
Melanie_NRW hat geschrieben: 
La Marfa hat geschrieben:...
Und damit meine nicht Argumente wie "aber die Migrantinnen ..."
Mündigkeit spreche ich niemandem ab, vielmehr frage ich ja ganz ausdrücklich nach den freien Willen derjenigen, die in solchen Betrieben arbeiten, ob das ihr Wunsch ist, trotz aller anderen Alternativen, die sie haben.
Doch das tust du, in einer Tour versuchst du Argumente zu festigen, die dagegen sprechen.
Generell alles, was nicht in deine persönliche Weltanschauung passt, wird hier von dir schlecht geredet.
Für mich hat jede Form des Pay6 seine Daseinsberechtigung, solange sich Anbieter und Kunden finden, die dieses Modell nutzen. Es hat für mich schon einen arg bitteren Beigeschmack, was und vor allem WIE du hier teilweise schreibst.
Wir sind hier nun mal nur eine kleine Gruppe von Sexarbeitern, die vielen anderen da draußen haben vllt besseres zu tun als sich in Foren einzuloggen und darüber zu sinnieren, was richtig ist und was falsch. Die machen einfach ihren Job und alles andere interessiert sie nicht.
Deswegen wirst du wahrscheinlich lange warten können, bis sich eine von den Frauen hier äußert, die selbst in einem Flatrate-Club arbeitet.
Und genau DAS werfen uns ja immer die Prostitutionsgegner vor. Das sich die anderen nicht melden. Dann kann es sie ja auch nicht geben und freiwillige (privilegierte) Prostituierte sind demnach eine Minderheit und nicht schützenswert. Alle anderen werden dazu gezwungen und können sich deswegen auch nicht äußern. Also sollte Prostitution doch besser verboten werden, weil es ja was ganz furchtbares sein muss. Keine Frau kann sowas freiwillig machen...
Merkst du was?
Es wird vielleicht nicht jedem Recht sein, aber ich möchte doch meinen Senf dazugeben.
Vorangestellt sei: Ich bin kein Deutscher und wohne nicht in Deutschland. Ich werde mich vielleicht etwas holprig ausdrücken. Das hat in der Vergangenheit schon mal eine Person dazu verlockt, mich ständig anzugreifen, ohne wirklich auf die Inhalte meiner Beiträge einzugehen. Und so habe ich hier dann gute zwei, drei Jahre lang nicht mehr beigetragen.
Trotzdem möchte ich zu diesem Thema etwas sagen, denn es scheint mir wichtig genug.
Genau dasjenige, was hier von Melanie erörtert wird, scheint mir schon seit langem das Hauptproblem dieses Forums, und im besonderen auch dieses threads.
Maggie McNeill hat schon mal, wenn ich mich recht entsinne, in einem ihrer blog postings darauf hingewiesen, es gebe immer wieder Gruppen SW, die sich gerne von anderen Gruppen abgrenzen wollen, dadurch dass es denen abgesprochen "richtige" SW zu sein, dabei aber ausser Auge verlierend, dass die Politik nun gerade darauf hinzielt, Gruppen auseinanderzutreiben, um dann die schwärzeren Seiten des Gewerbes dazu benutzen, den Berufszweig als solchen unter Generalverdacht zu stellen.
Das Problem dieses Forums diesbezüglich ist und bleibt, dass hier eben wenige SW aktiv sind, die in der Tat in FKK Clubs, Pauschalclubs, Partytreffs arbeiten. Darüber hinaus sind hier meines Wissens kaum Rumäninnen, Bulgarinnen, Ungarinnen, Nigerianerinnen und so weiter und so fort aktiv. Leider aber sind es genau diejenigen, die von Politik und Medien ständig dazu benutzt werden, die Prostitution unter Generalverdacht zu stellen. Woraufhin dann hier im Forum dann schon diskutiert wird, aber immer wieder von genau diesen Personen, auf die die Verdächtigungen sich grundsätzlich nicht beziehen können. Wodurch den Argumenten hier, wie gut sie auch immer sein dürfen, die grundsätzliche Berechtigung abgesprochen werden kann, unter dem Motto: "Aber ihr seid doch keine .... Ihr seid die grosse Ausnahme... Ihr seid die Glücksfälle...." Usw.
Und ich möchte euch hier jetzt nicht angreifen, so wie ich mal verstanden worden bin, ich möchte einfach hinweisen auf eine Tatsache. Man sieht's auch wieder an dieser Diskussion.
Da wird gross verallgemeinert über Flatrate-Bordelle aufgrund einer spezifischen Erfahrung von mehreren Jahren her. Wie die Frauen, die im Moment dort tatsächlich arbeiten, selber ihre Arbeit empfinden, steht aussen vor. Noch mal abgesehen davon, dass sich im Laufe der Jahre auch in dieser Nische vielleicht etwas getan haben könnte.
Und verständlicherweise sind die Frauen der FKKs usw hier nicht so sehr aktiv, denn die sind ja mehrere Stunden am Tag im Club aktiv. Die haben keine Laptops dabei, um sich mal schön zwischen den Kundenterminen hindurch hier im Forum zu äussern. Und auch wenn sie über smart phones verfügen, die dürfen sie im Prinzip nicht während der Schicht benutzen. Wenigstens nicht zum Internetsurfen. Und die Deutschkenntnisse der Rumäninnen usw sind nicht unbedingt von solchem Niveau, dass die hier mir nicht dir nicht mitdiskutieren. Mir hat das hier immer schon recht schwer gefallen, während doch Sprache mein Beruf ist, geschweige noch die deutsche Sprache, wenn auch genau in gegengesetzter Richtung.
Also, die sind nicht hier, und von denen hört man nichts.
Das mag die Politik natürlich sehr. Und so lange es nicht irgendeiner Initiative gibt, die auf diese anderen Frauen zugeht, mit deren redet, ihre Geschichten aufzeichnet, sie sammelt, vielleicht sogar zu irgendeiner Buchausgabe, solange können Medien und Politik die Prostitution als solche ohnehin unter Generalverdacht stellen, die unabhängig Arbeitenden als die grossen Glücksfälle ausgrenzen, sie gleichzeitig aber genauso gut immer schärferen Gesetzen unterwerfen.
So funktioniert das, und nicht anders.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich stehe voll hinter euch, aber bitte, lasst euch nicht auseinanderspielen. Der Prozess ist voll im Gange.
Nun mal zum Thema 'Flatrate'.
Heutzutage gibt es eine Kette, die sich Pauschalclub nennt. Die haben Häuser in Bochum, Dortmund und Münster. Eines derer kenne ich kundenmässig.
Da gelten volgende Regeln:
1. Der Kunde zahlt € 100 für drei Stunden, oder € 150 für den ganzen Tag.
2 Zimmergang dauert 20 Minuten. Keine Minute mehr, aber auch keine Minute weniger. Auch wenn der Kunde schon innerhalb zwei Minuten oder so fertig ist, hat die Frau bei ihm auf Zimmer zu bleiben, und er bei ihr. Da unterhält sich die Frau mit dem Kunden. Das hat für sie den Vorteil, dass sie körperlich nicht überfordert werden kann. Das war auch genau die grosse Schwachstelle vom damaligen Pussy Club-Konzept: Da gab es diese Regel nicht. Solche Möglichkeit hatte man einfach übersehen. Anfänglich brachte das keine Probleme mit sich, aber als dann der Club immer beliebter wurde, konnten die Frauen körperlich nicht mehr mithalten. Nun, in dieser anderen Kette geht das nicht.
3. Darüber hinaus sind die Frauen nach einer Runde zu einer Auszeit angehalten. Sie müssen sich, ich schätze für eine Viertelstunde oder so, sich frisch machen, und dürfen sich nicht unter den Kunden mischen.
4. Einmal das hinter sich, gehen sie wieder in den Barbereich, aber auch da dürfen sie sich nicht gleich wieder auf Zimmer mitnehmen lassen. Ich weiss nicht wie lange genau, aber es gilt die Regel, dass sie eine gewisse Zeit lang im Barbereich bleiben müssen. Es kommt also vor, dass man, wenn man als Kunde mit einer der Frauen ins Gespräch gerät und dann irgendwann vorschlägt aufs Zimmer zu gehen, zu hören bekommt: "Noch nicht", und nach einem Blick auf die Uhr, "In zwei Minuten, dann darf ich wieder." Auch dies wieder eine Massnahme, die darauf hinzielt, die Frauen körperlich nicht zu überfordern. Also, auch wenn es an Tagen innerhalb von drei Stunden 60 Männer im Haus gibt, und zehn Frauen, kann es nie so sein, dass die Frauen 6 Männer innerhalb diesen drei Stunden haben.
5. Die Frauen dürfen selber bestimmen, an welchen Tagen sie nicht arbeiten.
6. Die Frauen wohnen, so weit mir bekannt, auch nicht im Haus. Ich kenne mindestens eine, die wohnt mit ihren Kindern; eine andere arbeitet in Bochum, wohnt aber in Düsseldorf.
7. Wie die Frauen genau bezahlt werden, weiss ich natürlich nicht. Aber ich schätze, die Anzahl Zimmergänge ist wohl mitbestimmend: Jeder wird vermerkt. Wohl auch gibt es irgendein Bonussystem. Der Kunde wird beim Abschied nach seiner Favoritin des Tages gefragt. Die an einem Tag meist Erwähnte, so kann ich mir vorstellen, empfängt dafür wohl eine Belohnung. Ob das aber tatsächlich der Fall ist, kann ich nicht sagen.
Es arbeiten in dieser Kette Frauen, die schon seit Längerem da sind und sehr selbstsicher wirken, und, wie schon bemerkt, auch Kinder zu versorgen haben. Es sieht also ganz danach aus, dass sich die Arbeit dort lohnt. Und wohlgemerkt, sie dürfen auch über Längeres Ferien machen, mehrere Wochen lang. Eine derer hat mir mal schon gesagt: "Nie im Leben wieder eine Beziehung, dies ist alles viel schöner."
Mir ist auch aufgefallen, dass diejenige Frauen, die ganz offensichtlich kein Spass bei der Sache haben, nicht lange da bleiben. Von (dauerhaftem) Zwang kann also nicht die Rede sein.
Nun, die Geschichten solcher Frauen würde ich liebend gerne aufzeichnen. Nur, ich bin Kunde, und werde nie denselben Draht zu ihnen haben können, wie Kolleginnen. Trotzdem bin ich der festen Überzeugung, dass gerade zu einer Zeit wie der heutigen es unumgänglich ist, auf die Frauen in Pauschalclubs, FKKs usw zuzugehen, und ihre Geschichten (anonymisiert, versteht sich) der Öffentlichkeit anzubieten. Gerade jetzt, wo sich in immer mehr Staaten (eben auch bei mir in den Niederlanden, aber natürlich auch sonst wo) ein Totalangriff auf die Prostitution breitmacht, ist eine solche Gegenstimme unumgänglich. Es muss einfach klargestellt werden, dass die Anbieterinnen von Privatempfang oder Escort oder Domina-Studio, oder auch diejenigen die in Edelbordellen arbeiten, nicht die grossen Ausnahmen sind. Solange es keine vernünftigen Veröffentlichungen gibt, die genau den Rumäninnen, Bulgarinnen, Ungarinnen, Nigerianerinnen usw., oder auch den Club-Frauen welchen Typs auch immer eine Stimme verleihen, kann immer so getan werden, als wären die grundsätzlich Ausbetungsopfer, auf welcher Art und Weise auch immer.
Man sollte auf sie zugehen. Auch zum eigenen Schutz.