"Deckel"- Gesundheitsausweis der Prostituierten

Abgesehen vom Fehlen der nötigen Hilfsinstitutionen für Sexworker findet hier auch alles Platz, was ihr an bestehenden Einrichtungen auszusetzen habt oder loben wollt
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Lady Katarina
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Beitrag von Lady Katarina »

Hi Ihr,

zu GDotS:
Von Lady Katharina würde mich interessieren, woher sie ihr wissen besitzt, daß die staatsanwaltschaft bei anonymen anzeigen das rotlicht betreffend untätig bleibt.

Das habe ich so nie gesagt - bitte genau lesen, dann posten und fragen!

Gern nehme ich noch Stellung später, war auch jetzt einige Tage nicht wirklich da, drum keine Stellungnahmen.

Lieben Gruß
Katarina

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Tommy
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Re: Gute Menschen die sehr viel wissen

Beitrag von Tommy »

Hallo GDotS,

Zitat :
Ich frag mich dann, ist dies eine subtile methode der poster um diese ängste weiter zu schüren oder nur unwissenheit von den realitäten.

Ängste Schüren ist, glaube ich, niemandes Absicht hier.
Es ist aber leider so, dass Leut', die in bester Absicht Sachverhalte zur Anzeige bringen, häufig selber ordentlich in die Bredouille geraten, wenn mangels Beweisen keine Straftat nachzuweisen ist.
Die Gegenklage auf Rufschädigung, Denunziation etc. folgt nicht selten auf dem Fuß.
Sind es betroffene Mädchen, die sich an die Polizei wenden, hat dies bekanntlich zuweilen Krankenhausaufenthalte oder schwere Repressalien zur Folge. Sie finden nur schwer Arbeit, können keine Bildinserate mehr schalten und oft bleibt nur der Weg in ein anderes Bundesland oder überhaupt ins Ausland.
Kein Wunder also, dass nur selten Übergriffe zur Anzeige kommen.

Zitat:
Es ist durchaus legitim, daß ermittlungsbehörden nach beweisen fragen würden sie dies nicht tun wäre dies verantwortungslos da dem denunziantentum tür und tor geöffnet wird.

Selbstverständlich! So sollte es zumindest sein.
Die Kehrseite der Medaille sieht nämlich leider so aus, dass selbst ein verurteilter Straftäter Dich vom Häf'n aus beliebig anzeigen und Dir z.B. die Steuerfahndung auf den Hals hetzen kann, ganz egal, ob Du unbescholten, bzw. einschlägig aktenkundig bist oder nicht.
Die Mühlen von Legislative und Exekutive mahlen in der Praxis bei weitem nicht so, wie der blauäugige Otto Normalverbraucher es sich vorstellt. Insoferne kann ich auch aus eigener (bitterer) Erfahrung jedem nur raten, sich wohl zu überlegen, wen und was man warum zur Anzeige bringt!

Zitat:
Ich kann mir vorstellen, wenn bekannt ist um welchen besitzer es sich handelt und wann diese aktionen stattgefunden haben, daß es möglich sein muß nachzuvollziehen was abgelaufen ist und es wird auch sicherlich eine einheit bei der exekutive geben, die, falls so eine aktion bevorsteht im vorfeld schon erhebungen durchführen kann und entsprechendes beweismaterial sammelt.

Ich bin gerne bereit, dem zuständigen Ressort (BIA) entsprechende Hinweise zu liefern, werde mich aber hüten, Anzeige zu erstatten.

Zitat:
Und wenn die situation wirklich so aussichtslos ist, dann frage ich mich, warum man diesen lokalbesitzer bez. dessen lokale nicht in diesem Forum namhaft macht damit zumindest potentielle opfer vor ihm gewarnt sind.

Das meinst' aber ned im Ernst, oder ???
Wie sollten die dort arbeitenden Slowakinnen, Bulgarinnen, Ungarinnen etc. solcherart gewarnt werden? Die meisten dieser Mädchen kennen das Internet maximal vom Hörensagen.
Und : Die Beweisnot würde eine Namensnennung tatsächlich gleichbedeutend mit Denunziation machen.


Zitat:
Es macht sich nicht nur der schuldig, der einen nichtschwimmer ins wasser wirft, jemand der beim ertrinken zuschaut handelt noch viel niederträchtiger.

Das ist schon richtig. Nur ist dem Ertrinkenden wenig geholfen, wenn der großmütige Retter bei seinem Versuch selbst absäuft.
Du schmeißt Dich ja auch nicht in eine abgehende Lawine, um Verschüttete zu bergen, sondern wirst unter Wahrung Deiner eigenen Sicherheit aktiv, sobald die Lawine zum Stillstand gekommen ist.
Prävention halte ich allemal für sinnvoller.
Im übertragenen Sinne : Wie gesagt, einen Beitrag durch zweckdienliche Hinweise kann ich mir unter Wahrung meiner persönlichen Sicherheit sehr gut vorstellen.


Zitat:
Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendein personalbüro etwas davon erfährt, wenn eine frau als prostituierte gearbeitet hat.

Hmm, nun ja, wenn alles glatt geht im Werdegang der Betreffenden, dann höchstwahrscheinlich nicht. Ich bezog mich allerdings auf etwaige Gerichtsverhandlungen, wo Anwälte die Vergangenheit der Klienten der Gegenseite sehr wohl durchleuchten und selten zögern, Schmutzwäsche zu waschen.
Außerdem : Wie jedermann weiß, ist die Welt sehr, sehr klein.
Kaum eine Prostituierte kann von sich sagen, dass ihr nach Niederlegung des "Gewerbes" niemals wieder ein ehemaliger Gast begegnete. Taucht ein Verdachtsmoment auf und die Mitarbeiterin war ehemals registriert, dann ist das eruierbar. War sie's nicht, dann hat sich der Betreffende eben "geirrt"...

Zitat:
Daß frauen vor ihren partnern angst haben bei ihreer nebentätigkeit ertappt zu werden nur weil sie den deckel haben kann ich auch nicht ganz glauben. Wenn sich die frau die zeit für diesen job und und das alibi organisieren kann, dann wird es ihr auch möglich sein eine grüne karte entsprechend zu verbergen - ganz so blöd ist frau auch wieder nict wie hier gerne dargestellt.

Hat nix mit Blödheit zu tun, sondern mit begründeten Ängsten.
Der Zufall ist uns nicht immer freundlich gesinnt. :002
Die Karte ist nun mal ein zwingender Beweis. Aus anderen Verdachtsmomenten kann sie sich ggf. mit etwas Geschick rausschwindeln.

Zitat:
Und so richtig arm auch nicht, denn es ist die minderheit die wirklich dem zwang ausgesetzt ist sich zu prostituieren.

Ja, stimmt, eine Minderheit.
Für meinen Geschmack ist aber auch diese Minderheit zu groß.
Dieses Ideal wird kaum zu verwirklichen sein, aber Ziel soll sein, Zwangsprostitution gänzlich zu unterbinden.

LG, Tommy

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Lovara
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Beitrag von Lovara »

hallo alle zusammen!

ich finde das @GdotS's posting so schlecht ned is.

der gesunde menschenverstand regt natürlich an diese, unsere, postings zu hinterfragen. ein wenig zweifel an der richtigkeit aufkommen zulassen, liegt in der natur des menschen. is bei mir und bei fast jeden, ned viel anders. fast, deswegen, weil es sicher menschen gibt, denen kannst alles erzählen und die glauben sogar das du selbst mit eigenen händen "da vinci" die hand geschüttelt hast.

man sollte jedoch schon unterscheiden ob man sich in einem forum befindet welches sich nur mit erfahrungsberichten über,
"die geile oide von da siebener stiagn" odgl. befindet oder in einem, in dem es über erfahrungsaustausch unter sexworkern geht.

die mit den erfahrungsberichten über besagte "oide....." gibts wie sand am meer. das eine ist besser das andere ned so. in dem einen wirst nur gefakte berichte lesen, die dann notgedrungen zu einer hinterfragung zwingen, das andere versucht objektiv zu bleiben und solche fake postings auszuschließen. geht ned immer.

nur i glaub, nachdem ich jetzt doch schon einiges gelesen habe und mich zu einigen postings hinreißen habe lassen, dieses forum gehört zu keiner der beiden oben beschriebenen.

deine skepsis in ehren, aber was meine person betrifft, für die anderen kann und werde ich nicht sprechen, kannst du und des geht ganz leicht, jede von mir getätigte aussage überprüfen.

i bin kein universalgenie, ich kann zwar handwerklich sehr viel, aber als genie, würde ich mich nicht bezeichnen.
ausser wen es um die aussage geht, "nur ein genie beherscht das chaos", und diese auf meinen schreibtisch und meine werkstätte bezogen ist, ja dann, dann bin ich ein genie.
lg LOVARA
es gibt nur wenige, die es ehrlich meinen

Heinrich
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"Deckel" - Gesundheitsausweis der Prostituierten

Beitrag von Heinrich »

Hallo Gemeinde,

kurz zurück zum eigentlichen Thema: "Deckel" - Gesundheitsausweis der Prostituierten.

Es ist in meinen Augen schon eine ziemliche Zumutung, dass sich eine Sexarbeiterin wöchentlich zur Untersuchung vorstellen muss, zumal die Untersuchung, wie ich anderen Beiträgen entnommen habe, etwas schikanös und entwürdigend abläuft.

Bei uns in Deutschland sind die Pflichtuntersuchungen, die nicht in allen Bundesländern gleich streng gehandhabt wurden und die es, wenn ich recht weiß, in Hamburg überhaupt nicht gab, seit 1.1.2001 abgeschafft. Eine Sexarbeiterin kann sich aber vom Gesundheitsamt – wie jeder/jede andere – freiwillig und anonym untersuchen lassen. Eine Registrierung von Sexarbeiterinnen gibt es nicht.

Da die allgemeinen gesellschaftlichen Verhältnisse und die Bedingungen für die Sexarbeit in Österreich und Deutschland sehr ähnlich sind, drängt sich die Frage auf, ob sich aus der Abschaffung der Pflichtuntersuchungen in Deutschland negative Konsequenzen hinsichtlich des gesundheitlichen Status der Sexarbeiterinnen und ihrer Kundschaft ergeben. Man sollte diesbezüglich einmal beobachten, wie sich die staatlichen Statistiken zur Ausbreitung von Infektionskrankheiten in beiden Ländern entwickeln. Sollte es sich herausstellen, dass die Abschaffung der Pflichtuntersuchungen in Deutschland keine negativen Folgen hat, was ich vermute, könnten diese Untersuchungen auch in Österreich entfallen.

Große Bedenken habe ich gegen eine Registrierung von Sexarbeiterinnen. Eine Registrierung bedeutet für eine Sexarbeiterin lediglich, dass sie – zumindest in den Augen von Moralaposteln – gewissermaßen "gebrandmarkt" ist. Irgendeinen anderen Nutzen hat eine Registrierung nicht. Umgekehrt wird diejenige Sexarbeiterin, die sich entgegen dem Gesetz nicht registrieren lässt, erpressbar. Die Pflicht zur Registrierung und einige andere gesetzliche Beschränkungen für Sexarbeiterinnen (z. B. das Werbeverbot, wie wir es in Deutschland haben, oder besondere gesetzliche Zugriffsrechte der Polizei) sind der eigentliche Grund dafür, dass es ein „Rotlichtmilieu“ gibt. Würde man die Sexarbeit gesetzlich ganz freigeben wie andere Berufe, ginge es den Sexarbeiterinnen wesentlich besser – auch finanziell. Das ist meine Meinung zu diesem Thema!

Es gibt übrigens zu der Problematik der gesetzlichen Restriktionen der Sexarbeit eine interessante wissenschaftliche Arbeit: Richard Reichel, Karin Topper; Prostitution: der verkannte Wirtschaftsfaktor. Zu finden unter diesem Link:

http://www.gkpn.de/reichel_topper.pdf

Solltet ihr einmal lesen. Auch wenn sich die Arbeit auf die Situation in Deutschland bezieht, hat sie im Prinzip genauso Gültigkeit für Österreich.

Liebe Grüße
Heinrich

m_au
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Eigennutz und ähnliches

Beitrag von m_au »

zu GDotS

Genau jene Kommentare sind es die uns zum nachdenken bringen warum wir das überhaupt machen. Und wahrscheinlich sind es ja auch Menschen, wleche die hilfsbedürftigen davon abhalten die Hilfe anzunehmen. Weil: Es kann ja immer nur Eigennutz dahinterstecken, dass jemand das wirklich als HILFE machen will können sich diese Menschen gar nicht vorstellen.
Wir möchten gar nicht wissen was in einem Leben alles passieren muß um so verbittert zu werden und so schlecht über alle anderen Menschen zu denken.

BITTE versucht positiv den anderen Menschen zu begegnen und ihr werdet Positives erleben, das wird wie ein neues Leben für euch sein!!!
Zuletzt geändert von m_au am 11.07.2005, 17:41, insgesamt 1-mal geändert.

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Tommy
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Re: Eigennutz und ähnliches

Beitrag von Tommy »

m_au hat geschrieben:BITTE versucht positiv den anderen Menschen zu begegnen und ihr werdet positives erleben...
Hallo m_au,

Ich glaube, dass der Großteil von uns den Mitmenschen a priori offen und unvoreingenommen begegnet, - solange zumindest, bis man das x. Mal auf die Schnauze gefallen ist...
Was uns mißtrauisch macht, sind zumeist Erfahrungswerte.
Sicherlich ergötzt sich kaum wer daran, alles und jeden im Vorhinein zu verunglimpfen, aber gebrannte Kinder werden mit der Zeit eben vorsichtiger und insbesondere dann hellhörig, wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein.
Aber Dein Appell ist zweifellos berechtigt, denn es soll in jedem Fall erstrebenswert bleiben, an das Gute im Nächsten zu glauben, ich kann ich Dir darin nur beipflichten. Auch wenn man ganz bestimmt nicht NUR Positives erfährt...
Tut gut, mal wieder daran erinnert worden zu sein! :rolleyes1

LG, Tommy