Comeback der Syphilis - nicht nur in China

Hier soll eine kleine Datenbank entstehen, die sich vornehmlich mit über den Geschlechtsverkehr übertragbaren Krankheiten und dem Schutz vor ihnen beschäftigt
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nina777
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Beitrag von nina777 »

Unvorsicht und Unwissen bringen Tripper und Syphilis zurück

Alte Geschlechtskrankheiten wie Tripper und Syphilis nehmen wieder zu. Am stärksten im Kanton Zürich und hier nicht zuletzt auch wegen der gegenwärtigen Situation im Prostitutionsgewerbe am Sihlquai.



«Ich dachte, das gibt es gar nicht mehr.» Diesen Satz hört Siegfried Borelli, Oberarzt am Dermatologischen Ambulatorium des Stadtspitals Triemli, immer wieder. Vor allem von jungen, sexuell aktiven Erwachsenen, die sich mit Syphilis oder Gonorrhöe (im Volksmund Tripper) infizieren. Im Ambulatorium werden ein bis zwei Syphilis-Patienten pro Woche behandelt. Borelli sagt: «Diese hoch ansteckenden Krankheiten müssen wieder bekannt gemacht werden. Die Aufklärung sollte wie bei HIV schon in der Schule erfolgen.» Was viele nicht wissen: Die Infektion kann man sich beim Oralverkehr ohne Kondom holen. Lebensbedrohend ist sie nicht.

Auch der Strassenstrich am Sihlquai sei mehr und mehr ein Faktor, der zur steigenden Zahl der Fälle beitrage. «In letzter Zeit behandeln wir öfter osteuropäische Prostituierte mit Syphilis.» Die Zunahme lasse sich seit der Öffnung der Grenzen beobachten, da in Osteuropa die Durchseuchung wesentlich höher ist. Neben Prostituierten sind laut Borelli namentlich Männer, die Sex mit Männern haben, von der Syphilis betroffen. Mit Tripper kommen Männer aller Altersklassen, hetero- und homosexuelle, ins Ambulatorium. Frauen weniger, sie suchen eher einen Gynäkologen auf.

Risiko durch Verzicht auf Kondom

Beunruhigt über die zunehmende Verbreitung von Syphilis und Tripper zeigt sich der Zürcher Stadtarzt Albert Wettstein. Er spricht von einer «Kondommüdigkeit». Der ungeschützte Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern habe massiv zugenommen. Der Grund: Beim Schutz vor einer Ansteckung stand über Jahre hinweg einseitig die HIV-Infektion im Vordergrund. Die Angst vor Aids sei aber heute längst nicht mehr so gross. «Das hat den alten Sexkrankheiten wie Syphilis und Tripper zu einem Comeback verholfen. Es besteht dringend Aufklärungsbedarf.»

Laut Wettstein ist die Stadt Zürich daran, «einen ausserordentlichen Katalog von Massnahmen vorzubereiten», um die ungebremste Verbreitung von Syphilis, Tripper und anderen Sexkrankheiten zu stoppen. Heute würden Plakataktionen und TV-Spots – wie früher bei Aids – zur Aufklärung und Prävention nicht mehr ausreichen. Mit solchen PR-Kampagnen löse man das Problem nicht.

Näher an die Leute

Der Stadtarzt sagt: «Wir müssen näher und ganz gezielt an die verschiedensten Leute heran und herausfinden, welche Umstände zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr führen.» Näher an die Freier, an die Prostituierten, an die Homosexuellen und an jene jungen Menschen, welche die herkömmlichen Infektionsgefahren beim Sex kaum mehr kennen und nicht wissen, dass bereits oraler Kontakt eine Infektion mit Tripper oder Syphilis nach sich ziehen kann. Entscheidend sei, so Wettstein, «jeder Risikogruppe die Botschaft am richtigen Ort, zur richtigen Zeit und mit dem richtigen Mittel zu kommunizieren». Das werde die Stadt auch tun. Einzelheiten der Aufklärungsstrategie dürften noch vor Ende des Jahres bekannt werden.

Daten über die Zahl der Infizierten in der Stadt gibt es keine. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erfasst die Infektionskrankeinheiten lediglich nach Kantonen, und da ist der Kanton Zürich landesweit Spitze: 332 Fälle von Tripper sind seit Jahresbeginn bis Anfang Oktober aufgetreten – das sind nahezu gleich viele wie im gesamten 2009. Laut dem BAG hat sich damit die Zahl der Patienten innerhalb von sechs Jahren verdoppelt.

Nur die Spitze des Eisbergs

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Syphilis, auch da liegt Zürich mit grossem Abstand vorne – mit bereits 216 Erkrankungen; 2009 waren es 163. Bei beiden Krankheiten nimmt Genf Platz zwei ein. Am Schluss figuriert Uri, wo im laufenden Jahr weder ein Tripper- noch ein Syphilis-Patient beim BAG dokumentiert ist.

Dramatisch an den Zahlen ist laut Dermatologe Borelli die Tatsache, «dass wir nur die Spitze des Eisberges sehen». Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. So sei es kaum vorstellbar, dass in Uri kein einziger Tripper aufgetreten sein soll. Vielmehr könnte das bedeuten, das die Infektion nicht gemeldet wurde. «Schliesslich dürfen wir davon ausgehen, dass die Urner wie alle anderen Schweizer auch Geschlechtsverkehr haben.»

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/reg ... y/24571146

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Beitrag von nina777 »

1.12.2010 CH

Das Comeback der Syphilis

Anlässlich des Welt-Aids-Tages präsentiert die Schweiz ihr neues HIV-Bekämpfungsprogramm. Dieses beinhaltet sexuell übertragbare Krankheiten, darunter auch Tripper und Syphilis. Letztere hat sich in den letzten 10 Jahren verstärkt ausgebreitet.


Syphilis ist keine Landsknechts-Krankheit aus dem 30-jährigen Krieg. Das jahrhundertealte Leiden galt vor kurzem noch als besiegt. Die Zunahme der Erkrankungen in der Schweiz spricht jedoch eine andere Sprache.

So hat die Krankheit 2010 stärker zugenommen als in früheren Jahren. Das Bundesamt für Gesundheit hat am 29. November für das laufende Jahr 1026 Syphilis-Fälle registriert. Das ist deutlich mehr als 2009 (716 Fälle) und 2008 (665).

"Die Zahl der Syphilis-Erkrankungen hat sich in den letzten Jahren in vielen Ländern erhöht. Es gibt von Zeit zu Zeit Syphilis-Ausbrüche, deshalb ist es nicht klar, was im Moment in der Schweiz geschieht", sagt Nicola Low, Oberärztin ISPM vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern, gegenüber swissinfo.ch.

Tatsächlich könne eine statistische Täuschung nicht ganz ausgeschlossen werden, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Auch die Meldesysteme in den einzelnen Ländern liessen sich nicht einfach vergleichen.

Richtiger Zeitpunkt

So kommt das neue Programm zum richtigen Zeitpunkt, denn die Syphilis verbreitet sich in der Schweiz bedeutend stärker als in den anderen europäischen Ländern: Derzeit kommen in der Eidgenossenschaft auf 100'000 Einwohner 11,7 gemeldete Syphilis-Fälle. Der europäische Durchschnitt ritzt dagegen nicht einmal die 5er-Marke.

"Wir machen bei unseren sexuell aktiven HIV-Patienten mindestens einen Syphilis-Test pro Jahr", erklärt Professor Hansjakob Furrer von der Universitätsklinik für Infektologie am Berner Inselspital. "Syphilis tritt sehr oft bei Männern auf, die Sex mit Männern haben."

Tatsächlich lag der Männeranteil 2009 bei über 80'%. "Diese Gruppe muss wirklich vorsichtig sein", sagt auch Low.

Die Patienten haben sehr oft keine Kenntnis von ihrer Infektion, da die klinischen Symptome kaum wahrnehmbar sind. Denn kleinere Wunden, bei denen die Syphiliserreger auch übertragen werden können, sind meistens nicht schmerzhaft.

"Syphilis wird oft durch Oralverkehr übertragen. Deshalb genügen Kondome nicht, um sich zu schützen. Wenn Sie Syphilis in der zweiten Phase haben, befinden sich in Ihrem Mund hochinfektiöse Läsionen", erklärt Furrer.

Besonderes Risiko für HIV-Positive

"Wenn Sie mit HIV infiziert sind und an Syphilis erkranken, dann ist es eher wahrscheinlich, dass die Krankheit auch Ihr zentrales Nervensystem schädigen wird – das ist sonst relativ selten" sagt Low.

Ausserdem sehen wir in unserer Praxis im massiven Anstieg der Syphilis-Erkrankungen, dass offenbar mehr ungeschützter Sex praktiziert wird", so Furrer.

"In den 1990er-Jahren kannte fast jedermann eine Person, die an Aids litt oder daran gestorben war. Dies war mit ein Grund, sich zu schützen und Kondome zu benützen. In diesen Jahren ging auch die Syphilis zurück."

Er weist darauf hin, dass nach dem Jahr 2000 nur sehr wenige junge Menschen jemals einen Aids-Patienten persönlich getroffen hätten. Sie hätten auch praktisch niemanden gekannt, der daran gestorben war. "Dies dank der neuen Therapien gegen HIV, welche die Anzahl der Neuerkrankungen und die Mortalität massiv reduziert haben."

Und genau dies sei mitverantwortlich, dass die Menschen weniger vorsichtig wurden.

Voreilige Einschätzung

Nach dem Rückgang der Erkrankungen stellte man 1999 die Meldepflicht für Syphiliserkrankungen ein. Man glaubte, damit auch Kosten sparen zu können. Dieser Schritt stellt sich jedoch im Nachhinein als voreilig heraus.

Nachdem man die Aufmerksamkeit von der vermeintlich besiegten Krankheit gelöst hatte, könnten in der Schweiz viele Syphilis-Ausbrüche übersehen worden sein, vermutet Furrer.

"Ärzte müssen Syphilis im Hinterkopf behalten, wenn sie mögliche Symptome sehen und von einem riskanten Sexualverhalten des Patienten Kenntnis haben." Zudem sei die Krankheit leicht durch einen Bluttest zu ermitteln, fügt er hinzu.

"Wenn Sie eine primäre Schädigung durch Syphilis sehen, ist diese relativ leicht zu diagnostizieren. Das Geschwür ist aber nicht schmerzhaft, und deshalb ist es vielen Patienten nicht bewusst, dass es sich um Syphilis handeln könnte, besonders wenn es ohne Behandlung wieder verschwindet."

Die Ärztin weist weiter darauf hin, dass unbehandelte Syphilis viele Risiken birgt. So könnten schwere neurologische Schäden oder Herzerkrankungen die Folge sein. Aber auch schwangere Frauen könnten ihre ungeborenen Kinder damit infizieren.

Nicola Low: "Weltweit ist die kongenitale Syphilis für den Tod von rund einer halben Million ungeborener Kinder verantwortlich. Eine Behandlung während der Schwangerschaft könnte viele retten."

http://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaf ... d=28925354
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Beitrag von nina777 »

28.12.2010

Syphilis auf dem Vormarsch

Die Zahl der Syphiliserkrankungen nimmt in Oberösterreich wieder erschreckend zu. Lange Zeit galt sie praktisch als ausgerottet, seit zehn Jahren aber steigt die Zahl der Neuinfektionen rasant an.

Ansteckungsrate hat sich verzehnfacht

Seit einiger Zeit muss der Linzer Hautarzt Johannes Neuhofer wieder öfter Fachbücher zum Thema Syphilis zur Hand nehmen. Die Krankheit galt mit der Entdeckung des Penicillins im 20. Jahrhundert als nahezu ausgerottet. Jetzt aber tritt Syphilis auch in Oberösterreich immer häufiger auf. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Ansteckungsrate verzehnfacht, die Dunkelziffer dürfte allerdings noch höher sein, so Neuhofer.

"Löchrige" Meldepflicht

40 bis 50 Fälle werden pro Jahr in Oberösterreich registriert, die Meldepflicht sei aber "löchrig" weil sie von vielen nicht mitgeteilt werde, sagt Neuhofer im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Die viel größere Gefahr sei aber, dass die Syphilis-Erkrankung übersehen wird, weil die ersten Anzeichen schnell wieder vergehen.

Zerstört das zentrale Nervensystem

Während die bakteriologische Erkrankung im Anfangsstadium leicht bekämpft werden kann, verläuft sie unbehandelt chronisch, kann sämtliche Hautstellen und Organe befallen und zerstört im Endstadium schließlich das zentrale Nervensystem.

Systemerkrankung

Bereits wenige Tage nach der Infektion sei die Syphilis eine Systemerkrankung und befalle den ganzen Körper, sagt Neuhofer: "Daher nützt es auch nichts, wenn man den Primäraffekt, den man zum Beispiel irgendwo an einem Geschlechtsteil hat, mit einer Creme behandelt. Es wird wieder gut, aber man übersieht, dass die Bakterien bereits den ganzen Körper durchwandern."

Krankheit wird bei Frauen häufiger übersehen

Syphilis befällt sowohl Männer als auch Frauen - wobei sie bei Frauen häufiger übersehen wird, da die Primäraffekte oft im Inneren des Körpers auftreten. Schutz bieten Kondome, die bei allen Sexualpraktiken angewandt werden sollen. Genau hier vermuten Ärzte einen Grund für die Zunahme der Infektionen.

Offenbar sind sexuelle Risikoverhalten wieder im Kommen, wollen Männer immer häufiger ungeschützten Verkehr etwa mit Prostituierten und bieten jene ihre Dienste aus welchen Gründen auch immer, immer häufiger ungeschützt an.

Untersuchungen gratis

Ärzte raten daher vor allem Männern, auch wenn sie nicht gerne darüber reden wollen, sich im Zweifelsfall untersuchen zu lassen. Diese Untersuchungen können bei Ärzten, aber auch etwa gratis bei der Aidshilfe Oberösterreich durchgeführt werden.

http://ooe.orf.at/stories/489838/
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RE: Comeback der Syphilis - nicht nur in China

Beitrag von fraences »

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nina777 hat geschrieben:28.12.2010

Die Zahl der Syphiliserkrankungen nimmt in Oberösterreich wieder erschreckend zu. Lange Zeit galt sie praktisch als ausgerottet, seit zehn Jahren aber steigt die Zahl der Neuinfektionen rasant an.

[....]

40 bis 50 Fälle werden pro Jahr in Oberösterreich registriert
Das dürfte vom ORF-Redakteur nicht ganz objektiv recherchiert worden sein:

Laut website des Gesundheitsministeriums wurden folgende Anzahl von Syphiliserkrankungen in Oberösterreich registriert:

2007: 40
2008: 43
2009: 36
2010: 31
2011: 21

Das ist eindeutig rückläufig (und entspricht auch dem Trend in Wien, wo (2011) 327 Fälle registriert wurden).
Auch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Ende 2010 war der Trend schon zwei Jahre lang statistisch signifikant rückläufig.
Maithuna - von der Wurzel geht der Strom ins Universum und zurück. (c) J.K.

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RE: Comeback der Syphilis - nicht nur in China

Beitrag von fraences »

Rückkehr der "Lustseuche" Wieder mehr Syphilis in Deutschland

Kehrt die fast schon überwunden geglaubte Syphilis zurück? Vor allem in Großstädten gehen die Zahlen nach oben. Gesundheitsexperten raten zu Aufklärung und frühzeitigen Tests.



Treponema pallidum, der Erreger der Syphilis: Vor allem in Großstädten steigt die Zahl der Erkrankungen wieder an
© PD Dr. Annette Moter/Charite-Universitätsmedizin Berlin/DPA
Auf einmal ist sie wieder da. Lange Jahre sah es so aus, als habe man die Syphilis in Deutschland gut im Griff. Prominente Opfer wie einst Casanova, Friedrich Nietzsche oder Heinrich Heine forderte die einstige "Lustseuche" seit langem nicht mehr. Doch nun steigen die Erkrankungszahlen plötzlich deutlich an.

"Es hat uns schon sehr überrascht, denn die Zahlen waren in den vergangenen Jahren stabil und 2010 sogar relativ niedrig", sagt Viviane Bremer, Syphilis-Expertin am Robert-Koch-Institut in Berlin. Doch mit rund 3700 Neuerkrankungen im vergangenen Jahr ist nun wieder das Niveau von 1986 erreicht. Vor allem in Großstädten wie Köln, Frankfurt/Main und Berlin schnellten die Zahlen hoch, bundesweit waren es 22 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr.

Syphilis ist meldepflichtig - aber nur anonym
"Die genauen Gründe dafür kennen wir nicht", sagt Bremer. Ein Teil des Anstiegs rühre sicherlich daher, dass mittlerweile öfter getestet würde. "Es sind hauptsächlich Männer betroffen, die Sex mit Männern haben. Aber daraus nun zu schließen, dass sich ein sorgloseres Verhalten ausbreitet, ist Spekulation."

Syphilis ist zwar meldepflichtig - aber nur anonym, sodass kein Rückschluss auf die Entstehung möglich ist. "Das zu ändern, ist auch nicht sinnvoll. Denn bei einer Namensnennung wäre für viele die Hemmschwelle zu hoch, sich überhaupt testen zu lassen", sagt die Medizinerin. Bei den HIV-Zahlen schlage sich der Anstieg der Syphilis-Fälle bislang nicht nieder. "Das können wir erst mit Zeitverzögerung einschätzen, in ein bis zwei Jahren."

Fakt ist: Die Syphilis-Bakterien schädigen die Schleimhaut, so dass auch HIV-Erreger leichter eindringen können. Umgekehrt sind die durch Syphilis hervorgerufenen Geschwüre und Hautläsionen hochansteckend - und das eben nicht nur bei Sexualkontakten. "Kondome sind wichtig, geben aber keinen 100-prozentigen Schutz", sagt Bremer.

Mehr Aufklärung, mehr Testaktionen
"Bei den sexuell übertragbaren Krankheiten haben wir nicht nur Syphilis im Blick, aber diese Krankheit birgt mit Blick auf HIV das höchste Risiko", sagt auch Armin Schafberger von der Deutschen Aids-Hilfe. Zwar sei es normal, dass es bei der Syphilis eine gewisse Wellenbewegung gebe, doch die positive Entwicklung bei den HIV-Zahlen will man sich nicht kaputt machen lassen. "Wir werden die Bestrebungen der letzten Jahre nochmals verstärken". Soll heißen: mehr Aufklärung und auch mehr Syphilis-Testaktionen. Wer häufig wechselnde Partner hat, solle sich ein- bis zweimal pro Jahr testen lassen, sagt Schafberger. "Das geht ganz einfach mit einem Bluttest."

Die Therapie der Syphilis ist - falls die Diagnose früh genug erfolgt - zumeist schnell erfolgreich. "Die Krankheit kann sich ja über Jahrzehnte hinziehen. Nur noch in Einzelfällen wird sie so spät erkannt, dass dauerhafte Hirnschäden bleiben", sagt Bremer. Zudem ist der Syphilis-Erreger einer der wenigen, der problemlos auf Penizillin anspricht. Nicht zu vergleichen also mit den brachialen Behandlungsmethoden, die Erkrankte früher über sich ergehen lassen mussten: giftige Quecksilber-Salben, -Dämpfe und -Injektionen.



http://www.stern.de/gesundheit/ratgeber ... 49793.html
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Syphilis-Fälle in Deutschland nehmen deutlich zu

Beitrag von fraences »

Geschlechtskrankheit: Syphilis-Fälle in Deutschland nehmen deutlich zu

Von Daniela Albat

Sind die Deutschen beim Sex zu sorglos? Mehr als 4.400 Menschen haben sich hierzulande 2012 mit Syphilis infiziert - deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Noch rätseln Ärzte über die Rückkehr der Geschlechtskrankheit.

Hamburg - Die Zahl der in Deutschland gemeldeten Syphilis-Fälle ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.

4410 Infektionen wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) 2012 gemeldet.
Das sind 706 mehr als im Vorjahr und damit ein Anstieg um 19%,
wie aus dem aktuellen Infektionsepidemiologischen Jahrbuch des RKI hervorgeht.

Damit bestätigt sich der Trend der vergangenen Jahre: Die Syphilis kehrt offenbar wieder zurück. Nach einer Periode stagnierender und zuletzt gesunkener Fälle sei der Anstieg der Syphilis-Infektionen seit 2010 "sehr auffallend", schreiben die Experten. Für das Jahr 2011 hatte das RKI einen Anstieg der Fälle von fast 22% verzeichnet.

Die Syphilis ist eine bakterielle Infektion, die nur beim Menschen vorkommt. Der Erreger Treponema pallidum gelangt vor allem bei Sexualkontakten über die Schleimhäute in den Körper, ist aber auch durch Blut und intrauterin – also innerhalb der Gebärmutter – von der Mutter auf das Kind übertragbar.

Er verursacht zunächst meist schmerzlose Geschwüre an den Genitalien.
Ohne Behandlung kann es später zu Hautausschlag und Knötchenbildung kommen.
Im Spätstadium greifen die Bakterien die Verdauungsorgane, Knochen, Muskeln und das Nervensystem an, was zu schweren neurologischen Ausfällen führt.

Laut RKI gab es den größten absoluten Zuwachs an Infektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM).

Insgesamt stieg zwar die Zahl der Syphilis-Meldungen bei Frauen stärker an als bei Männern.
Dennoch erkranken nach wie vor mehr Männer als Frauen, 2012 infizierten sie sich circa 14-mal häufiger.

Der Anstieg ist den Experten zufolge auch bedenklich, weil durch eine Syphilis-Infektion das Risiko für eine Ansteckung mit dem HI-Virus steigt.

Auch in den ersten Monaten dieses Jahres wurden laut RKI bereits höhere Syphilis-Zahlen gemeldet als im Vorjahr. "Die Meldungen deuten darauf hin, dass der Anstieg weiter geht", sagt Osamah Hamouda, Fachgebietsleiter HIV/Aids am RKI.

Im Ruhrgebiet infizierten sich auffällig viele Frauen

Die meisten Neuerkrankungen wurden wie 2011 in den Stadtstaaten Berlin (20,9 Fälle pro 100.000 Einwohner), Hamburg (14,2) und Bremen (7,0) registriert.

Erneut lagen zudem Nordrhein-Westfalen (6,7) und Hessen (6,4) über dem Bundesdurchschnitt bei den Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner.

Außerdem infizierten sich vergleichsweise viele Menschen in Städten wie Köln, München, Essen und Frankfurt am Main.

Heterosexuell übertragene Fälle treten nur sporadisch auf.

Die Experten beobachten allerdings in einigen Städten eine ungewöhnliche Häufung von Syphilis-Infektionen bei Frauen: in Dortmund, Essen und Wuppertal lag die Zahl der Neuerkrankungen weit über dem Durchschnitt.

Die Experten vermuten, dass Prostitution dabei eine Rolle spielt.

Sie fordern deshalb, in diesen Städten das Untersuchungsangebot für Frauen, die in der Sexarbeit tätig sind, sowie für ihre Kunden zu verbessern und offensiv zu bewerben.


Kaum Fälle gab es dagegen bei Neugeborenen. Offenbar greifen hier die Syphilis-Diagnosetests, die im Zuge der Schwangerschaftsvorsorge angeboten werden. Dennoch weisen die Experten darauf hin, es müsse sichergestellt werden, dass der Test auch Schwangeren ohne Krankenversicherung zur Verfügung stehe.

Der Trend gilt für alle Industrieländer

"Warum die Zahl der gemeldeten Syphilis-Fälle zunimmt, darüber können wir nur spekulieren", sagt Hamouda.

"Wahrscheinlich ist, dass die Sorglosigkeit bei Sexualkontakten etwas zugenommen hat." Da die gut wirksame HIV-Therapie in den westlichen Ländern inzwischen allgemein verfügbar sei, hätten viele Menschen weniger Angst vor Aids. Doch damit steige das Risiko für andere sexuell übertragbare Krankheiten.

Internet:
Zudem spielten auch weitere Faktoren eine Rolle – zum Beispiel, dass sich Kontakte immer leichter und schneller über das Internet anbahnten.

Sicher ist, der Trend gilt nicht nur für Deutschland, sondern ist in nahezu allen Industrieländern zu beobachten. In diesen Ländern konnten die Experten im vergangenen Jahrzehnt immer wieder Phasen des Rückgangs und anschließend Phasen des erneuten Anstiegs der Syphilis-Fälle beobachten. Eine mögliche Erklärung: Der Erreger ist in der Lage, sich ähnlich wie Grippeviren zu verändern und anzupassen – wenn auch viel langsamer: "Wir vermuten, dass die Infektionen immer dann zunehmen, wenn sich eine neue Variante des Erregers entwickelt hat, die sich dann verstärkt ausbreiten kann", sagt Hamouda.

MSM:
Damit möglichst viele Fälle frühzeitig erkannt und behandelt werden können, plädiert Hamouda dafür, besonders Männer, die Sex mit Männern haben, regelmäßig auf Syphilis zu testen.

Denn im frühen Stadium ist die Therapie unkompliziert: dann reichen Penicillin-Spritzen aus. Je später die Behandlung beginnt, desto langwieriger wird sie. Auch Patienten, die schon einmal infiziert waren, können sich erneut mit Syphillis anstecken.

www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/gesc ... 11418.html
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Beitrag von nina777 »

08.11.2013

Comeback von Syphilis & Co.?

Experten warnen vor steigenden Zahlen sexuell übertragbarer Krankheiten


Europaweit nimmt die Zahl der Infektionen mit Geschlechtskrankheiten zu. Experten warnen jedoch vor Restriktionen für Prostituierte. Diese könnten das Problem sogar noch verschärfen, weil die Betroffenen in den Untergrund gedrängt würden. Im Rahmen einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für sexuell übertragbare Krankheiten (DSTIG) in Köln diskutieren Gesundheitsexperten derzeit über Lösungsansätze.

Restriktionen für Prostituierte und Strafen gegen Freier würden das Problem nur verschlimmern

"Es ist immer die sexuelle Aktivität und das Fehlen von Schutzmaßnahmen, beispielsweise des Kondoms, die das Infektionsrisiko steigen lässt", erklärte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für sexuell übertragbare Krankheiten (DSTIG), Norbert H. Brockmeyer, anlässlich einer Tagung gegenüber der Nachrichtenagentur "dpa". Der Wissenschaftler warnt davor, Restriktionen für Sexarbeiterinnen und eine Strafverfolgung für Freier durchzusetzen. "Alles was gegen Liberalisierung im Bereich der Prostitution arbeitet, wird die Situation deutlich verschlechtern. Damit schicken sie die Leute in den Untergrund."

Brockmeyer, Experte für Geschlechtskrankheiten an der Universitätshautklinik Bochum, spricht sich für einen vorurteilsfreien und nicht diskriminierenden Umgang mit Sexualität und sexuell übertragbaren Erkrankungen aus. "Wenn wir von unserem Vorgehen bei der HIV-Infektion lernen wollen, dann sehen wir, dass alle Staaten, die versucht haben, über Zwangsmaßnahmen die HIV-Epidemiologie einzudämmen, dramatische Zuwächse an Infektionen hatten."Ähnlich schätzt der DSTIG-Präsident auch die Folgen für Deutschland ein, wenn Sexarbeiterinnen und Freier bestraft oder noch stärkerer Stigmatisierung ausgesetzt würden.

Zahl der Neuinfektionen mit Syphilis, Chlamydien und anderen Geschlechtskrankheiten steigt weiter an

Europaweit steigen die Zahlen der Neuinfektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten an. Die DSTIG geht von rund 80.000 Infektionen mit humanen Papillomviren pro Jahr aus. Die Viren können Gebärmutterhalskrebs verursachen. Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren können sich jedoch dagegen impfen lassen. Etwa 100.000 bakterielle Infektionen mit Chlamydien treten der DSTIG zufolge zudem pro Jahr in Deutschland auf. Die Bakterien können bei Männern und Frauen Unfruchtbarkeit verursachen.

Wie das Robert Koch-Instituts (RKI) informiert sei auch ein Anstieg der Syphilis-Fälle zu verzeichnen. Bundesweit wurde 2012 19 Prozent mehr Infektionen - insgesamt 4410 Erkrankungen - registriert als im Vorjahr. In vier von fünf Fällen soll die Übertragung bei sexuellen Kontakten zwischen Männern erfolgt sein. Die Zahl der Ansteckungen bei Prostituierten ist Angaben des RKI zufolge konstant geblieben. "Auch hier müssen wir das Risikoverhalten betrachten und keine Scheindebatte über Prostitution führen", erläuterte Brockmeyer. Infektionen würden auch in Swinger-Clubs beobachtet.

Vor allem bei jungen Erwachsenen, die sich in ihrer sexuellen Findungsphase befänden, würde eine Zunahme der Infektionen verzeichnet werden. "Hier müssen wir in Deutschland viel mehr Aufklärungsarbeit leisten", fordert Brockmeyer.

Die DSTIG spricht mittlerweile von einem Comeback der sexuell übertragbaren Krankheiten. Nachdem es nach der HIV-Epidemie zu einem Rückgang kam, warnen die Experten heute vor einem weiteren Anstieg bei den Geschlechtskrankheiten. Dabei bleiben die HIV-Infektionen mit durchschnittlich 3.000 Neuerkranken pro Jahr konstant. Seit etwa zehn Jahre treten jedoch andere Erkrankungen, die durch sexuelle Kontakte übertragen werden, vermehrt auf.

Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten verbessern

Der der Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), Rudolf Stadler, fordert eine bessere Aufklärung über Geschlechtskrankheiten. Ein wesentlicher Faktor bei der Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten ist Stadler zufolge ist das Wissen über Ansteckung und Folgen. Hier bestünden erhebliche Defizite. Nicht selten würden Geschlechtskrankheiten beispielsweise aus dem Urlaub mitgebracht.

In Deutschland werde eine eine kontinuierliche Informationspolitik benötigt, erklärte der DDG-Präseident im Frühjahr gegenüber der Nachrichtenagentur. Die Aufklärungsarbeit betreffe dabei nicht nur Schulen, sondern auch die Arztpraxen. In Arzt-Patienten-Gesprächen müsste auch die sexuelle Gesundheit thematisiert werden. Das gelte für Dermatologen, als auch für Gynäkologen, Urologen und Hausärzte, so Stadler.

http://www.heilpraxisnet.de/naturheilpr ... 018452.php

http://healthnewsnet.de/?p=5939
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Beitrag von fraences »

In wie fern wird der Statement vom Dr. Prof. Brockmeyer in die Diskussion bei den Auflagen für Prostitutionsstätten einfließen, das die Pflichtuntersuchung nicht wieder eingeführt wird, bzw. oder die bundesweite Kondompflicht in Deutschland gesetzlich verankert wird?
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Beitrag von nina777 »

20.09.2014

Syphilis eindämmen mit Aufklärung: Wirksamer als Penicillin?

Syphilis ist neben Deutschland auch in den USA wieder auf dem Vormarsch. Um die Krankheit einzudämmen, soll vor allem eine gezielte Aufklärung hilfreich sein.


Dass die Präventionsarbeit einen besonderen Stellenwert bei der Eindämmung von Syphilis haben könnte, darauf weisen die Forscher Ben Althouse und Laurent Hébert-Dufresne in einem Arbeitspapier hin, das im britischen Fachmagazin "Journal of the Royal Society Interface" veröffentlich wurde. Den Forschern zufolge könnte eine gezielte Aufklärung bei der Bekämpfung der Geschlechtskrankheit deutlich erfolgreicher sein, als eine medikamentöse Therapie.

Penicillin ist wichtigstes Therapeutikum

Um Syphilis auszumerzen, sei Althouse zufolge momentan die Behandlung mit Penicillin der wichtigste Ansatz. Die Geschlechtskrankheit kann dadurch vor allem im Frühstadium erfolgreich behandelt werden. Um zu verhindern, dass die Erkrankung unbemerkt bleibt und so weitergegeben wird, werden beispielsweise Screenings angeboten. Althouse und Hébert-Dufresne sind aber davon überzeugt, dass Aufklärung zur rechten Zeit noch effektiver sein könnte.

Zu diesem Schluss kamen die beiden Wissenschaftler, indem sie die Zyklen, in denen Syphilis-Infektionen seit den frühen 1960er Jahren aufgetreten sind, genauer unter die Lupe nahmen. Denn Phasen mit einer hohen Infektionsrate wechselten sich seitdem mehrfach mit Phasen ab, in denen die Zahl der Erkrankungen deutlich zurückging. In der Vergangenheit hatte die Forschung angenommen, dass Immunität dafür verantwortlich war. "Der Gedanke war, dass eine Epidemie ausbricht, Menschen anschließend immun werden und die Infektionsrate sinkt", erklärt Althouse. Aber es gibt wenig valide Hinweise darauf, dass die Immunität gegenüber Syphilis tatsächlich langlebig genug ist, um für eine länger andauernde Abnahme der Infektionsrate verantwortlich zu sein.

Syphilis eindämmen: Ist Aufklärung erfolgreicher?

Vielmehr gehen Althouse und Hébert-Dufresne davon aus, dass die Schwankungen bei den Infektionszahlen im menschlichen Sozialverhalten begründet liegen. Es sei üblich, dass sich die Krankheit zunächst schnell verbreite. Sobald aber erste Krankheitsfälle bekannt würden, würden mit den Betroffenen vermieden, was zu einem Rückgang der Infektionen führe. "Man kann eine Dynamik in der Krankheitsentwicklung beobachten, die lediglich durch den Wechsel der Partner zu erklären ist - die Abwendung von Menschen, die offensichtlich krank sind und die Hinwendung zu Menschen, die es nicht sind", betont Althouse.
Deshalb haben die Forscher ein Modell entwickelt, das bei der Aufklärung ansetzen soll, um die Syphilis einzudämmen. Ob es wirklich wirksam ist, wird sich in der Zukunft zeigen.

http://www.fem.com/liebe-lust/news/syph ... penicillin
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Beitrag von nina777 »

8.12.2014

Syphilis auf dem Vormarsch

Kiel - Die Übertragung von Syphilis erfolgt meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Vor allem die Anzahl der an Syphilis erkrankten Männer steigt an

Die Zahl der Syphilis-Infektionen in Deutschland steigt. Waren es 2009 noch rund 3 000 gemeldete Fälle, verzeichnete das Robert Koch-Institut 2013 bereits mehr als 5 000 Meldungen der Geschlechtskrankheit. Internisten warnen: Syphilis kann tödlich enden. Besonders tückisch ist, dass eine Syphilis-Infektion anfangs oft unbemerkt verläuft. Häufig erkennen Betroffene und auch Ärzte sie erst viele Jahre nach der Ansteckung. Angesichts der steigenden Zahlen rät die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) zu erhöhter Aufmerksamkeit für das Krankheitsbild. Bei früher Diagnose lässt sie sich wirksam behandeln, ohne bereits schwere bleibende Schäden verursacht zu haben. Die Übertragung von Syphilis erfolgt meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Während die Infektionsrate bei Frauen seit Jahren gleichbleibend niedrig ist, steigt die Anzahl der an Syphilis erkrankten Männer derzeit an. An der Eintrittsstelle des Erregers bildet sich nach neun bis neunzig Tagen zunächst ein schmerzloses Geschwür, der sogenannte harte Schanker.

Er heilt auch unbehandelt innerhalb von zwei Wochen von selbst ab. Der Primäraffekt der Syphilis bleibt häufig unbemerkt, sagt Professor Ulrich Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel. Nur ein Drittel der Syphilisfälle werde im ersten Stadium entdeckt. Etwa sieben bis acht Wochen später haben sich die Syphiliserreger im Körper ausgebreitet. Auf der Haut bildet sich Ausschlag, häufig am Rumpf, Handflächen und Fußsohlen. Eine Syphilis kann in diesem Stadium ohne Behandlung von selbst ausheilen. Bei gesunden Menschen gelingt es dem Immunsystem in etwa dreißig Prozent der Fälle, die Erreger vollständig zu beseitigen, erklärt Fölsch. Es vergehen Jahre bis Jahrzehnte, bis sie in ihr drittes Stadium eintritt. Auf der Haut erscheinen dann Knoten oder Flecken, später bilden sich Geschwüre. Noch im Spätstadium beseitigt eine zweiwöchige Penicillinbehandlung die Bakterien, im Frühstadium wird die Infektion durch eine einmalige intramuskuläre Injektion geheilt. Einmal aufgetretene Schäden an den Blutgefäßen oder im Nervensystem bleiben aber bestehen. Deshalb ist es wichtig, dass die Erkrankung frühzeitig erkannt wird, warnt der Experte. Menschen, die erste Anzeichen einer Syphilis-Infektion an sich beobachten, müssen deshalb einen Arzt aufsuchen.

http://umwelt-panorama.de/news.php?newsid=254263
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Beitrag von Doris67 »

Man sollte hinzufügen, daß Syphilis, wie auch andere STI, die Übertragung von HIV erleichtert. Und auch wesentlich ansteckender ist als HIV.
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nina777
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Beitrag von nina777 »

8.1.2015

Syphilis in Deutschland auf dem Vormarsch

Die Anzahl der Syphilis-Infektionen nimmt seit Beginn dieses Jahrzehnts offensichtlich wieder zu. Die Geschlechtskrankheit verläuft oft unbemerkt, häufig wird sie von Betroffenen und auch von Ärzten erst viele Jahre nach der Ansteckung erkannt. Internisten mahnen zu höherer Aufmerksamkeit.


Nachdem die Syphilis-Infektionen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten nur noch vereinzelt auftraten, nimmt ihre Anzahl seit Anfang dieses Jahrzehnts wieder zu - von rund 3.000 gemeldeten Fällen 2009 auf über 5.000 im Jahr 2013, so das Robert-Koch-Institut.

Die Geschlechtskrankheit verläuft zunächst oft unbemerkt. Die Gefahr: Unbehandelt kann sie tödlich enden. Bei früher Diagnose allerdings lässt sie sich wirksam behandeln, ohne Schäden zu hinterlassen. Daher rät die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) Betroffenen wie Ärzten zu erhöhter Aufmerksamkeit für das Krankheitsbild.

Erstes Anzeichen: "harter Schanker"

Die Übertragung der Syphilis erfolgt meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. 9 bis 90 Tage nach einer Infektion bildet sich an der Eintrittsstelle des Erregers, des Bakteriums Treponema pallidum, ein schmerzloses Geschwür, der sogenannte harte Schanker. Dieser heilt innerhalb von zwei Wochen von selbst aus und bleibt daher oft unbemerkt. In diesem ersten Stadium wird lediglich ein Drittel der Syphilisfälle diagnostiziert.

Zweites Stadium: Hautausschlag

Sieben bis acht Wochen später haben sich die Bakterien im Körper ausgebreitet. Auf der Haut - häufig an Rumpf, Handflächen und Fußsohlen - bildet sich dann ein Ausschlag. In diesem Stadium heilt die Syphilis bei gesunden Menschen in 30 Prozent der Fälle vollständig aus. Ist jedoch die Immunabwehr geschwächt - beispielsweise durch eine HIV-Infektion -, schreitet die Erkrankung meist fort.

Drittes Stadium: Geschwüre an Haut und inneren Organen

Jahre oder gar Jahrzehnte nach der Infektion erscheinen auf der Haut Knoten und Flecken, später bilden sich Geschwüre. Eine eindeutige Diagnose bringt hier aber häufig erst die Analyse einer Hautprobe. Denn die Syphilis kann die Gestalt vieler Erkrankungen annehmen, weshalb sie früher auch als Chamäleon der Medizin bezeichnet wurde.

In der Spätphase beschränkt sich die Geschwürbildung nicht mehr ausschließlich auf die Haut. Die Blutgefäße können schwer geschädigt werden. So kann ein durch die Infektion ausgelöstes Aneurysma jederzeit platzen und damit einen plötzlichen Tod auslösen. Auch Schäden an Herzklappen und Gehirn sind mögliche Folgen der Syphilis.

Penizillin hilft sogar noch im Spätstadium

Syphilis, an der in früheren Jahrhunderten unzählige Menschen starben, kann heute gut behandelt werden. Noch im Spätstadium beseitigt eine zweiwöchige Behandlung mit Penizillin die Bakterien. Bereits eingetretene Schädigungen der Blutgefäße oder des Nervensystems bleiben jedoch bestehen. Daher ist es wichtig, dass die Erkrankung frühzeitig erkannt wird. Die Infektion ist dann nach einer einmaligen intramuskulären Penizillin-Injektion geheilt. Bei ersten Anzeichen, die den Verdacht einer Syphilis-Infektion aufkommen lassen, sollten Betroffene daher einen Arzt aufsuchen. Und auch Ärzte sollten angesichts der vermehrten Verbreitung der Infektion bei entsprechenden Symptomen an diese Geschlechtskrankheit denken, empfiehlt die DGIM.

http://www.sv-lex.de/aktuelles/nachrich ... a9a027376c
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