Jahresfachtagung bufaS - Forum Sexarbeit 2012 Bochum
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Jahresfachtagung bufaS - Forum Sexarbeit 2012 Bochum
Liebe KollegInnen und Kollegen, liebe Interessierte!
anbei findet ihr die Einladung zur diesjährigen bufaS-Fachtagung vom 13.-15. November in Bochum.
Voraus geht der Sex Worker Only Day am 12. November, den ich kürzlich hier
bekannt gemacht habe.
Für Fragen, Wünsche, sonstiges kann man mich gerne per Mail unter femweb@hotmail.de kontaktieren.
allen einen schönen August!
gruss
Ariane
anbei findet ihr die Einladung zur diesjährigen bufaS-Fachtagung vom 13.-15. November in Bochum.
Voraus geht der Sex Worker Only Day am 12. November, den ich kürzlich hier
bekannt gemacht habe.
Für Fragen, Wünsche, sonstiges kann man mich gerne per Mail unter femweb@hotmail.de kontaktieren.
allen einen schönen August!
gruss
Ariane
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- Einladung Fachtagung 2012.pdf
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- PlatinStern
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RE: Jahresfachtagung bufaS - Forum Sexarbeit 2012 Bochum
Hier noch eine Auswahl an Hotels für Besucherinnen und Besucher der Fachtagung.
Wer von den TeilnehmerInnen des Sex Worker Only Days - SWOD ebenfalls an der Fachtagung teilnehmen möchte und die Unterkunft arrangieren möchte, dazu gibt es in der Einladung zum SWOD einen separaten Hinweis.
beste Grüsse
Ariane
Wer von den TeilnehmerInnen des Sex Worker Only Days - SWOD ebenfalls an der Fachtagung teilnehmen möchte und die Unterkunft arrangieren möchte, dazu gibt es in der Einladung zum SWOD einen separaten Hinweis.
beste Grüsse
Ariane

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Position von Sexarbeitern an FT Prostitution
Ein sehr engagiertes Programm mit tollen Referent_innen.
Sehr gut finde ich es, dass es den Tagesordnungspunkt gibt:

Vorbild SRB - Self-Regulatory Board
Ein Weg zur Bekämpfung von Menschenhandel und Prostitution Minderjähriger.
Sehr gut finde ich es, dass es den Tagesordnungspunkt gibt:
- "Statement der Sexarbeiterinnen
Hydra e.V., Karolina Leppert; Beirat bufaS"
- Sexworker wünschen bzw. fordern:
- Unterstützung zur SW Selbstorganisation.
Wir Sexworker müssen oranisatorisch in die Lage versetzt werden, für unsere Angelegenheiten selbst sprechen zu können, ohne dass Sozialarbeiter-Hilfsorganisationen, Polizeibeamte... das für uns übernehmen.
Es braucht dazu in den Sexarbeitsbetrieben und auf den unterschiedlichen übergeordneten Ebenen der Sexarbeitsregulierung (Bordell - Rotlichtviertel - Kommune - RegBez. - Bundesland - Bund) Sexarbeiter_innen-Gremien, die demokratische Rechte haben (Anhörungsrecht, (Mit-)Entscheidungsrecht). Bsp. SRB und Affirmative Action Policy = Sexworker Selbstermächtigungs Strategie - S³.
Sexarbeiter-Interessenvertreter_innen müssen materiell ausgestattet bzw. freigestellt sein, diese (anspruchsvolle) Arbeit auch leisten zu können. Sie brauchen dazu Büroinfrastruktur, Etatmittel, Erwachsenenfortbildung, Stellen, Zukunftsperspektive, Hoffnung. Das öffentliche Allgemeinwesen darf nicht nur zuschauen und erwarten, dass Sexarbeiterinnen sich auf der Straße, dem Strich selbst organisieren (neben oder zwischen all den fordernden Kunden oder anderen profithungrigen Prostitutionsorganisatoren), um auf höchstem Niveau im Prostitutions-Reglementierungsdiskurs auf Augenhöhe partizipieren zu können. So eine "bürgerliche Gleichbehandlung" kommt m.E. einer Sexworker-Ungleichbehandlung und Exklusion gleich. - Quotenregelung
Sexworker Berufs- und Lebenserfahrung muß ausreichen und gleichwertig sein zu in wenigen Semestern angelernter akademischen Sozial-arbeiter/pädagogen-Qualifikation, wenn es um Stellen in der von der Hurenbewegung selbst erkämpften Sozialberatungs-Infrastruktur für Prostituierte geht. Entgegen den bisherigen haushaltsrechlichen Beschränkungen müssen Wege freigemacht werden, dass in Zukunft Sexarbeiter_innen und Ex-Sexarbeiterinnen bei STD-Stellen, Hilfseinrichtungen und Verbänden, die sich mit den Themen der Prostitution maßgeblich befassen, als feste Mitarbeiter_innen einestellt werden. Das wäre ein politisches Signal auch in dem Sinne, dass die Politik und Gesellschaft es mit Ausstiegshilfen für Sexarbeiterinnen wirklich ernst nimmt. - Fortentwicklung des ProstG
Konsequente Entstigmatisierung und Entkriminalisierung nach den Vorbildern und Erfahrungen von Neuseeland 2003 und NSW-Australien 1995 ... - Sexworker Menschenrechte Diskurs auf allen Ebenen
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=122242#122242
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=122446#122446 - Sexworker selbstverwaltete Kooperativen nach dem Vorbild von USHA ("raising star")
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=88957#88957 - ...

Vorbild SRB - Self-Regulatory Board
Ein Weg zur Bekämpfung von Menschenhandel und Prostitution Minderjähriger.
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Auch wenn Deine Wünsche und Forderungen noch so gut gemeint sind, eine akademische Ausbildung ist in allen Berufszweigen höher angesehen als Lebenserfahrung.
Deine Erwartungshaltung steht in einem reziproken Verhältnis zu unserer
gesellschaftlichen Gegenward.
Liebe Grüße Anita
Deine Erwartungshaltung steht in einem reziproken Verhältnis zu unserer
gesellschaftlichen Gegenward.
Liebe Grüße Anita
Nur durch die Hoffnung bleibt alles bereit, immer wieder neu zu beginnen.
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- PlatinStern
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Hallo!
Morgen im Laufe des Tages läuft die Frist für die Anmeldung im Tagungshaus ab, was die Reservierung der Übernachtung anlässlich des Sex Worker Only Days am 12. November betrifft und das bedeutet die Übernahme für Logis, Verpflegung vor Ort und Reisekosten.
Siehe dazu der Eingangstext in diesem Thread weiter oben und der Link zur Einladung zum SWOD 2012.
Es sind noch einige wenige Plätze übrig und ich möchte garantieren, dass möglichst die Zahl von 30 Teilnehmern, die wir unterbringen können, ausgeschöpft wird.
Bei Interesse schreibt mir bitte schnell eine Email an die angegebene Adressen im Einladungstext.
Selbstverständlich besteht für Kurzentschlossene die Möglichkeit der Teilnahme, auch hier benötigen wir eine persönliche Anmeldung. Ich kann im Oktober und November dann eben keine Übernahme der Reisekosten garantieren. Da ich das Budget im Auge haben muss, kann ich nur soviel sagen, das bei Absagen bereits getätigter Reservierungen wir die Mittel (inkl. Übernachtung) entsprechend auf Interessierte umverteilen, die später dazu kommen.
Der Ort wird nicht veröffentlicht und nur den angemeldeten Personen mitgeteilt. Daher auch im Fall der kurzfristigen Anmeldung in den nächsten Wochen bitte an mich persönlich wenden.
Herzliche Grüsse
Ariane
Morgen im Laufe des Tages läuft die Frist für die Anmeldung im Tagungshaus ab, was die Reservierung der Übernachtung anlässlich des Sex Worker Only Days am 12. November betrifft und das bedeutet die Übernahme für Logis, Verpflegung vor Ort und Reisekosten.
Siehe dazu der Eingangstext in diesem Thread weiter oben und der Link zur Einladung zum SWOD 2012.
Es sind noch einige wenige Plätze übrig und ich möchte garantieren, dass möglichst die Zahl von 30 Teilnehmern, die wir unterbringen können, ausgeschöpft wird.
Bei Interesse schreibt mir bitte schnell eine Email an die angegebene Adressen im Einladungstext.
Selbstverständlich besteht für Kurzentschlossene die Möglichkeit der Teilnahme, auch hier benötigen wir eine persönliche Anmeldung. Ich kann im Oktober und November dann eben keine Übernahme der Reisekosten garantieren. Da ich das Budget im Auge haben muss, kann ich nur soviel sagen, das bei Absagen bereits getätigter Reservierungen wir die Mittel (inkl. Übernachtung) entsprechend auf Interessierte umverteilen, die später dazu kommen.
Der Ort wird nicht veröffentlicht und nur den angemeldeten Personen mitgeteilt. Daher auch im Fall der kurzfristigen Anmeldung in den nächsten Wochen bitte an mich persönlich wenden.
Herzliche Grüsse
Ariane
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SW Action-Kit
Dank der geglückten Finanzierungshilfe und der unermüdlichen Arbeit der Organisatorinnen werden dieses Jahr mal richtig viele Sexworker teilnehmen. Wir alle dürfen uns freuen, welchen Schub dies der Sexworker-Bewegung und Vernetzung geben wird.
Hier ein Action-Kit der Sexworkerinteressen-Selbstvertretung www.scarletAlliance.org.au in Sydney (NSW, wo nur (Ex-)Sexworker als Mitarbeiter_innen im SW-Dachverband angestellt werden;). Sie stehen vor ähnlichen Problemen wie vielerorts: Prostitutionsgesetze sollen bzw. werden in Zeiten der Weltwirtschaftskrise II. fast überall verschärft (Sexworker und Prostituton als Sündenbock in Griechenland, Österreich, Niederlande, Australien, ... Deutschland?!)
Sexworker Action Kit gegen Regulierung und SW Registrierung
PDF: www.sexworker.at/phpBB2/download.php?id=1104 (English) 
mehr unter Länderberichte Australien:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=124856#124856
In BO und F kann besprochen werden, mit welchen Strategien wir in Deutschland weitermachen und wie ein entsprechender Aktions-Kit für Sexworker in Deutschland ausschaut...
Siehe auch unsere Eingabe an die UNO
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=18187#18187
Hier ein Action-Kit der Sexworkerinteressen-Selbstvertretung www.scarletAlliance.org.au in Sydney (NSW, wo nur (Ex-)Sexworker als Mitarbeiter_innen im SW-Dachverband angestellt werden;). Sie stehen vor ähnlichen Problemen wie vielerorts: Prostitutionsgesetze sollen bzw. werden in Zeiten der Weltwirtschaftskrise II. fast überall verschärft (Sexworker und Prostituton als Sündenbock in Griechenland, Österreich, Niederlande, Australien, ... Deutschland?!)
Sexworker Action Kit gegen Regulierung und SW Registrierung


mehr unter Länderberichte Australien:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=124856#124856
In BO und F kann besprochen werden, mit welchen Strategien wir in Deutschland weitermachen und wie ein entsprechender Aktions-Kit für Sexworker in Deutschland ausschaut...
Siehe auch unsere Eingabe an die UNO
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RE: Jahresfachtagung bufaS - Forum Sexarbeit 2012 Bochum
Willkommen in Europa?
Zehn Jahre nach Inkrafttreten des Prostitutionsgesetzes:
In Bochum erörterten Expertinnen und Betroffene drei Tage lang die Lage von Sexarbeiterinnen in Deutschland
Wie kann ein Gesetz scheitern, das gar nicht richtig umgesetzt wurde?«, sagt Sexarbeiterin Lilian auf die Frage, ob das »Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten« (-ProstG) deren Lage verbessert habe. 2002 trat es in Kraft, anläßlich des zehnjährigen Bestehens wird derzeit vielerorts über seine Folgen oder eben über deren Ausbleiben diskutiert. So auch diese Woche in Bochum, wo vom 13. bis 15. November eine Tagung des Bündnisses der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (bufaS) zum Thema stattfand, ausgerichtet von Madonna e.V., einer in der Ruhrgebietsstadt ansässigen Beratungsstelle für Prostituierte. Unterstützt wurde die Konferenz von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt, vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA). Der Tagungstitel »SexarbeiterInnen willkommen in Europa?!« war Programm und offene Frage zugleich.
Eine juristische Einschätzung der Gesetzeslage in Deutschland lieferte Margarete Gräfin von Galen, Fachanwältin für Strafrecht. »Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander«, so die Juristin. Zwar sei es als positiv zu bewerten, daß durch die Einführung des »ungeheuer kleinen Gesetzes« die Prostitution nicht mehr als sittenwidrig gilt. »Doch was folgt daraus? Nicht viel«, so von Galens ernüchternde Antwort.
Lilian kritisierte, daß das Gesetz beim Gesundheitsministerium falsch angesiedelt sei. Schließlich handele es sich bei Prostitution um ein Gewerbe, darum müsse das Arbeitsministerium zuständig für die Rechtslage sein. Dies war nur eine ihrer gut durchdachten Forderungen, die sie im Namen des Berliner Prostituiertenvereins »Hydra« verlas. Hydra wurde bereits 1980 gegründet und ist damit die älteste »autonome Hurenorganisation« in Deutschland. »Wir fordern, unseren Beruf anzuerkennen!«, so Lilian. Es könne nicht sein, daß Huren keine Anerkennung ihres Gewerbes erfahren, aber seit zehn Jahren Gewerbesteuer zahlen müssen. »Kaum ein Betrieb wird so stark reglementiert wie unserer«, fügte sie hinzu.
Daß sie das vollkommen realistisch einschätzt, machten auch Referierende aus mehreren deutschen Städten klar, ebenso wie die Vortragenden aus den Niederlanden, Frankreich, Österreich und der Schweiz. Die Rechtsprechung tendiert in den Nachbarländern oftmals zum schwedischen Modell: Die Kunden werden bestraft, die Arbeitsbedingungen der Frauen sind schlecht, sie können ihre Rechte kaum einfordern. Vor allem in Frankreich sind die gesetzlichen Regelungen darauf ausgerichtet, die Prostitution abzuschaffen. Das deutsche Gesetz gilt französischen Beraterinnen und Sexarbeiterinnen als Vorbild.
In allen westeuropäischen Ländern konstatieren Fachleute im Zuge der EU-Osterweiterung seit 2007 eine zunehmende Immigration von Prostituierten insbesondere aus Bulgarien und Rumänien. Die Wahrnehmung von Arbeitsmöglichkeiten durch Menschen aus den ärmeren Mitgliedsstaaten in den reicheren, also auch durch Prostituierte sei »legitim, stellt aber neue Herausforderungen an alle«, sagte die Gastgeberin der Tagung, Mechthild Eickel von Madonna e.V. Das Berufsbild der Sexarbeiterin habe sich durch die Osterweiterung verändert. Dies stelle jedoch keine Bedrohung für die im Gewerbe tätigen Frauen dar. Lilian ergänzte: »Unser Kampf muß international geführt werden, wir brauchen alle Rechte – weltweit!«
Der Schlüssel für eine Verbesserung der rechtlichen Situation der Prostituierten sei eine »sozialethische Debatte«, eine Wandlung des gesellschaftlichen Urteils über diese Dienstleistungen, so Anwältin von Galen. Eickel plädierte für ein gemeinsames Auftreten von Huren und Beratungsstellen. Schließlich sei Prostitution »ein Wirtschaftszweig«. Zudem müßten Migrantinnen, deren Anteil an der Branche schon immer hoch gewesen sei, stärker in die Lobbyarbeit eingebunden werden.
Starke Kritik wurde auf der Tagung an den Medien geübt. Diese würden sich vor allem auf die negativen Aspekte der Sexarbeit konzentrieren, deren Vielschichtigkeit nicht darstellen und zum Teil gar Unwahrheiten verbreiten. Vor allem in der Boulevardpresse würde fast nur Zwangsprostitution thematisiert und verallgemeinert.
Bei den Sexarbeiterinnen war eine Wut zu spüren, die mehr als verständlich ist. Ariane, Sexarbeiterin und Beirätin bei bufaS brachte es auf den Punkt: »Wir erfüllen eine Sündenbockfunktion. Alle profitieren von uns – Kunden und Bordellbetreiber. Aber wir haben am Ende keine Rechte.« Daß Sexarbeit weltweit entkriminalisiert wird und die Frauen und auch Männer der Branche endlich die Anerkennung bekommen, die sie für ihre gesellschaftlich höchst wichtige Arbeit verdienen, blieb die wichtigste Forderung in Bochum.
http://www.jungewelt.de/2012/11-16/006.php
Zehn Jahre nach Inkrafttreten des Prostitutionsgesetzes:
In Bochum erörterten Expertinnen und Betroffene drei Tage lang die Lage von Sexarbeiterinnen in Deutschland
Wie kann ein Gesetz scheitern, das gar nicht richtig umgesetzt wurde?«, sagt Sexarbeiterin Lilian auf die Frage, ob das »Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten« (-ProstG) deren Lage verbessert habe. 2002 trat es in Kraft, anläßlich des zehnjährigen Bestehens wird derzeit vielerorts über seine Folgen oder eben über deren Ausbleiben diskutiert. So auch diese Woche in Bochum, wo vom 13. bis 15. November eine Tagung des Bündnisses der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (bufaS) zum Thema stattfand, ausgerichtet von Madonna e.V., einer in der Ruhrgebietsstadt ansässigen Beratungsstelle für Prostituierte. Unterstützt wurde die Konferenz von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt, vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA). Der Tagungstitel »SexarbeiterInnen willkommen in Europa?!« war Programm und offene Frage zugleich.
Eine juristische Einschätzung der Gesetzeslage in Deutschland lieferte Margarete Gräfin von Galen, Fachanwältin für Strafrecht. »Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander«, so die Juristin. Zwar sei es als positiv zu bewerten, daß durch die Einführung des »ungeheuer kleinen Gesetzes« die Prostitution nicht mehr als sittenwidrig gilt. »Doch was folgt daraus? Nicht viel«, so von Galens ernüchternde Antwort.
Lilian kritisierte, daß das Gesetz beim Gesundheitsministerium falsch angesiedelt sei. Schließlich handele es sich bei Prostitution um ein Gewerbe, darum müsse das Arbeitsministerium zuständig für die Rechtslage sein. Dies war nur eine ihrer gut durchdachten Forderungen, die sie im Namen des Berliner Prostituiertenvereins »Hydra« verlas. Hydra wurde bereits 1980 gegründet und ist damit die älteste »autonome Hurenorganisation« in Deutschland. »Wir fordern, unseren Beruf anzuerkennen!«, so Lilian. Es könne nicht sein, daß Huren keine Anerkennung ihres Gewerbes erfahren, aber seit zehn Jahren Gewerbesteuer zahlen müssen. »Kaum ein Betrieb wird so stark reglementiert wie unserer«, fügte sie hinzu.
Daß sie das vollkommen realistisch einschätzt, machten auch Referierende aus mehreren deutschen Städten klar, ebenso wie die Vortragenden aus den Niederlanden, Frankreich, Österreich und der Schweiz. Die Rechtsprechung tendiert in den Nachbarländern oftmals zum schwedischen Modell: Die Kunden werden bestraft, die Arbeitsbedingungen der Frauen sind schlecht, sie können ihre Rechte kaum einfordern. Vor allem in Frankreich sind die gesetzlichen Regelungen darauf ausgerichtet, die Prostitution abzuschaffen. Das deutsche Gesetz gilt französischen Beraterinnen und Sexarbeiterinnen als Vorbild.
In allen westeuropäischen Ländern konstatieren Fachleute im Zuge der EU-Osterweiterung seit 2007 eine zunehmende Immigration von Prostituierten insbesondere aus Bulgarien und Rumänien. Die Wahrnehmung von Arbeitsmöglichkeiten durch Menschen aus den ärmeren Mitgliedsstaaten in den reicheren, also auch durch Prostituierte sei »legitim, stellt aber neue Herausforderungen an alle«, sagte die Gastgeberin der Tagung, Mechthild Eickel von Madonna e.V. Das Berufsbild der Sexarbeiterin habe sich durch die Osterweiterung verändert. Dies stelle jedoch keine Bedrohung für die im Gewerbe tätigen Frauen dar. Lilian ergänzte: »Unser Kampf muß international geführt werden, wir brauchen alle Rechte – weltweit!«
Der Schlüssel für eine Verbesserung der rechtlichen Situation der Prostituierten sei eine »sozialethische Debatte«, eine Wandlung des gesellschaftlichen Urteils über diese Dienstleistungen, so Anwältin von Galen. Eickel plädierte für ein gemeinsames Auftreten von Huren und Beratungsstellen. Schließlich sei Prostitution »ein Wirtschaftszweig«. Zudem müßten Migrantinnen, deren Anteil an der Branche schon immer hoch gewesen sei, stärker in die Lobbyarbeit eingebunden werden.
Starke Kritik wurde auf der Tagung an den Medien geübt. Diese würden sich vor allem auf die negativen Aspekte der Sexarbeit konzentrieren, deren Vielschichtigkeit nicht darstellen und zum Teil gar Unwahrheiten verbreiten. Vor allem in der Boulevardpresse würde fast nur Zwangsprostitution thematisiert und verallgemeinert.
Bei den Sexarbeiterinnen war eine Wut zu spüren, die mehr als verständlich ist. Ariane, Sexarbeiterin und Beirätin bei bufaS brachte es auf den Punkt: »Wir erfüllen eine Sündenbockfunktion. Alle profitieren von uns – Kunden und Bordellbetreiber. Aber wir haben am Ende keine Rechte.« Daß Sexarbeit weltweit entkriminalisiert wird und die Frauen und auch Männer der Branche endlich die Anerkennung bekommen, die sie für ihre gesellschaftlich höchst wichtige Arbeit verdienen, blieb die wichtigste Forderung in Bochum.
http://www.jungewelt.de/2012/11-16/006.php
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Fakten und Infos über Prostitution
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RE: Jahresfachtagung bufaS - Forum Sexarbeit 2012 Bochum
Prostitution akzeptieren und entkriminalisieren
Bochum. Madonna e. V. empfing Beratungsstellen für Prostituierte aus ganz Deutschland und Nachbarländern. Das „Forum Sexarbeit“ diskutierte aktuelle Probleme und Herausforderungen in der Sexarbeit. Deutsches Prostitutionsgesetz steht auf dem Prüfstand.
Noch immer haftet der Prostitution ein Image an, dass mit der Wirklichkeit des Milieus nur wenig zu tun hat . Das war ein Ergebnis auf der Jahresfachtagung des Bündnisses der Beratungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (bufas).
Von Dienstag bis Donnerstag referierten und diskutierten die insgesamt rund 100 Gäste im Jahrhundert Haus. Gastgeber war die Bochumer Beratungsstelle „Madonna“.
Prostitutionsgesetz aus 2002 legalisiert Gewerbe
Auch die Wirkung des deutschen Prostitutionsgesetzes stand dabei zur Diskussion. Das Gesetz aus 2002 legalisiert das Gewerbe, so dass es nicht mehr als sittenwidrig gilt. „Auf Bundesratsebene gibt es Bestrebungen, die besagen, das Prostitutionsgesetz habe nichts gebracht“, erläuterte Claudia Fischer-Czech von dem Projekt „DIWA“ in Berlin. Der Vorwurf der Kritiker laute: Das Gesetz habe zu Menschenhandel geführt, erläuterte sie. Diese Aussage entspringe allerdings lediglich einem Gefühl und keiner Kenntnis der Sachlage, so ihr Standpunkt. Ausgangspunkt der Diskussion ist die Erweiterung der EU durch Bulgarien und Rumänien in 2007. Sie habe zu einem Zuwachs der Prostituierten aus diesen Ländern geführt. „Das heißt allerdings nicht, dass es sich dabei um Frauen handelt, die unter Zwang in dem Gewerbe arbeiten, sondern um Frauen, die hier kaum eine andere Arbeit finden würden“, argumentierte Fischer-Czech.
Klare Trennung von Prostitution und Menschenhandel
Wichtig war den Referenten, darunter auch die Geschäftsführerin von Madonna, Mechthild Eickel, die klare Trennung von Prostitution und Menschenhandel. Das eine habe mit dem anderen nur im Ausnahmefall etwas zu tun. „Seit 1998 arbeite ich bei Madonna und habe erst zweimal Fälle von Gewalt erlebt“, schildert sie. Um die Situation von legalen Prostituierten zu verbessern und illegales Anschaffen zu verhindern, sei es kontraproduktiv, das Gewerbe schärfer zu kontrollieren, äußerte auch Jan Visser aus Amsterdam. Seit 2000 ist die Prostitution dort legal, doch auch dort gab es Tendenzen, das Gewerbe wieder stärker zu reglementieren. „Wenn sich etwa alle Prostituierten registrieren lassen müssen, wird ein Zuhälter sie auch dazu zwingen, dies zu tun“, sagte er. Konsens war: Nur die breite Akzeptanz und Entkriminalisierung der Sexarbeit z. B. durch gewerkschaftliche und amtliche Rechte könnten die Situation verbessern.
http://www.derwesten.de/staedte/bochum/ ... 96966.html
Bochum. Madonna e. V. empfing Beratungsstellen für Prostituierte aus ganz Deutschland und Nachbarländern. Das „Forum Sexarbeit“ diskutierte aktuelle Probleme und Herausforderungen in der Sexarbeit. Deutsches Prostitutionsgesetz steht auf dem Prüfstand.
Noch immer haftet der Prostitution ein Image an, dass mit der Wirklichkeit des Milieus nur wenig zu tun hat . Das war ein Ergebnis auf der Jahresfachtagung des Bündnisses der Beratungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (bufas).
Von Dienstag bis Donnerstag referierten und diskutierten die insgesamt rund 100 Gäste im Jahrhundert Haus. Gastgeber war die Bochumer Beratungsstelle „Madonna“.
Prostitutionsgesetz aus 2002 legalisiert Gewerbe
Auch die Wirkung des deutschen Prostitutionsgesetzes stand dabei zur Diskussion. Das Gesetz aus 2002 legalisiert das Gewerbe, so dass es nicht mehr als sittenwidrig gilt. „Auf Bundesratsebene gibt es Bestrebungen, die besagen, das Prostitutionsgesetz habe nichts gebracht“, erläuterte Claudia Fischer-Czech von dem Projekt „DIWA“ in Berlin. Der Vorwurf der Kritiker laute: Das Gesetz habe zu Menschenhandel geführt, erläuterte sie. Diese Aussage entspringe allerdings lediglich einem Gefühl und keiner Kenntnis der Sachlage, so ihr Standpunkt. Ausgangspunkt der Diskussion ist die Erweiterung der EU durch Bulgarien und Rumänien in 2007. Sie habe zu einem Zuwachs der Prostituierten aus diesen Ländern geführt. „Das heißt allerdings nicht, dass es sich dabei um Frauen handelt, die unter Zwang in dem Gewerbe arbeiten, sondern um Frauen, die hier kaum eine andere Arbeit finden würden“, argumentierte Fischer-Czech.
Klare Trennung von Prostitution und Menschenhandel
Wichtig war den Referenten, darunter auch die Geschäftsführerin von Madonna, Mechthild Eickel, die klare Trennung von Prostitution und Menschenhandel. Das eine habe mit dem anderen nur im Ausnahmefall etwas zu tun. „Seit 1998 arbeite ich bei Madonna und habe erst zweimal Fälle von Gewalt erlebt“, schildert sie. Um die Situation von legalen Prostituierten zu verbessern und illegales Anschaffen zu verhindern, sei es kontraproduktiv, das Gewerbe schärfer zu kontrollieren, äußerte auch Jan Visser aus Amsterdam. Seit 2000 ist die Prostitution dort legal, doch auch dort gab es Tendenzen, das Gewerbe wieder stärker zu reglementieren. „Wenn sich etwa alle Prostituierten registrieren lassen müssen, wird ein Zuhälter sie auch dazu zwingen, dies zu tun“, sagte er. Konsens war: Nur die breite Akzeptanz und Entkriminalisierung der Sexarbeit z. B. durch gewerkschaftliche und amtliche Rechte könnten die Situation verbessern.
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Noch eine Frage zum BUFAS e.V.?
Aus welchem Jahr genau stammt der Hurengesetzentwurf, der auf der Website einzusehen st? Handelt es sich um jenen Entwurf aus den 80er Jahren (ich meine daher stammte einer der ersten!?) und gibt es Bestrebungen, einen aktuellen Entwurf mit Bezügen zum Bauplanungsrecht vorzulegen...?
Danke sagt Kasharius der hofft, keine peinlichen Fragen gestellt zu haben.
Aus welchem Jahr genau stammt der Hurengesetzentwurf, der auf der Website einzusehen st? Handelt es sich um jenen Entwurf aus den 80er Jahren (ich meine daher stammte einer der ersten!?) und gibt es Bestrebungen, einen aktuellen Entwurf mit Bezügen zum Bauplanungsrecht vorzulegen...?
Danke sagt Kasharius der hofft, keine peinlichen Fragen gestellt zu haben.
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RE: Jahresfachtagung bufaS - Forum Sexarbeit 2012 Bochum
höchstens wenn du es für mich peinlich findest, dass ich diese fragen nicht beantworten kann.
sorry .....
lieben gruß, annainga
sorry .....
lieben gruß, annainga
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Protokoll der Fachtagung 2012 in Bochum
Jetzt liegen die Protokolle vor und können auf der Homepage von Madonna e.V. Bochum heruntergeladen werden.
Dort auch das Protokoll vom Sex Worker Only Day 2012.
Traurig aber wahr ist, dass auf der Fachtagung selbst nur 2 Sexworker bereit waren teilzunehmen und öffentlich ihre Stimme für die Sexworker zu erheben und uns zu repräsentieren und auf Mißstände mit unseren Augen und unserem Praxiswissen kompetent hinzuweisen.
Das war die letzten Jahre immer so. Ich kenne es nicht anders. Es zeigt dass das ganze Konzept der Interessenvertretung der Sexworker durch die Beratungsstellen und in ihrem Dachverband www.bufas.net (oder auch durch Runde Tische einberufen von der Politik) irgendwie und immernoch grundsätzlich falsch ist und erneuert gehört.
Es ist in meiner Rückschau eine enorme Überforderung für ehrenamtliche / pro-bono arbeitende Aktivisten in extremer Minderzahl auch nur annäherned etwas wie Repräsentanz oder Stellvertretungsfunktion oder auch Präsenz, die nicht gleich wieder übersehen werden kann, leisten zu können. Auch wenn Sexworkerinteressen-Selbstvertretung natürlich als gewünscht erklärt wird und so inszeniert wird (abgesehen von kirchlichen Verlautbarungen mancher Träger). Aber solange es nicht mit Rechten und angemessener Mittelausstattung und damit Zukunftsperspektiven (Hoffnungen für Menschen) einhergeht, ist und bleibt das alles nur eine Farce! Und es hat eine fatale prekarisierende Signalfunktion auf alle Sexworker da draußen im Lande, die somit zwischen den Zeilen der Protokolle lernen können, dass sie sich tunlichst heraushalten weil dieser Bereich ihrer Arbeit d.h. der Metadiskurs über Sexwork bzw. die Interessenvertretung gegenüber entscheidenden Stellen und der Öffentlichkeit ihnen abgenommen wird vom akademischen Personal der Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, pensionierten Sittendezernatsleitern, Universitätsforschern, Bertungsstellenleiterinnen, Rechtsanwältinnen und Bordellbetreiberverbandssprechern... die statt der Sexworker wortgewaltig und mit endlosen Powerpointpunkten über Prostitution in Deutschland debattieren (mit der sie aber sämtlich und sonders allenfalls indirekt oder im weiteren Sinne befaßt sind).
Die Dummen sind wir wenigen Aktivisten und Idealisten, die wir zweitweise glaubten etwas zugunsten der Sache der Sexworker in der Sexarbeit und bezüglich ihrer Stelle in der Gesellschaft verändern zu können, dabei aber ausbrennen (diesmal nicht SWBO;-), weil wir strukturell am Erfolg behindert sind (in den meisten Fällen und somit auch auf lange Sicht betrachtet).
Das ist das sog. Nachhaltigkeitsproblem Sexwork. Man könnte es auch der sog. "Falle Prostitution" hinzurechnen.
Was es also braucht sind regelmäßige, längerfristige, konstruktive Diskussionen zwischen möglichst vielen Sexworkern und bisherigen und zukünftigen Aktivisten, um neue Lösungsansätze finden zu können.
- wie erreichen wir viele Sexworker?
- was brauchen Sexworker, um für eigene Belange aktiv zu werden?
- wie werden wir eine starke Bewegung?
- wie tragen wir unsere Positionen unmißverständlich in die Öffentlichkeit?
- wie finanzieren wir professionelle Interessenvertretung?
Nur dann kann ein ambitioniertes Projekt der Sexworkerinteressen-Selbstvertretung wie der neu zu gründende Bundesverband www.sexwork-deutschland.de auf lange Sicht gelingen.
Hier im Sexworker Forum, wo bisher alle Details und Tabus ausdiskutiert und erarbeitet wurden, hat es bisher noch keiner gewagt zu solchen strategischen Fragen eine Diskussion zu starten (auch nicht im SW-only Bereich).
Dort auch das Protokoll vom Sex Worker Only Day 2012.
Traurig aber wahr ist, dass auf der Fachtagung selbst nur 2 Sexworker bereit waren teilzunehmen und öffentlich ihre Stimme für die Sexworker zu erheben und uns zu repräsentieren und auf Mißstände mit unseren Augen und unserem Praxiswissen kompetent hinzuweisen.
Das war die letzten Jahre immer so. Ich kenne es nicht anders. Es zeigt dass das ganze Konzept der Interessenvertretung der Sexworker durch die Beratungsstellen und in ihrem Dachverband www.bufas.net (oder auch durch Runde Tische einberufen von der Politik) irgendwie und immernoch grundsätzlich falsch ist und erneuert gehört.
Es ist in meiner Rückschau eine enorme Überforderung für ehrenamtliche / pro-bono arbeitende Aktivisten in extremer Minderzahl auch nur annäherned etwas wie Repräsentanz oder Stellvertretungsfunktion oder auch Präsenz, die nicht gleich wieder übersehen werden kann, leisten zu können. Auch wenn Sexworkerinteressen-Selbstvertretung natürlich als gewünscht erklärt wird und so inszeniert wird (abgesehen von kirchlichen Verlautbarungen mancher Träger). Aber solange es nicht mit Rechten und angemessener Mittelausstattung und damit Zukunftsperspektiven (Hoffnungen für Menschen) einhergeht, ist und bleibt das alles nur eine Farce! Und es hat eine fatale prekarisierende Signalfunktion auf alle Sexworker da draußen im Lande, die somit zwischen den Zeilen der Protokolle lernen können, dass sie sich tunlichst heraushalten weil dieser Bereich ihrer Arbeit d.h. der Metadiskurs über Sexwork bzw. die Interessenvertretung gegenüber entscheidenden Stellen und der Öffentlichkeit ihnen abgenommen wird vom akademischen Personal der Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, pensionierten Sittendezernatsleitern, Universitätsforschern, Bertungsstellenleiterinnen, Rechtsanwältinnen und Bordellbetreiberverbandssprechern... die statt der Sexworker wortgewaltig und mit endlosen Powerpointpunkten über Prostitution in Deutschland debattieren (mit der sie aber sämtlich und sonders allenfalls indirekt oder im weiteren Sinne befaßt sind).
Die Dummen sind wir wenigen Aktivisten und Idealisten, die wir zweitweise glaubten etwas zugunsten der Sache der Sexworker in der Sexarbeit und bezüglich ihrer Stelle in der Gesellschaft verändern zu können, dabei aber ausbrennen (diesmal nicht SWBO;-), weil wir strukturell am Erfolg behindert sind (in den meisten Fällen und somit auch auf lange Sicht betrachtet).
Das ist das sog. Nachhaltigkeitsproblem Sexwork. Man könnte es auch der sog. "Falle Prostitution" hinzurechnen.
Was es also braucht sind regelmäßige, längerfristige, konstruktive Diskussionen zwischen möglichst vielen Sexworkern und bisherigen und zukünftigen Aktivisten, um neue Lösungsansätze finden zu können.
- wie erreichen wir viele Sexworker?
- was brauchen Sexworker, um für eigene Belange aktiv zu werden?
- wie werden wir eine starke Bewegung?
- wie tragen wir unsere Positionen unmißverständlich in die Öffentlichkeit?
- wie finanzieren wir professionelle Interessenvertretung?
Nur dann kann ein ambitioniertes Projekt der Sexworkerinteressen-Selbstvertretung wie der neu zu gründende Bundesverband www.sexwork-deutschland.de auf lange Sicht gelingen.
Hier im Sexworker Forum, wo bisher alle Details und Tabus ausdiskutiert und erarbeitet wurden, hat es bisher noch keiner gewagt zu solchen strategischen Fragen eine Diskussion zu starten (auch nicht im SW-only Bereich).
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Re: Protokoll der Fachtagung 2012 in Bochum

Absolut, ich bin überzeugt, dass dort hervorragende Arbeit geleistet wird.Marc of Frankfurt hat geschrieben:... ein ambitioniertes Projekt der Sexworkerinteressen-Selbstvertretung wie der neu zu gründende Bundesverband www.sexwork-deutschland.de ...
Was hast du, Marc, denn an dieser Arbeitsgemeinschaft auszusetzen, so dass du bedauerst, dass wir deren Aufgaben nicht hier im Forum parallel bearbeiten? Oder war
anders gemeint, habe ich da etwas falsch verstanden?Marc of Frankfurt hat geschrieben:Hier im Sexworker Forum, wo bisher alle Details und Tabus ausdiskutiert und erarbeitet wurden, hat es bisher noch keiner gewagt zu solchen strategischen Fragen eine Diskussion zu starten (auch nicht im SW-only Bereich).

wird es bezüglich unseres Forum's nicht geben, und wer diesbezüglich Diskussionen starten will ist keineswegs wagemutig, sondern schlichtweg realitätsfern.Marc of Frankfurt hat geschrieben:- wie finanzieren wir professionelle Interessenvertretung?
Jeder der diesbezüglich Interesse hat kann bei sexwork-deutschland.de mitarbeiten (oder ihnen Geld spenden

Liebe Grüße, Aoife
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'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
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Wir sind in der Mobilisierungs- und Vernetzungsphase Erst nach dem Treffen kann über Struktur und politische Forderung mehr berichtet werden.
Jetzt ist es noch zu verfrüht. Erst muss klarheit, dann Einheit, dann Öffentlichkeit.
Und das passiert nicht von heute auf morgen. Da sind viele Grundsatzdiskussionen von face to face nötig.
Aber ich bin fest der Überzeugung, das es gelingen wird, eine starke Sexworker-Interessenverteung in Deutschland auf die Beine zu stellen.
@Aoife
Danke für deine Worte.
Liebe Grüße,Fraences
Jetzt ist es noch zu verfrüht. Erst muss klarheit, dann Einheit, dann Öffentlichkeit.
Und das passiert nicht von heute auf morgen. Da sind viele Grundsatzdiskussionen von face to face nötig.
Aber ich bin fest der Überzeugung, das es gelingen wird, eine starke Sexworker-Interessenverteung in Deutschland auf die Beine zu stellen.
@Aoife
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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@Marc
Reines Anspruchdenken hat die Welt nie verändert.
Reine Kritik an die Wirklichkeit auch nicht.
Die Welt zum Besseren gewandelt, haben immer nur die Handelnden.
Ansonsten finde ich deine Anmerkungen haben durchaus ihren theoretischen Wert, der praktisch umgesetzt werden kann.
Schauen wir mal wie weit wir kommen bis 2014.
@Kasharius
Vielen Dank für deine Unterstützung.
Liebe Grüße, Fraences
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Reine Kritik an die Wirklichkeit auch nicht.
Die Welt zum Besseren gewandelt, haben immer nur die Handelnden.
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Schauen wir mal wie weit wir kommen bis 2014.
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Dem stimme ich völlig zu - nur halte ich den Versuch für unangemessen, die Tatsache dass das nicht bei uns sondern bei sexwork-deutschland.de passiert suggestiv mit mangelndem Mut in Verbindung bringen zu wollen.fraences hat geschrieben:Ansonsten finde ich deine Anmerkungen haben durchaus ihren theoretischen Wert, der praktisch umgesetzt werden kann.
Gerade wenn es uns um die Sache geht sollten wir uns über jeden freuen, der diese Sache vorwärtsbringt - und nicht in engstirnigem Narzißmus glauben alles vom Wert müsste hier im Forum passieren.
Liebe Grüße, Aoife
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