STUTTGART: Leonhardsviertel Debatte

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
Benutzeravatar
bettyboop
wissend
wissend
Beiträge: 287
Registriert: 08.12.2011, 09:52
Wohnort: Freiburg i. Br.
Ich bin: Keine Angabe

STUTTGART: Leonhardsviertel Debatte

Beitrag von bettyboop »

Stuttgarts sündige Meile ist nur 100 Meter lang. Dass sie zerfällt, weiß inzwischen jeder. Gerne wird darüber geschrieben. Doch meist ist der Blick auf das Leonhardsviertel sozialromantisch verklärt oder von einem angenehmen Schauder begleitet, wie so oft, wenn es um Prostitution geht. Dabei ist das Geschäft knallhart: Zuhälter und Hausbesitzer machen das große Geld, und die Prostituierten kommen unter die Räder. Ein Blick hinter die Kulissen aus Sicht der Frauen....


http://www.kontextwochenzeitung.de/news ... k-fleisch/
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?

Benutzeravatar
bettyboop
wissend
wissend
Beiträge: 287
Registriert: 08.12.2011, 09:52
Wohnort: Freiburg i. Br.
Ich bin: Keine Angabe

RE: STUTTGART: Leonhardsviertel Debatte

Beitrag von bettyboop »

Lust- und Frust-Steuer

Dass es im Stuttgarter Rotlichtviertel brodelt, ist kein Geheimnis. Seit Langem beschweren sich Bewohner und Gewerbetreibende über wachsende Gewalt, illegale Puffs und den damit einhergehenden Verfall des Leonhardsviertels. Daran ist die Stadt nicht unschuldig. Schließlich hat sie vor einigen Jahren selbst Häuser verkauft, in denen sich jetzt Bordelle befinden. Nun soll eine Vergnügungssteuer helfen.


http://www.kontextwochenzeitung.de/no_c ... ]=leonhard
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?

Benutzeravatar
bettyboop
wissend
wissend
Beiträge: 287
Registriert: 08.12.2011, 09:52
Wohnort: Freiburg i. Br.
Ich bin: Keine Angabe

RE: STUTTGART: Leonhardsviertel Debatte

Beitrag von bettyboop »

Formalien fürs Rotlichtviertel S-Mitte - Jede andere "Aufhebung der Satzung über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebiets" taugte gewiss als Beispiel, warum Zuhörerreihen in kommunalpolitischen Sitzungen leer bleiben. Diese nicht. Freie Plätze sind rar im Saal, in dem der Bezirksbeirat Mitte an diesem Abend tagt. Das Publikum ist so vielfältig wie das Großstadtleben: Die Vertreter der Kirche sind da, als letzter schaltet der Abgesandete der Hells Angels standesgemäß in Klubkutte, sein Mobiltelefon aus. Der Intendant der Philharmoniker ist zu Gast und der eine oder andere, der in jedem anderen Viertel ein gewöhnlicher Hausbesitzer wäre, in diesem ist er eine Kuriosität. Es geht ums Leonhardsviertel, den Rotlichtbezirk. Der ist seit 15 Jahren offizielles Sanierungsgebiet. Hausbesitzer, die modernisieren, hatten ein Recht auf Zuschüsse. Damit ist faktisch längst Schluss, denn der Etat ist verbraucht. Damit soll bald auch amtsoffiziell Schluss sein. Das ist der formale Anlass der Sitzung. Ob die Ziele des Förderprogramms erreicht sind, ist umstritten. Aus Sicht der Stadtverwaltung sind sie erreicht, sagt Werner Geilsdörfer vom Stadtplanungsamt. Er zählt die Häuser auf, die saniert wurden. Anders herum gesehen wäre eine Liste der Häuser, die nicht saniert wurden, deutlich länger.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i ... 1ca5d.html
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Re: RE: STUTTGART: Leonhardsviertel Debatte

Beitrag von ehemaliger_User »

          Bild[quote="bettyboop"]Lust- und Frust-Steuer

Vollständiger Artikel auch hier:

viewtopic.php?p=109727#109727

Oder "Ein Stück Fleisch" viewtopic.php?p=113930#113930
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Benutzeravatar
bettyboop
wissend
wissend
Beiträge: 287
Registriert: 08.12.2011, 09:52
Wohnort: Freiburg i. Br.
Ich bin: Keine Angabe

RE: STUTTGART: Leonhardsviertel Debatte

Beitrag von bettyboop »

@ ehemaliger_User & Mods

dann bitte ich um Verzeihung/Verschiebung, wenn das hier falsch platziert ist, oder sich wiederholt. Alle meine Links zum Thema sind Original und funktioniern. Nur Mods können hier ganze Artikel-Texte reinstellen. Nicht-Mods sind Text- Begrenzt. (was ich vorher nicht wüsste) So kann ich nur Exerpen wiedergeben.

..aber vielleicht hätte ich dann "...mehr hier lesen." dazu geschrieben, wenn ich das vorher wüsste. Ich lese aber selbst viel lieber Original-Media, dann weiß ich ob ich diese Pressestelle traue oder ob das ganze nur Polit-Hype ist. Ich kommentiere auch nichts. Jeder sollte sich seiner eigene Meinung bilden und deswegen poste ich auch von Frechheiten in die Media um Dialog/Nachdenken zu ermöglichen.

Trocken kopierten, ganze Texten, die hier zwischenzeitlich das Forum fullen, sind in MHO nicht sonderlich Leserfreundlich und kommen nicht wirklich gut an.

Sexworker:

Wir sind Sexworker, vergessen? Wir loggen nicht hier ein um Romanen zu lesen. Auch nicht unbedingt um 1000 Statistik über uns zu lesen, denn wir sind in die Menge immer statistisch unbegreifbar. Solange ihr mehr als 3-6 Jahren brauchen, eine Theorie oder Statistik über uns zu schreiben braucht, wird das nichts. Wir sind schon längst in diese Zeit was und woanders.

Info-Häppchen um Appetit zu wecken ist Gut. Wer es nicht schmeckt geht bzw. klickt weiter, weil in Internet will man keiner Hauptmahlzeit zu sich nehmen, sondern kurz und knapp bescheid wissen um was es überhaupt geht.

Traut uns bitte etwas mehr zu, aber bitte nicht das was ihr nur über Zweit-Dritt-Viert-Stelle, selber kennen. Bevormundung können wir uns selber.

Quote ehemaliger_User "Vollständiger Artikel auch hier:

War aber nicht dort, sondern eine Wiederholung meine Link hier! Schwachsinn so was als Vollständiger Artikel zu benennen, oder?

Ich denke er liest genau so wenig zu viel, wie wir. ;-)
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Betty die ganzen Texte werden zu Dokumentationszwecken hier eingestellt. Manche Links zu Zeitungen etc. funktionieren nur eine bestimmte Zeit und dann ist der Zugriff auf den Text verloren. Hast Du einen Vorschlag, wie wir beiden Belange (Appetithäppchen und Dokumentation) unter einen Hut bringen können?
Bitte verstehe meine Ergänzungen nicht als Kritik an Dir! Ist doch absolut in Ordnung, eine Diskussion über das Leonhardsviertel anzufangen.

Für Leser, die Stuttgart nicht kennen:
Das Leonhardsviertel ist ein typisches Beispiel der Gentrifizierung - willkommenes Betätigungsfeld für Immobilienhaie. Von den einheimischen "Städtle" genannt, als Ausweichquartier in den 70er-Jahren entstanden als das ursprüngliche "Städtle", eine Ansammlung von "Bretterbuden" auf der anderen Seite der Hauptstätter Strasse, dem Schwabenzentrum weichen musste.

Das Stuttgarter Rotlichtviertel ist mehr ein "Viertele". Und es sind weniger die dort lebenden Menschen, die hier auf die Grüne Bezirksvorsteherin Kienzle Druck ausüben sondern alteingesessene Betreiber und Immobilienbesitzer, denen die Zunahme der Elendsprostitution ein Dorn im Auge ist.

Dieser Artikel gibt die Situation gut wieder:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 38765.html

Leonhardsviertel
Pleiten, Pech und Prostitution
Marc Schieferecke, 07.06.2012 07:00 Uhr

(Das mit den Anhängen funktioniert nur begrenzt weil der Speicherplatz pro User begrenzt ist)
Dateianhänge
Pleiten, Pech und Prostitution.pdf
(128.16 KiB) 392-mal heruntergeladen
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Re: lange Texte

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hier ist das Haupt-Thema Stuttgart und BW

viewtopic.php?t=2463 !!!




__

Meines Wissens kann jedeR ganze Texte einstellen. Lange Texte werden jedoch in der Vorschau nicht ganz angezeigt und man kann sie daher dann nur editieren, NACHDEM man sie gepostet hat.

Oder aber man macht sich die Mühe die fremde Textkopie erst in einem Text-Editor (z.B. "Editor" oder "Notepad++") vorzubereiten, bevor man sie ins Forum kopiert.





Ja, lange Textwüsten sind in dem Anzeigeformat hier im Forum sehr abschreckend. Daher sollten lange Texte immer aufgelockert werden z.B.
- große Absätze (5 x Zeilenumbruch)
- Liste [ list ] [ * ]... [ * ]... [ /list ]

Hervorhebungen:
- Fett / bold [ b ]
- Marker [ highlight=yellow ] [ /highlight ]
- Bilder / image [ img ]
- Video [ youtube ]
- Link www. oder [ url="http..." ]
- Zitat-Kasten [ quote ] oder [ quote="Name" ]
- Tabelle
(alle Tags oder Marken immer mit Anfang und Endmarke funktionieren natürlich nur OHNE die Leerzeichen in den eckigen Klammern)
:007





Ich finde lange Texte und auch ausländische/fremdsprachliche Texte wichtig, weil sie der Dokumentation dienen und auch von der Suchmaschine indiziert werden, so dass wir sie wiederfinden können, wenn wir sie in späteren Diskussionen oder politischen Auseinandersetzungen als Beweis und Argument brauchen. Das ist ein Teil der Arbeit als Interessenvertretung und NGO.

Richtig ist, dass solcher Informations-Overflow viele Sexworker zunächst abschreckt. Deshalb haben wir unterschiedliche Bereiche und Themen, wo sich die Sexworker aussuchen, wo sie sich aufhalten können...

Wir müssen die Philosophie und Nutzungs-Tipps den Neuen nur in regelmäßigen Abständen immer mal wieder zeigen und sie mit persönlichen Antworten oder Fragen hier in unsere Welt einführen, wenn wir als Community funktionieren und wachsen wollen...
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 05.03.2013, 15:13, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
bettyboop
wissend
wissend
Beiträge: 287
Registriert: 08.12.2011, 09:52
Wohnort: Freiburg i. Br.
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von bettyboop »

Sorry, ich war etwas Harsch. Ich entschüldige mich und trotzdem haben wir es hier mit Internet-Media zu tun. Links verschwinden in Internet, Daten aber nicht.

So manche Beiträgen hier verschlägt mich schon gewaltig zum weiter-klick-Täter, obwohl ich es sehr gerne gelesen hätte und Marc seine Tabelle sind auch nicht bei mir unsonst gepostet und gelesen worden. Ich lese gern und viel, selektiere aber knadenlos.
Wer mich nicht innerhalb 3 Sätze überzeugt hat weiter zu lesen, hat kein Argument. Wiedergeben von Argumenten, Meinungen etc. ist zwar informativ, aber letzendlich Presse. Die kann ich auch selber googlen.

Ist schwierig und wird es auch bleiben...ich weiß nur, dass ich viel lieber eigene Meinungen/Erfahrungen lese, als Presse Berichten.
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Ein interessanter Beitrag von Joe Bauer, Kolummnist de "Stuttgarter Nachrichten"
http://www.flaneursalon.de/de/depeschen ... l=20121110

KERNSEIFE

Als ich neulich wieder mal gefragt wurde, ob ich als Stadtspaziergänger einen „Lieblingsplatz“ hätte, sagte ich: Nordbahnhof. Kaum hatte ich den Mund zugemacht, dachte ich: Falsch! Der Nordbahnhof ist ein schöner Ausflugsort mit einer urbanen Backsteinhauskulisse, wie man sie nicht oft (und womöglich nicht mehr lange) findet in der Stadt. Mein wahrer Lieblingsplatz aber ist die Altstadt, das Leonhardsviertel. Ein Verweilort, für den Alltag gemacht, zentral gelegen, ein Startplatz zum Herumgehen, Tratschen, Nichtstun.

Auf dem Weg vom Charlottenplatz ins Leonhardsviertel kurz zum Seifen-Lenz in der Esslinger Straße, Bohnenviertel. Nicht ganz neu der Laden, 1785 als Seifensiederei gegründet. Bin mir nicht sicher, ob ich Kernseife brauche, für alle Fälle habe ich mir welche geholt beim Lenz. Sie riecht nach Leben und Altstadt, wo es früher außer Seifensiedern auch Scherenschleifer und Kesselflicker gab. Und Typen, die man als solche beschimpfte. Die Kesselflicker von heute nennen sich Stadtplaner.

Das Leonhardsviertel beginnt nach der Pfarrstraße, wo mal das Pfarrhaus der Leonhardskirche stand. Die Leute haben vergessen, dass die Altstadt im Herzen der Stadt liegt. Das Herz hat man zersägt. Statt einer Lebensader haben wir eine Verkehrskrampfader: die Hauptstätter Straße, eine weithin bekannte Schande des Städtebaus.

Es ist, wie es ist. Im Gustav-Siegle-Haus, gerade hundert Jahre alt geworden, hat am Abend der Bix-Jazzclub geöffnet, die Bühne im Erdgeschoss, die Bar im ersten Stock. Bevor die Subkultur des Rotlichtmilieus, dieser eigene Planet mit seiner eigenen Sprache, vor die Hunde ging, hätte man in diesem mondänen Laden einen Gangster mit Gentleman-Manieren vermutet. Einen Boss im Maßanzug, wie im Film.

Ein Rest gesunder Banditen-Luft lässt sich heute etwas weiter südlich atmen, in Peter „Oskar“ Müllers Uhu-Bar im Erdgeschoss des traditionsreichen Bordells, Leonhardstraße. Hinter dem Sieglehaus der Brunnenwirt mit seinem legendären Imbiss an der Straße und seiner reellen Hausmannskost im Innern der Wirtschaft. Nebenan das Plattencafé Ratzer, wo es außer CDs und Vinyl-Scheiben auch Kaffee und Kuchen gibt. Ganz in der Nähe die Kiste, der kleine Live-Laden für große Talente.

Es wäre ein Kinderspiel, im Leonhardsviertel einen erregenden Rundkurs für Stadtläufer anzulegen. Gegenüber vom Uhu die gehobene Küche der Weinstube Fröhlich, um die Ecke Heinrich Huths Jakobstube für leicht Angezählte. In diesem Barockhaus, Jakobstraße 6, wurde 1807 der Dichter, Historiker, Philosoph und protestantische Theologe Wilhelm Zimmermann geboren. Er wurde ein großer radikaldemokratischer Politiker. Vermutlich deshalb findet man am Geburtshaus keinen Hinweis auf den großen Sohn der Stadt.

Benachbarte Häuser, dem Puffmilieu zugeordnet, gehören dem Politiker Paul Eckert, 55, Bezirksbeirat, Mitglied der CDU und der Synode der Evangelischen Landeskirche. Von dem Juristen Eckert erzählt man sich seit langem Geschichten im Viertel, sie haben mich nie interessiert. Auch fromme Politiker brauchen ihr Auskommen. Es schützt sie vor Korruption, wenn ihre Immobilien beim Geschäft mit dem Hurenelend etwas Geld abwerfen.

Der Skandal im Viertel ist ein anderer. Seit Jahrzehnten schauen ignorante Politiker zu, wie das Quartier mit seiner historischen Substanz verkommt. Auch Eckerts Häuser sind in einem miesen Zustand, heruntergewirtschaftet ohne Rücksicht auf die schützenswerte Architektur.

Im Gemeinderat gibt es seit geraumer Zeit einen sogenannten Unterausschuss, er soll sich mit dem Leonhardsviertel beschäftigen. Vergiss es. Das Rathaus verschleudert Milliarden Steuergelder im Unterirdischen. Wenn erst mal kolonnenweise Bauarbeiter in die Stadt kommen, werden die Puff-Immobilien in der Altstadt auch ohne Investitionen aufgewertet.

Die läppischen zweieinhalb Millionen, die das Rathaus 1997 für die Sanierung des Quartiers zur Verfügung stellte, durften nicht in Rotlichthäuser gesteckt werden. Sonst hätte sich vielleicht auch Herr Eckert ein paar Cent abgeholt. Die Stadt hat eigene Häuser an Zuhälter verscherbelt, bevor sie auf die Idee kam, Bordelle aufzukaufen. Das ist Politik, und sie riecht nach Schmierseife.

Es wäre kein stadtplanerisches Kunststück, das Leonhardsviertel als Lebensraum mit gutem Mix aufzuwerten: mit dem Rotlicht einschlägiger Bars und den Scheinwerfern origineller Clubs und Läden.

Keine Chance. Die große Kohle wird ­anderswo gemacht. Warten wir, bis irgendwann, nach dem großen Abriss, Investoren ihre Art Quartier hinstellen und es „Leonhardshöfe“ nennen.

Luxuriös, zentrale Lage, versteht sich.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Bezirksbeirat in Stuttgart
CDU-Mann vermietet Häuser im Rotlichtviertel
Michael Isenberg, 08.11.2012 10:12 Uhr

Stuttgart - Paul Eckert hält 50 Prozent an drei Häusern im Leonhardsviertel; in einem Haus davon arbeiten Prostituierte. Ein weiteres Bordell-Haus im Viertel ist laut Eckert im „Familienbesitz“. Ist der CDU-Mann durch die Immobilien als Bezirksbeirat befangen? Auch die CDU und die Stadt geraten in Erklärungsnot.

Im Erdgeschoss ist eine Bar. Ein Pils kostet fünf Euro, ein Johnny Walker acht Euro. Auf den oberen Stockwerken in der Leonhardstraße 1 wird Sex verkauft. Eine Handvoll Frauen arbeitet dort. Mit 50 Euro ist ein Freier dabei.

Bei der Polizei gilt die Leonhardstraße 1 als „unauffällige“ Adresse im Rotlichtviertel. Mit der langjährigen Wirtin der Bar oder den selbstständigen Huren gebe es fast nie Schwierigkeiten, sagen die Beamten. Doch jetzt rückt der Eigentümer des Hauses in den Blickpunkt: Nach Recherchen unserer Zeitung handelt es sich dabei um Paul Eckert. Der 55-Jährige ist Rechtsanwalt, seit Jahrzehnten Mitglied der Stuttgarter CDU und seit 2009 einer der CDU-Bezirksbeiräte im Stadtbezirk Mitte. Im selben Jahr kandidierte Eckert als Stadtrat, verfehlte aber trotz eines guten Resultats von 43.682 Stimmen den Einzug in den Gemeinderat.

Es stellt sich die Frage der Befangenheit

„An der Leonhardstraße 1 bin ich – wie an der Jakobstraße 2 und 4 – als Eigentümer zu 50 Prozent beteiligt“, bestätigt Eckert unserer Zeitung. Die anderen 50 Prozent gehörten seinem Vater. „Mir ist bekannt, dass sich in der Leonhardstraße 1 im Erdgeschoss eine Animier-Bar und in den Obergeschossen teilweise Zimmer befinden, in denen Frauen wohnen und auch der Prostitution nachgehen“, sagt der 55-Jährige.

Das Leonhardsviertel mit seinen sozialen und städtebaulichen Konfliktlagen ist für den Bezirksbeirat Mitte ein ständiges Thema. Das wirft die Frage auf, inwieweit bei Eckert nicht eine Interessenkollision vorliegt. „Ich akzeptiere, dass ich befangen sein könnte“, entgegnet Eckert. „An Bezirksbeiratssitzungen nehme ich zu Tagesordnungspunkten, bei denen ich befangen sein könnte, aber nicht teil.“ Diese Trennung klappt offenbar nicht immer: So wurde Eckert bei der Bezirksbeiratssitzung am 5. März 2012 nach Auskunft der Stadtverwaltung im Protokoll als „anwesend“ geführt – und an dem Tag stand die für Hausbesitzer und die Rotlicht-Branche gleichermaßen wichtige neue Vergnügungsstättenkonzeption auf der Tagesordnung und wurde besprochen.

„Ich habe der CDU und Herrn Eckert schon mehrfach in längeren Gesprächen den Hinweis gegeben, eine mögliche Befangenheit zu prüfen“, sagt Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne). Im Rathaus war nicht bloß Kienzle geläufig, dass der CDU-Mann Häuser im Leonhardsviertel besitzt. „Die Verquickung als Bezirksbeirat geht gar nicht“, ärgert sich ein Beamter. Auch in der Partei wussten manche Bescheid. Der Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann indes zeigt sich überrascht: „Ich habe keinen Zweifel, dass Bezirksbeirat Eckert sein ehrenamtliches Mandat ordnungsgemäß ausübt. Mithin gilt für ihn wie für alle Menschen die Unschuldsvermutung.“

Laut Paragraf 17 der Gemeindeordnung darf ein Bezirksbeirat „weder beratend noch entscheidend mitwirken“, wenn die Entscheidung einer Angelegenheit ihm selbst – oder zum Beispiel seinen Eltern – einen „unmittelbaren Vorteil oder Nachteil“ bringen kann. Falls Befangenheit vorliegt, muss der Bezirksbeirat die Sitzung verlassen. In der entsprechenden Verwaltungsvorschrift des Innenministeriums heißt es, diese Regelungen dienten „der Sauberkeit der Gemeindeverwaltung“. Dabei komme es nicht darauf an, ob tatsächlich eine Interessenkollision vorliege. „Es genügt ihre Möglichkeit“, heißt es in der Vorschrift.

Eckert bezeichnet die fraglichen Immobilien als Investment. Direkte Geschäfte mit der Sex-Branche mache er nicht, betont er: „Ich vermiete nicht an Prostituierte.“ Die Leonhardsstraße 1 sei an einen Pächter vermietet, der das Haus in Eigenregie weitervermiete. „Ich persönlich würde es begrüßen, wenn dort kein Sex verkauft würde“, sagt Eckert. Allerdings sei Prostitution ein legaler Beruf, und in Stuttgart gebe es einen „Bedarf“ danach. „Das sind gesellschaftliche Gegebenheiten, die ich nicht beurteilen mag“, sagt Eckert.

So zurückhaltend zum Gesellschaftlichen ist der Familienvater nicht immer. 2009 plädierte er zum Beispiel öffentlich dafür, die Jugend „in Ehrfurcht zu Gott“ und „zu sittlicher und politischer Verantwortlichkeit“ zu erziehen. 2007 wurde Eckert direkt in die Synode der Evangelischen Landeskirche Württemberg gewählt; 2010 berief die Kirche den Juristen Eckert in ihr Verwaltungsgericht.

Verbindungen zur Sex-Branche?

Die Leonhardsstraße 1 ist ein Barockhaus von 1769. Von außen wirkt es gepflegt. Die Bausubstanz der Jakobstraße 4 – wo laut Polizei eine Prostituierte arbeitet – und die Jakobstraße 2 wirken dagegen desolat. Beide Häuser, die Jahrhunderte alt sein dürften, hat Eckert 1980 von der Stadt erworben. Indem er die Häuser verfallen lasse, „konterkariert Herr Eckert alle Bemühungen um die Aufwertung des Viertels“, kritisiert Heinrich Huth, ein Wirt von nebenan.

In der Sex-Branche wird Eckert auch mit dem Maxim in der Katharinenstraße 21c in Verbindung gebracht. In dem Etablissement arbeiten laut Polizei zehn bis zwölf Frauen. „Das Haus gehört meinen Eltern“, betont Eckert: „Das ist seit Jahrzehnten Familienbesitz. Ich bin weder Eigentümer noch Verwalter.“ Das Maxim gilt wegen des Strichs vor der Tür und einer Grundschule vis-à-vis in der Kommunalpolitik als Problemfall. 2008 untersagte die Stadt den Betrieb. Doch die Hausbesitzer legten Widerspruch ein, worauf die Stadt das Sex-Gewerbe auf Grundlage einer Altfall-Regelung im April 2011 wieder genehmigte.

„Grundsätzlich lehne ich jede Verantwortung für die Katharinenstraße 21c ab“, sagt Eckert. Doch Insider im Sex-Gewerbe behaupten: „Der Anwalt sollte genau wissen, was im Maxim passiert.“ Eckerts Generalmieter in dem Gebäude ist die Firma H., die im Leonhardsviertel etliche Gebäude verwaltet und ins Rotlichtmilieu untervermietet. „Der Deal ist, dass die seriösen Eigentümer ihr Geld machen und trotzdem angeben können, sie hätten mit der Sex-Branche nichts zu tun“, erklärt der Insider.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i ... c8dd6.html

Svheinheiliger gehts wohl nimmer. Für mich ist das Ausbeutung übelster Art: Hausbesitzer verpachtet, Pächter vermietet an Betreiber und für die SexarbeiterInnen reichen die Einnahmen gerade mal fürs nackte Überleben.

Schon vor ü ber einem Jahr berichtete die Zeitung, dass Hauseigentümer im Leonhardsviertel massgeblich an den Eingaben beim Bezirksbeirat gegen neue Bordelle beteiligt sind. Die alt eingesessenen Besitzer hatten offensichtlich Angst um ihre Einnahmen.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

"Wir wollen keine Herbertstrasse haben"

Beitrag von ehemaliger_User »

Rotlichtviertel Stuttgart
"Wir wollen keine Herbertstraße haben"
Jörg Nauke, 05.12.2012 14:04 Uhr

Stuttgart - Die Stuttgarter Innenstadt ist ein starker Anziehungspunkt für Dienstleister aller Art: Wettbüros, Spielhallen und Bordelle, aber auch Discotheken und Tanzlokale werden von der Stadt schwerpunktmäßig dort konzentriert, damit die Bürger in den Vororten verschont bleiben. Die Vermehrung solcher Einrichtungen wird im Stadtbezirk Mitte immer kritischer gesehen, denn auch dort leben Menschen, die sich nach Ordnung sehnen und die Einhaltung von Lärmgrenzwerten fordern. Die Stadtverwaltung versucht dem Wildwuchs mit einer neuen Vergnügungsstättenkonzeption Rechnung zu tragen. Nun werden in den betroffenen Stadtbezirken Bebauungspläne aufgestellt, um diese Konzepte in verbindliches Recht umzusetzen.

Im Technikausschuss des Gemeinderats ist am Dienstag das Verfahren speziell für den Bezirk Mitte in Gang gebracht worden. Die Fraktionen sowie der Bezirksbeirat auf der einen und die Stadtverwaltung auf der anderen Seite liegen in der Ausgestaltung allerdings auseinander.

Der Wildwuchs an Diskotheken sei nicht länger hinnehmbar

Das betrifft nicht die Steuerungsmöglichkeiten für die Zulässigkeit von Spielhallen und Wettbüros, die demnach nicht im Erdgeschoss eingerichtet werden dürfen und deren Eingänge mindestens 105 Meter voneinander entfernt liegen müssen. Die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne) machte aber deutlich, dass der Wildwuchs an Discotheken und Tanzlokalen rund um den Josef-Hirn-Platz an der Eber­hardstraße nicht länger hinnehmbar sei.

Dort hat sich eine Gruppe von 50 Anwohnern zusammengeschlossen, die den Lärm durch nächtliche Musik und nachträglich eingebaute Lüftungsanlagen nicht länger hinzunehmen bereit sind. Diese Nutzung in Gebäuden aus der Gründerzeit zu gestatten, die nachweislich dafür nicht geeignet seien, hält Kienzle für inakzeptabel: "Rock im Barock geht gar nicht." Während die Grünen der Bezirksvorsteherin zustimmen, hält es der CDU-Fraktionschef Alexander Kotz für nötig, im "Ausgeh- und Veranstaltungsquartier" nicht alle Nutzungen auszuschließen. Wie die Verwaltung will er sich die Möglichkeit für Ausnahmegenehmigungen offenhalten.

Der Straßenstrich hat sich in die Olgastraße ausgedehnt

Unklar ist die langfristige Perspektive für den Sonderfall Leonhardsviertel, das nicht nur ein Rotlichtquartier ist, sondern auch ein mit historischer Bausubstanz aufwartendes Wohngebiet mit Schule, Kita und Kirche. Dort finden sich neben wenigen genehmigten Bordellen und Animierlokalen viele illegale Vergnügungsstätten. Der (verbotene) Straßenstrich hat sich in die Olgastraße ausgedehnt, dort prostituieren sich die Ärmsten der Armen – meist von der Verwandtschaft unter Druck gesetzte junge Frauen aus Rumänien, die für zehn Euro in teuer angemieteten Zimmern umliegender "Hotels" zu Diensten sind. "Wir wollen aber keine Herbertstraße wie auf der Reeperbahn habe", sagt Veronika Kienzle.

Die Behörden und die Polizei erwecken aus Sicht mancher Stadträte trotz eines Runden Tischs, einem eigenen Unterausschuss und gelegentlichen Razzien bislang nicht den Eindruck, alles dafür zu tun, illegales Treiben einzudämmen und dem Viertel durch den Ankauf alter Gebäude und die Vermietung an Gewerbetreibende ein anderes Gesicht zu geben. Sowohl der Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) als auch der ­Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) betonen, es sei sehr schwer, konkrete Verstöße nachzuweisen.

Das Stadtplanungsamt hat sich mit seinem Ansinnen, im Leonhardsviertel eine Mischung aus Wohnen, Kleingewerbe, Gaststätten und Sexläden zu zementieren, zumindest vorerst nicht durchgesetzt. Wie im Bezirksbeirat ist auch im Ausschuss festgestellt worden, im Leonhardsviertel sollten weitere Einrichtungen wie Bordelle vorerst nicht "ausnahmsweise zulässig" sein, sondern "nicht zulässig". Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) sagte, falls dies Beschlusslage bliebe, dürfte ein Betrieb nicht mehr übertragen werden. Das wäre nicht im Sinne der CDU, erklärte Kotz, der dem Angebot auch aus touristischer Sicht etwas abgewinnen kann. Veronika Kienzle hält dagegen. Sie verstehe nicht, dass Gewerbegebiete in Randbezirken stärker geschützt werden als die Altstadt. Und ihr ist auch nicht klar, wie die "menschenverachtende Armutsprostitution" helfen könne, die Anziehungskraft Stuttgarts zu steigern.
Stuttgarter Zeitung
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Kunst
Die Kunst hat nun einen Platz im Milieu
Sybille Neth, 07.02.2013 07:04 Uhr

S-Mitte - Mit ihrem Schwein hat Simone Mertz richtig Schwein. Der kleinen Glücksbringer aus Metall ist zu ihrem Markenzeichen geworden und auch in ihrem neuen Atelier mit Boutique am Katharinenplatz sind die Schweine stark vertreten: Trachtenschwein, Tennisschwein, Boxerschwein, Kochschwein, Plüschschwein. "Ich wundere mich manchmal selbst, dass mir immer noch neue Motive einfallen", sagt Simone Mertz amüsiert. Sie sitzt in ihrem Atelier mit Blick auf den Straßenstrich und grundiert – wie könnte es anders sein – Schweineleiber in Rosa. Was für ein Schwein die Werkstücke nachher verkörpern, entscheidet sich später.

Eigentlich herrscht zurzeit im Atelier sim1 bereits die Hasensaison. In Scharen warten die Hoppler hinter der Tür auf ihren Versand: gleichmäßig verrostet für den Garten oder giftgrün glitzernd als Dekoration für die Wohnung. Ihre stilisierten Entwürfe von Reh, Hirsch, Ziege, Dackel, Gans und Hahn, um einige aus dem Mertzschen Metall-Zoo zu nennen, lässt sie bei einer Spezialfirma mit Laser aus Stahlblechplatten sägen und eine Legierung sorgt für den charakteristischen Rostüberzug der Gartenfiguren. "Bisher habe ich mich auf heimische Wild-und Haustiere beschränkt, aber ich bin gerade dabei, auch exotische Tiere in meine Kollektion aufzunehmen", kündigt die Grafik-Designerin an.

Im sim1 entsteht Dekoratives und deshalb sucht die Künstlerin die Nähe zum Publikum. "Kunst, die aus sich selbst heraus entsteht, braucht das nicht. Da ist es gut, wenn man ganz für sich arbeitet. Aber ich suche nach Trends und die finde ich schneller, wenn die Leute direkt zu mir ins Atelier kommen und ich sehe, was ihnen gefällt", sagt sie.

Die Koexistenz von Kunst und Anschaffen ist geregelt

Vor einem Dreivierteljahr hat Simone Mertz ihr sim1 mitten im Rotlichtbezirk eröffnet. In ihren Räumen war vorher ein Friseursalon, der sich auf afrikanische Frisuren spezialisiert hatte, das Hotel im Nebenhaus ist ein Bordell und zwischen ihrer Außendekoration vertreten sich die Prostituierten die Füße. "Am Anfang sind sie immer auf dem Mäuerchen vor meiner Auslage gesessen", erzählt sie. Inzwischen hat sie im Gespräch und mit einer Metallschranke die Koexistenz zwischen Kunst und Anschaffen geregelt.

"Ich liebe das Bohnenviertel. Allerdings hätte ich mich nicht im inneren Bereich niedergelassen, denn das hat eine Insellage." Simone Mertz’ Atelier in der Katharinenstraße ist unübersehbar. "Wer sich wegen des Umfelds womöglich nicht zu mir rein traut, gehört dann eben nicht zu meiner Kundschaft", findet sie. "Natürlich ist das hier eine Problemzone, aber wenn alle wegbleiben, ist die Ecke verloren." Deshalb hat ihr auch Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle freudig zur Eröffnung gratuliert, denn sie wünscht sich seit langem eine bunte Mischung im Viertel. "Je mehr Leute zu mir und in die umliegenden Geschäfte kommen, desto mehr schreckt das die Freier ab, denn in der Mehrzahl ist das denen ja peinlich", sagt Mertz.

"Hier kommt nichts weg"

Andererseits profitiert sie selbst vom Milieu und der damit verbundenen starken Polizeipräsenz im Viertel. "Hier kommt nichts weg", lacht sie. Kürzlich hatte Simone Mertz am Freitagabend beim Einräumen ihrer Tierfiguren eine Blechkatze vergessen. Am Montagmorgen war die Figur immer noch da. Im Gegensatz zu ihrem vorherigen Atelier in der Schlosserstraße, wo nach dem Wochenende die Kübelpflanzen zerstört waren, zerbrochene Flaschen und sogar Fäkalien vor der Tür lagen, habe sie jetzt keine Probleme mehr mit derlei Vandalismus, erzählt sie. "Hier sind es Zigarettenkippen und Bonbonpapierchen, die ich zusammenkehren muss."

Die Mertz-Schweine waren einst ein Zufallsprodukt: Nach ihrem Studium hatte die Grafik-Designerin den Auftrag, Wände in einem Nobelhotel in Lech zu bemalen. Die Besitzerin suchte damals noch eine originelle Tischdekoration für die Silvesterparty und so entstand das erste Pilotschwein an Simone Mertz' Zeichentisch. Weil der jetzt im Rotlichtviertel steht, hat sich auch ein Schwein in Domina-Outfit zu den restlichen dazu gesellt.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... ba147.html

Es geht doch auch ohne Konfrontation und grossem TamTam!
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Prostitution in S-Mitte
Der Rotlichtbetrieb breitet sich aus
Marc Schieferecke, 25.02.2013 07:00 Uhr
S-Mitte - Die Zahlen sind unwiderlegbar: Die Polizei hat 2012 gegen 7000 Prostituierte und 1800 Freier Platzverweise samt einem Bußgeld verhängt. Seit knapp anderthalb Jahren bemüht sich ein Arbeitskreis im Rathaus, den Rotlichtbetrieb zu bändigen. "Die Stadt tut sehr viel", sagt Hermann Karpf, der persönliche Mitarbeiter des Ordnungsbürgermeisters Martin Schairer. Die Stadt hat eigens ein Haus am Wilhelmsplatz gekauft, um ein Bordell zu schließen. Der Kauf weiterer Häuser ist angekündigt.

Der Augenschein ist ebenso unwiderlegbar: Immer mehr Frauen stehen im Sperrbezirk auf der Straße. Aktuell beklagen vor allem im Bohnenviertel Anwohner und Geschäftsleute, dass die Dirnen bei jedem Fußgänger für ihre Dienste werben, außerdem, dass immer mehr Wohnungen einschlägig genutzt werden, nicht mehr nur drei polizeibekannte Absteigen. Diese Beobachtungen „sind sicher nicht falsch“. So sagt es ebenfalls Karpf.

Der Anblick von Huren auf der Straße schreckt längst niemanden mehr, der in der Gegend rund ums Leonhardsviertel lebt. Aber "uns fehlt inzwischen der gegenseitige Respekt", sagt Axel Hellmann, der Vorsitzende des Gewerbevereins im Bohnenviertel. Dessen Mitglieder beklagen, dass die Dirnen die Kundschaft verjagen. In einem – weiteren – Arbeitskreis sollen zusammen mit der städtischen Wirtschaftsförderung Lösungen erdacht werden.

Steigende Strafen sind weitgehend Theorie
Wie die Sitten sich geändert haben, beschreibt Hellmann bildhaft: "Die Gewerbetreibenden müssen jeden Morgen Müll zusammenklauben, da kommen bis zu zwei gelbe Säcke zusammen." Dass Wohnungen und ganze Häuser zunehmend für Prostitution genutzt werden, "wundert mich sehr", sagt Hellmann. Was heißen soll: Ihn wundert, dass die Stadt nicht konsequenter gegen die Ausbreitung vorgeht. Zweifellos ist die Rechtslage verworren bis verwirrend, seit Prostitution ein legaler Beruf und Zuhälterei kaum mehr beweisbar ist. Das Gesetz unterscheidet zwischen Bordellen, bordellartigen Betrieben, sogar zwischen legaler und illegaler Wohnungsprostitution. Juristisch "ist jeder Fall ein Einzelfall", sagt Karpf. "Es ist nicht so einfach, wie alle es sich wünschen, leider."

Selbst steigende Strafen fürs Anschaffen im Sperrbezirk sind weitgehend Theorie. Beim ersten Mal sind 180 Euro fällig, beim zweiten 300, der dritte Verstoß ist eine Straftat. Allerdings werden etliche Dirnen regelrecht auf Touren verschickt. Sie wechseln alle paar Wochen die Stadt. Ganz abgesehen vom Polizei-Alltag: "Wenn die Frauen uns sehen, rennen sie weg", sagt Thomas Geiger von der Polizei-Pressestelle. "Sind wir um die Ecke, stehen sie wieder da".

Allerdings steigt die Zahl jener, die Hinweise auf juristische oder alltägliche Hindernisse nicht mehr akzeptieren. "Es ist geradezu zynisch, dass wir das Hotel Dieter im Hotelführer der Stadt anführen", sagt die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, die seit Jahren mahnt und schimpft, über das Leonhardsviertel ohnehin, außerdem dass "das Bohnenviertel kaputt geht". Das Hotel Dieter gehört zu jenen Absteigen.

Ein Dutzend illegale Bordelle im Leonhardsviertel
Die Stadt stuft allein im Leonhardsviertel rund ein Dutzend Häuser als "illegale Bordelle" ein - und beteuert, dass alles für eine Schließung unternommen werde. Dagegen kam jüngst von unerwarteter Seite Einspruch. Zwei Betreiber legaler Bordelle schickten einen juristischen Schriftsatz an die Gemeinderatsfraktionen. Darin listen sie im Leonhardsviertel 22 Sexbetriebe auf, die nicht genehmigt seien. Vor Gericht streitet die Stadt derzeit gegen vier. Stuttgartweit zählen die Bordellbetreiber weitere 64 Betriebe und halten sofortige Schließungen für rechtlich unproblematisch. Dem Schreiben liegen Urteile bei, darunter eines, in dem das Verwaltungsgericht München den sogenannten Sofortvollzug als "regelmäßig gerechtfertigt" einstuft.

Der Gemeinderat nimmt illegale Prostitution bisher im Sinne einer Randnotiz wahr. Jüngst hat die SPD das Thema entdeckt. Der Anlass war bemerkenswert: Zweimal sollten Berichte diskutiert werden, die das Elend Prostituierter drastisch beschreiben. Beide Male wurde der Tagesordnungspunkt gestrichen. Beim zweiten Mal waren sogar mehrere Berichterstatter bestellt gewesen. "Das Thema war schon immer igitt und wird von Ausschuss zu Ausschuss geschoben", sagt die SPD-Stadträtin Ariane Zürn. Ungeachtet rechtlicher Hürden "könnte der Gemeinderat mit öffentlichen Beratungen ein Zeichen setzen".

Manches Zeichen, das die Stadt tatsächlich setzt, mutet merkwürdig an. Erst jüngst hat Finanzbürgermeister Michael Föll bekannt gegeben, die städtische Wohnungsgesellschaft SWSG werde vier Häuser im Rotlichtviertel kaufen, ausdrücklich, um Sexbetriebe zu verdrängen. Allerdings sind drei jener vier Häuser frei von Prostitution. Zwei von ihnen besitzt ohnehin schon die Stadt.

Stuttgarter Zeitung 25.02.2013

Der Hauptstreitpunkt ist meiner Meinung nach der markierte Satz: Gegenseitiger Respekt ging verloren, sicherlich auch verursacht durch mangelnde Sprachkenntnisse und unterschiedlicher Kultur. Hauptnutzniesser waren jahrelang Vermieter, die die Notlage der MigrantInnen ausnutzen und Schlafstellen zu horrenden Preisen vermieteten.

Die städtischen Sozialarbeiter (Sabine Constabel ist sicher einigen ein Begriff) reagieren mit "Prostitution verbieten, Freier bestrafen", der Zugang zu den Betroffenen Frauen ist aber sehr schwierig, weil diese Hilfsorganisationen und Polizei als natürliche Feinde betrachten.

Wenigstens wird das Thema zur Zeit öffentlich diskutiert, es wäre zu wünschen, dass ein "Runder Tisch" einberufen wird. Im Gastrobereich ist dies auch gelungen nachdem Auswüchse in diesem Bereich zugenommen hatten.

Es ist zu hoffen, dass der neugewählte OB (Fritz Kuhn, Die Grünen) das Thema "Prostitution" nicht unter moralischen Aspekten sieht.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Straßenstrich und illegale Bordelle
Die Rettung des Leonhardsviertels stockt
Jörg Nauke, 18.03.2013 08:26 Uhr

Stuttgart - Die Lebensqualität im Leonhardsviertel hat sich dramatisch verschlechtert. Das alte innerstädtische Wohnquartier befindet sich in einer Abwärtsspirale und strahlt auf die benachbarten Gebiete aus. So urteilt nicht nur Erhard Bruckmann, der Vorsitzende des Verschönerungsvereins mit Vereinshaus im "Rotlichtviertel". Darin sind sich auch die Stadtverwaltung und Ratsfraktionen einig. Und ins selbe Horn stoßen sogar Betreiber von Bordellen, die dort schon vor 1985 waren und für sich deshalb einen Bestandsschutz reklamieren.

Sie listen vier Bordelle­ und drei Animierbars mit legalem Anstrich auf, die das Viertel problemlos verkraften könne – nicht aber die weiteren 22 angeblich illegalen Konkurrenzbetriebe sowie drei Hotels, in denen Dutzende Frauen aus Osteuropa ihrem Gewerbe nachgehen. Stadtrat Jochen Stopper (Grüne) spricht von einem ­­"Armuts- und Elendsstraßenstrich", der nur deshalb floriere, weil "einige Eigentümer mit der missbräuchlichen Nutzung ihrer Immobilien viel Geld verdienen".

Erhard Bruckmann hat 2011 und jetzt erneut erklärt, "Auswüchse in dieser Form nicht länger widerspruchslos hinzunehmen". Schließlich haben sein Verein und der Schwäbische Heimatbund, auch um das Leonhardsviertel zu stärken, eine Million Euro in die Renovierung ihrer Baudenkmäler in der Weber- und der Richtstraße investiert. Der Anwalt droht der Stadt mit rechtlichen Schritten, falls sie untätig bleibe. Und er stellte klar, dass in keinem zum Bordell umgewandelten Wohnhaus die Brandschutzanforderungen erfüllt sein dürften. Käme es zu einer Brandkatastrophe wie etwa in Backnang könnten Bürgermeister und Amtsleiter nicht behaupten, sie wären nicht gewarnt worden.

Die Bemühungen sind nur halbherzig

Die Verwaltung sagt, sie gehe verstärkt gegen illegale Betriebe vor, hat einen gemeinderätlichen Unterausschuss "Leonhardsviertel" gebildet und eine ämterübergreifende Einheit. Doch die Kritik bleibt, auch nach einigen reinigenden Polizeieinsätzen: Weiterhin nur halbherzig seien die Bemühungen, die Zustände zu verbessern. Die Ämter arbeiteten aneinander vorbei, seien zu zögerlich mit Anzeigen, verzichteten auf Nutzungsuntersagungen und auf sofortige Hausräumungen – so klagen die Menschen vor Ort.

Es sei an der Zeit, dass der neue Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) den Kampf ums Leonhardsviertel zur Chefsache mache und Struktur hineinbringe. Schließlich spreche er ständig von sozialer Gerechtigkeit und von der Notwendigkeit, billige Wohnungen anzubieten. Hier habe er die Gelegenheit dazu. Die Stadt müsse Häuser kaufen oder mieten, sagt auch Kuhns Parteifreundin, die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle. Einige Organisationen wie die Caritas hätten Interessen, auch Handwerker, Künstler, Studenten, für die das Milieu bei zivilen Mieten eine Herausforderung wäre.

Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) beschäftigt sich mit dem Problem seit einem Vierteljahrhundert. Mit der Leiterin des Baurechtsamts, Kirsten Rickes, wehrt er sich gegen den Vorwurf, nicht konsequent gegen illegale Betriebe vorzugehen. Von fünf Prozessen seien drei gewonnen worden, die anderen beiden dauerten an. Auf der Gegenseite warten, zum Verdruss der Rathausspitze, "die besten Stuttgarter Verwaltungsrechter", um dem Milieu zu helfen. Sie zögerten Urteile bis zu fünf Jahre mit absurden Argumentationen hinaus. Spontane Schließungen hält Rickes für schwierig. Die Stadt will nicht riskieren, dass sich die Gegenseite mit erfolgreichen Klagen gegen einen Sofortvollzug brüstet.

Bis heute sperrt kein Poller die Fahrbahn

So bleibt neben der Polizeipräsenz im "sozialen und städtebaulichen Brennpunkt" zur Rettung des Viertels nur dessen Verschönerung und eine "aktive Bodenpolitik". Vor eineinhalb Jahren wurde die teilweise Sperrung der Leonhardstraße beschlossen – bis heute hat es die Stadt nicht geschafft, einen Poller auf die Fahrbahn zu betonieren. Und auch die Immobilienpolitik von Finanzbürgermeister Michael Föll stößt in den Gremien auf Unverständnis.

Die Idee, fortan der Wohnungsbautochter SWSG den Bestand und den Ankauf zu überlassen, stieß etwa im Bezirksbeirat Mitte auf Ablehnung. Föll sagt, die SWSG werde durch eine attraktive Innenhofgestaltung den Wohnungsbau stärken. Betroffene trauen der SWSG eher zu, städtische Häuser an Bordellbetreiber und Striplokalbesitzer zu verkaufen. Föll kontert mit den "Möglichkeiten" der Stadt, dies der SWSG zu untersagen. Und er verweist auf die "Rotlichtklausel", also das vertragliche Verbot, Bordelle in Wohnhäusern einzurichten. Das ist mitunter ein stumpfes Schwert, wie etwa der Fall des Gebäudes Weberstraße 5a zeigt, das nach dem Verkauf an die Sozialwert GmbH und dem Weiterverkauf nun einen Eigentümer aus dem Milieu erhielt, mit dem sich die Stadt in einem jahrelangen Zivilprozess streiten musste, wie das Amt für Stadtplanung kürzlich aus gutem Grund betonte.

Damit sich so ein Fall nicht wiederholt, hatte die Behörde Ende Januar "um Ausübung des besonderen Vorkaufsrechts" für das Gebäude Leonhardsplatz 22 gebeten, das die Stadt 2006 für 215.000 Euro an die Sozialwert GmbH verkauft hatte und das nun für 480.000 Euro an einen Privatmann veräußert werden sollte. Die Ausübung des Vorkaufsrechts sei allerdings nicht möglich, erfuhr der Wirtschaftsausschuss vergangene Woche von Bürgermeister Föll. Die Aussage, auch die Stadtplaner sähen keine rechtliche Grundlage, macht nun Ärger. Das sei überhaupt nicht die Haltung der Behörde gewesen, betonte Baubürgermeister Hahn. Zu ändern ist das jetzt aber nicht mehr: Am vergangenen Freitag lief die Frist für das Vorkaufsrecht ab.

Stuttgarter Zeitung

Kommentar zum Leonhardsviertel
Miteinander statt gegeneinander: Fritz Kuhn muss beim Leonhardsviertel eingreifen

Stuttgart - Die Wege des Herrn sind unergründlich, und auch Stadtverwaltung samt Gemeinderat sind immer für Überraschungen gut. Die Stadt hat bekanntlich eine Milliarde Euro eingesetzt, um für die nächste Generation hinter dem Bahnhof neuen Wohnraum zu schaffen. Im Hier und Jetzt aber knausert und ziert sich die Kommune beim Versuch, ein altes innerstädtisches Viertel vor dem Niedergang zu bewahren - eine merkwürdige Form sozialer Wohnungsbauförderung. Nachdem sie 20 Jahre lang mehr oder weniger tatenlos zugesehen hat, wie die historische Bausubstanz verrottete und sich Immobilienhaie im Einklang mit Betreibern von Bordellen, Spelunken und Stundenhotels dank effektivem Flankenschutz seriöser Stuttgarter Kanzleien in ein altes Quartier gedrängt haben, ist es an der Zeit gegenzusteuern. Und zwar mit aller Macht und nicht weiter eher halbherzig wie bisher.

Es stimmt: der Gang mit den Bordellbetreibern durch die Instanzen ist mühsam, Vorkaufsrechte dürften schwer durchzusetzen sein. Doch osteuropäischen Mädchen Bußgeldbescheide auszuhändigen, nachdem sie von ihren Verwandten auf den Straßenstrich geprügelt wurden, erscheint auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Bisher hat die Öffentlichkeit die Bemühungen der Behörden kaum wahrgenommen, weil jedes Amt sein Ding gemacht hat. Solange sich die Bürgermeister selbst bedauern und gegeneinander arbeiten, wird das aber nichts mit der Rettung des Leonhardsviertels. Das könnte doch OB Kuhn übernehmen. Es wäre ein guter Einstand, wenn er das Quartier ordnen könnte.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 8c5f8.html
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Leonhardsviertel in Stuttgart
Rat macht Druck beim Leonhardsviertel
Jörg Nauke, 27.03.2013 14:45 Uhr

Stuttgart - Die Rettung des Leonhardviertels ist der Rathausspitze so wichtig wie Mobilität und Wohnungsbau. Das wurde in der Bürgermeisterrunde unter Leitung von OB Fritz Kuhn (Grüne) deutlich. Die Ratsfraktionen sind sich einig, dass sich die Verwaltung bemühe, aber insgesamt zu wenig für die Verbesserung der Lage getan und sich auch nicht ausreichend abgestimmt habe. Niemand wolle das Rotlichtmilieu verdrängen, durch eine aktive Bodenpolitik solle günstiger Wohnraum geschaffen werden, um eine besser Durchmischung des Quartiers zu erreichen, so das Fazit der Fraktionen, die auf StZ-Anfrage ihre Sicht der Dinge formulierten.

Grüne fordern "verträgliche Mischung"
Die Fraktionsvorsitzende Silvia Fischer verweist auf zahlreichen Anträge, die das Ziel hatten, dass die für Bauen, Ordnung und Finanzen zuständigen Bürgermeister abgestimmt gegen die Missstände im Quartier vorgehen. Das Ziel sei eine "verträgliche Mischung" aus Wohnen, Gewerbe/Läden, öffentliche Einrichtungen sowie das Rotlichtgewerbe. Immerhin habe man erreicht, dass die Defizite in einem eigenen Ausschuss thematisiert würden. Die Verwaltung lasse aber "eine klare Linie vermissen", es habe Einzelentscheidungen gegeben, aber niemand habe alle Zügel in die Hand genommen. Bei der referats- und ämterübergreifenden Zusammenarbeit gebe es "erheblichen Handlungsbedarf". Künftig wollen die Stadträte früher über Grundstücksgeschäfte informiert werden - also nicht so wie beim Verkauf des Gebäudes Leonhardsplatz 22, als dem Wirtschaftsausschuss keine Zeit mehr für eine Abwägung geblieben sei. Kritisch sehen die Grünen "die große Macht der Geschäftemacher im Sexgewerbe" in nicht für diesen Zweck umgebauten Häusern. Dass eine sofortige Nutzungsuntersagung nicht möglich sei, wie das Baurechtsamt behaupte, sei unbefriedigend. Es müssten alle Mittel zur Unterbindung illegaler Bordelle, etwa durch Brandschauen, ausgereizt werden.

CDU will eine "saubere Vergnügungsmeile"
Die Christdemokraten "sehen das Leonhardsviertel auch zukünftig als das Rotlichtviertel der Stadt an", so der Fraktionschef Alexander Kotz. Allerdings wolle man eine "saubere Vergnügungsmeile". Weder die ausufernde Armutsprostitution auf dem Straßenstrich noch der mangelnde Brandschutz seien tragbar.

In einem Antrag macht Stadtrat Ulrich Endreß, der für die CDU im Unterausschuss sitzt, deutlich, dass das Viertel verkomme und sich illegale Betriebe "in allen erdenklichen Variationen" verfestigt hätten. Er fragt, warum der Bebauungsplan nicht konsequent zur Regelung der Prostitution umgesetzt werde und was zu tun sei, um langwierige Klagen vor Gericht aus dem Milieu zu vermeiden.

Was das Wohnen angeht, warnt Fraktionschef Kotz die Mieter: Sie müssten mit negativen Auswirkungen rechnen. Im Quartier sei es "nicht so ruhig wie auf der Schwäbischen Alb". Er will ein "attraktiveres Vergnügungsviertel", in dem neben dem Milieu auch Gastronomie, Clubs und Discos vorkommen sollten. Ein Ankauf von Immobilien sei erstrebenswert. Er sieht keine Versäumnisse bei der Verwaltung. Er sehe "ein großes gemeinsames Interesse der beteiligten Referate, hier erfolgreich zu sein".

SPD kritisiert den Finanzbürgermeister
Die Armutsprostitution sei "nicht hinnehmbar", sagt Stadtrat Andreas Reißig. Es sei Aufgabe der Polizei und der Ordnungsbehörde, dies zu unterbinden. Gleichwohl wolle man nicht "den moralischen Zeigefinger heben". Gegen die etablierten Bordelle sei nichts einzuwenden.

Reißig fordert, dass die von SPD und Grünen geforderte Fußgängerzone in der Leonhardstraße eingerichtet wird. Verbesserungen in ferner Zukunft erhofft er sich durch den Abriss des Züblin-Parkhauses. Die Stadt müsse mehr Häuser kaufen, um günstigen Wohnraum anbieten zu können. Den ­Sozialdemokraten erscheint die Vorgehensweise von Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) aber zunehmend undurchsichtig. Die späte Information beim Verkauf des Gebäudes am Leonhardsplatz sei ein Beispiel.

Freie Wähler beklagen Untätigkeit
Die Stadträtin Rose von Stein sagt, ihre Fraktion akzeptiere die Existenz von Bordellen und Prostitution, sie tue sich aber schwer mit der aktuellen Situation. Die Verwaltung habe dem Verfall zu lange untätig zugeschaut, "vermutlich auch in dem einen oder anderen Fall ein Auge zugedrückt". Künftig solle die Stadt bei günstiger Gelegenheit Häuser im betroffenen Gebiet kaufen.

FDP will bessere Koordination
"Politik und Verwaltung haben sich lange Zeit zu wenig um das Viertel gekümmert", meint FDP-Chef Bernd Klingler. Er fordert die Ämter auf, besser zu kooperieren und den Gesetzesrahmen auszuschöpfen. Die Referate und Ämter arbeiteten aneinander vorbei anstatt zielgerichtet. Die Stadt solle nicht länger auf Nutzungsuntersagungen und Hausräumungen verzichten. Die Teilsperrung der Leonhardstraße müsse schnell kommen. Kritik übt Klingler an der Informationspolitik von Bürgermeister Michael Föll beim Immobilienverkauf. Das sei vermutlich Taktik gewesen.

SÖS/Linke wollen städtebauliche Aufwertung
Im Leonhardsviertel würden Frauen ausgebeutet. Dabei dürfe die Stadt nicht länger zuschauen, meint Fraktionschef Hannes Rockenbauch. Er verspricht sich eine Verbesserung durch eine städtebauliche Aufwertung. Um bezahlbaren Wohnraum für Studenten und Künstler und Flächen für Gewerbetreibende zu schaffen, müsse die Stadt Häuser kaufen. Das beste Mittel sei die Einstufung des Quartiers als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme. Dann könne der aus der Aufwertung resultierende Veräußerungsgewinn abgeschöpft und reinvestiert werden.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 6201c.html
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Raidt schreibt
Liebes Rotlichtviertel!
Erik Raidt, 29.03.2013 13:52 Uhr

Stuttgart - Manches Frühlingserwachen ist lebensgefährlich: In diesem harten Spätwinter fallen Zugvögel, die sich bereits im Paarungsmodus befinden, halb vereist von den Ästen. Und im Rotlichtviertel riskieren die Freier bei nicht ordnungsgemäß verschlossenen Hosenläden Erfrierungen, die sich hinterher nur schwer zu Hause erklären lassen. Den Notstand im Rotlichtviertel hat Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn nun zur Chefsache gemacht – allerdings sieht er sich weniger in der Rolle des ambulanten Ersthelfers. Der OB will die illegale Armutsprostitution bekämpfen.

Bei der mündlichen Übermittlung seiner Pläne muss aber etwas schief gelaufen sein. Anders ist es kaum zu erklären, dass eine Zeitung, die sich gerne in Feuchtgebieten bewegt, anderntags schlagzeilte: "Wie auf der Reeperbahn! OB Kuhn plant ein neues Rotlichtviertel. Stuttgart soll eine geile Meile bekommen." Als Fritz Kuhn die Schlagzeile las, soll er das entzückte Lächeln eines Reißwolfs aufgesetzt haben. Anschließend bebte die Erde, und Kuhn sah sich veranlasst, mit einer Pressemitteilung zu reagieren: Er plane keineswegs ein Stuttgarter Reeperbähnle.

Nächster Halt: Sackbahnhof!

Erotik und Politik ergeben ein komisches Gebräu. Wir präzisieren die Stellungen von Fritz Kuhn zu diesem Thema: 1. Er wird nicht Puffpapa im Leonhardsviertel. 2. Er plant kein kommunales Kino, in dem "Lass jucken Kumpel" läuft. 3. Kuhn betreibt keine Hinternzimmerpolitik.

Dabei kann eine erotische Grundnote in der Politikvermarktung eine feine Sache sein. Das haben ein paar verirrte Einzelkämpfer unter den Stuttgart 21-Befürwortern früh begriffen, als sie seinerzeit bei einer Veranstaltung ein T-Shirt entwarfen und darauf kämpferisch forderten: "Tu' ihn unten rein! Stuttgart 21." Dieser politische Alleingang lief unter dem Motto: "Dumm dichtet schlecht." Vielleicht könnte künftig der Tazzelwurm [Schmalspur-Gartenbahn] vom Killesberg, auch auf der "geilen Meile" durch die Altstadt verkehren. Fritz Kuhn könnte dann auf dem Leonhardsbähnle den Lokführer geben. Man ahnt schon, was er rufen würde: "Nächster Halt – Sackbahnhof!"
Viele Grüße, Erik Raidt

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... b7242.html

Pressemitteilung des OB:

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat einen Artikel in der Bild-Zeitung vom 27. März 2013 über das Leonhardsviertel als falsch zurückgewiesen.

OB Kuhn: "Der Artikel mit der Überschrift "Stuttgart soll eine geile Meile bekommen" ist frei erfunden. Die Stadt Stuttgart plant nicht die Errichtung einer Stuttgarter Reeperbähnle. Stattdessen arbeiten wir an einer Konzeption, mit der die illegale Armutsprostitution zurückgedrängt werden kann. Nicht mehr und nicht weniger."
http://www.stuttgart.de/item/show/273273/1/9/502161?
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Ein Beitrag im SWR-Fernsehen / landesschau BW vom 15.05.2013.
Ermittlungsverfahren gegen 7.000 Prostituierte und 1.800 Freier wurden eingeleitet.

Es wird ein Platzverweis ausgesprochen, der in D gemeldeten Personen schriftlich kostenpflichtig zugestellt wird. (200 - 500n EUR).

http://swrmediathek.de/player.htm?show= ... 26b975f2e6
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Benutzeravatar
Snickerman
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 365
Registriert: 26.07.2009, 15:16
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Snickerman »

          Bild
ehemaliger_User hat geschrieben:Ein Beitrag im SWR-Fernsehen / landesschau BW vom 15.05.2013.
Ermittlungsverfahren gegen 7.000 Prostituierte und 1.800 Freier wurden eingeleitet.

Es wird ein Platzverweis ausgesprochen, der in D gemeldeten Personen schriftlich kostenpflichtig zugestellt wird. (200 - 500n EUR).
Schöne Nebeneinnahme... oder auch Abzocke...
Die GRÜNEn sind auch nur noch eine CDU mit Öko-Touch.
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Die Regelung wird seit Jahren praktiziziert, der Ordnungsbürgermeister ist seit zig Jahren eine Domäne der CDU, seit 2006 ist dies Martin Schairer, der seit Kuhns Amtsantritt überall eine scharfe Linie fährt. Egal, ob es um Diskos oder subkulturelle Einrichtungen etc. geht.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Benutzeravatar
bettyboop
wissend
wissend
Beiträge: 287
Registriert: 08.12.2011, 09:52
Wohnort: Freiburg i. Br.
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von bettyboop »

Der hat bestimmt schon viel zum wiedergutmachen, der Herrn. Solche Radikale, haben immer eine Vergangenheit die sie verschweigen möchten. D.h. ...Dreck am stecken.
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?