geschrieben:kunden, die am telefon nach einer beziehung fragen, sage ich, dass sie im anzeigenteil verrutscht sind, sie mögen doch nicht unter "erotikanzeigen" anrufen, sondern unter "bekanntschaften".
Leider läßt sich das bei den Anzeigen nicht immer so leicht trennen, zum Beispiel bei hobbyfreundin.de (über diese Seite bekomme zumindest ich die meisten Kunden) gibt es nur die Kategorien Hobbyhuren, Clubs/Bordelle, TS/TV, bizarr, sonstiges.

Da ich weder Club/Bordell, noch bizarr oder sonstiges bin, und TS nicht mehr, bleibt ja nur noch "Hobbyhuren". Und da scheinen so einige Anrufer nicht über die ersten 5 Buchstaben hinauszulesen und sind (tun?) total verwundert, dass ich Geld dafür will :018

Liebe Grüße, Eva
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annainga
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RE: Anstatt seinen Körper zu verkaufen: lieber spenden!

Beitrag von annainga »

ich glaub, es ist besser, offensiv zu sein.

also zu sagen: ICH möchte nicht.

anstatt: DU willst uns nicht, weil wir privat unmöglich sind.

denn man beendet damit die diskussion einfacher. ein hartnäckiger kunde von mir, bringt das thema bei jedem treffen auf den tisch. das gespräch ist immer das gleiche.

er: "bei mir hättest dus gut, dann müsstest du nicht arbeiten"

ich: "och, ich mag meinen job ganz gerne"

er: "wir passen doch so gut zusammen"

ich: "ich bin glücklich und zufrieden, so wie es jetzt ist"

er: "aber hast du mich denn gar nicht gern"

ich: "natürlich, sonst käme ich nicht. aber zum verliebt sein gehört mehr als mögen"

dieses gespräch findet in leichten variationen bei jedem treffen statt. inzwischen seh ich es als ritual.

aber auch hierm muss jede von uns lernen, wie es für sie selbst am besten ist, zu reagieren.

lg, annainga

Umher
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Beitrag von Umher »

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Melanie hat geschrieben:Wie teuer bist Du ?
Das ist aber normaler Sprachgebrauch, dass man "teuer sein" im Sinn von "einen hohen Preis verlangen" verwendet. Man sagt auch, "Der Mechaniker ist teuer", "Der Installateur kostet € 55 die Stunde.", "Ein guter Anwalt ist teuer."

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annainga
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Re: RE: Anstatt seinen Körper zu verkaufen: lieber spenden!

Beitrag von annainga »

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Aoife hat geschrieben: hobbyfreundin.de
ein gutes beispiel für unsere gratwanderung zwischen illusion und bezahlter dienstleistung.

ist sicher für die kunden auch nicht immer einfach, alles zu durchschauen. da ists halt an uns, das charmant und eindeutig zu erklären.

lg, annainga

Rebecca
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Beitrag von Rebecca »

@ Umher
mal umgekehrt die Frage : " Wie teuer bist Du denn ? "

oder Deine Dienstleistung in Deinem Beruf ?

Wie antwortest Du ?

LG Rebecca
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Umher
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Beitrag von Umher »

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Rebecca hat geschrieben:@ Umher
mal umgekehrt die Frage : " Wie teuer bist Du denn ? "

oder Deine Dienstleistung in Deinem Beruf ?

Wie antwortest Du ?
Ich würde vielleicht sagen: "Billig bin ich nicht."
Jedenfalls würde ich die Frage wahrscheinlich nicht zum Anlass für einen Exkurs in Sprachkritik nehmen und Dich über die ideologische Färbung der Sprache durch die sprachliche Gleichsetzung der Person mit ihrer Arbeitskraft aufklären: "Nein, nicht ein guter Anwalt ist teuer. Seine Arbeitskraft, die der Anwalt im kapitalistischen System verkauft, ist teuer.", "Nein, nicht der Installateur ist teuer. Seine Arbeitskraft, die der Installateur im kapitalistischen System verkauft, ist teuer.", "Nein, nicht die Sexarbeiterin ist teuer. Ihre Arbeitskraft, die die Sexarbeiterin im kapitalistischen System verkauft, ist teuer.", "Nein, nicht ich bin teuer. Meine Arbeitskraft, die ich im kapitalistischen System verkaufe, ist teuer.", etc.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

@Umher
Wenn Du oft genug und mit entsprechenden Unterton gefragt wirst, würdest Du wahrscheinlich ebenso beginnen, gewisse Fragestellungen als äußerst negativ zu empfinden. Auf den ersten Blick (und beim ersten Mal, wenn die Frage an Jemand herangetragen wird), ist es vielleicht nicht spürbar - nicht so nachvollziehbar.

Mir erging es ähnlich mit dem Ausdruck "Mädchen" - es war mir einfach nicht bewusst, dass dieser Ausdruck für die Frauen herablassend wirkt. Erst wie ich mir selbst die Frage gestellt habe, ob ich will, dass man mich in der Anrede als "Bub" bezeichnet, hat sich mein innerer Widerstand erhoben.

Ist oft nicht leicht, Derartiges nachzuvollziehen. Aber ich denke, es sollte reichen, wenn mein Gegenüber es so empfindet und sein Unwohlsein zum Ausdruck bringt, um meine Ausdrucksweise entsprechend zu ändern.

Christian

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Beitrag von Rebecca »

@ Umher
Na mehr wollte ich doch gar nicht !
Du antwortest genau wie wir .

"Nein, nicht ich bin teuer. Meine Arbeitskraft, die ich im kapitalistischen System verkaufe, ist teuer.", etc.

Siehst Du, so ähnlich antworten wir auch !

LG Rebecca
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Hanna
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Beitrag von Hanna »

also entweder arbeite ich in einem anderen Sprachraum oder es hat andere Gründe, aber die formulierung "wie teuer bist du" höre ich kaum.
Werde ich nach dem Preis gefragt sagen sie meistens:
- Was kostet es?
- wieviel Geld muß ich mitbringen?
- wie sind deine Preise?
uva.

"das wie teuer bist du?" klingt so ein bißchen nach Gemüsestand (wie teuer sind die Äpfel/Tomaten usw.), aber ich würde da mit dem Kunden keine Sprachkritik üben, sondern sachlich antworten. Hatte bisher auch kaum den Eindruck daß das provokativ gemeint ist. Man darf nicht vergessen für unsereinen ist die Situation Routine für den Kunden nicht unbedingt.

lg, Hanna

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Beitrag von Rebecca »

Wir haben das sicher bei jeden 5 Anrufer gehört, aber mit Humor genommen. Wie Melly schon geschrieben hat.

Bei den anderen Kunden sind es die Fragen, die Du auch beschreibst.
- was kostet es ?
- wie viel Geld muss ich mitbringen ?
- wie sind Service und die Preise ?

Na, wie schon geschrieben : meistens sind die Kunden nur unwissend oder einfach aufgeregt den ersten Kontakt zuknüpfen.
Bisher haben sich alle für den Sprachgebrauch entschuldigt und man konnte in Ruhe reden und Absprachen treffen.

Kann gut möglich sein, dass der Sprachgebrauch von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich ist.

Gerade in OVP tun sich die Männer sehr schwer ihre Wünsche deutlich zu äußern oder Gefühle zuzeigen.
Auch das Thema : Domina, ist für die Kunden peinlich. Sie wollen den Service, aber möchten nicht das Vorgespäch. Dabei findet das unter vier Augen statt !

So wie die unzähligen Kunden. Wo andere SW über zu wenig Kunden klagen, haben wir eindeutig zu viele Anfragen.
Das bewältigt man auch nicht mit einem Team von 8 Frauen.
Also schicken wir viele Kunden zur " Konkurenz " bevor sie völlig verzweifeln.....

ich denke schon, dass es da große Unterschiede gibt.
Besonders bemerkbar macht sich das wenn wir Kunden aus anderen Bundesländern haben - die sich hier nur sporadisch aufhalten und unsere Dienste in Anspruch nehmen.
Die sind offen und locker, da ist diese Blockade nicht so spürbar.
Ein riesiger Unterschied ..... !!!

LG Rebecca
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Melanie
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Beitrag von Melanie »

@ Umher
von Sprachkritik kann gar keine Rede sein !

Wozu ?
Nach einem kleinen humorvollen Gespräch kommen wir schon zurecht .....

Leider weiß ich nicht in welchem Beruf Du arbeitest ? !
Aber es wäre auch mal schön, wenn Dich jeder 4 Kunde fragt : wie teuer bist Du ?
- dann denkst Du beim 100 Mal etwas anders -

Ist nicht böse gemeint.
Es wäre nur schön , sich selbst Mal in eine SW zu versetzten !

LG Melly
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
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Umher
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Beitrag von Umher »

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Melanie hat geschrieben:Aber es wäre auch mal schön, wenn Dich jeder 4 Kunde fragt : wie teuer bist Du ?
- dann denkst Du beim 100 Mal etwas anders -
Es ist legitim, dass ein Kunde wissen möchte, mit welchem Preisniveau er rechnen kann. Dass man da bei SW immer nachfragen muss, ist branchenspezifisch. (In anderen Branchen gibt es eine deutliche Preisauszeichnung oder einen üblichen Marktpreis für bestimmte Leistungen mit geringen Abweichungen.) Wie viel Originalität in der Formulierung der Frage nach dem Preis erwartest Du denn?
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Hanna hat geschrieben:Man darf nicht vergessen für unsereinen ist die Situation Routine für den Kunden nicht unbedingt.
Ich denke auch, dass es ein bisschen viel verlangt ist, zu erwarten, dass der Kunde darauf rücksicht nimmt, dass SW übersensibel sind gegenüber Formulierungen, die zwar ein bisschen unbeholfen aber im allgemeinen Sprachgebrauch ganz normal sind.

Melanie
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Beitrag von Melanie »

@ Umher : ich erwarte gar nicht so viel.....

Nur soviel, wie schon von Hanna und Rebecca geschrieben wurde !
Du wirst lachen, aber die Preise der SW unterscheiden sich kaum - vor allem in Escort nicht.
Bei den aktiven Kunden ist der Preis der Dienstleistung sowieso bekannt !!! ( nicht meine Person )
Da mus der Kunde auch nicht 20 mal anrufen - es bleibt so .

Aber wir reden an einander vorbei und damit möchte ich das Thema auch beenden .

LG Melly
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Marc of Frankfurt
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Körper und Tabu

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zur moralischen Problematik zwischen "Körper Verkaufen" und "Organ Spenden" sind 2 Fachbücher erschienen:


Mona Motakef
Körper Gabe
Ambivalente Ökonomien der Organspende


Obwohl bei einer Organspende dem Körper Teile entnommen werden, gilt sie nicht als Tabu, sondern als Inbegriff einer guten Tat.

Medizin und Bioethik diagnostizieren, dass es von diesen guten Taten zu wenige gibt und diskutieren, wie der Mangel an Organspenden überwunden werden kann.

Mona Motakef entreißt der Perspektive, die nur nach Optimierung fragt, ihre Selbstverständlichkeit.

Im Rückgriff auf das soziologische Instrumentarium aus Gouvernementalitäts-, Körper- und Gabenforschung rekonstruiert sie, wie die Verfügbarkeit von Körpern und die Veräußerbarkeit von Subjekten im biopolitischen Diskurs der Organspende verhandelt wird.

Mona Motakef (Dr. phil.) arbeitet als Sozialwissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Körper, Gabe, Geschlecht, soziale Ungleichheit und qualitative Methoden am Institut für Soziologie der Universität Duisburg-Essen.

www.transcript-verlag.de/ts1631/ts1631n.php





Julia Reuter
Geschlecht und Körper
Studien zur Materialität und Inszenierung gesellschaftlicher Wirklichkeit


Als allgegenwärtige Phänomene gesellschaftlicher Wirklichkeit zählen Körper und Geschlecht zu den Grundbegriffen der Soziologie.

Dabei lassen sich unterschiedliche Perspektiven auf Körper und Geschlecht einnehmen – je nachdem, ob man die Materialität oder den Inszenierungscharakter gesellschaftlicher Wirklichkeit hervorheben möchte.

Dieser Band versammelt exemplarische Studien zu unterschiedlichen sozialen Themen – von Transsexualität über Migration bis zur geschlechtlichen Arbeitsteilung –, die ein vielschichtiges Bild von der körperlichen und geschlechtlichen Durchdringung der modernen Gesellschaft und von den soziologischen Blicken darauf zeichnen.

Julia Reuter (Prof. Dr. phil.) lehrt Soziologie an der Universität Trier.

www.transcript-verlag.de/ts1526/ts1526n.php

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Svea
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Beitrag von Svea »

wegen wie teuer bist du

antwort:
Es kommt darauf an, was du von mir möchtest.

so ist man schon mal im verhandeln grins, und man knn selber diesen satz in: wieviel kostet der spass mit dir, verstanden wissen.

ehemaliger_User
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Re: Körper und Tabu

Beitrag von ehemaliger_User »

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Marc of Frankfurt hat geschrieben: Mona Motakef
Körper Gabe
Ambivalente Ökonomien der Organspende
Danke Marc, ein sehr interessantes Buch. Hat mir viele Denkanstösse gegeben. Auf der genannten Seite gibt es eine 32seitige Leseprobe.
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