
Die FAZ vom 25.07.2013 brachte einen Artikel über "ein wildes moralisches Bild von Jan van Amstel", das in der Berliner Gemäldegalerie hängt. Professor Jürgen Müller, Dresden, hat eine Erläuterung dazugeschrieben (auf die ich mich im folgenden stütze).
Daas Bild zeigt einen Puff der damaligen Zeit. Links steigt ein Paar die recht steile Treppe herab, offensichtlich kommt man vom "Zimmer" im oberen Stock. Daneben ist ein Paar dabei, zur Sache zu kommen - der Kunde verkauft dem fliegenden Händler anscheinend ein Schmuckstück, um die Hure bezahlen zu können. Das kleine Bild erzählt eine Fülle von einzelnen Geschichten, jedesmal hat man das Gefühl, gerade mitten im Handlungsstrang zu stehen.
Rechts kommt es offenbar zum Zickenkrieg: eine Frau drückt eine Widersacherin brutal mit dem Knie auf den Boden, um ihr mit Kraft eine Ohrfeige herunterzuhauen. Hier zitiert Jan van Amstel für seine prügelnde Prostituierte sehr direkt Raffaels berühmtes Fresko "Amor und Psyche" aus der Villa Farnesina in Rom mit der keuschen Nymphe Galatea.
Im Scan wahrscheinlich nicht zu erkennen ist eine Inschrift über den Butzenscheiben hinter dem Esstisch. Dort steht sinngemäss "Dieses Ding lässt die Döchter zugrunDe gehen". Der Buchstabe "D" ist dabei schön geschwungen zu einem steifen Schwanz - man weiss also, worum es geht.
Das Bild wurde natürlich religiös umgetitelt zum "Gleichnis des verlorenen Sohnes". Es ist ein schöner Gruss an die heutige Rotlichtwelt aus einer vergangenen Zeit.
Liebe Grüsse,
Friederike