Zuhälterunwesen, Prozesse, Menschenhandel

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fraences
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RE: Zuhälterunwesen, Prozesse, Menschenhandel

Beitrag von fraences »

Vergewaltiger und Zuhälter wird nach 20 Jahren Aufenthalt abgeschoben

Mainz/Worms - Auch wer 20 Jahre in Deutschland lebt, kann abgeschoben werden. Das muss jetzt ein Türke aus Worms erfahren, der eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung und Zuhälterei abgesessen hat. Das Verwaltungsgericht Mainz hat die sofortige Ausweisung des Mannes angeordnet, weil es weitere Straftaten befürchtet.

Der Mann hatte vor 20 Jahren eine in Deutschland lebende Türkin geheiratet und deshalb im Wege der Familienzusammenführung ebenfalls ein Aufenthaltsrecht erhalten. Wie sich später herausstellte, vergewaltigte er seine Gattin dann mehrfach, zwang sie zur Prostitution und lebte von diesen Einnahmen. 2007 verurteilte das Landgericht Mainz ihn deshalb zu sechs Jahren und zwei Monaten Haft. Nach Verbüßung der Strafe wurde im Januar Abschiebehaft angeordnet.
Die Richter der 4. Kammer machen jetzt "schwerwiegende Gründe der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" geltend: Auch anch vollständiger Verbüßung seiner Strafe habe der Mann seine Schuld nicht eingesehen und sehe sich als Opfer seiner Frau. Diese ist inzwischen geschieden, was der Mann jedoch nicht anerkenne und die eigenständigen Entscheidungen der Frau deshalb nicht akzeptiere.
Äußerungen des Mannes während der Strafhaft ließen darauf schließen, dass er Kontakt zur geschiedenen Ehefrau suchen und diese "in erheblichem Maße gefährdet" sei. Der aus der Ehe hervorgegangene Sohn sei mittlerweile volljährig und lehne jeden Kontakt zu seinem Vater ab.
Weiter führt das Gericht aus, dass der Türke trotz seines langen Aufenthalts in Deutschland hier keine Existenz aufgebaut habe. Eine Rückkehr in sein Heimatland sei ihm auch deshalb zuzumuten, weil der Mann erst im Alter von 28 Jahren nach Deutschland gekommen sei

http://www.rhein-zeitung.de/nachrichten ... 73055.html
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fraences
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RE: Zuhälterunwesen, Prozesse, Menschenhandel

Beitrag von fraences »


Beschäftigte raus, billigere Arbeiter rein



SAARBRÜCKEN – Der saarländische Wurst- und Fleischwarenfabrikant Höll soll 120 Beschäftigte entlassen, um dafür andere, billigere Arbeitskräfte einzustellen. Die Firmenleitung sieht sich mit dem Vorgehen in kompletter Legalität.


Seit einiger Zeit scheint der bekannte Wurst- und Fleischwarenfabrikant Höll aus dem Saarland, finanziell in schlechten Tüchern zu sein. Jetzt sollen 102 Beschäftigte entlassen werden, damit, wie den anderen gerne vorgegaukelt wird, 200 Kollegen ihren Arbeitsplatz behalten.

In einer Reportage schildert die „Saarbrücker Zeitung“ das Schicksal einer der „auserwählten“ Arbeiterinnen, die man zusammen mit den Kollegen in die Werkskantine beordert hatte, um ihnen ihre Entlassung mitzuteilen. Zur selben Zeit, als die „überschüssigen“ Beschäftigten kaltschnäuzig über ihr Schicksal informiert wurden, maß gleich nebenan ein rumänisches Kontingent ihre Arbeitsanzüge an. Sie sollen die Posten der entlassenen Kollegen einnehmen.

"Menschenhandel"

In politischen Kreisen, vor allem bei der SPD, kritisiert man diese Art von Menschenhandel. Diese Arbeitskräfte werden in Autobussen in die Fabrik gekarrt, arbeiten in den meisten Fällen mehr als acht Stunden am Tag und wagen überhaupt nicht aufzumucken, wenn sie sich nicht auch definitiv vor den Werktoren wiederfinden wollen.

Die Firmenleitung sieht sich in ihrem Vorgehen in kompletter Legalität und beruft sich auf die seit 2007 von der EU genehmigten sogenannten Werksverträge, laut denen im Prinizp der in Deutschland geltende Lohn gezahlt werden muss, die Sozialausgaben aber auf den Arbeitgeber/Vertragspartner im Ursprungsland entfallen.

http://www.tageblatt.lu/nachrichten/gro ... y/14776643
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Beitrag von ehemaliger_User »

Zusatzinfo: Höll hat letztes Jahr Insolvenz eröffnet.

In der Fleischindustrie sind Werkverträge wohl üblich: Fleischverarbeiter B+C Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück beschäftigt nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) von 4700 Mitarbeitern 3700 auf Basis von Werkverträgen – die meisten davon aus Rumänien.

Da regt sich niemand auf - ausser den Betroffenen. Wenn aber ein paar rumänische SexdienstleisterInnen auf der Strasse stehen wird alles drangesetzt diese "Opfer" zu vertreiben.
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Arum
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Beitrag von Arum »

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ehemaliger_User hat geschrieben:
Da regt sich niemand auf - ausser den Betroffenen.
Stimmt aber nicht. Laut dem von Fraences geposteten Bericht:

"In politischen Kreisen, vor allem bei der SPD, kritisiert man diese Art von Menschenhandel."

Im übrigen habe ich kürzlich bei der Aktuellen Stunde in WDR einen ganzen Beitrag zu diesem Thema gesehen.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von alana »

Ja stimmt. Das Thema kommt in politischen Sendungen immer wieder mal. Ändern tut sich aber bis heute nix. Man beschäftigt sich ja lieber damit Abgeordnete abzuhören.

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Robby
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Beitrag von Robby »

@alana
beim abhören von abgeordneten sollte man nicht zurückhaltend sein da kann man sicher noch viel mist ans tageslicht bringen
außerdem waren die abgeordneten die du meinst auch nicht zimperlich wenns um die verletzung von privatsphäre ging
wer sich mit vertretern des ddr-spitzelstaates abgibt sollte ruhig noch viel mehr von dieser medizin zu schlucken bekommen
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fraences
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RE: Zuhälterunwesen, Prozesse, Menschenhandel

Beitrag von fraences »

Stuttgart:

Haftstrafe für "Pussy-Club"-Zuhälter



Das Landgericht Stuttgart hat einen 29-jährigen Mann im Prozess um die so genannten Flatrate-Bordelle zu 2 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt.

Ihm wurde schwerer Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und Zuhälterei vorgeworfen.

Der Mann gilt als einer von 3 Chefzuhältern, die unter anderem ein Flatrate-Bordell in Fellbach, den "Pussy-Club", betrieben haben. Die Verfahren gegen die beiden anderen Männer laufen noch.

Die Bordelle waren vor knapp zweieinhalb Jahren in die Schlagzeilen geraten. Das umstrittene Flatrate-Geschäftsmodell erregte damals Aufsehen. Freier konnten in Bordellen in Fellbach, Heidelberg, Wuppertal und Berlin zu einem Festpreis mit so vielen Frauen schlafen, wie sie wollten.


Viele der beschäftigten Frauen unter 21 Jahren

Insgesamt rund 200 Frauen waren nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft in der Zeit von März 2008 bis Juli 2009 in den 4 Bordellen beschäftigt, die meisten von ihnen seien Rumäninnen und hätten keine gültige Arbeitserlaubnis gehabt.

Die Frauen hätten 100 bis 200 Euro dafür bekommen, dass sie sich einen Tag lang zur Verfügung hielten.

64 von ihnen waren laut Anklage zu der Zeit unter 21 Jahre alt. In diesen Fällen lautet die Anklage Menschenhandel, denn sie genießen laut Gesetz einen besonderen Schutz. [Beziehungsweise Kriminalisierung der Prostitution, insofern als Migrant_innen, Sexarbeiter und Organisatoren die Altersgrenze des Menschenhandelsparagraphen oft nicht kennen. Anm. MoF]


www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid ... 2/1crg60q/
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Marc of Frankfurt
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Prostitutionsdebatte

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zum politischen Dauerstreit über Prostitution, Kriminalität oder Begleitkriminalität:


"Das Verbot von Prostitution zieht Kriminalität an, weil man illegalen Schutz braucht."

- RA und Autor Dr. Valentin Landmann



"Die Rahmenbedingungen sind so zu setzen, daß der Unkorrekte keinen Marktvorteil vor dem Korrekten hat."





sinngemäß aus dieser Sendung:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=110414#110414
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 29.02.2012, 17:54, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von ehemaliger_User »

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Dawn
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Beitrag von Dawn »

Artikel aktuell bei Zeit Online:

Zwangsprostitution Im Sumpf
Mit 16 wurde Mandy Kopp gezwungen, als Prostituierte zu arbeiten. In dem Richter, der ihren Zuhälter verurteilte, will sie einen Freier erkannt haben. Nach fast 20 Jahren soll die Wahrheit in einem neuen Prozess geklärt werden.
http://www.zeit.de/2012/10/Mandy-Kinder ... chsensumpf

Positiv: das prompte Eingehen der Redaktion auf den Kritikpunkt bzgl. der ursprünglichen Einordnung unter "Prostitution" (siehe erster Leserkommentar).

Liebe Grüße,
Dawn

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friederike
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Beitrag von friederike »

Vielen Dank für diesen Artikel! Es ist in der Tat erstaunlich, dass die ZEIT den berechtigten Kritikpunkt sofort aufgenommen hat. Fast immer ignorieren die Journalisten die Lesermeinungen.

Liebe Grüsse,
Friederike

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ja, die prompte Reaktion der Zeit überrascht mich auch.

> "Positiv: das prompte Eingehen der Redaktion auf den Kritikpunkt bzgl. der ursprünglichen Einordnung unter "Prostitution" (siehe erster Leserkommentar)."

So als hätten sie Baugewerbe zu Zwangsbaugewerbe begrifflich korrigiert (Küchenhilfe > Zwangsküchenhilfe, Altenpfleger_in > Zwangsaltenpfleger_in...). Aber diese Begriffsbildungen gibt es ja bekanntlich alle nicht!





Da bleibt uns weiterhin dafür einzutreten dass gilt: "Zwangsprostitution gibt es nicht!" und zwar in dem Sinne dass Prostitution eine Berufsbezeichnung oder Marktaktivität ist, also ein am Markt stattfindendes Sex/Geld-Tauschgeschäft. Aber Markt bedeutet zunächst einmal Marktfreiheit (vgl. historisch: "Stadtluft macht frei"), sonst ist es kein Markt. Dann wäre es zumindest kein legaler Sex- oder Prostitutionsmarkt (erlaubte Handelsware Sexdienstleistung zwischen Freier und Sexworker), sondern ein illegaler Menschen- bzw. Sklavenmarkt, was etwas völlig anderes ist (verbotene Handelsware Sexsklaven zwischen Menschenhändlern/Zuhältern; d.h. Marktversagen und Staatsversagen).





"Das Menschenhandelskomplott"
Aufsatz vom März 2005 der Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Recht der Prostituiertensozialberatungsstellen (AG Recht, heute bufas.net):
www.sexworker.at/phpBB2/download.php?id=660 pdf

Unwort "Zwangsprostitution":
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=6897#6897

www.sexworker.at/menschenhandel
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=123#123
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1653





Das Wort Zwangsprostitution sollte reserviert bleiben für das Verbrechen der staatlich organisierten Prostitution im Militärbordell und Konzentrationslager z.B. bei Nazis und Japanischer Armee im 2. Weltkrieg bzw. auf die rel. seltenen Fälle, wo privatwirtschaftlich ähnlich "versklavend, freiheitsberaubend" vorgegangen wurde.

Von Zwangsprostitution und Sexsklaverei kann man immer dann nicht spechen, wenn trotz aller konstruierten Drohungen, illegaler Verträge und finanziellen Verstrickungen ein relativ offener freier Betrieb stattfindet, wie das in einem offenen Sexbetrieb oder Bordell i.d.R. der Fall ist. Ein Puff ist ein "öffentliches Haus" wo täglich Kundschaft rein und rausgeht und auch die Frauen (bisweilen als "öffentliche Person" deklassiert) i.d.R. nicht wirklich eingesperrt sein können und versklavt sein können. Das würde m.E. den Kunden sofort auffallen und sie letztlich abschrecken und das diffizile höchstpersönliche Geschäft mit der zwischenmenschlichen Lustbefriedigung funktioniert dann nicht mehr, insbesondere dann, wenn es genügend freiwillige Sexarbeiter_innen und auf freiwilliger Basis organisierte Sexbetriebe gleich in der Nähe gibt.





Vgl. Freierbestrafung von sog. Zwangsprostituierten
Diesen juristisch-politisch neu konstruierten Kundenkreis nenne ich "Zwangsfreier", weil die müssen unter so einem sexuellen Zwang stehen, dass sie die Versklavung ihres Geschlechtspartners akzeptieren oder billigend in Kauf nehmen.
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=985

Ich persönlich habe so eine Person noch nicht im entferntesten kennen lernen können, aber es kann aus der Ferne leicht danach aussehen nicht zuletzt deshalb, weil die Lust auf Sex, der Trieb und die Suche nach Gelegenheit und insbesondere der penetrierenden Sex und der dabei auftretende Orgasmusreflex eine starke männlich/menschliche Kraft ist, der genau diese Energie oder Qualität ausstrahlt und vermittelt.

Da sehe ich die tiefere Ursache für diese weitreichende Verwechselung und das folgenschwere sexuell-politische Mißverständnis.





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Jupiter
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Beitrag von Jupiter »

          Bild
Dawn hat geschrieben: Positiv: das prompte Eingehen der Redaktion auf den Kritikpunkt bzgl. der ursprünglichen Einordnung unter "Prostitution" (siehe erster Leserkommentar).
Dies erfolgte beim Online-Thema. In der Druckausgabe ist dies etwas anders erfolgt. Im Inhaltsverzeichnis unter "Die Frau, die unfreiwillig im Bordell arbeiten musste - und ihr Richter" . Der Artikel beginnt dann gleich mit der Einleitung wie in der Online-Ausgabe: Mit 16 wurde Mandy Kopp gezwungen .........

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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RE: Zuhälterunwesen, Prozesse, Menschenhandel

Beitrag von fraences »

Cabaret-Betreiber soll Prostituierte ausgenützt haben

Der frühere Betreiber zweier Cabarets in Freiburg muss sich seit Montag vor dem Strafgericht des Saanebezirks verantworten. Dem 46-jährigen wird unter anderem Anstiftung zur Prostitution

Auch wegen Menschenhandel und Betrug muss sich der Mann vor Gericht verantworten. Die Vorfälle ereigneten sich zwischen 2003 und 2006 in zwei Freiburger Etablissements, die heute geschlossen sind. Die Untersuchungen dazu dauerten mehr als fünf Jahre. Die Gerichtsverhandlung hätte schon im vergangenen Herbst stattfinden sollen. Weil der Beschuldigte gesundheitliche Probleme geltend machte, wurde der Prozess aber verschoben.

Die über 300 Tänzerinnen der Cabarets hätten keine andere Wahl gehabt, als sich zu prostituieren. So hatte es die damalige Freiburger Untersuchungsrichterin Yvonne Gendre zusammengefasst, als sie im Mai 2010 die Öffentlichkeit über den Fall informierte.

Offenbar entlöhnte der Cabaret-Betreiber seine Tänzerinnen teilweise nach ihrem Verkauf teurer Champagnerflaschen. Wenn eine Tänzerin einen Kunden auf ihr Zimmer brachte, der zuvor keinen Champagner gekauft hatte, erhielt sie eine Busse von 310 Franken. Überwacht wurde das Ganze via Kameras.

Bussen gab es aber auch, wenn die Tänzerinnen ihre Mobiltelefone an den Arbeitsplatz brachten oder ihre Handynummern den Kunden gaben. Ausserdem sollen den Frauen die Pässe weggenommen worden sein, zum Teil bis zum Ende des Arbeitsvertrags. Eine riesige Menge an Dokumenten mussten für diesen Fall gesichtet werden. Diese füllen über 100 Ordner. Der Prozess dürfte mehrere Tage dauern, verteilt über den Monat März.

Aufsichtsbehörde eingeschaltet

Der Fall hatte auch deshalb zu reden gegeben, weil die Untersuchungsrichterin die Medien schon im Mai 2010 informiert hatte. Der Anwalt des ehemaligen Cabaret-Betreibers wies damals die Vorwürfe zurück und warf seinerseits der Untersuchungsrichterin vor, mit dem Medienwirbel das Gericht beeinflussen zu wollen. Mitte Januar dieses Jahres kam aber die kantonale Aufsichtsbehörde, der Justizrat, zum Schluss, die Untersuchungsrichterin habe keine Amtspflichten verletzt.

http://www.gmx.net/themen/schweiz/unglu ... -zuhaelter
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15 jährige Rumänin

Beitrag von nina777 »

4.4.2012

Teenie hatte Erlaubnis

15-jährige Zwangsprostituierte befreit - Mädchen war mit gefälschtem Ausweis tätig

Die erst 15 Jahre alte Rumänin, die in Klagenfurt zur Prostitution gezwungen und von der Polizei befreit worden war, hatte laut einem Bericht der "Kärntner Tageszeitung" sogar eine behördliche Arbeitserlaubnis als Prostituierte und auch einen sogenannten "Deckel" gehabt. "Das Mädchen hatte einen sehr gut gefälschten Ausweis", bestätigte Polizeisprecher Rainer Dionisio. Der Bordellbesitzer sagte zur Zeitung: "Wir wussten nicht, dass der Ausweis gefälscht war."


Die junge Rumänin wurde laut der Rotlichtgröße zum Magistrat geschickt, "wo ihr problemlos ein Gesundheitsbuch ausgestellt wurde. Auch bei der Polizei war sie", hieß es in der "KTZ". Von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, der ein Anlassbericht der Polizei vorliegt, hieß es, es werde "Ermittlungen gegen alle in Betracht kommenden Verdächtigen geben" - also wohl auch gegen den Bordellbesitzer und nicht nur gegen Menschenhändler, welche die Rumänin angeblich Anfang März nach Österreich gebracht hatten. Es sei etwa zu überprüfen, ob man von einem gefälschten Ausweis nichts wissen könne, sagte Staatsanwaltschaftssprecherin Gabriele Lutschounig.

Martyrium soll in Graz begonnen haben

Die Klagenfurter Anklagebehörde überprüft derzeit allerdings auch die grundsätzliche örtliche Zuständigkeit. "Wir gehen davon aus, dass Graz zuständig ist", erklärte Lutschounig. Dem Vernehmen nach begann das Martyrium der Teenagerin in einem Bordell in der steirischen Landeshauptstadt.

Bis jetzt keine Haftbefehle


Haftbefehle wurden laut der Staatsanwaltschaft bisher jedenfalls keine ausgestellt. Die Kriminalpolizei arbeite mit ihren rumänischen Kollegen zusammen. Umfangreiche Ermittlungen stünden an.

Für die Anmeldung zur ersten amtsärztlichen Untersuchung von Prostituierten ist laut Gesundheitsamt Klagenfurt ein gültiger Reisepass notwendig. "Bei einer Befragung werden Daten aufgenommen und auch die Nummer des Passes vermerkt", sagte die Leiterin des Amtsärztlichen Dienstes, Birgit Trattler, zur APA. Dabei werde auch der Vorname kontrolliert, ein Schwindel mit einem Pass einer älteren Schwester sei daher unrealistisch.

"Keine Idee"

"Ich habe keine Idee dazu", sagte Trattler auf die Frage, wie eine 15-Jährige zur Prostitution zugelassen werden könne. "Ich kann mir nicht erklären wie das passiert sein kann." Von der Polizei habe es noch keine Anfrage dazu beim Gesundheitsamt gegeben. "Bei Mädchen, die sehr jung ausschauen, kontrollieren wir nochmals." Nach der ersten Untersuchung erhält die Prostituierte ein Buch als Ausweis, in dem die weiteren wöchentlichen Untersuchungen vermerkt werden müssen.

"Der Polizei melden wir immer, wer bei der Untersuchung war", so Trattler. Grundsätzlich werde mit der Exekutive eng zusammengearbeitet. Im Februar-Schnitt waren in Klagenfurt 125 Frauen offiziell als Prostituierte tätig.

Irrer Tourismus

Bei großen Events - Stichwort Beach-Volleyball-Turnier und GTI-Treffen - sind es bis zu 180. "Das ist auch ein irrer Tourismus", sagte Trattler. Die Frauen würden "zur Abwechslung" auch durch ganz Österreich geschickt - beispielsweise drei Tage Klagenfurt, drei Tage Salzburg, "dann ist die Chance auf Kunden größer". 2011 wurden vom Amtsarzt in Klagenfurt 6.495 Abstriche und 3.750 Blutuntersuchungen bei Prostituierten durchgeführt.

http://www.news.at/articles/1214/10/324 ... -erlaubnis

http://www.kleinezeitung.at/kaernten/kl ... heit.story
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

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Marc of Frankfurt
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15 jährige Rumänin

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Der Fall mit der 15-jährige sog. Zwangsprostituierten mit gefälschtem Pass ...
... ist ein sehr interessanter Fall, aus dem man die These ableiten kann, dass:

Die ganzen Polizeikontrollen, Razzien, Strafgesetze und Sperrbezirksverordnungen gegen die Prostitution dienen mehr der Diskriminierung und Kriminalisierung und am Ende bringen sie doch nur wenig, denn die meisten Reglementierungen können von wirklichen Tätern mit krimineller Engergie immer überwunden werden.


Fragen über Fragen:
  • Möglicherweise wurden alle Beamten und Ärzte, die das Mädchen zugelassen und bisher wöchentlich gesehen und kontrolliert haben, von den Rotlichtgrößen geschmiert, erpresst oder mit gratis Sex geködert und gekauft?
    (vgl. Kinderbordell Sachsenaffäre)
  • Oder muß man annehmen, dass eine total kontrollierte minderjährige willenlose Sexsklavin so gut schauspielern kann unter lebensbedrohlichem Zwang, dass sie einem ganzen Heer von Sicherheitsinstanzen bei Einreise und Prostitutionskontrollbehörden im Inland eine permanente Lüge von Freiheit, Mündigkeit und Selbstbestimmtheit vorspielen kann? Mir fällt es schwer das zu glauben.
  • Sogar die umgekehrte These ist möglich, dass der tatsächliche Zwang doch nicht so groß war und das frühreife(?) Mädchen sich als Queen im Rotlichtimperium fühlte und als "Geldmaschine" auch so behandelt wurde, denn sonst hätte sich die minderjährige Sexarbeiterin evt. schon vorher jemandem anvertrauen können oder zumindest es hätte keine erfolgreiche Mitarbeiterin sein können, die für Kunden sowie Rotlichtgrößen interessant oder sogar wertvoll wäre?
  • Sie muß sogar so wertvoll gewesen sein, dass extra gute d.h. teure gefälschte Pässe für sie vorhanden waren? So wie sie nur in den höchsten Kreisen (der Unterwelt) erstellt werden können?
  • Zuletzt bleibt die Frage im Raum, was denn die Beamten für eine Menschenkenntnis und was für Schulungen haben, denen eine 15 Jähre nicht aufgefallen ist?
  • Ob es strukturelle Probleme gibt warum Kontolle versagt?
  • Oder muß man noch grundsätzlicher fragen, ob solche mit hohen Strafen bedrohte Altersgrenzen im Gesetz heute noch zeitgemäß sind? Ob es Sinn macht das Altersgrenzen verallgemeinert im Strafgesetzbuch festgesetzt werden, wo sich die Pupertät individuell bei vielen Menschen zu immer jüngerem Alter hin verschiebt?
  • Gäb es nicht moralisch und politisch ausgehandelte eindeutige festgelegte Regeln ab wann Sex und Sex gegen Geld erlaubt ist, so ein Sonderfall könnte vieles geklärt geglaubte neu zur Diskussion stellen?
    (vgl. arangierte Ehen mit extrem jungen Mädchen in vielen Ländern)
Fragen über Fragen.





Aber auch Antworten gibt es bereits:
  • Sexarbeiter Selbstkontrolle durch Sexworker Gewerkschaften auf allen Ebenen (im Bordell, Rotlichtbezirk, Stadt, Landkreis, Bundesland und Bundesstaat). Die müssen systematisch aufgebaut, implementiert und gefördert werden. Das wäre eine Kontrolle von innen her.
  • Bereits heute kommen in Deutschland die meisten Strafanzeigen nach der Liberalisierung d.h. Einführung des ProstG aus dem "Milieu" selbst d.h. von Sexarbeiter_innen, Angehörigen oder hilfsbereiten Kunden oder Nachbarn...
    Eine Freierbestrafung nach Schwedischem Reglementierungs 'Modell' wäre da völlig kontraproduktiv!
  • Self-Regulatory Board (SRB) zur Verhinderung von unerlaubter Prostitution Minderähriger und Menschenhandel so wie in Indien:
    www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=38203#38203
  • Eine Bundesweite SW Hotline muß es geben! Dort muß Nothilfe möglich sein zu vermitteln oder zu geben, so wie sie das Sexworker Forum und Zwerg z.B. in Wien möglich macht. Eine Hotline muß Hilfe geben oder vermitteln und Fachwissen zu lokalen Verhältnissen geben können, so wie es das Sexworker Forum kollegial über das Internet organisisert.
Mehr über das heikle Thema Prostitution & Minderjährige
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=971





Hier der zweite Artikel auch noch:

Rumänin befindet sich in Sicherheit

Das Schicksal eines minderjährigen Opfers von Zwangsprostitution hat Kärnten aufgerüttelt. Weitere Fälle sollen verhindert werden. Nur wie?

Das 15-jährige Mädchen aus Rumänien, das mit Gewalt zur Prostitution gezwungen und von der Polizei aus einem Bordell befreit wurde, ist in Sicherheit. Beamte kümmerten sich darum, dass die Minderjährige von einer Opferschutzeinrichtung betreut wird.

Mehr wurde nicht mitgeteilt, um die Jugendliche vor Nachstellungen zu bewahren.

Sie dürfte also in besten Händen sein, wo für ihre Stabilisierung und vielleicht sogar Perspektiven für ein freies, eigenständiges Leben gesorgt wird.

Doch das Schicksal der jungen Rumänin ist kein Einzelfall. Autorin Hermine Reisinger, selbst früher im Rotlicht-Milieu, und Schwester Silke, Sexarbeiterinnen-Betreuerin bei der [römisch katholischen] Caritas, sind sich einig: Osteuropäische Menschenhändler bringen immer mehr und immer jüngere Mädchen auch nach Kärnten.

350 gemeldete Prostituierte gibt es im Land, "die Zahl der illegalen Sexarbeiterinnen liegt erfahrungsgemäß um ein Mehrfaches höher", weiß Reisinger.

Dass die Gesellschaft den Kampf gegen Rotlicht-Kriminalität bereits verloren habe - davon will Anti-Schlepper-Polizist Wolfgang Patscheider nichts hören: "Je transparenter das Problem ist, je mehr Rechte die Prostituierten erhalten und je mehr Prostitution legalisiert wird, desto besser wird die Lage.

Der Kampf ist verloren, wenn wir das Milieu in die Illegalität treiben."



Kontrolle

Was Patscheider beunruhigt: "Wird die Wirtschaftslage in den Oststaaten schlechter, steigt die Zahl der Prostituierten." Also sind auch hier Frauen und Mädchen die ersten Opfer der Krise. Patscheider will alle 38 Etablissements in Kärnten mindestens einmal monatlich überprüfen.

Kontrolle ist wichtig, reicht aber nicht. Rotlicht-Milieu-Aussteigerin Reisinger fordert strengere Strafen, alles andere sei "scheinheilig": "Die Mindeststrafe für Zuhälter, die Frauen in die Zwangsprostitution bringen, soll nicht 2, sondern 5 Jahre betragen." Reisinger hält "kleinere überschaubare Bordelle" für vertret- und kontrollierbar, "auch wenn man nicht weiß, ob es dahinter Privat- oder Wohnungsprostitution gibt". Bei großen, anonymen Bordellen sei die Gefahr krimineller Einflüsse größer.

Schwester Silke ist für "guten Opferschutz und Ausstiegshilfen". Außerdem solle der Arbeitsmarkt für Aussteigerinnen geöffnet werden, da sie ohne Einkommen keine Chance auf Unabhängigkeit haben.

Die 15-Jährige in Klagenfurt ist übrigens schon am 22. März befreit worden, Polizeisprecher Rainer Dionisio: "Das Bekanntwerden freut uns nicht. Wir hätten gern noch länger in Ruhe international ermittelt - gegen die Täter und für den Opferschutz."

www.kleinezeitung.at/kaernten/klagenfur ... heit.story
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 05.04.2012, 00:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von ehemaliger_User »

Off:

Es wäre mal interessant, im SW-Only-Bereich eine Umfrage über das Einstiegsalter zu machen (in Verbindung mit der Dauer)
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Beitrag von fraences »

Am Knochenbau der Hände ist jedes Alter feststellbar. Bei eine Razzia in einem Club im Ruhrgebiet hat die Polizei von allen jungen Mädchen innerhalb von wenigen Stunden dieses Verfahren durch geführt,da sie an die Echtheit der ausländische Ausweispapiere nicht sofort überprüfen konnten (war um Mitternacht) angewandt.

Liebe Grüsse, Fraences
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zur Thema Einstiegsalter hier die Dekonstruktion einer gefakten Untersuchung:

www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=90672#90672

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Studie Eintrittsalter Prostitution Indien

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Beitrag von nina777 »

25.4.2012

Schwere Vorwürfe gegen Bordell-Betreiberin aus der VG Puderbach

Puderbach/Neuwied - Was sich da täglich zwischen 12 Uhr mittags und 2 Uhr Nacht in einem Saunaclub in der Verbandsgemeinde Puderbach abspielt, ist nicht jugendfrei. Die Rolle der Betreiberin und ihres Ehemannes möglicherweise sogar strafbar. Deshalb sitzen die 29-jährige Rumänin und ihr 67-jähriger deutscher Gatte auf der Anklagebank des Neuwieder Schöffengerichts. Der Vorwurf: Förderung der Prostitution.

Nach den Feststellungen der Staatsanwaltschaft ist die Rollenverteilung des Paars klar: Der Mann („Ich bin von Beruf Rentner“) hat die Aufgabe, in Rumänien junge Damen anzuwerben, ins Auto zu packen und ins Westerwälder Bordell zu fahren. Seine deutlich jüngere Frau hingegen regelt den Clubbetrieb und sagt den Frauen, die von der Rumänin immer nur als „Mädchen“ bezeichnet werden, wo es langgeht.

Glaubt man den Ausführungen von Staatsanwalt Moritz Bente, dann führt die Angeklagte ein übles Regiment in dem Saunaclub, in dem der männlichen Kundschaft stets etwa acht Prostituierte zur Verfügung stehen und fast jeden sexuellen Wunsch erfüllen. Alles soll den Frauen vorgeschrieben sein: die Art und Dauer der „Dienstleistungen“ und sogar der Aufenthaltsort.

Denn die 29-jährige Beschuldigte soll es ihren Mitarbeiterinnen untersagen, das Haus zu verlassen. Außerdem nehme sie den „Mädchen“ die Pässe weg, lege die Preise fest und habe angeordnet, dass sie sich im Club unbekleidet bewegen. Und was strafrechtlich besonders schwer wiegt: In einigen Fällen sollen unter 21-Jährige dazu gebracht worden sein, sich zu prostituieren. Nach Darstellung des Staatsanwalts haben die Angeklagten dabei die finanzielle Notsituation der Betroffenen ausgenutzt.

Das Schöffengericht unter Vorsitz von Manfred Ihrlich hat nun die Aufgabe, in den nächsten Wochen die Wahrheit ans Licht zu bringen. Mit Spannung werden dabei die Aussagen der rumänischen Prostituierten erwartet, die im Ermittlungsverfahren die Eheleute stark belastet hatten.

Die beiden Verteidiger nutzten den Prozessauftakt dazu, die Vorwürfe im Wesentlichen abzustreiten. Besonders ausführlich ließ sich der Düsseldorfer Anwalt Dr. Rüdiger Deckers ein, der die Hauptbeschuldigte vertritt. So streitet er ab, dass seine Mandantin rumänische Frauen rekrutiert hat. Die Kontakte kämen vielmehr über Anfragen und Empfehlungen zustande. Glaubt man dem Verteidiger, dann beschneidet die Betreiberin die Prostituierten auch nicht in ihren Rechten.

Ganz im Gegenteil: Seinen Ausführungen zufolge herrschen im Saunaclub nahezu paradiesische Zustände: Die „Mädchen“ können arbeiten, wann sie wollen, das Haus verlassen, wenn sie möchten, und die Preise mit den Freiern frei vereinbaren. Und dass die Pässe zentral in einer Geldkassette hinter der Theke („Jeder weiß, wo der Schlüssel ist“) liegen, das sei mit allen so abgesprochen und auch der Wunsch der jungen Damen. Dann könnten sie ihre Papiere auch nicht verlieren.

Den Himmel auf Erden genießen die Rumäninnen aber wohl doch nicht. Richter Ihrlich staunte nicht schlecht, als die Angeklagte auf Nachfrage erklärte, dass die Damen in dem Haus gar keine eigenen Zimmer haben, sondern nachts ihr müdes Haupt irgendwo betten – oftmals auch auf der „Spielwiese“. Das einzig Private ist ein Spind, den jede Mitarbeiterin hat, in dem sich die persönlichen Habschaften befinden. „Alle schlafen im Haus“, bestätigte die Betreiberin.

Offenbar läuft das Geschäft gut: Jeden Monat kann die Inhaberin 2000 bis 3000 Euro für sich entnehmen und zusätzlich mit 7000 Euro monatlich ein Darlehen abtragen, das sie zum Kauf des Hauses aufgenommen hat. Ihr Mann hingegen gab an, 500 Euro Rente zu beziehen. Vom Saunaclub bekomme er nichts.

Der Prozess wird fortgesetzt.

http://www.rhein-zeitung.de/region/neuw ... 15340.html
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.